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Dem Wahnsinn so nah

By: Elbenstein
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Rating: Adult ++
Chapters: 47
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Disclaimer: I do not own the Forgotten Realms books. I do not make any money from the writing of this story.
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14. Kap. Schimpf und Schande

14. Kapitel
Schimpf und Schande

„Wie kann er es wagen mich so infam zu hintergehen? Das wird Gromph noch büßen, Erzmagier oder nicht“, wetterte ein sehr wütender Dantrag Baenre und spukte angewidert auf den Boden seines Schlafgemachs.
Erst vor einigen Minuten kam der zweite Sohn des Hauses von der Oberin Mutter zurück und schien offensichtlich erleichtert, wie auch erbost zugleich zu sein. Er hatte Glück gehabt, denn in der Hauskapelle wurden zwar einige verdächtige Spuren der letzten Nacht gefunden, die jedoch nicht auf den Waffenmeister hinwiesen, sondern eher, dass sich einer der hier lebenden Soldaten vermutlich einer gotteslästerlichen Tat im Haus der Göttin hingegeben hatte. Dantrags Aufgabe sollte nun darin bestehen den Täter zu finden und ihm seinem Schicksal zu überantworten. Kein Problem, wenn man der Hauptmann der Soldaten war. Ein bürgerlicher Dunkelelf würde sich sehr schnell auftreiben lassen um diesen anstatt seiner Stelle hinzurichten. Auf der anderen Seite richtete sich jetzt dafür die unbändige Wut des Waffenmeisters auf den Erzmagier von Menzoberranzan. Für Dantrag konnte es nur Gromph gewesen sein, der ihn bei dem Zwischenfall in der Hauskapelle gesehen haben musste. Sos’Umptu schien nicht gerissen genug zu sein, diesen Affront in die Wege geleitet zu haben, besonders da sie gar nicht die Schläue, noch irgendeinen sonstigen Groll gegen ihn hegte, ganz egal ob sie nun etwas wusste oder nicht. Ganz anders verhielt es sich doch bei dem Erzmagier, der gut und gerne keine Gelegenheit ausließ, um Dantrag seine Machtposition im Haus zu präsentieren und auch durchaus in der Lage war, ihn in eine brenzlige Situation zu bringen. Als wäre dies nicht genug, steigerte sich die Wut des Waffenmeisters auf den älteren Bruder nun gleich noch mehr. Dieser hatte einfach ohne sein Zutun dem gefangenen Sklaven sein Essen gegeben. Der Weinkrug war ebenfalls geleert und Dantrag schien sich ziemlich sicher, dass dies ebenfalls nur das Werk seines Bruders sein konnte. Der Verdacht, dass ihn Gromph mit dieser Tat nur noch mehr seinen Zorn aufflammen lassen wollte, trug nicht besänftigend zu seiner gereizten Stimmung bei. Genauso wusste Dantrag, dass er sich vor dem Erzmagier hüten musste. Alleine schon daran zu denken, was dieser von der Blasphemie wusste oder auch nicht, brachte den Waffenmeister zur Weißglut. Mit wüsten Beschimpfungen und Verwünschungen lief der zweite Sohn nun unbeirrt in seinem Zimmer auf und ab und ließ dabei seiner Wut freien Lauf. Der Waffenmeister wusste genau, dass er gegen den Erzmagier und ältesten Bruder keine Chance hatte. Die besonders hohe Stellung als Mann und Mitglied der Adelsfamilie in der Stadt, wurde Gromph bei der Oberin Mutter daher gerne bevorzugt. Einen Kämpfer konnte Yvonnel Baenre jederzeit ersetzten, einen Erzmagier eher nicht. Dantrag würdigte Shar in all dieser Zeit keines Blickes und er gab lediglich lauthals unzusammenhängende Sätze von sich.
„Eines Tages werde ich auch dich erwischen Gromph und dann wird Khazid’hea dein Blut zu schmecken bekommen“, machte Dantrag mit schroffer Stimme seinem Zorn weiter Luft.
Fast eine halbe Stunde brauchte der Dunkelelf um sich wieder zu beruhigen und sich in den Griff zu bekommen. Anschließend kehrte seine Aufmerksamkeit zurück zu dem jungen Halbdrow. Der hatte sich jedoch mittlerweile wieder in der hinteren Ecke des Käfigs verkrochen und tat so, als ob er von alldem nichts hörte oder sah. Dir werde ich noch Gehorsam beibringen, sagte sich Dantrag und ging geradewegs hinüber zu dem Sklaven. Er schloss den Käfig auf und zerrte den Jungen heraus, um ihn anschließend grob hinüber zu seinem Bett zu schleifen.
Shar verbrachte den restlichen Abend und die Nacht mit dem bösartigen Waffenmeister und immer wieder aufs Neue verlangte dieser Befriedigung von dem Jungen. Angewidert, aber stets sich den mit Honig verklebten Finger vorstellend, brachte es der junge Halbdrow übers Herz, ganz nach den Wünschen des Dunkelelfen zu handeln. Obwohl Shar äußerst gehorsam gegenüber Dantrag war, ließ dieser dennoch nicht von den gewohnten Schlägen und dem ruppigen Verhalten ab. Dantrag wunderte sich lediglich in jener Nacht, dass der Sklave kaum einen Ton des Widerwillens und der Qual von sich gab und schob diese Tatsache auch sogleich erneut seinem Bruder zu. Obwohl der Waffenmeister nichts von dem Zauber des Erzmagiers wusste, konnte er es sich denken. Denn dumm konnte man den zweiten Sohn des Hauses nicht bezeichnen, höchstens brutal, aufgeblasen und zu abscheulichen Taten fähig. Letzteres lag mehr an Khazid’hea. Das Dämonenschwert versuchte ohne Unterlass nach Blut zu rufen, indem es nach Töten verlangte und dabei half der Drowwaffenmeister mehr als einmal. Noch während sich Dantrag über den jungen Halbdrow her machte, vernahm er vehement die Rufe seines Schwertes, dass erneut nach Blut gierte und somit instinktiv den Dunkelelfen zur weiterer Brutalität ermunterte. Doch der Zauber von Gromph Baenre tat seine Wirkung und Shar verspürte diesmal keinerlei Schmerzen. Dieses wiederum veranlasste den zweiten Sohn zu mehr Rücksichtslosigkeit ohne dass der Halbdrow Verletzungen davon trug.

Nach dieser Nacht verstrichen die nächsten Tage stets im gleichen Rhythmus. Mit einem Unterschied, der Zauber des Erzmagiers wirkte nur einen Zyklus des Narbondel und verflog sehr rasch. Tagsüber saß Shar nun erneut gefangen in dem Käfig und erholte sich mehr oder minder von den Verletzungen des Waffenmeisters der letzten Nächte, wobei er jetzt einige Heiltränke zu sich nehmen musste. Am Abend erfreute sich Dantang erneut an den körperlichen Freuden des Jungen. Immer Öfters sehnte sich der junge Halbdrow nach seinem Herrn und fragte sich, wann der Zeitpunkt der Rückkehr für ihn kommen würde. Der Sklavenhändler war genauso wie der Waffenmeister brutal und hinterlistig, doch das war eine Eigenschaft der Dunkelelfen im Allgemeinen, aber niemals würde er Shar solche Leiden antun wie Dantrag Baenre. Davon schien der Junge überzeugt. Er wünschte sich so sehr in Nhaundars Sicherheit zurück, dass dieser wohl vor Freude den Glanz der verhassten Sonne auf der Oberfläche verblassen lassen würde, hätte er von den Gedanken seiner neusten Errungenschaft gewusst.
Wieder einmal war es später Abend und plötzlich überkam dem Waffenmeister beim Beobachten von Shar eine Idee. Für ihn sogar eine hervorragende Idee, wenn man die krankhaften Phantasien von Dantrag bedachte. Der Sklave lag gerade in sich zusammen gesunkenen auf dem Rücken neben dem zweiten Sohn des Hauses und schlief. Dantrag musterte währenddessen unablässig Shar und wusste nun, etwas fehlte dem Jungen, etwas an dem hübschen Äußeren. Während Dantrag den Sklaven weiter beobachtete nahm die Idee immer mehr Form an. Plötzlich lächelte der Dunkelelf dämonisch und rauschte gleich darauf aus dem Zimmer. Sein Weg führte ihn nach unten und anschließend in die Soldatenquartiere des Hauses Baenre. Die Drow, die im Moment nicht im Dienst waren, schienen überrascht über das völlig unerwartende Auftauchen des Waffenmeisters, machten ihm aber mit gebührendem Verhalten Platz. Dantrag schritt eilig davon, ohne sie eines Blickes zu würdigen und hielt letztendlich vor einem bürgerlichen Soldaten an, der sich gerade mit anderen Dunkelelfen unterhielt.
„Houndaer, kommt mit“, erklang der knappe Befehl des Hauptmannes und er gab keine weiteren Erklärungen ab.
Der angesprochene Soldat war ganz erstaunt, beendete abrupt das Gespräch, schaute seine Kameraden noch verblüffter an und folgte ohne ein Wort des Widerwillens dem Waffenmeister. Während er hinter Dantrag her lief, schossen ihm viele Gedanken durch den Kopf und einer ließ ihn dabei nicht zu Ruhe kommen. Was hatte er sich zu Schulden kommen lassen und was wollte der Waffenmeister von ihm? Hatte er etwas Unbeabsichtigtes getan und würde nun bestraft werden? Als dann Houndaer erkannte, dass der Weg sie direkt in das Quartier der adeligen Männer führte und beide nur kurze Zeit später vor Dantrags Privatgemächern standen, war die Überraschung groß, als der Waffenmeister vor der geschlossenen Tür zum ersten Mal eine Erklärung abgab.
„Ich weiß, ihr könnt tätowieren, Houndaer. Genau aus diesem Grund seid ihr hier. Ich habe eine Aufgabe für euch und stelle euch in dieser Zeit frei. Kurzum ihr helft mir jetzt gleich und macht euch sogleich ans Werk und ihr habt mein Wort, eure Belohnung dafür wird hoch ausfallen.“
Der Soldat staunte nicht schlecht bei dem ihm dargelegten Auftrag, die freie Zeit und eine Belohnung reichten aus, dass die Ängste, die ihn eben noch beschlichen, plötzlich von ihm abfielen. Tätowieren konnte er tatsächlich und schon einige der Soldaten vom Haus Baenre hatten sich seinen flinken und äußerst geschickten Finger anvertraut und noch nie wurde ein Wort des Missfallens laut. Das nun ausgerechnet der Waffenmeister persönlich zu ihm kam, ehrte ihn zutiefst.
„Selbstverständlich, Hauptmann“, antwortete Houndaer, neigte kurz den Kopf und blieb dann stramm vor der Tür stehen. „Doch erlaubt mir zu fragen, welch eine Belohnung auf mich wartet.“
Dantrag rechnete bereits mit dieser Frage und hatte sich schon eine gute Entlohnung für diesen Drow ausgedacht.
„Einen Wochenlohn extra aus meiner eigenen Tasche und die freigestellte Zeit“, entgegnete der Waffenmeister mit einem Lächeln und führte gleich darauf den Soldaten in seine Gemächer. Hinter seinem Rücken grinste Houndaer zufrieden.
Shar lag immer noch auf dem Bett, so wie ihn Dantrag zurück gelassen hatte und schien zu schlafen. Nun gut, dann würde er es wenigstens einfacher haben den Sklaven zu Fesseln und zu Knebeln, damit er zusammen mit dem Soldaten ungehört bleiben würde. So konnte Dantrag sicher sein, dass ihn niemand erwischen würde und gleichzeitig seltsamen Fragen aus dem Weg zu gehen. Seine Privatgemächer betraten lediglich die Sklaven und gegen Gromph würde er selbst vorgehen, falls dieser es heute wagte, ihm einen wiederholten Besuch abzustatten. Aber den jungen Halbdrow kannte der Erzmagier bereits, somit blieb niemand mehr übrig, der sich um die Angelegenheiten in dem Gemach des zweiten Sohnes kümmerte. So schlich sich der Waffenmeister an Shar heran, hielt dabei einen Knebel in der Hand und ohne eine Gegenwehr konnte Dantrag den jungen Halbdrow überwältigen.
Houndaer sah dem Ganzen etwas skeptisch zu, wagte jedoch kein Wort zu sagen. Als der Hauptmann mit seiner Arbeit fertig war, packte der Soldat mit an und zusammen schleiften sie den Jungen in die angrenzende kleine Kammer mit dem Käfig und fixierten ihn dort auf dem Boden. An Händen und Füßen konnte er sich anschließend nicht mehr wehren.
So bewegungsunfähig gemacht, konnte Shar sich keinen Zentimeter mehr rühren und sein Schreien wurde durch den Knebel im Mund unterdrückt. Nur leise, gedämpfte Geräusche waren zu vernehmen.
Houndaer holte daraufhin seine notwendigen Utensilien, während Dantrag in dem Raum mehrere Fackeln entzündete, damit der Raum erleuchtet wurde. Anschließend beugte sich der Soldat über den nackten Unterlaib des Halbdrow, neben sich eine Schale mit schwarzer Farbe stehend und in der Hand hielt er eine Adamanditnadel. Er tauchte die Nadel in die Farbe und gleich darauf stach er sie zum ersten Mal in dünne Haut des Gefesselten.
Dantrag sah mit Interesse zu und ließ hin und wieder ein hinterhältiges Grinsen aufblitzen. Er selbst wünschte in jenem Moment diese besondere Tätowierung, die sich jeweils links und rechts von der Männlichkeit des Sklaven ausgehend, schlangenförmig bis zum Bauchnabel nach oben reichen sollte. Für Houndaer kein Problem, wenn es für ihn auch die erste Arbeit in Privatgemächern des Hauptmannes war. Doch er machte sich wenig Gedanken über den Sinn und Zweck, denn zum Schluss zählten alleine für ihn der zusätzliche Sold und die freie Zeit. So versuchte er die Geräusche des geknebelten Sklaven zu überhören und machte sich weiter an die Arbeit.
Eben fand sich der Junge noch schlafend im Bett des Waffenmeisters vor und plötzlich war er überrascht, gleich von zwei Dunkelelfen, in die kleine Kammer geschleppt worden zu sein. Dazu noch in Fesseln und Knebel und Shar dachte, seine letzte Stunde hätte nun endlich geschlagen. Er fragte sich verzweifelt, was er nur getan hatte, um die absolute Grausamkeit von Dantrag hervorzulocken und was dieser mit ihm vorhatte. Der Angstschweiß trat auf seine Stirn und sein ganzer Körper bebte vor Furcht vor dem Unbekannten. Der fremde Drow, der dem Waffenmeister half ihn hier rüber zu bringen, machte dem Jungen nicht wirklich Hoffnung und allmählich traten ihm die Tränen in die Augen. Er wollte hier sofort wieder weg und sah bereits seinen eigenen Tod vor sich.
„Vater, bitte hilf mir“, flehte er stumm. Aber es kam keine Antwort, stattdessen spürte er jäh unbekannte Schmerzen und würgte einen qualvollen, geknebelten Schrei hervor.
Irgendwann wurden die Schmerzen so unerträglich, dass Shar vor rasender Angst und der furchtbaren Pein das Bewusstsein verlor. Freudig empfang er die Schwärze, die sich wie ein Schleier um ihn legte.

Am nächsten Morgen schritt ein ungeduldiger Dantrag wie ein Raubtier auf der Jagd durch seine Privatgemächer und wartete darauf, dass der Sklave endlich wieder zu sich kam. Seit der junge Halbdrow gestern das Bewusstsein verlor, war er seitdem nicht mehr aufgewacht. Der Waffenmeister war jedoch sehr zufrieden mit der Arbeit von Houndaer, der seinem Ruf wirklich gerecht wurde. Um eventuelle Einwände von Nhaundar machte er sich keine Gedanken, immerhin bezahlte er eine große Menge Gold für diesen Sklaven. So schien der zweite Sohn des Hauses Baenre sich sicher, dass es sein gutes Recht sei, sich auch etwas an dem attraktiven Aussehen des Jungen zu beteiligen. Immer wieder, wenn seine Ungeduld ihren Höhepunkt fand, schritt Dantrag zu dem Käfig hinüber und musterte mit leuchtenden, bernsteinfarbenen Augen die Tätowierung. Da der Sklave auf dem Rücken lag konnte er sein ganzes Augenmerk darauf richten und ein zufriedenes Lächeln huschte über das Gesicht des Waffenmeisters. Zwei Schlangen, jeweils links und rechts schlängelten sich geheimnisvoll von der Männlichkeit des jungen Halbdrow hinauf bis zu dessen Bauchnabel und gaben einen imposanten Anblick ab. Wieder musste Dantrag grinsen und freute sich über seinen genialen Einfall. In Zukunft wird der Junge immer eine Erinnerung an mich haben und mich niemals vergessen, sagte sich der Drow und schien vor Stolz zu platzen. Schließlich wandte er sich ab und schnallte seinen Waffengürtel um und begab sich zu seiner alltäglichen Arbeit. Dabei kam ein leiser Seufzer über seine Lippen, wenn er nur daran dachte, dass der Junge heute Nacht bereits wieder bei Nhaundar sein sollte. Aber ein nächstes Mal würde kommen, da war sich Dantrag sicher und irgendwann würde er ihm ganz alleine gehören. Eilig schritt der Waffenmeister durch sein Schlafgemach, hinaus in den dunklen Gang und verschwand.
Als Shar im Laufe des Tages wieder zu Bewusstsein kam, war er im ersten Moment leicht verwirrt. Als er sich dann umsah, erkannte er sofort, dass er wieder im Käfig lag. Vorsichtig richtete er sich in eine sitzende Position auf, wobei mal wieder der Käfig gefährlich schwankte und er versuchte sich daran zu erinnern, was eigentlich geschehen war. Da spürte er auch schon die Schmerzen und ein unheimlich, qualvolles Brennen auf der Haut, direkt an seinem Unterleib. Die Fesselung und die Fackeln kamen ihm wieder in den Sinn. Dann sah er sich auf dem Boden liegen und ein fremder Drow bereitete ihm Schmerzen. Augenblicklich richtete der junge Halbdrow seine volle Aufmerksamkeit nach unten und erschrak. Shar erblickte die Tätowierung. Er ahnte sofort, dass dies Nhaundar nicht gefallen würde. So konnte er nicht nach Hause und seinem Herrn unter die Augen treten. Wenn er sich noch zuvor auf Nhaundar freute, der ihn zwar zwang Dinge zu tun die er nicht wollte, so war er doch wenigstens nicht so grausam wie der Waffenmeister. Sein Herr steckte ihn auch nicht in einen Käfig und ließ ihn förmlich verhungern und verdursten. Doch die Angst über die Reaktion des Sklavenhändlers ließ Shars hageren Körper erzittern. Was würde Nhaundar mit ihm tun, wenn er das seltsame Bild – und es war nichts anderes als ein Bild mit schwarzer Farbe - auf seiner Haut sehen würde? Außerdem kam hinzu, dass selbst der junge Halbdrow so etwas nie haben wollte. Seine Hand wanderte an das Bildnis der Schlangen und wischte darüber, in der Hoffnung, dass er sie einfach abwischen konnte. Ganz egal wie Dantrag darauf reagieren würde, er wollte es nicht. Shar fuhr ängstlich zusammen, als er merkte, dass das Bild sich nicht entfernen ließ. Aber das konnte doch nicht sein, dachte der Junge und versuchte es augenblicklich noch einmal. Diesmal rieb er mit der Hand heftiger über seine Haut und verspürte einen brennenden Schmerz, an der immer noch gereizten Stelle. Wieder passierte nichts und ein Anflug von Panik überkam Shar. Jetzt nahm er die andere Hand und versuchte es auf der anderen Seite. Doch auch hier blieb alles unverändert. Nur das Brennen wurde schmerzlicher.
„Nein, das darf nicht sein“, meinte er stumm zu seinem Vater. „Handir, bitte hilf mir, dass darf der Herr doch nicht sehen. Ich habe Angst. Komm zu mir zurück und hilf mir“, schrie Shar schon fast förmlich in seinem Kopf und hoffte inständig, dass Handir ihm antworten würde.
Es kam jedoch keine Antwort und die Panik ergriff nun vollends von dem jungen Halbdrow besitz. Verzweifelt spukte er in die Hände und versuchte mit aller Kraft die beiden Bilder von seiner Haut abzuwischen. Doch erneut geschah nichts. Aus Hoffnungslosigkeit und voller Angst vor Nhaundar und einer Strafe, ging der Junge sogar soweit und fing aufgebracht an zu kratzen und vergessenen schienen selbst die Schmerzen dabei.
Shar tat dies solange, bis bereits die Haut aufriss und das Blut tröpfchenweise auf den nackten Felsenboden rann. Die Schmerzen verspürte er nicht mehr und nur noch ein Gedanke beherrschte den Verstand des Jungen. Das Bild musste verschwinden. Bis zur absoluten Erschöpfung kratzte er sich die Haut vom Körper und letztendlich fiel er in eine erneute Ohnmacht.
Als Dantrag am Abend wieder kam, wäre er beinahe rückwärts wieder hinaus getaumelt und wünschte sich, er habe dies alles nur geträumt. Er blinzelte mehrmals mit den Augen, aber immer wieder erschien der gleiche Anblick sich vor ihm aufzutun. Der Sklave lag blutverkrustet an Händen, Armen und am ganzen Unterlaib in seinem Käfig, die Augen geschlossen und die Tätowierung hatte er fast gänzlich aufgekratzt, so dass an manchen Stellen bereits das bloße Fleisch zu sehen war. Eine ungezügelte Wut stieg in dem Waffenmeister auf und er konnte es einfach nicht glauben, dass der Sklave sich erdreisstete, ihn auf so bloße Art und Weise zu beleidigen. Mal ganz abgesehen von dem Geld, das er dem Soldaten für seine Arbeit gezahlt hatte. Sein Zorn ging sogar soweit, dass er den Käfig aufschloss und mit roher Gewalt den dünnen Körper von Shar herauszerrte. Der junge Halbdrow bekam davon sehr wenig mit, auch wenn ihn das grobe Verhalten von Dantrag ihn kurzeitig aus seiner Ohnmacht riss. Er schien so erschöpft zu sein, dass er keine Kraft fand, sich auf irgendeine Art gegen den unheilvollen Drow zu wehren. Der Waffenmeister dagegen holte mehrmals mit der bloßen Faust aus und schlug dem Sklaven diese ins Gesicht und auf den Kopf. Viele Male traf Dantrag Shar bis dieser nun auch am Mund und an der Nase blutete. Doch das genügte dem zweiten Sohn des Hauses Baenre noch nicht. Er schnappte sich seine Peitsche und hieb schwungvoll zu.
„Ich werde dir deine wertlose Haut vom Leib peitschen, du dreckige Made eines Orks“, schrie er seine Wut heraus und ließ seinen Worten Taten folgen. Als er sich nach vielen Minuten endlich wieder beruhigte, lag Shar blutüberströmt und blau geschlagen auf dem Boden und rührte sich nicht.
„Das wird mir Nhaundar büßen“, schnauzte Dantrag ohne wissen zu wollen, ob der Sklave seine Bestrafung überlebt hatte und holte eine Decke aus seinem Schlafgemach. Darin wickelte er den Jungen ein. Er zog sich seinen Piwafwi über und warf sich Shar über die Schulter. Anschließend lief er ohne jemanden eines Blickes zu würdigen über das Anwesen des Hauses Baenre. Sein Weg führte ihn an den Wachen vorbei und dann verschwand er in den Straßen von Menzoberranzan. Als er nach einer halben Stunde vor dem Tor des Hauses Xarann ankam war seine Wut schon etwas verraucht, aber dem Sklavenhändler wollte er heute nicht mehr begegnen. So beschloss er es sich einfach zu machen und legte den eingehüllten Shar vor dem großen Eisentor ab und schlug mit der Faust heftig dagegen. Danach wandte er sich auf der Stelle ab und verschwand auf dem gleichen Weg zurück, wie er hergekommen war. In Gedanken schwor er sich jedoch Rache an dem Sklavenhändler, der es nicht fertig brachte, seinen Sklaven ihre Pflicht und den dazugehören Gehorsam beizubringen. Der Halbdrow würde beim nächsten Mal ebenfalls seine Rachgier zu spüren bekommen, vorausgesetzt er lebte noch.
„Dann wirst du wissen wo dein eigentlich Platz ist, du elendes Biest“, knurrte Dantrag leise vor sich hin, während er um eine Häuserecke huschte.

„Was ist das, Yazston?“, kam die etwas ungläubige Frage des Sklavenhändlers, als dieser ihm eben einen, in eine Decke gehüllte Gestalt vor die Füße warf.
„Das ist euer Lustsklave. Er lag so vor dem Tor. Ich habe ihn euch gleich hochgebracht“, erwiderte der Hauptmann der Soldaten sogleich. Sein Gesichtsausdruck verriet jedoch, dass er das leblose Bündel am liebsten zurück auf die Straße geworfen hätte, anstatt es nach oben in Nhaundars Privatgemächer zu schleppen. Yazston wollte am liebsten gleich verschwinden, bevor der Herr des Hauses den aufs übelste zugerichteten Sklaven sah und seinen Ärger an ihm auslassen würde. Doch es war bereits zu spät. Nhaundar war von seinem Diwan aufgestanden, hatte sich augenblicklich hinunter gebeugt und die Decke von dem leblosen Körper gezogen. Der Soldat konnte die weit aufgerissenen Augen des älteren Dunkelelfen erkennen, während dessen Kiefer vor Ungläubigkeit nach unten klappte. Nur wenige Atemzüge später schien der Sklavenhändler sich wieder gefasst zu haben, während der Zorn in ihm aufstieg und diesem nun freien Lauf ließ. Dem Drowsoldat klingelten im gleichen Moment von der mächtigen Stimme des Herrn die Ohren.
„DANTRAG!“, schrie Nhaundar so laut, wie es seine Stimmbänder hergaben.
„Du perverser Bastard, das wirst du mir büßen“, grollte der Sklavenhändler und warf sein volles Weinglas, das er eben noch in Händen hielt, mit voller Wucht gegen die Wand.
Yazston musste sich ducken, als das Glas im hohen Bogen über seinem Kopf hinwegsauste und dann in tausend kleine Splitter hinter ihm zersprang. Der edle Tropfen floss von der Wand und verteilte sich in einer Pfütze auf dem Boden. Erschrocken beäugte der Soldat die Stelle des Aufpralls und war froh, dass Nhaundar seinen Kopf verfehlt hatte, wobei er erneut einen grimmigen Gesichtsausdruck aufsetzte.
„Bring mir Ranaghar“, befahl der Sklavenhändler wütend und musterte leicht angewidert den ohnmächtigen jungen Halbdrow. Wie konnte Dantrag nur so mit seinem liebsten Eigentum umgehen? fragte sich Nhaundar und hätte dem Waffenmeister am liebsten auf der Stelle einen Dolch in dessen verderbtes Herz gerammt. Außerdem spürte der Dunkelelf etwas, dass ihn tief in seinem eigenen Herzen schmerzte, je länger er sich die schlimmen Verletzungen des Jungen anschaute. Auf der anderen Seite war er auch froh, dass der Sklave wieder zurück war, da er in den vergangenen Tagen merkte, wie sehr ihm der Halbdrow doch fehlte. Als er beim Mustern des ohnmächtigen Shar sich an die schönen Stunden zurück erinnerte, die er mit ihm in den Nächten verbracht hatte, kam ihm ein neuer Gedanke.
„Halt!“, befahl er Yazston, der gerade im Begriff gewesen war, die Privatgemächer zu verlassen, um den Magier zu holen. „Sag’ Ranaghar er soll nach dem Vhaeraunpriester suchen und er soll es nicht wagen ohne eine Antwort von ihm Meldung zu erstatten. Ranaghar soll sich beeilen“ bellte Nhaundar und mit einer heftigen Handbewegung komplimentierte er den Soldaten aus dem Zimmer.
Ein ungehaltenes Murren des Hauptmanns bestätigte den Befehl des Sklavenhändlers, dann verschwand er ohne ein Wort im Gang, um zu dem Magier zu gehen.
Nhaundar wusste sehr wohl, dass Ranaghar sich mit dem Kleriker auf magischem Wege verständigen konnte und genau dies war nun auch die Aufgabe des Magiers. Nicht das erste Mal schienen die beiden Brüder so auffindbar zu sein, denn Nhaundar war sich nie sicher, ob diese auch tatsächlich in der Stadt weilten. Währenddessen blieb der Drow weiter kniend auf dem Boden sitzen und beobachte den jungen Sklaven, der immer noch ohnmächtig vor ihm lag. Hoffentlich beeilte sich der Priester. Der Halbdrow musste wieder in Ordnung kommen und dann würde Dantrag seine Antwort auf dessen Verhalten erhalten. Dabei wanderte der Blick des Sklavenhändlers durch den Raum und blieb an dem zersprungenen Weinglas an der Wand hängen. Plötzlich wurde sich Nhaundar bewusst, wieso er den edlen Tropfen von Dipree sich hatte einschenken lassen. Ein Geschäftspartner war auf dem Weg zu ihm, doch dieser sollte nicht den Sklaven in diesem miserablen Zustand nicht sehen. So nahm der Drow die Decke in die Hand, auf der der hageren Körper des Jungen lag und schleifte diesen neben den Diwan, auf den er eben noch saß, um den Bereich der Eingangstür zu räumen und Shar zu verstecken. Es musste ja niemand unmittelbar mitbekommen, dass er einen fast toten Körper im Zimmer liegen hatte. Dies würde sich sehr schlecht auf sein Ansehen und Autorität gegenüber seinen Kunden auswirken, die doch gerne bereit waren gegen ihn zu intrigieren. Als es geschafft war, setzte er sich augenblicklich wieder auf den Diwan, ließ sich ein neues Glas Rotwein bringen und wartete auf eine positive Meldung des Magiers und auf seinen Kunden.

Nach einer halben Stunde meldete Ranaghar Nhaundar, dass er den Vhaeraunpriester kontaktieren konnte und noch eine weitere Stunde verstrich, bis Sorn in Begleitung seines Bruders endlich durch die Tür in die Privatgemächer des Sklavenhändlers trat. Zum Glück für den Sklavenhändler, dass er das zuvor abgeschlossenen Geschäft mit wenig Aufsehen, aber doch sehr nervös über die Bühne bringen konnte, obwohl seine Gedanken eher bei Shar ruhten.
Der Blick des Priesters wanderte automatisch durch den Raum und im ersten Moment verstand er nicht, wieso der Sklavenhändler und dessen Magier die Angelegenheit so dringend machten, wo er hier niemanden entdecken konnte. Da vernahm er plötzlich ein leises Wimmern und Sorn wurde aufmerksam. Er und sein Zwillingsbruder tauschten misstrauische Blicke aus und dann erklang wieder ein Jammern.
„Steht nicht wie zwei Ölgötzen in der Gegend herum sondern kommt endlich her. Für was bezahle ich euch eigentlich?“, schnauzte die Stimme des Sklavenhändlers hinter dem Diwan die beiden Brüder an.
„Noch habt ihr nicht bezahlt“, meinte Nalfein mürrisch und erntete doch nur von Sorn einen Stoß mit dem Ellenbogen in dessen Rippen.
„Erklärt euch und sagt mir wo ihr seid, Nhaundar?“, wollte jetzt der Kleriker wissen und schaute sich immer noch im Raum um ohne jemanden zu entdecken. Das war gar nicht Nhaundars Art sich unsichtbar zu machen, liebte er doch die großen Auftritte. Und während Sorns Gedanken um das seltsame Verhalten des Sklavenhändlers kreisten erklang erneut ein Wimmern aus dem hinteren Teil des Zimmers.
„Eure klugen Sprüche sind jetzt nicht von Nöten, ich brauche dringend eure Hilfe und schaut hinter das Sofa“, meinte nun ein wütender Nhaundar.
Wieder tauschten die beiden Zwillingsbrüder argwöhnische Blicke aus, doch Sorn tat, wie ihm geheißen und ging direkt auf den Diwan zu, dicht gefolgt von Nalfein, der vorsichtshalber seine Hände an dessen Schwertknäufe hielt.
Während die beiden hinüber liefen meinte der Priester, „Ihr habt Glück, dass wir noch einige Zeit in der Stadt zubringen, Nhaundar.“
Nur kurze Augenblicke später erkannte er einen knienden Sklavenhändler und einen jammernden, völlig geschundenen Halbdrow, der von Nhaundar an beiden Händen mit offensichtlicher Gewalt festgehalten wurde.
„Was ist denn passiert?“, wollte Sorn wissen und ein seltsames Gefühl brachte ihm einen Stich in seinem Herzen ein. Der Anblick, der sich ihm bot war alles andere als lustig oder normal, er schien nur grauenvoll zu sein. Denn der Junge versuchte sich wirklich verzweifelt aus dem Griff seines Herrn zu befreien und schien dabei ungeahnte Kräfte entwickelt zu haben. Doch der Sklavenhändler hielt ihn im eisernen Griff und ließ die Arme nicht los. Als Sorns Blick weiter über den Körper von Shar wanderte, sah er die eigentliche Schandtat und riss vor Bestürzung weit die Augen auf.
„Nhaundar, seid ihr denn jetzt völlig verrückt geworden“, fing der Priester an zu keifen und seine Stimme wurde plötzlich immer wütender. „Die stinkende Made eurer Mutter hat wohl nicht genug euren Hohlraum ausgelüftet um euch ein Gehirn zu verpassen. Ein Käfer besitzt mehr Intelligenz als ihr …“, wetterte der Priester drauf los und wurde von Nhaundar jäh unterbrochen. „Halt, halt, ich war es doch gar nicht. Die Schuld trägt Dantrag Baenre und nicht ich“, verteidigte sich der Sklavenhändler.
„Dantrag Baenre? Der Waffenmeister?“, fragte Sorn leicht verdutzt und bedachte den Sklavenhändler mit einem durchdringenden Blick.
„Lügen gehört zum Geschäft, aber diesmal sage ich die Wahrheit oder würde ich sonst um eure Hilfe bitten“, rechtfertigte sich Nhaundar und wendete seinen Kopf nun wieder dem wimmernden Jungen zu. „Ihr müsst mir helfen, ich bezahle auch.“
Sorn tauschte mit seinem Bruder einen Blick aus und Nalfein meinte lediglich, „Solange es für uns beide reicht, soll es mir Recht sein.“
„In Ordnung, dann legt ihn auf ein Bett und Nalfein muss mir helfen“, sagte der Vhaeraunpriester immer noch leicht ärgerlich, denn er konnte jetzt den Jungen nicht weiter leiden sehen.
„Natürlich. Später müsst ihr mir bei einem Glas Wein erzählen, woher ein Priester so schimpfen kann“, lockerte Nhaundar die ganze angespannte Situation auf und wies daraufhin Nalfein an, den jungen Halbdrow in eines der leeren Zimmer der Lustsklaven zu tragen.
Zehn Minuten später waren die beiden Zwillingsbrüder mit Shar alleine in dem zugesprochenen Zimmer. Der Krieger hielt den Jungen an beiden Armen fest, während ein Seil um die Beine gebunden wurde, damit der Halbdrow nicht aus versehen treten konnte. Mit seinem eigenen Gewicht hielt Sorn Shar anschließend auf dem weichen Bett fest, indem er sich auf die Oberschenkel setzte.
„Nalfein? Bist du bereit?“, fragte der Priester seinen Bruder und erhielt als Antwort ein mürrisches Knurren. „Sei nicht so griesgrämig, damit bekommen wir noch mehr Geld“, meinte Sorn und lächelte Nalfein zu.
„Du tust das doch auch für dich, Kleiner. Obwohl ich nicht mit Männern intim verkehre, weiß ich aber deine Blicke und dein Verhalten zu deuten. Ich bin nicht blind und das ganze Gerede in den letzten Tagen über Halbdrow war keine Anwandlung von Glauben, sondern die bist verliebt“, meinte Nalfein plötzlich zu seinem Bruder und diesmal erschien ein schiefes Lächeln auf dessen jungen Gesicht.
„Hör’ auf, das stimmt doch gar nicht“, verteidigte sich jetzt Sorn und merkte gleichzeitig, dass er sich bei den Worten seines Bruders seltsam ertappt fühlte.
„Ich habe recht“, triumphierte der Krieger und lachte kurz auf, weil er seinen Bruder doch besser kannte, als dieser es sich eingestehen wollte. Denn Nalfein wusste bei der abweisenden Antwort instinktiv, dass er richtig lag.
„Lass’ mich anfangen, der Junge hat Schmerzen“, erwiderte der Priester leicht verlegen und auch er wusste, dass sein Zwillingsbruder eigentlich im Recht lag. Doch jetzt war keine Zeit über Gefühle zu sprechen und schon gar nicht der geeignete Augenblick um über Sorns Liebesleben zu diskutieren. Dann versuchte sich der Vhaeraunpriester auf die bevorstehende Aufgabe zu konzentrieren und schloss zum Gebet seine Augen. In tiefe Meditation versunken erbat er schweigend um die Hilfe zur Heilung des Jungen und spürte nur wenige Atemzüge später, wie ihn die schon sooft erbetene Kraft durch seinen Körper strömte und von ihm besitz ergriff. Sorn nahm seine Hände und legte sie zuerst auf die Stellen, an denen der junge Halbdrow sich aufgekratzt hatte und ein heilendes Leuchten durchflutete die Verletzungen des Sklaven. Das Gleiche wiederholte er noch mehrere Male und nach getaner Arbeit ließ er erschöpft von Shar ab, der mittlerweile ebenfalls ausgezerrt eingeschlafen war ohne zuvor viel von alldem um ihn herum mitbekommen zu haben.
Nalfein war augenblicklich bei seinem Bruder und fing ihn in seinen starken Armen auf. „Du brauchst jetzt Ruhe!“, sagte er ruhig und bestaunte, wie schon sooft zuvor, die vollbrachte Heilung. Sie schien, wie stets, sehr gut verlaufen zu sein und so wusste der Krieger auch, dass es für seinen, gerade mal fünf Minuten jüngeren Bruder, anstrengend war.
„Ist schon in Ordnung, mir geht es gut. Ich bin nur froh, dass der Junge jetzt schläft“, antwortete Sorn leicht erschöpft. „Soll er schlafen und ich werde Nhaundar zur Made zerquetschen, weil er es wagte, den Jungen zu dem brutalsten Waffenmeister zu geben, der mir seit langem unter die Augen gekommen ist.“ Dabei verkrampfte sich die Hand des Priesters zu einer Faust.
„Wie du meinst …“, neckte Nalfein Sorn und sprach hastig hinter her, „… Du bist doch verliebt“. Dabei kniff er seinem jüngern Bruder spielerisch in den Arm.
„Autsch“, erklang die Stimme des Klerikers und dann schaute dieser mit einem Lächeln zu dem Krieger auf. „Na gut, ich gebe es zu. Du hast mich ertappt, aber du wirst nichts erwähnen, oder?“
„Sehe ich so aus?“, fragte Nalfein und musterte mit einem Schmunzeln auf den Lippen seinen muskulösen Körper. „Komm’ dann mach’ Nhaundar zur Schnecke.“
Jetzt war es an Sorn zu lächeln und er erhob sich von dem Bett. Bevor die beiden zusammen das Zimmer verließen, befreite er Shar von den Fesseln um die Beine, deckte den Jungen behutsam mit einer Decke zu und schenkte ihm einen Kuss auf die Stirn. Ohne auf seinen Bruder zu achten, schritt der Kleriker kurz darauf vorne weg und geradewegs auf Nhaundars Privatgemächer zu.

„Nhaundar!“, sprach Sorn mit herrischer Stimme und betrat erneut in Begleitung seines Zwillingsbruders die Privatgemächer des Sklavenhändlers.
Nhaundar selbst saß mittlerweile wieder etwas entspannter auf seinem Diwan und genoss in der Zeit des Wartens ein neues Glas des edlen Tropfens Rotweins, den er vorhin so wütend gegen die Wand geschleudert hatte. Als er die Stimme des Vhaeraunpriesters vernahm, richtete er seine ganze Aufmerksamkeit auf die beiden kommenden Dunkelelfen und lächelte.
„Ihr seit nichts weiter als ein amputierter Wurzelzwerg, der es nicht einmal verdient hat sich Herr dieses Hauses zu nennen“, keifte Sorn augenblicklich los und lief zielsicher und mit großen Schritten hinüber zu dem verdutzten Sklavenhändler. „Ein alter, stinkender Käfer seit ihr, der es nicht Wert ist, dass man auf ihn scheißt.“
„Das „alt“ nehmt bitte zurück und setzt euch, ihr seht erschöpft aus“, konterte Nhaundar gekonnt und erfreute sich an den Beleidigungen des jüngeren Drow, der ihn heute schon zum zweiten Mal in die Schranken verwiesen hatte. Er hegte jedoch gegen diese Beleidigungen überhaupt keinen Groll, wusste er doch selbst ganz genau, dass er eine Teilschuld am Zustand seines neuesten und gleichzeitig liebsten Eigentums hatte.
Nalfein Dalael musste instinktiv grinsen, als er die Erwiderung des stets so schmierigen Sklavenhändlers vernahm und wusste, dass sein Bruder wahrscheinlich noch lange nicht fertig war. Besonders wenn er dabei bedachte, dass Sorn ihm tatsächlich zu verstehen gab, dass er sich in den Jungen verliebt hatte. Ihm war es egal, Hauptsache all die anderen würden ihn einfach in Ruhe lassen.
Die beiden Brüder sahen sich an, nickten und dann nahm jeder von ihnen auf einem der gemütlichen Sessel gegenüber von Nhaundar platz. Mit einem Wink des Herrn des Hauses zu Dipree kam dieser herübergeeilt und reichte den jüngeren Drow jeweils ein volles Glas Rotwein. Dann verschwand er so schnell wie er gekommen war wieder in der Ecke und verschmolz regelrecht mit dem dort herrschenden Schatten.
„Ich nehme an, dass ihr eure Aufgabe nach allen Regeln der Kunst vollendet habt?“, fragte Nhaundar, der die Fähigkeiten des Priesters wieder mal sehr wertschätzte.
„Im Gegensatz zu dem Gott „Profit“, den ihr als orkgesichtige, wurmzerfressene Kakerlake anbetet, habe ich einen Glauben der stark genug ist, um euer Werk wieder ins rechte Licht zu rücken“, fuhr Sorn den Sklavenhändler an und nippte kurz darauf an dem Wein, um seine trockene Kehle zu befeuchten.
„Nalfein? Könnt ihr mir erklären, wo euer Bruder so zu schimpfen gelernt hat?“, lachte Nhaundar und bedachte beide Dunkelelfen mit einem freundlichen Grinsen. Er genoss es regelrecht von dem attraktiven Priester so in die Mangel genommen zu werden. Immerhin kam es selten bis überhaupt nie vor, dass jemand in seiner Gegenwart genau das aussprach, was er wirklich dachte. Diese Beiden taten es nicht das erste Mal und vielleicht hatten sie manchmal auch Recht, so wie jetzt.
Ein mürrisches Knurren folgte von dem Krieger und dann meinte dieser. „Ich finde ja eher, ihr ähnelt einem madenzerfressenden und impotenten Goblin mit gebrochener Nase. Aber ich will mal nicht so sein und gebe meinem Bruder Recht.“ Nalfein grinste dabei hinterhältig.
Daraufhin bedachten die Zwillinge sich mit einem wissenden Blick und in den Augen von Sorn lag unendliche Dankbarkeit, da ihm sein Bruder mit dieser Aussage zu verstehen gab, dass sie mit diesen Beleidigungen wohl kaum mit einer Entlohnung rechnen konnten, aber es schien selbst Nalfein egal. Die Beiden hielten stets zusammen und wenn das jetzt auch hieß, ohne Geld für ihre Mühen hinaus geschmissen zu werden. Doch dann staunten die Zwillinge nicht schlecht, als Nhaundar zu einer Antwort ansetzte.
„Ich möchte euch für diese Nacht ein Zimmer anbieten und einen vollen Beutel Gold für die Mühen, die ihr für die Heilung meines Hübschen hattet. Ich hoffe doch sehr, dass er bald genesen wird?“, meinte der Sklavenhändler und wehrte Sorn mit einer Hand ab, der gerade im Begriff war, Nhaundar ins Wort zu fallen. „Nicht so schnell, Priester. Weitere Beleidigungen können wir uns für ein anderes Mal aufheben. Ich bin mir vollkommen bewusst, dass ich einen Teil der Schuld zu tragen habe und soweit es die Mittel zulassen, wird Dantrag die Konsequenzen für diese Tat tragen. Wartet, bevor ihr beiden etwas erwidert. Ihr wisst dass Dantrag der Waffenmeister und sogar der zweite Sohn der Oberin Baenre ist. Es wird schwer sein, ihm gegenüber mein Missfallen zu äußern. Hinter ihm stehen 2.500 Soldaten, wogegen meine wenigen Männer nichts ausrichten können. Ihr müsst mich verstehen und ich kann euch versichern, dass auch ich Sorge um das Wohlergehen des Sklaven habe.“
Nach diesen Worten schauten sich die Brüder erneut an und Sorn spürte die Wut in sich hoch kochen. Aber wenn er wirklich seinem Zorn weiter freien Lauf ließ, würde es höchstwahrscheinlich bedeuten, dass er das Anwesen Xarann das letzte Mal betreten hatte. Wünschte er sich doch nichts sehnlicher, als den jungen Halbdrow wieder zu sehen. Seine Gefühle spielten verrückt und dass er sich in Shar verliebt hatte, konnte er nicht bestreiten. Immer wieder erwischte er sich, wie er an den Jungen dachte, wie er gerne die weiche Haut berühren wollte und sich nichts mehr erträumte, als ein leidenschaftlicher Kuss. Sobald er genug Geld zusammen hätte, dann würde er ihn von dem schmierigen Nhaundar frei Kaufen und ihn dorthin bringen, wo er akzeptiert werden würde. Plötzlich hatte er eine Idee und gegen seinen Vorschlag konnte selbst der Sklavenhändler nichts unternehmen, so hoffte Sorn zumindest.
„Soviel Dankbarkeit sollte uns eine Ehre sein, besonders wenn sie aus eurem Mund kommt. Diese Erkenntlichkeit nehmen wir an. Zum Glück für euch, Nhaundar, dass ich sowieso mich noch ein wenig um die Wunden des Halbdrow kümmern muss“, säuselte der Vhaeraunpriester nun und schaute nochmals hinüber zu seinem Bruder. In den Augen von Nalfein stand die Frage geschrieben „Was hast du vor?“ und so machte Sorn gleich weiter. „Ich muss heute Nacht nach dem Jungen sehen. Er war wirklich schwer verletzt und obwohl er jetzt schläft, ist er noch lange nicht geheilt. Mindestens einige Tage Ruhe und ordentliches Essen dient zur Stärkung und trägt zur Gesundheit des Halbdrow bei.“
Nalfein Dalael verstand augenblicklich und gratulierte stumm seinem Bruder für diesen raffinierten Plan. Die Unwissenheit von dem Sklavenhändler ausnutzend, hatte so Sorn eine Gelegenheit mehr, sich bei seinem neusten Objekt der Begierde aufzuhalten und ihm gleichzeitig auch noch Gutes zu tun. Denn auch der Krieger wusste soviel, dass der Junge äußerlich wieder ganz genesen und die Wunden völlig verheilt waren. Wenn Beide jetzt noch mehr Glück hatten, dann würde vielleicht sogar noch ein wenig Gold mehr für sie herausspringen.
„So schlimm steht es um meinen Hübschen?“, fragte Nhaundar erschrocken, während seine Augen vor Wut auf Dantrag Baenre rot funkelten. Wenn er das nächste Mal den Waffenmeister sehen würde, dann gäbe es wahrlich Ärger, schwor sich der Drow. Dann leerte er das Weinglas in einem Zug. „Ich habe soeben beschlossen, ihr erhaltet zwei volle Beutel Gold und das Zimmer für diese Nacht. Ich möchte, dass ihr euch um das Wohlergehen des Sklaven kümmert, Priester“, entgegnete der Sklavenhändler und diese Aussage meinte er völlig ernst. Zum Glück für Nhaundar, dass er die List von Sorn Dalael nicht bemerkte, während Nalfein mit einem Lachanfall zu kämpfen hatte und sich auf die Lippen biss.
Der Vhaeraunpriester gratulierte sich selbst für die geschickten Worte und dass der gerissene Drow auf seinen Trick hereingefallen war. Daraufhin leerte auch er sein Glas Rotwein in einem Zug und bat augenblicklich um Entschuldigung, da er so dringend wie möglich zu dem jungen Halbdrow zurück wollte.
Nhaundar wies Dipree an, Nalfein inzwischen ein Zimmer zu geben und er selbst lehnte sich kurze Zeit später auf dem Diwan zurück und sann über die Ereignisse nach, die heute stattgefunden hatten. Er musste sich sogar eingestehen, dass er die beiden Zwillingsbrüder hoch schätzte, besonders den jungen Priester, der ihm wieder einmal aus der Patsche geholfen hatte.
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