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Dem Wahnsinn so nah

By: Elbenstein
folder German › Books
Rating: Adult ++
Chapters: 47
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Disclaimer: I do not own the Forgotten Realms books. I do not make any money from the writing of this story.
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16. Kap. Eine Menge ?berraschungen

16. Kapitel
Eine Menge Überraschungen

Zaknafein Do’Urden hörte in der Nähe seiner Übungsräume ein gequältes Stöhnen und dann etwas Dumpfes aufschlagen. Verärgert über die Störung seines Trainings, steckte er beide Langschwerter zurück in die Scheiden, wischte sich den Schweiß von der Stirn und lief durch den Übungsraum in Richtung Tür. Er ging anschließend durch die Gänge und fand zwei Biegungen später schon den Ursprung der Geräusche. In einem dunklen Seitengang sah er eine Gestalt, die halb über eine andere gebeugt am Boden saß. Beim näher kommen erkannte er augenblicklich, dass es sich um Rizzen handelte, der derzeitige Patron des Hauses Do`Urden und Ehegatte der Oberin Malice, der sich offensichtlich gerade an jemandem verging. Dieses zügellose Verhalten ärgerte Zaknafein ungemein. Seit der Krieger aus den unteren Reihen der Haussoldaten zum Patron des Hauses Do’Urden geworden war, führte er sich frech gegenüber Untergeordneten auf und nutzte jede Gelegenheit, um sich Zaknafein oder den anderen Männern der Adelsschicht gegenüber aufzuspielen. Der Waffenmeister hatte heute keine gute Laune und das sollte Rizzen ebenfalls zu spüren bekommen. Immerhin unterstand er nicht der Befehlsgewalt des jüngeren Drow. Zaknafein war fast am Ende seines vierten Lebensjahrhunderts angelangt und selbst einmal der Patron des Hauses gewesen. Doch er stieg eine Stufe höher, als Malice Do’Urden ihn zum Waffenmeister ernannt hatte. Er musste sich seither nichts von den anderen Männern sagen lassen. Ärgerlich näherte sich Zak dem Lehnsherr und machte sich dessen Unachtsamkeit zunutze, um ihm mit der Faust einen harten Schlag auf den Hinterkopf zu versetzen. Der Patron fiel zur Seite und blieb einige Augenblicke leicht benommen liegen. Zaknafein war gerade wieder im Begriff sich umzudrehen, um seine restliche Aggressivität im Übungsraum auszulassen, da schweifte sein Blick ab und er schaute auf die zweite Person am Boden, die dort bewusstlos lag. Während Rizzen sich gerade wieder aufrichtete, um seine Würde zurück zu erlangen und seinem ärgsten Rivalen im Haus nicht die Oberhand gewinnen zu lassen, sah Zak immer noch auf die Gestalt auf dem Fußboden. Ohne weiter darüber nachzudenken, griff Zaknafein nach der schlanken Person und hob sie einfach hoch. Der Körper war leicht und er konnte ihn sich mehr oder weniger über die Schulter werfen. Er warf einen gehässigen Seitenblick auf Rizzen, der offensichtlich widersprechen wollte, doch dieser hielt bei dem bösen Blick des Waffenmeisters inne und überlegte es sich noch einmal anders. Zaknafein wollte den Patron ärgern und das konnte er am besten, wenn er entweder Rizzens schlechte Leistungen in Malice Bett aufbesserte oder aber ihm sein Spielzeug wegnahm. Jeder im Haus flüsterte hinter vorgehaltener Hand, dass der Patron eigentlich mehr das männliche Geschlecht bevorzugte und sich mit Frauen schwer tat oder überhaupt etwas zustande zu bringen ohne sich nicht einzuschleimen. Oberin Malice hatte es erst herausgefunden, als sie Rizzen zum Ehegatten genommen hatte. Aber um ihr Gesicht zu wahren und sich nicht die Blöße zu geben würde sie Rizzen noch eine Weile behalten. Der Waffenmeister selbst wunderte sich sogar, dass der jüngere Drow zwei männliche Dunkelelfen gezeugt hatte, Dinin und Nalfein. Letzter war erst vor einigen Jahren hinterrücks ermordet worden, durch die heimliche Übereinkunft zwischen Dinin und Vierna, die bis zum heutigen Tage jedoch nichts von dem damaligen Plan preisgaben. Aber der Waffenmeister ahnte dieses Unterfangen schon lange und schwieg für das Wohlwollen aller Familienmitglieder. Zum Glück jedoch für Zaks eigenen Sohn, der durch Fügung des Schicksals und nach allen Regeln der Dunkelelfen genau in jener fernen Minute vor 16 Jahren nicht mehr der dritte, lebende Sohn war. Ansonsten wäre sein Schicksal der Tod durch den Spinnendolch auf dem Opferaltar der Spinnenkönigin gewesen. Zaknafein wusste aber auch, dass sich Rizzen gelegentlich an Männern dieses Hauses verging. Das schändliche Verhalten des Patrons nervte den Waffenmeister ungemein und er tat nichts lieber, als dem Mann, der einstmals sein Schüler gewesen war, eins auszuwischen. Dieser elenden Versager, wie er ihn in seinen Augen sah, würdigte er mit einem letzten Blick und sprach in herrischem Tonfall.
„Die heutige Nacht wirst du wohl doch alleine verbringen.“
Dann lächelte Zaknafein hinterhältig und zog sich mit dem Häuflein Elend über der Schulter wieder in seine Übungsräume zurück. Lediglich ein wütendes Schnauben erklang von Rizzen, der sich wie ein geschlagener Hund in die eigenen Privatgemächer zurückzog.
Zum Übungsraum zurückgekehrt ging Zak geradewegs weiter zu seinem Privatraum im hinteren Teil seiner Domäne und schloss sorgfältig die Tür hinter sich ab. Er wollte sicher gehen, dass Rizzen in seiner Schmach nicht doch noch einen Fehler begehen würde und ihm folgte oder dass ungebetene Gäste plötzlich bei ihm auftauchten. Als die Tür sicher verringelt war, ließ er die unbekannte Person auf den Boden gleiten. Als er nochmals seinen Kopf zu der geschlossenen Tür warf, konnte er sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen. Für den heutigen Abend und die restliche Nacht hatte er Rizzen ein Schnäppchen geschlagen. Doch gleichzeitig ging ihm ein anderer Gedanke durch den Kopf. Wer oder Was hatte er eigentlich aus den Händen des Patrons befreit? Seine Neugier war größer als das Ärgernis über die unerwartete Störung und er beugte sich vorsichtig nach unten. Es hatte weiße Haare und seinem Körperbau nach zu urteilen war es wohl eine männliche Person. Die Haut war jedoch nicht schwarz, sondern weiß und ließ keinen anderen Schluss zu, als das es sich um einen Halbdrow handelte. Die Haare fielen auf dessen Gesicht, so dass Zak nichts Genaueres sehen konnte. Außerdem sahen die wenigen Kleidungsstücke aus teurem, weißen, fast schon durchsichtigen Stoff nicht gerade nach dem aus, was man im Haus Do'Urden trug. Zak erkannte auch goldene Armreifen und ein goldenes Halsband, sowie ein eisernes Halsband mit Kette. Die Männlichkeit wurde durch ein kleines Stückchen Leder verdeckt, an dem einige goldene Ringe hingen, die den feinen weißen Stoff, wie eine Naht hielten. Verwirrt fragte sich der Waffenmeister, wer diese Person oder besser gesagt Sklave war, den er da gefunden und mitgenommen hatte. Zaknafein wollte dieser Frage auf den Grund gehen und holte aus dem Badezimmer eine Schüssel, gefüllt mit kaltem Wasser. Als er gleich danach wieder über dem Bewusstlosen stand, schüttete er den Inhalt ohne Umschweife über dessen Kopf aus und trat einen Schritt zurück. Mit wachsamen Augen beobachtete er.
Im selben Moment erschrak Shar durch das kalte Wasser und richtete seinen Kopf und Oberkörper auf und schaute sich dabei noch leicht benommen und verwirrt um. Der Junge schüttelte sich von dem Wasser und dann sah er plötzlich nur noch schwarze Stiefel vor sich, genau solche hatte er schon viel zu oft gesehen. Das waren Soldatenstiefel und es gab nur einen Krieger in Shars kurzem und wie er zuweilen fand, recht erbärmlichen Leben, und dieser war Dantrag Baenre. Shars Körper begann zu zittern und alte Ängste stiegen wieder in ihm auf. Er wusste nicht wie er ins Haus Baenre gelangt sein sollte. Eben war er noch mit einem ihm fremden Drow in ein ihm unbekanntes Haus gefolgt und dieser hatte ihn grob behandelt. Doch die Tatsache, dass er hier bei einem Soldaten war, schien plötzlich erschreckend genug. Der Halbdrow wusste, was Dantrag ihm alles antun würde und so floh er augenblicklich in die nächste Ecke des Raumes und krümmte sich zusammen.
Der Waffenmeister des Hauses Do'Urden blickte etwas verwirrt zu dem Halbdrow, als dieser sich plötzlich in eine Ecke verkroch und im nächsten Moment nervös mit dem Oberkörper auf und ab wippte und jämmerliche Laute von sich gab. Er verstand nicht was los war, er hatte ihn doch lediglich vor Rizzen in Sicherheit gebracht und ihn anschließend in seinen privaten Raum mitgenommen und ihn aus seiner Bewusstlosigkeit herausgeholt. Natürlich konnte man verwirrt sein, aber doch nur einen Augenblick. Doch diese Gesten sprachen für Angst, aber er hatte dem Halbdrow nichts getan und hatte es auch nicht vor. Die Neugierde packte Zaknafein erneut und so schritt er auf die Ecke zu und blieb kurz davor stehen, dann beugte er sich nach unten. Als Zak das tat, wurde das Jammern mit einem Mal noch lauter. Für den Waffenmeister wurde offensichtlich, dass der Sklave Furcht vor seiner Person hatte. Daraufhin bewegte er sich bewusst langsamer, beugte sich tiefer zu dem Mann hinunter und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. Zaknafeins Augen weiteten sich erschrocken, als er ein sehr junges Gesicht erkannte. Dem Aussehen nach zu urteilen war dieser kaum viel mehr als ein Kind, gerade ein jugendlicher Halbdrow. Bebend versuchte der verängstigte Junge sich wieder hinter seinen langen Haaren zu verstecken, indem er den Kopf nach hinten gegen die Wand lehnte und seine Haare sich wie ein Schleier auf sein Gesicht legten. Zaknafein wusste nicht was er tun sollte, doch der Hass gegenüber Rizzen stieg bei dem Anblick des Sklaven, der ungeheure Furcht zu haben schien. Außerdem erinnerte ihn der Junge auf ungewöhnliche Weise an seinen eigenen Sohn, den er nur selten zu Gesicht bekam.
"Wer bist du? Du gehörst doch nicht zu unseren Sklaven!“, fragte der Waffenmeister leise und richtete sich nun wieder auf. Gespannt starrte er nach unten und wartete auf die Antwort. Aber es kam keine, nur das Wimmern des jungen Halbdrow, dem nun sogar die Tränen über die Wangen liefen.
Frustriert schüttelte Zaknafein den Kopf und ging davon. Er würde warten bis sich der Junge beruhigt hatte und begann schließlich damit seine Rüstung auszuziehen.
Shar beobachtete durch sein dichtes, langes Haar, wie der schemenhafte Umriss von Dantrag sich durchs Zimmer bewegte. Er sah, wie der Krieger seine Rüstung auszog und sich schließlich seinen Schwertern widmete. Plötzlich beobachtete Shar, wie der angebliche Dantrag nach seiner Peitsche griff und diese in seinen Händen hielt. Dieses brutale Spiel kannte er doch nur zu gut und ein Angstschauer jagte ihm dabei über den Rücken, als die Erinnerungen zurückkehrten.
Nachdenklich schaute Zaknafein derweilen auf seine Peitsche und überlegte, ob es nicht mal an der Zeit wäre sich eine neue anzuschaffen. Die alte Peitsche hatte in der letzten Schlacht ziemlich gelitten. Plötzlich hörte er hinter sich einen Aufschrei und sah wie der junge Sklave zur Tür rannte und verzweifelt versuchte sie zu öffnen. Dieser Sklave schien verrückt zu sein, war der erste Gedanke, der dem Waffenmeister in den Sinn kam. Was hat er nur vor? Doch der Halbdrow durfte keinen Lärm machen, die anderen Mitglieder des Hauses sollten besser nicht auf ihn aufmerksam werden. Das würde für Zak jede Menge Ärger bedeuten, dem er zu gerne aus dem Wege ging. So rannte er schnell hinüber und zerrte den Jungen von der Tür weg. Dieser wehrte sich in seinem starken Griff sehr kläglich. Er wand sich hin und her, hatte allerdings keine Chance gegen den muskulösen Waffenmeister anzukämpfen und schrie daraufhin noch lauter. Zaknafein wusste sich nicht mehr zu helfen und warf sich mit samt dem Sklaven zu Boden. Der Junge lag nun auf dem Rücken, der Drow über ihm gebeugt und Zak hielt den Schlägen und Tritten stand, die der verzweifelte Halbdrow gegen ihn tätigte ohne ihm weh zu tun. Doch plötzlich, ohne Vorwarnung, spürte der Waffenmeister an seinem Handgelenk die Zähne des Jungen, die er eben in sein Handgelenk vergrub und ihn biss. Zaknafein knurrte mehr vor Überraschung, als vor Schmerz. Der Halbdrow wollte sich offensichtlich nicht beruhigen, na gut, dann würde er mit den Konsequenzen leben müssen, dachte der Krieger mürrisch und versetzte dem Jungen eine so heftige Ohrfeige, dass dieser augenblicklich wieder bewusstlos wurde. Langsam erhob sich Zaknafein und sah auf den Bewusstlosen hinab. Im Stillen fragte er sich, was den Jungen so sehr in Panik versetzt hatte, um so zu reagieren. Er hatte ihm überhaupt nichts getan. Wieder schüttelte er nur den Kopf, nahm sich ein paar alte Kleidungsstücke und fesselte den Sklaven damit an Armen und Beinen, damit er nicht weglaufen konnte. Schließlich stopfte er ihm auch noch einen Knebel in den Mund, auf diese Weise konnte er dessen Geschrei unterdrücken, wenn er aufwachte, um nicht doch noch jemanden aufmerksam zu machen.
Es dauerte über eine halbe Stunde bis Shar wieder seine Augen öffnete. Augenblicklich spürte er die Fesseln an seinen Armen und Beinen und den Knebel in seinem Mund. Zuerst wollte er sich bewegen, aber er wusste, wenn er das tat, wären die folgenden Schmerzen noch größer, als wenn er sich wehrte. Dantrag spielte gerne Spielchen und je mehr er sich bei dem Waffenmeister ängstlicher gab, desto schlimmer wäre das Ende für ihn. Aber in all der Verwirrung verstand der junge Halbdrow einfach nicht, wie er in das Haus des gefährlichen Waffenmeisters gelangt war. Er lag auf dem Boden und konnte in seiner Position den ganzen Raum überblicken. Seine Augen wanderten zuerst auf die Seite und er erkannte dort ein Bett, aber es sah ganz anderes aus als beim letzten Mal. Selbst das Zimmer schien ein ganz anderes zu sein. Er beobachtete weiter und Shar wurde sich plötzlich bewusst, dass dies hier wirklich ein anderes Zimmer zu sein schien, als das im Haus Baenre. Alles wirkte viel kleiner und schlichter. Unsicher fragte er sich, ob Dantrag ihm einem der niederen Soldaten überlassen hatte. Ängstlich wanderte der Blick durch den Raum, doch er stellte fest, dass er allein zu sein schien. Etwas beruhigt blieb Shar liegen und hoffte, dass er noch lange allein sein würde. Die Position war zwar keineswegs angenehm, doch immer noch besser als misshandelt zu werden. Plötzlich hörte er jedoch Schritte und sein ganzer Körper gefror augenblicklich zu Eis und er blieb starr liegen.
"Na, bist du endlich aufgewacht?", fragte eine tiefe, dem Halbdrow vollkommen unbekannte Stimme.
Etwas in dem Tonfall des Drow war seltsam, fiel Shar auf. Nicht dieser schleimige oder der Angst einflössende Unterton schwang mit den Worten mit und er fragte sich, was dies alles sollte. Dantrag oder dessen Soldaten im Haus Baenre hätten ihn nicht einmal gefragt, ob er aufgewacht wäre. Vorsichtig drehte er seinen Kopf zur Seite, so dass er nach oben blicken konnte und schaute in das Gesicht eines ihm völlig fremden Drow, der nun ihn mit einem schräg angewinkelten Kopf anschaute und einen ernsten Gesichtsausdruck an den Tag legte. Der Fremde beugte sich zum ihm hinunter und legte die Hand auf den Knebel.
"Pass’ auf, Sklave. Ich nehme dir jetzt den Knebel aus dem Mund, also rate ich dir nicht mehr das gleiche Theater zu veranstalten wie zuvor. Hast du mich verstanden?", fragte Zaknafein friedlich aber im ersten Ton den Jungen.
Shar nickte nur verstört, da er nicht so recht wusste, was er von der ganzen Sache zu halten hatte. Der Drow entfernte den Knebel und strich sanft die Haare aus dem Gesicht des jungen Halbdrow. Er schien zu warten wie Shar wohl reagieren würde, doch dem Jungen war nicht nach irgendwelchen Gefühlsausbrüchen zumute. Schnell senkte Shar seinen Blick, als ihm plötzlich bewusst wurde, dass er den Fremden schon die ganze Zeit in die roten Augen gestarrt hatte und er hoffte, dass er für dieses ungebührliche Verhalten nicht bestraft werden würde. Doch nichts geschah, so musste der Mann es wohl nicht bemerkt haben, seufzte der Junge erleichtert.
"Wenn ich dir auch die anderen Fesseln abnehme, wirst du dann auch ruhig bleiben und nicht wie eine wild aufgestachelte Horde Rothé zur Tür rennen und daran zerren? Die Tür ist sowie so abgeschlossen", sagte Zak erneut leise und beruhigend.
Daraufhin folgte wieder ein Nicken des Sklaven. Für Zaknafein machte es keinen Sinn, den Jungen geknebelt auf dem Boden liegen zu lassen, da er in jedem Fall sowie so der Überlegene der beiden war.
Shar schien erstaunt, als ihm der Fremde die Fesseln tatsächlich abnahm, doch er wollte sein Glück nicht herausfordern und so blieb er ganz still liegen. Der Drowkrieger stand sogleich auf und ging davon. Shar war ganz gleich wo er hinging. Seine Chance nutzend sprang er auf und kroch augenblicklich in die nächste Ecke und hoffte, dort sicher zu sein.
Zaknafein drehte sich erstaunt um, als er die Bewegung bemerkte, um zu sehen, wie der Junge sich erneut verkroch. Wieder hörte er nur das leise Winseln und der Waffenmeister musste sich ernsthaft fragen, ob der Kleine ihn überhaupt verstanden hatte. So wandte er seine Aufmerksamkeit erneut dem Jungen zu.
"Kannst du sprechen?", fragte er den Halbdrow, denn es konnte durchaus die Möglichkeit bestehen, dass dessen Herr ihm die Zunge herausgeschnitten hatte, was hin und wieder Eigentümer zu tun pflegten, um jede Möglichkeit auszuschließen, eine private Informationsquelle gleich im Keim zu ersticken. Informationen waren das A und O und Sklaven bekamen doch schon sehr viel mit, wenn der Zyklus des Narbondel verstrich.
Ängstlich nickte Shar, als er die Worte hörte, behielt aber seinen Blick gesengt. Er fragte sich, was er hier sollte, dieser Fremde wirkte so eigenartig und seltsam. Außerdem wunderte es ihn, dass dieser noch keine Anstalten gemacht hatte, ihn hier und gleich auf dem Boden zu schänden. Das war doch immer das, was alle von ihm wollten. Shar lief ein kalter Schauer über den Rücken. Er fragte sich, was der Drow mit ihm vorhatte und er wollte sich gar nicht ausmalen, was wohl auf ihn zu kommen würde. Weitere Erinnerungen an Dantrag drangen sich ihm auf und er wusste immer noch nicht, wo er sich eigentlich befand. Vielleicht wäre dies auch seine letzte Stunde in der er noch leben durfte. Aber im Gegenzug passte das Verhalten des Fremden nicht dazu. So verkrampfte er sich weiterhin und versuchte sich ganz klein und unscheinbar in die Ecke zu drücken.
Zaknafein ärgerte sich mehr über sich selbst, als über den verstörten Jungen. Was hatte er sich da nur wieder für Ärger eingehandelt, fragte sich der Waffenmeister. Er entschied, dass es im Moment wohl das Beste sein würde, den Jungen dort zu lassen wohin er geflüchtet war. So wandte sich der Drow ab und setzte sich an einen kleinen Tisch im Raum und begann ihn aller Ruhe, die dort bereitgestellten Speisen zu essen. Wieder hörte er nur das Wimmern des Jungen, das ihn so langsam zu nerven begann. Er fragte sich, warum der Halbdrow einfach nicht verstehen wollte, dass er ihm nichts tat. Zak gab ein resigniertes Knurren von sich und aß weiter, während er immer im Augenwinkel die armselige Gestalt beobachtete.
Shar tat es Zaknafein unbewusst gleich und betrachtete sich den fremden Dunkelelfen. Er erkannte, dass dieser an einem kleinen Tisch am anderen Ende des Raumes Platz nahm und aus einer Schüssel etwas zu sich nahm. Der Anblick irritierte ihn, denn der Mann schien in Seelenruhe etwas zu essen und nicht auf ihn zu achten. Doch während er den Blick von dem Mann zu der Schüssel wandern ließ, spürte Shar augenblicklich den eigenen Hunger. Aber der Junge versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Unbewusst jedoch hatte der Halbdrow aufgehört zu Wimmern und reckte seinen Oberkörper etwas nach oben, so, dass er den direkten Blick auf den Waffenmeister hatte.
Plötzlich sahen ihn die rot glühenden Augen des Fremden Shar an und er fuhr augenblicklich wieder zusammen.
Natürlich war Zaknafein der Blick des Jungen aufgefallen, doch er hatte ebenso gemerkt, dass das Wimmern aufgehört hatte. Zum Glück für seine Nerven. Er sah kurz in seine Schüssel und überlegte, dass es dem dürren Halbdrow wohl nicht schaden könnte, etwas zu sich zu nehmen. Dem Waffenmeister selbst war der Appetit längst vergangen, wenn er auch nur daran dachte, dass Rizzen den Kleinen vor nicht mal einer Stunde im Flur zu vergewaltigen versuchte. Er legte den Löffel zurück in die Schüssel und schob sie in die Mitte des Tisches. Dann schaute er den Halbdrow an.
"Hier, du kannst den Rest haben, wenn du hungrig bist", sagte er gelassen und wartete ab, was nun passieren würde.
Doch Shar bewegte sich nicht. Er verstand nicht, wieso der Fremde die Schüssel auf den Tisch stellte. Bei Nhaundar oder auch bei anderen Freiern durfte er nur auf dem Boden essen oder das, was sie ihm in die Hand gaben. Dieses Verhalten von dem Fremden bedeutete für den Jungen nur, dass dieser Dunkelelf ihn womöglich ärgern wollte oder vielleicht auch, dass er ein Fehler begehen sollte, damit dieser dann ohne Vorwarnung sich auf ihn stürzen konnte. Aber der Geruch des Essens wehte durch den Raum und drang in die Nase von Shar. Es duftete einfach wunderbar. Sein Magen fing an zu knurren, aber die Angst hielt ihn zurück und so blieb er unbeirrt in der Ecke sitzen und senkte etwas enttäuscht seinen Blick.
Zaknafein stieß einen tiefen Seufzer aus, als er bemerkte, dass der Junge sich kein Stück bewegte. Er schien offensichtlich zu verängstigt. So blieb dem Krieger nichts anderes übrig, als die Schüssel zu nehmen und sie in die Mitte des Zimmers auf den Boden zu stellen. Dann zog er sich auf seinen Stuhl zurück und beobachtete weiter. Er sah, wie die Augen des Halbdrow gierig auf die Schüssel starrten und dann wieder ängstlich zu ihm aufblickten. Es waren wunderschöne tiefblaue Augen, in denen der Waffenmeister die Unschuld und die Angst vor Schlimmeren abzulesen verstand. Er machte auf den erfahrenen Soldaten den Eindruck, als sei der Junge ein verängstigtes und zutiefst misstrauisches Tier. Er konnte nur hoffen, dass der junge Halbdrow sich soweit beruhigen würde, um Zaknafein schließlich ein paar Fragen zu beantworten. Mittlerweile war dieser sehr daran interessiert zu erfahren, wer der Junge war und woher er überhaupt kam. Denn an dessen Arm konnte man deutlich ein Brandzeichen erkennen, dass ihm jedoch nichts sagte. Er konnte sich denken, dass er nicht aus diesem Haus stammte. Genauso wenig würde Malice keine Mischlinge dulden und zum Glück für ihn und den fremden Jungen wusste sie nichts von dessen Aufenthalt.
Shar beäugte das Essen und wieder kam der leckere Geruch der Mahlzeit zu ihm herüber geweht. Einige Minuten verstrichen und er überlegte, ob er schnell zu der Schüssel kriechen sollte oder ob er es lieber sein lassen sollte. Die Furcht, dass dieser Fremde etwas vorhatte, konnte er nicht abschütteln. Er sah mit dem muskulösen Körperbau gefährlich aus, jedoch anderes als Dantrag. Er wirkte auf seltsame Art und Weise freundlich und weniger hinterhältig, als manch ein anderer. Fast so, als würde er Sorn vor sich haben. Dieser Krieger strahlte etwas Freundliches aus, doch der junge Halbdrow konnte es nicht einordnen oder dem einen Namen geben. Nachdem er über die Unterschiede zwischen Dantrag, Sorn und dem Fremden nachsann, war der Hunger größer als die Angst gleich gewaltsam genommen zu werden und so kroch er blitzschnell hinüber zu der Schüssel, schnappte sie sich und verschwand gleich darauf erneut in der Ecke des Zimmers. Shar zögerte nicht lange und begann augenblicklich soviel er konnte von dem Inhalt der Schüssel hinunter zu schlingen, bevor es sich der Drowkrieger anders überlegte und ihm das Essen wieder wegnahm. Seine Finger griffen schnell nach dem Inhalt der Schüssel und es schmeckte besser als alles, was er jemals gegessen hatte. Es war zwar nicht besonders viel übrig, da der Fremde bereits die Hälfte selbst gegessen hatte, doch der Junge war nicht wählerisch. Shar leckte die Schüssel mit seiner Zunge bis auf den letzten Rest aus. Er hatte zwar Zuhause etwas zu sich genommen, aber wer wusste schon, wann er das nächste Mal etwas zu Essen bekommen würde. Dantrag ließ ihn immerhin gerne einige Tage in den Käfig einsperren und hungern. Als sich nichts mehr in der Schüssel befand, beäugte Shar misstrauisch wieder den fremden Dunkelelfen. Dieser machte jedoch keine Anstalten sich zu bewegen und so kroch er vorsichtig zurück in die Mitte des Raums, um die Schüssel dort wieder abzustellen. Der Junge rechnete jetzt jeden Augenblick damit, dass der Drowkrieger genug mit ihm gespielt hatte und das nun die Stunde seiner Schmerzen gekommen sein musste.
Zak beobachte in Seelenruhe den Jungen und musste mit ansehen, wie er das Essen gierig herunter schlang. Als dieser dann gleich darauf die leere Schüssel erneut auf den Boden abgestellte, stand er auf und holte sie zurück und ließ sich augenblicklich wieder auf den Stuhl sinken. Seinen Blick hielt er dabei stets auf den Sklaven gerichtet.
"Wie ist dein Name?", fragte Zaknafein nun und wartete gespannt, als er währenddessen erkannte, dass die Schüssel blitzblank geleckt worden war.
Doch der Junge gab keine Antwort, sondern sah nur skeptisch zu ihm hinüber und versteckte sich dann wieder hinter seinen langen Haaren. Zaknafein blieb nichts weiter übrig, als theatralisch zu seufzen. Er sah schließlich zu dem Stück Brot und dem Krug Wasser, dass beides noch auf dem Tisch stand. Der Waffenmeister nahm beides und stellte es nun ebenfalls in die Mitte des Raums.
"Hier nimm’ ...", sagte Zak ruhig und zog sich wieder auf seinen Stuhl zurück in der Hoffnung, dass der junge Halbdrow nach einer ausreichenden Mahlzeit endlich seine Stimme wieder finden würde.
Shar blickte durch den Schleier seines Haares und erkannte sofort das Brot und das Wasser. Ohne weiter nachzudenken schoss er nach vorne, schnappte sich beides und verschwand wieder in der Ecke. Gierig schlang er das Stück hinunter und trank fast den ganzen Krug leer. In diesem Moment hatte sein Hunger gänzlich über die Angst gesiegt und er machte sich keine weiteren Gedanken fürs erste. Als er mit allem fertig war, kroch er erneut in die Mitte des Raumes und stellte den Wasserkrug ab, um gleich wieder zu verschwinden.
Zaknafein hob nur eine Augenbraue und schaute dem verstörten Jungen hinterher. "So und jetzt sag’ mir deinen Namen, Kleiner", forderte der Waffenmeister den Halbdrow energischer auf.
Shar schien noch ein wenig ängstlich zu sein, aber da er eben das Essen des fremden Drow verspeist hatte, nuschelte er mit vorgehaltener Hand und piepsender Stimme ganz leise. "Shar, mein Herr."
Der Waffenmeister beugte sich nach vorne, um besser zu verstehen und wiederholte seine Frage von eben, doch als Antwort kam eine Reaktion mit der Zaknafein nicht gerechnet hatte.
Shar glaubte zu verstehen, dass es nun an der Zeit war für das erhaltene Essen zu bezahlen. Die Schmerzen würden so oder so folgen, doch wenn er es freiwillig tat, dann wären sie erträglicher, das wusste der Junge. Er kroch aus seinem Versteck hervor, direkt zu dem Fremden hinüber, kniete auf dem Boden und streckte sich anschließend dem Fremden entgegen und begann ihn sanft auf die Lippen zu küssen, während der Krieger immer noch nach vorne gebeugt auf dem Stuhl saß.
Erschrocken drückte Zak den Halbdrow fort und ein barsches "Nein" entfuhr dem Waffenmeister.
Verwirrt blickte Shar mit unschuldigen Augen zu ihm auf. Also nicht küssen, dachte er und da er sowieso schon auf den Knien war und vor dem großen Krieger saß begann er augenblicklich dessen Beine entlang zu fahren, wie er es in den letzten Jahren gelernt hatte. Das war das, was alle immer von ihm verlangten. Wenn es freiwillig geschah umso besser für ihn.
Der Waffenmeister war nun noch verwirrter wie am Anfang und erneut stieß er den jungen Sklaven von sich weg. Dann senkte er seinen Blick und schaute mit rot glühenden Augen in dessen tiefblauen Augen, die ihn verdutzt ansahen und gleich darauf waren dessen Hände gleich an dem Saum seiner Hose. Was wird das, dachte der Waffenmeister missmutig und spürte bereits die schlanken Hände des Halbdrow, die ihm die Hose öffnen wollten. Grob packte er die schlanken Gelenke und knurrte. "Ich hab NEIN gesagt, Sklave." Doch abermals bereute er seine Worte, denn obwohl er den Jungen immer noch fest hielt, versuchte dieser sich sofort zusammen zu krümmen und wieder in seine Ecke zu verschwinden. Die Angst in den Augen des Halbdrow war zurück, der das seltsame Verhalten des Soldaten nicht verstand. So ließ Zak ihn los und der Junge kroch augenblicklich zurück in die schützende Ecke des Raumes. Der Waffenmeister des Hauses Do'Urden war jedoch in diesem Moment verstörter als der Junge, aber das konnte er schlecht zeigen. So beschloss er das Beste zu tun, was er nun überhaupt machen konnte, er lehnte sich auf seinem Stuhl gemütlich zurück und beobachtete den Halbdrow weiter neugierig aus seiner entfernten Position.
Shar war vollkommen verschreckt, denn er verstand nicht, warum der Fremde seine Annäherungsversuche abgelehnt hatte. Doch dann kam ihm ein erschreckender Gedanke, sicher wollte der Drow seinen Spaß mit ihm, nur auf viel brutalere Weise. So wie ein Dantrag auch gerne seine Spiele mit ihm spielte und man nie wusste, was als nächstes kam. Da half nur eins, gehorsam zu sein und dem Drowkrieger zu zeigen, dass er selbst keine Angst hatte und für die Schmerzen bereit zu sein schien. Traurig seufzte der Junge auf und schluckte seine aufkommenden Tränen hinunter. Langsam erhob er sich, strich sein Haar zurück und gab sich Mühe, so verführerisch wie möglich auszusehen. Dann begann er langsam damit sich lustvoll vor den Augen des anderen auszuziehen. Viel gab es da ja nicht, denn er hatte ja noch nie viel an. Shar rekelte sich langsam und erotisch am Bett entlang und versuchte die Reaktion des Fremden einzuschätzen.
Zaknafein riss erschrocken die Augen weit auf und wollte nicht glauben, was sich dort abspielte. Was hatte er sich nur selbst eingebrockt, ging ihm der Gedanke durch den Kopf und etwas ärgerlich seufzte er auf. Jedoch bevor der junge Sklave den letzten Rest von einem Hauch aus Nichts von sich werfen konnte, stand er auf und lief die kurze Strecke zu seinem Bett mit schnellem Tempo hinüber. Gerade noch konnte der Waffenmeister erneut den verdutzten Blick des Halbdrow erkennen, dann packte er unsanft nach dessen beiden Händen, damit dieser in seinen Verführungskünsten innehielt. Ihm gelüstete es in keinem Fall nach Zärtlichkeiten und erst recht nicht nach Austausch von Körperflüssigkeiten. Und schon gar nicht mit einem Jungen, der gerade mal ein paar Jahre älter war als sein Sohn.
Shar war verwirrt und verängstigt, doch da er nun so nahe bei dem Fremden stand, wagte der Halbdrow es nicht mehr, sich auch nur ein Stückchen zu bewegen.
"Was verlangt Ihr von mir, mein Herr?", fragte der Junge stattdessen mit zittriger Stimme, wobei diese kaum mehr als ein Flüstern war. Shar hatte zuviel Furcht davor noch mehr falsch zu machen und dann dafür bestraft zu werden, daher überwand er sich und fragte, auch wenn ihm klar war, dass er hierfür ebenso betraft werden könnte. Denn es gehörte zu den Aufgaben eines Lustsklaven, die Wünsche seines Herrn an dessen Augen abzulesen und nicht zu fragen. Doch Shar musste sich selbst eingestehen, dass er in dieser Hinsicht noch nie eine besondere Begabung besessen hatte.
Nun schien der Waffenmeister wieder verdutzt. Überrascht schaute er den jungen Halbdrow an und rief sich nochmals die Frage in sein Gedächtnis. Er fand die Worte überflüssig, da er eigentlich einen ruhigen Abend und seine Neugier über den fremden Sklaven befriedigen wollte.
"Du kannst ja auch richtig sprechen, leise, aber man versteht dich", sagte Zak kurz darauf. "Sag mir deinen Namen", forderte er gleich hinterher nochmals den Jungen auf, da er ihn vorhin nicht verstanden hatte.
"Shar, mein Herr", antwortete der Halbdrow widerstandslos. Shar hatte nach den Worten des Fremden beschlossen einfach abzuwarten und zu sehen was dieser letztendlich von ihm wollte. Bisher hatte er ihm nichts außergewöhnliches getan und so nahm der Junge an, dass dies wohl wieder einer der Abende werden würde, an denen er am Ende vor Schmerzen schrie bis er ohnmächtig werden würde, genau wie bei Dantrag. Starr richtete er seine Augen auf den Boden und hoffte einfach, dass er heute Abend schnell bewusstlos werden würde.
"Shar also", sprach Zaknafein leise vor sich hin und wiederholte gleich nochmals den Namen. Der Waffenmeister hob eine Hand an sein Kinn und rieb darüber, während er nachdachte, was er mit diesem Sklaven jetzt anstellen sollte. Der Sklaven hatte einen Herrn und das war nicht Rizzen und dass dieser ihn gekauft hatte, ohne dass die Oberin davon wusste, konnte er sich nicht vorstellen. Da wurde seine Grübelei plötzlich von einem Magenknurren unterbrochen und er sah wieder zu dem Sklaven, der seinen Kopf auf den Boden gerichtet hielt. Der Junge konnte auf jeden Fall noch etwas zu essen vertragen.
"Hast du noch Hunger?", fragte auch schon Zak darauf.
Doch Shar wagte nichts zu sagen, niemals hatte ihn jemand gefragt ob er irgendetwas wollte, außer Sorn, der allerdings weit entfernt von ihm war. Der junge Halbdrow war immer nur derjenige, der zu gehorchen hatte und so verharrte er regungslos und starrte weiter nach unten.
Als Zaknafein keine Antwort bekam, fragte er nochmals ruhig, "Hast du noch Hunger?"
Er wartete ab, aber erneut kam keine Reaktion. Wieder seufzte der Waffenmeister auf, doch ihm kam eine Idee.
"Sklave, du bleibst hier, von mir aus setze dich in die Ecke, ich bin gleich wieder zurück", sagte Zak, drehte sich augenblicklich zu der Tür und ging davon.
Hinter sich schloss er sorgfältig ab, damit der Junge nicht im Haus herum laufen konnte und machte sich auf den Weg in die Küche. Sein Plan beinhaltete, wenn der Junge etwas zu sich genommen hätte wäre er wohl kompromissbereiter als jetzt und höchst wahrscheinlich bestechlich und er konnte für diesen Abend dann endlich seine Neugier befriedigen, bevor er sich von dem anstrengenden Tag ausruhte.
Verwirrt blieb Shar zurück und erst als er das Schloss schließen hörte, wagte er es seinen Blick zu heben. Der Fremde war merkwürdig, ging es dem Jungen durch den Kopf. Neugierig wanderte sein Blick in dem Raum umher und sein Blick fiel sofort auf die Schwerter, die in dem Schwertständer hingen. Einmal hatte er versucht eine dieser Waffen gegen Dantrag zu erheben und war kläglich gescheitert, schlimmer noch, er war dafür sogar hart bestraft worden. Die Schwerter waren einfach zu schwer für seinen zierlichen Körper. Doch er sah dort auch die Armschienen der Rüstung hängen, wo sich mehrere kleine scharfe Messer abzeichneten. Ängstlich fragte sich der Junge, ob er tatsächlich einen Fluchtversuch wagen sollte. Noch nie in seinem Leben waren Waffen so nah bei ihm und er alleine mit ihnen. Mit diesen könnte er fliehen. Entkommen von dem Fremden und freikommen. So stand Shar auf und ging langsam zu der Rüstung hinüber und schaute sie sich genauer an. Obwohl er in Dingen wie Waffen, Kettenhemden und allem anderen was Kampf und Kriegskunst anging, nicht bewandert war, viel ihm auf, dass diese Rüstung edler wirkte, als die von Dantrag. Sie passte zu dem Dunkelelfen, der mehr Muskel besaß, als Dantrag, Yazston und selbst sein Vater. Er wirkte durchtrainiert und wie ein wahrhafter Krieger aus Shars Träumen aus früheren Tagen. Des Weiteren erinnerte er sich an Handir, wie dieser auf dem Anwesen von Nhaundar sich beim Kampf verhielt. Einst hatte Shar geträumt ein Elfenkrieger wie Handir zu werden und hier hangen vor seinen Augen die Dinge, die dafür nötig waren. Neugierig wanderten seinen Augen von den Schwertern, über die Rüstung und erneut zu den kleinen Messern. Während sein Blick dort haften blieb, kam ihm wieder der Gedanke, er könnte sich so eines nehmen und versuchen zu fliehen. Er würde diesen fremden Dunkelelf damit drohen können und dann musste dieser ihm die Tür öffnen und er wäre frei. Vorsichtig zog er eines der Messer aus der Armspange und betrachtete es. Es sah sehr scharf aus und war federleicht. Eilig versteckte er es hinter seinem Rücken und setzte sich auf einen der Stühle und legte sich einen Plan zurecht. Einige Minuten später hörte er wie die Tür aufgeschlossen wurde und der Fremde mit zwei Schüsseln wieder zurückkehrte. Shars Herz schlug nun bis zum Hals und der Griff um das Messer verstärkte sich. Er dachte erneut an Handir und wie dieser immer mit dem Schwert umging und versuchte dieses Bild festzuhalten.
Zaknafein betrat sein Zimmer, schloss erneut die Tür und verriegelte sie wieder. Jedoch in den Augenwinkeln konnte er erkennen, dass der Junge zum einen auf dem Stuhl platz genommen hatte und gleichzeitig etwas hinter seinem Rücken versteckte. Er fragte sich, welche Dummheit nun auf ihn zukommen würde und rechnete vorerst einmal mit allem. So ging er hinüber zu dem Tisch, um das Essen darauf abzustellen und beäugte dabei den Sklaven mit seinen rot glühenden Augen.
Shar lächelte sanft und stand auf, drückte sich an den Fremden und versuchte schnell ihm das Messer an die Kehle zu drücken. Dies gelang ihm sogar, doch und der Drow wehrte sich nicht und starrte ihn lediglich an.
"Gib mir den Schlüssel", flüsterte Shar und konnte die Angst nicht aus seiner Stimme verbannen, denn sie begann zu zittern.
Wenn das Messer nicht an seiner Kehle gelegen hätte, dann hätte Zaknafein gelacht, doch die Situation war auch so amüsant genug für ihn, denn er wusste, dass das Wurfesser nur auf einer Seite scharf war und Shar es genau verkehrt herum, mit der stumpfen Seite an seine Kehle hielt. Doch er beschloss dem Jungen eine Lektion zu erteilen. Langsam zog er den Schlüssel aus der Tasche und hielt ihn hoch. Schnell grabschte Shar danach. Doch dann machte der Waffenmeister eine schnelle Bewegung und schlug dem Jungen das Messer beiseite, nur um sich dann den Arm zu greifen, sich um den Jungen herum zu winden, das Messer nebenbei vom Boden zu fischen und es an dessen Hals zu halten, diesmal mit der scharfen Seite an der richtigen Stelle.
Shar war wie gefroren, niemals hätte er gedacht, dass jemand so schnell sein konnte, denn er hatte die Bewegungen des andern nur schemenhaft wahrgenommen. Ängstlich lag er nun in den Armen des Fremden und spürte dessen muskulösen Körper in seinem Rücken.
"Nächstes Mal, mein Junge, nimm’ einen richtigen Dolch. Das hier sind nur Wurfmesser", sagte Zaknafein eiskalt und warf das Messer blitzschnell vor, so dass es sich in die Tür bohrte und dort vibrierend stecken blieb.
Shar starrte mit aufgerissen Augen auf die Tür und nahm die Schwingungen der Waffe in sich auf. Sein Herz raste wie wild und er verfluchte sich selber für seine Dummheit. Wie konnte ihm so ein Fehler nur unterlaufen, er hätte vorher besser nachdenken sollen. Aber immerhin war es das erste Mal in seinem Leben, das er solch eine Waffe in der Hand hielt und dabei an eine Flucht dachte. Nun wartete er auf die Schläge und Schmerzen, die auf seinen Fluchtversuch kommen würden und blieb still und ruhig. Währenddessen spürte er, dass der Drow hinter ihm zuerst seinen Arm los ließ und sich dann komplett löste. Shar kniff die Augen zu und wartete weiter und erwartete entweder den ersten Peitschenhieb oder Schläge auf seinen Kopf, doch nichts geschah. Es war in diesem Moment totenstill im Zimmer und er vernahm nur seinen eigenen Atem, der laut aus seinen Lungen entwich.
Zaknafein starrte einen Moment nachdenklich auf den Rücken des Jungen und fragte sich, ob er ihn für diese Dummheit bestrafen sollte, doch er erinnerte sich an dessen verstörtes Verhalten und verwarf diesen Gedanken gleich wieder. Der Halbdrow hatte sicherlich schon genug mitgemacht für einen Tag und Zaknafein war es leid, um sich jetzt noch darüber aufzuregen. Erschöpft ging er zum Bett und ließ sich darauf fallen. Es reichte ihm für heute. Neugierig beobachtete er den Halbdrow und da dieser sich nicht bewegte sprach er ihn gelassen an.
"Willst du nichts essen? Ich habe dir mehr als genug mitgebracht. Iss solange es noch warm ist", sagte Zaknafein trocken und wartete ab.
Verwirrt hörte Shar die Worte und wusste nicht was er denken sollte. Er wurde für sein Vergehen nicht bestraft, noch wollte der Dunkelelf andere Dienste von ihm. Er erwähnte nicht einmal mehr den Vorfall. Dafür standen zwei Schüsseln auf dem Tisch und der Duft des Essens stieg erneut in die Nase des jungen Halbdrow. Einen Moment überlegte Shar noch, was er machen sollte, aber letztendlich siegte sein Magen über die Angst einer Bestrafung und er griff sich die erste Schüssel. Kaum, dass er sie in der Hand hielt, kniete er sich auf den Boden und verschlang den Inhalt so schnell, dass er sich beinahe verschluckt hätte. Danach folgte die zweite Portion und langsam kehrte etwas mehr Leben in seinen Körper und er fühlte sich plötzlich stärker als zuvor. Erst als er alles aufgegessen hatte, da fielen ihm mit einem Mal die gemeinen Tricks von Nhaundar wieder ein. Der Sklavenhändler hatte Shars Essen gelegentlich vergiften lassen und so Shar mit Aphrodisiakum dazu gebracht sich lüstern zu windenden, sich vor ihm zu erniedrigen und zu betteln genommen zu werden. Ängstlich wandte er seinen Blick dem Drow auf dem Bett zu, der ihn gelassen beobachtete. Der Verdacht verstärkte sich zusehends, dass in dem Essen wohl etwas gewesen sein könnte. Langsam erhob sich der junge Halbdrow und ging zu dem Fremden hinüber. Dort setzte er sich ans Fußende und wartete, wann die Wirkung des Gifts wohl kommen würde. Er hatte nicht vor lange zu betteln, sollte der Fremde doch mit ihm machen was er wollte. Wahrscheinlich die beste Bestrafung für den Versuch einen Dunkelelfen mit einem Messer zu bedrohen. Der schlechteste Einfall, den der Junge haben konnte, scholl er sich dabei selbst. Shar wusste, dass er sowieso keine Möglichkeit hatte den starken Krieger daran zu hindern.
Als nach einer langen Zeit keine Wirkung einsetzte, war der Halbdrow erneut verwirrt. Bei ihm Zuhause passierte alles innerhalb von Minuten, doch er kniete hier am Fußende des Bettes und konnte nichts spüren. Seinen Blick hielt er jedoch auf dem Boden gesenkt. Lange musste er nicht mehr grübeln, da hörte er ihn sagen.
"Ich will jetzt schlafen, vielleicht tust du es besser auch."
Und kaum dass er die Worte vernommen hatte, flog eine Decke auf ihn zu und landete ungeschickt auf seinem Kopf. Verdutzt zog Shar die Decke herunter und sah den Fremden an. Er bemerkte, dass der Dunkelelf sich hingelegt hatte und unter dem Kopfkissen schimmerte etwas Silbernes hervor. Der junge Halbdrow nahm an, dass dies als Warnung für ihn gedacht war keinen Unsinn in der Nacht zu machen. Sein Glück nicht weiter herausfordernd, zog er sich schnell in die Ecke des Raums zurück, wickelte sich in die Decke ein und versuchte es sich so gut es ging auf dem Boden bequem zu machen. Der Schlaf kam überraschend schnell und Shar glitt in einen traumlosen Schlaf.
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