Imaginations from the other Side
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Disclaimer:
I do not own the Forgotten Realms books. I do not make any money from the writing of this story.
Sturm der Gef?hle
Kapitel 11
- Sturm der Gefühle –
Dinin lag nur noch da und erwartete seinen Tod. Jetzt würde ihm Zaknafein den Rest geben und endgültig erschlagen. Der junge Krieger schloss die Augen und wartete. Die Schritte hörten auf und die Person stand neben ihm. Plötzlich spürte er sanfte Finger, die sich gegen seinen Hals drückten und seinen Puls fühlten. Vorsichtig öffnete er die Augen und versuchte aufzuschauen, doch das Licht der Sonne blendete ihn immer noch.
„Wie geht’s dir Dinin?“ fragte eine Männerstimme.
Der junge Drow konnte nicht antworten. So gut er konnte raffte er sich auf, seine erschöpften Muskeln weigerten sich ihn zu tragen und er fiel erneut, doch diesmal fingen ihn Arme auf und hielten ihn.
„Langsam, du hast einen Schock, mach langsam. Alles ist ok, ich tu dir nichts“, redete die Stimme weiter. Die Person schleppte Dinin in den Schatten der Bäume und erst jetzt konnte der junge Drow erkennen, dass ihm der Magier Helion geholfen hatte. Dieser ließ ihn sanft ins Moos gleiten und lehnte ihn gegen einen Baum. Behutsam fing er an, sich um die Platzwunde an Dinins Kopf zu kümmern. Beide sprachen kein Wort, aber im Moment war das auch vollkommen überflüssig. Nachdem er alle Wunden gereinigt hatte, reichte der Magier dem jungen Krieger eine Phiole.
„Trink, das ist ein Heiltrank, mein Letzter, der müsste dich wieder auf die Beine bringen“, sagte Helion.
Dinin widersprach ihm nicht und trank. Zu seiner Überraschung schmeckte der Trank ganz anders als das saure Zeug, dass seine Schwestern immer gebraut hatten. Es kribbelte ein wenig als es durch seine Kehle rann und augenblicklich breitete sich eine wohlige Wärme in seinem Körper aus. Sein Kopf hörte auf zu schmerzen und auch die Rippen taten ihm nicht mehr weh. So saß er eine Weile an den Baum gelehnt und wartete einfach nur ab bis der Trank seine Wirkung getan hatte. Schließlich öffnete er die Augen.
Helion saß immer noch neben ihm und beobachtete Dinin genau.
„Wie geht’s dir?“, fragte der Magier erneut.
„Dank Eures Tranks viel besser. Ich stehe ihn Eurer Schuld Magier“, sagte Dinin im Flüsterton.
Der Magier jedoch lächelte nur und winkte ab.
„Schon gut, dafür bin ich schließlich da. Aber sagt mir, was ist Euch geschehen? Wer oder was hat Euch so zugerichtet?“
Dinin schaute einen Moment ins Leere und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Sein Verstand begann alle Möglichkeiten durchzugehen, ob er sagen sollte, dass es Zaknafein gewesen war, der ihm so zugesetzt hatte oder, ob er sich diese Tatsache nicht für einen besseren Zeitpunkt aufheben sollte. Nein, dachte er, es war besser wenn der Waffenmeister jetzt gleich für sein Verhalten bestraft wurde.
„Es war Zaknafein Do’Urden. Er hat mich angegriffen und fast umgebracht“, murmelte Dinin und versuchte dabei so mitleidig wie möglich zu wirken.
Helions Augen weiteten sich bei dieser Anschuldigung. Konnte sich der Magier doch eigentlich nicht vorstellen, dass der Waffenmeister zu solch einer Tat fähig sein mochte. Doch er beschloss dem jungen Drow vor sich zumindest einen Teil dieser Aussage abzukaufen, da er die Wunden schließlich gesehen hatte und wusste, dass er sie sich unmöglich selber zugefügt haben konnte.
„Ich werde mit Elfara reden und ihm davon erzählen“, sagte der Magier schließlich und Dinin nickte ihm dankbar entgegen, beschloss aber selbst auch noch einmal mit Elfara zu sprechen um Zaknafeins guten Ruf, weiter zu schädigen. Helion half ihm schließlich aufzustehen und gemeinsam kehrten sie ins Lager zurück.
Nachdem Dinin mich mit seiner ungestümen Aufforderung bedrängt hatte und ich ihm ein für alle Mal, wie ich hoffte, klar gemacht hatte, dass ich nicht mehr mit ins Unterreich kommen wollte, war ich erst eine Weile durch den Wald gelaufen. Ich musste meine Gedanken ordnen und mich wieder beruhigen. Eigentlich sollte ich mich über ihn ärgern, doch irgendwie konnte ich das nicht. Er versuchte schließlich nur zu tun, was er für das Beste hielt, ermahnte ich mich. Das sein Bestes nicht mit unseren Regeln und Ansichten überein kam, dafür konnte Dinin schließlich nichts. Ich beschloss mich zumindest bei ihm zu entschuldigen wenn ich ins Lager zurückkehrte, denn es war nicht besonders nett von mir gewesen ihn so anzufahren. Ich schob schließlich alle Gedanken beiseite und begann damit mich auf meine Aufgabe zu konzentrieren und die Kräuter für den Magier zu suchen. Da es Spätsommer war, konnte ich alles ohne Schwierigkeiten finden und schnell ins Lager zurückkehren.
Helion war nicht in seinem Zelt als ich ankam und so hängte ich die Tasche mit den Kräutern an den Pfosten seines Zelts. Ich machte mich auf den Weg zu meinem Zelt, um mich um belanglose Dinge zu kümmern, die aber erledigt werden mussten. Vor meinem Zelt stand Alystin und sah mich missmutig an. Freundlich lächelte ich sie an.
„Hey, was gibt’s?“, fragte ich sie, doch ihr Gesicht behielt die finstere Miene bei.
„Du schläfst mit zwei Männern in einem Zelt!“, sagte sie und ich wusste, dass das mehr eine Feststellung als eine Frage war.
„Ja ... schon“, antwortete ich ihr.
Plötzlich packte sie mich an beiden Armen und zog mich ein Stück näher an sich heran.
„Ich will, dass du sie sofort rausschmeißt. Ich werde wieder bei dir schlafen, immer hin bist du mit mir verheiratet“, knurrte sie.
So kannte ich meinen Mann gar nicht, nie zuvor war er/sie mir gegenüber so aggressiv geworden, so besitzergreifend. Ich wollte mir das nicht gefallen lassen.
„Was soll das auf einmal? Was ist in dich gefahren?“, fragte ich sie.
Doch eigentlich hätte ich mir diese Frage gut und gerne sparen können. Sie war eifersüchtig, das war offensichtlich.
„Was ist das? Von wem hast du den Ring?“, zischte sie auf einmal zornig und riss mir die Haarsträhne mit Dinins Ring vom Hals. Aus einem unerfindlichen Grund wurde ich jetzt zornig. Dieser Ring war ein Geschenk an mich gewesen und ich fand sie hatte kein Recht ihn mir einfach wegzunehmen.
„Gib das wieder her. Es war ein Geschenk ... Her damit!“, forderte ich sie lauter auf.
„Von wem? Deinem neuen Liebhaber? Wie kannst du mich nur betrügen?“, gab sie zurück.
„Dich betrügen? Ich habe dich nie betrogen ...“, doch noch während ich diesen Satz aussprach, da war mir klar, dass ich nichts lieber getan hätte als das. Er war jetzt eine Frau und obwohl ich eigentlich kein Mensch war, der sich jemals viel aus Äußerlichkeiten gemacht hatte, so war meine dunkelelfische Seite da anderer Ansicht. Ich fühlte mich nicht mehr zu ihr hingezogen. Ich wusste, dass ich niemals wieder das gleiche Gefühl haben würde, wenn ich sie ansah. Er war jetzt eine Frau und damit konnte ich nun so gar nichts anfangen. Mein Innerstes sträubte sich dagegen mit einer Frau etwas anzufangen.
„Du hast mich nicht betrogen .... ach ja ... und warum rennt dir Dinin dann hinterher wie ein Schosshund? Glaubst du ich bin blind? Ich habe euch beide beobachtet ... ich habe gesehen was du mit ihm im Wald gemacht hast als wir anderen uns gewaschen haben. Hat dir das Spaß gemacht ja? Du bist ja richtig rangegangen ....“, doch sie kam nicht mehr dazu noch mehr zu sagen, denn ich schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht, dass es nur so klatschte.
„Es reicht! Hör auf ... was soll ich denn machen? Ich kann keine Frau lieben ... ich kann es nicht, es widerstrebt mir im tiefsten Inneren ...“, schrie ich nur.
Sie starrte mich zornig an, drehte sich um und rannte weg. Ich war für einen Moment wie gelähmt und Tränen rannen über mein Gesicht. So hatte ich das nicht gewollt. Ich wollte zwar mit ihr reden und ich wollte ihr mein Problem klar machen, aber nicht so. Das war nicht meine Absicht gewesen. Verzweifelt zog ich mich in mein Zelt zurück und weinte.
Zaknafein war nach seiner kleinen Reiberei ins Lager zurückgekehrt. Ihm war klar, dass Dinin alles tun würde um ihn jetzt verjagen zu lassen. Er musste dem zuvor kommen und so ging er schnurstracks zu Elfara. Dieser beriet sich gerade mit dem Elfen Etjane, sie sprachen über die Routen, die die Späher nehmen sollten, um so schnell wie möglich ein Versteck für den Winter zu finden. Geduldig wartete der Waffenmeister ab und schließlich ging Etjane und er konnte endlich mit Elfara sprechen.
„Habt Ihr kurz Zeit Elfara?“, fragte der ältere Drow.
„Sicher, was gibt es denn?“
Zaknafein setzte sich zu dem jungen Mann und erzählte ihm von dem was im Wald geschehen war. Elfara hörte aufmerksam zu und schnell bemerkte Zaknafein, dass dieser gar nicht so sehr davon überrascht zu sein schien. Schließlich beendete er seine Geschichte damit, dass er Elfara erzählte wie er Dinin zugerichtet hatte. Eine Weile saßen beide schweigend da und sahen einander an.
„Was werdet Ihr jetzt mit mir machen?“, fragte Zaknafein vorsichtig.
Von Elfara kam erst mal eine Weile nur Schweigen, doch schließlich meinte er.
„Darauf eine Antwort zu geben ist schwer. Lasst es mich so ausdrücken, ihr habt beide gegen die Regeln verstoßen, aber ich kann euch schlecht dafür verbannen. Gegen Dinin werde ich nichts unternehmen, solange Nerdanel nicht sagt, dass er sie zum Verrat überreden wollte. Tja und Euch werde ich auch nicht bestrafen, da ihr mir eigentlich einen Gefallen getan habt.“
Zaknafein machte daraufhin ein erstauntes Gesicht. Elfara lachte nur leise.
„Wisst Ihr, Nerdanels Vater hat mir vor seinem letzten Kampf den Schwur abgenommen, dass ich auf seine Tochter aufpassen werde und er hat mir gedroht, dass er selbst aus den Tiefen der neun Höllen zurückkommen würde, wenn ihr etwas passieren würde. Mein Respekt vor Quetana ist groß genug um seine Worte ernst zu nehmen. Ich weiß, dass Dinin versucht Nerdanel für sich zu gewinnen. Ich bin schließlich nicht blind, aber ich weiß auch, dass die süße Kleine um einiges klüger ist und sich schon sehr gut überlegen wird, mit wem sie etwas anfängt.“
Plötzlich wurde das vertrauliche Gespräch der beiden jäh unterbrochen. Sie hörten wie zwei Frauen miteinander stritten und das lautstark. Beide sahen auf und stellten fest, dass Nerdanel mit ihrer Freundin Alystin stritt und das nicht zu knapp. Als dann eine schallende Ohrfeige fiel, war Zaknafein schon drauf und dran aufzustehen und dazwischen zu gehen, doch Elfaras Hand hielt in zurück.
„Nicht, dass müssen die beiden ganz allein unter sich ausmachen“, sagte der junge Anführer leise.
Zaknafein setzte sich wieder und wartete. Er sah wie Alystin wütend davonlief und Nerdanel sich in ihr Zelt verkroch.
„Was haben die beiden denn?“, fragte der Waffenmeister.
„Sie hatten mal was miteinander, aber seit wir hier sind, haben sich so viele Dinge verändert, dass es uns alle vollkommen durcheinander gebracht hat. Und auch bei den beiden liegt es jetzt wohl im Argen“, sagte Elfara mit trauriger Stimme.
Der Waffenmeister verstand den jungen Mann nur zu gut. Er wusste was in Elfaras vor sich ging. Man schien ihm eine große Verantwortung übertragen zu haben und diese lastet nun schwer auf den Schultern des jungen Mannes.
„Warum müssen diese düsteren Tage, die meinen sein“, flüsterte Elfara mehr zu sich selbst als zu Zaknafein.
Der Waffenmeister sah ihn an und legte seine Hand auf Elfaras Schulter. Dieser blickte den älteren Drow an und nickte nur, mit einem müden Lächeln auf den Lippen. Es war ein stilles Verständnis zwischen den beiden.
Drizzt hörte das Geschrei ebenfalls und es schreckte ihn aus seinem angenehmen Schlaf. Er und Delios lagen immer noch zusammen im Zelt und kuschelten. Es war einfach zu angenehm gewesen, als das es ihnen danach verlangt hätte aufzustehen. Erst die lauten Stimmen der beiden Frauen brachten sie aus ihrem Traum zurück in die Realität. Verschlafen setzte sich Drizzt auf und schaute sich um. Delios lag noch immer nackt in seine Decke eingerollt und schaute verschlafen zu Drizzt auf. Beide lächelten einander an. Sie hegten keine Liebe füreinander, lediglich freundschaftliche Gefühle, aber dennoch bereute keiner von beiden was zwischen ihnen vorgefallen war. Es war gut und richtig gewesen.
„Was geht da draußen vor sich?“, fragte Drizzt im Flüsterton.
„Klingt so als würden Alystin und Nerdanel streiten. Scheint als würde es um Dinin und seine Annäherungsversuche gehen“, gab Delios ihm zur Antwort.
Gemeinsam zogen sie sich an und verließen das Zelt. Die Lagerbewohner waren in diesem Moment viel zu beschäftigt den Streit zu beobachten, als das auch nur einer von ihnen gemerkt hätte, dass die beiden jungen Drow erst jetzt aufgestanden waren. Neugierig sahen sie sich um, doch da war bereits alles vorbei und sie sahen nur noch wie Nerdanel in ihrem Zelt verschwand. Plötzlich hörten sie hinter sich eine Stimme.
„Hey guten Morgen ihr beiden Schlafmützen.“
Sie drehten sich um und da stand Halbarat vor ihnen,
„Habt ihr Lust mit auf einen Späherrundgang zu gehen? Etjane sucht Leute, die den Weg Richtung Süden auskundschaften nach einem Versteck für den Winter“, schlug der junge Krieger vor.
Drizzt und Delios sahen sich an und ein Grinsen stahl sich auf ihre Gesichter, denn das klang nach einer Menge Spaß. Sie beeilten sich zu Etjane zu kommen um ihm zu sagen, dass sie diesen Späherauftrag nur allzu gern übernehmen wollten.
Dinin wanderte mit Helion durch den Wald. Schließlich warf der Magier einen Seitenblick auf den jungen Krieger.
„Liebt Ihr Nerdanel?“, kam die plötzliche Frage des Magiers.
Dinin hielt vor Überraschung inne und sah Helion verwundert an. Im ersten Moment wusste er keine Antwort auf diese Frage. Niemand hatte ihm je das Wort ‚Liebe‘ erklärt, eigentlich gab es das gar nicht in der dunkelelfischen Sprache. Für ihn war es auf einmal ganz klar. Er begehrte Nerdanel mehr als alles andere in seinem Leben zuvor, für ihn war es Liebe.
„Ja ich liebe sie, allerdings gibt sie mir das Gefühl, dass ihr das vollkommen egal ist“, antwortete der Krieger.
Helion lächelte ein wenig traurig.
„Nerdanel war noch nie besonders gut darin, anderen ihre Gefühl zu zeigen. Dinin Ihr solltet außerdem bedenken in welcher Lage sich Nerdanel befindet. Ascaron wurde vollkommen vernichtet und wir wissen nicht, ob überhaupt noch jemand außer uns entkommen konnte. Sollten unsere schlimmsten Befürchtungen zutreffen, dann sind wir die Einzigen, die es geschafft haben. Nerdanel ist somit die letzte Priesterin. Ihr allein obliegt es, alles wieder zu einem besseren zu wenden. Sollten wir jemals in unsere zerstörte Stadt zurückkehren oder aber woanders einen Neuanfang wagen, dann wäre sie unsere hohe Priesterin. An ihr würde es dann liegen, den Glauben in jenen neu zu entfachen, die sich uns auf unserem Weg anschließen mögen. Sie ist viel jünger als Ihr Dinin und dennoch ruht bereits eine enorme Last auf ihren Schultern. Im Moment stürzt alles auf einmal auf sie ein, der Verlust ihres Zuhauses, ihres Vaters und dann auch noch die enorme Verantwortung, nicht zu vergessen die Gefühle, die Ihr wohl in ihr geweckt habt. Seit nachsichtig mit ihr Dinin, gebt ihr Ruhe und Zeit. Das arme Mädchen weiß sonst nicht mehr wo ihr der Kopf steht“, erklärte ihm der Magier.
Dinin sah ihn mit großen Augen an. Das war ihm überhaupt nicht bewusst gewesen. Jetzt verstand er ihre Ablehnung über seinen Vorschlag. Natürlich, warum sollte sie sich mit dem Thron einer Oberin zufrieden geben, wenn sie eine ganze Stadt bekommen würde. Helion hatte Recht, musste sich Dinin eingestehen, auf der jungen Frau lag eine enorme Last und es war tatsächlich nicht besonders fair von ihm gewesen sie noch weiter zu bedrängen. Wenn er im Lager war, dann wollte er sich sofort bei ihr entschuldigen. Er würde es sich nicht mit ihr verderben, soviel war sicher, nicht wenn er an der Seite einer Frau sein konnte, die irgendwann Herrin einer Stadt werden würde. Dafür würde er es auch ertragen Jahre, sogar Jahrhunderte an diesem widerlichen Ort, genannt Oberfläche, zu verbringen. Einzig Nerdanels Leben galt es zu beschützen und sich um ihr Wohlergehen zu sorgen. Ein plötzliches Rascheln schreckte ihn aus seinen Überlegungen.
Vor den beiden stand plötzlich Alystin. Ihr Gesicht war eine Fratze der Wut. Sie starrte Dinin mit einem Blick an, der ihm nur allzu schnell verdeutlichte, dass sie ihn hasste.
„Ich fordere dich zum ‚Kampf um die Gunst‘ heraus Dinin Do’Urden“, schrie sie ihm entgegen. „Heute Abend bei den Feuern, werden wir sehen wer von uns um Nerdanel werben darf und wer nicht.“
Dann verschwand sie wieder im Dickicht und ließ die beiden erschrockenen Männer einfach stehen.
„Was hatte das zu bedeuten?“, fragte Dinin verwirrt, als er seine Sprache wiedergefunden hatte.
Helion musste erst einmal schlucken.
„Der ‚Kampf um die Gunst‘ ist eins unserer alten Rituale. Wenn zwei Kontrahenten um die Gunst einer Frau werben und einander so sehr hassen, dass sie die Gegenwart des anderen nicht mehr ertragen können, dann fordern sie diesen Kampf. Beide treten in einem Ring aus Feuer gegeneinander an und kämpfen bis einer aufgibt oder aus dem Ring fliegt. Derjenige, der verloren hat, muss für immer jedwedes Werben um die Frau aufgeben. Der Gewinner kann sich ihr aber von da an nähern wann immer es ihm beliebt und hat von seinem Kontrahenten nichts mehr zu fürchten. Dieses Ritual wurde eingeführt im den Eifersuchtsmorden ein Ende zu bereiten“, erklärte der Magier schließlich.
Tausend Gedanken purzelten auf einmal durch Dinins Kopf. Er hatte auf ihrer ganzen Reise niemals Alystin in Nerdanels Nähe gesehen. Die Frauen hatten sich immer nur unterhalten, aber sich niemals einander genähert. Er verstand nicht warum das jetzt auf einmal passieren musste. Entschlossen den Kampf heute Abend am Feuer zu gewinnen, ging er mit Helion zurück ins Lager, denn sie mussten Elfara von diesem tollkühnen Vorhaben erzählen.
Despina hatten sich den ganzen Morgen mit langweiligen Tätigkeiten auseinander gesetzt. Sie hatte überlegt, was sie da angestellt hatte. Erst als Drizzt raus gerannt war, da war ihr bewusst geworden, dass dieser süße Drow, doch eigentlich noch verdammt jung war. Ihr waren die Bücher ihres Lieblingsautors wieder ins Gedächtnis gekommen und auch die Passagen über Drizzt dürftigen Erfahrungen in zwischenmenschlichen, naja zwischenelfischen, Beziehungen. Sie musste sich selbst eingestehen, dass sie den jungen Drow wahrscheinlich mit ihrer Annäherung total überfordert hatte. Sich selbst für ihre Dummheit ohrfeigend sah sie den Streit zwischen Alystin und Nerdanel. Sie sah auch wie beide dann auseinander gingen und Nerdanel in ihr Zelt flüchtete. Sie seufzte tief, dieser Streit war vorprogrammiert gewesen. Jetzt galt es den Schaden so gering wie möglich zu halten. Sie war eine gute Freundin von Nerdanel und das Letzte was sie wollte war, ihre Freundin weinen zu sehen. Sie ging hinüber zum Zelt und trat einfach ein. Nerdanel war ein elendes Bild. Sie hatte sich auf die Decken geworfen und weinte bitterlich.
Despina seufzte wieder, so konnte sie ihre Freundin wirklich nicht sehen. Sie setzte sich neben sie und streichelte ihr sanft über den Rücken.
„Warum ist er so gemein zu mir? Was ist los mit Alystin?“, den Rest von Nerdanels Worten verschluckte ein Schluchzen.
Despina wusste nicht was sie darauf erwidern sollte. Langsam beugte sie sich hinunter und nahm ihre Freundin in die Arme. Sie spürte wie der zierliche Körper zitterte. Sie zog Nerdanel hoch und sah sie an. Ihre Augen waren gefüllt mit Tränen und diese flossen auch hemmungslos über ihre Wangen. Beide Frauen umarmten einander fest. Nerdanel schmiegte sich an sie und weinte bitterlich.
„Alystin ist eifersüchtig .... sie versteht es nicht, dass du dich von ihr abwendest. Ihr solltet euch in Ruhe aussprechen ... denke ich. Soll ich mal mit ihr reden?“, frage Despina schließlich.
Nerdanel schluchzte nur und nickte. Beide blieben aber noch eine lange Zeit sitzen und trösteten einander.
Zaknafein saß immer noch bei Elfara und beide unterhielten sich gut und lachten viel. Sie sahen wie Helion und Dinin aus dem Wald zurückkehrten. Beide steuerten augenblicklich auf Elfara zu.
„Wir haben mit dir zu reden Elfara“, begann Helion.
„Zaknafein hat mir bereits erklärt was passiert ist ...“, doch ehe der Anführer fortfahren konnte unterbrach ihn der Magier mit einer Geste.
„Darum geht es jetzt gar nicht. Es geht um Alystin, sie hat Dinin gerade zu einem Kampf um die Gunst herausgefordert. Was war also hier los?“, fragte Helion.
Elfaras Augen wurden groß, dass konnte Zaknafein sehen. Er verstand zwar nicht genau was vor sich ging, aber wohl, dass es etwas mit dem Streit der beiden Frauen vorhin zu tun hatte.
Der junge Anführer erklärte ihnen, dass es einen Streit zwischen den beiden gegeben hatte und das Alystin wohl eifersüchtig auf Dinin war und deshalb diesen Kampf forderte.
„Ich muss Euch fragen Dinin, da Ihr mit unseren Regeln nicht vertraut seit, wollt Ihr diesen Kampf? Wenn nicht, dann sagt es jetzt, aber ich muss Euch sagen, dass Ihr dann Alystin das Feld zu räumen habt und Euch Nerdanel nicht mehr nähern dürft“, sagte Elfara in einem ernsten Ton.
„Ich werde kämpfen und ich werde gewinnen“, sagte Dinin stolz, wobei er die letzten Worte mehr zu Zaknafein richtete.
Elfara nickte nur und rief sich einige Krieger herbei.
„Bereitet den Kampfplatz für heute Abend vor. Es wird einen Kampf um die Gunst geben. Holt Nerdanel, sie ist immerhin davon betroffen.“
Mit einem knappen Nicken gingen die Krieger wieder.
Die Nachricht von dem bevorstehenden Kampf versetzte das ganze Lager in Aufregung und die meisten konnten es kaum bis zum Abend erwarten.
Ich war nicht wirklich davon begeistert als mir Elfara berichtete, dass es einen Kampf um meine Gunst geben würde. Als ich sein Zelt betrat vermutete ich zuerst, dass es sich um Zaknafein und Dinin handeln würde, aber als ich erfuhr das es Alystin war, die Dinin herausgefordert hatte, da wurde mir schon ein wenig mulmig zumute. Zum ersten Mal begann ich mich ernsthaft zu fragen, ob wir uns nicht langsam doch immer mehr in Drow verwandelten. Schließlich hätte man diese Eifersucht auch auf andere Weise beilegen können, dieser Kampf um die Gunst, war lediglich ein erfundenes Ritual, um beim Rollenspiel mehr Spieltiefe zu erreichen, doch in unseren Köpfen waren die Erinnerungen an Regeln, Gesetze und Rituale mittlerweile so tief verwurzelt, dass sie für uns zur Realität wurden. Es war beängstigend.
Despina begleitete mich wieder in mein Zelt und half mir dabei mich für den Abend vorzubereiten. Sie flocht meine Haare und bemalte mich mit traditionellen Mustern.
„Frag mich nicht woher ich das kann?“, sagte sie plötzlich, da sie wohl gemerkt hatte, dass ich irgendwelchen düsteren Gedanken nachhing.
„Ich weiß auch so viel und erinnere mich an Dinge, die ich eigentlich gar nicht wissen kann“, antwortete ich tonlos.
Ich fühlte mich wie ein Preis, der heute Abend zur Siegerehrung gereicht werden sollte, doch es war nun mal eine Tradition. Wir hätten uns niemals so einen Unsinn ausdenken sollen, dachte ich nur böse. Doch jetzt blieb mir nichts anderes übrig, als abzuwarten bis zum Abend und alles über mich ergehen zu lassen.
Dinin war bei Helion geblieben, da der Magier sich freiwillig angeboten hatte dem jungen Krieger zu helfen. Man hatte dem jungen Drow erklärt wie der Kampf ablaufen würde und auf was er zu achten hätte. Dinin war nicht besonders begeistert über die Tatsache, dass sie fast gänzlich ohne Kleidung kämpfen mussten, doch Helion hatte ihm erklärt, dass es so besser sei, da dann niemand den anderen beschuldigen könnte irgendwelches magisches Zeug am Körper zu tragen, um damit zu betrügen. Obwohl der junge Drow das verstand, behagte es ihm nicht unbedingt, mit nicht mehr als einem Lendenschurz bekleidet vor dem Magier zu sitzen und sich von ihm bemalen zu lassen. Die zarten Finger Helions kitzelten auf seiner Haut und während dieser seinen Rücken mit einem verschlungenen Muster versah, musste sich Dinin zusammenreißen, damit er das Ziehen in seiner Lendengegend unterdrücken konnte. Als Helion fertig war fühlte sich Dinin bereit für den Kampf. Auf seiner Brust, seinen Armen und seinem Rücken waren verschlungene Muster und als Helion ihm erklärt hatte, dass sie den Träger mit Stärke und Glück im Kampf segnen sollten, da glaubte ihm Dinin. Es war faszinierend auf eine seltsame Art und Weise. Als der junge Krieger seine beiden Schwerter in die Hände nahm und sie erst langsam und dann schnell wirbelte, spürte er die Kraft durch seinen Körper fließen. Möge deine Göttin mir heute Nacht gewogen sein Nerdanel, dachte er nur. Er würde gewinnen, das war für ihn klar, denn alles hing davon ab.
Alles war bereit. In der Mitte des Lagers war ein freier Platz geschaffen worden, auf dem nicht ein Steinchen mehr lag. Alle hatten sich darum versammelt und Elfara hatte es sogar den Ausstehenden gestattet bei diesem Ritual zu zusehen. Ich durchschritt als erste den Kreis und nahm Platz auf einer roten Decke. Neben mir saßen Elfara und Helion. Schließlich führte man die beiden Kontrahenten in die Arena. Beide mit nicht mehr bekleidet als einem Lendenschurz und ihren Schwertern. Ihre Haare hatten sie zurück gebunden. Sie standen jetzt in der Mitte des Kreises und ihr Blick richtete sich auf mich.
Elfara stand auf.
„Ihr Kämpfer der Gunst, ihr kennt die Regeln. Wer von euch den Kampf verliert, dem ist es untersagt, sich jemals wieder in werbender Weise Nerdanel zu nähern. Seit ihr bereit für diese Entscheidung?“
Beide nickten nur und drehten sich dann zu einander. Sie ging im Kreis herum und suchten sich eine gute Position.
Helion stand auf und begann einen Zauberspruch zu murmeln. Plötzlich schossen Flammen in einem Kreis aus dem Boden und reichten den Kämpfern bis zur Hüfte.
„Beginnt!“, schrie Elfara.
Trommeln erklangen und stachelten die Kämpfer an. Beide gingen mit wilder Entschlossenheit aufeinander los. Alystin führte lediglich zwei Kurzschwerter, mit denen sie aber weitaus gewandter war als Dinin, der sich auf ein Kurzschwert und Langschwert verließ. Die Kriegerin griff voller Zorn und Hass an. Dinin fiel es schwer ihre kräftigen Hiebe abzublocken. Die Frau war ihm an Stärke bei weitem überlegen, doch schnell bemerkte der Krieger, dass sie mit ihrem linken Arm nicht so schnell und geschickt war wie mit dem rechten. Immer wieder attackierte sie ihn und fast gelang es ihr ihn durchs Feuer zu schubsen, doch Dinin entwand sich ihrer Blockade und rannte wieder zurück, in die Mitte des Kreises. Plötzlich kam sie herangestürzt und er bekam seine nächste Blockade nicht rechtzeitig hoch. Er spürte einen stechenden Schmerz in der Schulter und sah, dass sie ihm gerade ihr Schwert kurz unter dem Schlüsselbeinknochen durch den Körper getrieben hatte. Er schrie vor Schmerzen auf und zog sich zurück. Die Wunde blutete heftig und er merkte sofort wie sein Arm taub wurde und das Schwert seinen Hände entglitt. Jetzt hatte er nur noch sein Langschwert und damit würde er bei weitem nicht so schnell sein, wie sie mit ihren beiden schlanken Kurzschwertern. Er hörte um sich herum die Meute toben. Sie schrien und feuerten die Kämpfer an, sogar er wurde angefeuert. Das gab ihm Kraft. Die beiden tänzelten umeinander herum und waren überaus vorsichtig. Immer wieder griff sie mit Finten an und zog sich dann schnell zurück. Dinin wußte, dass sie wohl darauf aus war, dass er diesen Kampf durch den hohen Blutverlust verlieren würde. Doch er war ein erfahrener Krieger, so leicht würde er es ihr nicht machen. Er gab sich taumelnd und benommen. Sie fiel augenblicklich auf diesen Trick herein und stürzte sich wieder auf ihn. Doch Dinin ließ sich zur Seite fallen. Der Aufprall auf seine verletzte Schulter verursachte ihm zwar höllische Schmerzen, doch es gelang ihm sein Schwert mit dem gesunden Arm hochzureißen und ihr damit den Schenkel aufzuschlitzen. Jetzt herrschte Gleichstand, denn ihre Wunde blutete ebenso heftig wie die seine. Keuchend kam er wieder auf die Beine und hielt drohend sein Schwert vor sich. Nie im Leben hätte er gedacht, dass er sich in einem Kampf mal so gut gegen eine Frau halten würde. Alystin hinkte nun und konnte daher die Schnelligkeit ihrer beiden Schwerter nur noch bedingt einsetzen. Dinin war froh darüber, denn er fühlte, wie sich die Wunde an seiner Schulter langsam negativ bemerkbar machte. Sie brannte wie die Hölle selbst und er fühlte einen unaufhörlichen Strom warmen Blutes über seine nackte Haut fließen. Plötzlich kam Alystin in einem letzten verzweifelten Angriff angerannt. Dinin war überrascht und er reagierte einfach nur noch. Er ließ sich nach unten in die Hocke fallen und hob sein Schwert einfach nur noch vor sich. Er spürte einen heftigen Aufprall und als er seine Augen öffnete, da stand Alystin vor ihm. Das Schwert steckte bis zum Heft in ihrem Körper. Ihre Augen starrten ihm weit aufgerissen entgegen. Ein dünner feiner Faden Blut floss aus ihrem Mund. Die Schwerter hielt sie hoch erhoben über sich, so als wollte sie gerade zustoßen. Einen Moment lang verharrten die beiden so, doch schließlich fielen Alystins Schwerter klirrend zu Boden und sie kippte nach vorne um. Nur mühsam gelang es Dinin sie abzufangen und zur Seite zu rollen, damit sich sein Schwert nicht noch weiter in ihren Körper bohrte. Die Flammen des Kreises waren sofort erloschen viele helfende Hände eilten herbei, um sich um die Verletzten zu kümmern. Nerdanel eilte herbei, sie hatte Tränen in den Augen, das konnte Dinin sehen. Wie durch einen Schleier sah er, dass man Alystin das Schwert herauszog und Nerdanel sofort mit der Heilung begann. Er spürte Hände, die sich sorgsam um seine Wunde kümmerten und erst jetzt realisierte er, dass er von dem Elfen Etjane geheilt wurde. Seine Wunde war nicht so schlimm und schon nach wenigen Minuten war er geheilt. Nerdanel kniete über eine halbe Stunde bei Alystin und heilte. Das Lager war wie gebannt, sie alle saßen besorgt da und warteten und hofften. Schließlich nahm Nerdanel ihre Hände von Alystins Bauch und atmete durch.
„Sie wird es überleben“, flüsterte sie und man konnte das Aufatmen spüren, dass durch das gesamte Lager ging. Einige Soldaten trugen die Bewusstlose weg und nun kam Elfara zu Dinin. Er zog den jungen Krieger auf die Beine und winkte Nerdanel zu sich.
„Ihr habt gegen Alystin gewonnen, von nun an wird sie Eurer Werbung nicht mehr im Weg stehen.“
Dinin ging vor mir in die Knie, nahm meine blutverschmierte Hand und küsste sie. Nie zuvor in seinem Leben hatte sein Herz so heftig geschlagen wie jetzt. Er sah zu Nerdanel auf und erkannte, dass sie lächelte. Sie war erschöpft, aber dennoch lächelte sie.
„Die Kämpfe sind vorbei! Lasst uns zum angenehmeren Teil des Abends kommen“, schrie Elfara und augenblicklich begannen die Barden wieder mit der Musik, doch diesmal forderte sie zum Tanz auf.
Zaknafein war entsetzt als er sah, was Dinin getan hatte. Das Schwert steckte bis zum Heft in Alystins Eingeweiden. Der Kampf war ausgeglichen gewesen, bis dahin. Er hatte gesehen, wie sofort alle zu Hilfe geeilt waren und er war noch dankbarer dafür als er hörte, dass die Frau diese schwere Verletzung überleben würde. Es war ein wenig enttäuscht über den Ausgang des Kampfes, eigentlich hatte er gehofft, dass sich dadurch das Problem mit Dinins Annäherungsversuchen erledigen würde, aber jetzt sah es wohl so aus, als würde es schlimmer werden. Nachdenklich betrachtete er die Szene vor sich und als sich Elfara zu ihm umdrehte, konnte er auf dem Gesicht des jungen Drow sehen, dass es diesem ebenso wenig recht war. Nachdenklich blieb er sitzen und starrte den beiden hinterher als Dinin und Nerdanel den Platz verließen.
Ich war müde, die Heilung hatte mich fast meine ganze Kraft gekostet und ich spürte bereits wieder das Drängen des Hungers in mir. Bald würde ich wieder auf Jagd gehen müssen und ein Opfer suchen, dessen Seele ich aussaugen konnte. Dinin kniete vor mir blickte mit leuchtenden Augen zu mir auf. Ich rang mir ein erschöpftes Lächeln ab. Im Moment war mir einfach alles egal. Irgendwie fand ich, dass der Kampf gerecht ausgegangen war. Wenn Alystin so dumm war und so etwas anzettelte, dann sollte sie sehen wie sie damit zurecht kam. Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf, waren das wirklich meine Gedanken, fragte ich mich. Du hast Kylian mal geliebt, ermahnte ich mich. Aber diese Frau war nicht mehr Kylian, sie war jemand anderes. Irgendwie wollte ich jetzt nur noch schlafen. Ich bedeutete Dinin aufzustehen. Er sah mich an, als erwartete er noch etwas, doch ich ging einfach auf mein Zelt zu. Er folgte mir, während die anderen um uns herum zu tanzen begannen. Ich schob den Vorhang beiseite und kroch zu meinen Decken. Müde ließ ich mich fallen. Am Rand nahm ich noch wahr, dass Dinin ebenfalls hier war. Er setzte sich neben mich, doch sagte nichts. Ich achtete nicht weiter auf ihn und schlief schließlich ein.
Dinin folgte ihr ins Zelt. Er wollte jetzt einfach in ihrer Nähe sein. Sie legte sich sofort hin und schlief ein. Er betrachtete sie einfach nur. In seinem Inneren herrschte auf einmal eine nie gekannte Ruhe, vergessen waren alle Anstrengungen und Schmerzen des Tages. Er hatte sogar Zaknafeins Angriff vergessen. Meine Nerdanel, dachte er nur stolz und streichelte dann sanft über ihr Gesicht. Schließlich rollte er sich neben ihr zusammen, doch er berührte sie nicht weiter. Sie sollte die Ruhe und Freiheit haben, die sie brauchte, hatte er beschlossen. Dann übermannte auch ihn die Müdigkeit und er schlief ein.
Doch so schnell sollte das Schicksal aller nicht beschlossen sein, denn vor ihnen lag der Winter und somit eine harte Zeit.
- Sturm der Gefühle –
Dinin lag nur noch da und erwartete seinen Tod. Jetzt würde ihm Zaknafein den Rest geben und endgültig erschlagen. Der junge Krieger schloss die Augen und wartete. Die Schritte hörten auf und die Person stand neben ihm. Plötzlich spürte er sanfte Finger, die sich gegen seinen Hals drückten und seinen Puls fühlten. Vorsichtig öffnete er die Augen und versuchte aufzuschauen, doch das Licht der Sonne blendete ihn immer noch.
„Wie geht’s dir Dinin?“ fragte eine Männerstimme.
Der junge Drow konnte nicht antworten. So gut er konnte raffte er sich auf, seine erschöpften Muskeln weigerten sich ihn zu tragen und er fiel erneut, doch diesmal fingen ihn Arme auf und hielten ihn.
„Langsam, du hast einen Schock, mach langsam. Alles ist ok, ich tu dir nichts“, redete die Stimme weiter. Die Person schleppte Dinin in den Schatten der Bäume und erst jetzt konnte der junge Drow erkennen, dass ihm der Magier Helion geholfen hatte. Dieser ließ ihn sanft ins Moos gleiten und lehnte ihn gegen einen Baum. Behutsam fing er an, sich um die Platzwunde an Dinins Kopf zu kümmern. Beide sprachen kein Wort, aber im Moment war das auch vollkommen überflüssig. Nachdem er alle Wunden gereinigt hatte, reichte der Magier dem jungen Krieger eine Phiole.
„Trink, das ist ein Heiltrank, mein Letzter, der müsste dich wieder auf die Beine bringen“, sagte Helion.
Dinin widersprach ihm nicht und trank. Zu seiner Überraschung schmeckte der Trank ganz anders als das saure Zeug, dass seine Schwestern immer gebraut hatten. Es kribbelte ein wenig als es durch seine Kehle rann und augenblicklich breitete sich eine wohlige Wärme in seinem Körper aus. Sein Kopf hörte auf zu schmerzen und auch die Rippen taten ihm nicht mehr weh. So saß er eine Weile an den Baum gelehnt und wartete einfach nur ab bis der Trank seine Wirkung getan hatte. Schließlich öffnete er die Augen.
Helion saß immer noch neben ihm und beobachtete Dinin genau.
„Wie geht’s dir?“, fragte der Magier erneut.
„Dank Eures Tranks viel besser. Ich stehe ihn Eurer Schuld Magier“, sagte Dinin im Flüsterton.
Der Magier jedoch lächelte nur und winkte ab.
„Schon gut, dafür bin ich schließlich da. Aber sagt mir, was ist Euch geschehen? Wer oder was hat Euch so zugerichtet?“
Dinin schaute einen Moment ins Leere und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Sein Verstand begann alle Möglichkeiten durchzugehen, ob er sagen sollte, dass es Zaknafein gewesen war, der ihm so zugesetzt hatte oder, ob er sich diese Tatsache nicht für einen besseren Zeitpunkt aufheben sollte. Nein, dachte er, es war besser wenn der Waffenmeister jetzt gleich für sein Verhalten bestraft wurde.
„Es war Zaknafein Do’Urden. Er hat mich angegriffen und fast umgebracht“, murmelte Dinin und versuchte dabei so mitleidig wie möglich zu wirken.
Helions Augen weiteten sich bei dieser Anschuldigung. Konnte sich der Magier doch eigentlich nicht vorstellen, dass der Waffenmeister zu solch einer Tat fähig sein mochte. Doch er beschloss dem jungen Drow vor sich zumindest einen Teil dieser Aussage abzukaufen, da er die Wunden schließlich gesehen hatte und wusste, dass er sie sich unmöglich selber zugefügt haben konnte.
„Ich werde mit Elfara reden und ihm davon erzählen“, sagte der Magier schließlich und Dinin nickte ihm dankbar entgegen, beschloss aber selbst auch noch einmal mit Elfara zu sprechen um Zaknafeins guten Ruf, weiter zu schädigen. Helion half ihm schließlich aufzustehen und gemeinsam kehrten sie ins Lager zurück.
Nachdem Dinin mich mit seiner ungestümen Aufforderung bedrängt hatte und ich ihm ein für alle Mal, wie ich hoffte, klar gemacht hatte, dass ich nicht mehr mit ins Unterreich kommen wollte, war ich erst eine Weile durch den Wald gelaufen. Ich musste meine Gedanken ordnen und mich wieder beruhigen. Eigentlich sollte ich mich über ihn ärgern, doch irgendwie konnte ich das nicht. Er versuchte schließlich nur zu tun, was er für das Beste hielt, ermahnte ich mich. Das sein Bestes nicht mit unseren Regeln und Ansichten überein kam, dafür konnte Dinin schließlich nichts. Ich beschloss mich zumindest bei ihm zu entschuldigen wenn ich ins Lager zurückkehrte, denn es war nicht besonders nett von mir gewesen ihn so anzufahren. Ich schob schließlich alle Gedanken beiseite und begann damit mich auf meine Aufgabe zu konzentrieren und die Kräuter für den Magier zu suchen. Da es Spätsommer war, konnte ich alles ohne Schwierigkeiten finden und schnell ins Lager zurückkehren.
Helion war nicht in seinem Zelt als ich ankam und so hängte ich die Tasche mit den Kräutern an den Pfosten seines Zelts. Ich machte mich auf den Weg zu meinem Zelt, um mich um belanglose Dinge zu kümmern, die aber erledigt werden mussten. Vor meinem Zelt stand Alystin und sah mich missmutig an. Freundlich lächelte ich sie an.
„Hey, was gibt’s?“, fragte ich sie, doch ihr Gesicht behielt die finstere Miene bei.
„Du schläfst mit zwei Männern in einem Zelt!“, sagte sie und ich wusste, dass das mehr eine Feststellung als eine Frage war.
„Ja ... schon“, antwortete ich ihr.
Plötzlich packte sie mich an beiden Armen und zog mich ein Stück näher an sich heran.
„Ich will, dass du sie sofort rausschmeißt. Ich werde wieder bei dir schlafen, immer hin bist du mit mir verheiratet“, knurrte sie.
So kannte ich meinen Mann gar nicht, nie zuvor war er/sie mir gegenüber so aggressiv geworden, so besitzergreifend. Ich wollte mir das nicht gefallen lassen.
„Was soll das auf einmal? Was ist in dich gefahren?“, fragte ich sie.
Doch eigentlich hätte ich mir diese Frage gut und gerne sparen können. Sie war eifersüchtig, das war offensichtlich.
„Was ist das? Von wem hast du den Ring?“, zischte sie auf einmal zornig und riss mir die Haarsträhne mit Dinins Ring vom Hals. Aus einem unerfindlichen Grund wurde ich jetzt zornig. Dieser Ring war ein Geschenk an mich gewesen und ich fand sie hatte kein Recht ihn mir einfach wegzunehmen.
„Gib das wieder her. Es war ein Geschenk ... Her damit!“, forderte ich sie lauter auf.
„Von wem? Deinem neuen Liebhaber? Wie kannst du mich nur betrügen?“, gab sie zurück.
„Dich betrügen? Ich habe dich nie betrogen ...“, doch noch während ich diesen Satz aussprach, da war mir klar, dass ich nichts lieber getan hätte als das. Er war jetzt eine Frau und obwohl ich eigentlich kein Mensch war, der sich jemals viel aus Äußerlichkeiten gemacht hatte, so war meine dunkelelfische Seite da anderer Ansicht. Ich fühlte mich nicht mehr zu ihr hingezogen. Ich wusste, dass ich niemals wieder das gleiche Gefühl haben würde, wenn ich sie ansah. Er war jetzt eine Frau und damit konnte ich nun so gar nichts anfangen. Mein Innerstes sträubte sich dagegen mit einer Frau etwas anzufangen.
„Du hast mich nicht betrogen .... ach ja ... und warum rennt dir Dinin dann hinterher wie ein Schosshund? Glaubst du ich bin blind? Ich habe euch beide beobachtet ... ich habe gesehen was du mit ihm im Wald gemacht hast als wir anderen uns gewaschen haben. Hat dir das Spaß gemacht ja? Du bist ja richtig rangegangen ....“, doch sie kam nicht mehr dazu noch mehr zu sagen, denn ich schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht, dass es nur so klatschte.
„Es reicht! Hör auf ... was soll ich denn machen? Ich kann keine Frau lieben ... ich kann es nicht, es widerstrebt mir im tiefsten Inneren ...“, schrie ich nur.
Sie starrte mich zornig an, drehte sich um und rannte weg. Ich war für einen Moment wie gelähmt und Tränen rannen über mein Gesicht. So hatte ich das nicht gewollt. Ich wollte zwar mit ihr reden und ich wollte ihr mein Problem klar machen, aber nicht so. Das war nicht meine Absicht gewesen. Verzweifelt zog ich mich in mein Zelt zurück und weinte.
Zaknafein war nach seiner kleinen Reiberei ins Lager zurückgekehrt. Ihm war klar, dass Dinin alles tun würde um ihn jetzt verjagen zu lassen. Er musste dem zuvor kommen und so ging er schnurstracks zu Elfara. Dieser beriet sich gerade mit dem Elfen Etjane, sie sprachen über die Routen, die die Späher nehmen sollten, um so schnell wie möglich ein Versteck für den Winter zu finden. Geduldig wartete der Waffenmeister ab und schließlich ging Etjane und er konnte endlich mit Elfara sprechen.
„Habt Ihr kurz Zeit Elfara?“, fragte der ältere Drow.
„Sicher, was gibt es denn?“
Zaknafein setzte sich zu dem jungen Mann und erzählte ihm von dem was im Wald geschehen war. Elfara hörte aufmerksam zu und schnell bemerkte Zaknafein, dass dieser gar nicht so sehr davon überrascht zu sein schien. Schließlich beendete er seine Geschichte damit, dass er Elfara erzählte wie er Dinin zugerichtet hatte. Eine Weile saßen beide schweigend da und sahen einander an.
„Was werdet Ihr jetzt mit mir machen?“, fragte Zaknafein vorsichtig.
Von Elfara kam erst mal eine Weile nur Schweigen, doch schließlich meinte er.
„Darauf eine Antwort zu geben ist schwer. Lasst es mich so ausdrücken, ihr habt beide gegen die Regeln verstoßen, aber ich kann euch schlecht dafür verbannen. Gegen Dinin werde ich nichts unternehmen, solange Nerdanel nicht sagt, dass er sie zum Verrat überreden wollte. Tja und Euch werde ich auch nicht bestrafen, da ihr mir eigentlich einen Gefallen getan habt.“
Zaknafein machte daraufhin ein erstauntes Gesicht. Elfara lachte nur leise.
„Wisst Ihr, Nerdanels Vater hat mir vor seinem letzten Kampf den Schwur abgenommen, dass ich auf seine Tochter aufpassen werde und er hat mir gedroht, dass er selbst aus den Tiefen der neun Höllen zurückkommen würde, wenn ihr etwas passieren würde. Mein Respekt vor Quetana ist groß genug um seine Worte ernst zu nehmen. Ich weiß, dass Dinin versucht Nerdanel für sich zu gewinnen. Ich bin schließlich nicht blind, aber ich weiß auch, dass die süße Kleine um einiges klüger ist und sich schon sehr gut überlegen wird, mit wem sie etwas anfängt.“
Plötzlich wurde das vertrauliche Gespräch der beiden jäh unterbrochen. Sie hörten wie zwei Frauen miteinander stritten und das lautstark. Beide sahen auf und stellten fest, dass Nerdanel mit ihrer Freundin Alystin stritt und das nicht zu knapp. Als dann eine schallende Ohrfeige fiel, war Zaknafein schon drauf und dran aufzustehen und dazwischen zu gehen, doch Elfaras Hand hielt in zurück.
„Nicht, dass müssen die beiden ganz allein unter sich ausmachen“, sagte der junge Anführer leise.
Zaknafein setzte sich wieder und wartete. Er sah wie Alystin wütend davonlief und Nerdanel sich in ihr Zelt verkroch.
„Was haben die beiden denn?“, fragte der Waffenmeister.
„Sie hatten mal was miteinander, aber seit wir hier sind, haben sich so viele Dinge verändert, dass es uns alle vollkommen durcheinander gebracht hat. Und auch bei den beiden liegt es jetzt wohl im Argen“, sagte Elfara mit trauriger Stimme.
Der Waffenmeister verstand den jungen Mann nur zu gut. Er wusste was in Elfaras vor sich ging. Man schien ihm eine große Verantwortung übertragen zu haben und diese lastet nun schwer auf den Schultern des jungen Mannes.
„Warum müssen diese düsteren Tage, die meinen sein“, flüsterte Elfara mehr zu sich selbst als zu Zaknafein.
Der Waffenmeister sah ihn an und legte seine Hand auf Elfaras Schulter. Dieser blickte den älteren Drow an und nickte nur, mit einem müden Lächeln auf den Lippen. Es war ein stilles Verständnis zwischen den beiden.
Drizzt hörte das Geschrei ebenfalls und es schreckte ihn aus seinem angenehmen Schlaf. Er und Delios lagen immer noch zusammen im Zelt und kuschelten. Es war einfach zu angenehm gewesen, als das es ihnen danach verlangt hätte aufzustehen. Erst die lauten Stimmen der beiden Frauen brachten sie aus ihrem Traum zurück in die Realität. Verschlafen setzte sich Drizzt auf und schaute sich um. Delios lag noch immer nackt in seine Decke eingerollt und schaute verschlafen zu Drizzt auf. Beide lächelten einander an. Sie hegten keine Liebe füreinander, lediglich freundschaftliche Gefühle, aber dennoch bereute keiner von beiden was zwischen ihnen vorgefallen war. Es war gut und richtig gewesen.
„Was geht da draußen vor sich?“, fragte Drizzt im Flüsterton.
„Klingt so als würden Alystin und Nerdanel streiten. Scheint als würde es um Dinin und seine Annäherungsversuche gehen“, gab Delios ihm zur Antwort.
Gemeinsam zogen sie sich an und verließen das Zelt. Die Lagerbewohner waren in diesem Moment viel zu beschäftigt den Streit zu beobachten, als das auch nur einer von ihnen gemerkt hätte, dass die beiden jungen Drow erst jetzt aufgestanden waren. Neugierig sahen sie sich um, doch da war bereits alles vorbei und sie sahen nur noch wie Nerdanel in ihrem Zelt verschwand. Plötzlich hörten sie hinter sich eine Stimme.
„Hey guten Morgen ihr beiden Schlafmützen.“
Sie drehten sich um und da stand Halbarat vor ihnen,
„Habt ihr Lust mit auf einen Späherrundgang zu gehen? Etjane sucht Leute, die den Weg Richtung Süden auskundschaften nach einem Versteck für den Winter“, schlug der junge Krieger vor.
Drizzt und Delios sahen sich an und ein Grinsen stahl sich auf ihre Gesichter, denn das klang nach einer Menge Spaß. Sie beeilten sich zu Etjane zu kommen um ihm zu sagen, dass sie diesen Späherauftrag nur allzu gern übernehmen wollten.
Dinin wanderte mit Helion durch den Wald. Schließlich warf der Magier einen Seitenblick auf den jungen Krieger.
„Liebt Ihr Nerdanel?“, kam die plötzliche Frage des Magiers.
Dinin hielt vor Überraschung inne und sah Helion verwundert an. Im ersten Moment wusste er keine Antwort auf diese Frage. Niemand hatte ihm je das Wort ‚Liebe‘ erklärt, eigentlich gab es das gar nicht in der dunkelelfischen Sprache. Für ihn war es auf einmal ganz klar. Er begehrte Nerdanel mehr als alles andere in seinem Leben zuvor, für ihn war es Liebe.
„Ja ich liebe sie, allerdings gibt sie mir das Gefühl, dass ihr das vollkommen egal ist“, antwortete der Krieger.
Helion lächelte ein wenig traurig.
„Nerdanel war noch nie besonders gut darin, anderen ihre Gefühl zu zeigen. Dinin Ihr solltet außerdem bedenken in welcher Lage sich Nerdanel befindet. Ascaron wurde vollkommen vernichtet und wir wissen nicht, ob überhaupt noch jemand außer uns entkommen konnte. Sollten unsere schlimmsten Befürchtungen zutreffen, dann sind wir die Einzigen, die es geschafft haben. Nerdanel ist somit die letzte Priesterin. Ihr allein obliegt es, alles wieder zu einem besseren zu wenden. Sollten wir jemals in unsere zerstörte Stadt zurückkehren oder aber woanders einen Neuanfang wagen, dann wäre sie unsere hohe Priesterin. An ihr würde es dann liegen, den Glauben in jenen neu zu entfachen, die sich uns auf unserem Weg anschließen mögen. Sie ist viel jünger als Ihr Dinin und dennoch ruht bereits eine enorme Last auf ihren Schultern. Im Moment stürzt alles auf einmal auf sie ein, der Verlust ihres Zuhauses, ihres Vaters und dann auch noch die enorme Verantwortung, nicht zu vergessen die Gefühle, die Ihr wohl in ihr geweckt habt. Seit nachsichtig mit ihr Dinin, gebt ihr Ruhe und Zeit. Das arme Mädchen weiß sonst nicht mehr wo ihr der Kopf steht“, erklärte ihm der Magier.
Dinin sah ihn mit großen Augen an. Das war ihm überhaupt nicht bewusst gewesen. Jetzt verstand er ihre Ablehnung über seinen Vorschlag. Natürlich, warum sollte sie sich mit dem Thron einer Oberin zufrieden geben, wenn sie eine ganze Stadt bekommen würde. Helion hatte Recht, musste sich Dinin eingestehen, auf der jungen Frau lag eine enorme Last und es war tatsächlich nicht besonders fair von ihm gewesen sie noch weiter zu bedrängen. Wenn er im Lager war, dann wollte er sich sofort bei ihr entschuldigen. Er würde es sich nicht mit ihr verderben, soviel war sicher, nicht wenn er an der Seite einer Frau sein konnte, die irgendwann Herrin einer Stadt werden würde. Dafür würde er es auch ertragen Jahre, sogar Jahrhunderte an diesem widerlichen Ort, genannt Oberfläche, zu verbringen. Einzig Nerdanels Leben galt es zu beschützen und sich um ihr Wohlergehen zu sorgen. Ein plötzliches Rascheln schreckte ihn aus seinen Überlegungen.
Vor den beiden stand plötzlich Alystin. Ihr Gesicht war eine Fratze der Wut. Sie starrte Dinin mit einem Blick an, der ihm nur allzu schnell verdeutlichte, dass sie ihn hasste.
„Ich fordere dich zum ‚Kampf um die Gunst‘ heraus Dinin Do’Urden“, schrie sie ihm entgegen. „Heute Abend bei den Feuern, werden wir sehen wer von uns um Nerdanel werben darf und wer nicht.“
Dann verschwand sie wieder im Dickicht und ließ die beiden erschrockenen Männer einfach stehen.
„Was hatte das zu bedeuten?“, fragte Dinin verwirrt, als er seine Sprache wiedergefunden hatte.
Helion musste erst einmal schlucken.
„Der ‚Kampf um die Gunst‘ ist eins unserer alten Rituale. Wenn zwei Kontrahenten um die Gunst einer Frau werben und einander so sehr hassen, dass sie die Gegenwart des anderen nicht mehr ertragen können, dann fordern sie diesen Kampf. Beide treten in einem Ring aus Feuer gegeneinander an und kämpfen bis einer aufgibt oder aus dem Ring fliegt. Derjenige, der verloren hat, muss für immer jedwedes Werben um die Frau aufgeben. Der Gewinner kann sich ihr aber von da an nähern wann immer es ihm beliebt und hat von seinem Kontrahenten nichts mehr zu fürchten. Dieses Ritual wurde eingeführt im den Eifersuchtsmorden ein Ende zu bereiten“, erklärte der Magier schließlich.
Tausend Gedanken purzelten auf einmal durch Dinins Kopf. Er hatte auf ihrer ganzen Reise niemals Alystin in Nerdanels Nähe gesehen. Die Frauen hatten sich immer nur unterhalten, aber sich niemals einander genähert. Er verstand nicht warum das jetzt auf einmal passieren musste. Entschlossen den Kampf heute Abend am Feuer zu gewinnen, ging er mit Helion zurück ins Lager, denn sie mussten Elfara von diesem tollkühnen Vorhaben erzählen.
Despina hatten sich den ganzen Morgen mit langweiligen Tätigkeiten auseinander gesetzt. Sie hatte überlegt, was sie da angestellt hatte. Erst als Drizzt raus gerannt war, da war ihr bewusst geworden, dass dieser süße Drow, doch eigentlich noch verdammt jung war. Ihr waren die Bücher ihres Lieblingsautors wieder ins Gedächtnis gekommen und auch die Passagen über Drizzt dürftigen Erfahrungen in zwischenmenschlichen, naja zwischenelfischen, Beziehungen. Sie musste sich selbst eingestehen, dass sie den jungen Drow wahrscheinlich mit ihrer Annäherung total überfordert hatte. Sich selbst für ihre Dummheit ohrfeigend sah sie den Streit zwischen Alystin und Nerdanel. Sie sah auch wie beide dann auseinander gingen und Nerdanel in ihr Zelt flüchtete. Sie seufzte tief, dieser Streit war vorprogrammiert gewesen. Jetzt galt es den Schaden so gering wie möglich zu halten. Sie war eine gute Freundin von Nerdanel und das Letzte was sie wollte war, ihre Freundin weinen zu sehen. Sie ging hinüber zum Zelt und trat einfach ein. Nerdanel war ein elendes Bild. Sie hatte sich auf die Decken geworfen und weinte bitterlich.
Despina seufzte wieder, so konnte sie ihre Freundin wirklich nicht sehen. Sie setzte sich neben sie und streichelte ihr sanft über den Rücken.
„Warum ist er so gemein zu mir? Was ist los mit Alystin?“, den Rest von Nerdanels Worten verschluckte ein Schluchzen.
Despina wusste nicht was sie darauf erwidern sollte. Langsam beugte sie sich hinunter und nahm ihre Freundin in die Arme. Sie spürte wie der zierliche Körper zitterte. Sie zog Nerdanel hoch und sah sie an. Ihre Augen waren gefüllt mit Tränen und diese flossen auch hemmungslos über ihre Wangen. Beide Frauen umarmten einander fest. Nerdanel schmiegte sich an sie und weinte bitterlich.
„Alystin ist eifersüchtig .... sie versteht es nicht, dass du dich von ihr abwendest. Ihr solltet euch in Ruhe aussprechen ... denke ich. Soll ich mal mit ihr reden?“, frage Despina schließlich.
Nerdanel schluchzte nur und nickte. Beide blieben aber noch eine lange Zeit sitzen und trösteten einander.
Zaknafein saß immer noch bei Elfara und beide unterhielten sich gut und lachten viel. Sie sahen wie Helion und Dinin aus dem Wald zurückkehrten. Beide steuerten augenblicklich auf Elfara zu.
„Wir haben mit dir zu reden Elfara“, begann Helion.
„Zaknafein hat mir bereits erklärt was passiert ist ...“, doch ehe der Anführer fortfahren konnte unterbrach ihn der Magier mit einer Geste.
„Darum geht es jetzt gar nicht. Es geht um Alystin, sie hat Dinin gerade zu einem Kampf um die Gunst herausgefordert. Was war also hier los?“, fragte Helion.
Elfaras Augen wurden groß, dass konnte Zaknafein sehen. Er verstand zwar nicht genau was vor sich ging, aber wohl, dass es etwas mit dem Streit der beiden Frauen vorhin zu tun hatte.
Der junge Anführer erklärte ihnen, dass es einen Streit zwischen den beiden gegeben hatte und das Alystin wohl eifersüchtig auf Dinin war und deshalb diesen Kampf forderte.
„Ich muss Euch fragen Dinin, da Ihr mit unseren Regeln nicht vertraut seit, wollt Ihr diesen Kampf? Wenn nicht, dann sagt es jetzt, aber ich muss Euch sagen, dass Ihr dann Alystin das Feld zu räumen habt und Euch Nerdanel nicht mehr nähern dürft“, sagte Elfara in einem ernsten Ton.
„Ich werde kämpfen und ich werde gewinnen“, sagte Dinin stolz, wobei er die letzten Worte mehr zu Zaknafein richtete.
Elfara nickte nur und rief sich einige Krieger herbei.
„Bereitet den Kampfplatz für heute Abend vor. Es wird einen Kampf um die Gunst geben. Holt Nerdanel, sie ist immerhin davon betroffen.“
Mit einem knappen Nicken gingen die Krieger wieder.
Die Nachricht von dem bevorstehenden Kampf versetzte das ganze Lager in Aufregung und die meisten konnten es kaum bis zum Abend erwarten.
Ich war nicht wirklich davon begeistert als mir Elfara berichtete, dass es einen Kampf um meine Gunst geben würde. Als ich sein Zelt betrat vermutete ich zuerst, dass es sich um Zaknafein und Dinin handeln würde, aber als ich erfuhr das es Alystin war, die Dinin herausgefordert hatte, da wurde mir schon ein wenig mulmig zumute. Zum ersten Mal begann ich mich ernsthaft zu fragen, ob wir uns nicht langsam doch immer mehr in Drow verwandelten. Schließlich hätte man diese Eifersucht auch auf andere Weise beilegen können, dieser Kampf um die Gunst, war lediglich ein erfundenes Ritual, um beim Rollenspiel mehr Spieltiefe zu erreichen, doch in unseren Köpfen waren die Erinnerungen an Regeln, Gesetze und Rituale mittlerweile so tief verwurzelt, dass sie für uns zur Realität wurden. Es war beängstigend.
Despina begleitete mich wieder in mein Zelt und half mir dabei mich für den Abend vorzubereiten. Sie flocht meine Haare und bemalte mich mit traditionellen Mustern.
„Frag mich nicht woher ich das kann?“, sagte sie plötzlich, da sie wohl gemerkt hatte, dass ich irgendwelchen düsteren Gedanken nachhing.
„Ich weiß auch so viel und erinnere mich an Dinge, die ich eigentlich gar nicht wissen kann“, antwortete ich tonlos.
Ich fühlte mich wie ein Preis, der heute Abend zur Siegerehrung gereicht werden sollte, doch es war nun mal eine Tradition. Wir hätten uns niemals so einen Unsinn ausdenken sollen, dachte ich nur böse. Doch jetzt blieb mir nichts anderes übrig, als abzuwarten bis zum Abend und alles über mich ergehen zu lassen.
Dinin war bei Helion geblieben, da der Magier sich freiwillig angeboten hatte dem jungen Krieger zu helfen. Man hatte dem jungen Drow erklärt wie der Kampf ablaufen würde und auf was er zu achten hätte. Dinin war nicht besonders begeistert über die Tatsache, dass sie fast gänzlich ohne Kleidung kämpfen mussten, doch Helion hatte ihm erklärt, dass es so besser sei, da dann niemand den anderen beschuldigen könnte irgendwelches magisches Zeug am Körper zu tragen, um damit zu betrügen. Obwohl der junge Drow das verstand, behagte es ihm nicht unbedingt, mit nicht mehr als einem Lendenschurz bekleidet vor dem Magier zu sitzen und sich von ihm bemalen zu lassen. Die zarten Finger Helions kitzelten auf seiner Haut und während dieser seinen Rücken mit einem verschlungenen Muster versah, musste sich Dinin zusammenreißen, damit er das Ziehen in seiner Lendengegend unterdrücken konnte. Als Helion fertig war fühlte sich Dinin bereit für den Kampf. Auf seiner Brust, seinen Armen und seinem Rücken waren verschlungene Muster und als Helion ihm erklärt hatte, dass sie den Träger mit Stärke und Glück im Kampf segnen sollten, da glaubte ihm Dinin. Es war faszinierend auf eine seltsame Art und Weise. Als der junge Krieger seine beiden Schwerter in die Hände nahm und sie erst langsam und dann schnell wirbelte, spürte er die Kraft durch seinen Körper fließen. Möge deine Göttin mir heute Nacht gewogen sein Nerdanel, dachte er nur. Er würde gewinnen, das war für ihn klar, denn alles hing davon ab.
Alles war bereit. In der Mitte des Lagers war ein freier Platz geschaffen worden, auf dem nicht ein Steinchen mehr lag. Alle hatten sich darum versammelt und Elfara hatte es sogar den Ausstehenden gestattet bei diesem Ritual zu zusehen. Ich durchschritt als erste den Kreis und nahm Platz auf einer roten Decke. Neben mir saßen Elfara und Helion. Schließlich führte man die beiden Kontrahenten in die Arena. Beide mit nicht mehr bekleidet als einem Lendenschurz und ihren Schwertern. Ihre Haare hatten sie zurück gebunden. Sie standen jetzt in der Mitte des Kreises und ihr Blick richtete sich auf mich.
Elfara stand auf.
„Ihr Kämpfer der Gunst, ihr kennt die Regeln. Wer von euch den Kampf verliert, dem ist es untersagt, sich jemals wieder in werbender Weise Nerdanel zu nähern. Seit ihr bereit für diese Entscheidung?“
Beide nickten nur und drehten sich dann zu einander. Sie ging im Kreis herum und suchten sich eine gute Position.
Helion stand auf und begann einen Zauberspruch zu murmeln. Plötzlich schossen Flammen in einem Kreis aus dem Boden und reichten den Kämpfern bis zur Hüfte.
„Beginnt!“, schrie Elfara.
Trommeln erklangen und stachelten die Kämpfer an. Beide gingen mit wilder Entschlossenheit aufeinander los. Alystin führte lediglich zwei Kurzschwerter, mit denen sie aber weitaus gewandter war als Dinin, der sich auf ein Kurzschwert und Langschwert verließ. Die Kriegerin griff voller Zorn und Hass an. Dinin fiel es schwer ihre kräftigen Hiebe abzublocken. Die Frau war ihm an Stärke bei weitem überlegen, doch schnell bemerkte der Krieger, dass sie mit ihrem linken Arm nicht so schnell und geschickt war wie mit dem rechten. Immer wieder attackierte sie ihn und fast gelang es ihr ihn durchs Feuer zu schubsen, doch Dinin entwand sich ihrer Blockade und rannte wieder zurück, in die Mitte des Kreises. Plötzlich kam sie herangestürzt und er bekam seine nächste Blockade nicht rechtzeitig hoch. Er spürte einen stechenden Schmerz in der Schulter und sah, dass sie ihm gerade ihr Schwert kurz unter dem Schlüsselbeinknochen durch den Körper getrieben hatte. Er schrie vor Schmerzen auf und zog sich zurück. Die Wunde blutete heftig und er merkte sofort wie sein Arm taub wurde und das Schwert seinen Hände entglitt. Jetzt hatte er nur noch sein Langschwert und damit würde er bei weitem nicht so schnell sein, wie sie mit ihren beiden schlanken Kurzschwertern. Er hörte um sich herum die Meute toben. Sie schrien und feuerten die Kämpfer an, sogar er wurde angefeuert. Das gab ihm Kraft. Die beiden tänzelten umeinander herum und waren überaus vorsichtig. Immer wieder griff sie mit Finten an und zog sich dann schnell zurück. Dinin wußte, dass sie wohl darauf aus war, dass er diesen Kampf durch den hohen Blutverlust verlieren würde. Doch er war ein erfahrener Krieger, so leicht würde er es ihr nicht machen. Er gab sich taumelnd und benommen. Sie fiel augenblicklich auf diesen Trick herein und stürzte sich wieder auf ihn. Doch Dinin ließ sich zur Seite fallen. Der Aufprall auf seine verletzte Schulter verursachte ihm zwar höllische Schmerzen, doch es gelang ihm sein Schwert mit dem gesunden Arm hochzureißen und ihr damit den Schenkel aufzuschlitzen. Jetzt herrschte Gleichstand, denn ihre Wunde blutete ebenso heftig wie die seine. Keuchend kam er wieder auf die Beine und hielt drohend sein Schwert vor sich. Nie im Leben hätte er gedacht, dass er sich in einem Kampf mal so gut gegen eine Frau halten würde. Alystin hinkte nun und konnte daher die Schnelligkeit ihrer beiden Schwerter nur noch bedingt einsetzen. Dinin war froh darüber, denn er fühlte, wie sich die Wunde an seiner Schulter langsam negativ bemerkbar machte. Sie brannte wie die Hölle selbst und er fühlte einen unaufhörlichen Strom warmen Blutes über seine nackte Haut fließen. Plötzlich kam Alystin in einem letzten verzweifelten Angriff angerannt. Dinin war überrascht und er reagierte einfach nur noch. Er ließ sich nach unten in die Hocke fallen und hob sein Schwert einfach nur noch vor sich. Er spürte einen heftigen Aufprall und als er seine Augen öffnete, da stand Alystin vor ihm. Das Schwert steckte bis zum Heft in ihrem Körper. Ihre Augen starrten ihm weit aufgerissen entgegen. Ein dünner feiner Faden Blut floss aus ihrem Mund. Die Schwerter hielt sie hoch erhoben über sich, so als wollte sie gerade zustoßen. Einen Moment lang verharrten die beiden so, doch schließlich fielen Alystins Schwerter klirrend zu Boden und sie kippte nach vorne um. Nur mühsam gelang es Dinin sie abzufangen und zur Seite zu rollen, damit sich sein Schwert nicht noch weiter in ihren Körper bohrte. Die Flammen des Kreises waren sofort erloschen viele helfende Hände eilten herbei, um sich um die Verletzten zu kümmern. Nerdanel eilte herbei, sie hatte Tränen in den Augen, das konnte Dinin sehen. Wie durch einen Schleier sah er, dass man Alystin das Schwert herauszog und Nerdanel sofort mit der Heilung begann. Er spürte Hände, die sich sorgsam um seine Wunde kümmerten und erst jetzt realisierte er, dass er von dem Elfen Etjane geheilt wurde. Seine Wunde war nicht so schlimm und schon nach wenigen Minuten war er geheilt. Nerdanel kniete über eine halbe Stunde bei Alystin und heilte. Das Lager war wie gebannt, sie alle saßen besorgt da und warteten und hofften. Schließlich nahm Nerdanel ihre Hände von Alystins Bauch und atmete durch.
„Sie wird es überleben“, flüsterte sie und man konnte das Aufatmen spüren, dass durch das gesamte Lager ging. Einige Soldaten trugen die Bewusstlose weg und nun kam Elfara zu Dinin. Er zog den jungen Krieger auf die Beine und winkte Nerdanel zu sich.
„Ihr habt gegen Alystin gewonnen, von nun an wird sie Eurer Werbung nicht mehr im Weg stehen.“
Dinin ging vor mir in die Knie, nahm meine blutverschmierte Hand und küsste sie. Nie zuvor in seinem Leben hatte sein Herz so heftig geschlagen wie jetzt. Er sah zu Nerdanel auf und erkannte, dass sie lächelte. Sie war erschöpft, aber dennoch lächelte sie.
„Die Kämpfe sind vorbei! Lasst uns zum angenehmeren Teil des Abends kommen“, schrie Elfara und augenblicklich begannen die Barden wieder mit der Musik, doch diesmal forderte sie zum Tanz auf.
Zaknafein war entsetzt als er sah, was Dinin getan hatte. Das Schwert steckte bis zum Heft in Alystins Eingeweiden. Der Kampf war ausgeglichen gewesen, bis dahin. Er hatte gesehen, wie sofort alle zu Hilfe geeilt waren und er war noch dankbarer dafür als er hörte, dass die Frau diese schwere Verletzung überleben würde. Es war ein wenig enttäuscht über den Ausgang des Kampfes, eigentlich hatte er gehofft, dass sich dadurch das Problem mit Dinins Annäherungsversuchen erledigen würde, aber jetzt sah es wohl so aus, als würde es schlimmer werden. Nachdenklich betrachtete er die Szene vor sich und als sich Elfara zu ihm umdrehte, konnte er auf dem Gesicht des jungen Drow sehen, dass es diesem ebenso wenig recht war. Nachdenklich blieb er sitzen und starrte den beiden hinterher als Dinin und Nerdanel den Platz verließen.
Ich war müde, die Heilung hatte mich fast meine ganze Kraft gekostet und ich spürte bereits wieder das Drängen des Hungers in mir. Bald würde ich wieder auf Jagd gehen müssen und ein Opfer suchen, dessen Seele ich aussaugen konnte. Dinin kniete vor mir blickte mit leuchtenden Augen zu mir auf. Ich rang mir ein erschöpftes Lächeln ab. Im Moment war mir einfach alles egal. Irgendwie fand ich, dass der Kampf gerecht ausgegangen war. Wenn Alystin so dumm war und so etwas anzettelte, dann sollte sie sehen wie sie damit zurecht kam. Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf, waren das wirklich meine Gedanken, fragte ich mich. Du hast Kylian mal geliebt, ermahnte ich mich. Aber diese Frau war nicht mehr Kylian, sie war jemand anderes. Irgendwie wollte ich jetzt nur noch schlafen. Ich bedeutete Dinin aufzustehen. Er sah mich an, als erwartete er noch etwas, doch ich ging einfach auf mein Zelt zu. Er folgte mir, während die anderen um uns herum zu tanzen begannen. Ich schob den Vorhang beiseite und kroch zu meinen Decken. Müde ließ ich mich fallen. Am Rand nahm ich noch wahr, dass Dinin ebenfalls hier war. Er setzte sich neben mich, doch sagte nichts. Ich achtete nicht weiter auf ihn und schlief schließlich ein.
Dinin folgte ihr ins Zelt. Er wollte jetzt einfach in ihrer Nähe sein. Sie legte sich sofort hin und schlief ein. Er betrachtete sie einfach nur. In seinem Inneren herrschte auf einmal eine nie gekannte Ruhe, vergessen waren alle Anstrengungen und Schmerzen des Tages. Er hatte sogar Zaknafeins Angriff vergessen. Meine Nerdanel, dachte er nur stolz und streichelte dann sanft über ihr Gesicht. Schließlich rollte er sich neben ihr zusammen, doch er berührte sie nicht weiter. Sie sollte die Ruhe und Freiheit haben, die sie brauchte, hatte er beschlossen. Dann übermannte auch ihn die Müdigkeit und er schlief ein.
Doch so schnell sollte das Schicksal aller nicht beschlossen sein, denn vor ihnen lag der Winter und somit eine harte Zeit.