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Dem Wahnsinn so nah

By: Elbenstein
folder German › Books
Rating: Adult ++
Chapters: 47
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Disclaimer: I do not own the Forgotten Realms books. I do not make any money from the writing of this story.
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10. Kap. Die Kraft der Erinnerung

10. Kapitel
Die Kraft der Erinnerung

Eine Stunde später stand ein zitternder, junger Halbdrow nass und nackt vor der noch immer vollen Wanne des großen Badezimmers und wurde von Dipree abgetrocknet. Shar war gebadet und seine Haare gewaschen und nun fühlte sich der Junge ein wenig besser. Mittlerweile hatte er gar nicht mehr so viel gegen solch ein Bad einzuwenden, auch wenn er das kalte Wasser nicht sonderlich mochte. Ein Gutes hatte es zur Folge, Shar war schlagartig wach.
„Wann darf ich wieder meine Hose anziehen?“, fragte Shar plötzlich mit bibbernder Stimme und blickte mit einer kindlichen Unschuldsmiene und großen Augen zu dem Dunkelelfen auf.
Der Drow hielt in seiner Bewegung inne und beäugte den Jungen mit verwirrtem Gesichtsaudruck. Anscheinend wusste der Halbdrow wirklich nicht wie seine Zukunft aussah, sagte sich Dipree selbst, sonst wäre niemals solch eine Frage über seine Lippen gekommen. Doch wie macht man einem Jungen klar, dass er ab dem heutigen Tag niemals mehr als ein Liebessklave sein würde und das zukünftige Leben nun darin bestand, hübsch auszusehen und den Mund zu halten, während andere ihrem Spaß mit ihm haben würden. Gleichzeitig erinnerte Dipree diese Frage an die vor ihm liegende Aufgabe.
„Du darfst als Lustsklave deine kaputte Hose nicht mehr tragen. Der Herr wird dir später andere Sachen zum anziehen geben“, erwiderte Dipree und wusste nicht so recht, ob diese Antwort den Jungen zufrieden stellen würde. Auf seltsame Art und Weise faszinierte diese kindliche Unschuld den Drow. Dann machte er sich wieder ans Werk und trocknete Shar weiter ab.
„Aber wieso denn das?“, kam die verblüffte Frage. „Welche Sachen denn?“, piepste der junge Halbdrow und verstand jetzt gar nichts mehr.
Dipree seufzte kurz und wurde leicht wütend, da entsann er sich eines besseren. Er atmete tief durch, legte das Handtuch beiseite und schaute an dem hageren Körper des Jungen auf und ab. Ein Gefühl von Mitleid ergriff den älteren Drow und er konnte sich sehr gut vorstellen, zu welch einer Marionette Nhaundar den Kleinen formen wollte. Aber ob es gut war ihm das zu offenbaren war eine ganz andere Sache.
„Komm’ mit dann erkläre ich dir einige Dinge und später sollst du auch noch etwas essen. Nhaundar wünscht es und vielleicht ist es sogar gut, dass du fragst“, wich Dipree dem Jungen aus, nahm dabei die Kette in die Hand und führte den jungen Halbdrow in den Raum neben dem Badezimmer.
Shar runzelte die Stirn und fragte sich gleichzeitig, was es denn sein könnte, dass Dipree so was wie ein Geheimnis daraus machte. Aber die Neugier, dass er bald nicht mehr unwissend bleiben würde, ließ ihn kurzzeitig etwas ruhiger werden. Als er mit dem Drow anschließend in einen angrenzenden Raum eintrat, wusste Shar plötzlich, dass er wirklich nicht alle Zimmer und Kammern des Hauses kannte. Dieses hier war ihm völlig fremd. Auf eine gewisse Art wirkte hier jedoch alles freundlich. Kerzen erhellten das Zimmer, wie fast überall in Nhaundars Räumen und weiche Kissen auf dem Boden und ein einladender Diwan schmückten den Rest der Kammer aus. Ansonsten gab es lediglich einen kleinen Tisch auf dem seltsam aussehende Dinge in einer Schale lagen. Dabei handelte es sich um ganz normales Obst wie Äpfel, Birnen, Orangen und Trauben, die von der Oberfläche den langen Weg bis ins Unterreich überstanden hatten. Für die besten Lustsklaven im Haus eine willkommene Abwechslung für die sich sogar nicht einmal der Sklavenhändler zu schade war. Als der junge Halbdrow sich weiter umschaute, erkannte er eine Menschenfrau, die in einer Ecke kniete und den Boden wischte. So fanden sich Shar und Dipree hier quasi alleine vor, denn die Sklavin war nicht von Bedeutung. Beide Männer liefen an ihr vorbei und der Drow ging mit dem Jungen auf den Diwan zu.
„Setz’ dich und ich erkläre dir alles“, meinte Dipree mit teilnahmsloser Stimme, ließ Shar sich setzen und hielt dann inne, um über den nächsten Schritt sorgfältig nach zu denken.
Währenddessen wirbelten die Gedanken im Kopf des Jungen wild durcheinander. Er freute sich schon auf die Antworten seiner Fragen und gleichzeitig konnte er es gar nicht abwarten seinen Vater wieder zu sehen. Ab und zu blickte er zu der Tür und hoffte, dass dort jeden Moment Handir herein kam. Doch leider tat er es nicht. Dann nahm sich Shar vor, dass er mit seinem Vater schimpfen musste, dass er ihn so lange alleine gelassen hatte.
„Du kennst doch den Unterschied zwischen Mann und Frau?“, begann Dipree plötzlich und bedachte den jungen Halbdrow mit einem wohl wissenden Blick.
Shar wurde augenblicklich aus seinen Gedanken gerissen und richtete seine ganze Aufmerksam auf den Dunkelelfen vor ihm. Die Frage hatte er nicht verstanden und die Unkenntnis stand förmlich in sein Gesicht geschrieben.
„Nein“, antwortete Shar zögerlich, weil es doch der Wahrheit entsprach. Niemals hatte ihm jemand erklärt wo es einen Unterschied gab, aber er war neugierig diesen jetzt zu erfahren. Auch wenn er nicht wusste, was das Ganze mit seiner Hose zu tun hatte.
Dipree seufzte und atmete tief ein und aus bevor er Shar fragen konnte. „Du weißt den Unterschied wirklich nicht?“
„Nein, Herr“, piepste der junge Halbdrow erneut, der er es plötzlich erneut mit der Angst zu tun bekam und bereits auf die Schmerzen wartete, die wohl auf Grund seiner eigenen Unwissenheit auf ihn niederprasseln würden. Doch nichts geschah. Stattdessen lief Dipree quer durch den Raum, hievte die Menschenfrau vom Boden auf und schleifte sie mehr oder weniger zu dem Diwan hinüber. Ungläubig beäugte sie die beiden Männer und wusste nicht so recht, was geschah.
„Zieh’ dich aus“, forderte Dipree zornig die Frau auf und ihre Augen weiteten sich bei den Worten vor Überraschung.
„Wieso, mein Herr?“, wagte sie mit leicht bebender Stimme zu fragen.
Eine Ohrfeige ging auf sie her nieder und die Stimme von Dipree erwiderte brummig. „Weil ich es dir sage. Also mach’ schon und dann lass’ ich dich auch wieder in Ruhe. Ich brauch dich jetzt.“
Das ließ die Frau und Shar einen verwirrten Blick austauschen, doch schließlich tat Melian, was von ihr verlangt wurde. Sie war schon mehr als zwanzig Jahre hier in diesem Haushalt und wusste, wem sie zu gehorchen und wem sie weniger Respekt entgegen zu bringen hatte. Dipree gehörte eindeutig zu der ersten Kategorie. Etwas widerwillig zog sie an ihrer zerschundenen Kleidung und stand Augenblicke später nackt, wie die Götter sie schufen, vor den beiden Männern.
Shars tiefblaue Augen weiteten sich bei dem Anblick. Zuerst fragte er sich ebenfalls was dies Alles bedeuten könnte. Doch er erinnerte sich an den Frauenkörper am Abend zuvor und jetzt wurde ihm bewusst, dass es tatsächlich einen Unterschied zwischen Mann und Frau gab. Der junge Halbdrow schaute an sich selbst auf und ab und dann erneut zu der Frau hinüber.
„Sie sieht ganz anders aus als ich“, piepste er froh darüber, den Unterschied erkannt zu haben.
Dipree räusperte sich und meinte ohne Gefühl in der Stimme, „Du bist vielleicht jung, aber wenigstens nicht blind. Der Anfang ist schon mal gemacht. Was du wissen musst…“. Da wurde der Drow mitten im Satz von Shar unterbrochen.
„Sie hat gar nicht dieses Ding da“, sprudelte es mit einem Mal aus dem Mund des Jungen ohne sich dessen bewusst zu sein, dass er gerade geredet hatte. Dabei zeigte Shar in kindlicher Unschuld auf sein eigenes männliches Geschlechtsteil und dann auf die nackte Frau vor ihm.
Dipree war jedoch plötzlich über die ungewollte Unterbrechung wütend, wusste er doch selbst noch nicht so genau, wie er den Jungen nach Nhaundars Wünschen aufklären sollte. Er hob im gleichen Moment die Hand und versetzte Shar eine schallende Ohrfeige. „Hör’ mir zu oder du erfährst gar nichts“, drohte er, auch wenn es nur eine leere Drohung war.
Shar ließ den Kopf kurz sinken, rieb sich mit der Hand die brennende Wange und versuchte sich aber gleich darauf wieder Dipree zu widmen und aufmerksam zu zuhören. Er zog dabei leicht einen Schmollmund, ohne sich dessen bewusst zu sein, vergaß eilig die Ohrfeige und wusste, er sollte eigentlich nicht unaufgefordert sprechen. Auch wenn nur der Leibdiener seines Herrn vor ihm stand, war er dennoch ein Dunkelelf und Shar hatte zu gehorchen.
„Dieses Ding gehört zu dir, weil du ein Mann bist …“, meinte Dipree kurzerhand und erklärte daraufhin geduldig die körperlichen Unterschiede beider Geschlechter.
Melian amüsierte sich nun köstlich über den Aufklärungsunterricht dieses Halbelfen und es störte sie jetzt nicht mehr, dass sie nackt vor zwei Männern stand. Sie korrigierte sich selbst, ein Mann und ein halbes Kind. Der junge Halbdrow schien wirklich keine Ahnung zu haben und das alleine bereitete ihr ein wenig Freude. Solange Melian den Mittelpunkt darstellte, konnte sie sich immerhin von der schweren Arbeit erholen.
Shars Augen weiteten sich erneut und er beäugte interessiert die nackte Frau. Sie wirkte allerdings alles andere als schön für ihn und tief im Innern wusste er, dass ihm Frauen nicht gefielen. Sie sahen so seltsam anders aus und er konnte sich nicht vorstellen, was man denn zusammen mit einem weiblichen Wesen machen konnte. Dann wurde der Junge sogleich eines anderen belehrt, als Dipree zu erklären begann, was es mit der körperlichen Zweisamkeit zwischen Mann und Frau auf sich hatte. Als er noch weitere Details erfuhr, saß Shar eine halbe Stunde später mit hochrotem Kopf auf dem Diwan und schämte sich.
„Hör’ auf dich zu schämen“, platzte es aus Dipree heraus, der dem Jungen zur Zucht und Ordnung wieder eine Ohrfeige verpasste. „Jetzt weißt du was man mit einer Frau macht oder sie mit dir, doch für dich spielen Männer eine größere Rolle, also höre gut zu“, erklärte der Drow nun weiter.
„Männer?“, kam die verblüffte Frage von Shar, der sich sogleich mit der Hand auf den Mund schlug, weil er unerlaubt geredet hatte. Doch zum Glück für ihn ließ es Dipree ohne eine Bestrafung durchgehen und musterte ihn lediglich mit einem Mitleid erregenden Blick.
„Ja, Männer oder ist Nhaundar und der Waffenmeister von gestern etwa kein Mann?“, konterte Dipree sarkastisch auf die Erwiderung des jungen Halbdrow.
Shar nickte nur mit dem Kopf und fragte sich jetzt mehr denn je, was für schreckliche Dinge auf ihn warteten. Die Erinnerung an die Szenen von Handir und Nhaundar im Innenhof kehrten zurück. Er erinnerte sich an die Schmerzen und an die bösartigen Dunkelelfen von gestern, die ihm die gleiche Pein antaten und besonders an den fremden und äußerst brutalen Drow, der die qualvollen Grausamkeiten die ganze Nacht lebhaft auffrischte und sie sogar noch übertraf. Aber all das wollte Shar nicht mehr erleben, nie wieder in seinem Leben und so fing sein hagerer Körper augenblicklich vor Angst an zu zittern wie Espenlaub. Ein kalter Schauer jagte über seinen Rücken und er konnte regelrecht die Schmerzen spüren, wenn er nur daran dachte. Seine Augen füllten sich erneut mit Tränen und er wäre jetzt am liebsten in einem dunklen Loch verschwunden, wo ihn niemand finden konnte.
„Sei ruhig“, drang wie von weit weg die Stimme Dipree zu Shar vor und er spürte eine kalte Hand auf seiner Schulter. Als erstes dachte der junge Halbdrow es wäre Handir und er blickte froh darüber auf, sah jedoch nur in die rot glühenden Augen des Dunkelelfen.
„Wo ist Handir, Herr? Wann kommt er zurück?“, kam plötzlich die völlig überraschte Frage von Shar und er fing wieder an zu weinen. „Wo ist Handir?“
Dipree schien verwirrt und war nicht auf diese Reaktion vorbereitet. Wie konnte der Junge jetzt so abrupt das Thema wechseln und dann auch noch nach dem toten Mondelfen fragen. Ärgerlich glühten seine Augen auf und bedachten den jungen Halbdrow mit stechendem Blick.
„Hör’ auf von Handir zu reden, er kommt nicht“, schnauzte Dipree Shar an und verpasste ihm gleich darauf eine Kopfnuss. Dann konzentrierte er sich wieder auf seinen Aufklärungsunterricht. Er überlegte kurz und vergaß dabei ganz das Jammern des Jungen.
„Bring’ mir ein Glas Honig“, wandte sich nun der Dunkelelf schnell an die immer noch nackte Frau, die ein wenig verwirrt dreinschaute. „Zieh’ dich an, schau nicht wie eine Verrückte und hol’ mir Honig“, forderte Dipree die Menschenfrau auf und war mit den Gedanken bereits wieder bei seinen Ausführungen. Vor ihm lag noch eine schwere Aufgabe und er wäre erst wieder frohen Mutes, wenn alles hinter ihm lag. Der schwierigste Teil wartete noch und er erhoffte sich mit der Süßigkeit zweierlei Dinge und gratulierte sich bereits jetzt für seinen grandiosen Einfall.
Shar beruhigte sich ein wenig, doch noch immer flossen die Tränen über die Wangen. Er verstand einfach nicht wieso Handir ihn verlassen hatte. Noch in der letzten Nacht stand sein Vater nur einige Meter entfernt von ihm am Bett und jetzt ließ er ihn einfach alleine. Alles schien ihm plötzlich zu viel und dabei wünschte er sich nichts sehnlicher als seinen Vater zu sehen. Da spürte Shar einen Schlag auf den Kopf und er erkannte, dass Dipree ihm eine Kopfnuss versetzt hatte. Etwas ängstlich schaute der Junge auf.
„Bist du wohl jetzt ruhig. Wenn du nicht aufhörst, werde ich dir gar nichts mehr erklären und Nhaundar wird dann sehr böse auf dich sein“, drohte der Dunkelelf dem jungen Halbdrow. Er hoffte damit den Jungen ruhig zu bekommen, hatte er doch keine Ahnung, wie er ihn trösten konnte. Da musste Shar jetzt alleine durch, so wie er in Zukunft auch alles andere über sich ergehen lassen musste.
Nach einigen Minuten kam Melian mit einem Glas Honig zurück und überreichte es Dipree, der schon ungeduldig wartete. Dieser riss ihr förmlich die Süßigkeit aus der Hand und schickte sie zur ihrer Arbeit zurück. Er brauchte sie nicht mehr, jetzt musste er dem Jungen erst einmal klar machen, worauf es bei dem Geschlechtsakt zwischen zwei Männern ankam. So nahm er ohne ein Wort der Erklärung eine Hand des jungen Halbdrow und tauchte einen seiner Finger in das Glas.
Etwas verwirrt schaute Shar einfach nur zu, was der Dunkelelf tat und spürte sogleich die zähflüssige, klebrige Masse an seinem Finger. Dann wurde er wieder herausgezogen und Dipree steckte einfach den mit Honig überzogenen Finger in den Mund des Jungen. Überrascht blickte Shar mit großen Augen erneut zu dem Drow vor ihm auf.
„Das ist Honig, mein Junge. Der kommt von der Oberfläche und wird dir ganz bestimmt schmecken“, erklärte nun Dipree ohne Gefühl in der Stimme.
Shar nickte eifrig und war von dem süßlichen Geschmack in seinem Mund mehr als nur erstaunt und abgelenkt zu gleich. So etwas kannte er nicht und er fand, dass er niemals zuvor etwas so köstliches probieren durfte. Bis jetzt bestanden seine Mahlzeiten nur aus altem, steinhartem Brot, wässriger Suppe und hier und da auch mal ein Stück Fleisch. Die Tatsache, dass diese Köstlichkeit von der Oberfläche stammte, stimmte den jungen Halbdrow gleich wieder fröhlicher. Seine Zunge leckte begeistert den Honig von seinem Finger und er nuschelte. „Dasch ischt gutsch.“
Das brachte nun Dipree zum lachen, denn sein Plan schien wohl aufzugehen. Melian konnte sich nun auch ein Lächeln nicht verkneifen, als sie alles still und heimlich aus der Ecke heraus beobachtete.
„Dann tauche deinen Finger noch einmal in den Honig und lutsche ihn ab“, forderte Dipree mit einem Grinsen im Gesicht den Jungen auf.
Shar tat wie ihm geheißen und wusste nicht so recht, womit er die äußerst leckere Köstlichkeit verdiente. Doch noch während er darüber nachdachte, begann der Drow mit seinen Ausführungen.
„Jetzt stell’ dir einfach vor du leckst statt deinen Finger mit Honig ein männliches Glied. So zum Beispiel das des Herrn und machst die gleichen Bewegungen mit der Zunge und Nhaundar wird zufrieden sein.“
Bei diesen Worten hielt Shar inne und seine Augen schienen ihm förmlich aus dem Kopf zu fallen, so groß und ungläubig wurde sein Blick. Hatte er das eben richtig verstanden oder sich vielleicht doch verhört. Er schaute an sich herunter und auf seine Männlichkeit und dann wieder direkt in die Augen des Dunkelelfen. Doch er sah in dessen Gesicht, dass es kein Scherz war und wenn der Junge ehrlich zu sich war, wusste er auch, dass Dipree das alles nicht tat um seine Freude daran zu haben. Was jedoch Shar am meisten erschreckte, war die plötzliche Erinnerung an den gestrigen Abend und die darauf folgende Nacht mit dem bösartigen Waffenmeister. Die Worte und die Handlung passten zusammen und dies schien auch genau das, was der Drow gestern von ihm forderte. Dipree versuchte ihm gerade zu erklären, was bereits schon einmal geschah. Das konnte nicht sein, das durfte doch nicht sein und Shar zog eilig seinen Honig überzogenen Finger aus dem Mund.
„Was ist denn? Schmeckt es nicht mehr?“, fragte Dipree verblüfft.
Shar schüttelte den Kopf und erntete doch nur wieder eine Ohrfeige. Aber diesmal war es ihm egal. Er wollte nicht mit seiner Zunge die intime Stelle von anderen Männern berühren und sich dabei so schlecht fühlen, dass er sich übergeben musste.
„Du wirst tun was ich dir sage oder was der Herr und all deine Freier von dir wünschen oder …“, begann Dipree wütend und wurde von einem Schrei von Shar völlig überrascht.
„NEIN! Ich will das aber nicht, das ist ekelhaft und widerlich!“, schrie Shar aus vollem Hals und fiel anschließend regelrecht in sich zusammen. Er kauerte zusammengerollt auf dem Diwan und jammerte plötzlich wie ein Häuflein Elend. Die Gedanken an das Geschehene stürzten förmlich auf ihn ein und er konnte nicht anders, als seiner Wut, Trauer und dem unsagbaren Unrecht, das er empfand, Platz zu machen. Die Tränen flossen erneut ungehemmt über seine Wangen, während sein Körper buchstäblich vor Abscheu und Angst bebte.
Dipree stand im ersten Augenblick hilflos vor dem weinenden Jungen der offensichtlich gerade einen Nervenzusammenbruch erlitt. Das konnte er nicht zu lassen, nicht solange sein eigenes körperliche Wohl daran lag und so stellte er eilig das Glas Honig zu Seite und packte Shar an beiden Schultern. Er schüttelte ihn heftig und schrie ihn an. Dipree war wütend und gleichzeitig auch ein wenig traurig darüber, dass der junge Halbdrow sein zukünftiges Schicksal nicht akzeptieren konnte. Doch dieser musste es versuchen, ob es ihm gefiel oder nicht.
„Was fällt dir ein, du Ratte. Meinst du ich mache das alles nur zum meinem Vergnügen? Wenn du nicht gleich aufhörst wirst du noch schlimmere Schmerzen erdulden müssen, als nur einen Schwanz in deinem Arsch.“
Es dauerte einige Minuten bis sich Dipree und Shar wieder beruhigten. Doch beiden gelang es nur mit mittelmäßigem Erfolg.
Melian hatte sich jetzt wieder ganz der Arbeit gewidmet, sie wollte nichts mit alldem zu tun haben, sie wollte einfach nur ihre Ruhe. So beeilte sie sich, damit sie nicht noch für ein ungewolltes Opfer herhalten musste. Während die Elfen ihrem Zorn und Trauer Einhalt geboten, verschwand sie auf leisen Sohlen und ließ die beiden alleine zurück.
Nach fast einer Viertelstunde wurde Shar langsam ruhiger und Dipree bebte nicht mehr wegen dem ungebührlichen Verhalten des jungen Halbdrow am ganzen Körper. Es war auch Dipree, der sich als erster anschickte Shar anzusprechen, doch diesmal mit etwas mehr Gefühl. Er musste versuchen seine eigene Haut zu retten und das ging wiederum nur, wenn der Junge kooperierte.
„Hast du dich endlich wieder beruhigt?“, schnaubte der Drow, aber versuchte die Wut dabei herunter zu schlucken.
Bei diesen Worten ließ das Schluchzen nach und Shar schaute mit verweinten Augen zum ersten Mal wieder zu Dipree auf. Seine Nase war rot und geschwollen, während die tiefblauen Augen gerötet leuchteten.
„Komm’ schon, ich bin doch gar nicht derjenige, der dir Schmerzen zufügt, ich erkläre es dir einfach, das ist alles“, meinte der Dunkelelf und wusste nicht so recht, ob seine Worte klug genug waren, den Jungen dazu zubringen sein jämmerliches Verhalten aufzugeben. Kinder zählten noch nie zu Diprees Stärken und so machte selbst der Dunkelelf jetzt eine ganz neue Erfahrung mit dem jungen Halbdrow.
„Wo ist Handir?“, flüsterte Shar plötzlich so leise, dass selbst Dipree sich anstrengen musste den Jungen zu verstehen.
Ein Seufzer entwich dem Dunkelelfen, denn schon wieder griff der junge Halbdrow das Thema über seinen toten Vater auf. Wann wird er endlich verstehen, dass es ihn nicht mehr gibt, stöhnte Dipree und tat etwas, dass er zuvor noch nie in seinem Leben getan hatte. Er setzte sich neben Shar auf den Diwan, nahm eine Hand und legte diese tröstend auf den Rücken des Jungen. Überrascht über seine eigene Tat, spürte er jedoch den zitternden Körper des Halbdrow der offensichtlich wirklich verwirrt schien.
„Dein Vater wird nicht kommen, das musst du verstehen. Sei brav und gehorsam … und wenn du keinen Ärger machst und anständig bist, vielleicht kommt dann Handir wieder“, meinte Dipree und staunte selbst über die eigene Aussage. Wieso er das sagte konnte er selbst nicht einmal erklären, aber vielleicht kam es aus der völligen Verzweiflung heraus endlich dieses Thema an den Nagel hängen zu können. Welche Wirkung diese Worte jedoch auf Shar hatten, konnte niemand erahnen.
Shar hörte aufmerksam zu und sein Herz schien einen freudigen Hüpfer zu machen, als er die frohe Nachricht vernahm. Er schaute plötzlich auf und abrupt endete sein Schluchzen. Seine brennenden Augen weiteten sich und ein Lächeln huschte über das hagere Gesicht. Dipree hatte ihm eben zu verstehen gegeben, dass, wenn er brav wäre, sein Vater zu ihm zurück käme und das alleine ließ ihn auf der Stelle ruhig werden. Genau das und nichts anderes wünschte er sich sehnlichst und er würde alles dafür tun. Schon in nächsten Moment setzte er sich gehorsam wieder auf und beobachtete neugierig Dipree.
Etwas überrascht, welche Wirkung seine Aussage auf den Jungen hatte, nahm der Drow mit einem Lächeln das Glas Honig in die Hand und reichte es dem jungen Halbdrow. „Los, tauche deinen Finger rein und lecke es ab.“
Shar nickte und tat wie ihm geheißen. Sein einziger Gedanke galt dabei jedoch seinem Vater. Er tat einfach das, was alle von ihm wollten und schon wäre Handir bald wieder bei ihm. Er hätte beinahe angefangen zu lachen wieso ihm das nie jemand vorher gesagt hatte, aber vielleicht wollten sie ihn damit überraschen, redete sich Shar selbst ein und glaubte tief im Herzen daran. Damit begann sich etwas in dem jungen Halbdrow zu regen, dass für alle Beteiligten mit einem mächtigen Blitzschlag enden konnte. Shar selbst wusste nicht was mit ihm geschah, aber die Leere in ihm verschwand augenblicklich. Er steckte sein Finger erneut in die klebrig, süße Köstlichkeit und begann eifrig alles abzulecken. Dipree erklärte ihm hierbei ein- oder zweimal wie er es besser machen könnte und wenn er bei Nhaundar oder anderen Männern wäre, solle er einfach an seinen Finger mit Honig denken. Der Junge nickte aufmerksam bei jeder Ausführung von Dipree bis er von dem Dunkelelfen die weitere Anatomie des Mannes beigebracht bekam und für sein nun gehorsames Verhalten fast das ganze Glas Honig verschlang. Als der ältere Sklave am Ende angekommen war und selbst über die nun brave Haltung des jungen Halbdrow überrascht wirkte, gratulierte er sich für den raffinierten Aufklärungsunterricht.
„Das hast du sehr gut gemacht, mein Sohn“, ertönte plötzlich eine geflüsterte Stimme in Shars Ohr. Der Junge erkannte sofort die Stimme und erneut hutschte ein freudiges Lächeln über sein Gesicht. Handir hatte zu ihm gesprochen. „Du kannst alles, wenn du es nur willst, mein Sohn. Ich bin bei dir, auch wenn du mich nicht siehst. Gehorche und sei brav und dann werde ich irgendwann zu dir kommen.“
Der Junge strahlte förmlich über das ganze Gesicht und war sich sicher, dass Handir bald sein Versprechen wahr machen würde. Doch der Elf war nicht auf der Materiellen Ebene. Seine Seele wandelte ihm Reich Vhaerauns und hätte er jemals davon erfahren, wäre selbst sein eigener Schatten über den Ausweg von Shars gebrochener Seele zutiefst erschüttert worden. Denn der junge Halbdrow hatte sich mit den Worten von Dipree eine Mauer errichtet durch die zukünftig niemand mehr durchbrechen könnte, außer er wäre ein Gott. Er bildete sich die Stimme seines Vaters ein und war sich dabei völlig sicher, dass nur Handir alleine für gesprochen hatte. Nichts und niemand hätte Shar in diesem Moment vom Gegenteil überzeugen können.

Eine halbe Stunde später saß Shar in Nhaundars Privatgemächern und kaute etwas nervös auf dem letzten Rest eines Stück Brotes herum. Das Fleisch, das ihm Dipree dazu gereicht hatte war bereits längst hungrig verschlungen. Der Drow gab Shar die Anweisung etwas zu essen und einfach auf den Herrn zu warten. Doch irgendwie behagte dem jungen Halbdrow diese Situation überhaupt nicht. Er wollte nicht alleine sein, doch niemand kam zu ihm, selbst von Nhaundar schien keine Spur vorhanden zu sein. Handir sprach auch nicht mit ihm und sogar die letzte Möglichkeit sich abzulenken blieb dem Jungen verwehrt. Er wäre gerne ein wenig in dem großen Raum auf und ab gegangen oder hätte aus dem Fenster gesehen, aber da Dipree die kurze Kette mit einem an der Wand steckenden Hacken befestigt hatte, konnte Shar lediglich hier auf dem Boden sitzen und warten. Die Zeit wollte und wollte nicht vergehen und während den Stunden des Wartens fielen dem Jungen letztendlich die Augen zu und er glitt in einen traumlosen Schlaf über.
In den frühen Nachmittagstunden des Tages kam ein recht aufgeregt wirkender Nhaundar in sein Empfangszimmer geschritten und erschrak völlig überrascht, als er den schlafenden Halbdrow direkt neben seinem Diwan entdeckte. Den Jungen hatte er seit dem Morgen ganz vergessen. Dipree berichtete ihm, dass alles zur Zufriedenheit verlaufen wäre und als der Sklavenhändler den Vhaeraunpriester und dessen Bruder verabschiedete, schien er ganz in seine Arbeit versunken zu sein. Ein dringender Besuch in der Stadt machte es erforderlich, dass er erst jetzt wieder in seine eigenen Gemächer eintrat. Augenblicklich war Nhaundar wieder ganz angetan von dem hübschen, attraktiven Jungen. Er schlief unbekümmert und unschuldig vor sich hin und schien nichts mitzubekommen. Ein listiges Grinsen stahl sich auf die stahlharten Züge des Sklavenhändlers und er konnte nicht anders, als seine Augen starr und voller Neugierde auf den jungen Halbdrow zu richten. Wieder hatte er ein seltsames Gefühl, dass er nicht kannte und welches langsam von ihm Besitz ergriff. Der Junge gehörte ganz alleine ihm. Doch was machte er nur mit ihm, schimpfte Nhaundar stumm den Halbelfen und gleichzeitig sich selbst. Jeder würde ihn für den hübschen Halbdrow beneiden und alle wollten ihn besitzen, doch er würde ihn niemals hergeben. Das war ein Versprechen, dass er sich selbst gab und Nhaundar musterte den Jungen weiter.
„Mein Herr?“, wurde der Sklavenhändler jäh aus seinen Gedanken gerissen und wandte sich gereizt der Person zu, die es wagte, ihn jetzt zu stören. Vor ihm erkannte er jedoch lediglich Dipree, der in geduckter Haltung vor seinem Herrn stand und ausschaute, als wollte er etwas Dringendes ankündigen.
„Was ist?“, zischte Nhaundar schroff und seine Augen glühten vor Wut rot auf.
Dipree räusperte sich kurz und antwortete schnell. „Der Schneider ist eingetroffen, so wie ihr es gewünscht habt, mein Herr.“
Nhaundar seufzte kurz auf und sann darüber nach, ob er seinem Leibdiener für die Unterbrechung zu Recht weisen sollte, doch er überlegte es sich rasch anders. Denn dieser Besuch war wichtig und diente doch für das Objekt seiner Begierde, Shar.
„Dann soll er schnell kommen, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit“, knurrte Nhaundar und wandte sich im gleichen Atemzug wieder dem Jungen zu.
Shar erwachte augenblicklich von der tiefen und wütenden Stimme seines Herrn und er schlug die Augen auf. Als er Nhaundar vor ihm erblickte, wollte Shar sofort wieder alleine sein. Doch er verstand sich selbst nicht mehr richtig. Erst wartete er die ganze Zeit, dass sein Herr zu ihm kommen würde und nun wo er vor ihm stand wünschte er sich nichts sehnlichster, dass er wieder verschwand.
„Du bist aufgewacht, mein Hübscher“, säuselte Nhaundar zufrieden und streichelte dabei mit einer Hand sanft über die Wange des jungen Halbdrow.
Shar schreckte kurz bei dieser Berührung zusammen, riss sich jedoch gleich zusammen. Er erinnerte sich an die Worte brav und gehorsam zu sein. Nur bei folgsamen Verhalten würde Handir wieder zurückkommen und so versuchte der Junge genau das zu tun. Er hielt still und schluckte seine Furcht vor seinem Herrn herunter.
Nhaundar war wirklich überrascht über die plötzlich gewillte Reaktion des jungen Halbdrow und gratulierte still Dipree für seinen Aufklärungsunterricht. Er hatte eher noch mit einer gesträubten Haltung des Jungen gerechnet, doch so war es ihm nur mehr als Recht. Des Weiteren kam die Freude hinzu, dass der Waffenmeister Dantrag Baenre recht sanft mit dem Jungen umgesprungen war. Er hatte sich für den heutigen Tag das Geld für eine weitere Heilung erspart. Außerdem, je schneller der Sklave einsah, dass er nichts an alldem ändern konnte und sich in seine Rolle fügte, desto eher hätte Nhaundar seine wahre Freude an ihm und würde auch alsbald mehr Gold mit ihm verdienen können.
„Mein Herr, der Schneider ist da“, ertönte jäh die gefühllose Stimme von Dipree und schritt mit einem dicklich, kleinen Drow und zwei jungen, dürren Dunkelelfen, die Stoffballen, prall gefüllte Beutel und andere Schneidereiutensilien unter dem Arm trugen, in die Privatgemächer des Sklavenhändlers.
Nhaundar wandte sich abrupt ab und erkannte vor sich seinen altbekannten Geschäftspartner, der in all den Jahren bis jetzt jeden Lustsklaven nach den Wünschen des Sklavenhändlers ausstatte.
„Seit gegrüßt, Szordrin“, lächelte Nhaundar den Drow vor sich an und kam auf ihn zu.
„Nhaundar Xarann, seit ebenfalls gegrüßt. Ich bin der Aufforderung so eilig wie möglich nachgekommen. Verzeiht die Verspätung“, erklang die ölige Stimme Szordrins und machte Anstalten ebenfalls auf den Sklavenhändler zu zugehen.
Beide Drow umarmten sich herzlich. Ein Anblick den jeden in der unmittelbaren Nähe zum stutzen gebracht hätte, doch Nhaundar und Szordrin meinten es ernst. Selbst Dipree kannte die enge Zusammenarbeit der beiden Dunkelelfen und blickte einfach zwischen den beiden hindurch.
„Kommen wir gleich zum Punkt.“ Mit diesen Worten löste sich Nhaundar von dem Schneider und wandte seinen Blick Shar zu, der etwas verloren auf dem Boden saß und mit großen Augen das Schauspiel der beiden Männer beobachtete. Ja, so ist es richtig, sagte sich der Sklavenhändler und war selbst mehr als angetan über diese naive Unschuld, die der junge Halbdrow ausstrahlte.
„Immer mit der Tür ins Haus“, lachte Szordrin und folgte Nhaundars Blick. „Wen haben wir denn da? Nhaundar, das ist ja eine wahre Augenweide.“
Das Grinsen auf Nhaundars Gesicht wurde vor Freude noch breiter und hinterlistiger. Er hatte soeben die erste Bestätigung dessen bekommen, was er sich schon seit Tagen in seinem Kopf abspielte. Der Junge würde ihm mehr Geld einbringen, als alle anderen zusammen und zugleich gehörte Shar ganz alleine ihm. Sein Wille entschied alles, jetzt und in der Zukunft. Da spielten die Ausgaben zuvor nur eine geringe Rolle, wenn er an prall gefüllte Beutel mit Gold und Edelsteinen dachte.
„Zu viel des Lobes, Szordrin“, erwiderte Nhaundar ebenfalls mit einem herzlichen Lachen und nahm das Kompliment doch nur zu gerne entgegen. „Kleidet ihn ein und notiert euch die Maße sehr gut … ihr könntet sie öfters als euch lieb ist gebrauchen.“ Für sich selbst fügte er gedanklich hinzu, „oder öfters als mir lieb ist“.
„Natürlich, natürlich“, meinte Szordrin lapidar und wies die beiden jungen Dunkelelfen an näher zu kommen.
Währenddessen beugte sich Nhaundar nach vorne, ergriff beide Oberarme von Shar und zog ihn nach oben auf die Füße. „Du wirst still halten damit Szordrin Maß nehmen kann, hast du verstanden, mein Hübscher?“, fragte der Sklavenhändler mit eiskalter Stimme, wobei immer noch ein Lächeln auf dem Gesicht zu sehen war.
Der junge Halbdrow nickte lediglich und ein Kloß bildete sich in seiner Kehle. Die Worte und das Aussehen seines Herrn bereiteten ihn Angst. Doch er sagte sich gleich darauf, er müsse brav und gehorsam sein und obwohl sein Körper leicht bebete, blieb er ruhig auf der Stelle stehen.
„So ist es gut, mein Hübscher“, säuselte Nhaundar, wandte sich Szordrin zu und meinte, „Ich werde in einer Stunde zurück sein.“
„Selbstverständlich“, lautete die kurze Antwort und der Schneider war sich mehr als bewusst, dass dies keine Bitte sondern ein Befehl war. So blieben ihm und seinen zwei Helfern eine Stunde um den bereits im Vorfeld ausgearbeiteten Entwurf von Shars neuer Kleidung zu schneidern, lediglich die genauen Maße fehlten noch. Dann nickte Szordrin und sah dem Sklavenhändler hinter her, der mit großen Schritten seine Privatgemächer verließ. Dann wandte sich der Drow augenblicklich dem jungen Halbdrow zu und sagte sich, dass er in letzter Zeit noch nie so viel Freude bei seinen Aufträgen empfand.

Eine Stunde später trat Nhaundar auf die letzte Stufe der großen Treppe im Hauptgebäude nach oben und wandte sich dem Gang zu, der in seine Gemächer führte. Die Vorfreude stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Listig grinsend folgte er den Fackeln im Gang und stand nur wenige Augenblicke später vor seiner eigenen Tür. Er öffnete und trat ein. Vor ihm erblickte er einen herum wuselnden Szordrin, seine beiden Helfer sammelten die Stoffreste ein, während ein Dipree an der Seite stand und alles missmutig beobachtete, damit der Raum so verlassen werden würde, wie sie ihn betreten hatten. Nhaundar wusste, wieso er diesen Drowsklaven so sehr schätze, denn er hielt den Haushalt tadellos in absolut angemessenen Zustand. Doch wo war das Objekt seiner Begierde? Der Sklavenhändler schaute sich neugierig um und erkannte hinter dem dicklichen Schneider eine, in einem dunklen Umhang verhüllte Gestalt. Eilig schritt er darauf zu, wobei ihm alle Anwesenden Platz machten. Unmittelbar davor blieb er stehen und bedachte Szordrin mit einem fragenden Blick.
„Was soll denn der Umhang? Wo ist die Kleidung?“, knurrte er ärgerlich den Schneider an.
„Wartet, wartet, die Überraschung sollte doch perfekt werden, Nhaundar“, raunte ein aufgeregter Schneider und drückte sich mit seinem dicken Bauch an dem Sklavenhändler vorbei. „Entschuldigt“, stammelte er und dann richtete er seine ganze Aufmerksamkeit dem Sklaven zu. Nhaundar bedachte ihn mit einem wütenden Glühen in den Augen und fragte sich im gleichen Moment, was das Ganze wohl zu bedeuten hätte. Ich warne ihn erst gar nicht, falls die Arbeit nicht zu meiner Zufriedenheit ausfällt, dann wird er es schwer bereuen, sagte sich der Sklavenhändler und knurrte leicht verärgert.
„Darf ich euch präsentieren …“, verkündete Szordrin mit freudiger Stimme und riss zur gleichen Zeit den Umhang von Shars Körper. Mit einladender Geste wies der Dunkelelf sofort auf den Sklaven und auf sein eben geschaffenes Werk.
Nhaundar hielt den Atem an. Er hatte mit Ärger gerechnet aber wahrlich nicht mit diesem Anblick. Seine Augen starrten weit aufgerissen auf den jungen Körper des Halbdrow. Shar stand einfach nur da, sein Blick auf den Boden gerichtet, während die langen Haare sanft über sein Gesicht und Schultern fielen. Am Hals trug er zusätzlich zu seinem eisernen Halsband nun ein Silbernes. Mehrere kleine, silberne Kettchen erstreckten sich von dort nach links und rechts und endeten in silbernen Oberarmreifen an beiden Armen. Von dort führten weitere fein ausgearbeitete Kettenglieder bis zu Handreifen und bedeckten so beide Unterarme. Über die nackte Brust hingen ebenso zwei Ketten, die jeweils von den beiden Oberarmreifen zu dem anderen führten. Als Nhaundars Blick weiter nach unten glitt sah er das blaue Leder, dass er selbst noch herausgesucht hatte. Der Junge trug nun eine sehr knapp genähte Hose, die gerade das nötigste von Shars Geschlechtsteil bedeckte. Drei kleine Silberringe auf beiden Seiten waren in diesem Leder eingearbeitet und hielten blauen, seidenen Stoff, der links und rechts in einem fließenden Hosenbein endete und jeweils von diesen Ringen festgehalten wurde.
Nhaundars Herz machte bei diesem Anblick einen kleinen Hüpfer und er merkte nicht einmal wie ihm sein Unterkiefer leicht nach unten sackte. Er machte einen Schritt auf den Jungen zu und griff ihn am Kinn. Er hob den Kopf nach oben und schaute in die tiefblauen Augen von Shar. Der Sklavenhändler musste schlucken und erkannte wieder diese Unschuld. Er war einfach viel zu schön, um wahr zu sein und dazu noch das kindliche Aussehen. Diese Mischung ließ sogar Nhaundar schwach werden. Wieder regte sich dieses seltsame Gefühl in ihm und er tat dabei automatisch einen Schritt rückwärts. Er nahm seine andere Hand und konnte nicht anders als diese über die Brust des Jungen wandern lassen. Er spürte ein leichtes Beben doch es ärgerte ihn nicht, sondern erregte ihn viel mehr. Nhaundar musste sich zusammen reißen, während ein Ziehen in seinen Lenden ihn völlig aus der Fassung brachte. Augenblicklich ließ er von dem jungen Halbdrow ab und ging einmal um ihn herum. Auf dem Rücken entdeckte er ebenfalls die gleichen Ketten, die über die Schulterblättern reichten. Und wenn die blaue Lederhose vorne noch jemanden der Phantasie freien Lauf gelassen hatte, bot sie hinten nichts weiter als nackte Haut und den Hintern des Jungen. Wieder musste Nhaundar schlucken und beendete seine kleine Runde.
„Szordrin …“, begann der Sklavenhändler und stockte einen kurzen Moment bis er sich selbst wieder im Griff hatte. „… ihr habt gute Arbeit geleistet. Näht mir das ganze noch in Weiß und Schwarz und vergesst mir die goldenen Ketten nicht.“
„Selbstverständlich. Bis wann wünscht ihr es?“, erwiderte der dickliche Dunkelelf und der Stolz schwang in seiner Stimme mit, da der Sklavenhändler nichts zu bemängeln hatte.
„Ihr habt drei Tage Zeit und vergesst mir bloß nicht die anderen“, säuselte Nhaundar und konnte einfach nicht seine Augen von dem attraktiven jungen Halbdrow lassen.
Dipree stand einfach nur ruhig da und beobachtete das ganze Geschehen. Auch er war mehr als nur angetan von dem Anblick, der sein neuer Schützling bot. Des Weiteren war sich der Sklave aber auch bewusst, dass Shar keine gute Zeit bevor stand.
Shar selbst fühlte sich überhaupt nicht wohl. Alle starrten ihn mit sonderbaren Augen an. Die Blicke schienen ihm unter die Haut zu gehen und mit dieser komischen Kleidung hatte er das Gefühl mehr nackt zu sein, als wenn er es wirklich wäre. Er wünschte sich seine durchlöcherte, alte Hose zurück. Doch er sagte sich in Gedanken beharrlich nur die gleichen Worte vor, die er immer und immer wieder stumm wiederholte. „Du bist brav und gehorsam und Handir ist stolz auf dich und wird wieder kommen.“ Shars Körper zitterte leicht, aber niemand war wütend auf ihn.
„Dipree, bereite alles für den Abend vor und achte auf meinen neuen Schatz wie um dein eigenes Leben“, drangen wie von weit weg die Worte seines Herrn an Shars Ohren und er begriff nicht, was sich hinter dieser Aussage verbarg. Doch der Abend würde schnell kommen und sein Leben als Spielzeug für Nhaundar hatte gerade erst den Anfang genommen.
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