Dem Wahnsinn so nah
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Disclaimer:
I do not own the Forgotten Realms books. I do not make any money from the writing of this story.
9. Kap. Maske eines Gottes
9. Kapitel
Maske eines Gottes
Der zweite Sohn des Hauses Baenre und Waffenmeister Dantrag trat einen Schritt auf Nhaundar zu und stand mit blutigen Händen und Oberkörper vor dem noch immer knienden Shar.
„Jetzt habe ich Zeit für dich, Sklave“, raunte der Waffenmeister dem jungen Halbdrow zu, wobei seine bernsteinfarbenen Augen vor Erregung aufleuchteten.
Das Herz des Jungen wollte augenblicklich stehen bleiben. Die Angst schlich sich in jede Faser seines Seins und er wünschte sich lediglich ein schnelles Ende. Jedoch nicht auf die gleiche Art und Weise, wie die Frau oder gar noch schlimmer. Die Erinnerungen über Folter, Mord, unsagbarer Pein und absoluter Erniedrigung wirbelten durch seinen Kopf und er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Erneut fing der hagere Körper an zu beben und Shar wünschte sich noch sehnsüchtiger, dass er bereits nicht mehr am Leben wäre. Verzweifelt schielte der Junge zu Handir hinüber, der nur mit einem traurigen Blick seinen Sohn bedachte. Dantrag griff schließlich mit einer blutigen Hand nach der Kette von Shars Halsband und zog den eingeschüchterten jungen Halbdrow auf die Beine. Der Junge bekam kurzzeitig keine Luft, als ihm der heftige Ruck den Atem nahm. Dann blickte er nach oben, beide schauten sich Aug in Aug an und Dantrag wirkte bedrohlicher als jemals zuvor. Ein dämonischer Gesichtsausdruck ließ Shar noch mehr erzittern und er schien vor Furcht fast der Ohnmacht nahe.
„Nhaundar, wie immer?“, richtete Dantrag überraschend eine Frage an den Sklavenhändler ohne Shar dabei aus den Augen zu lassen.
„Ja, Waffenmeister, Dipree hat alles vorbereitet“, erklärte Nhaundar und hoffte inständig, dass der Drowsklave seine Anweisungen zur Zufriedenheit des Sohnes aus dem ersten Haus erledigt hatte.
„Komm’ mit!“, befahl Dantrag herrisch dem jungen Shar, der bei diesem Tonfall nichts lieber getan hätte, als sich irgendwo in einem Loch zu verkriechen. Hilfe suchend sah er zu seinem Herrn hinüber, der ihn lediglich kalt anstarrte.
„Tu was man dir sagt, Sklave“, war Nhaundars einzige Erwiderung auf den Blick.
Daraufhin zerrte Dantrag an der eisernen Kette von Shars Halsband und schleifte den jungen Halbdrow mehr oder minder hinter sich her.
Zum selben Zeitpunkt erreichten Sorn und Nalfein Dalael die Ehrentribüne und beide beobachteten, wie der Waffenmeister den Jungen grob hinter sich her zog. Nalfein, der Krieger der Zwillingsbrüder rümpfte leicht angeekelt die Nase. Er selbst fand nur Geschmack an den weiblichen, hinreizenden Formen und verstand nicht, wie man sich dem gleichen Geschlecht zuwenden konnte und dabei Spaß hatte. Obwohl ihm klar war, dass dieser Halbdrow keine Freude dabei empfinden würde. Besonders wenn er an das Alter des Jungen dachte, der seiner Meinung nach kaum die Geschlechtsreife erlangt hatte. Sein eigener Bruder gehörte, wie die meisten hier anwesenden Gästen an dem heutigen Abend zu denen, die das eigene Geschlecht bevorzugten und einer Frau nichts abgewannen. Nun verzog selbst Sorn hinter seiner Maske leicht das Gesicht vor Abscheu, wenn er nur daran dachte, was den jungen Shar diese Nacht erwarten könnte. Lieber hätte er den Halbdrow in die Arme genommen und ihm womöglich gezeigt, dass der Geschlechtsakt auch Spaß und Freude mit sich brachte. Wenn er vielleicht irgendwann nicht mehr von der Hand in den Mund leben musste, könnte sich ihm diese Gelegenheit vielleicht bieten. Doch vorerst musste er sich in Zurückhaltung üben und das tat er sogleich, indem er sich Nhaundar zuwandte.
„Die Bezahlung“, erklärte Sorn kurz angebunden und schaute dem Sklavenhändler in das schmierige Gesicht. Dieser schien ganz in Gedanken versunken und der Priester hätte ohne Probleme diese erraten können. Sie drehten sich sicher um das grausame Szenario des Abends oder um die qualvollen Momente zwischen dem Waffenmeister und Shar. Ein kalter Schauer jagte dem Kleriker über den Rücken. Eine Vorstellung, die er sich selbst nicht ausmalen wollte.
„Nhaundar? Die Bezahlung“, machte Sorn nochmals auf sich aufmerksam.
Der Sklavenhändler wurde aus seinen Gedanken gerissen und bedachte die beiden Brüder mit einem hinterhältigen Grinsen. „Natürlich die Entlohnung“. Daraufhin griff Nhaundar unter seine Robe, die er über einem schwarzen Hemd und seiner schwarzen Lederhose trug und fischte nach einem Lederbeutel. Als er ihn gefunden hatte, reichte er ihn mit dem gleichen Grinsen Sorn. „Ich würde mich freuen, wenn ihr die Nacht noch hier verbringen würdet, Priester. Ihr und euer Bruder könnt eines der Zimmer bekommen.“
Die Zwillinge schauten sich bei diesen Worten fragend in die Augen, kannten aber keinen Grund, wieso sie ablehnen sollten. Immerhin würde es sich um eine der Nächte handeln, wofür sie kein Geld ausgeben müssten. Doch waren sich beide im Klaren darüber, dass der Sklavenhändler nicht selbstlos handelte.
„Nhaundar, eure Großzügigkeit in allen Ehren, aber was ist der wahre Grund? Wir besitzen Verstand um zu wissen, dass ihr damit ein bestimmtes Ziel verfolgt“, erwiderte Sorn als erster der Beiden.
„Ja, Bruder, die schleimige Schlange besitzt immerhin kein Herz. Obwohl es mich wundert, dass er …“, kam Nalfeins Kommentar, der jäh von Sorn mit einem Stoß in die Rippen zum Schweigen gebracht wurde.
„Welche Unhöflichkeit, Brüder Dalael. Aber ich will darüber hinweg sehen. Es gibt tatsächlich einen Grund und der ist soeben in die oberen Stockwerke verschwunden“, erwiderte Nhaundar mit vorgespieltem verletzten Stolz. Eigentlich waren ihm die beiden Drow völlig egal, doch heilende Kräfte konnten von Nöten sein wenn der Morgen anbrach.
„Kommt zur Sache, denn der Abend war anstrengend“, meinte Sorn, der nun neugierig den Sklavenhändler beobachtete.
„Ich will es kurz machen. Der Waffenmeister ist nicht für seine Zärtlichkeit bekannt und es könnte die Möglichkeit bestehen, dass ich nochmals eure klerikalen Kräfte benötige, Priester. Gegen Bezahlung selbstverständlich.“
Sorn und Nalfein schauten sich erneut an und verstanden sich ohne Worte. Eine kostenlose Nacht und wenn Sorn ausgeruht war, dann wäre gegen eine weitere kleine Anrufung seiner göttlichen Kraft nichts einzuwenden.
„Wir nehmen an“, willigte der Vhaeraunpriester ein und Nhaundar gab Yazston mit einer Geste zu verstehen, er solle beide nach oben in eines der Zimmer führen.
„Ich hoffe nicht, dass es euch etwas ausmacht in einem Bett zu schlafen?“, fragte der Sklavenhändler schmierig und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
„Kein Problem“, kam jedoch die knappe Antwort Sorns. „Eigentlich sind wir beide nur müde.“
Nhaundar hatte sich eine eher missmutigere Reaktion vorgestellt und ließ einen enttäuschten Gesichtsausdruck sichtbar werden, aber immerhin hatte er für alle Fälle für den Morgen vorgesorgt. Kurz darauf führte Yazston den Priester und den Krieger nach oben. Zurück blieb ein Sklavenhändler, der inständig hoffte, dass der Waffenmeister den Halbdrow in einem relativ guten Zustand wieder zurückgab. Aber noch etwas regte sich in dem Drow, doch konnte er es nicht beim Namen nennen. Sein Inneres sträubte sich dagegen, dass nicht er es war, der den jungen Sklaven heute bei sich im Bett hatte.
Dantrag Baenre und Shar kamen zur gleichen Zeit ohne Zwischenfälle im ersten Stockwerk an und dort wartete bereits ein sich verbeugender Dipree auf den Waffenmeister. Beide folgten dem Leibdiener und gelangten in eines der Zimmer, die für besondere Gäste und ihre Liebessklaven reserviert waren. Dipree wies höflich mit einer einladenden Geste den Sohn des ersten Hauses ein und bedachte dabei den jungen Halbdrow mit einem mitleidigen Blick.
Shar wurde sich der unerwarteten Gefühlsregung des Dunkelelfensklaven bewusst, doch so recht konnte er mit der neuen Situation nichts anfangen. Die Furcht vor dem Unbekannten saß noch tief und Shar selbst musste sich zu jedem weiteren Schritt antreiben lassen, während er mehr oder minder in das Zimmer geschleift wurde. Der Junge dachte immer wieder an die grausamen Bilder der toten Frau zurück, die dieser Drow ohne Gewissensbisse tötete und Shar wünschte sich erneut ein schnelles Ableben. Das Einzige, was den jungen Halbdrow nicht auf der Stelle völlig verzweifeln ließ, war die einfache Tatsache, dass die Seele seines Vaters seinem Jungen auf dem Fuß folgte. So auch in das kleine, nun hell erleuchtete Zimmer.
Dantrag schob Dipree soeben grob aus dem Türrahmen und verriegelte die Tür. Der Waffemeister warf sein neustes Spielzeug im nächsten Atemzug auf den Boden und musterte dieses mit funkelnden Augen. Der Junge landete auf allen Vieren auf dem harten Boden. Dantrag beobachtete weiter den jungen Halbdrow, der zusammen gekauert vor ihm saß und gerade die Hände schützend über seinen Kopf hielt. Gelassen, ohne auf die verängstigte Haltung des Jungen zu achten, ging Dantrag zu einem kleinen Tisch hinüber und legte seinen diamantenbesetzten Waffengürtel mit beiden Langschwertern darauf ab. Schließlich widmete er sich dem genüsslichen Teil des Abends. Er schritt nun hinüber zu einem großen Sessel und ließ sich hinein fallen.
"Komm her!", knurrte er und Shar hatte keine Wahl als dem Befehl folge zu leisten und rutschte kniend zu dem Sessel hinüber. Er spürte sofort wie die Hand des Fremden sanft durch sein Haar strich und ihn anschließend im Nacken packte und zu sich hoch zog. Fast Aug in Aug konnte so der junge Halbdrow die glühenden bernsteinfarbenen Augen des Dunkelelfen sehen. Von hinten spürte Shar eine sanfte Hand, die sich auf seine Schulter legte. Da wurde der Junge etwas ruhiger. Handir war bei ihm.
"Schau’ mir in die Augen, Sklave", befahl der Waffenmeister.
Dantrag erfasste in jenem Moment das unschuldige Wesen, das sich hinter den tiefblauen Augen versteckte und die Lust und Leidenschaft nahm von ihm Besitz. Er kannte plötzlich nur noch einen Gedanken, er wollte diesen Jungen für sich, ganz und gar. Alles von dem jungen Körper sein Eigen nennen und seinen Spaß mit ihm haben. Die fehlende Erfahrung reizte dabei den Waffenmeister am meisten. Nhaundar hat wirklich ein Händchen für das Exotische, dachte sich Dantrag und beobachtete wie ein Besessener den jungen Halbdrow.
Zitternd gehorchte Shar. Die bernsteinfarbenen Augen starrten ihn immer noch voller Lust und Gier an, so dass der junge Halbelf am liebsten schreiend geflohen wäre.
"Leck’ das Blut auf meiner Brust ab", flüsterte der Waffenmeister dem Sklaven zu und dabei huschte ein listiges Grinsen über dessen Gesicht. Einen Augenblick später sah er den Ekel, der sich auf bei den Zügen des jungen Halbdrow abzeichnete und sein Griff in dessen Nacken wurde stärker und verlieh seinem Befehl mehr Ausdruck.
Shar im Gegenzug wollte die Worte nicht glauben, die er soeben vernommen hatte. Der Drow konnte doch nicht wirklich von ihm verlangen. das Blut von dessen nackten Oberkörper zu lecken. Die Übelkeit drohte den hageren Körper erneut zu übermannen, doch er versuchte den Brechreiz so gut es ging zu ignorieren. Der sanfte Druck von Handirs Hand tat sein übriges.
"Mach’ schon, Sklave", knurrte Dantrag ungeduldiger und er liebte die blanke Angst in den blauen Augen des Jungen zu beobachten.
Während er den Griff im Nacken immer weiter intensivierte, wanderte seine andere Hand bereits über den nackten Körper seines neuen Spielzeugs und er freute sich schon auf die folgende Nacht.
Zögerlich begann Shar jetzt dem Befehl nachzukommen, um unliebsamen Schmerzen zu entgehen und leckte ganz zaghaft über die nackte, blutige Brust des Dunkelelfen. Er mied den Gedanken, was er gerade tat und versuchte etwas, dass ihm eben sein Vater ins Ohr geflüstert hatte. Er leckte den Oberkörper ab wie befohlen, doch er umging die Stellen mit dem Blut.
"Leck’ es ab", schnappte Dantrag nun wütend und griff Shar völlig unverhofft in den Schritt. Er packte so fest zu, dass der Junge vor Schmerzen aufschrie. Der Waffenmeister musste laut auflachen, als er die gequälte Stimme des hübschen Sklaven vernahm, was seine eigene Lust noch weiter steigerte.
Dies ließ den dünnen Leib Shars erneut erzittern und er wollte sich aus dem Griff lösen. Er zerrte und riss an Dantrags Armen, der überrascht und dämonisch grinsend den jungen Halbdrow machen ließ. Jedoch nur einige Momente später verstärkte der Waffenmeister wieder den Griff im Nacken und lachte markerschütternd.
„Du willst wohl spielen, mein Hübscher? Dann leck’ es ab!“, befahl Dantrag und in seiner Stimme lag eine Grabeskälte, die Shar einen Schauer über den Rücken jagte.
"Sei nicht so schüchtern, mein Hübscher", schnurrte Dantrag plötzlich milder und begann mit seiner Hand an Shars Männlichkeit zu spielen.
Das wechselhafte Verhalten erschreckte den Jungen zutiefst. Nhaundar schien von seiner Art nicht viel anderes wie dieser Dunkelelf, doch sein Herr wirkte berechenbarer. Shar wusste nur eins, er wollte es nicht und wurde doch gleichzeitig auf eine seltsame Art von den Fingern des Dunkelelfen dazu getrieben, es auf fremdartige Art und Weise gut zu finden. In der Hoffnung weiteren Schmerzen zu entgehen begann der junge Halbdrow nun wieder mit der Zunge über den blutverschmierten Oberkörper zu lecken. Er schmeckte das Blut auf seiner Zunge und der Ekel stieg in ihm auf. Angestrengt versuchte er an etwas anderes zu denken.
Mittlerweile war er bei den Brustwarzen angekommen und auch hier leckte er ebenso intensiv wie schon zuvor. Er spürte wie sie unter seiner Berührung erhärteten und der Fremde ein leises Seufzen ausstieß.
"Mach’ weiter", stöhnte Dantrag ihm entgegen.
Und gleich darauf tat der Halbdrow, wie ihm geheißen. Nach weiteren Minuten war Dantrag bereits so erregt, dass er nicht an sich halten konnte. Er wollte den Jungen nehmen. So stieß er ihn zuerst von sich weg, stand auf, nur um Shar daraufhin wieder zu packen und schleifte ihn hinüber zu dem großen Bett. Mit einem kräftigen Ruck schleuderte Dantrag den jungen Halbdrow auf das Bett und gesellte sich zu ihm. Das Einzige was man noch in dieser Nacht von Shar hörte, waren seine entsetzlichen Schreie, die über den leeren Flur hallten und ungehört in der Nacht vergingen.
Sorn Dalael und sein Bruder Nalfein bekamen wie von Nhaundar versprochen ein recht ansehnliches Zimmer im Erdgeschoss zugewiesen und begannen gleich damit, jeden Winkel auf das Genauste zu überprüfen. Keine Falle oder derartig andere Gemeinheiten des Sklavenhändlers waren zu finden. Zufrieden über die wohl ruhige Nacht, die sie vor sich hatten, schickten die Brüder sich an, sich schlafen zu legen. Es dauerte keine halbe Stunde und Nalfein Dalael schlummerte friedlich schnarchend in dem kuscheligen Bett. Sorn lag neben ihm und dachte einige Zeit über die Geschehnisse des Tages und den Verlauf des Abends nach. Die Folterung an einer Hohepriesterin Lolths beflügelte sein Herz und er freute sich innerlich wie ein kleiner Junge, seinem Gott so einen großen Dienst erwiesen zu haben. Seine Gedanken wurden kurz unterbrochen, als sein Bruder sich zu ihm herumdrehte und zusammengeknüllt wie ein Wollknäuel neben ihm lag. Die Augen geschlossen jedoch mit einem seligen Lächeln auf den Lippen. Sorn konnte sich die träumerischen Phantasien seines Bruders bildlich ausmalen und er schüttelte sich kurz. Lüsterne Phantasien im Traum waren die einzigen Gedanken, die der Vhaeraunpriester bei diesem Anblick in den Sinn kamen. Leise gemurmelte Worte kamen über Nalfeins Lippen und verrieten seinem Zwillingsbruder, dass er wohl von einem Harem voller Frauen zu träumen schien. Da kam Sorn ein ganz anderer Gedanke in den Kopf. Der junge Halbdrow. Wie es ihm wohl gerade erging und was der perverse Waffenmeister mit ihm gerade machen würde? Er wollte es sich gar nicht vorstellen, wenn schon ein Nhaundar seine Gastfreundlichkeit auf diese Weise ihm und seinem Bruder anbot. Er hoffte inständig, dass es morgen kein böses Erwachen für ihn, seinen Bruder und Shar gab. Mit diesen Gedanken kam die Müdigkeit nun auch über den Kleriker und er fiel in einen tiefen, aber traumlosen Schlaf.
Auf der Oberfläche des Kontinents Faerûns hätte es für einen Menschen, Elfen, Ork oder gar einem Goblin nun die Stunde vor der Dämmerung geschlagen. Doch im Unterreich, wo ewige Finsternis die dunklen Gänge, Kavernen und Höhlen in ihren dauerhaften Bann zog, war es nun im Haus Xarann still und leise. Nur die Wachen auf dem Anwesen und an dem großen Eisentor zur Stadt hielten sich auf ihrem Posten mit Spielen oder dummen Geschwätz bei Laune. Hier und da huschten einzelne Personen durch die dunklen Gassen und Straßen von Menzoberranzan oder ruhten wie die meisten zu Hause in ihren Gemächern.
In dem Zimmer der Zwillingsbrüder stattdessen begann sich etwas zu regen. Ein namenloser Schatten durchdrang das Mauerwerk und ein dunkler Nebel erfüllte plötzlich den Raum. Er waberte still auf der Stelle und begann sich allmählich zu einer Form zu verdichten. Der Schatten wirbelte umher und einige Atemzüge später stand auf der gegenüberliegenden Seite des Bettes ein Drow. Eine trug eine schwarze, eng anliegende Lederrüstung, die jeden Zentimeter seines Körpers attraktiv und durchtrainiert erscheinen ließ. Eine flammendrote Robe aus Seide, die an den Rändern mit silbernen Runen gesäumt war, unterstrich die bezaubernde Statur des Körpers. An seinem Waffengürtel prangten sichtbar ein Kurzschwert und ein Dolch mit schwarzen Klingen. Sein Gesicht, von einer goldenen Halbmaske bedeckt, schaute er zufrieden aus und die rot glühenden Augen leuchteten sanft in der schwarzen Dunkelheit des Zimmers. Ein Lächeln zierte nun die attraktiven Züge des fremden Drow, der seinen Blick starr auf die schlafenden Zwillingsbrüder im Bett richtete. Sein weißes, langes Haar fiel ihm locker über die Schultern.
Sorn schlief zuerst tief und fest und dabei hatte er jäh das Gefühl nicht mit seinem Bruder alleine zu sein. Plötzlich wälzte er sich unruhig im Bett hin und her und streifte letztendlich die Bettdecke von sich. Nackt lag er im Bett und schlug wie von einem Blitz getroffen eilig die Augen auf. Sein Herz begann unvermittelt wild in seiner Brust zu schlagen und ein wenig desorientiert wanderte sein Blick als erstes zu seinem Bruder. Nalfein jedoch schlief immer noch selig neben ihm, das Kissen fest an sich gedrückt, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen und schien nichts mitzubekommen. Etwas beruhigter starrte Sorn nun an die Decke. Wieder überkam ihm das Gefühl, als wären er und sein Bruder nicht alleine. Erschöpft raffte er sich auf und sah auf der anderen Seite des Raumes, einen Drow stehen. Erschrocken riss er die Augen auf, während sein Kiefer aus Fassungslosigkeit nach unten klappte. Tief in seinem Inneren wusste er genau, wer sich ihm dort offenbarte, doch konnte und wollte ein Teil von ihm es nicht wahrhaben. So etwas war ihm in all der Zeit als Priester niemals widerfahren und sein Herz raste wie ein aufgestachelter Bienenschwarm in seiner Brust.
„Mein … mein Maskierter Fürst“, stammelte Sorn leise und ehrerbietig.
„Der bin ich. Nicht so schüchtern, Sorn Dalael“, verkündete der Drow vor ihm in seinen Gedanken und der Priester erkannte im gleichen Augenblick, dass sich die Lippen des Gottes nicht bewegten. Gleichzeitig trat eine einzelne rote Haarsträhne in dessen eben noch weißen Haaren auf. Dies tat er mit Absicht, um den köstlichen Moment eines zutiefst erschrockenen Priesters zu genießen. Er liebte die Gefahr und die Angst zu spüren, die diese Reaktion bei dem Kleriker auslöste.
Sorn erkannte plötzlich, dass der Drow vor ihm tatsächlich Vhaeraun, sein Gott war und merkte, wie ihn die Bestürzung beschlich. Was habe ich nur getan? Kommt er um mich zu bestrafen?
„Dich bestrafen? Wofür und weshalb? Ich bin gekommen, um dir zu gratulieren, aber vielleicht ist dein Glaube nicht stark genug“, erklang die nun etwas zornige Stimme im Kopf des Klerikers und für Sorn schien es, als wären es tausend Stimmen gleichzeitig, die zu ihm sprachen.
Nun trat eine weitere rote Haarsträhne in das weiße Haar seines Gottes. Das war ein Zeichen für Wut und ein wütender Gott wünschte sich Sorn jetzt auf keinen Fall. Dann bemerkte der Priester, dass er nackt und ohne Bettdecke im Bett lag und klaubte sich eilig die Decke vom Boden auf, die versehentlich während seines Schlafes nach unten gerutscht war. Er zog sie sich fast bis zur Nasespitze und schämte sich vor Vhaeraun, saß er doch mit nichts an als seine Haut vor seinem Gott.
Diese Reaktion erfüllte Vhaeraun mit Belustigung und er wusste wieder, wieso er diesen Drow in seine Reihen der Priesterschaft aufgenommen hatte. Er war loyal, pflichtbewusst aber auch ein wenig verrückt und dessen Schamgefühl amüsierte ihn nun. Doch er war ein Gott und er spielte auch gerne mit seinen Anhängern und ließ augenblicklich seine Haare flammendrot erscheinen.
Sorn erschrak jetzt endgültig und schien etwas ängstlich überrascht über die Wut, die sein Gott soeben offen darlegte. Wie habe ich ihn erzürnt? dachte er.
Diesen Gedanken erfasste Vhaeraun und ein Lächeln trat auf sein attraktives Gesicht, das stets von der goldenen Halbmaske bedeckt wurde. „Du amüsierst mich oder bist du der Meinung, ich habe noch niemals einen nackten Drow gesehen?“
Jetzt war es wieder Sorn, der verblüfft auf die andere Seite starrte und sich wieder bewusst wurde, dass er vor seinem Gott nichts verheimlichen konnte. „Ich wollte nicht vor euch als unwürdig dastehen. Es kommt so überraschend und ich liege hier im Bett während ihr mich mit eurer Anwesenheit ehrt, mein Maskierter Fürst“, antwortete Sorn ehrfürchtig.
„Du erheiterst mich wirklich und du bist du mir ein treuer Diener. Dies solltest du wissen“, säuselte nun Vhaeraun zum ersten Mal mit seiner Stimme, die von göttlicher Macht erfüllt war und seine Haare wurde plötzlich wieder weiß wie Schnee. Danach ging sein Blick zu Nalfein. Dieser lag wie zuvor im Bett und grinste lüstern im Schlaf. Vhaeraun konnte den Traum bildlich vor seinem inneren Auge sehen und schmunzelte.
Sorn währenddessen schämte sich im gleichen Atemzug für seinen Bruder, der nichts Besseres im Schlaf zu tun hatte, wie die Frauen der Welt zu beglücken. Doch es wunderte ihn, dass Nalfein nicht erwachte, der doch stets bei dem kleinsten Geräusch aufschreckte.
„Mach dir keine Sorgen, dein Bruder tut das einzig Richtige“, lachte Vhaeraun auf und nun waren seine Haare blau und färbten sich dann wieder in ein glänzenden Weiß zurück. „Er wird schlafen solange ich das will.“
„Mein Maskierter Fürst, was wünscht ihr von mir?“, fragte nun Sorn erleichtert.
„So gefällt mir das Ganze schon besser, Sorn Dalael. Ich bin zu dir gekommen, um dich für die Anteilnahme an der Folterung an der Priesterin zu beglückwünschen. Die Hure meiner Mutter wird ihr endlich im Jenseits zu Diensten sein, wohin ihr wohl bald noch viele folgen werden. Eines Tages werde ich der falschen Schlampe den Kopf eigenhändig ausreißen, ihren stinkenden, Maden zerfressenen Körper wie ein Insekt zertreten und letztendlich auf das Häuflein Scheiße spuken …“, suhlte sich Vhaeraun in der Ausführung über die Vernichtung Lolths. Ein dämonisches Grinsen trat auf sein Gesicht und er betrachtete schon fast gedankenverloren den Priester vor sich.
Sorn musste bei diesen Worten ebenfalls grinsen, doch gleichzeitig beschlich ihn ein seltsames Gefühl. Ob es an der Tatsache lag, dass ein Gott ihn mit seiner Anwesenheit beehrte oder an den Schilderungen über die Vernichtung Lolths, das konnte der Kleriker nicht sagen. Als Vhaeraun geendet hatte strahlten seine Augen unheilsvoll in Sorns Richtung. Plötzlich machte er einen Schritt nach vorne und dann noch einen und kam langsam auf den Priester zu.
„Mein Maskierter Fürst, ich danke euch“, flüsterte Sorn respektvoll in die Richtung seines Gottes und senkte sein Haupt.
„Dir wird heute eine große Ehre zuteil, Sorn Dalael“, meinte Vhaeraun mit einem hinterhältigen Grinsen und stand nun unmittelbar vor dem Kleriker, der leicht bebend und noch immer nackt im Bett saß. Vhaeraun erhob eine Hand und strich zaghaft über eine weiße Strähne des langen Haares des Priesters. Er schloss dabei kurz die Augen und konzentrierte sich. Die Strähne verfärbte sich daraufhin flammendrot.
Sorn zitterte leicht bei der Berührung Vhaerauns, aber wusste auch gleichzeitig, dass er nichts zu befürchten hatte. Plötzlich durchströmte ihn eine wohlige Wärme und als sein Gott die Hand von seinem Kopf nahm spürte er sich von Glückseeligkeit erfüllt.
„Ich habe dir meinen Segen auf deinem weiteren Weg gegeben. Nutze ihn gut und ich werde dir eines Tages noch mehr zukommen lassen“, säuselte Vhaeraun und ging nun einen Schritt zurück und betrachtete mit glühenden Augen sein Werk. Doch etwas anderes drängte sich plötzlich in eine seiner tausend Facetten, die sich mit den Gedanken seines Priesters beschäftigten. Vor seinem inneren Auge erschien das Bild eines jungen Halbdrow, nackt und mit eiserner Halskette um den Hals.
„Wer ist das?“, fragte Vhaeraun etwas überrascht.
„Wer ist was, mein Maskierter Fürst?“, fragte nun Sorn ebenfalls verblüfft und erhob den Kopf wieder.
„Der Halbdrow an den du gedacht hast“, brauste Vhaeraun etwas ärgerlich auf.
„Das ist Shar, mein Maskierte Fürst“, antworte Sorn schnell, um damit seinen Gott nicht zu verärgern.
Zur gleichen Zeit erschien ein von Vhaerauns Avataren in einem der anderen Zimmer auf dem Anwesen des Sklavenhändlers Nhaundar Xaranns, direkt neben der unglücklich, wirkende Seele von Handir. Der Elf war mehr als überrascht und verwirrt zugleich seinen Gott urplötzlich neben sich zu sehen und neigte demütig seinen Kopf und flüsterte leise. „Mein Maskierter Fürst.“
„Sei nicht überrascht …“, begann Vhaeraun und versuchte sich nach dem Namen der erst kürzlich verstorbenen Seele zu erinnern. „… Handir, Mondelf und Sohn aus dem Hause Dyneren, einst ansässig in Cormanthor. Mein Priester hat dich zum Schutz gerufen, doch nur für eine Nacht, komm mit mir zurück.“
„Mein Maskierter Fürst, meinen Sohn kann ich nicht …“, antwortete Handir respektvoll wurde aber von dem aufbrausenden Temperament Vhaerauns augenblicklich gestoppt. „Du kannst und du wirst“, ertönte die verärgerte Antwort. Dann schien der Avatar Vhaerauns sich zu konzentrieren und nur wenige Atemzüge später huschte ein freudiges Lächeln über dessen Gesicht.
„Die Zukunft wird großes bringen. Die Aufgaben sind schwierig und vielleicht nicht leicht zu meistern“, philosophierte der Sohn Lolths und nahm die Hand von Handir in seine eigene.
Der Mondelf erschrak, blickte jedoch nun ehrfürchtig zu seinem Gott und verstand nicht, was dieser damit meinte. Er wollte nur bei seinem Sohn bleiben, der vor einiger Zeit schreckliche Schmerzen erleiden musste, aber zum Glück für Shar, nun ohnmächtig neben dem schlafenden Dantrag lag. Handir hatte die Vergewaltigung mit Tränen verschleierten Augen mit angesehen und sein Inneres blutete bei dem Gedanken, dass er seinen Sohn niemals mehr schützen konnte.
„Sei nicht traurig, Prüfungen sind manchmal nicht leicht zu verstehen“, sprach Vhaeraun plötzlich ruhig.
Daraufhin sah Handir vor sich einen Schleier. Nebel bildete sich um ihn und seinen Gott und im nächsten Moment strömte seine Seele in Begleitung von Vhaeraun durch Alles und Nichts. Die beiden verschwanden im Zimmer, während Shar in dem Bett lag und sich tief in seinem Inneren nichts mehr wünschte, als nicht mehr zu sein.
Sorn, der immer noch in seinem Zimmer zusammen mit Nalfein und Vhaeraun verweilte, bekam von alldem nichts mit. Vhaeraun stand konzentriert vor ihm und bedachte ihn nach einigen Minuten wieder mit glühenden Augen. „Du hast Recht getan, mir dies zu offenbaren. Der Segen wird dich beschützen und ich hoffe, du wirst die Huren des Insekts, das sich meine Mutter schimpft, vernichten.“
Dann lächelte Vhaeraun den Kleriker an und augenblicklich umwaberte ihn einen schattenhafter Schleier aus Nebel. Er wirbelte wild durch die Luft und verschwand auf der Stelle im Nichts. Sorn rieb sich die Augen und konnte es nicht glauben, was sich hier zugetragen hatte. Träume ich noch oder bin doch wach, fragte sich der Priester. Dann überkam ihn eine unsagbare Müdigkeit und sein Kopf fiel zurück auf das weiche Kissen. Einen Moment starrte er noch fassungslos an die Decke und versuchte über die Begegnung mit seinem Gott nachzudenken, dann schlossen sich seine Augen und Sorn glitt in einen traumlosen Schlaf.
Der Morgen kam und Dantrag Baenre erwachte in den weichen Kissen des Bettes und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Er schaute sich um und erkannte den jungen Sklaven neben sich liegen. Er schien noch zu schlafen, denn er rührte sich nicht. Bei diesem Anblick huschte dem Waffenmeister ein weiteres dämonisches Lächeln über das attraktive Gesicht und seine bernsteinfarbenen Augen leuchteten vor Verzückung, während er kurzzeitig in den Erinnerungen der Nacht schwelgte. Doch er war sich auch bewusst, dass er sein Glück nicht überstrapazieren durfte, denn auf ihn warteten die Pflichten eines Waffenmeisters. Eilig raffte er sich aus den weichen Bettlaken und streifte sich seine Kleidung über. Letztendlich nahm er seinen diamantenbesetzten Waffengürtel mit den beiden magischen Klingen und würdigte Shar noch einen Augenblick. Dieser junge Halbdrow zog ihn regelrecht in seinen Bann. Er wirkte einfach viel zu hübsch, als dass er es mit rechten Dingen zuging, sagte sich Dantrag. Aber bald wirst du wieder in meinen Armen liegen, schwor er sich und wusste gleichzeitig, dass er dem Sklavenhändler sobald es seine Zeit zuließ, wieder einen Besuch abstatten musste. Er würde Shar mitnehmen, so wie er es auch mit dem Vater stets getan hatte und dann hätten sie ihren Spaß miteinander. Obwohl eigentlich eher der Dunkelelf seine perversen Phantasien ausleben und ausprobieren würde, als dass der Junge seine wahre Freude an den sexuellen Spielchen des Waffenmeisters hätte. Aber solche Gedanken verdrängte der Drow gerne und dachte jetzt nur noch an seine Pflichten, die er gegenüber dem ersten herrschenden Haus von Menzoberranzan zu erfüllen hatte. Er wand sich um, seufzte kurz auf und verschwand lautlos in den Gängen. Einige Minuten später huschte er durch die Straßen der unterirdischen Stadt, seinen schwarzen Piwafi eng um sich geschlungen und kehrte zurück ins Haus Baenre.
Kurze Zeit später spürte Shar, wie ihn jemand an seinen Schultern rüttelte. Verschlafen und verwirrt versuchte er mit seiner Hand dieses lästige Etwas zu vertreiben. Dann wieder dieses Schütteln. Erst jetzt begriff der Junge, dass er nicht mehr schlief und augenblicklich kehrten seine Sinne zurück. Er öffnete die Augen und blickte in die roten Augen von Dipree. Erschrocken darüber war er plötzlich hellwach.
„Los, steh’ auf und komm’ mit“, befahl ihm Dipree mit gleichgültigem Ton.
Shar blickte ihn einfach nur an und je länger er liegen blieb, desto mehr Erinnerungen drangen ihm in sein Gedächtnis. Er bekam es sofort mit der Angst zu tun und er wand sich in dem Bett herum um erleichtert fest zu stellen, dass er mit Dipree alleine war. Der grausame Mann schien verschwunden zu sein und er lag alleine in diesem großen Bett. Ein befreiter Seufzer kam aus tiefsten Herzen und er versuchte sich aufzusetzen. Doch da merkte der junge Halbdrow, dass ihm jeder einzelne Muskel und Knochen wehtat. Immer mehr Erinnerungen stürzten auf ihn ein und er begann ohne ersichtlichen Grund zu zittern. Dipree stand währenddessen einfach nur da und bedachte Shar mit ausdruckslosen Augen. Da drängte sich ein anderer Gedanke dem Jungen auf. Handir! Wo war Handir? Mit sehnsüchtigem Blick huschten seine Augen durch das Zimmer und konnten jedoch keine Spur von seinem Vater ausmachen. Eine plötzliche Leere nahm von ihm Besitz und er spürte wie die Tränen langsam in ihm aufstiegen. Kurze Momente später weinte Shar und schluchzte. „Wo ist Handir? Wo ist mein Vater?“
Dipree war überrascht. Was sollte das nun schon wieder. Er hatte eigentlich vorgehabt seinen Pflichten nachzukommen, die ihm Nhaundar aufgeladen hatte und so sollte er sich ab sofort um das körperliche Wohl des Jungen kümmern. Und eine besondere Aufgabe musste er noch hinter sich bringen, bevor der Abend anbrach. Nhaundar trug Dipree auf, er solle den Halbdrow den Unterschied zwischen Mann und Frau erklären und ihm die sexuellen Praktiken für zukünftige Begegnungen mit Dunkelelfen offenbaren. Eine sehr unwürdige Angelegenheit, wie Dipree fand, aber er gehorchte seinem Herrn. Doch die jetzige Reaktion des Jungen schien ganz aus seinem Aufgabenbereich zu fallen.
„Handir ist nicht mehr hier“, versuchte er den Jungen zu beruhigen, der immer herzzerreißender weinte. „Beruhige dich doch, er hat es jetzt besser.“
Dipree war selbst über seine Worte überrascht, doch auf seltsame Art und Weise berührte ihn die Trauer des Halbdrow. Er hatte sich einst um das körperliche Wohl des Mondelfen gekümmert und beide verstanden sich für ihre unterschiedliche Stellung im Haushalt Xarann doch recht gut, doch Dipree wollte niemals die Plätze tauschen. Auch wenn er manchmal der Meinung war, dass er eine bessere Arbeit verdient hätte, sprach er dies aber niemals laut aus. Jetzt musste er erst einmal versuchen den Jungen zu beruhigen und die lästigen Dinge hinter sich bringen. In wenigen Tagen würde sich Shar an sein neues Leben gewöhnt haben und höchstwahrscheinlich mit der Zeit so abstumpfen, dass man mit ihm alles tun konnte. Ein kleines Stück ins Diprees Herz schmerzte bei dieser Vorstellung, während der Rest so abgebrüht und mitleidslos wie immer erschien.
„Aber mein Vater war doch da“, weinte Shar bitterlich und schaute mit einem flehenden Blick zu dem Drow auf. Er verstand einfach nicht, wieso Handir ohne ein Wort spurlos verschwunden war. Als er seine Augen heute Nacht geschlossen hatte, da konnte er ihn doch noch sehen und jetzt nicht mehr. Es schien zu viel für den Jungen zu sein, der nichts von dem Priesterzauber von Sorn Dalael wusste. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als seinen Vater zurück, der mit ihm sprach und in den Arm nahm.
„Handir, wo bist du?“, schluchzte Shar verzweifelt.
„Beruhige dich endlich“, versuchte jetzt Dipree den hoffnungslosen Jungen erneut zu beruhigen. „Handir wird nicht wieder kommen.“
„Nein, das ist eine Lüge“, verteidigte sich Shar und die Tränen liefen über die hageren Wangen des Jungen ohne an eine Bestrafung zu denken, die diese Worte mit sich bringen konnten. Handir war den Abend und die Nacht über bei ihm gewesen. Dabei verdrängte er alle schlechten Erinnerungen des gestrigen Tages, selbst die Tatsache, dass er die Leiche seines Vaters mit eigenen Augen gesehen hatte und er im Hof das Blut entfernen musste. Für ihn gab es in diesem Moment nur noch eine Wahrheit und die bestand darin, dass Handir bei ihm gewesen war. „Er ist nicht weg sondern hier“, jammerte Shar und vergrub sein verweintes Gesicht in den Kissen des Bettes.
Dipree seufzte und wusste nicht so recht weiter. Er tat es als etwas Normales ab, dass der Junge sich einfach nicht mit dem Tod seines Vaters abfinden wollte und sich nichts sehnlicher wünschte, als dass dieser wieder unter den Lebenden weilte. Wohl eine gewöhnliche Reaktion, da Diprre noch niemals um eine Person getrauert hatte. Doch das Schluchzen musste bald ein Ende finden, bevor jemand davon etwas mitbekam, vor allem der Herr selbst. Eine Lösung musste her und ihm fiel nur eine ein. Er hob seine Hand und verpasste Shar eine Kopfnuss. Erschrocken darüber blickte ihn Shar mit weit aufgerissenen und verweinten Augen an.
„Dein Vater ist nicht mehr hier und du sollst aufhören zu jammern, verstanden?“, schimpfte Dirpee im schroffen Tonfall.
Shar hörte auf zu weinen, nickte lediglich und schien verwirrter als zuvor. Für ihn war es offensichtlich, dass der Dunkelelf vor ihm log und vergessen war der Schlag auf seinen Kopf. Er redete sich ein, dass Handir bald wieder bei ihm sein würde, so wie es immer der Fall gewesen war. Er schien so fest davon überzeugt, dass er sich sogar langsam beruhigte.
„Vor dir liegt heute noch viel was du lernen musst. Also reiß dich zusammen und dann wird dir auch nichts passieren“, meinte Dipree, wobei er versuchte einen neutralen Gesichtsausdruck zu machen. Er wollte dem Jungen nicht zeigen, dass er ebenfalls ein wenig über den Verlust des Mondenelfen ergriffen zu sein schien. Aber kein Gefühl der tiefen Trauer rührte sich in ihm, sondern einfach nur die Tatsache, dass er ihn nie wieder sehen würde. Daraufhin nahm er die eiserne Halskette des jungen Halbdrow in die Hand und zog daran.
Shar richtete sich auf, rieb sich die restlichen Tränen aus dem Gesicht und seufzte einmal kurz herzzerreißend auf. Doch schien er sich wirklich zu beruhigen. Sein Blick wanderte noch einmal durch das Zimmer, entdeckte Handir aber wieder nicht und dann sagte er sich, er wird später wieder kommen, so wie er es immer tat. Dann erhob Shar sich ganz vom Bett und folgte ohne weitere Widerrede Dipree.
Maske eines Gottes
Der zweite Sohn des Hauses Baenre und Waffenmeister Dantrag trat einen Schritt auf Nhaundar zu und stand mit blutigen Händen und Oberkörper vor dem noch immer knienden Shar.
„Jetzt habe ich Zeit für dich, Sklave“, raunte der Waffenmeister dem jungen Halbdrow zu, wobei seine bernsteinfarbenen Augen vor Erregung aufleuchteten.
Das Herz des Jungen wollte augenblicklich stehen bleiben. Die Angst schlich sich in jede Faser seines Seins und er wünschte sich lediglich ein schnelles Ende. Jedoch nicht auf die gleiche Art und Weise, wie die Frau oder gar noch schlimmer. Die Erinnerungen über Folter, Mord, unsagbarer Pein und absoluter Erniedrigung wirbelten durch seinen Kopf und er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Erneut fing der hagere Körper an zu beben und Shar wünschte sich noch sehnsüchtiger, dass er bereits nicht mehr am Leben wäre. Verzweifelt schielte der Junge zu Handir hinüber, der nur mit einem traurigen Blick seinen Sohn bedachte. Dantrag griff schließlich mit einer blutigen Hand nach der Kette von Shars Halsband und zog den eingeschüchterten jungen Halbdrow auf die Beine. Der Junge bekam kurzzeitig keine Luft, als ihm der heftige Ruck den Atem nahm. Dann blickte er nach oben, beide schauten sich Aug in Aug an und Dantrag wirkte bedrohlicher als jemals zuvor. Ein dämonischer Gesichtsausdruck ließ Shar noch mehr erzittern und er schien vor Furcht fast der Ohnmacht nahe.
„Nhaundar, wie immer?“, richtete Dantrag überraschend eine Frage an den Sklavenhändler ohne Shar dabei aus den Augen zu lassen.
„Ja, Waffenmeister, Dipree hat alles vorbereitet“, erklärte Nhaundar und hoffte inständig, dass der Drowsklave seine Anweisungen zur Zufriedenheit des Sohnes aus dem ersten Haus erledigt hatte.
„Komm’ mit!“, befahl Dantrag herrisch dem jungen Shar, der bei diesem Tonfall nichts lieber getan hätte, als sich irgendwo in einem Loch zu verkriechen. Hilfe suchend sah er zu seinem Herrn hinüber, der ihn lediglich kalt anstarrte.
„Tu was man dir sagt, Sklave“, war Nhaundars einzige Erwiderung auf den Blick.
Daraufhin zerrte Dantrag an der eisernen Kette von Shars Halsband und schleifte den jungen Halbdrow mehr oder minder hinter sich her.
Zum selben Zeitpunkt erreichten Sorn und Nalfein Dalael die Ehrentribüne und beide beobachteten, wie der Waffenmeister den Jungen grob hinter sich her zog. Nalfein, der Krieger der Zwillingsbrüder rümpfte leicht angeekelt die Nase. Er selbst fand nur Geschmack an den weiblichen, hinreizenden Formen und verstand nicht, wie man sich dem gleichen Geschlecht zuwenden konnte und dabei Spaß hatte. Obwohl ihm klar war, dass dieser Halbdrow keine Freude dabei empfinden würde. Besonders wenn er an das Alter des Jungen dachte, der seiner Meinung nach kaum die Geschlechtsreife erlangt hatte. Sein eigener Bruder gehörte, wie die meisten hier anwesenden Gästen an dem heutigen Abend zu denen, die das eigene Geschlecht bevorzugten und einer Frau nichts abgewannen. Nun verzog selbst Sorn hinter seiner Maske leicht das Gesicht vor Abscheu, wenn er nur daran dachte, was den jungen Shar diese Nacht erwarten könnte. Lieber hätte er den Halbdrow in die Arme genommen und ihm womöglich gezeigt, dass der Geschlechtsakt auch Spaß und Freude mit sich brachte. Wenn er vielleicht irgendwann nicht mehr von der Hand in den Mund leben musste, könnte sich ihm diese Gelegenheit vielleicht bieten. Doch vorerst musste er sich in Zurückhaltung üben und das tat er sogleich, indem er sich Nhaundar zuwandte.
„Die Bezahlung“, erklärte Sorn kurz angebunden und schaute dem Sklavenhändler in das schmierige Gesicht. Dieser schien ganz in Gedanken versunken und der Priester hätte ohne Probleme diese erraten können. Sie drehten sich sicher um das grausame Szenario des Abends oder um die qualvollen Momente zwischen dem Waffenmeister und Shar. Ein kalter Schauer jagte dem Kleriker über den Rücken. Eine Vorstellung, die er sich selbst nicht ausmalen wollte.
„Nhaundar? Die Bezahlung“, machte Sorn nochmals auf sich aufmerksam.
Der Sklavenhändler wurde aus seinen Gedanken gerissen und bedachte die beiden Brüder mit einem hinterhältigen Grinsen. „Natürlich die Entlohnung“. Daraufhin griff Nhaundar unter seine Robe, die er über einem schwarzen Hemd und seiner schwarzen Lederhose trug und fischte nach einem Lederbeutel. Als er ihn gefunden hatte, reichte er ihn mit dem gleichen Grinsen Sorn. „Ich würde mich freuen, wenn ihr die Nacht noch hier verbringen würdet, Priester. Ihr und euer Bruder könnt eines der Zimmer bekommen.“
Die Zwillinge schauten sich bei diesen Worten fragend in die Augen, kannten aber keinen Grund, wieso sie ablehnen sollten. Immerhin würde es sich um eine der Nächte handeln, wofür sie kein Geld ausgeben müssten. Doch waren sich beide im Klaren darüber, dass der Sklavenhändler nicht selbstlos handelte.
„Nhaundar, eure Großzügigkeit in allen Ehren, aber was ist der wahre Grund? Wir besitzen Verstand um zu wissen, dass ihr damit ein bestimmtes Ziel verfolgt“, erwiderte Sorn als erster der Beiden.
„Ja, Bruder, die schleimige Schlange besitzt immerhin kein Herz. Obwohl es mich wundert, dass er …“, kam Nalfeins Kommentar, der jäh von Sorn mit einem Stoß in die Rippen zum Schweigen gebracht wurde.
„Welche Unhöflichkeit, Brüder Dalael. Aber ich will darüber hinweg sehen. Es gibt tatsächlich einen Grund und der ist soeben in die oberen Stockwerke verschwunden“, erwiderte Nhaundar mit vorgespieltem verletzten Stolz. Eigentlich waren ihm die beiden Drow völlig egal, doch heilende Kräfte konnten von Nöten sein wenn der Morgen anbrach.
„Kommt zur Sache, denn der Abend war anstrengend“, meinte Sorn, der nun neugierig den Sklavenhändler beobachtete.
„Ich will es kurz machen. Der Waffenmeister ist nicht für seine Zärtlichkeit bekannt und es könnte die Möglichkeit bestehen, dass ich nochmals eure klerikalen Kräfte benötige, Priester. Gegen Bezahlung selbstverständlich.“
Sorn und Nalfein schauten sich erneut an und verstanden sich ohne Worte. Eine kostenlose Nacht und wenn Sorn ausgeruht war, dann wäre gegen eine weitere kleine Anrufung seiner göttlichen Kraft nichts einzuwenden.
„Wir nehmen an“, willigte der Vhaeraunpriester ein und Nhaundar gab Yazston mit einer Geste zu verstehen, er solle beide nach oben in eines der Zimmer führen.
„Ich hoffe nicht, dass es euch etwas ausmacht in einem Bett zu schlafen?“, fragte der Sklavenhändler schmierig und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
„Kein Problem“, kam jedoch die knappe Antwort Sorns. „Eigentlich sind wir beide nur müde.“
Nhaundar hatte sich eine eher missmutigere Reaktion vorgestellt und ließ einen enttäuschten Gesichtsausdruck sichtbar werden, aber immerhin hatte er für alle Fälle für den Morgen vorgesorgt. Kurz darauf führte Yazston den Priester und den Krieger nach oben. Zurück blieb ein Sklavenhändler, der inständig hoffte, dass der Waffenmeister den Halbdrow in einem relativ guten Zustand wieder zurückgab. Aber noch etwas regte sich in dem Drow, doch konnte er es nicht beim Namen nennen. Sein Inneres sträubte sich dagegen, dass nicht er es war, der den jungen Sklaven heute bei sich im Bett hatte.
Dantrag Baenre und Shar kamen zur gleichen Zeit ohne Zwischenfälle im ersten Stockwerk an und dort wartete bereits ein sich verbeugender Dipree auf den Waffenmeister. Beide folgten dem Leibdiener und gelangten in eines der Zimmer, die für besondere Gäste und ihre Liebessklaven reserviert waren. Dipree wies höflich mit einer einladenden Geste den Sohn des ersten Hauses ein und bedachte dabei den jungen Halbdrow mit einem mitleidigen Blick.
Shar wurde sich der unerwarteten Gefühlsregung des Dunkelelfensklaven bewusst, doch so recht konnte er mit der neuen Situation nichts anfangen. Die Furcht vor dem Unbekannten saß noch tief und Shar selbst musste sich zu jedem weiteren Schritt antreiben lassen, während er mehr oder minder in das Zimmer geschleift wurde. Der Junge dachte immer wieder an die grausamen Bilder der toten Frau zurück, die dieser Drow ohne Gewissensbisse tötete und Shar wünschte sich erneut ein schnelles Ableben. Das Einzige, was den jungen Halbdrow nicht auf der Stelle völlig verzweifeln ließ, war die einfache Tatsache, dass die Seele seines Vaters seinem Jungen auf dem Fuß folgte. So auch in das kleine, nun hell erleuchtete Zimmer.
Dantrag schob Dipree soeben grob aus dem Türrahmen und verriegelte die Tür. Der Waffemeister warf sein neustes Spielzeug im nächsten Atemzug auf den Boden und musterte dieses mit funkelnden Augen. Der Junge landete auf allen Vieren auf dem harten Boden. Dantrag beobachtete weiter den jungen Halbdrow, der zusammen gekauert vor ihm saß und gerade die Hände schützend über seinen Kopf hielt. Gelassen, ohne auf die verängstigte Haltung des Jungen zu achten, ging Dantrag zu einem kleinen Tisch hinüber und legte seinen diamantenbesetzten Waffengürtel mit beiden Langschwertern darauf ab. Schließlich widmete er sich dem genüsslichen Teil des Abends. Er schritt nun hinüber zu einem großen Sessel und ließ sich hinein fallen.
"Komm her!", knurrte er und Shar hatte keine Wahl als dem Befehl folge zu leisten und rutschte kniend zu dem Sessel hinüber. Er spürte sofort wie die Hand des Fremden sanft durch sein Haar strich und ihn anschließend im Nacken packte und zu sich hoch zog. Fast Aug in Aug konnte so der junge Halbdrow die glühenden bernsteinfarbenen Augen des Dunkelelfen sehen. Von hinten spürte Shar eine sanfte Hand, die sich auf seine Schulter legte. Da wurde der Junge etwas ruhiger. Handir war bei ihm.
"Schau’ mir in die Augen, Sklave", befahl der Waffenmeister.
Dantrag erfasste in jenem Moment das unschuldige Wesen, das sich hinter den tiefblauen Augen versteckte und die Lust und Leidenschaft nahm von ihm Besitz. Er kannte plötzlich nur noch einen Gedanken, er wollte diesen Jungen für sich, ganz und gar. Alles von dem jungen Körper sein Eigen nennen und seinen Spaß mit ihm haben. Die fehlende Erfahrung reizte dabei den Waffenmeister am meisten. Nhaundar hat wirklich ein Händchen für das Exotische, dachte sich Dantrag und beobachtete wie ein Besessener den jungen Halbdrow.
Zitternd gehorchte Shar. Die bernsteinfarbenen Augen starrten ihn immer noch voller Lust und Gier an, so dass der junge Halbelf am liebsten schreiend geflohen wäre.
"Leck’ das Blut auf meiner Brust ab", flüsterte der Waffenmeister dem Sklaven zu und dabei huschte ein listiges Grinsen über dessen Gesicht. Einen Augenblick später sah er den Ekel, der sich auf bei den Zügen des jungen Halbdrow abzeichnete und sein Griff in dessen Nacken wurde stärker und verlieh seinem Befehl mehr Ausdruck.
Shar im Gegenzug wollte die Worte nicht glauben, die er soeben vernommen hatte. Der Drow konnte doch nicht wirklich von ihm verlangen. das Blut von dessen nackten Oberkörper zu lecken. Die Übelkeit drohte den hageren Körper erneut zu übermannen, doch er versuchte den Brechreiz so gut es ging zu ignorieren. Der sanfte Druck von Handirs Hand tat sein übriges.
"Mach’ schon, Sklave", knurrte Dantrag ungeduldiger und er liebte die blanke Angst in den blauen Augen des Jungen zu beobachten.
Während er den Griff im Nacken immer weiter intensivierte, wanderte seine andere Hand bereits über den nackten Körper seines neuen Spielzeugs und er freute sich schon auf die folgende Nacht.
Zögerlich begann Shar jetzt dem Befehl nachzukommen, um unliebsamen Schmerzen zu entgehen und leckte ganz zaghaft über die nackte, blutige Brust des Dunkelelfen. Er mied den Gedanken, was er gerade tat und versuchte etwas, dass ihm eben sein Vater ins Ohr geflüstert hatte. Er leckte den Oberkörper ab wie befohlen, doch er umging die Stellen mit dem Blut.
"Leck’ es ab", schnappte Dantrag nun wütend und griff Shar völlig unverhofft in den Schritt. Er packte so fest zu, dass der Junge vor Schmerzen aufschrie. Der Waffenmeister musste laut auflachen, als er die gequälte Stimme des hübschen Sklaven vernahm, was seine eigene Lust noch weiter steigerte.
Dies ließ den dünnen Leib Shars erneut erzittern und er wollte sich aus dem Griff lösen. Er zerrte und riss an Dantrags Armen, der überrascht und dämonisch grinsend den jungen Halbdrow machen ließ. Jedoch nur einige Momente später verstärkte der Waffenmeister wieder den Griff im Nacken und lachte markerschütternd.
„Du willst wohl spielen, mein Hübscher? Dann leck’ es ab!“, befahl Dantrag und in seiner Stimme lag eine Grabeskälte, die Shar einen Schauer über den Rücken jagte.
"Sei nicht so schüchtern, mein Hübscher", schnurrte Dantrag plötzlich milder und begann mit seiner Hand an Shars Männlichkeit zu spielen.
Das wechselhafte Verhalten erschreckte den Jungen zutiefst. Nhaundar schien von seiner Art nicht viel anderes wie dieser Dunkelelf, doch sein Herr wirkte berechenbarer. Shar wusste nur eins, er wollte es nicht und wurde doch gleichzeitig auf eine seltsame Art von den Fingern des Dunkelelfen dazu getrieben, es auf fremdartige Art und Weise gut zu finden. In der Hoffnung weiteren Schmerzen zu entgehen begann der junge Halbdrow nun wieder mit der Zunge über den blutverschmierten Oberkörper zu lecken. Er schmeckte das Blut auf seiner Zunge und der Ekel stieg in ihm auf. Angestrengt versuchte er an etwas anderes zu denken.
Mittlerweile war er bei den Brustwarzen angekommen und auch hier leckte er ebenso intensiv wie schon zuvor. Er spürte wie sie unter seiner Berührung erhärteten und der Fremde ein leises Seufzen ausstieß.
"Mach’ weiter", stöhnte Dantrag ihm entgegen.
Und gleich darauf tat der Halbdrow, wie ihm geheißen. Nach weiteren Minuten war Dantrag bereits so erregt, dass er nicht an sich halten konnte. Er wollte den Jungen nehmen. So stieß er ihn zuerst von sich weg, stand auf, nur um Shar daraufhin wieder zu packen und schleifte ihn hinüber zu dem großen Bett. Mit einem kräftigen Ruck schleuderte Dantrag den jungen Halbdrow auf das Bett und gesellte sich zu ihm. Das Einzige was man noch in dieser Nacht von Shar hörte, waren seine entsetzlichen Schreie, die über den leeren Flur hallten und ungehört in der Nacht vergingen.
Sorn Dalael und sein Bruder Nalfein bekamen wie von Nhaundar versprochen ein recht ansehnliches Zimmer im Erdgeschoss zugewiesen und begannen gleich damit, jeden Winkel auf das Genauste zu überprüfen. Keine Falle oder derartig andere Gemeinheiten des Sklavenhändlers waren zu finden. Zufrieden über die wohl ruhige Nacht, die sie vor sich hatten, schickten die Brüder sich an, sich schlafen zu legen. Es dauerte keine halbe Stunde und Nalfein Dalael schlummerte friedlich schnarchend in dem kuscheligen Bett. Sorn lag neben ihm und dachte einige Zeit über die Geschehnisse des Tages und den Verlauf des Abends nach. Die Folterung an einer Hohepriesterin Lolths beflügelte sein Herz und er freute sich innerlich wie ein kleiner Junge, seinem Gott so einen großen Dienst erwiesen zu haben. Seine Gedanken wurden kurz unterbrochen, als sein Bruder sich zu ihm herumdrehte und zusammengeknüllt wie ein Wollknäuel neben ihm lag. Die Augen geschlossen jedoch mit einem seligen Lächeln auf den Lippen. Sorn konnte sich die träumerischen Phantasien seines Bruders bildlich ausmalen und er schüttelte sich kurz. Lüsterne Phantasien im Traum waren die einzigen Gedanken, die der Vhaeraunpriester bei diesem Anblick in den Sinn kamen. Leise gemurmelte Worte kamen über Nalfeins Lippen und verrieten seinem Zwillingsbruder, dass er wohl von einem Harem voller Frauen zu träumen schien. Da kam Sorn ein ganz anderer Gedanke in den Kopf. Der junge Halbdrow. Wie es ihm wohl gerade erging und was der perverse Waffenmeister mit ihm gerade machen würde? Er wollte es sich gar nicht vorstellen, wenn schon ein Nhaundar seine Gastfreundlichkeit auf diese Weise ihm und seinem Bruder anbot. Er hoffte inständig, dass es morgen kein böses Erwachen für ihn, seinen Bruder und Shar gab. Mit diesen Gedanken kam die Müdigkeit nun auch über den Kleriker und er fiel in einen tiefen, aber traumlosen Schlaf.
Auf der Oberfläche des Kontinents Faerûns hätte es für einen Menschen, Elfen, Ork oder gar einem Goblin nun die Stunde vor der Dämmerung geschlagen. Doch im Unterreich, wo ewige Finsternis die dunklen Gänge, Kavernen und Höhlen in ihren dauerhaften Bann zog, war es nun im Haus Xarann still und leise. Nur die Wachen auf dem Anwesen und an dem großen Eisentor zur Stadt hielten sich auf ihrem Posten mit Spielen oder dummen Geschwätz bei Laune. Hier und da huschten einzelne Personen durch die dunklen Gassen und Straßen von Menzoberranzan oder ruhten wie die meisten zu Hause in ihren Gemächern.
In dem Zimmer der Zwillingsbrüder stattdessen begann sich etwas zu regen. Ein namenloser Schatten durchdrang das Mauerwerk und ein dunkler Nebel erfüllte plötzlich den Raum. Er waberte still auf der Stelle und begann sich allmählich zu einer Form zu verdichten. Der Schatten wirbelte umher und einige Atemzüge später stand auf der gegenüberliegenden Seite des Bettes ein Drow. Eine trug eine schwarze, eng anliegende Lederrüstung, die jeden Zentimeter seines Körpers attraktiv und durchtrainiert erscheinen ließ. Eine flammendrote Robe aus Seide, die an den Rändern mit silbernen Runen gesäumt war, unterstrich die bezaubernde Statur des Körpers. An seinem Waffengürtel prangten sichtbar ein Kurzschwert und ein Dolch mit schwarzen Klingen. Sein Gesicht, von einer goldenen Halbmaske bedeckt, schaute er zufrieden aus und die rot glühenden Augen leuchteten sanft in der schwarzen Dunkelheit des Zimmers. Ein Lächeln zierte nun die attraktiven Züge des fremden Drow, der seinen Blick starr auf die schlafenden Zwillingsbrüder im Bett richtete. Sein weißes, langes Haar fiel ihm locker über die Schultern.
Sorn schlief zuerst tief und fest und dabei hatte er jäh das Gefühl nicht mit seinem Bruder alleine zu sein. Plötzlich wälzte er sich unruhig im Bett hin und her und streifte letztendlich die Bettdecke von sich. Nackt lag er im Bett und schlug wie von einem Blitz getroffen eilig die Augen auf. Sein Herz begann unvermittelt wild in seiner Brust zu schlagen und ein wenig desorientiert wanderte sein Blick als erstes zu seinem Bruder. Nalfein jedoch schlief immer noch selig neben ihm, das Kissen fest an sich gedrückt, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen und schien nichts mitzubekommen. Etwas beruhigter starrte Sorn nun an die Decke. Wieder überkam ihm das Gefühl, als wären er und sein Bruder nicht alleine. Erschöpft raffte er sich auf und sah auf der anderen Seite des Raumes, einen Drow stehen. Erschrocken riss er die Augen auf, während sein Kiefer aus Fassungslosigkeit nach unten klappte. Tief in seinem Inneren wusste er genau, wer sich ihm dort offenbarte, doch konnte und wollte ein Teil von ihm es nicht wahrhaben. So etwas war ihm in all der Zeit als Priester niemals widerfahren und sein Herz raste wie ein aufgestachelter Bienenschwarm in seiner Brust.
„Mein … mein Maskierter Fürst“, stammelte Sorn leise und ehrerbietig.
„Der bin ich. Nicht so schüchtern, Sorn Dalael“, verkündete der Drow vor ihm in seinen Gedanken und der Priester erkannte im gleichen Augenblick, dass sich die Lippen des Gottes nicht bewegten. Gleichzeitig trat eine einzelne rote Haarsträhne in dessen eben noch weißen Haaren auf. Dies tat er mit Absicht, um den köstlichen Moment eines zutiefst erschrockenen Priesters zu genießen. Er liebte die Gefahr und die Angst zu spüren, die diese Reaktion bei dem Kleriker auslöste.
Sorn erkannte plötzlich, dass der Drow vor ihm tatsächlich Vhaeraun, sein Gott war und merkte, wie ihn die Bestürzung beschlich. Was habe ich nur getan? Kommt er um mich zu bestrafen?
„Dich bestrafen? Wofür und weshalb? Ich bin gekommen, um dir zu gratulieren, aber vielleicht ist dein Glaube nicht stark genug“, erklang die nun etwas zornige Stimme im Kopf des Klerikers und für Sorn schien es, als wären es tausend Stimmen gleichzeitig, die zu ihm sprachen.
Nun trat eine weitere rote Haarsträhne in das weiße Haar seines Gottes. Das war ein Zeichen für Wut und ein wütender Gott wünschte sich Sorn jetzt auf keinen Fall. Dann bemerkte der Priester, dass er nackt und ohne Bettdecke im Bett lag und klaubte sich eilig die Decke vom Boden auf, die versehentlich während seines Schlafes nach unten gerutscht war. Er zog sie sich fast bis zur Nasespitze und schämte sich vor Vhaeraun, saß er doch mit nichts an als seine Haut vor seinem Gott.
Diese Reaktion erfüllte Vhaeraun mit Belustigung und er wusste wieder, wieso er diesen Drow in seine Reihen der Priesterschaft aufgenommen hatte. Er war loyal, pflichtbewusst aber auch ein wenig verrückt und dessen Schamgefühl amüsierte ihn nun. Doch er war ein Gott und er spielte auch gerne mit seinen Anhängern und ließ augenblicklich seine Haare flammendrot erscheinen.
Sorn erschrak jetzt endgültig und schien etwas ängstlich überrascht über die Wut, die sein Gott soeben offen darlegte. Wie habe ich ihn erzürnt? dachte er.
Diesen Gedanken erfasste Vhaeraun und ein Lächeln trat auf sein attraktives Gesicht, das stets von der goldenen Halbmaske bedeckt wurde. „Du amüsierst mich oder bist du der Meinung, ich habe noch niemals einen nackten Drow gesehen?“
Jetzt war es wieder Sorn, der verblüfft auf die andere Seite starrte und sich wieder bewusst wurde, dass er vor seinem Gott nichts verheimlichen konnte. „Ich wollte nicht vor euch als unwürdig dastehen. Es kommt so überraschend und ich liege hier im Bett während ihr mich mit eurer Anwesenheit ehrt, mein Maskierter Fürst“, antwortete Sorn ehrfürchtig.
„Du erheiterst mich wirklich und du bist du mir ein treuer Diener. Dies solltest du wissen“, säuselte nun Vhaeraun zum ersten Mal mit seiner Stimme, die von göttlicher Macht erfüllt war und seine Haare wurde plötzlich wieder weiß wie Schnee. Danach ging sein Blick zu Nalfein. Dieser lag wie zuvor im Bett und grinste lüstern im Schlaf. Vhaeraun konnte den Traum bildlich vor seinem inneren Auge sehen und schmunzelte.
Sorn währenddessen schämte sich im gleichen Atemzug für seinen Bruder, der nichts Besseres im Schlaf zu tun hatte, wie die Frauen der Welt zu beglücken. Doch es wunderte ihn, dass Nalfein nicht erwachte, der doch stets bei dem kleinsten Geräusch aufschreckte.
„Mach dir keine Sorgen, dein Bruder tut das einzig Richtige“, lachte Vhaeraun auf und nun waren seine Haare blau und färbten sich dann wieder in ein glänzenden Weiß zurück. „Er wird schlafen solange ich das will.“
„Mein Maskierter Fürst, was wünscht ihr von mir?“, fragte nun Sorn erleichtert.
„So gefällt mir das Ganze schon besser, Sorn Dalael. Ich bin zu dir gekommen, um dich für die Anteilnahme an der Folterung an der Priesterin zu beglückwünschen. Die Hure meiner Mutter wird ihr endlich im Jenseits zu Diensten sein, wohin ihr wohl bald noch viele folgen werden. Eines Tages werde ich der falschen Schlampe den Kopf eigenhändig ausreißen, ihren stinkenden, Maden zerfressenen Körper wie ein Insekt zertreten und letztendlich auf das Häuflein Scheiße spuken …“, suhlte sich Vhaeraun in der Ausführung über die Vernichtung Lolths. Ein dämonisches Grinsen trat auf sein Gesicht und er betrachtete schon fast gedankenverloren den Priester vor sich.
Sorn musste bei diesen Worten ebenfalls grinsen, doch gleichzeitig beschlich ihn ein seltsames Gefühl. Ob es an der Tatsache lag, dass ein Gott ihn mit seiner Anwesenheit beehrte oder an den Schilderungen über die Vernichtung Lolths, das konnte der Kleriker nicht sagen. Als Vhaeraun geendet hatte strahlten seine Augen unheilsvoll in Sorns Richtung. Plötzlich machte er einen Schritt nach vorne und dann noch einen und kam langsam auf den Priester zu.
„Mein Maskierter Fürst, ich danke euch“, flüsterte Sorn respektvoll in die Richtung seines Gottes und senkte sein Haupt.
„Dir wird heute eine große Ehre zuteil, Sorn Dalael“, meinte Vhaeraun mit einem hinterhältigen Grinsen und stand nun unmittelbar vor dem Kleriker, der leicht bebend und noch immer nackt im Bett saß. Vhaeraun erhob eine Hand und strich zaghaft über eine weiße Strähne des langen Haares des Priesters. Er schloss dabei kurz die Augen und konzentrierte sich. Die Strähne verfärbte sich daraufhin flammendrot.
Sorn zitterte leicht bei der Berührung Vhaerauns, aber wusste auch gleichzeitig, dass er nichts zu befürchten hatte. Plötzlich durchströmte ihn eine wohlige Wärme und als sein Gott die Hand von seinem Kopf nahm spürte er sich von Glückseeligkeit erfüllt.
„Ich habe dir meinen Segen auf deinem weiteren Weg gegeben. Nutze ihn gut und ich werde dir eines Tages noch mehr zukommen lassen“, säuselte Vhaeraun und ging nun einen Schritt zurück und betrachtete mit glühenden Augen sein Werk. Doch etwas anderes drängte sich plötzlich in eine seiner tausend Facetten, die sich mit den Gedanken seines Priesters beschäftigten. Vor seinem inneren Auge erschien das Bild eines jungen Halbdrow, nackt und mit eiserner Halskette um den Hals.
„Wer ist das?“, fragte Vhaeraun etwas überrascht.
„Wer ist was, mein Maskierter Fürst?“, fragte nun Sorn ebenfalls verblüfft und erhob den Kopf wieder.
„Der Halbdrow an den du gedacht hast“, brauste Vhaeraun etwas ärgerlich auf.
„Das ist Shar, mein Maskierte Fürst“, antworte Sorn schnell, um damit seinen Gott nicht zu verärgern.
Zur gleichen Zeit erschien ein von Vhaerauns Avataren in einem der anderen Zimmer auf dem Anwesen des Sklavenhändlers Nhaundar Xaranns, direkt neben der unglücklich, wirkende Seele von Handir. Der Elf war mehr als überrascht und verwirrt zugleich seinen Gott urplötzlich neben sich zu sehen und neigte demütig seinen Kopf und flüsterte leise. „Mein Maskierter Fürst.“
„Sei nicht überrascht …“, begann Vhaeraun und versuchte sich nach dem Namen der erst kürzlich verstorbenen Seele zu erinnern. „… Handir, Mondelf und Sohn aus dem Hause Dyneren, einst ansässig in Cormanthor. Mein Priester hat dich zum Schutz gerufen, doch nur für eine Nacht, komm mit mir zurück.“
„Mein Maskierter Fürst, meinen Sohn kann ich nicht …“, antwortete Handir respektvoll wurde aber von dem aufbrausenden Temperament Vhaerauns augenblicklich gestoppt. „Du kannst und du wirst“, ertönte die verärgerte Antwort. Dann schien der Avatar Vhaerauns sich zu konzentrieren und nur wenige Atemzüge später huschte ein freudiges Lächeln über dessen Gesicht.
„Die Zukunft wird großes bringen. Die Aufgaben sind schwierig und vielleicht nicht leicht zu meistern“, philosophierte der Sohn Lolths und nahm die Hand von Handir in seine eigene.
Der Mondelf erschrak, blickte jedoch nun ehrfürchtig zu seinem Gott und verstand nicht, was dieser damit meinte. Er wollte nur bei seinem Sohn bleiben, der vor einiger Zeit schreckliche Schmerzen erleiden musste, aber zum Glück für Shar, nun ohnmächtig neben dem schlafenden Dantrag lag. Handir hatte die Vergewaltigung mit Tränen verschleierten Augen mit angesehen und sein Inneres blutete bei dem Gedanken, dass er seinen Sohn niemals mehr schützen konnte.
„Sei nicht traurig, Prüfungen sind manchmal nicht leicht zu verstehen“, sprach Vhaeraun plötzlich ruhig.
Daraufhin sah Handir vor sich einen Schleier. Nebel bildete sich um ihn und seinen Gott und im nächsten Moment strömte seine Seele in Begleitung von Vhaeraun durch Alles und Nichts. Die beiden verschwanden im Zimmer, während Shar in dem Bett lag und sich tief in seinem Inneren nichts mehr wünschte, als nicht mehr zu sein.
Sorn, der immer noch in seinem Zimmer zusammen mit Nalfein und Vhaeraun verweilte, bekam von alldem nichts mit. Vhaeraun stand konzentriert vor ihm und bedachte ihn nach einigen Minuten wieder mit glühenden Augen. „Du hast Recht getan, mir dies zu offenbaren. Der Segen wird dich beschützen und ich hoffe, du wirst die Huren des Insekts, das sich meine Mutter schimpft, vernichten.“
Dann lächelte Vhaeraun den Kleriker an und augenblicklich umwaberte ihn einen schattenhafter Schleier aus Nebel. Er wirbelte wild durch die Luft und verschwand auf der Stelle im Nichts. Sorn rieb sich die Augen und konnte es nicht glauben, was sich hier zugetragen hatte. Träume ich noch oder bin doch wach, fragte sich der Priester. Dann überkam ihn eine unsagbare Müdigkeit und sein Kopf fiel zurück auf das weiche Kissen. Einen Moment starrte er noch fassungslos an die Decke und versuchte über die Begegnung mit seinem Gott nachzudenken, dann schlossen sich seine Augen und Sorn glitt in einen traumlosen Schlaf.
Der Morgen kam und Dantrag Baenre erwachte in den weichen Kissen des Bettes und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Er schaute sich um und erkannte den jungen Sklaven neben sich liegen. Er schien noch zu schlafen, denn er rührte sich nicht. Bei diesem Anblick huschte dem Waffenmeister ein weiteres dämonisches Lächeln über das attraktive Gesicht und seine bernsteinfarbenen Augen leuchteten vor Verzückung, während er kurzzeitig in den Erinnerungen der Nacht schwelgte. Doch er war sich auch bewusst, dass er sein Glück nicht überstrapazieren durfte, denn auf ihn warteten die Pflichten eines Waffenmeisters. Eilig raffte er sich aus den weichen Bettlaken und streifte sich seine Kleidung über. Letztendlich nahm er seinen diamantenbesetzten Waffengürtel mit den beiden magischen Klingen und würdigte Shar noch einen Augenblick. Dieser junge Halbdrow zog ihn regelrecht in seinen Bann. Er wirkte einfach viel zu hübsch, als dass er es mit rechten Dingen zuging, sagte sich Dantrag. Aber bald wirst du wieder in meinen Armen liegen, schwor er sich und wusste gleichzeitig, dass er dem Sklavenhändler sobald es seine Zeit zuließ, wieder einen Besuch abstatten musste. Er würde Shar mitnehmen, so wie er es auch mit dem Vater stets getan hatte und dann hätten sie ihren Spaß miteinander. Obwohl eigentlich eher der Dunkelelf seine perversen Phantasien ausleben und ausprobieren würde, als dass der Junge seine wahre Freude an den sexuellen Spielchen des Waffenmeisters hätte. Aber solche Gedanken verdrängte der Drow gerne und dachte jetzt nur noch an seine Pflichten, die er gegenüber dem ersten herrschenden Haus von Menzoberranzan zu erfüllen hatte. Er wand sich um, seufzte kurz auf und verschwand lautlos in den Gängen. Einige Minuten später huschte er durch die Straßen der unterirdischen Stadt, seinen schwarzen Piwafi eng um sich geschlungen und kehrte zurück ins Haus Baenre.
Kurze Zeit später spürte Shar, wie ihn jemand an seinen Schultern rüttelte. Verschlafen und verwirrt versuchte er mit seiner Hand dieses lästige Etwas zu vertreiben. Dann wieder dieses Schütteln. Erst jetzt begriff der Junge, dass er nicht mehr schlief und augenblicklich kehrten seine Sinne zurück. Er öffnete die Augen und blickte in die roten Augen von Dipree. Erschrocken darüber war er plötzlich hellwach.
„Los, steh’ auf und komm’ mit“, befahl ihm Dipree mit gleichgültigem Ton.
Shar blickte ihn einfach nur an und je länger er liegen blieb, desto mehr Erinnerungen drangen ihm in sein Gedächtnis. Er bekam es sofort mit der Angst zu tun und er wand sich in dem Bett herum um erleichtert fest zu stellen, dass er mit Dipree alleine war. Der grausame Mann schien verschwunden zu sein und er lag alleine in diesem großen Bett. Ein befreiter Seufzer kam aus tiefsten Herzen und er versuchte sich aufzusetzen. Doch da merkte der junge Halbdrow, dass ihm jeder einzelne Muskel und Knochen wehtat. Immer mehr Erinnerungen stürzten auf ihn ein und er begann ohne ersichtlichen Grund zu zittern. Dipree stand währenddessen einfach nur da und bedachte Shar mit ausdruckslosen Augen. Da drängte sich ein anderer Gedanke dem Jungen auf. Handir! Wo war Handir? Mit sehnsüchtigem Blick huschten seine Augen durch das Zimmer und konnten jedoch keine Spur von seinem Vater ausmachen. Eine plötzliche Leere nahm von ihm Besitz und er spürte wie die Tränen langsam in ihm aufstiegen. Kurze Momente später weinte Shar und schluchzte. „Wo ist Handir? Wo ist mein Vater?“
Dipree war überrascht. Was sollte das nun schon wieder. Er hatte eigentlich vorgehabt seinen Pflichten nachzukommen, die ihm Nhaundar aufgeladen hatte und so sollte er sich ab sofort um das körperliche Wohl des Jungen kümmern. Und eine besondere Aufgabe musste er noch hinter sich bringen, bevor der Abend anbrach. Nhaundar trug Dipree auf, er solle den Halbdrow den Unterschied zwischen Mann und Frau erklären und ihm die sexuellen Praktiken für zukünftige Begegnungen mit Dunkelelfen offenbaren. Eine sehr unwürdige Angelegenheit, wie Dipree fand, aber er gehorchte seinem Herrn. Doch die jetzige Reaktion des Jungen schien ganz aus seinem Aufgabenbereich zu fallen.
„Handir ist nicht mehr hier“, versuchte er den Jungen zu beruhigen, der immer herzzerreißender weinte. „Beruhige dich doch, er hat es jetzt besser.“
Dipree war selbst über seine Worte überrascht, doch auf seltsame Art und Weise berührte ihn die Trauer des Halbdrow. Er hatte sich einst um das körperliche Wohl des Mondelfen gekümmert und beide verstanden sich für ihre unterschiedliche Stellung im Haushalt Xarann doch recht gut, doch Dipree wollte niemals die Plätze tauschen. Auch wenn er manchmal der Meinung war, dass er eine bessere Arbeit verdient hätte, sprach er dies aber niemals laut aus. Jetzt musste er erst einmal versuchen den Jungen zu beruhigen und die lästigen Dinge hinter sich bringen. In wenigen Tagen würde sich Shar an sein neues Leben gewöhnt haben und höchstwahrscheinlich mit der Zeit so abstumpfen, dass man mit ihm alles tun konnte. Ein kleines Stück ins Diprees Herz schmerzte bei dieser Vorstellung, während der Rest so abgebrüht und mitleidslos wie immer erschien.
„Aber mein Vater war doch da“, weinte Shar bitterlich und schaute mit einem flehenden Blick zu dem Drow auf. Er verstand einfach nicht, wieso Handir ohne ein Wort spurlos verschwunden war. Als er seine Augen heute Nacht geschlossen hatte, da konnte er ihn doch noch sehen und jetzt nicht mehr. Es schien zu viel für den Jungen zu sein, der nichts von dem Priesterzauber von Sorn Dalael wusste. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als seinen Vater zurück, der mit ihm sprach und in den Arm nahm.
„Handir, wo bist du?“, schluchzte Shar verzweifelt.
„Beruhige dich endlich“, versuchte jetzt Dipree den hoffnungslosen Jungen erneut zu beruhigen. „Handir wird nicht wieder kommen.“
„Nein, das ist eine Lüge“, verteidigte sich Shar und die Tränen liefen über die hageren Wangen des Jungen ohne an eine Bestrafung zu denken, die diese Worte mit sich bringen konnten. Handir war den Abend und die Nacht über bei ihm gewesen. Dabei verdrängte er alle schlechten Erinnerungen des gestrigen Tages, selbst die Tatsache, dass er die Leiche seines Vaters mit eigenen Augen gesehen hatte und er im Hof das Blut entfernen musste. Für ihn gab es in diesem Moment nur noch eine Wahrheit und die bestand darin, dass Handir bei ihm gewesen war. „Er ist nicht weg sondern hier“, jammerte Shar und vergrub sein verweintes Gesicht in den Kissen des Bettes.
Dipree seufzte und wusste nicht so recht weiter. Er tat es als etwas Normales ab, dass der Junge sich einfach nicht mit dem Tod seines Vaters abfinden wollte und sich nichts sehnlicher wünschte, als dass dieser wieder unter den Lebenden weilte. Wohl eine gewöhnliche Reaktion, da Diprre noch niemals um eine Person getrauert hatte. Doch das Schluchzen musste bald ein Ende finden, bevor jemand davon etwas mitbekam, vor allem der Herr selbst. Eine Lösung musste her und ihm fiel nur eine ein. Er hob seine Hand und verpasste Shar eine Kopfnuss. Erschrocken darüber blickte ihn Shar mit weit aufgerissenen und verweinten Augen an.
„Dein Vater ist nicht mehr hier und du sollst aufhören zu jammern, verstanden?“, schimpfte Dirpee im schroffen Tonfall.
Shar hörte auf zu weinen, nickte lediglich und schien verwirrter als zuvor. Für ihn war es offensichtlich, dass der Dunkelelf vor ihm log und vergessen war der Schlag auf seinen Kopf. Er redete sich ein, dass Handir bald wieder bei ihm sein würde, so wie es immer der Fall gewesen war. Er schien so fest davon überzeugt, dass er sich sogar langsam beruhigte.
„Vor dir liegt heute noch viel was du lernen musst. Also reiß dich zusammen und dann wird dir auch nichts passieren“, meinte Dipree, wobei er versuchte einen neutralen Gesichtsausdruck zu machen. Er wollte dem Jungen nicht zeigen, dass er ebenfalls ein wenig über den Verlust des Mondenelfen ergriffen zu sein schien. Aber kein Gefühl der tiefen Trauer rührte sich in ihm, sondern einfach nur die Tatsache, dass er ihn nie wieder sehen würde. Daraufhin nahm er die eiserne Halskette des jungen Halbdrow in die Hand und zog daran.
Shar richtete sich auf, rieb sich die restlichen Tränen aus dem Gesicht und seufzte einmal kurz herzzerreißend auf. Doch schien er sich wirklich zu beruhigen. Sein Blick wanderte noch einmal durch das Zimmer, entdeckte Handir aber wieder nicht und dann sagte er sich, er wird später wieder kommen, so wie er es immer tat. Dann erhob Shar sich ganz vom Bett und folgte ohne weitere Widerrede Dipree.