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Begabung

By: RihaijdeRih
folder German › Originals
Rating: Adult +
Chapters: 11
Views: 4,623
Reviews: 24
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Disclaimer: This is a work of fiction. Any resemblance of characters to actual persons, living or dead, is purely coincidental. The Author holds exclusive rights to this work. Unauthorized duplication or commercial use is prohibited
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Erntezeit

Danke für euer Interesse an der Story und die bisherigen netten Reviews. Es geht zügig weiter. Jetzt wird es erstmal ein bisschen dramatisch.
*****

Es war Spätsommer Ende Juli.
Die heißen Sommertage kühlten oft erst in der Wucht der Gewitter nachts ab, wenn Donner über den Himmel grollte und zuckende Blitze alles in flackerndes, unwirkliches Licht tauchten. Das Geräusch des rauschenden Wassers, begleitete die Bewohner des Hofes oft genug in den Schlaf, bescherte ihnen selten einen etwas kühleren Morgen, nur um mit der Feuchtigkeit zusammen einen neuen, noch stickigeren Tag zu beginnen.
Die Luft flirrte meist vor Hitze schon in den frühen Morgenstunden. Die Heuernte war seit Tagen in vollem Gange und der ganze Hof hatte alle Hände voll zu tun, den nächsten Wintervorrat trocken herein zu bringen, bevor das nächste Gewitter all ihre Arbeit zunichte machte. Es war ein Wettlauf, den sie um jeden Preis gewinnen mussten, denn davon hing das Überleben der Tiere im kommenden Winter ab. Sobald die letzte Feuchtigkeit des Morgens das geschnittene, gewendete Gras verlassen hatte, waren alle vom Hof auf den Beinen, das trockene Heu auf die Pferdewagen zu laden und zum Hof zu bringen. Die meisten von ihnen waren jetzt draußen auf den Wiesen, wendeten das Heu wieder und wieder, um auch jeden Rest an Feuchtigkeit der gnadenlosen Sonne zu opfern.

Arlyn und Jiksan waren gemeinsam in der Scheune und luden das lose Heu von den Wagen auf den Boden oberhalb der Scheune ab. Sie trugen nur ihre Hosen, hatten sich der Hemden schon bald entledigt, als die Sonne höher stieg und ihre Hitze verbreitete. Der Schweiß tropfte von ihrer beider Körper, vermischte sich mit dem Staub in der Luft zu einem grauen Film. Es war harte Arbeit, Pausen gab es für sie nur, wenn ein Wagen leer war und sie auf den nächsten Wagen warteten.

Arlyns Körper war deutlich kräftiger geworden. Heute stakte* er das Heu fast wie selbstverständlich auf den Boden, wo Jiksan es verteilte und feststopfte. Der wundervolle Duft des Heus erfüllte die ganze Scheune. Auf den Lichtstrahlen, die sich durch die Ritzen der Wände hereinstahlen, tanzte der Staub und umhüllte die beiden Jungen wie eine Art Feenstaub.
Sie hatten gerade den Wagen geleert, als draußen wohl schon der nächste Heuwagen eintraf, denn Gelächter und Stimmen drangen vom Hof her zu ihnen herein. Arlyn hielt kurz inne, das letzte lose Heu vom Wagen zu schieben und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Seine Haut juckte unter dem Staub und Schweiß, aber daran war er gewöhnt. Seine helle Haut war tatsächlich etwas dunkler geworden, hatte unter der Sonne nun einen eher kupfernen Farbton angenommen. Trotzdem war sie noch immer wesentlich heller, als die aller Anderen.
Er wischte sich mit einem Lappen die Arme ab, was aber den Staubfilm nur verwischte. Zufrieden dachte er daran, dass er und Jiksan nach der Arbeit unten am Bach baden würden und dort alles einfach von sich abwaschen konnten. Die Abkühlung im Bach war ihre Belohnung für den harten Tag voller schweißtreibender Arbeit. Vielleicht würde Piju ja auch mal wieder mit ihnen kommen.

Seit dem Vorfall mit Master Wingur, war Piju noch wortkarger geworden, wollte nicht darüber reden, als ihn Arlyn darauf angesprochen hatte. Er vermied es auch seither, ihn wie zuvor zu berühren, seinen Arm um ihn zu legen. Der junge Mann, der im Mai seine offizielle Mannweihe bekommen hatte, war nicht mehr so oft mit ihnen zum Baden gekommen. Vielleicht war er nun einfach zu alt für solche Vergnügungen, dachte Arlyn bedauernd. Wenn er mitgekommen war, dann hatte aber meist nur am Ufer gelegen und ihn und Jiksan dabei beobachtet. Sie hatten ihre eigene kleine Badestelle entdeckt, wo nur sie badeten und Arlyn hatte vor Jiksan und Piju endlich auch seine Hemmungen abgelegt, sich zu entblößen.

Arlyn lächelte, als er jetzt zu seinem jungen Freund hinaufsah, der sich auf die Kante des Heubodens gesetzt hatte und mit baumelnden Beinen zu ihm herab blickte. Seine schwarzen Haare waren voller Heu, welches in den Lichtstrahlen leuchtete und ihm den Anschein, fast blonden Haares gaben.
„Brauchst du eine Pause?“, fragte er grinsend.
Arlyn schüttelte den Kopf und meinte, auf das Tor deutend. „Keine Chance, da rollt bestimmt gleich schon das nächste Fuder* heran.“
„Wenigstens eine Pause zum trinken sollten wir doch mal haben", brummte Jiksan missmutig, „Hier oben glüht die Luft.“
Er griff nach dem Krug neben sich, schenke ihnen die beiden Holzbecher voller Wasser und lächelte spitzbübisch zu Arlyn hinunter.
„Soll ich es dir einfach über den Kopf gießen? Das würde gut erfrischen!“
„Wage es nicht“, drohte ihm Arlyn, stieg vom Wagen und kletterte rasch die Leiter hinauf, ergriff den Becher, den ihm Jiksan reichte und trank gierig das lauwarme Wasser.
Draußen zogen die zwei Kaltblüter des Hofes den nächsten, voll beladenen Heuwagen von der Wiese hinter dem Bach heran.
„Sieht bislang nicht so aus, als ob heute ein Gewitter aufziehen würde“, meinte Jiksan, als er durch die Ritzen der Holzbretter nach draußen schielte. „Vater hat Griksan vorhin runter zur Schattenwiese am Fuchswald geschickt. Wenn dort das Heu auch trocken genug ist, dann werden wir noch die ganze Nacht hier schuften können.“
Er seufzte ergeben.
„Ich wette, der legt sich erstmal faul dort in den Schatten und kommt erst in ein paar Stunden wieder, wenn er glaubt, dass Vater ihn vergessen hat.“
„Naja, von der Wiese braucht er ja auch eine Weile zurück“, meinte Arlyn.
Die Wiese lag am weitesten vom Hof entfernt am Fuße eines kleinen, halb bewaldeten Hügels, den sie den Fuchswald nannten, weil dort zahlreiche Fuchsbauten im Hügel waren. Durch ihre schattige Lage im Schutz des Hügels und des Waldes dauerte es dort immer länger, bis das Gras trocken genug war, um eingebracht zu werden. Von dem kleinen Hügel hatte man einen schönen Blick hinunter zu dem kleinen Fluss, der die Grenze zu Germonshof im Westen bildete.
„Er hat eins der Pferde genommen, damit kann er, wenn er will schnell wieder hier sein“, schnaubte Jiksan verächtlich. „Aber er wird wieder tausend Gründe finde, warum er sich verspätet, der faule Mistkerl.“
Jiksan füllte sich seinen Becher erneut.
„Ich habe genau gesehen, wie er sich beim Mittagsmahl eine von den getrockneten Würsten stibitzt hat. Die wird er in aller Ruhe alleine dort aufessen, da kannst du dir sicher sein.“
Empört schnaubte Jiksan. Arlyn lächelte nachsichtig. Griksan war wirklich etwas verfressen. Wann immer sich ihm die Gelegenheit bot, versuchte er an Extraportionen zu kommen. Man sah es ihm durchaus auch an, denn er war von Germons Söhnen derjenige, der deutlich etwas dicklich war.

„Dabei ist er schon groß genug“, empörte sich Jiksan. „Ich wachse ja noch, ich brauche viel eher mehr zu essen. Ich will mal so groß werden wie Piju!“
Grinsend stieß ihn Arlyn ihn in die Seite.
„Willst du etwa noch mehr auf mich hinabsehen, du großer Kerl?“, fragte er schmunzelnd, denn Jiksan überragte ihn bereits deutlich um mehr als einen Kopf.
„Nein, aber ich will auf jeden Fall größer als Klimo werden, dann zahle ich ihm jedes Mal heim, wenn er mich geschubst hat“, sagte Jiksan ernst.
„Klimo ist doch auch älter als du und er wird Schmied werden, da muss er groß und stark sein“, wandte Arlyn lächelnd ein. „Dann musst du wohl auch den Hammer so schwingen, wie er, wenn du mal so viele Muskeln haben willst.“
„Wir beide essen jetzt einfach auch immer ganz viel und werden dann auch so groß und stark“, schlug Jiksan vor. Bedauernd schüttelte Arlyn den Kopf.
„Aber ich wachse nicht mehr“, meinte er grinsend. „Ich hole dich nicht mehr ein.“
„Wenn ich erwachsen bin, werde ich bestimmt mal Jäger“, sagte Jiksan überzeugt. „Dann bringe ich uns jeden Tag Fleisch heim, so dass alle davon satt werden.“
Er lehnte sich ins Heu zurück, blinzelte in die Sonnenstrahlen.
„Was willst du mal machen?“, fragte er seinen Freund.
„Och“, wiegelte Arlyn etwas ab, legte sich dann neben ihn. „Mir macht es Spaß, mit den Tieren zu arbeiten. Vielleicht bringe ich dann den jungen Pferden bei, wie man einen Wagen zieht oder wie sie einen Reiter tragen. So etwas kann ich.“
„Das ist gut“, meinte Jiksan mit geschlossenen Augen. „Du wohnst dann natürlich noch bei Vater im Haus und dann bringe ich dir und deiner Frau immer besonders gutes Fleisch mit und wenn du einen Sohn hast, dann darf ich bei dem der Namensbote sein, okay?“
Arlyn lächelte versonnen. Er konnte sich zwar noch immer nicht vorstellen, eine der jungen Frauen des Hofes in eine Bindung zu bitten, geschweige denn, Kinder zu bekommen, aber wenn es Jiksan glücklich machen würde, dann durfte er bestimmt den Namen, den die Namensgeberin des Hofes für seinen Sohn fand, überbringen.
Immerhin war der Namensbote dann so etwas wie der Beschützer des Kindes bis es das zweite Alter erreicht hatte, also etwa zehn Sommer alt war.
Wie es wohl sein würde, ein Kind zu haben, eine Frau? Arlyn schloss ebenfalls die Augen, versuchte sich auszumalen, wie es sein würde. Frenja vermutete, dass er irgendwo zwischen dem dritten und vierten Alter war. Also hatte also noch Zeit sich die passende Frau zu suchen. Zufrieden dachte er daran, dass er jedenfalls immer hier leben würde. In der Nähe von Jiksan und Piju und den Menschen, die ihm etwas bedeuteten.

Auf der Wiese hinter dem Bach rechten die Jungen und Männer, das trockene Hau zusammen. Ein paar der Frauen banden es in Garben, da wo es lang genug war. Die anderen waren noch oben auf dem Hof, bereiteten bereits das Abendmahl zu.
Die kargen Sandböden ließen oft genug das Gras eher nicht so hoch werden, dadurch war es mühsamer, weil das Heu dann nur lose eingebracht werden konnte.
Germon lenkte den Wagen voller Heu von der Wiese runter zurück zum Hof, als aufgeregte Stimmen hinter ihm, sich umdrehen ließen.
„Germon“, rief eine der älteren Frauen, zeigte auf einen Reiter, der sich im schnellen Galopp vom Westen her über die Wiese näherte.
Germon beschattete die Augen, brauchte sie aber im Grunde nicht, um zu wissen, dass es sich eigentlich nur um Griksan handeln konnte, den er nach dem Mittag zur Schattenwiese geschickt hatte.
Alarmiert zügelte er die Pferde, stand auf und sah zu der, sich rasch nähernden Gestalt hinüber.
„Da ist was passiert“, sagte Capran besorgt, der Müller, als er an den Wagen herantrat. „Er reitet, als ob die niederen Götter hinter ihm her wären.“
Die Hofbewohner ließen alle ihre Arbeit ruhen, sahen gespannt zu dem Reiter hin, der im gestreckten Galopp herankam. Er trieb sein Pferd immer wieder an, brüllte bereits wild, bevor er so nahe war, dass sie ihn verstehen konnten.
Germon beschlich ein sehr ungutes Gefühl und sein Blick glitt über die Menschen um ihn her. Gut, die meisten Frauen waren bereits oben am Hof, wenn sich sein Verdacht bestätigte...
Griksan kam in Rufweite. Sein rundes Gesicht war rot und er schrie so laut er konnte, als er seinen Vater auf dem Heuwagen sah.
„Sklavenfänger! Hinter dem Fluss! Sie kommen her!“
Germon zuckte zusammen. Genau dass hatte er befürchtet. Die Frauen schrien erschrocken auf und die anderen Männer sahen ihn erschrocken an.
Sklavenfänger! Diese Pest aus dem Süden überfielen immer im Sommer die Höfe und Dörfer des Freien Landes. Seit drei Jahren hatte man keine von ihnen in der näheren Umgebung gesehen, wieso kamen sie nun wieder?

„Zurück zum Hof! Rasch alle!“, rief Germon laut genug. „Wir müssen sehen, dass wir die jungen Mädchen in Sicherheit bringen. Meistens haben sie es auf die abgesehen.“
Er brüllte weitere Anweisungen und die Männer handelten rasch, zögerten keine Sekunde seinen Anweisungen Folge zu leisten.
„Piju!“, rief Germon seinen Ältesten zu sich „Nimm dir eins der freien Pferde und reite zum Hof zurück. Bring die Mädchen hinten in den Schwarzen Wald in das Versteck und bleib bei ihnen, egal was auf dem Hof passiert, hörst du?“
Der große Mann nickte, schirrte schnell die Kaltblüter aus, schwang sich auf den blanken Rücken und galoppierte zurück.
Germons Blick folgte ihm. Im Schwarzen Wald gab es eine tiefe, gut versteckte Erdhöhle. Dort konnten sich die Mädchen außerhalb des Hofes in Sicherheit bringen. Das war schon zuvor passiert und hatte sie gerettet. Wenn sie schnell genug waren, bevor die Fänger heran waren, würde es auch diesmal gelingen. Zufrieden, schirrte er das andere Pferd aus, ließ den Heuwagen einfach stehen und achtete darauf, dass alle von der Wiese zum Hof zurück kamen. Zum Glück waren sie auf dieser Wiese so nahe am Hof, dachte Germon noch. So hatten sie ein Chance.
Als sie das Tor passierten, drehte er sich um, sah suchend zurück und erstarrte, denn er sah sie bereits herankommen. Eine Gruppe von Reitern war aufgetaucht, die sich dem Hof durch die vor Hitze flirrende Luft näherte. Es war schwer zu sehen, wie viele es waren oder wie weit sie wirklich noch weg waren, aber sie kamen rasch näher.
Augenblicklich drehte er sich um und eilte auf den Hof, wo ihm der Schmied Trundan schon entgegen lief.
„Ist es wahr?“, fragte er entsetzt. „Sklavenfänger? Wo?“
„Sie werden gleich hier sein“, nickte Germon. „Sie kommen zu Pferde. Schnell, wir haben keine Zeit mehr!“ Er wandte sich an die Männer und Jungen, die sich nun rasch um ihn versammelten.
„Ihr bleibt dicht beisammen, sie werden von euch wohl nichts wollen, wenn ihr sie nicht provoziert. Ist das klar? Keiner wird hier den Helden spielen!“
Er sah alle der Reihe nach an. Die Jungen nickten, die Männer sahen finster drein, aber sie wussten, das Germon recht hatte. Kämpfen brachte nichts, die Fänger verstanden ihr Handwerk zu gut. Sie kannten keine Gnade, wer sich widersetzte war tot.

„Wir werden sie im Hof erwarten. Keine Gegenwehr, Jungen! Bringt euch nicht in Gefahr!“, schärfte Germon ihnen nochmal ein. Wenn die Fänger nicht fanden, was sie suchten, würden sie wieder gehen. So war es vor drei Jahren auch gewesen. Sie suchten immer nur bestimmte Sklaven, meistens junge Mädchen oder sehr kräftige Männer für ihre Märkte. Die Anderen interessierten sie nicht.

Nach und nach kamen die Frauen und Kinder jetzt ebenfalls heran. Germon war vollauf beschäftigt, Anweisungen zu erteilen, als seine Frau Frenja atemlos vom Haupthaus auf ihn zu gerannt kam.
Germon!“, rief sie. „Germon, bei den Göttern!“
Er wandte sich ihr zu und sah ihr besorgtes Gesicht.
„Sind alle Mädchen schon fort? In Sicherheit?“, fragte sie, als sie ihn erreicht hatte. Er nickte ernst. „Piju ist mit ihnen auf dem Weg zum Schwarzen Wald, sie sollten in Sicherheit sein.“

Rufe wurden vor den Toren laut. Frenja fuhr erschrocken herum und suchte ihre Jungen in der Gruppe.
Griksan sah sie sofort, dann auch Klynda. Plötzlich sog sie scharf die Luft ein, wandte sich rasch um und sah Germon direkt an.
„Germon?“, flüsterte sie voller Entsetzen. „Germon? Wo ist Arlyn?“
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