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Dem Wahnsinn so nah

By: Elbenstein
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Rating: Adult ++
Chapters: 47
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Disclaimer: I do not own the Forgotten Realms books. I do not make any money from the writing of this story.
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15. Kap. Ausgetrickst

15. Kapitel
Ausgetrickst

Sorn saß ruhig und mit einem glücklichen Gesichtsausdruck auf dem Bettrand und beobachtete den schlafenden jungen Halbdrow. Von dem Zimmer nebenan hört er gedämpfte Geräusche und er wusste sofort, wer sich dort vergnügte. Niemand anderer als sein eigener Bruder Nalfein. Irgendeine Sklavin stöhnte vor Freude und rief dabei mehrere Mal den Namen von Sorns Zwillingsbruder. Dabei ertappte sich der Vhaeraunpriester wie er darüber schmunzeln musste.
„Wenigstens hat heute Nacht jeder das bekommen, was er sich gewünscht hatte“, flüsterte Sorn leise zu sich selbst und schaute erneut auf Shar hinunter. „Schlaf schön und erhole dich“, murmelte er und gab dem Jungen einen Kuss auf die Stirn.
Die Haut ist weich und er so wunderschön, sann Sorn in Gedanken. Er richtete sich wieder auf und beobachte weiterhin den schlafenden Shar und seine Gedanken kreisten um so viele Dinge.
Was ist nur los mit mir und wieso widerfährt ausgerechnet mir das Ganze? Verliebe ich mich in dich? Aber ich werde wohl keine Gelegenheit bekommen, es dir zu sagen noch dass ich hoffen könnte, dass du die gleichen Gefühle für mich hegst. Du bist so jung und unschuldig. Nhaundar hat dich überhaupt nicht verdient. Niemand hat dich verdient. Du solltest dir alleine gehören und nicht so einem schmierigen, alten und dazu stets lüsternen Drow, für den du nur eine weitere Geldeinnahme bist. Ich will gar nicht wissen was er dir bereits angetan hat. Mir reicht es bereits, was ich mit angesehen habe und was dieser Waffenmeister mit dir gemacht hat. Niemand kann für seine Herkunft etwas oder sollte dafür bestraft werden. Jedes mal wenn ich dich sehe bekomme ich einen Stich in mein Herz versetzt und kann nichts dagegen unternehmen. Wenn ich das Geld bekomme, was Nhaundar für dich, mein Schöner haben will, dann kaufe ich dich in die Freiheit und dann bleibst du bei mir. Ganz egal ob du mich nun liebst oder nicht. Hauptsache ich bin in deiner Nähe. Ach, wenn du das nur wüsstest, seufzte Sorn und konnte sich kaum noch von dem Anblick des schlafenden Shars los reißen. Heute Nacht werde ich dich beschützen und eine schmerzfreie Zeit habe ich dir auch verschafft. Vielleicht gelingt es mir ja sogar, dich nochmals zu sehen und dir Freude zu bereiten.
Während der junge Priester über seine Gedanken grübelte, schloss er irgendwann die Augen und fing an zu beten. Sein Glaube war alles, was ihn aufrecht hielt und wurde nur durch die Liebe zu seinem Bruder überboten. Beide hatten nur noch sich selbst und ein traumatisches Kindheitserlebnis schweißte die Zwillinge so fest zusammen, dass nicht einmal der Maskierte Fürst es wohl schaffen würde, sie zu trennen. Als vor gar nicht so langer Zeit Sorn Vhaeraun, seinem Gott persönlich gegenüber gestanden hatte, hoffte er zuvor niemals auf solch eine Begegnung, doch sie bestärkte den Kleriker von Tag zu Tag mehr in seinem Glauben. Obwohl Sorn immer noch der Überzeugung war, dass er das alles nur geträumt hatte. Denn Nalfein meinte nach der Erzählung über dieses unverhoffte Zusammentreffen lediglich, dass Sorn vielleicht doch verrückt geworden wäre. Seither gab es aber nichts mehr, dass die Geschichte des Priesters hätte bestätigen können. Die rote Haarsträhne war zwar zuerkennen und die Herzenswärme für Sorns Glaube und dessen Amt als Priester konnte er unter seinesgleichen oder bei seinem Bruder zeigen, wobei Nalfein dadurch immer noch nicht überzeugt wurde. Solange nicht, bis er wahrhaft dem Maskierten Fürsten persönlich gegenüberstand. Er betete zu Vhaeraun, aber ansonsten blieb der Zwillingsbruder Krieger durch und durch.
Nach dem Gebet lehnte sich Sorn gegen die hintere Bettlehne und schlummerte langsam ein.
Am nächsten Morgen war es Shar, der als erster erwachte. Leicht irritiert öffnete er die Augen und schaute sich um. Augenblicklich merkte er, dass seine Schmerzen verschwunden waren. Gleich darauf schien der Junge noch erstaunter, als er den jungen Drow neben sich sah, der wohl schlief. Der junge Halbdrow erinnerte sich sofort an den Dunkelelfen, der sich vor gar nicht all zu langer Zeit bei ihm als Sorn vorgestellt hatte. Shar wusste auch noch, dass er es gewesen war, der ihm sogar einst Essen angeboten hatte. Bei diesem Gedanken spürte er, dass sein Magen jetzt auch knurrte. Vergessen schienen augenblicklich die schrecklichen Erlebnisse bei dem Waffenmeister. Doch der Junge versuchte vorerst seinen Hunger zu ignorieren und überlegte fieberhaft, wie er überhaupt hier her gekommen war. Da kam ihm die Erkenntnis und ein unheilvoller Schatten legte sich über die Erinnerungen des Halbdrow. Dantrag Baenre hatte ihn so lange geschlagen, bis ihm Schwarz vor Augen wurde. Als nächstes tauchte das Bild von Nhaundar auf, der ihn gewaltsam festhielt. Danach wurden seine Gedanken verschwommen. Aber der Junge nahm an, dass dieser Dunkelelf neben ihm dafür verantwortlich war, dass er nun keine Schmerzen mehr hatte und er wieder Zuhause bei seinem Herrn sein musste. Erleichtert über diese Erkenntnis seufzte Shar laut auf und kuschelte sich in die Decke. Es fühlte sich wunderschön an.
Sorn spürte, wie sich neben ihm etwas bewegte. Dann erklang ein Seufzen und im gleichen Moment war der Priester wach. Auch er öffnete die Augen und bemerkte, dass er im sitzen geschlafen hatte, denn sein Nacken fühlte sich leicht steif an. Er wand seinen Kopf zu dem Jungen und erkannte, dass dieser wach war. Ein Lächeln huschte über das Gesicht des jungen Halbelfen und der Priester bekam erneut einen Stich in seinem Herzen.
„Geht es dir gut?“, fragte Sorn leise und bedachte Shar mit einem fragenden Blick.
Ein Nicken schien das Einzige, was der junge Halbdrow im ersten Moment zustande brachte und schaute von unten nach oben in die bernsteinfarbenen Augen des Dunkelelfen.
Jetzt lag es an dem Vhaeraunpriester zu seufzen und er erwiderte den Blick des Jungen. Die tiefblauen Augen hielten ihn regelrecht gefangen und dabei begann sein Herz auf ungewohnte Art und Weise wild und aufgeregt in seiner Brust zu schlagen. Er spürte ein wohliges Gefühl in sich aufsteigen und ein Kribbeln, dass Sorn am ganzen Körper empfand. Er wand seinen Blick schnell in eine andere Richtung und stand von dem Bett auf.
„Weißt du noch wer ich bin, Shar?“, wollte nun Sorn wissen und versuchte sich so gut es ging in den Griff zu bekommen.
„Ja, Herr“, flüsterte Shar sofort als Antwort und bedachte den Drow mit einem freundlichen Lächeln.
„Aber du sollst nicht Herr zu mir sagen, mein Name ist …“, meinte Sorn und hielt kurz inne, als er wieder einmal das Wort ‚Herr’ vernahm und instinktiv dabei leicht zusammenzuckte. Da wurde er von Shar ohne Umschweife unterbrochen der leise piepste, „… Sorn ist euer Name“. Danach schämte sich der junge Halbdrow, dass er ohne Erlaubnis einfach zu dem Dunkelelfen gesprochen hatte und erwartete schon gleich darauf die Strafe. Dabei biss er sich auf die Lippen und er senkte demütig den Kopf.
„Du kennst ja tatsächlich noch meinen Namen, Shar. Eine schöne Überraschung“, freute sich der Priester. Aber seine Miene verfinsterte sich gleich wieder, als er die Reaktion des Jungen sah. Er nahm eine Hand, schob sie unter Shars Kinn und hob dieses an. „Du hast nichts Falsches gemacht, ich freue mich, dass du dir meinen Namen gemerkt hast. Aber eine ganz andere Frage, hast du Hunger?“, lächelte Sorn den jungen Halbdrow an.
Wie auf Kommando fing Shars Magen an zu knurren und der Junge sprach leise, „Ja … ja mein H…“, dann stoppte der Halbelf und verbesserte sich augenblicklich, „… ja Sorn.“
Dabei trat erneut ein Schmunzeln auf das Gesicht des jungen Priesters und er antwortete. „Dann wartest du hier, ich werde dir etwas zu Essen bringen lassen und anschließend mit Nhaundar reden.“
Als sich eben noch Shars Miene über das freundliche Wesen von Sorn aufhellte, verschwand das freudige Strahlen so gleich bei der Erwähnung des Namens seines Herrn. Sorn entging dieses kleine Detail nicht und er beschloss dem Jungen augenblicklich seinen raffinierten Plan zu erklären.
„Shar, du brauchst keine Angst zu haben. Nhaundar wird dir nichts tun und das wahrscheinlich einige Tage lang. Hast du Lust ein Spiel zu spielen?“
Ein verwirrtes Gesicht von Shar erschien auf diese Aussage hin und er bedachte den Priester mit neugierigem Blick. Er wusste nicht was das zu bedeuten hatte. Doch er fühlte sich bei dem Drow immer wohl und noch nie hatte dieser ihm Schmerzen zugefügt, so nickte der Junge einige Atemzüge später bejahend.
„Gut. Dann höre mir genau zu. Ich habe Nhaundar gesagt, dass es dir sehr schlecht geht und du nicht aus dem Bett aufstehen kannst …“, fing Sorn an zu erklären und konnte Shar beobachten, dessen Augen sich ungläubig weiteten, „ … aber du weißt wohl am besten selbst, dass du keine Schmerzen mehr spürst.“
Daraufhin folgte wieder ein Nicken des jungen Halbdrow, der immer noch nicht ganz verstand.
„Nun, das Spiel geht so, Shar. Du darfst einige Zeit in diesem Bett liegen und so viel Essen wie du noch nie in deinem Leben zu dir genommen hast. Aber du musst dafür manchmal weinen und jammern und falls dich jemand fragen sollte, dann sagst du nur, dass du noch Schmerzen hast. Wenn ich in ein paar Tagen wieder komme geht es dir besser. Hast du verstanden?“
Shar riss vor Überraschung weit die Augen auf und er merkte nicht einmal, wie sein Mund sich immer weiter öffnete. So etwas hatte noch nie jemand zu ihm gesagt, noch hatte es einer der Dunkelelfen gut mit ihm gemeint. Aber diese Worte waren viel zu schön um wahr zu sein. Konnte er ihnen Glauben schenken oder würde nur etwas viel Schlimmeres geschehen? Was sollte er darüber denken, fragte sich Shar und war zu keiner Antwort fähig.
Sorn erkannte die Verwirrung des jungen Halbdrow und das ihm dieser Vorschlag wahrscheinlich nicht geheuer vorkam. So schaute er den Jungen freundlich an, lächelte ihm zu und sagte mit liebenswürdigem Ton in der Stimme. „Du kannst mir glauben, Shar. Ich bin der Letzte, der dir etwas antun möchte. Also habe keine Angst.“
Ohne ersichtlichen Grund zweifelte Shar plötzlich nicht mehr an den Worten des Dunkelelfen und nickte jetzt wieder bejahend.
„Du hast also verstanden? Du musst nichts weiter tun, als hier zu liegen, dich auszuruhen und zu essen. Ab und zu einmal weinen und jammern und dir wird es gut gehen. Ich werde dir dann sagen, wann du wieder gesund bist“, wiederholte Sorn nochmals sein Plan und wieder erhielt er ein Nicken von dem Jungen, begleitet mit einem Lächeln.
„Gut, dann ruhe dich aus. Ich werde jetzt zu Nhaundar gehen und anschließend nach dir sehen“, meinte Sorn und ging daraufhin direkt zur Tür. Sein Herz klopfte immer noch wild in seiner Brust und er wusste genau, dass er sich zusammen reißen musste.
Zurück blieb ein verwirrter, aber gleichzeitig glücklich wirkender Shar. Er fing an, den jungen Priester zu mögen und die Vorfreude auf ein Wiedersehen mit diesem Drow ließ ihn unruhig im Bett hin und her rutschen. Er genoss die weichen Laken, dass er endlich ganz alleine war und niemand ihm etwas antun würde. Die Aufgabe, nein das Spiel klang viel zu schön um wahr zu sein. Geduldig legte er sich auf die Seite und schloss die Augen. Er würde auf Sorn warten und diese Zeit wollte er abkürzen indem er sich in die weichen Kissen legte und von diesem träumte.

„Ich grüße Euch, Nhaundar“, begrüßte Sorn den Sklavenhändler keine fünf Minuten später in dessen Privatgemächern.
„Heute wieder so freundlich“, kam die knappe Antwort des Drow und musterte interessiert den Priester.
Sorn ging langsamen Schrittes auf den schmierigen Dunkelelfen zu und bedachte ihn mit einem wohl wissenden Lächeln. „Ihr müsst eurem Sklaven mehr zu Essen geben und er wird erblühen.“
„Verschont mich mit euren Worten von der Oberfläche. Ihr werdet euer Geld bekommen und ich will hoffen, dass ihr mir meinen Hübschen wieder in Ordnung bringen werdet.“
„Aber immer doch. Geld regiert die Welt und auch mich“, erwiderte Sorn sarkastisch und kam direkt vor Nhaundar zum Stehen, der auf seinem Diwan saß.
„Setzt euch doch und leistet mir Gesellschaft“, säuselte der Sklavenhändler und gab mit einer Hand Dipree ein Zeichen, er solle Shar etwas zu Essen bringen. Dieser nickte bestätigend und verschwand lautlos aus den Privatgemächern des Herrn.
„Heute nicht mehr, Nhaundar. Ich werde mit meinem Bruder wo anders verlangt“, log Sorn und wäre am liebsten den ganzen Tag geblieben, solange er in der Nähe des Jungen gewesen wäre. Aber er konnte es nicht, sonst würde seine Selbstbeherrschung ein jähes Ende nehmen und er hätte sich nicht mehr zurück halten können. „Gebt mir einfach den zugesprochenen Lohn und in einigen Tagen werde ich nochmals kommen und nach ihm schauen.“
„Natürlich …“, begann Nhaundar zu antworten und grinste von einem Ohr zum anderen, dann griff er neben sich und hielt gleich darauf dem Vhaeraunpriester die versprochenen Goldmünzen unter die Nase. „ … Hier ist die Entlohnung und ich hoffe sehr, dass eure Arbeit gut verlaufen wird.“
„Ich habe noch nie versagt oder habe ich euch je enttäuscht?“, fragte Sorn missbilligend und bedachte den Sklavenhändler mit funkelnden Augen, während er Nhaundar seine Entlohnung regelrecht aus der Hand riss.
„Ihr sprecht die Wahrheit. Doch ich freue mich über eure Anwesenheit, wenn ihr versteht?“, versuchte Nhaundar zu kontern und erinnerte sich an ihr gemeinsames Geheimnis, dass er mit dem Kleriker teilte und von dem außer Nalfein niemand wusste. „Ich werde warten und auf eure Fähigkeiten zählen“, meinte der Sklavenhändler ruhig und richtete seine volle Aufmerksamkeit nun seinem Essen zu, das neben ihm auf einem kleinen Tisch thronte.
Sorn erinnerte sich an die Anspielung von Nhaundar und verzog kurzzeitig den Mund. Das Geheimnis sollte gewahrt bleiben und so sprach er dieses Thema auch nicht weiter an und verdrängte den Gedanken. Anschließend erkannte er augenblicklich, dass das Gespräch zwischen ihnen beendet war und machte auf dem Absatz kehrt. Als er den Raum verließ kam ihm bereits der Sklave Namens Dipree entgegen. Der Kleriker hoffte, dass Shar genug zu Essen bekommen würde und vor allem, dass sein kleiner, raffinierter Plan funktionierte. Bevor er zu seinem Bruder ging, musste er einfach nochmals bei dem jungen Halbdrow vorbei schauen, wie er es versprochen hatte.
Während er von der Tür aus, den Jungen hungrig essen sah, stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Mit diesem verabschiedete er sich bei Shar und gelobte ihm, bald wieder zu kommen.
Letzten Endes verließ der Vhaeraunpriester zusammen mit seinem Zwillingsbruder das Anwesen des Sklavenhändlers Xarann und kehrte einige Tage später erst wieder zurück.

Nhaundar hatte in der Zeit des Wartens entdeckt, je mehr Shar sich ausruhte und zu Essen bekam, desto hübscher wurde er. Sein Gesicht wirkte voller Leben und sein neuster Lustsklave erblühte regelrecht. Ab und zu jedoch vernahm der Sklavenhändler das Weinen und Jammern, dass von Schmerzen zeugte. Shar war sogar so gut, dass Nhaundar überhaupt keinen Verdacht hegte, dass der Junge eigentlich völlig genesen war und einfach nur das faule Leben allein in einem weichen Bett genoss. Doch Nhaundar wäre nicht er selbst, wenn das attraktive Äußere des jungen Halbdrow ihn nicht dazu verleiten ließ, sich etwas Neues für diesen einfallen zu lassen. Er brütete lange nach und am Ende gab er sogar Dantrag Recht, dass eine Tätowierung etwas war, das die hübschen Züge des Jungen wahrscheinlich besser zur Geltung bringen würde. Aber die Stelle am Unterlaib eignete sich überhaupt nicht dafür. Ihm schwebte eher der Oberkörper vor Augen, der mehr ansehnlich war und eine gute Anziehung auf all die Feier und natürlich auch auf ihn hatte. So wurde der Beschluss von Nhaundar gefasst, dass Shars Oberkörper beim nächsten Besuch des Priesters verschönert werden sollte. Zusammen mit einem Kleriker ließ sich die Prozedur der Tätowierung bestimmt einfacher regeln. Nhaundar sah nämlich nicht ein, dass er kostbares Geld ausgab und letztendlich hätte der Sklave wieder nichts Besseres zutun, als sich schlimme Verletzungen zu zufügen.
So geschah es auch, dass nur einige Tage später Sorn, in Begleitung seines Bruders, wie versprochen zu Nhaundar und dem Jungen zurückkehrte. Die drei Dunkelelfen saßen gemütlich beisammen und der Sklavenhändler erklärte dem Priester sein Vorhaben.
„Mit eurer Hilfe müsste es doch möglich sein, dass der Junge keinen Aufstand macht oder denke ich in eine falsche Richtung?“, fragte gerade Nhaundar mit einer Unschuldsmiene den Vhaeraunpriester und lächelte diesen dabei hinterhältig an.
Sorn und Nalfein tauschten einen misstrauischen Blick aus, wie sie es stets zu tun pflegten. Sorn war ganz und gar von dem Vorschlag Nhaundars überrascht. Jedoch nicht negativ, sondern eher auf eine positive Art und Weise und er versuchte sich Shar mit einer Tätowierung vorzustellen, wie sie dem schmieren Dunkelelfen vorschwebte. Daraufhin bekam er erneut einen Stich in seinem Herzen und das Kribbeln kehrte augenblicklich zurück, wenn er nur an den Jungen dachte. Das konnte sich nur gut an Shar machen und wenn es richtig durchgeführt wurde, dann würde er wunderhübsch aussehen. Zum einen für Sorn selbst, leider aber auch für all die anderen Freier.
„Ich kann ihn schlafen lassen und somit würde er es nicht mitbekommen, wenn ihr das meint, Nhaundar“, antwortete der Vhaeraunpriester ruhig und gelassen. „Doch bedenkt, dass ihr ihm erklären solltet, dass es ausdrücklich euer Wunsch ist. Wir wissen mittlerweile ja, was passieren wird, wenn es falsch gehandhabt wird.“
„Das übernehmt ihr, Kleriker. Wenn nichts weiter zu besprechen ist, dann könnt ihr euch gleich zu meinem Hübschen begeben, den Tätowierer lasse ich sofort kommen und die Arbeit kann beginnen“, erklang Nhaundars freudige Stimme und er konnte es kaum noch abwarten das fertige Ergebnis zu sehen. „Ein voller Beutel und das Versprechen, jederzeit einen Unterschlupf zu finden ist gewiss.“
„Diesmal müssen wir anschließend die Stadt verlassen, Nhaundar“, mischte sich Nalfein mit rauer Stimme ein.
„Nalfein hat Recht, wir sollten keine Zeit verlieren“, drängte Sorn seinen Bruder und wollte unnötige Worte vermeiden. Es tat ihm bereits in der Seele weh, dass sie so unverhofft aus der Stadt Menzoberranzan fliehen mussten und er wohl eine lange Zeit dem Jungen keinen Besuch abstatten konnte. Doch dringende Geschäfte und einige der niedrigen Adelshäuser mit bestimmten Absichten hatten ihre Fährte aufgenommen und es war stets sicherer, aus deren Augen zu verschwinden.
Kurz darauf standen die beiden Zwillingsbrüder in dem Zimmer und Shar strahlte von einem Ohr zum anderen, als er den Priester wieder sah. Auch er konnte seine Freude nicht verstecken, da er den jungen Dunkelelfen vermisst hatte. Als dann Sorn den Jungen erblickte, freute auch er sich und der Abschied würde gleich viel schwerer ausfallen, als er sich das in seinem Kopf bereits ausmalte. Shar sah gesund und lebhafter aus. Das Essen und die Ruhe hatten seinem Aussehen noch mehr Charisma und Leben geschenkt. Insgeheim wünschte sich der Kleriker, dass dies auch so bleiben würde, wenn er irgendwann in ferner Zukunft zurückkam und dass er bis dahin noch genauso aussah, wie jetzt. So schritt Sorn auf den Jungen zu, während es sich Nalfein in einem Sessel gemütlich machte und mit wachsamem Blick auf seinen Bruder aufpasste.
„Du bist wieder gesund, Shar. Dir scheint die Ruhe und das Essen gut bekommen zu sein“, begrüßte der Priester den Jungen und lächelte diesen an.
„Ja, mein …“, setzte der junge Halbdrow zur Antwort an und wollte gerade das Wort „Herr“ wieder über seine Lippen bringen, als ihm einfiel, dass er diesen Drow beim Namen nennen sollte und stammelte leise hinterher, „ … Sorn.“
Diese Reaktion erfreute den Kleriker und er ging näher zu Shar hinüber und setzte sich auf die Bettkante.
„Ich habe ja versprochen wieder zu kommen. Aber ich muss noch etwas mit dir besprechen und dann muss ich mich auf eine lange Reise vorbereiten. Ich werde längere Zeit leider nicht vorbei kommen können …“ Dann hielt Sorn inne und wusste nicht, wie er dem Kleinen den Plan von Nhaundar erklären sollte, ohne großartig irgendwelche Hoffnungen zu zerstören oder den Jungen zu verängstigen. Seine eigene Trauer über die Abwesendheit in dieser Stadt reichten ihm persönlich schon mehr als genug. Als er dann auch den verwirrten Gesichtsausdruck bei Shar bemerkte, versuchte er seine Worte genauer zu wählen. „Dein Herr hat eine Idee, Shar. Aber keine Sorge, es ist nichts Schlimmes …“, setzte Sorn von neuem an und erkannte, wie Shar immer mehr sich vor den noch nicht ausgesprochenen Worten fürchtete. „ … Die Bilder auf deinem Körper, die du von dem Waffenmeister bekommen hast waren nicht schön und haben deinem Herrn auch nicht gefallen. Aber andere Bilder auf deinem Oberkörper sehen schöner aus.“
Daraufhin weiteten sich die tiefblauen Augen des jungen Halbdrow und er begann plötzlich am ganzen Körper zu zittern. Als Sorn das bemerkte legte er eine seiner Hände beruhigend auf eine Schulter des Jungen. „Ich habe doch gesagt du brauchst keine Angst zu haben. Nhaundars Bilder habe ich schon einmal gesehen und sie sind wirklich schön, genauso schön wie du.“
Aus der Ecke erklang ein verächtliches Schnauben und Nalfein seufzte theatralisch, als er den weiteren Verlauf des Gespräches verfolgte. Lediglich ein durchdringender Blick von Sorn ließ ihn von einem Kommentar abhalten und ein wissentliches Lächeln huschte über das Gesicht des Kriegers.
Dann hob der Priester seine andere Hand und wanderte mit ihr über Shars nackte Brust und malte unsichtbare Linien darauf. Unter seinen Fingern spürte er die weiche Haut und dieses Gefühl hinterließ bei dem Drow ein Kribbeln auf dessen Fingerspitzen. Zur gleichen Zeit ertönte ein freudiges Quicken von Shar, als er von Sorn gekitzelt wurde. Das wiederum entlockte dem Vhaeraunpriester ein Schmunzeln.
„Es wird Nhaundar freuen, wenn du hübsch aussiehst, Shar und es tut auch nicht weh, du schläfst ein bisschen dabei. Dann wachst du auf und die Bilder sind jetzt da, wo meine Finger sind“, erklärte Sorn Shar. Der Priester war auf ihm unbekannte Weise von der Naivität des Jungen so angetan und gleichzeitig schmerzte es, dass der Halbdrow aufgrund seines Alters und Unwissenheit so hinters Licht geführt werden konnte. Wenn er jemals das Geld zusammen bekommen sollte, dann würde sich das alles ändern, versprach sich Sorn wieder einmal selbst. Dann holte er eine kleine Phiole aus seiner Robe und löste den Stopfen. „Das musst du trinken, Shar. Danach schläfst du ein und wenn alles vorbei ist wachst du wieder auf. Willst du das für mich machen?“, wagte Sorn zu fragen und hoffte jetzt mehr denn je, dass der Junge ihn wirklich so sehr mochte, wie er hoffte.
Ein bejahendes Nicken erfolgte und der junge Halbdrow ließ sich die etwas bittere Flüssigkeit von dem Priester geben. Es dauerte keine Minute und Shar schloss die Augen und sein Brustkorb hob und senkte sich ruhig auf und ab.
„Er schläft“, flüsterte Sorn leise zu sich selbst und bedachte den Jungen mit einem mitleidigen Blick.
„Bei nächsten Mal überlege ich es mir gleich zweimal, ob ich etwas aus deinen Händen zum trinken annehmen werde, Kleiner“, erklang die amüsierte Stimme von Nalfein und ein Lachen ertönte. „Du bist hinterhältiger als der ölige Nhaundar.“
„Was hätte ich denn machen sollen? Wenn er mir schon vertraut und ich ihn hintergehe, dann muss er davon nicht viel mitbekommen, Nal“, schimpfte der Priester mit seinem Bruder. Doch selbst freute er sich auch auf die Tätowierungen von Shar, die ihn nur noch hübscher machen konnten.

Wenig später kam auch Nhaundar zusammen mit dem Dunkelelfen, der den jungen Halbdrow tätowieren sollte, ins Zimmer. Gespannt schauten alle zu, wie sich die schwarze Farbe und das Schlangenmuster auf der weißen Haut des Jungen immer mehr abzeichnete. Der Sklavenhändler freute sich mehr denn je und konnte kaum noch seinen Blick von dem Jungen lassen. Sorn ging es fast genauso und bei jedem weiteren Muster seufzte er innerlich auf. Er hoffte wirklich sehr, dass er ihn bald wieder sehen konnte und bedauerte die übereilte Abreise zutiefst.

Nach vielen harten Stunden hatte der Dunkelelf seine Arbeit zur höchsten Zufriedenheit erledigt und alle verließen den schlafenden Jungen. Dipree wurde dazu auserkoren sich um den Sklaven zu kümmern sobald dieser wieder erwachte. Sorn und Nalfein verabschiedeten sich von Nhaundar und gingen ihrer Wege. Einige Jahre würden ins Land gehen bevor der Priester endlich wieder die Gelegenheit bekommen würde, sich alleine mit Shar in einem Raum aufzuhalten. Bis dahin tröstete er sich selbst mit vielen Bekanntschaften, aber sein Herz gehörte dem jungen Halbdrow. Er konnte den Jungen nicht vergessen und er verbrachte viele Stunden damit, an den Sklaven zu denken. Der Weg der beiden Brüder führte sie zurück an die Oberfläche und dort konnten sie sich vor unliebsamen Augen des Unterreiches verstecken und gleichzeitig in Verkleidungen ein paar Aufträge erledigen. Sorn ging sogar soweit, dass er hin und wieder ein paar Münzen zur Seite legen konnte. Doch er wusste genau, es würden noch einige Jahre ins Land gehen, bis er soviel Geld zusammen hätte, dass er Shar aus Nhaundars Händen freikaufen konnte.
Währenddessen wurde die Zeit in Menzoberranzan für den jungen Halbdrow nach diesem Tag zur Routine. Als er erwachte wurde er augenblicklich von Dipree in Empfang genommen und war traurig den Priester nicht wieder zu sehen. Er hatte das Gefühl ihn regelrecht zu vermissen. Stattdessen musste er sich an die Tätowierungen an seinem Oberkörper gewöhnen, die sich über die Oberarme und seine Brust erstreckten. Doch diesmal überkam ihn keinerlei Panik. Er erinnerte sich daran, dass ihm Sorn von dem Willen Nhaundars erzählt hatte und das alleine hielt ihn davon ab sich die Tätowierung vom Leib zu kratzen. Eine kleine Überraschung wartete jedoch auf Shar. Sein Herr gab ihm mehr zu essen als zuvor. Denn auch der Sklavenhändler hatte eingesehen, dass es sich lohnte den Jungen mit Leckereien und anständigen Mahlzeit zu versorgen. Shar wirkte dadurch und mit den Tätowierungen noch anziehender und ansehnlicher als sonst. Zusammen mit der Naivität und dessen tiefblauen Augen, die jeden gefangen nahmen, die sie erblickten, verdiente Nhaundar mit Shar sehr viel Geld. Doch viel Zeit wollte der schmierige Sklavenhändler zu aller erst mit dem Sklaven selbst verbringen. Shar verbrachte jede Nacht bei seinem Herrn. Die Tage über fing selbst der junge Halbdrow an, sich in der Gegenwart von Nhaundar wohler zu fühlen, als in den Armen und Betten anderer Männer. Immer dann, wenn sein Herr ihn in die Hände von fremden Drow gab, dann wünschte er sich nichts sehnlicher, als wieder zurück zu Nhaundar zu kommen. Auch der Sklavenhändler merkte die Veränderung und ließ ihn stets hinterhältig lächeln. So gefiel ihm dass und nichts anderes hatte er für die Zukunft vorgesehen. Dass alles so reibungslos über die Bühne ging, erfreute ihn sehr. Nur Dantrag, der nach Monaten wieder das Bedürfnis verspürte, sich wieder einmal den jungen Halbdrow zu gönnen, war angenehm überrascht. Nhaundar tat natürlich nichts gegen den zweiten Sohn des Hauses Baenre, denn das Gold war in seinen Augen mehr wert, als das Wohlergehen des Jungen. Erstaunlicher Weise hielt sich aber selbst Dantrag ein wenig zurück. Er schlug Shar, verpasste ihm blaue Flecken und sperrte ihn auch gerne hin und wieder in den Käfig ein, aber er ließ davon ab, den Jungen an den Rand des Todes zu bringen. Wenn Shar wieder zurück bei Nhaundar war, genügten einige Heiltränke von Ranaghar um den Halbdrow wieder fit zu machen. Nhaundar gewöhnte sich auch daran, dass sein liebster Lustsklave nach einigen Tagen Dantrag noch anhänglicher zu sein schien als sonst.
In all der Zeit spürte Shar aber auch, dass seine Angst vor den Männern und vor dem Geschlechtsakt selbst schwand. Er lernte viel und wusste irgendwann sogar, wie man die Männer beglückte bevor diese auf viel schlimmere Ideen kamen. Es wurde zu etwas alltäglichem und es gab kaum etwas, was ihn noch aus der Fassung bringen konnte. Nur außergewöhnliche Dinge ließen den Halbdrow noch erzittern, besonders wenn sie von Dantrag Baenre ausgingen oder auch von anderen Soldaten. Shar vermisste in all der Zeit eine Person jedoch am meisten, seinen Vater. Nach und nach wurde er sich auch bewusst, dass er den Priester zu gerne wieder sehen wollte.
Wenn Shar die Verzweiflung überkam und das kam häufig vor, dann wandte sich der Junge stumm und flehentlich an seinen Vater. Er bekam auch Antwort. Aber keinen in unmittelbarer Nähe des jungen Halbdrow schien es aufzufallen, dass der Sklave im Prinzip mit sich selbst redete. Je öfter er dies tat, desto wirklicher wurde die Phantasie des Jungen. Shar glaubte felsenfest, dass Handir zu ihm sprach und ihm fiel nicht auf, dass dieser ihm immer nur die gleichen Antworten gab. Nach und nach suchte Shar Schutz in seiner eigenen Seele und wurde in den nun vergangenen vier Jahren ein Opfer des leichten Wahnsinns.
An einem Abend saß Shar wie immer, wenn Nhaundar Besuch erwartete auf seinem Platz am Boden neben dem Diwan und wartete geduldig. Dipree hatte ihn wieder eingekleidet und die Kleidung des Schneiders Szordrin stellte sich als äußerst nützlich heraus. In weißem und blauem Leder wurde Shar immer dann gekleidet, wenn der Sklavenhändler ihn verlieh oder ein blühendes Geschäft auf ihn wartete. Die goldenen und silbernen Ketten, die die Aufmachung des jungen Halbdrow perfekt erscheinen ließen, gehörten schon fast wie eine zweite Haut zu dem Jungen. Die Tätowierungen an den Oberarmen und Brust weckten so manch Aufmerksamkeit eines Dunkelelfen. Ansonsten genoss Nhaundar gerne Shar in schwarzem Leder, dass er von dem Schneider extra anfertigen gelassen hatte. Doch stets war es nur so wenig Stoff, dass es gerade so die Geschlechtsteile des Sklaven bedeckte.
Heute trug Shar weiß zusammen mit den goldenen Ketten und Armreifen und kaute etwas nervös auf seinem letzten Rest eines Stück Brotes herum. Er konnte sich beinahe denken, dass es mal wieder soweit war, dass sein Herr ihn mit einem anderen Drow fortgehen ließ. Doch wer es diesmal sein sollte, dass wusste der Junge nicht.
Nur wenige Zeit später saß Nhaundar auf seinem angestammten Platz, genau gegenüber eines jung und gut ausschauenden Dunkelelfen. Wie stets in den letzten Jahren kraulte der Sklavenhändler Shar über den Kopf, richtete aber dennoch seine volle Aufmerksamkeit dem Besucher zu.
„Wie ihr verlangtet …“, sprach der Fremde und hielt plötzlich wie aus dem Nichts einen vollen Beutel dem Sklavenhändler unter die Nase. „ … Ein Beutel Gold.“
„Wie ich sehe, habt ihr es tatsächlich geschafft. Nun denn, ich halte meine Abmachung, wenn ihr die eure einhaltet“, antwortete ein völlig gelassener Nhaundar. „Aber denkt daran den Sklaven gesund und ohne bleibenden Schaden zurück zu bringen, stimmt’s mein Hübscher?“ Daraufhin schaute der Sklavenhändler zu dem Jungen hinunter der ihn mit seinen tiefblauen Augen ausdruckslos anstarrte.
Shar hatte verstanden und wusste nun, dass er für einige Tage mit dem Dunkelelfen mitgehen musste, auch wenn er nicht wollte. Am liebsten hielt er sich in der Nähe seines Herrn auf, ganz egal welche Spielchen er wieder zu spielen pflegte. Und Nhaundar konnte zu weilen auf sehr seltsame sexuelle Befriedigungen zurückgreifen. Aber Shar hatte sich auch daran und an die Schmerzen gewöhnt und äußerte nur noch selten seinen Missmut, was meistens jedoch dazu führte, dass Nhaundar noch mehr gefallen daran fand.
Zur gleichen Zeit, als dem Jungen bewusst wurde, dass er seinen Herrn einige Tage nicht zu Gesicht bekommen würde, übergab dieser dem Fremden die Kette, an der Shars Halsband befestig war und nahm einen dunklen Wollhang in die Hand. Er ließ den jungen Halbdrow aufstehen und stülpte ihm diesen über den Körper und die Kapuze über den Kopf.
„Ich halte mich an Abmachungen …“, erwiderte jetzt der jung aussehende Drow und nahm die Kette von Nhaundar entgegen, „ … ihr werdet keine Klagen hören, zumindest nicht die, die mir manchmal in letzter Zeit bei der Jagd zu Ohren gekommen sind. Ihm scheint wohl hin und wieder die Ehre zu fehlen.“
„Wenn ihr jemand bestimmtes ansprechen wollt, dann würde ich euch raten in Zukunft diesen Angelegenheiten keine Beachtung zu schenken, Patron“, konterte jetzt der Sklavenhändler und war sich wohl bewusst, dass der Drow aus einem der oberen Adelshäuser den Waffenmeister aus dem Hause Baenre meinte. Denn es schien kein Geheimnis mehr unter den anwesenden Gästen der Jagd zu sein, dass der zweite Sohn der obersten Familie der Stadt Gefallen an seinem Schatz gefunden zu haben schien. Leider manchmal zum Leidwesen von Nhaundar, der hin und wieder mehr Geld und Zeit für Heiltränke und dessen Beschaffung ausgab, als ihm lieb war. Er hätte es auch von einem anderen Priester als Sorn erledigen lassen können, aber die Bezahlung überstieg manches Mal den Preis für einen Heiltrank. Daher wurde es eine Angewohnheit des Sklavenhändlers den Zustand seines Sklaven extra noch einmal zu betonen. Stets für den Fall, dass jemand sich nicht an die Regeln hielt und dann auf Gedeih und Verderb den Preis in die Höhe schnellen ließ. Zwar für Nhaundar sehr profitabel, doch auch schädlich, denn die Heilung erforderte auch Zeit und Geld.
„Mein Hübscher, ich will keine Klagen hören, du kennst die Strafe.“ So verabschiedete sich der Sklavenhändler von Shar und warf dem Dunkelelfen einen warnenden Blick zu, den dieser gelassen erwiderte.
Daraufhin verschwand der junge Halbdrow in Begleitung des Adligen über das Anwesen Xarann in den Straßen von Menzoberranzan. Ein wenig Aufregung konnte er nur schwer unterdrücken, denn diesen Dunkelelfen kannte er nicht und fragte sich, ob dessen junges und gutes Aussehen lediglich nur täuschte. Viele weitere Gedanken gingen ihm durch den Kopf bis sie dessen Haus auf der anderen Seite, am Rand der großen Höhle, erreichten. Was Shar dabei nicht wusste, es handelte sich um eines der Qu’ellor’weil-Häuser, die an der Wand von Menzoberranzan lagen, ganz im Gegensatz zu den üblichen Stalagmiten und Stalaktitenresidenzen der Stadt. Der Junge musterte beim Erreichen erstaunt die zwei riesigen Stalagmitensäulen, die als Verankerung für das Tor des Hauses dienten, wo er gleichzeitig erkannte, dass diese von Soldaten und Sklaven bewohnt wurden, wo manche lautlos hin und her huschten ohne Aufsehen zu erregen. Beim Weitergehen beobachtete Shar, wie sie beide sich mehr oder weniger an den Wachen am Haupteingang vorbei schlichen und kurze Zeit später über einen Hintereingang das Gebäude betraten, dass in die Wand gehauen schien und ganz anders als die Burg Baenre oder Nhaundars Zuhause glich. Das Haus war zwei Stockwerke hoch und tatsächlich in den Höhlenkomplex der Wand hineingebaut worden, was den Qu’ellor’weil Stil ausmachte. Ihr Weg führte sie weiter durch einen Irrgarten aus Gängen und letztendlich levitierte der Fremde mit Shar in die höher gelegene Etage. Für den jungen Halbdrow nichts neues mehr, kannte er dieses Schweben bereits von Dantrag. Dann liefen sie zusammen durch einen dunklen Gang in den Südflügel weiter und kamen in einem ziemlich spärlich beleuchteten Flur heraus. Etwas nervös schaute sich der fremde Adelige um und dabei konnte nun auch der Junge seine eigene Aufregung nicht unterdrücken. Als beide dann durch mehrere Flure weiter gingen wurde er plötzlich in einem der Gänge überraschend von dem Drow an eine Wand gedrückt und hatte keine Chance, sich aus dem festen Griff des Fremden zu winden. Der Adlige ging dabei so grob vor, dass der junge Halbdrow einige gequälte Seufzer nicht unterdrücken konnte. Letzten Endes wurde der Dunkelelf so gewaltsam, dass Shar sogar einen leisen Schrei von sich gab. Daraufhin folgten ein schmerzhafter Schlag in das Gesicht des Jungen und ein Tritt in seinen Magen. Shar wurde schlecht und langsam schwanden seine Sinne. Ihm wurde schwarz vor Augen und er landete mit einem harten Aufprall auf dem Boden. Die Pein wurde noch schlimmer, als er gerade noch spürte, wie der Fremde sich an seiner Kleidung zu schaffen machte und ein letztes Mal Shar mitten auf den Kopf schlug, bevor der Junge in Ohnmacht fiel.
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