Dem Wahnsinn so nah
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Disclaimer:
I do not own the Forgotten Realms books. I do not make any money from the writing of this story.
11. Kap. Schuld und Unschuld
11. Kapitel
Schuld und Unschuld
Nhaundar saß angespannt und in Gedanken versunken auf den weichen Kissen seines Diwans und wartete bereits ungeduldig auf die eingeladenen Gäste. Shar hatte er neben sich auf den Boden drapiert. Der junge Halbdrow kniete mit gesenktem Kopf unmittelbar neben den Füßen seines Herrn und fühlte sich sehr unwohl in seiner Haut. Nicht nur alleine wegen der neuen Kleidung, die ihm weder gefiel, noch angenehm zu tragen war, sondern auch wegen dem sonderlichen Verhalten des Sklavenhändlers. Nhaundar streichelte ihm nun schon seit einigen Minuten immer wieder wie einem Tier über den Kopf und bedachte ihn mit durchdringendem Blick, den er am ganzen Leib spürte.
„Mein Herr …“, unterbrach gerade Dipree Nhaundars Gedanken, „… vielleicht hätte ich einen Vorschlag für euch.“
Der Sklavenhändler sah nachdenklich zu dem Sklaven auf und seine Augen glühten unheilsvoll, weil Dipree es wagte ihn einfach anzusprechen.
„Dann sprich, aber ich warne dich, wenn dein Rat nicht gut ist, lasse ich dir die Haut vom Rücken peitschen.“
Der Sklave zuckte kurz zusammen, dann richtete er sich auf und unterbreitete seinem Herrn seinen Vorschlag. „Verzeiht mein Herr, ich habe heute dem Jungen Aufklärungsunterricht gegeben, wie ihr gewünscht hattet ….“
„Raus mit der Sprache, die Zeit wird knapp“, unterbrach ihn die wütende Stimme Nhaundars und dieser spürte, wie der junge Halbdrow zusammenzuckte.
„… Mein Herr, nehmt’ einfach Honig. Lasst ihn vom Finger lecken und ihr seid der vollen Aufmerksamkeit eurer Gäste gewiss“, antwortete Dipree rasch und senkte dabei demütig sein Haupt.
Zuerst wirkte der Sklavenhändler zornig und seine Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. Er betrachtete Dipree wie ein lästiges Insekt. Nur einen Moment später entspannten sich seine Gesichtszüge und er starrte zwischen Shar und dem Haushaltsvorsteher hin und her. Nhaundar wollte gar nicht wissen wie Dipree auf solch eine Idee kam. Aber je mehr der Sklavenhändler über diesen Vorschlag nachdachte, desto klüger erschien er ihm. Er rätselte bereits mehr als eine halbe Stunde verzweifelt darüber nach wie er seine Geschäftspartner übers Ohr hauen könnte und sie es nicht einmal merken würden. Klare Grenzen ihrer Herrschaftsgebiete in der Stadt mussten neu abgesteckt werden und anderen Einhalt geboten werden. Und da Nhaundar von der Schwäche aller vier Dunkelelfen für junge, attraktive Sklaven wusste, sollte Shar einfach nur dasitzen, gut aussehen und vielleicht etwas tun, dass seine Gäste im vollen Maße verwirrte und aus dem Konzept brachte. Die Idee von Dipree war bis jetzt das Einzige, was brauchbar schien und er versuchte sich gerade vorzustellen, wie die anderen auf den Halbdrow reagieren würden. Er sah Shar, der in all seiner Unschuld mit seinen schönen Augen einfach nur da saß und dabei würde er von seinem Herrn einfach immer wieder ein Finger Honig in den Mund bekommen. Er musste ihn nur ablecken. Selbst er könnte bei diesem Gedanken schwach werden wenn er nur daran dachte, wie der Junge ihm mit der Zunge noch andere Freuden bereitete. Diese Vorstellung war auch genau jene, die Nhaundar jetzt dazu veranlasste hämisch zu grinsen.
„Dipree, das ist ein sehr guter Ratschlag. Bring’ mir den Honig und beeile dich, sie müssten bald hier sein.“
„Ja, mein Herr“, antwortete der Sklave seinem Herrn und verschwand.
Zurück blieben ein völlig in lüsterne Gedanken versunkener Sklavenhändler und ein verwirrter Shar. Der junge Halbdrow hatte alles gehört, aber nicht so richtig verstanden. Doch die Erinnerung an den süßen, klebrigen Honig ließ ihn sich etwas entspannen. Er wusste nun, dass Dipree recht gehabt hatte. Wenn er brav und folgsam war, dann würde es ihm sogar richtig gut gehen. Selbst diese leckere Süßigkeit bekam er ohne viel zu tun.
„Vater, ich tue was sie zu mir sagen und du kommst zu mir zurück“, sprach Shar stumm zu sich selbst und dabei leuchteten seine tiefblauen Augen vor Freude auf. Ein Glück für ihn, dass sein Herr es nicht mitbekam.
„Ja, mein Sohn“, erklang plötzlich die Antwort in Shars Kopf. Etwas überrascht über die direkte Antwort schaute der Junge nach oben, aber von Handir keine Spur. „Sei ein braver Junge und ich bin stolz auf dich“, erklang wieder die Stimme in Shars Kopf. Darauf lächelte der junge Halbdrow und war sich völlig sicher, dass Handir mit ihm gesprochen hatte.
„Ich verspreche es dir Vater“, bestätigte der Junge gedanklich Handir und wirkte nach diesen Worten wieder etwas entspannter.
In der Zwischenzeit kam Dipree mit einem Glas Honig zurück und reichte es stillschweigend seinem Herrn.
„Du bist ganz sicher, dass es funktionieren wird?“, fragte Nhaundar noch etwas geistesabwesend und achtete gar nicht auf den Dunkelelfen vor ihm, stattdessen stellte er sich eher selbst die Frage.
„Mein Herr, probiert es aus und ihr werdet eine Überraschung erleben“, kam die leise Antwort von Dipree und dieser zog sich augenblicklich ein paar Schritte zurück, bevor es sich der Sklavenhändler anders überlegte.
Nhaundar nahm den Deckel, der aus einem Stück Stoff bestand ab und hielt das Glas vor seine Nase. Der süße Duft erfüllte den Drow mit einer gewissen Vorfreude und so tauchte er sogleich einen Finger hinein.
„Mein Hübscher, schau’ mich an“, befahl er gleichzeitig dem jungen Halbdrow, der unmittelbar neben ihm kniete.
Shar tat genau wie sein Herr ihn anwies und sah mit einer absoluten Unschuldsmiene und einem Strahlen in seinen Augen auf. Dieser Anblick versetzte Nhaundar einen Stich in seinen Eingeweiden, der jedoch nicht schmerzte, sondern einfach viel zu angenehm war. Doch der Sklavenhändler ignorierte dieses Gefühl und hielt den mit Honig verklebten Finger direkt vor Shars Mund. „Leck’ das ab, aber mach langsam.“
Shar nickte eifrig und freute sich schon auf den köstlichen Geschmack und öffnete ohne Umschweife seinen Mund. Schon spürte er Nhaundars Finger und der junge Halbdrow leckte und lutschte genussvoll den Honig ab.
Auf dem Gesicht des Sklavenhändlers zeichnete sich ein wohlig, freudiges Lächeln ab und er genoss das Gefühl gerade zu. Wozu Dipree nicht alles nützlich ist, gratulierte er sich selbst, als wäre es sein eigener Vorschlag gewesen. So musste es funktionieren und Nadal, Baragh, Quevven und Wode unter Kontrolle zu halten. Das Treffen konnte endlich beginnen.
Nur eine Stunde später saßen vier männliche Dunkelelfen in den Privatgemächern des Sklavenhändlers Xarann verteilt auf verschiedenen weich gepolsterten Sesseln und Kissen und unterhielten sich beschwingt bei einem guten Tropfen Wein von der Oberfläche. Nhaundar scheute heute Abend keine Kosten und Mühen, denn immerhin ging es auch um seine Existenz und sein Herrschaftsgebiet, dass er diesen vier schleimigen Drow nicht einfach überlassen würde. Sein Trumpf kniete immer noch gehorsam neben ihm, während Nhaundar wieder damit begann Shars Kopf zu streicheln. Bereits beim Eintreten seiner Konkurrenten hatte Nhaundar ihre lüsternen Blicke gegenüber dem Jungen bemerkt, der in der neuen und recht verführerisch anregenden Kleidung äußerst attraktiv wirkte.
„Ich bin nicht bereit Kompromisse einzugehen, wo ich noch nie Einschränkungen hatte“, meldete sich Nadal zu Wort und veränderte mit seiner Aussage schlagartig die fröhliche Stimmung, die seit Anfang des Treffens recht ausgelassen war. Zum einem Teil lag es an der stets direkten Art des Dunkelelfen Nadal und zum anderen sprach bereits der angebotene Wein aus ihm. Nhaundar hatte schon immer ein Händchen für edle Tropfen besessen und wusste stets, wie er seine gehirnlosen Konkurrenten reizen konnte.
Baragh, Quevven und Wode blickten von ihren Gläsern auf und selbst ein Nhaundar hielt inne. Seine Augen glühten rot vor Wut, dass Nadal es wagte, ihm zu widersprechen. Dieser recht kräftige Drow wirkte als Sklavenhändler und heuchelnder Besitzer mehrerer Läden voller kostbareren Waffen, Stoffen und seltenen Lebensmittel fehl am Platz. Er ähnelte eher einem Krieger als einem Händler. Nadal gehörte zu den größten Gegenspieler von Xarann und dieser musste besänftigt oder abgelenkt werden. In früheren Jahren kämpften er und Nhaundar um den ersten Platz am Ort, was gute Sklaven, Waffen und selbst magische Gegenstände betraf. Zum Glück für das Haus Xarann, dass Nhaundar sich gute Geschäftsbeziehungen in anderen Drowstädten aufbaute und stets pflegte. Des Weiteren konnte sich der Sklavenhändler sein Ansehen durch die Jagd vergrößern und reiche, adelige Männer verkehrten in seiner Umgebung. Nadal dagegen hatte es in den letzten Jahren schwer sein Gebiet zu erweitern. Zum Glück wusste dieser Dunkelelf nicht von den Spionen, die Nhaundar Xarann in dessen Haus untergebracht hatte. Um die anderen drei Händler machte sich Nhaundar weniger Gedanken.
Baragh gehörten fast ein Viertel aller Läden auf dem Basar und hinter verschlossenen Türen knüpfte er anderen Dunkelelfen kostbare Waren von der Oberfläche ab. Zum Teil stammten diese Dinge sogar von den Duegar, mit denen er gerne Handel trieb. Die Waren erstand er billig und verkaufte sie für gutes Geld. Nhaundar kannte ihn wirklich sehr gut, doch leider fehlten dem kleinen und ziemlich rundlichen Drow das nötige Wissen Nhaundar übers Ohr zu hauen. Dazu brauchte es eher einen raffinierten Dunkelelfen wie Quevven.
Quevven, ein normal wirkender Drow, von Statur und Größe Durchschnittsmaß, pflegte gerne Geschäfte mit den größeren Adelshäuser zu machen. Zu seiner Kundschaft gehörte niemand anderer wie die Häuser Baenre, Barrison Del’Armgo oder gar das Haus Mizzrym. Selbst einige der höheren Gesellschaft von Ched Nasad zählte zu seiner Kundschaft. Er handelte ausschließlich mit magischen Gegenständen aller Art. Sogar in der Akademie von Sorcere gab es Magier, die von seinen Waren profitierten. Doch Nhaundar traute ihm nur soweit über den Weg, solange er einen Spion bei Quevven unterbringen konnte. Selbst der Verdacht, es sei ein Mann von Bregan D’aerthe unter den Spionen, würde der Sklavenhändler Nhaundar nicht bestreiten, denn dessen Waren wurden hoch geschätzt.
Der letzte in dieser Runde war Wode, ein Hüne unter den Dunkelelfen in der Stadt Menzoberranzan, der alleine schon durch seine Körpergröße zu Spekulationen immer gerne hinhalten musste. Unter vorgehaltener Hand munkelte man, dass er aus dem Haus Barrison Del’Armgo stammte, doch niemand konnte es beweisen. Selbst das Gerücht, er sei ein treuer Diener der Mutter Oberin Mez’Barris wurde gerne erzählt, aber kein Drow kannte letztendlich die wahre Abstammung von Wode. Ihm gehörten die verruchtesten Kneipen und Wirtshäuser der Stadt. Selbst einige der Freudenhäuser zur Befriedigung der männlichen Bevölkerung zählten zu seinen Einnahmenquellen. Nhaundar tätigte mit ihm gerne zu verhandeln und Geschäfte abzuschließen, denn hin und wieder konnten beide von dem anderen profitieren. Wode hatte ihm schon öfters einige Sklaven verkauft, die bei der Jagd ihren Dienst taten und der Sklavenhändler sie sogar danach für einen höheren Preis weiter verkaufen konnte. Leicht verdientes Geld.
„Nadal, wollt ihr den Zorn eines der großen Adelshäuser auf euch ziehen?“, kam die überraschende Frage von Quevven, der diese doch recht gut kannte. Sein Gesichtsausdruck zeugte von Verwirrung, weil er diese Wandlung des Treffens nicht so rasch erwartete.
„Meinen Herren“, meldete sich jetzt Nhaundar zu Wort, der am heutigen Abend die besten Karten zu haben schien. Er schaute nun dem muskulösen Nadal direkt in die Augen und versuchte ruhig zu bleiben, da er bei seinem größten Konkurrenten immer auf der Hut sein musste, selbst ein Sklavenhändler wie Xarann. „Ich gebe Quevven Recht. Wir sollten stets ein wachsames Auge auf die Mutter Oberinnen haben, wir wissen ja was mit Krondorl passierte.“
„Er ist spurlos verschwunden und jeder spricht in der Stadt davon, dass er sich den Zorn einer der Mutter Oberinnen auf sich gezogen hat“, warf Baragh ein und musterte dabei der Reihe nach alle Anwesenden, wobei er mit einer voller kostbarer Ringe besetzten Hand seine Aussage mit hoch erhobenen Finger noch unterstrich.
„Richtig. Gut gesprochen Baragh“, lächelte ihn Nhaundar mit einem hinterhältigen Grinsen an. Dabei versuchte sich der Sklavenhändler selbst zu beruhigen, denn diese Tatsache könnte jeden in der kleinen Runde schneller treffen, als ihm lieb wäre. Besonders Nhaundar, der stets aufs Neue das Risiko der Jagd und der Folterung einer Lolthpriesterin auf sich nahm. Jetzt streichelte er ganz in Gedanken versunken den Kopf von Shar.
„Wir müssen zu einer Einigung kommen, ansonsten wird irgendwann jemand uns verraten und wir werden alle, schneller als uns lieb ist, in den Neun Höllen schmoren“, brachte sich Wode mit ins Gespräch ein. Dabei huschte ihm ein selbstgefälliges Grinsen über das Gesicht und nippte an seinem Glas. Denn Verrat und Mord waren stets das Merkmal der mordgierigen Rasse des Unterreichs.
„Ich habe nicht vor so schnell mein Tod vor Augen zu haben, das Schicksal liegt in meinen Händen …“, meinte Nhaundar und nickte Wode zu, „… unseren Händen, meine Herren. Ich bin trotz allem nicht erfreut, dass jemand der Meinung ist, einfach meine Herrschaftsgrenze zu übertreten und dann glaubt, es bleibe unentdeckt.“ Bei diesen Worten wanderte Nhaundars Blick zu Nadal der diese Aussage mit einem Zähne bleckenden Lächeln erwiderte.
„Nhaundar, ihr denkt doch nicht an mich?“, kam kurz darauf die unschuldig wirkende Antwort von Nadal, der dabei immer noch grinste.
„Ich nenne keine Namen, das müsst ihr wohl am besten wissen. Ich sage nur, dass jemand seine Kompetenzen überschritten hat und ich es nicht dulden werde“, erwiderte Nhaundar, der sich wohl bewusst war, dass Nadal dahinter steckte. Gleichzeitig war der Sklavenhändler jetzt der Meinung seinen Trumpf auszuspielen und hoffentlich den gewitzten Konkurrent zu ködern. Er nahm wie unbewusst das Glas Honig vom Tisch und ließ seinen Finger hineingleiten. Dann zog er den klebrigen Finger wieder heraus und sagte ruhig. „Komm’ her mein Hübscher.“
Shar, der das ganze Gespräch mit anhörte und es zuerst ein wenig langweilig fand, entdeckte jedoch ein paar kleine Details, die ihm ein komisches Gefühl im Bauch einbrachten. Zwei dieser Dunkelelfen kannte er, auch wenn diese sich nicht an ihn erinnerten. Zum Glück, dachte der junge Halbdrow. Als er noch für seinen Herrn Nachrichten überbrachte, gehörten der Drow mit Namen Quevven und Baragh dazu. Des Weiteren war sich Shar bewusst, dass diese Dunkelelfen wirklich gefährlich waren, vielleicht sogar noch bedrohlicher als Nhaundar selbst. Außerdem erkannte der Junge, dass hier keine freundschaftlichen Gespräche ausgetauscht wurden, sondern keiner der Anwesenden sich für einen Mord zu schade war, vor allem nicht sein eigener Herr. Als Shar gerade darüber nachdachte vernahm er die Stimme von Nhaundar. Er schaute sofort auf und erkannte den Finger mit Honig. Plötzlich strahlten seine tiefblauen Augen auf und er freute sich schon auf die leckere Köstlichkeit. Zuvor hatte ihm sein Herr erklärt, dass seine Aufgabe darin bestand, ab und zu die Männer aus den Augenwinkeln anzuschauen und später einfach den Honig genussvoll und langsam vom Finger Nhaundars abzulecken und zu lutschen. Solange er gehorsam das tat, was von ihm verlangt wurde, wurde er auch weder geschlagen oder getreten und die Schmerzen des Geschlechtaktes blieben aus. Etwas, was er sich auch gar nicht wünschte, nachdem ihm Dipree erzählte, was es damit auf sich hatte. So erhob sich Shar ein klein wenig und erreichte augenblicklich den verklebten Finger. Ohne auf alles andere zu achten begann er genüsslich den Honig abzulecken.
Nhaundar spürte die zaghafte Zunge, die über seinen Finger strich und ihn sogar ein wenig kitzelte. Das Gefühl schien das Schönste, was er an diesem Abend empfand und er war mehr als Stolz auf sich selbst, diesen jungen Sklaven sein Eigen zu nennen. Was für ein Glück ich doch habe, gratulierte er sich und bedachte plötzlich gelassenen seine Gäste mit sanftem Blick.
In den Augen von Baragh, Quevven und Wode erkannte der listige Sklavenhändler ihre Lust aufflammen. Doch genauso wusste Nhaundar, dass sie sich ziemlich lange zurückhalten konnten. Ganz anderes Nadal, der gerade zu einer Antwort ansetzen wollte und jäh verstummte. Sein Blick wanderte automatisch zu dem jungen Halbdrow und er beobachtete ihn mit glänzenden Augen.
„Noch Wein, Nadal?“, fragte Nhaundar lapidar und bedachte den angesprochenen Dunkelelfen nun mit einem wachsamen Blick.
Der Händler nickte und schaute weiterhin auf den Jungen herab.
Ein weiteres Nicken von Nhaundar an Dipree und der eilte mit einer vollen Karaffe Rotwein herbei. Flink und gleichzeitig diskret kam der Diener seiner Arbeit nach und verschwand erneut in der hinteren Ecke, wo er stets bei solchen Gesprächen zu gegen war. Nun schaute auch Dipree auf den jungen Halbdrow und dabei erkannte er, dass seine Lehrstunde von heute Vormittag Früchte trug. Der Junge kam der Aufforderung des Herrn nach und gleichzeitig wirkte er so unschuldig, wie es verlangt wurde. Der Sklave gratulierte sich für den Einfall, der ihm so völlig überraschend kam.
Nhaundar musterte Nadal zur gleichen Zeit jetzt aus den Augenwinkeln und erkannte, wie dieser leicht erregt und etwas nervös auf dem Sessel hin und her rutschte. Aber noch hatte der Sklavenhändler ihn nicht soweit, wo er ihn gerne haben wollte. So zog er den Finger aus dem Mund des jungen Sklaven und sah ihn mit einem zufriedenen Lächeln an. Was er jedoch gleich darauf erblickte, nahm selbst Nhaundar fast die Selbstherrschung. Shar schaute mit einem wehleidigen Blick auf den zurückgezogenen Finger und seine Lippen formten sich zu einem leichten Schmollmund. Er biss sich auf die Unterlippe und wirkte im gleichen Atemzug einfach unwiderstehlich. Der Sklavenhändler seufzte einmal leise und bedachte seine Gäste mit demselben Lächeln wie den Jungen. Da erkannte er Nadal, der sich lüstern über die Lippen leckte. Dann wanderte dessen Hand unbewusst oder bewusst hinunter zu seinem Schritt. Oh, du bist so berechenbar Nadal, sagte sich der hinterhältige Sklavenhändler und tauchte seinen Finger erneut in den Honig, um ihn gleich darauf Shar hinzuhalten. Das gleiche Spiel begann von neuem.
Weitere Minuten verstrichen und der junge Halbdrow erregte mehr als Nhaundar lieb war seinen eigenen Herrn. Nadal konnte seinen Blick nicht von dem Sklaven lassen. Der Sklavenhändler musste sich sehr zurückhalten und kam zum eigentlichen Thema des Abends zurück.
„Mir käme es sehr gelegen Nadal, wenn ihr euch in Zukunft etwas zurück zieht, so erregt keiner von uns die Aufmerksamkeit der Oberinnen Mütter und erst recht nicht das hohe Konzil und wenn die Sache mit Krondorl abgeschlossen ist, geht alles seinen gewohnten Gang. Wie lautet eure meine Meinung dazu, meine Herren?“
„Ich pflichte euch bei, Nhaundar“, meldete sich Baragh zu Wort und nippte nun ebenfalls leicht erregt an seinem Weinglas.
„Ganz eurer Meinung“, schloss sich Quevven an und sein Blick wanderte interessiert zwischen Nadal und dem jungen Halbdrow hin und her. Er konnte sich sehr gut denken was Nhaundar vor hatte und vertraute auf seine eigene Schläue, nicht den heimlichen Verführungskünsten zu erliegen. Doch er musste sich wirklich zurückhalten, um kein jämmerliches Bild abzugeben. So griff auch er nach seinem Weinglas und prostete den vier anwesenden Drow zu.
„Ihr tätet gut daran sich dieses warnende Beispiel vor Augen halten. Aber der Spaß soll doch heute Abend nicht zu kurz kommen, oder Nhaundar?“, fragte Wode und in seiner Stimme klang seine Erregung mit. Er konnte und wollte den Blick einfach nicht von dem unschuldig aussehenden Shar lassen und seufzte.
„Natürlich, meine Herren“, erwiderte Nhaundar kurz und schnippte mit seinem Finger.
Eine Tür wurde daraufhin geöffnet und heraus kamen vier junge Sklaven, alles Dunkelelfen und absichtlich von dem Sklavenhändler dafür auserkoren, seinen Konkurrenten den Abend zu versüßen. Doch Nhaundar fiel auf, das sich Nadal noch nicht zu Wort gemeldet hatte. Stattdessen konnte er beobachten, wie der Händler auf seinem Sessel saß und sich weiterhin geistesabwesend seinen Schritt massierte. Das dieser nur zu erregt wirkte, konnte man nicht mehr übersehen.
„Nadal ich hoffe ich habe euren Geschmack getroffen“, wendete sich Nhaundar an seinen Gegenspieler und winkte einen der Sklaven her, der sich sogleich in gewohnter Manier dem muskulösen Dunkelelfen auf den Schoss setzte.
„Wie immer das Beste vom Besten … ich bin doch nichts anderes gewöhnt von euch“, meinte Nadal und griff sich den Sklaven augenblicklich.
Auch die anderen drei Lustsklaven taten das, wozu sie Nhaundar bereits angewiesen hatte und beschäftigten die restlichen Dunkelelfen. Die vier Drow kamen auch gerne dieser Abwechslung nach, doch ihr Blick huschte mehr als allen lieb war auf den jungen Halbdrow, der mit unschuldigem Gesichtsausdruck neben Nhaundar auf dem Boden saß und nun genüsslich an einem weiteren mit Honig verklebten Finger lutschte.
„Ihr seit doch meine Freunde“, erwiderte Nhaundar und diese Aussage wurde von einem schallenden Gelächter beantwortet. Jeder hier im Raum, ausgenommen Shar und den anderen vier Sklaven wusste über die Ironie dieses Satzes und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der erste der Anwesenden einen Dolch im Rücken zu spüren bekam.
Shar schleckte gerade den letzten Rest von Nhaundars Finger und schaute erneut mit einem Schmollmund zu seinem Herrn. Dieser beantworte den Blick mit einem freundlichen Lächeln und streichelte daraufhin den Kopf des Jungen, ganz so als würde er einen Hund für seinen Gehorsam danken. Dann lehnte dieser sich gemütlich in dem gut gepolsterten Diwan zurück und genoss das Schauspiel der Verführung. Der junge Halbdrow konnte auch nicht anders und musterte alle vier Dunkelelfen, die von den Sklaven voll in Besitz genommen wurden. Augenblicklich erkannte er, dass diese das Gleiche taten, was ihm selbst bereits widerfahren war. Doch sie schienen keine Angst davor zu haben und gaben auch keine Anzeichen des Widerwillens. Shar verstand es nicht so ganz und gleichzeitig war er einfach nur froh, dass er nicht an ihrer Stelle sein musste. Die Worte von Dipree wirbelten in seinem Kopf herum und insgeheim freute sich der Junge, dass er diese Schmach endlich beim Namen nennen konnte. Immerhin ein kleiner Hoffnungsschimmer für ihn, auch wenn er sich bewusst wurde, dass der nächste Geschlechtsakt auch auf ihn zukam. Die Frage war nur, wann und wo. Doch diesen Gedanken verdrängte er augenblicklich wieder und schaute jetzt etwas beschämt zu den Drow hinüber, die sich vor allen anderen ihrer Lust hingaben.
Nhaundars Blick huschte ebenfalls hin und her und schien äußerst zufrieden zu sein. Insgeheim freute er sich schon auf die eigene Nacht mit dem jungen Halbdrow. Ab sofort würde er ihn jeden Abend mit zu sich nehmen und ihn ganz für sich alleine haben. Bei dieser Vorstellung spürte der Sklavenhändler erneut ein Ziehen in den Lenden und er streichelte jetzt etwas fester über den Kopf des Sklaven. Er hoffte, dass er bald alleine mit ihm sein konnte und er seine vier Konkurrenten schnell von seiner Meinung überzeugen würde.
Der Abend ging schnell in die Nacht über und mit jeder Stunde die verstrich, wurden Nadal, Baragh, Quevven und Wode ausgelassener. Zum einen durch den guten Tropfen von der Oberfläche und zum anderen durch die Liebessklaven. Jeder der vier Drow hatte jedoch nur einen Gedanken und damit verabschiedeten sie sich auch zu später Stunde bei Nhaundar. Der junge Halbdrow geisterte ihnen im Kopf herum und jeder fragte sich still und heimlich, ob irgendwann sich eine Gelegenheit ergeben würde, Nhaundars neuestes Spielzeug einmal besitzen zu können. Selbst ein Nadal, der bereits zuvor von dem Jungen äußerst angetan war, überlegte fieberhaft, wie er es anstellen konnte. Letztendlich schaffte er es, seinen stärksten Konkurrenten mit der Versprechung auf gutes Geld zu überzeugen, Shar für eine Nacht zu besitzen. Nadal willigte sogar am Ende ein, sich in nächster Zeit etwas im Hintergrund zu halten und somit nicht die Aufmerksamkeit der Oberinnen von Menzoberranzan auf sich zu ziehen. Danach verabschiedeten sich alle und zurück blieb ein Nhaundar zusammen mit Shar.
Kaum dass alle gegangen waren, schlenderte Nhaundar zusammen mit Shar in sein Schlafzimmer, das unmittelbar an den großen Empfangsraum angrenzte. Zum ersten Mal in all den Jahren erblickte der Junge diesen Raum und schien mehr aus nur positiv überrascht zu sein. Er staunte nicht schlecht und musterte alles mit weit auf gerissenen Augen. Ein riesiges, rundliches Bett prangte an der gegenüber liegenden Wand und wurde durch einen mächtigen Kissenberg bewacht. Rot war die Farbe, die hier dominierte, so auch das Bett samt Kissen. Große Kerzenständer entlang der Wände erleuchteten, wie bereits in fast allen Räumen im Haus Xarann, das Schlafzimmer. Ein Tisch an der Fensterfront thronte erhaben davor und eine Schale mit seltsam aussehenden Speisen war zu erkennen. Hierbei handelte es sich um allerlei Obst von der Oberfläche, die zu der Lieblingsspeise des Sklavenhändlers zählte und er keine Kosten und Mühen scheute, immer frische Trauben, Äpfel, Birnen, Orangen sowie Feigen und Datteln griffbereit zu haben. Des Weiteren waren auch hier zwei prachtvollen Diwans zu finden, die denen im Empfangszimmer ähnelten. Mit rotem Samt überzogen standen sie in unmittelbarer Nähe des großen Bettes. Dann gab es noch eine weitere Tür im hinteren Teil, die allerdings geschlossen war. Shar nahm an, dass es sich um das Badezimmer seines Herrn handelte. Denn immerhin hatte der Junge Nhaundar noch niemals baden gesehen. Alleine schon der Gedanke an ein kaltes Bad ließ ihn frieren und er verbannte die Erinnerung so schnell wie möglich. Bestimmt würde morgen der Drow zu ihm kommen und ihn erneut baden wollen. Solange hatte er wenigstens Ruhe vor dem kalten Nass.
Nhaundar schritt langsam durch das Zimmer. Die Kette von Shars Halsband in seiner Hand und zog den Jungen bedächtig hinüber bis zum Bett. Der Sklavenhändler spürte den Alkohol in seinen Adern und ein herzhaftes Gähnen konnte er nicht unterdrücken, als er sich genüsslich auf das weiche Bett setzte. Shar zog er gleich darauf zu sich herüber und blickte ihn aus den Augenwinkeln an. Der Junge schaute auf den Boden und wirkte plötzlich wieder etwas ängstlich.
Shar war wirklich fürchterlich zu Mute. Den ganzen Abend über bestand seine Aufgabe darin schön auszusehen und den Honig von dem Finger seines Herrn zu lecken. Aber von der restlichen Nacht war nie die Rede. Doch er konnte sich denken was passieren würde. Die Absichten von Nhaundar zeichneten sich deutlich auf dessen Gesicht ab und die Erinnerung über Diprees Aufklärungsunterricht drangen sich mit Gewalt auf. Shar musste schlucken, um nicht seine Angst zu zeigen, denn das würde höchstwahrscheinlich nur bedeuten, dass die Schmerzen heftiger würden. Er wollte jedoch keine Schmerzen und ohne etwas dazu zu können, fing sein hagerer Körper leicht an zu zittern. Er stand reglos vor seinem Herrn und starrte auf den Boden.
„Sei brav und folgsam, mein Sohn“, drängte sich die Stimme von Handir in seinen Kopf, die ihn jetzt aber nicht wirklich beruhigte.
„Ich möchte es ja, Vater, aber ich habe Angst“, antwortete er sich selbst.
„Komm zu mir, mein Hübscher“, säuselte im gleichen Moment Nhaundar, der das Beben des jungen Körpers ebenfalls wahrnahm. Er wollte seine eigene Freude, ob der Junge jetzt von Angst ergriffen war oder nicht. Der junge Halbdrow musste sich daran gewöhnen und am besten doch, wenn sein Herr es ihm beibrachte, sagte sich der Sklavenhändler und zog dabei erneut an der Kette. Augenblicklich landete der junge Halbdrow auf den Schoss von Nhaundar.
„Du brauchst doch keine Angst zu haben, mein Hübscher. Ich bin dein Herr und ich will dir doch gar nichts Böses“, beruhigte er den Sklaven und war selbst über seine sanfte Art überrascht. Dabei streichelte Nhaundar zaghaft über die nackte Brust des Jungen. Irgendetwas hatte Shar an sich, das ihn dazu veranlasste und das seltsame Gefühl breitete sich wieder in Nhaundars Eingeweiden aus. Wenn er es nicht besser wüsste, dann hätte er in diesem Moment geglaubt, er würde sich verlieben. Aber der Sklavenhändler schob es dem Alkoholgenuss zu und wollte jetzt nur noch seinen Spaß. Nun streichelte seine Hand weiter über den Körper des Jungen, während er in der anderen fest die eiserne Kette hielt. Sanft strich er über das junge Gesicht des Sklaven. Dann wanderte seine Hand über die Haare und letztendlich wieder über den nackten Oberkörper. Es gab keine Stelle die er ausließ und wollte alles in sich aufsaugen.
Unter den Berührungen seines Herrn ging es Shar nicht wirklich besser. Die Worte von Dipree wurden immer deutlicher und da er jetzt verstand, was der Dunkelelf mit ihm vorhatte, wurde das Beben immer schlimmer. Aber er durfte nichts tun was Nhaundar missfiel, nur so würden die Schmerzen erträglich werden. So blieb ihm nichts anderes übrig, als einfach nur da zu sitzen und die Hand von Nhaundar auf seiner Haut zu spüren.
Wenige Minuten später lag Shar mit dem Rücken auf dem großen Bett und sein Herr beugte sich bedrohlich über ihn. Dessen Augen glühten rot und unheilsvoll, während er den Jungen an jeder erregbaren Stelle zu küssen begann. Zuerst die Ohren, dann den Mund und dann wanderte Nhaundar weiter hinunter über den Hals und dann den nackten Oberkörper entlang. Je mehr der Sklavenhändler sich dadurch in Extase versetzte und immer gieriger den Jungen küsste, desto mehr verkrampfte sich Shar unter den Berührungen. Er mochte es nicht und er wollte es auch nicht. Immer stärker drängten sich die Erinnerungen von Diprees Worten in seinen Kopf und er bekam es wahrlich mit der Angst zu tun. Doch blieb ihm keine andere Wahl. Erneut ertönte die Stimme seines Vaters, die zu ihm sprach. „Sei brav und gehorsam.“
„Ich will das nicht“, schrie Shar plötzlich laut und erschrak dabei selbst.
Nhaundar hörte augenblicklich auf und bedachte den Sklaven unter ihm mit wütend, glühenden Augen und ein zorniger Gesichtsausdruck zeichnete sich auf seinen Zügen ab. Hatte er da richtig gehört?
Jetzt fing Shar an sich unter dem Körper seines Herrn zu winden und zu zappeln und schrie gellend. „Lasst mich los.“
Nhaundar spürte die Empörung in ihm aufsteigen und der Ungehorsam schmeckte ihm in keiner Weise. Er richtete sich auf und bedachte den Jungen für einen Moment ganz ruhig. Dann erhob er unvermittelt eine Hand und schlug heftig zu. Ein lauter Knall deutete an, dass er dem jungen Halbdrow eine schallende Ohrfeige gegeben hatte. Der Schlag war sogar so kräftig, dass die Unterlippe des Jungen aufplatzte und ein kleines Rinnsal Blut über das Kinn lief. Daraufhin holte er ein weiteres Mal aus und schlug Shar auf die andere Wange.
Der Junge blieb vor Überraschung ganz still liegen und blickte mit seinen tiefblauen Augen direkt seinen Herrn an. Die Verwirrung stand auf seinem Gesicht geschrieben und er wusste im ersten Augenblick nicht, was passiert war. Doch Nhaundar riss ihn sofort aus der Starre heraus.
„Du erbärmliche Ratte. Willst mir erzählen, was ich darf und was nicht?“, meinte der Sklavenhändler mit wütender Stimme. „Du bist der Ansicht es gefällt dir nicht? Ja, natürlich bist du das“, und beantwortete dabei selbst seine Frage. Der Zorn über den Ungehorsam ließ letztendlich auch Nhaundar erbeben, der den ganzen Abend froh gewesen war, dass der Junge seinen Platz in diesem Haus wohl endlich verstanden hatte. Doch dieses Verhalten deutete auf Widerstand, das Letzte, was der Drow sich wünschte und was er stets hart bestrafte. Handir war bereits tot, doch Shar wollte er eigentlich nicht töten, noch nicht, die Zeit schien dafür noch lange nicht gekommen zu sein. Die Wut griff nun vollends von dem Sklavenhändler Besitz und der Alkohol in seinem Blut half nicht zur Beruhigung bei, sondern verstärkte nur seinen Zorn. Nhaundar richtete sich weiter auf und schlug mehrmals auf den Jungen ein. Er hörte den jungen Halbdrow schreien und winseln, aber das brachte nichts, außer das der Sklavenhändler dieses Verhalten als armselig empfand. Letztendlich zog er an der eisernen Kette, die an Shars Halsband befestig war und zog den weinenden Sklaven nach oben, direkt vor sein Gesicht und flüsterte leise, „Ich bin dein Herr, vergiss das nie. Ich werde dir sagen was du darfst und was nicht, du stinkendes Stück Abfall. Aber vielleicht tun dir einige Tage bei dem Waffenmeister Dantrag Baenre sehr gut. Ich könnte ihm gestatten dir die Haut von deinem Leib zu reißen und den Rest kann er den wilden Tieren zum Fressen geben. Oder ich übergebe dich den Soldaten. Sie spielen gerne, musst du wissen.“ Dabei huschte Nhaundar ein immer breiteres Lächeln über die wütenden Züge und er genoss es, bei jeder weiteren Ausführung die Angst in den Augen des Sklaven zu erkennen. Niemals hatte er auch nur eines der Dinge vor, aber wenn der Junge nicht bald lernte, wo ein Schlussstrich zu ziehen war, wäre er gezwungen seinen Worten Taten folgen zu lassen.
Shar zitterte und bebete und das Grauen vor den Androhungen erfasste jede Faser seines Seins und vergessen schien alles, was er heute gelernt hatte, selbst die Worte seines eingebildeten Vaters waren nicht mehr existent. Letztendlich erfolgte ein letzter Schlag von Nhaundar und ein brennender Schmerz breitete sich in seinem Gesicht aus. Etwas Warmes lief ihm aus dem Mund und rann ihm an Kinn und Hals entlang. Dann wurde es plötzlich schwarz um Shar und die Stimme seines Herrn klang wie von ganz weit weg.
Shar umfing die Ohnmacht und sein Körper fiel schlaff zurück auf das weiche Bett. Nhaundar war es im gleichen Moment egal. Er entledigte sich seiner Kleidung und entfernte die knapp genähte Hose des jungen Halbdrow und machte sich daran, den Jungen zu nehmen. Ob nun bei Bewusstsein oder nicht, dass störte den Sklavenhändler nicht mehr. Er wollte seine Befriedigung und das gab ihm Shar nun mal.
Zwischenzeitlich erwachte der Junge und erlebte im Laufe der Nacht, die sich schier unendlich hinzog, was es hieß, seinem Herrn als Liebessklaven zu Diensten zu sein.
Am nächsten Morgen erwachte der junge Halbdrow in den Armen von Nhaundar, der ihn fest an sich drückte und nicht die Anstalten machte, den Griff um den hageren Körper des Sklaven zu lösen. Shar lag so nun in diesem riesigen Bett, zusammen mit seinem Herrn und die Tränen rannen ihm über die Wangen.
„Vater, ich will das nicht, wieso kann nicht alles so sein, wie es war?“, flehte er stumm zu Handir, aber es kam keine Antwort. Doch je länger er darüber nachdachte, desto deutlicher sah Shar seine Zukunft vor sich und sie endete immer gleich. Er starrte mit leerem Blick zu dem Fenster hinüber und erkannte sich selbst, wie er jeden Morgen in den Armen von Nhaundar aufwachen würde oder vielleicht sogar in denen von anderen Männern. Zuvor hatten sie mit ihm ihren Spaß und ansonsten wollten sie nichts von ihm. Je mehr Shar darüber nachdachte, desto größer wurde seine Trauer. Was hatte er nur getan, um dieses Schicksal zu verdienen. Und als hätte er bereits alles andere vergessen, ertönte eine innerliche Stimme und sprach zu dem jungen Halbdrow. „Mein Junge, das ist dein Schicksal. Niemand kann etwas daran ändern. Sei brav und gehorsam, tue was man dir sagt und die Schmerzen werden verschwinden. Sei sein braver Sohn und füge dich.“
Die Worte überraschten Shar, doch irgendwie schienen sie genau das zu sagen, was er bereits die ganze Zeit vernommen hatte. Das war es, was ihm Dipree versuchte zu erklären. Er dachte über diese Worte ganz deutlich nach und schließlich glitt der Junge erneut in den Schlaf.
Schuld und Unschuld
Nhaundar saß angespannt und in Gedanken versunken auf den weichen Kissen seines Diwans und wartete bereits ungeduldig auf die eingeladenen Gäste. Shar hatte er neben sich auf den Boden drapiert. Der junge Halbdrow kniete mit gesenktem Kopf unmittelbar neben den Füßen seines Herrn und fühlte sich sehr unwohl in seiner Haut. Nicht nur alleine wegen der neuen Kleidung, die ihm weder gefiel, noch angenehm zu tragen war, sondern auch wegen dem sonderlichen Verhalten des Sklavenhändlers. Nhaundar streichelte ihm nun schon seit einigen Minuten immer wieder wie einem Tier über den Kopf und bedachte ihn mit durchdringendem Blick, den er am ganzen Leib spürte.
„Mein Herr …“, unterbrach gerade Dipree Nhaundars Gedanken, „… vielleicht hätte ich einen Vorschlag für euch.“
Der Sklavenhändler sah nachdenklich zu dem Sklaven auf und seine Augen glühten unheilsvoll, weil Dipree es wagte ihn einfach anzusprechen.
„Dann sprich, aber ich warne dich, wenn dein Rat nicht gut ist, lasse ich dir die Haut vom Rücken peitschen.“
Der Sklave zuckte kurz zusammen, dann richtete er sich auf und unterbreitete seinem Herrn seinen Vorschlag. „Verzeiht mein Herr, ich habe heute dem Jungen Aufklärungsunterricht gegeben, wie ihr gewünscht hattet ….“
„Raus mit der Sprache, die Zeit wird knapp“, unterbrach ihn die wütende Stimme Nhaundars und dieser spürte, wie der junge Halbdrow zusammenzuckte.
„… Mein Herr, nehmt’ einfach Honig. Lasst ihn vom Finger lecken und ihr seid der vollen Aufmerksamkeit eurer Gäste gewiss“, antwortete Dipree rasch und senkte dabei demütig sein Haupt.
Zuerst wirkte der Sklavenhändler zornig und seine Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. Er betrachtete Dipree wie ein lästiges Insekt. Nur einen Moment später entspannten sich seine Gesichtszüge und er starrte zwischen Shar und dem Haushaltsvorsteher hin und her. Nhaundar wollte gar nicht wissen wie Dipree auf solch eine Idee kam. Aber je mehr der Sklavenhändler über diesen Vorschlag nachdachte, desto klüger erschien er ihm. Er rätselte bereits mehr als eine halbe Stunde verzweifelt darüber nach wie er seine Geschäftspartner übers Ohr hauen könnte und sie es nicht einmal merken würden. Klare Grenzen ihrer Herrschaftsgebiete in der Stadt mussten neu abgesteckt werden und anderen Einhalt geboten werden. Und da Nhaundar von der Schwäche aller vier Dunkelelfen für junge, attraktive Sklaven wusste, sollte Shar einfach nur dasitzen, gut aussehen und vielleicht etwas tun, dass seine Gäste im vollen Maße verwirrte und aus dem Konzept brachte. Die Idee von Dipree war bis jetzt das Einzige, was brauchbar schien und er versuchte sich gerade vorzustellen, wie die anderen auf den Halbdrow reagieren würden. Er sah Shar, der in all seiner Unschuld mit seinen schönen Augen einfach nur da saß und dabei würde er von seinem Herrn einfach immer wieder ein Finger Honig in den Mund bekommen. Er musste ihn nur ablecken. Selbst er könnte bei diesem Gedanken schwach werden wenn er nur daran dachte, wie der Junge ihm mit der Zunge noch andere Freuden bereitete. Diese Vorstellung war auch genau jene, die Nhaundar jetzt dazu veranlasste hämisch zu grinsen.
„Dipree, das ist ein sehr guter Ratschlag. Bring’ mir den Honig und beeile dich, sie müssten bald hier sein.“
„Ja, mein Herr“, antwortete der Sklave seinem Herrn und verschwand.
Zurück blieben ein völlig in lüsterne Gedanken versunkener Sklavenhändler und ein verwirrter Shar. Der junge Halbdrow hatte alles gehört, aber nicht so richtig verstanden. Doch die Erinnerung an den süßen, klebrigen Honig ließ ihn sich etwas entspannen. Er wusste nun, dass Dipree recht gehabt hatte. Wenn er brav und folgsam war, dann würde es ihm sogar richtig gut gehen. Selbst diese leckere Süßigkeit bekam er ohne viel zu tun.
„Vater, ich tue was sie zu mir sagen und du kommst zu mir zurück“, sprach Shar stumm zu sich selbst und dabei leuchteten seine tiefblauen Augen vor Freude auf. Ein Glück für ihn, dass sein Herr es nicht mitbekam.
„Ja, mein Sohn“, erklang plötzlich die Antwort in Shars Kopf. Etwas überrascht über die direkte Antwort schaute der Junge nach oben, aber von Handir keine Spur. „Sei ein braver Junge und ich bin stolz auf dich“, erklang wieder die Stimme in Shars Kopf. Darauf lächelte der junge Halbdrow und war sich völlig sicher, dass Handir mit ihm gesprochen hatte.
„Ich verspreche es dir Vater“, bestätigte der Junge gedanklich Handir und wirkte nach diesen Worten wieder etwas entspannter.
In der Zwischenzeit kam Dipree mit einem Glas Honig zurück und reichte es stillschweigend seinem Herrn.
„Du bist ganz sicher, dass es funktionieren wird?“, fragte Nhaundar noch etwas geistesabwesend und achtete gar nicht auf den Dunkelelfen vor ihm, stattdessen stellte er sich eher selbst die Frage.
„Mein Herr, probiert es aus und ihr werdet eine Überraschung erleben“, kam die leise Antwort von Dipree und dieser zog sich augenblicklich ein paar Schritte zurück, bevor es sich der Sklavenhändler anders überlegte.
Nhaundar nahm den Deckel, der aus einem Stück Stoff bestand ab und hielt das Glas vor seine Nase. Der süße Duft erfüllte den Drow mit einer gewissen Vorfreude und so tauchte er sogleich einen Finger hinein.
„Mein Hübscher, schau’ mich an“, befahl er gleichzeitig dem jungen Halbdrow, der unmittelbar neben ihm kniete.
Shar tat genau wie sein Herr ihn anwies und sah mit einer absoluten Unschuldsmiene und einem Strahlen in seinen Augen auf. Dieser Anblick versetzte Nhaundar einen Stich in seinen Eingeweiden, der jedoch nicht schmerzte, sondern einfach viel zu angenehm war. Doch der Sklavenhändler ignorierte dieses Gefühl und hielt den mit Honig verklebten Finger direkt vor Shars Mund. „Leck’ das ab, aber mach langsam.“
Shar nickte eifrig und freute sich schon auf den köstlichen Geschmack und öffnete ohne Umschweife seinen Mund. Schon spürte er Nhaundars Finger und der junge Halbdrow leckte und lutschte genussvoll den Honig ab.
Auf dem Gesicht des Sklavenhändlers zeichnete sich ein wohlig, freudiges Lächeln ab und er genoss das Gefühl gerade zu. Wozu Dipree nicht alles nützlich ist, gratulierte er sich selbst, als wäre es sein eigener Vorschlag gewesen. So musste es funktionieren und Nadal, Baragh, Quevven und Wode unter Kontrolle zu halten. Das Treffen konnte endlich beginnen.
Nur eine Stunde später saßen vier männliche Dunkelelfen in den Privatgemächern des Sklavenhändlers Xarann verteilt auf verschiedenen weich gepolsterten Sesseln und Kissen und unterhielten sich beschwingt bei einem guten Tropfen Wein von der Oberfläche. Nhaundar scheute heute Abend keine Kosten und Mühen, denn immerhin ging es auch um seine Existenz und sein Herrschaftsgebiet, dass er diesen vier schleimigen Drow nicht einfach überlassen würde. Sein Trumpf kniete immer noch gehorsam neben ihm, während Nhaundar wieder damit begann Shars Kopf zu streicheln. Bereits beim Eintreten seiner Konkurrenten hatte Nhaundar ihre lüsternen Blicke gegenüber dem Jungen bemerkt, der in der neuen und recht verführerisch anregenden Kleidung äußerst attraktiv wirkte.
„Ich bin nicht bereit Kompromisse einzugehen, wo ich noch nie Einschränkungen hatte“, meldete sich Nadal zu Wort und veränderte mit seiner Aussage schlagartig die fröhliche Stimmung, die seit Anfang des Treffens recht ausgelassen war. Zum einem Teil lag es an der stets direkten Art des Dunkelelfen Nadal und zum anderen sprach bereits der angebotene Wein aus ihm. Nhaundar hatte schon immer ein Händchen für edle Tropfen besessen und wusste stets, wie er seine gehirnlosen Konkurrenten reizen konnte.
Baragh, Quevven und Wode blickten von ihren Gläsern auf und selbst ein Nhaundar hielt inne. Seine Augen glühten rot vor Wut, dass Nadal es wagte, ihm zu widersprechen. Dieser recht kräftige Drow wirkte als Sklavenhändler und heuchelnder Besitzer mehrerer Läden voller kostbareren Waffen, Stoffen und seltenen Lebensmittel fehl am Platz. Er ähnelte eher einem Krieger als einem Händler. Nadal gehörte zu den größten Gegenspieler von Xarann und dieser musste besänftigt oder abgelenkt werden. In früheren Jahren kämpften er und Nhaundar um den ersten Platz am Ort, was gute Sklaven, Waffen und selbst magische Gegenstände betraf. Zum Glück für das Haus Xarann, dass Nhaundar sich gute Geschäftsbeziehungen in anderen Drowstädten aufbaute und stets pflegte. Des Weiteren konnte sich der Sklavenhändler sein Ansehen durch die Jagd vergrößern und reiche, adelige Männer verkehrten in seiner Umgebung. Nadal dagegen hatte es in den letzten Jahren schwer sein Gebiet zu erweitern. Zum Glück wusste dieser Dunkelelf nicht von den Spionen, die Nhaundar Xarann in dessen Haus untergebracht hatte. Um die anderen drei Händler machte sich Nhaundar weniger Gedanken.
Baragh gehörten fast ein Viertel aller Läden auf dem Basar und hinter verschlossenen Türen knüpfte er anderen Dunkelelfen kostbare Waren von der Oberfläche ab. Zum Teil stammten diese Dinge sogar von den Duegar, mit denen er gerne Handel trieb. Die Waren erstand er billig und verkaufte sie für gutes Geld. Nhaundar kannte ihn wirklich sehr gut, doch leider fehlten dem kleinen und ziemlich rundlichen Drow das nötige Wissen Nhaundar übers Ohr zu hauen. Dazu brauchte es eher einen raffinierten Dunkelelfen wie Quevven.
Quevven, ein normal wirkender Drow, von Statur und Größe Durchschnittsmaß, pflegte gerne Geschäfte mit den größeren Adelshäuser zu machen. Zu seiner Kundschaft gehörte niemand anderer wie die Häuser Baenre, Barrison Del’Armgo oder gar das Haus Mizzrym. Selbst einige der höheren Gesellschaft von Ched Nasad zählte zu seiner Kundschaft. Er handelte ausschließlich mit magischen Gegenständen aller Art. Sogar in der Akademie von Sorcere gab es Magier, die von seinen Waren profitierten. Doch Nhaundar traute ihm nur soweit über den Weg, solange er einen Spion bei Quevven unterbringen konnte. Selbst der Verdacht, es sei ein Mann von Bregan D’aerthe unter den Spionen, würde der Sklavenhändler Nhaundar nicht bestreiten, denn dessen Waren wurden hoch geschätzt.
Der letzte in dieser Runde war Wode, ein Hüne unter den Dunkelelfen in der Stadt Menzoberranzan, der alleine schon durch seine Körpergröße zu Spekulationen immer gerne hinhalten musste. Unter vorgehaltener Hand munkelte man, dass er aus dem Haus Barrison Del’Armgo stammte, doch niemand konnte es beweisen. Selbst das Gerücht, er sei ein treuer Diener der Mutter Oberin Mez’Barris wurde gerne erzählt, aber kein Drow kannte letztendlich die wahre Abstammung von Wode. Ihm gehörten die verruchtesten Kneipen und Wirtshäuser der Stadt. Selbst einige der Freudenhäuser zur Befriedigung der männlichen Bevölkerung zählten zu seinen Einnahmenquellen. Nhaundar tätigte mit ihm gerne zu verhandeln und Geschäfte abzuschließen, denn hin und wieder konnten beide von dem anderen profitieren. Wode hatte ihm schon öfters einige Sklaven verkauft, die bei der Jagd ihren Dienst taten und der Sklavenhändler sie sogar danach für einen höheren Preis weiter verkaufen konnte. Leicht verdientes Geld.
„Nadal, wollt ihr den Zorn eines der großen Adelshäuser auf euch ziehen?“, kam die überraschende Frage von Quevven, der diese doch recht gut kannte. Sein Gesichtsausdruck zeugte von Verwirrung, weil er diese Wandlung des Treffens nicht so rasch erwartete.
„Meinen Herren“, meldete sich jetzt Nhaundar zu Wort, der am heutigen Abend die besten Karten zu haben schien. Er schaute nun dem muskulösen Nadal direkt in die Augen und versuchte ruhig zu bleiben, da er bei seinem größten Konkurrenten immer auf der Hut sein musste, selbst ein Sklavenhändler wie Xarann. „Ich gebe Quevven Recht. Wir sollten stets ein wachsames Auge auf die Mutter Oberinnen haben, wir wissen ja was mit Krondorl passierte.“
„Er ist spurlos verschwunden und jeder spricht in der Stadt davon, dass er sich den Zorn einer der Mutter Oberinnen auf sich gezogen hat“, warf Baragh ein und musterte dabei der Reihe nach alle Anwesenden, wobei er mit einer voller kostbarer Ringe besetzten Hand seine Aussage mit hoch erhobenen Finger noch unterstrich.
„Richtig. Gut gesprochen Baragh“, lächelte ihn Nhaundar mit einem hinterhältigen Grinsen an. Dabei versuchte sich der Sklavenhändler selbst zu beruhigen, denn diese Tatsache könnte jeden in der kleinen Runde schneller treffen, als ihm lieb wäre. Besonders Nhaundar, der stets aufs Neue das Risiko der Jagd und der Folterung einer Lolthpriesterin auf sich nahm. Jetzt streichelte er ganz in Gedanken versunken den Kopf von Shar.
„Wir müssen zu einer Einigung kommen, ansonsten wird irgendwann jemand uns verraten und wir werden alle, schneller als uns lieb ist, in den Neun Höllen schmoren“, brachte sich Wode mit ins Gespräch ein. Dabei huschte ihm ein selbstgefälliges Grinsen über das Gesicht und nippte an seinem Glas. Denn Verrat und Mord waren stets das Merkmal der mordgierigen Rasse des Unterreichs.
„Ich habe nicht vor so schnell mein Tod vor Augen zu haben, das Schicksal liegt in meinen Händen …“, meinte Nhaundar und nickte Wode zu, „… unseren Händen, meine Herren. Ich bin trotz allem nicht erfreut, dass jemand der Meinung ist, einfach meine Herrschaftsgrenze zu übertreten und dann glaubt, es bleibe unentdeckt.“ Bei diesen Worten wanderte Nhaundars Blick zu Nadal der diese Aussage mit einem Zähne bleckenden Lächeln erwiderte.
„Nhaundar, ihr denkt doch nicht an mich?“, kam kurz darauf die unschuldig wirkende Antwort von Nadal, der dabei immer noch grinste.
„Ich nenne keine Namen, das müsst ihr wohl am besten wissen. Ich sage nur, dass jemand seine Kompetenzen überschritten hat und ich es nicht dulden werde“, erwiderte Nhaundar, der sich wohl bewusst war, dass Nadal dahinter steckte. Gleichzeitig war der Sklavenhändler jetzt der Meinung seinen Trumpf auszuspielen und hoffentlich den gewitzten Konkurrent zu ködern. Er nahm wie unbewusst das Glas Honig vom Tisch und ließ seinen Finger hineingleiten. Dann zog er den klebrigen Finger wieder heraus und sagte ruhig. „Komm’ her mein Hübscher.“
Shar, der das ganze Gespräch mit anhörte und es zuerst ein wenig langweilig fand, entdeckte jedoch ein paar kleine Details, die ihm ein komisches Gefühl im Bauch einbrachten. Zwei dieser Dunkelelfen kannte er, auch wenn diese sich nicht an ihn erinnerten. Zum Glück, dachte der junge Halbdrow. Als er noch für seinen Herrn Nachrichten überbrachte, gehörten der Drow mit Namen Quevven und Baragh dazu. Des Weiteren war sich Shar bewusst, dass diese Dunkelelfen wirklich gefährlich waren, vielleicht sogar noch bedrohlicher als Nhaundar selbst. Außerdem erkannte der Junge, dass hier keine freundschaftlichen Gespräche ausgetauscht wurden, sondern keiner der Anwesenden sich für einen Mord zu schade war, vor allem nicht sein eigener Herr. Als Shar gerade darüber nachdachte vernahm er die Stimme von Nhaundar. Er schaute sofort auf und erkannte den Finger mit Honig. Plötzlich strahlten seine tiefblauen Augen auf und er freute sich schon auf die leckere Köstlichkeit. Zuvor hatte ihm sein Herr erklärt, dass seine Aufgabe darin bestand, ab und zu die Männer aus den Augenwinkeln anzuschauen und später einfach den Honig genussvoll und langsam vom Finger Nhaundars abzulecken und zu lutschen. Solange er gehorsam das tat, was von ihm verlangt wurde, wurde er auch weder geschlagen oder getreten und die Schmerzen des Geschlechtaktes blieben aus. Etwas, was er sich auch gar nicht wünschte, nachdem ihm Dipree erzählte, was es damit auf sich hatte. So erhob sich Shar ein klein wenig und erreichte augenblicklich den verklebten Finger. Ohne auf alles andere zu achten begann er genüsslich den Honig abzulecken.
Nhaundar spürte die zaghafte Zunge, die über seinen Finger strich und ihn sogar ein wenig kitzelte. Das Gefühl schien das Schönste, was er an diesem Abend empfand und er war mehr als Stolz auf sich selbst, diesen jungen Sklaven sein Eigen zu nennen. Was für ein Glück ich doch habe, gratulierte er sich und bedachte plötzlich gelassenen seine Gäste mit sanftem Blick.
In den Augen von Baragh, Quevven und Wode erkannte der listige Sklavenhändler ihre Lust aufflammen. Doch genauso wusste Nhaundar, dass sie sich ziemlich lange zurückhalten konnten. Ganz anderes Nadal, der gerade zu einer Antwort ansetzen wollte und jäh verstummte. Sein Blick wanderte automatisch zu dem jungen Halbdrow und er beobachtete ihn mit glänzenden Augen.
„Noch Wein, Nadal?“, fragte Nhaundar lapidar und bedachte den angesprochenen Dunkelelfen nun mit einem wachsamen Blick.
Der Händler nickte und schaute weiterhin auf den Jungen herab.
Ein weiteres Nicken von Nhaundar an Dipree und der eilte mit einer vollen Karaffe Rotwein herbei. Flink und gleichzeitig diskret kam der Diener seiner Arbeit nach und verschwand erneut in der hinteren Ecke, wo er stets bei solchen Gesprächen zu gegen war. Nun schaute auch Dipree auf den jungen Halbdrow und dabei erkannte er, dass seine Lehrstunde von heute Vormittag Früchte trug. Der Junge kam der Aufforderung des Herrn nach und gleichzeitig wirkte er so unschuldig, wie es verlangt wurde. Der Sklave gratulierte sich für den Einfall, der ihm so völlig überraschend kam.
Nhaundar musterte Nadal zur gleichen Zeit jetzt aus den Augenwinkeln und erkannte, wie dieser leicht erregt und etwas nervös auf dem Sessel hin und her rutschte. Aber noch hatte der Sklavenhändler ihn nicht soweit, wo er ihn gerne haben wollte. So zog er den Finger aus dem Mund des jungen Sklaven und sah ihn mit einem zufriedenen Lächeln an. Was er jedoch gleich darauf erblickte, nahm selbst Nhaundar fast die Selbstherrschung. Shar schaute mit einem wehleidigen Blick auf den zurückgezogenen Finger und seine Lippen formten sich zu einem leichten Schmollmund. Er biss sich auf die Unterlippe und wirkte im gleichen Atemzug einfach unwiderstehlich. Der Sklavenhändler seufzte einmal leise und bedachte seine Gäste mit demselben Lächeln wie den Jungen. Da erkannte er Nadal, der sich lüstern über die Lippen leckte. Dann wanderte dessen Hand unbewusst oder bewusst hinunter zu seinem Schritt. Oh, du bist so berechenbar Nadal, sagte sich der hinterhältige Sklavenhändler und tauchte seinen Finger erneut in den Honig, um ihn gleich darauf Shar hinzuhalten. Das gleiche Spiel begann von neuem.
Weitere Minuten verstrichen und der junge Halbdrow erregte mehr als Nhaundar lieb war seinen eigenen Herrn. Nadal konnte seinen Blick nicht von dem Sklaven lassen. Der Sklavenhändler musste sich sehr zurückhalten und kam zum eigentlichen Thema des Abends zurück.
„Mir käme es sehr gelegen Nadal, wenn ihr euch in Zukunft etwas zurück zieht, so erregt keiner von uns die Aufmerksamkeit der Oberinnen Mütter und erst recht nicht das hohe Konzil und wenn die Sache mit Krondorl abgeschlossen ist, geht alles seinen gewohnten Gang. Wie lautet eure meine Meinung dazu, meine Herren?“
„Ich pflichte euch bei, Nhaundar“, meldete sich Baragh zu Wort und nippte nun ebenfalls leicht erregt an seinem Weinglas.
„Ganz eurer Meinung“, schloss sich Quevven an und sein Blick wanderte interessiert zwischen Nadal und dem jungen Halbdrow hin und her. Er konnte sich sehr gut denken was Nhaundar vor hatte und vertraute auf seine eigene Schläue, nicht den heimlichen Verführungskünsten zu erliegen. Doch er musste sich wirklich zurückhalten, um kein jämmerliches Bild abzugeben. So griff auch er nach seinem Weinglas und prostete den vier anwesenden Drow zu.
„Ihr tätet gut daran sich dieses warnende Beispiel vor Augen halten. Aber der Spaß soll doch heute Abend nicht zu kurz kommen, oder Nhaundar?“, fragte Wode und in seiner Stimme klang seine Erregung mit. Er konnte und wollte den Blick einfach nicht von dem unschuldig aussehenden Shar lassen und seufzte.
„Natürlich, meine Herren“, erwiderte Nhaundar kurz und schnippte mit seinem Finger.
Eine Tür wurde daraufhin geöffnet und heraus kamen vier junge Sklaven, alles Dunkelelfen und absichtlich von dem Sklavenhändler dafür auserkoren, seinen Konkurrenten den Abend zu versüßen. Doch Nhaundar fiel auf, das sich Nadal noch nicht zu Wort gemeldet hatte. Stattdessen konnte er beobachten, wie der Händler auf seinem Sessel saß und sich weiterhin geistesabwesend seinen Schritt massierte. Das dieser nur zu erregt wirkte, konnte man nicht mehr übersehen.
„Nadal ich hoffe ich habe euren Geschmack getroffen“, wendete sich Nhaundar an seinen Gegenspieler und winkte einen der Sklaven her, der sich sogleich in gewohnter Manier dem muskulösen Dunkelelfen auf den Schoss setzte.
„Wie immer das Beste vom Besten … ich bin doch nichts anderes gewöhnt von euch“, meinte Nadal und griff sich den Sklaven augenblicklich.
Auch die anderen drei Lustsklaven taten das, wozu sie Nhaundar bereits angewiesen hatte und beschäftigten die restlichen Dunkelelfen. Die vier Drow kamen auch gerne dieser Abwechslung nach, doch ihr Blick huschte mehr als allen lieb war auf den jungen Halbdrow, der mit unschuldigem Gesichtsausdruck neben Nhaundar auf dem Boden saß und nun genüsslich an einem weiteren mit Honig verklebten Finger lutschte.
„Ihr seit doch meine Freunde“, erwiderte Nhaundar und diese Aussage wurde von einem schallenden Gelächter beantwortet. Jeder hier im Raum, ausgenommen Shar und den anderen vier Sklaven wusste über die Ironie dieses Satzes und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der erste der Anwesenden einen Dolch im Rücken zu spüren bekam.
Shar schleckte gerade den letzten Rest von Nhaundars Finger und schaute erneut mit einem Schmollmund zu seinem Herrn. Dieser beantworte den Blick mit einem freundlichen Lächeln und streichelte daraufhin den Kopf des Jungen, ganz so als würde er einen Hund für seinen Gehorsam danken. Dann lehnte dieser sich gemütlich in dem gut gepolsterten Diwan zurück und genoss das Schauspiel der Verführung. Der junge Halbdrow konnte auch nicht anders und musterte alle vier Dunkelelfen, die von den Sklaven voll in Besitz genommen wurden. Augenblicklich erkannte er, dass diese das Gleiche taten, was ihm selbst bereits widerfahren war. Doch sie schienen keine Angst davor zu haben und gaben auch keine Anzeichen des Widerwillens. Shar verstand es nicht so ganz und gleichzeitig war er einfach nur froh, dass er nicht an ihrer Stelle sein musste. Die Worte von Dipree wirbelten in seinem Kopf herum und insgeheim freute sich der Junge, dass er diese Schmach endlich beim Namen nennen konnte. Immerhin ein kleiner Hoffnungsschimmer für ihn, auch wenn er sich bewusst wurde, dass der nächste Geschlechtsakt auch auf ihn zukam. Die Frage war nur, wann und wo. Doch diesen Gedanken verdrängte er augenblicklich wieder und schaute jetzt etwas beschämt zu den Drow hinüber, die sich vor allen anderen ihrer Lust hingaben.
Nhaundars Blick huschte ebenfalls hin und her und schien äußerst zufrieden zu sein. Insgeheim freute er sich schon auf die eigene Nacht mit dem jungen Halbdrow. Ab sofort würde er ihn jeden Abend mit zu sich nehmen und ihn ganz für sich alleine haben. Bei dieser Vorstellung spürte der Sklavenhändler erneut ein Ziehen in den Lenden und er streichelte jetzt etwas fester über den Kopf des Sklaven. Er hoffte, dass er bald alleine mit ihm sein konnte und er seine vier Konkurrenten schnell von seiner Meinung überzeugen würde.
Der Abend ging schnell in die Nacht über und mit jeder Stunde die verstrich, wurden Nadal, Baragh, Quevven und Wode ausgelassener. Zum einen durch den guten Tropfen von der Oberfläche und zum anderen durch die Liebessklaven. Jeder der vier Drow hatte jedoch nur einen Gedanken und damit verabschiedeten sie sich auch zu später Stunde bei Nhaundar. Der junge Halbdrow geisterte ihnen im Kopf herum und jeder fragte sich still und heimlich, ob irgendwann sich eine Gelegenheit ergeben würde, Nhaundars neuestes Spielzeug einmal besitzen zu können. Selbst ein Nadal, der bereits zuvor von dem Jungen äußerst angetan war, überlegte fieberhaft, wie er es anstellen konnte. Letztendlich schaffte er es, seinen stärksten Konkurrenten mit der Versprechung auf gutes Geld zu überzeugen, Shar für eine Nacht zu besitzen. Nadal willigte sogar am Ende ein, sich in nächster Zeit etwas im Hintergrund zu halten und somit nicht die Aufmerksamkeit der Oberinnen von Menzoberranzan auf sich zu ziehen. Danach verabschiedeten sich alle und zurück blieb ein Nhaundar zusammen mit Shar.
Kaum dass alle gegangen waren, schlenderte Nhaundar zusammen mit Shar in sein Schlafzimmer, das unmittelbar an den großen Empfangsraum angrenzte. Zum ersten Mal in all den Jahren erblickte der Junge diesen Raum und schien mehr aus nur positiv überrascht zu sein. Er staunte nicht schlecht und musterte alles mit weit auf gerissenen Augen. Ein riesiges, rundliches Bett prangte an der gegenüber liegenden Wand und wurde durch einen mächtigen Kissenberg bewacht. Rot war die Farbe, die hier dominierte, so auch das Bett samt Kissen. Große Kerzenständer entlang der Wände erleuchteten, wie bereits in fast allen Räumen im Haus Xarann, das Schlafzimmer. Ein Tisch an der Fensterfront thronte erhaben davor und eine Schale mit seltsam aussehenden Speisen war zu erkennen. Hierbei handelte es sich um allerlei Obst von der Oberfläche, die zu der Lieblingsspeise des Sklavenhändlers zählte und er keine Kosten und Mühen scheute, immer frische Trauben, Äpfel, Birnen, Orangen sowie Feigen und Datteln griffbereit zu haben. Des Weiteren waren auch hier zwei prachtvollen Diwans zu finden, die denen im Empfangszimmer ähnelten. Mit rotem Samt überzogen standen sie in unmittelbarer Nähe des großen Bettes. Dann gab es noch eine weitere Tür im hinteren Teil, die allerdings geschlossen war. Shar nahm an, dass es sich um das Badezimmer seines Herrn handelte. Denn immerhin hatte der Junge Nhaundar noch niemals baden gesehen. Alleine schon der Gedanke an ein kaltes Bad ließ ihn frieren und er verbannte die Erinnerung so schnell wie möglich. Bestimmt würde morgen der Drow zu ihm kommen und ihn erneut baden wollen. Solange hatte er wenigstens Ruhe vor dem kalten Nass.
Nhaundar schritt langsam durch das Zimmer. Die Kette von Shars Halsband in seiner Hand und zog den Jungen bedächtig hinüber bis zum Bett. Der Sklavenhändler spürte den Alkohol in seinen Adern und ein herzhaftes Gähnen konnte er nicht unterdrücken, als er sich genüsslich auf das weiche Bett setzte. Shar zog er gleich darauf zu sich herüber und blickte ihn aus den Augenwinkeln an. Der Junge schaute auf den Boden und wirkte plötzlich wieder etwas ängstlich.
Shar war wirklich fürchterlich zu Mute. Den ganzen Abend über bestand seine Aufgabe darin schön auszusehen und den Honig von dem Finger seines Herrn zu lecken. Aber von der restlichen Nacht war nie die Rede. Doch er konnte sich denken was passieren würde. Die Absichten von Nhaundar zeichneten sich deutlich auf dessen Gesicht ab und die Erinnerung über Diprees Aufklärungsunterricht drangen sich mit Gewalt auf. Shar musste schlucken, um nicht seine Angst zu zeigen, denn das würde höchstwahrscheinlich nur bedeuten, dass die Schmerzen heftiger würden. Er wollte jedoch keine Schmerzen und ohne etwas dazu zu können, fing sein hagerer Körper leicht an zu zittern. Er stand reglos vor seinem Herrn und starrte auf den Boden.
„Sei brav und folgsam, mein Sohn“, drängte sich die Stimme von Handir in seinen Kopf, die ihn jetzt aber nicht wirklich beruhigte.
„Ich möchte es ja, Vater, aber ich habe Angst“, antwortete er sich selbst.
„Komm zu mir, mein Hübscher“, säuselte im gleichen Moment Nhaundar, der das Beben des jungen Körpers ebenfalls wahrnahm. Er wollte seine eigene Freude, ob der Junge jetzt von Angst ergriffen war oder nicht. Der junge Halbdrow musste sich daran gewöhnen und am besten doch, wenn sein Herr es ihm beibrachte, sagte sich der Sklavenhändler und zog dabei erneut an der Kette. Augenblicklich landete der junge Halbdrow auf den Schoss von Nhaundar.
„Du brauchst doch keine Angst zu haben, mein Hübscher. Ich bin dein Herr und ich will dir doch gar nichts Böses“, beruhigte er den Sklaven und war selbst über seine sanfte Art überrascht. Dabei streichelte Nhaundar zaghaft über die nackte Brust des Jungen. Irgendetwas hatte Shar an sich, das ihn dazu veranlasste und das seltsame Gefühl breitete sich wieder in Nhaundars Eingeweiden aus. Wenn er es nicht besser wüsste, dann hätte er in diesem Moment geglaubt, er würde sich verlieben. Aber der Sklavenhändler schob es dem Alkoholgenuss zu und wollte jetzt nur noch seinen Spaß. Nun streichelte seine Hand weiter über den Körper des Jungen, während er in der anderen fest die eiserne Kette hielt. Sanft strich er über das junge Gesicht des Sklaven. Dann wanderte seine Hand über die Haare und letztendlich wieder über den nackten Oberkörper. Es gab keine Stelle die er ausließ und wollte alles in sich aufsaugen.
Unter den Berührungen seines Herrn ging es Shar nicht wirklich besser. Die Worte von Dipree wurden immer deutlicher und da er jetzt verstand, was der Dunkelelf mit ihm vorhatte, wurde das Beben immer schlimmer. Aber er durfte nichts tun was Nhaundar missfiel, nur so würden die Schmerzen erträglich werden. So blieb ihm nichts anderes übrig, als einfach nur da zu sitzen und die Hand von Nhaundar auf seiner Haut zu spüren.
Wenige Minuten später lag Shar mit dem Rücken auf dem großen Bett und sein Herr beugte sich bedrohlich über ihn. Dessen Augen glühten rot und unheilsvoll, während er den Jungen an jeder erregbaren Stelle zu küssen begann. Zuerst die Ohren, dann den Mund und dann wanderte Nhaundar weiter hinunter über den Hals und dann den nackten Oberkörper entlang. Je mehr der Sklavenhändler sich dadurch in Extase versetzte und immer gieriger den Jungen küsste, desto mehr verkrampfte sich Shar unter den Berührungen. Er mochte es nicht und er wollte es auch nicht. Immer stärker drängten sich die Erinnerungen von Diprees Worten in seinen Kopf und er bekam es wahrlich mit der Angst zu tun. Doch blieb ihm keine andere Wahl. Erneut ertönte die Stimme seines Vaters, die zu ihm sprach. „Sei brav und gehorsam.“
„Ich will das nicht“, schrie Shar plötzlich laut und erschrak dabei selbst.
Nhaundar hörte augenblicklich auf und bedachte den Sklaven unter ihm mit wütend, glühenden Augen und ein zorniger Gesichtsausdruck zeichnete sich auf seinen Zügen ab. Hatte er da richtig gehört?
Jetzt fing Shar an sich unter dem Körper seines Herrn zu winden und zu zappeln und schrie gellend. „Lasst mich los.“
Nhaundar spürte die Empörung in ihm aufsteigen und der Ungehorsam schmeckte ihm in keiner Weise. Er richtete sich auf und bedachte den Jungen für einen Moment ganz ruhig. Dann erhob er unvermittelt eine Hand und schlug heftig zu. Ein lauter Knall deutete an, dass er dem jungen Halbdrow eine schallende Ohrfeige gegeben hatte. Der Schlag war sogar so kräftig, dass die Unterlippe des Jungen aufplatzte und ein kleines Rinnsal Blut über das Kinn lief. Daraufhin holte er ein weiteres Mal aus und schlug Shar auf die andere Wange.
Der Junge blieb vor Überraschung ganz still liegen und blickte mit seinen tiefblauen Augen direkt seinen Herrn an. Die Verwirrung stand auf seinem Gesicht geschrieben und er wusste im ersten Augenblick nicht, was passiert war. Doch Nhaundar riss ihn sofort aus der Starre heraus.
„Du erbärmliche Ratte. Willst mir erzählen, was ich darf und was nicht?“, meinte der Sklavenhändler mit wütender Stimme. „Du bist der Ansicht es gefällt dir nicht? Ja, natürlich bist du das“, und beantwortete dabei selbst seine Frage. Der Zorn über den Ungehorsam ließ letztendlich auch Nhaundar erbeben, der den ganzen Abend froh gewesen war, dass der Junge seinen Platz in diesem Haus wohl endlich verstanden hatte. Doch dieses Verhalten deutete auf Widerstand, das Letzte, was der Drow sich wünschte und was er stets hart bestrafte. Handir war bereits tot, doch Shar wollte er eigentlich nicht töten, noch nicht, die Zeit schien dafür noch lange nicht gekommen zu sein. Die Wut griff nun vollends von dem Sklavenhändler Besitz und der Alkohol in seinem Blut half nicht zur Beruhigung bei, sondern verstärkte nur seinen Zorn. Nhaundar richtete sich weiter auf und schlug mehrmals auf den Jungen ein. Er hörte den jungen Halbdrow schreien und winseln, aber das brachte nichts, außer das der Sklavenhändler dieses Verhalten als armselig empfand. Letztendlich zog er an der eisernen Kette, die an Shars Halsband befestig war und zog den weinenden Sklaven nach oben, direkt vor sein Gesicht und flüsterte leise, „Ich bin dein Herr, vergiss das nie. Ich werde dir sagen was du darfst und was nicht, du stinkendes Stück Abfall. Aber vielleicht tun dir einige Tage bei dem Waffenmeister Dantrag Baenre sehr gut. Ich könnte ihm gestatten dir die Haut von deinem Leib zu reißen und den Rest kann er den wilden Tieren zum Fressen geben. Oder ich übergebe dich den Soldaten. Sie spielen gerne, musst du wissen.“ Dabei huschte Nhaundar ein immer breiteres Lächeln über die wütenden Züge und er genoss es, bei jeder weiteren Ausführung die Angst in den Augen des Sklaven zu erkennen. Niemals hatte er auch nur eines der Dinge vor, aber wenn der Junge nicht bald lernte, wo ein Schlussstrich zu ziehen war, wäre er gezwungen seinen Worten Taten folgen zu lassen.
Shar zitterte und bebete und das Grauen vor den Androhungen erfasste jede Faser seines Seins und vergessen schien alles, was er heute gelernt hatte, selbst die Worte seines eingebildeten Vaters waren nicht mehr existent. Letztendlich erfolgte ein letzter Schlag von Nhaundar und ein brennender Schmerz breitete sich in seinem Gesicht aus. Etwas Warmes lief ihm aus dem Mund und rann ihm an Kinn und Hals entlang. Dann wurde es plötzlich schwarz um Shar und die Stimme seines Herrn klang wie von ganz weit weg.
Shar umfing die Ohnmacht und sein Körper fiel schlaff zurück auf das weiche Bett. Nhaundar war es im gleichen Moment egal. Er entledigte sich seiner Kleidung und entfernte die knapp genähte Hose des jungen Halbdrow und machte sich daran, den Jungen zu nehmen. Ob nun bei Bewusstsein oder nicht, dass störte den Sklavenhändler nicht mehr. Er wollte seine Befriedigung und das gab ihm Shar nun mal.
Zwischenzeitlich erwachte der Junge und erlebte im Laufe der Nacht, die sich schier unendlich hinzog, was es hieß, seinem Herrn als Liebessklaven zu Diensten zu sein.
Am nächsten Morgen erwachte der junge Halbdrow in den Armen von Nhaundar, der ihn fest an sich drückte und nicht die Anstalten machte, den Griff um den hageren Körper des Sklaven zu lösen. Shar lag so nun in diesem riesigen Bett, zusammen mit seinem Herrn und die Tränen rannen ihm über die Wangen.
„Vater, ich will das nicht, wieso kann nicht alles so sein, wie es war?“, flehte er stumm zu Handir, aber es kam keine Antwort. Doch je länger er darüber nachdachte, desto deutlicher sah Shar seine Zukunft vor sich und sie endete immer gleich. Er starrte mit leerem Blick zu dem Fenster hinüber und erkannte sich selbst, wie er jeden Morgen in den Armen von Nhaundar aufwachen würde oder vielleicht sogar in denen von anderen Männern. Zuvor hatten sie mit ihm ihren Spaß und ansonsten wollten sie nichts von ihm. Je mehr Shar darüber nachdachte, desto größer wurde seine Trauer. Was hatte er nur getan, um dieses Schicksal zu verdienen. Und als hätte er bereits alles andere vergessen, ertönte eine innerliche Stimme und sprach zu dem jungen Halbdrow. „Mein Junge, das ist dein Schicksal. Niemand kann etwas daran ändern. Sei brav und gehorsam, tue was man dir sagt und die Schmerzen werden verschwinden. Sei sein braver Sohn und füge dich.“
Die Worte überraschten Shar, doch irgendwie schienen sie genau das zu sagen, was er bereits die ganze Zeit vernommen hatte. Das war es, was ihm Dipree versuchte zu erklären. Er dachte über diese Worte ganz deutlich nach und schließlich glitt der Junge erneut in den Schlaf.