Useless Pride
folder
German › Originals
Rating:
Adult ++
Chapters:
41
Views:
8,493
Reviews:
95
Recommended:
0
Currently Reading:
0
Category:
German › Originals
Rating:
Adult ++
Chapters:
41
Views:
8,493
Reviews:
95
Recommended:
0
Currently Reading:
0
Disclaimer:
This is a work of fiction. Any resemblance of characters to actual persons, living or dead, is purely coincidental. The Author holds exclusive rights to this work. Unauthorized duplication is prohibited.
Das Chaos ist der Feind jeder Planung - Teil 1
Vielen Dank wie immer an die Reviewer und die Leute, die mir Bewertungen gegeben haben.
Und da hätten wir auch schon das nächste Kapitel - und das hat es in sich. Viel Spaß wünsche ich euch damit:
Das Chaos ist der Feind jeder Planung
Mit einem leisen Zischen fuhr der Stab durch die Luft bis der Arm, der ihn geschwungen hatte, wieder auf dem Bauch lag, nur eine kurze, fast nicht-existente Rast lang. Sofort ging es weiter auf dem Weg, der eine liegende Acht beschrieb. Hoch, bis der Stock waagrecht über der Erde schwebte, nur um dann mit immer größer werdender Geschwindigkeit wieder von oben schräg hinunter sausen zu lassen und die Luft dabei förmlich zu zerteilen.
Caym liebte diese einfachen Übungen zum Aufwärmen, die ihm aber auch gleichzeitig halfen einen Rhythmus und Takt für den Schwertkampf zu finden. Doch im Moment benutzte er die monotonen Bewegungen, um sich von der Situation, in der er gerade war, abzulenken. Tagelang waren sie durch die Gegend geritten, gefolgt von einem immer größer werdenden Heer. Mehr und mehr Dämonen waren es mit jeder Rast geworden. Auf dem Pferd hatte Caym vor Astaroth sitzen müssen und stundelang, tagelang hatte er die Wärme seines Dämons hinter sich gespürt, gespürt, wie dieser auf seine Gegenwart reagiert hatte. Jede Nacht kam das übliche Spielchen, in dem er sich nach der zermürbenden Tagesbeschäftigung nur zu gerne ablenken hatte lassen. Ein leichtes Rot färbte seine Wangen sanft in der Farbe des Blutes und er wechselte schnell die Richtung, in der die Acht beschrieben wurde. Falscher Gedanke, wohl zu viel eintönige Übung ohne Abwechslung.
Doch am Ende war der Ritt nach drei Tagen – so schätzte er zumindest - vorbeigegangen und der ganze Tross hatte sich in einem Lager versammelt, das eilig aus dem Boden gestampft wurde. Ein Hügel auf der einen Seite der Basis wurde schnell mit einem Wachposten versehen, von dem aus man die Umgebung gut überblicken konnte. Er hatte den Verdacht, dass das Lager aus gerade dem Grund hier errichtet worden war. Wenn sie hier wirklich in den Krieg mit einem der größten Feinde Astaroths zogen, machte das durchaus Sinn. Vorsicht war schließlich besser als Nachsicht, besonders im Krieg. So viel hatte er bei seinen Lehrstunden zu Hause noch mitbekommen, die er als zukünftiger Graf über sich ergehen hatte lassen müssen.
Doch kaum hier angekommen, wurde er ständig von Furcht erregenden Dämonen in dunkelroter Rüstung und Masken, die wie Fratzen aussahen, bewacht. Jedes Mal, wenn er versuchte das Zelt zu verlassen, folgte ihm ein Tross dieser Bewacher und zog so die Blicke aller anderen auf ihn, den Menschen. Der merkwürdige Umhang den Astaroth ihm gegeben hatte, und der wohl seine Geruch überdeckte - wenn das was sein Dämon ihm erzählt hatte stimmte - half so nichts. Allein die Gesellschaft der merkwürdigen Bewacher wies ihn wohl als das aus, was er war und als etwas, das Astaroth nicht hergeben wollte. Er war etwas, was man nicht anfassen durfte. Zweimal hatte er es geschafft sich alleine aus dem Zelt zu schleichen, um sich in Ruhe umzuschauen, und ein paar Schritte durch das riesige Lager zu gehen, aber jedes mal war nach nur recht kurzer Zeit sein Dämon wie von Geisterhand aufgetaucht, hatte ihn recht unsanft über die Schulter geworfen und zum Zelt getragen. Danach hatte er es aufgegeben sich im Lager umsehen zu wollen, denn wirklich amüsant war es nicht wie ein Unikum angestarrt zu werden. Am Ende wusste wohl jeder Dämon, dass der Umhang zum Menschen gehörte. Jede Tarnung war so unmöglich geworden und seine Lust auf Ausflüge hatte einen Nullpunkt erreicht.
Kurz stach er mit dem Stab in der Luft waagrecht nach vorne, bevor er die kreisende Bewegung wieder aufnahm.
Schlussendlich war er so wieder zu einem Leben in Astaroths Gemächern verdammt. Also war alles fast wie immer, nur das sie jetzt auf freiem Feld waren und alle angespannt durch das Lager liefen. Zumindest wenn nicht gerade die andere häufige Beschäftigung am Plan stand, konnte er ein wenig mit seinem Dämon reden. Wie immer lief ihm bei dem Gedanken ein kleiner wohliger Schauer den Rücken hinab. Wie passend…
Für ein wenig Abwechslung sorgte nur Navi, der sich hin und wieder ins Zelt schlich, weil ihm offensichtlich sehr langweilig war. Navi starrte ihn aber immer sehr merkwürdig an, antwortete ihm oft ausweichend und verschwand schnell wieder, bevor Astaroth zurückkam.
Und immer noch war er keinen einzigen Schritt weitergekommen bei der Beantwortung der Frage, wie er wieder nach Hause kam. Das einzige was er wusste war, dass Menschen sich vor vielen tauschenden von Jahren wegen eines Vorfalls bei den Dämonen so unbeliebt gemacht hatten. Viele Dämonen starben damals, nach einem Verrat der Menschen und einer versuchten Invasion der Engel. Mehr hatte er aus Navi nicht herausbekommen können, der sich wohl nie wirklich für Geschichte interessiert hatte und nur rudimentäre Kenntnisse besaß.
Wieder sauste der Stock hinunter, obwohl er langsam spürte, wie sein Handgelenk ermüdete. Es war angenehm sich einmal so zu verausgaben und nicht wegen einer anderen Tätigkeit.
„Willst Du schauen, wie lange es braucht, bis dein Handgelenk bricht?“, durchbrach eine ihm nicht ganz unbekannte Stimme die Stille. Erschreckt drehte er sich um, vergas fast seine Bewegung und spürte ein kurzes Stechen in der Schulter, als der Stock etwas zu lang im Schwung geblieben war und er sich leicht überanstrengt hatte.
„Wa…Wa…Was machst Du hier? Was soll das? Raus hier!“, stotterte Caym halb, mit weit aufgerissenen Augen, seine Waffe von sich gestreckt. Nur ein paar Momente später hatte er sich wieder gefangen. Nachdem Navi hier schon öfter aufgetaucht war, war er schon gut auf ihn vorbereitet. Im Hintergrund hörte er Aki knurren, der schon angetapst kam. Wie immer war der nicht mehr ganz so kleine Wolf schnell zur Stelle und fast noch anhänglicher als Astaroth.
„Und nein, ich bin kein dummer Mensch. Ich habe einfach etwas geübt. Aber wozu erzähle ich dir das überhaupt?“, fuhr Caym den Eindringling halb an und beantwortete so Navis noch halb im Raum schwebende Frage.
Als der Dämon ein paar Schritte näher kam, drückte die Hand um den Stock noch fester zu, während der kleine Wolf immer lauter knurrte und sein buschiger, halb aufgeplusterte Schwanz wild hin und her fegte.
„Aus, Askavi. Sitz.“, murmelte er dem nicht mehr ganz so kleinen Fellknäuel zu, nachdem er gesehen hatte, wie der Eindringling Aki anstarrte. Gleichzeit ging er noch einen kleinen Schritt nach hinten, nur um sich danach scheinbar auf dem Stock abzustützen.
Schnell erschien ein Stirnrunzeln auf dem Gesicht des Dämons, der plötzlich anhielt und anfing zu sprechen: „Keine Angst. Ich komme dir sicher nicht noch einmal zu nahe.“, dabei rieb er sich gedankenverloren den Hals, bevor er zugab: „Das eine mal hat mir gereicht. Ich wollte nur noch einen weiteren kurzen Blick auf den berühmt-berüchtigten Menschen, Astaroths Schoßtier, seinen liebsten Besitz, werfen. Ich werde noch immer nicht aus dir schlau…“
Caym knirschte fast hörbar mit den Zähnen bei diesem Ausdruck. Wunderbar, inzwischen war er schon zu einem Schoßtier in den Augen der Dämonen geworden.
„Hast du noch etwas anderes vor, als mich zu beleidigen?“, schnaufte er, während er mit den Augen rollte und die Decke immer wieder anstarrte.
Ein leises Lachen war die erste Antwort, die zweite folgte gleich darauf: „Lass mich überlegen. Hm. Nein?“ Jetzt war das Lachen herzhaft und laut. „Im Ernst: Lernt ihr Menschen denn nicht, wie man ein Schwert richtig führt, oder bist Du unbegabt? Vielleicht solltest du Astaroth fragen – ich denke er wird dir viele Wünsche erfüllen.“, dabei zwinkerte der Dämon mit den Augen, während er noch immer grinste.
„Wenn dir langweilig ist, dann kannst du dich auch in eine Grube mit Wölfen werfen oder von irgendjemandem vierteilen lassen.“, antwortete Caym daraufhin nur genervt. Jedes Mal war es dasselbe. Wenn das, was Astaroth mit Worten machte, reizen war, dann war das, was Navi machte, ihn zur Weißglut zu treiben.
Sein einziger Lohn war eine kurze Stille, die sofort wieder von dem Lachen unterbrochen wurde: „Lustig. Wirklich. Ich weiß, warum ich immer wieder hierher komme. Kampf macht in einem Krieg nur einen Bruchteil der Zeit aus – und der Rest ist Langeweile. Ich kann mir schon vorstellen, wieso Astaroth dich mitgenommen hat. Ein kleines Maskottchen…“
„MASKOTTCHEN? Masko…Das geht dich alles nichts an. Gar nichts…Du…Du…Wieso rede ich überhaupt mit dir?“, bei den Worten schwang er seinen Stock einmal hin und her.
„Weil ich der einzige außer Astaroth bin, der mit dir redet vielleicht? Du bist ein Mensch, ein niederes Wesen. Ein geborener Verräter. Ich weiß noch immer nicht, was dich so besonders machen soll. Astaroth hat wirklich einen eigenartigen Geschmack. Nüchtern betrachtet bist Du weder besonders schön, noch besonders stark und kannst nicht einmal mit einem Stock richtig umgehen. Wo liegen nur deine Qualitäten? Im Bett? Oder hat Astaroth ein Problem?“, während dieses ganzen Wortschwalls musterte ihn Navi und Caym sah, wie dieser sich bemühen musste, nicht zu lachen.
Das war jetzt wirklich zu viel. Mit einem Satz sprang er nach vorne, schwang seinen Stock mit voller Wucht – und stolperte fast, nachdem er sein Ziel verfehlt hatte. Dort wo noch vor einem Moment sein Gegenüber gestanden hatte, war nichts mehr, nur noch Luft. Verwirrt blickte er sich schnell um, um Navi von einer starken Hand an eine Zeltstange gedrückt zu sehen.
„Äh…äh…“, stotterte Caym nur sinnlos, während er mit seiner freien Hand in die Richtung des Geschehens zeigte. Astaroth stand halb knurrend vor dem nicht mehr fröhlich aussehenden Dämon und drückte an der Kehle fest zu.
„Wie war das? Willst du das vielleicht alles noch einmal wiederholen?“, hörte er den Dämonenfürsten nur eiskalt fragen.
„N…Nein. Das war alles nur ein Scherz.“, flüsterte der etwas atemlose Navi halb verzweifelt, während Caym noch immer völlig verwirrt die Szene betrachtete.
Doch so schnell endete das ganze wohl nicht.
„Ich überlege gerade, wie ich dich hinrichten lassen soll. Eigentlich hast du mir einen guten Dienst erwiesen, aber Du bist jetzt gerade in MEINE Gemächer stolziert, hast mich beleidigt und meinen Besitz noch dazu. Was denkst Du was wohl…“, erklärte Astaroth eiskalt, doch unterbrach ihn Caym, der noch immer halb verwirrt an dessen Mantel zupfte – wie immer, wenn er seine Aufmerksamkeit wollte, ohne als Folge zu viel Zuneigung zu bekommen.
„Ähm…also, ich glaube er hat wirklich nur gescherzt. Er war ja schon öfter hier…“, fing er an, doch unterbrach sich selbst, als er die bohrenden Augen seines Dämons auf sich spürte. Vielleicht war das doch keine so gute Idee gewesen. Als er ein paar Schritte nach hinten gehen wollte, wurde er von einer Hand davon abgehalten, die seinen Arm ergriffen hatte.
„Um dich kümmere ich mich gleich.“, flüsterte ihm Astaroth jetzt zu, bevor er sich wieder zu seinem Gefangenen umwandte: „Wenn ich dich noch einmal in meinem Zelt sehen, bist Du tot. Und nichts wird dich davor retten. Wenn Du von mir noch einmal nur als ‚Astaroth’ sprichst, bist du tot. Wenn Du noch einmal andeutest, dass ich ein ‚Problem’ hätte, bist Du tot. Und wenn du meinen Menschen noch einmal als minderwertig oder ähnliches bezeichnest, bist Du tot.“ Die Hand lockerte sich und Caym hörte den knapp dem Tode entronnenen erleichtert aufatmen und schon die ersten Schritte zum Ausgang gehen, doch ein paar Worte folgten noch: „Im übrigen wirst du bei der nächsten Schlacht in der ersten Reihe stehen und an vorderster Front kämpfen – Du dachtest hoffentlich nicht, dass Du für das unerlaubte Betreten meiner Gemächer und dem mangelnden Respekt vor deinem Fürsten ohne Strafe davon kommst?“
„Aber…Ähm…Sicher nicht Fürst Astaroth. Ich bin auf dem Weg.“, erwiderte der erblasste Navi mit einem Seufzen in der Stimme, bevor er sich verbeugte und fast aus dem Zelt rannte.
Als die „Gemächer“ wieder leer war, fiel Astaroths harter Blick ohne Ablenkung wieder auf Caym. Er starrte von einer Seite zur anderen, auf die Decke, nur nicht in die Augen des Dämons vor ihm. Vielleicht half ignorieren ja…
…oder auch nicht. Momente später fand er sich in einer Umarmung wieder, gefangen von den übermenschlich starken Armen, die er schon zu gut kannte.
„Und jetzt zu dir, mein Kleiner.“, hörte er die tiefe Stimme viel zu nah an seinem Ohr und spürte, wie er immer stärker an den anderen Körper gepresst wurde. Die Wärme war deutlich, der Atem strich fast sanft über seine Haare, während er versuchte sich angestrengt auf irgendetwas anderes zu konzentrieren, um nicht die falschen Gedanken zu bekommen. Vielleicht die schöne Zeltwand in der schwarz-roten Farbe?
Doch seine Bemühungen wurden schnell zunichte gemacht. Eine Hand fand den Weg unter sein Hemd und strich langsam über seinen Bauch, während der Dämon in sein Ohr flüsterte: „Es war öfter Besuch hier, ohne meine Erlaubnis, ohne meine Anwesenheit? Und du hast mir kein Wort davon gesagt? Dafür werde ich dich bestrafen müssen mein Kleiner. Lass mich kurz überlegen, was ich alles mitgenommen habe…wobei dir das alles zu gut gefällt, als das es unter Strafe fallen könnte…“ Caym lief rot an, verdrehte seine Augen und versuchte sich auf das Gefühl der Wut zu konzentrieren, das gerade in ihm aufstieg. Wieso hatte er gerade das alles schon fast erwartet?
„Ich…ich bin dir keine Auskunft schuldig. Außerdem…also…wozu hast du diese komischen Wachen denn hier vor der Tür? Ich bin…aber Du…argh…Du weißt was ich meine.“, stolperte Caym über seine Gedanken, die immer wieder die falsche Richtung einschlugen und versuchte sie immer wieder in die richtige zu lenken. Astaroth meinte mit Bestrafung sicher wieder etwas, wie beim letzten Mal und vorletzten Mal und dem Mal davor. Irgendwie fand er sich dann immer am Ende in Situationen, in denen er am Schluss dem Dämon nicht böse sein konnte. Wie er es hasste.
Ein lautes Lachen war wie immer die Folge. War er so witzig aus der Sicht der wenigen Dämonen, die ihn nicht töten wollten?
„Mein Kleiner, Du solltest inzwischen wissen was Du und ich sind, nicht wahr?“, dabei wanderte Astaroths Hand immer weiter nach unten.
Mit einem wütenden Schnauben hob Caym sein Bein und rammte es, so stark er konnte, auf den Fuß seines Dämons. Da seine Hände noch immer in der Umarmung gefangen waren, konnte er damit nichts machen und der Stock wäre dann doch etwas zu viel des Guten gewesen.
„DU…da…was? Dämon und Mensch…und damit Ende.“, fauchte Caym noch gleich danach, nur um schon wieder das laute Gelächter zu hören, das er so gut kannte.
„Au?“, hörte er seinen Dämon halb spöttisch fragen. „Sollte das etwas schmerzhaft sein? Und zu der Frage was wir sind…“, fing Astaroth an, nur um dann Cayms Kinn zu ergreifen und seinen Kopf zur Seite zu drehen. Die geschlitzten Augen in dem halb amüsierten und viel zu nahen Gesicht starrten ihn kurz an, bevor er die Lippen seines Partners schon auf den seinen spürte und seine Augen gleich schloss. Fast schon automatisch öffnete er seinen Mund, als er die warme Zunge über seine zarte Haut dort streicheln spürte. So feucht und warm, das es ihm einen sanften Schauer über den Rücken jagte. Das Kribbeln wanderte mit dem viel zu forschen Muskel immer weiter, überall dorthin, wo er berührt wurde. Seine Zunge traute sich erst zaghaft aus ihrer Höhle, nur um bei der ersten Berührung sanft über die andere zu streicheln und sich von ihr zu einem Spiel herausfordern zu lassen. Cayms Blut schoss fast durch seinen gesamten Körper, sein Herz pochte schneller, ließ ihn seine Lippen viel zu stark spüren und brachte den roten Saft an die falschen – richtigen – Orte.
Astaroth kratzte einmal mit seinen scharfen Zähnen über die zarte Haut, so dass Caym leise stöhnen musste. Wieso nur reagierte er immer so stark darauf?
Doch so plötzlich wie alles angefangen hatte, endete der Kuss auch wieder, obwohl sein Partner aussah, als ob er deutlich mehr wollte und er auch die Anzeichen dafür an einer anderen Stelle spürte – an seinem Rücken.
„Wa...Was…?“ Halb atemlos murmelte Caym verwirrt eine Frage, bevor er einen Kniff in seinen Allerwertesten spürte und „Au“, schrie.
„Was soll das jetzt wieder? Und nein…was…Du…natürlich sollte es dir wehtun…irgendwie…vielleicht.“, keifte er wütend, während er während dem Reden einen Gedanken nach dem anderen verwarf. „Na ja, und da Du mich sowieso bestrafen willst – JETZT hast du einen Grund dafür. Ich lasse mich doch nicht für das andere bestrafen.“, murmelte er noch kaum hörbar hinterher.
„Hahahaha. Ehrlich gesagt würde ich jetzt gerne noch ein wenig länger bleiben und sofort einen Teil der ‚Strafe’ vollziehen, die Du ja so unbedingt haben willst. Und ja, ich weiß…Du willst nicht, Du magst es alles gar nicht – zumindest willst du es nie zugeben, aber dein Körper verrät dich jedes Mal. Und Du gehörst mir, mein Kleiner, und ich kenne dich langsam.“ Astaroth strich bei den Worten über Cayms Wangen und lächelte. Wieso war dieser Dämon nur immer so gut gelaunt in seiner Nähe? Gut, er wusste wieso…
„Und jetzt muss ich zum Kampf. Wir sehen uns wieder.“, sagte sein Dämon halb belustigt, während er ihn los lies und ihm einen Klaps auf seine Pobacke gab, bevor er sich umdrehte und ging.
„Halt…Du…ich…komm jar zurück. Ich habe ältere Rechte an dir…äh…dich zu…mich noch an dir zu rächen.“, rief Caym ihm halb rot hinterher. Besser Astaroth als ein anderer Dämon. Schlimmer ging es bei weitem wirklich immer.
Mit einem ungewöhnlichen ernsten Gesichtsausdruck schaute ihn sein Zimmergenosse noch einmal an, bevor sich die Lippen zu einem wirklich zufriedenen Lächeln verzogen, dass die scharfen weißen Zähne offenbarte, ohne dass man eine neckende Absicht darin erkennen konnte.
„Wenn das so ist…Ich muss dich ja noch bestrafen. Keine Angst. Ich werde nicht zulassen, dass ein anderer dich bekommt. Niemals. Und meinen Glücksbringer für die Schlacht habe ich mir ja schon abgeholt. Also…“, mit den Worten drehte er sich um und ging endgültig aus dem Zelt, nur um Caym über sich selbst rätselnd dort zurückzulassen…
Doch das Rätsel löste sich nicht. Er war in nicht vorhandenen Gedanken gefangen, sein Kopf war leer und noch immer starrte er auf den Eingang, aus dem vor ein paar Minuten sein Dämon verschwunden war und fragte sich, wieso er so merkwürdig gewesen war.
Aus dieser merkwürdigen Stimmung riss ihn ein Stups an seinem Bein, etwas, das seine Aufmerksamkeit haben wollte. Mit einem Seufzer riss er sich aus seiner halben Starre und schaute herunter, nur um das zu sehen, was er fast erwartet hatte. Die großen schwarzen Augen seines Akis starrten ihn an und der Wolf fing sofort lautstark an zu zwitschern, als er den Blick auf sich bemerkte.
„Das meinst Du jetzt nicht ernst, oder? Du frisst wie ein Drescher und hast noch dazu gerade erst was bekommen. Nein, du brauchst mich jetzt nicht so anstarren, du kannst noch etwas warten.“, belehrte er Askavi, der aber irgendwie alles getrost ignorierte und noch lauter zu Zwitschern anfing und dabei immer wieder ans Bein stupste. Immer lauter wurde der Lärm im Zelt.
„Du bist wirklich eher ein Vogel…Ja…ich…Moment. Meinetwegen…ich suche ja schon.“, erklärte er dem Wolf schnell und schaute sich im Zimmer um – und fand auch gleich auf einer Kommode die schon fast riesige Flasche, die scheinbar mit Aki mit gewachsen war. Es war ein dummer Vergleich, weil er wusste, dass sie nur ausgetauscht wurde, aber der Wolf war in so kurzer Zeit unglaublich viel größer geworden und war inzwischen schon so groß wie ein kleiner erwachsener Hund. Als er den ersten Fuß in Richtung Flasche setzte, verstummte der Wolf, trabte fast fröhlich hinter ihm her und ließ seinen Schwanz aufgeregt von Seite zu Seite schwingen. Caym musste bei dem Anblick schmunzeln. Dieser halbe Vogel von einem Wolf verstand mehr, als man ihm zutraute, und brachte ihn viel zu oft dazu, nachzugeben.
Beim Tisch angekommen entdeckte er, dass dort nicht nur die Flasche, sondern auch noch ein Buch lag. Darüber war ein Zettel gelegt, auf dem in der schön geschwungenen Schrift von Astaroth nur ein kurzes: „Viel Spaß beim Lesen“, stand. Caym verdrehte die Augen, zerknüllte den Zettel und warf ihn hinter sich, nahm dann aber doch das Buch und die Flasche und ließ sich auf das Fell vor der Bettstatt fast fallen. Lieber hier auf dem warmen Boden als das Bett, das Astaroth nur wieder auf die üblichen Gedanken bringen würde – oder zumindest schneller.
Die Position seiner Wahl war diesmal ein Schneidersitz, und noch bevor er sich lange einrichten konnte, saß Aki auch schon auf seinem Schoß.
Er starrte den Wolf an und fragte: „Was soll das? Runter da…habe ich dir das erlaubt?“, doch als Antwort blinzelten die schwarzen Augen nur kurz, während die Schnauze sich in Richtung Flasche bewegte. Fast automatisch ließ Caym sie daraufhin herunter und stützte sie auf seinem Bein ab, während der Wolf langsam mit geschlossenen Augen genüsslich daran nuckelte.
Irgendwie schaffte er es anscheinend nicht sein Tier zu erziehen, es war eher umgekehrt. Aber wenn sein Wölfchen schon so gemütlich auf ihm saß, konnte er ihn genauso gut als Stütze verwenden. Schnell war das Buch mitten auf Askavis Rücken ausgebreitet und er fing an, die merkwürdige Lektüre zu lesen – nicht weil Astaroth es wollte, sondern nur weil er einfach nichts anderes zu tun hatte.
Gerade, als er einen Faden in dem Buch zu finden glaubte, dass einen merkwürdigen Krieg zwischen zwei Dämonenfürsten behandelte, wurde er durch ein klapperndes Geräusch aus seiner Lektüre gerissen. War Astaroth schon wieder da? Sich an die Strafe erinnernd, blieb er demonstrativ sitzen. Doch dann sprang Aki von seinem Schoß und das Buch fiel mit einem dumpfen Laut auf den Boden.
„Fürst?“, flüstere eine leise weibliche Stimme in die Fast-Stille hinein.
Caym schreckte hoch. Das war eindeutig nicht Astaroth. Er ließ die Flasche auf den Boden fallen, sprang auf und drehte sich mit einem Ruck um.
Vor ihm im Eingang stand eine wirklich beeindruckend schöne Dämonin mit güldener Haut und goldenen Haaren, schwarzen Augen und einem perfekten Bau. Und trotz alledem war er enttäuscht, dass nicht Astaroth im Eingang stand, nichts regte sich bei ihm.
Noch während er seufzte, starrte sie ihn verwundert an, der Blick wanderte über seinen ganzen Körper, bis er bei seinem Kopf hängen blieb und plötzlich Erkenntnis in ihren Augen aufflackerte.
„Wo ist der Fürst? Wo ist Fürst Astaroth?“, wiederholte sie die Frage noch einmal und klang dabei noch gehetzter als schon vorher.
„Ist das hier ein Besucherraum?“, murmelte Caym leicht genervt, auch weil er sich ärgerte, dass er eigentlich Astaroth hatte sehen wollen. „Und wer bist du…überhaupt? Und wozu?“, setzte er jetzt lauter fort und starrte zurück. Askavi beäugte die Besucherin zwar kritisch und fletschte mehrmals seine Zähne, knurrte aber nicht. Also war es wohl im Moment noch sicher und sie keine Gefahr.
Sie schüttelte kurz ihren Kopf, bevor sie sprach: „Shani. Und ich suche den Fürsten. Es ist wichtig. Also bitte sag mir wo er ist. Ich weiß, dass du sein Scho…sein Mensch bist.“ Die ganze Zeit über knackste sie mit ihren Fingern, spreizte sie und schloss sie dann plötzlich wieder. „Ich habe keine Zeit für lange Erklärungen, also bitte…“, fügte sie noch hinzu und schaute fast verzweifelt.
„Astaroth kommt sicher bald wieder…ich bin mir ganz sicher. Du könntest draußen auf ihn warten.“, schlug Caym vor, während er sich wunderte, warum die Dämonin seinen Dämon so dringend sprechen wollte. Astaroth würde doch nichts angestellt haben, nichts mit dieser Dämonin…
Ein verzweifelter Aufschrei unterbrach diesen Gedankengang: „WAS? Er ist schon weg? Auf das Schlachtfeld? Oh nein…alles zu spät. Er wird nie wieder zurückkommen, die Falle…die Engel…“
„Ja…Schlachtfeld. Was? Was…?“ Caym starrte sie fragend an. Allein die Erwähnung von Engeln jagte ihm einen Schauer nach dem anderen über den Rücken, erst recht in Verbindung mit einer Falle. Nervös zuckten seine Augen von einer Seite zur anderen.
„Es ist eine Falle. Forcas hat ihm eine Falle gestellt und ist nicht dort, weil er weiß, dass die Engel kommen. Ich habe keine Zeit, vielleicht schaffe ich es noch, obwohl er mit dem Drachen weg ist.“, mit den Worten drehte sie sich um, ohne Caym noch groß weiter zu beachten, und rannte aus dem Zelt.
Astaroth in Gefahr? Sein Herz schlug schneller und seine Gedanken rasten ohne Sinn und Ziel. Aber er musste zurückkommen. An den verdammten Engeln wollte er sich vielleicht auch noch rächen, konnte es. Und Astaroth hatte ihm schon zweimal das Leben gerettet.
Schnell drehte er sich um, ergriff seinen Stock und stopfte ihn in die Schlaufe, die sein Gürtel dafür hatte, rannte gehetzt aus dem Zelt, nur um vor Hiuma stehen zu bleiben, der viel zu groß war, um aufzusteigen. Er versuchte hoch zu springen, doch erreichte sein Ziel damit nicht.
Verzweifelt flehte er das Pferd an: „Bitte, beug dich…lass mich aufsteigen…bitte.“, das ihn nur mit schief gelegtem Kopf musterte. „Bitte…bitte. Astaroth ist in Gefahr. Ich muss zu ihm. Sofort, so schnell wie möglich!“ Wieder rührte sich nichts. „Astaroth…die Engel…ich muss ihn warnen, ihn retten. Bitte, lass mich aufsteigen. Ich kann Astaroth doch nicht sterben lassen, ich brauche ihn.“ Bei diesen Worten schlug er sich die Hand vor den Mund, während alles Blut wohl aus seinem Gesicht wich. Was hatte er da gesagt?
Doch lange musste er nicht darüber nachdenken, denn der Nachtmahr beugte sich so weit hinunter, wie man es so einem großen Tier nie zugetraut hätte und nickte zustimmende mit dem Kopf, wobei die Flammen wild flackerten. Caym starrte erst ungläubig, bevor er auf den Rücken des schwarzen Pferdes sprang und gleich darauf das weiche Fell von Askavi vor sich spürte.
„Runter Aki…runter! Du bleibst zu Hause.“, belehrte er seinen Wolf und wollte sich diesmal nicht von dem Blick beeindrucken lassen, doch es war zu spät. Er spürte einen merkwürdigen Druck auf seinen Beinen und einen leichten Wind durch seine Haare streifen, während die ganze Welt langsam zu einem einzigen fließenden Gemälde wurde.
Hiuma hatte wirklich auf ihn gehört und rannte jetzt mit einer unglaublichen Geschwindigkeit zu Astaroth. Er würde sicher nicht zu spät kommen. Mit dieser Hoffnung drückte er den Wolf vor sich näher an sich…
Jeder Flügelschlag dieser immensen weißen und doch irisierenden Schwingen, brachte ihn näher an sein Ziel. Die große Menge an Soldaten war von hier oben sichtbar, selbst die des Gegners konnte man von hier oben noch schematisch als Masse erkennen. Alles war genauso, wie er es befohlen hatte: Die erste Reihe Infanterie, gepanzert und mit Schild und Speer ausgerüstet, die Schwerter auf den Rücken geschnallt wie er selber es auch trug. Die Zweite bestand aus den Schützen, die ihre tödlichen Pfeile abfeuern würden, bevor sie sich mit ihren Nahkampfwaffen in das Schlachtgetümmel warfen, und die Reihen danach bildeten wieder Kämpfer mit Nahkampfwaffen. Ganz hinten, und schon von der eigentlichen Schlacht entfernt, standen vereinzelt die Schützen, die Deserteure ihrer gerechten Strafe zuführen würden: Dem sofortigen Tod.
Jetzt fing der Drache langsam an, an Höhe zu verlieren und sich im Gleitflug dem Boden zu nähern. Immer tiefer sanken sie, bis die einzelnen Dämonen schon gut erkennbar waren, die „Landebahn“ schon zum Greifen nah war. In weiser Voraussicht hatten seine Männer einen Platz freigelassen, an dem er landen konnte und er in Position gehen würde.
Unmengen an Erde wurde aufgewirbelt und bildeten eine wirbelnde Wolke, als der Drache mit einem lauten Aufprall aufsetzte, mit den Flügeln wild in eine andere Richtung als beim Flug schlug und mit dem restlichen Schwung nach vorne rannte, bis er endlich zum Stehen kam. Mit der unfassbaren Präzision, die man im Flug so sehr vermisste, kam die Echse auf den letzten hundert Metern zum Stehen. Sie streckte den Hals nach vorne, drehte ihn ein wenig auf alle Seiten, um sich zu orientieren, bevor sich der federleichte Flaum zu harten Schuppen umbildete, die in der Luft nur stören würden. Das hier machte die Unfähigkeit der Drachen im Flug bei weitem wett. Angeblich hatte es früher auch Arten gegeben, die in der Luft an Eleganz und Geschick kaum zu überbieten gewesen waren, doch das war heute kaum noch vorstellbar.
Astaroth glitt den langen, mit einer Verdickung versehenen Schwanz des Drachen hinunter, um sich noch ein letztes Mal mit dem zuständigen General zu unterhalten. Elegant landete er mit einem dumpfen Laut auf dem Boden, der gleich zum Ort dieser Schlacht werden würde, und wandte sich einem herbeieilenden Dämon zu. Dessen blauer Helm mit zwei geschwungenen Hörnern zeichnete diesen eindeutig als General aus. Er beachtete seinen Untergegebenen nur halb, ließ seinen Blick lieber über seine Truppen schweifen und befahl dabei: „Alles ist in Stellung, wie ich sehe. Gut. Wir fahren fort wie geplant – Angriff erfolgt auf mein Zeichen. Der Nachrichtenoffizier soll in meiner Nähe bleiben.“
Der Dämon nickte nur. Mehr war auch nicht nötig, da schon alles besprochen worden war. Jetzt sollte der Kampf so schnell wie möglich zu Ende gehen und Forcas den bitteren Geschmack der Niederlage spüren.
Sein Heer war größer geworden als erwartet und alle warteten begierig darauf sich mit dem Feind zu messen und vielleicht eine Belohnung zu bekommen für ihren Einsatz. Diese Begeisterung musste man jetzt nutzen. Außerdem hatte er besseres zu tun als gegen die Truppen zu kämpfen, die Forcas nie hätte herbringen dürfen, doch er würde diesem hundegesichtigen Abschaum zeigen, was man nicht machen durfte.
Astaroth schüttelte kurz den Kopf, und rannte dann mit vollem Schwung wieder auf seinen Drachen. Sein rotes Kettenhemd klirrte dabei leise, sein Helm aber blieb an seinem Ort und bewegte sich nicht. Alles war wie es sein sollte. Er würde als Sieger aus dieser Schlacht hervorgehen.
Noch einmal schweifte sein Blick über sein Heer, er sah, wie ihn einige Dämonen Erwartungsvoll anschauten, vor Begeisterung schon die Zähne fletschten und die Schwerter fest in der Hand hielten, die Bögen gespannt in Position verharrten.
Mit einem Ruck ließ er sein blaues, jetzt fast leuchtendes Schwert, aus der Scheide gleiten, hielt es vor sich hoch in die Luft gestreckt und schrie gleichzeitig in ohrenbetäubender Lautstärke: „ANGRIFF!“
Der Lärm wuchs fast ins Unermessliche, als die ersten Pfeile durch die Luft sausten und immer wieder Kriegsschreie zu hören waren. Die Gegner, die dank ihrer grünen Einheitstracht gut erkennbar waren, stürmten nach vorne, um dem Pfeilhagel zu entgehen, rannten mit Geschrei auf seine Truppen zu, während die wenigen Bogenschützen ihrerseits den Himmel mit den Geschossen verdunkelten.
Bevor noch die ersten ihre Schwerter an seinen Dämonen testen konnten, rasten die Speere durch die Luft und fällten viele der Soldaten oder machten deren Schilde unbrauchbar. Die Speere waren Spezialanfertigungen und nur einmal brauchbar, danach waren sie verbogen.
Jetzt stürmten auch endlich seine Männer und Frauen nach vorne, schwangen ihre Schwerter, die aus den Scheiden herausgezogen wurden, und stürzten sich mit Geschrei in die Schlacht, während sie ihre Zähne fletschten.
Überall rann das Blut herab, schnitten sich die beißenden Waffen durch die Rüstungen oder in die ungeschützten Bereiche und verstümmelten die Feinde gnadenlos durch die Hand der Besitzer. Schmerzenschreie und Siegesgröhlen ertönten nebeneinander immer wieder wie Siegfanfaren. Mehr und mehr vermischten sich die Heere, tobte der Kampf überall und entwickelte sich zu seinen Gunsten. Forcas hatte miserabel geplant und aufgestellt, dazu viel zu wenige Truppen aus dem Boden gestampft. Mit zufriedenem Gesichtsausdruck nahm er die Meldung zur Kenntnis, dass seine Reiterschaft jetzt von hinten angriff. Der Feind war in der Zange, hatte so gut wie verloren. Er wollte schon von seinem Drachen herunter gleiten, um selbst noch etwas an dem „Spaß“ teilhaben zu können, als dieser plötzlich den Hals wendete, und in dieser Position verharrte. Sein Blick folgte dem der Echse und er erstarrte wie vom Blitz getroffen, vergaß die Schlacht um ihn herum für den Moment völlig.
Hinter seinem Heer war ein Feuer in Form einer überdimensionalen umgedrehten Glockenblume zu sehen, deren Stempel zu weit herausragte und eine einzige Flamme darstellte. Er kannte dieses Bild nur zu gut, die Farbe war außerdem unverkennbar. Was machte sein Nachtmahr dort, wieso war Hiuma hier?
Entschlossen wandte er sich dem Nachrichtenoffizier zu, und befahl nur in harschem Ton, mit einem Nicken in die Richtung, in der das Feuer zu sehen war: „Meldung!“
Der angesprochene erblasste kurz, bevor er eine Kommunikationsscheibe an Astaroth reichte und Meldung erstattete: „Euer Nachmahr, auf dem ein Mensch sitzt, Fürst. Er schreit anscheinend etwas von ‚Engeln’ und ‚Falle’. Sollen wir ihn beseitigen?“
Da traf es ihn wie einen Blitz, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Wieso war die Schlacht so leicht, alles so unglaublich einfach?
„Wenn Du nur noch einmal etwas von ‚beseitigen’ im Zusammenhang mit MEINEM Menschen sagst, wirst Du sehr leiden. Soldaten in der hinteren Reihe SOFORT umdrehen, die Schützen sollen anlegen. Reiter SOFORT zurückziehen und zurückkommen.“, befahl er nur noch knapp und schrie dabei fast schon. Der Offizier nickte nur erblasst, und ergriff eine Scheibe, die er sofort bediente um die Befehle auszuführen.
Das Schwert noch immer in der Hand, überlegte er nur kurz, bevor er vom Drachen herunter sprang und „Bleib hier, achte auf Veränderungen und komm im Notfall.“, diesem zuflüsterte. Die Echse würde alles normal erscheinen lassen und dem Feind nichts von dem kleinen „Problem“ offenbaren.
Dann rannte er, so schnell er konnte in Richtung Nachtmahr und Mensch. Egal, ob die Engel kommen würden oder nicht, Caym musste vom Schlachtfeld weg und seine Generäle waren zuverlässig, er konnte ihnen die Koordination des Kampfes überlassen.
Doch alle Hoffnungen, dass es vielleicht doch keine Falle war, wurden durch das Flimmern am Horizont zerstört. Mit jedem Moment wurde es heller und heller dort, die Winde wuchsen an und er sah, wie Hiuma Schwierigkeiten hatte, die Position zu halten. So war das alles nicht geplant gewesen. Ein lauter Knall hallte über die Ebene und das Pferd stürzte, warf vorher noch seinen Reiter ab. Und schon sah man das gleißende Licht, dass die Ankunft dieser elenden Wesen ankündigte.
Mit einem ohrenbetäubenden Knurren, stürmte er noch schneller vor, spürte die Wut in sich anwachsen und seine Herzen wild pochen. Niemand würde seinen Menschen auch nur noch ein einziges Mal verletzten…
Der Boden war viel zu hart, als das er von dem Sturz nicht blaue Flecken davontragen würde. Leise fluchend richtete er sich auf uns wollte Hiuma vorwurfsvoll anstarren, als sein Blick auf das immer heller werdende Leuchten in seiner Nähe fiel. Schnell drehte er seinen Kopf weg und hielt sich die Hand vor die Augen, bis dieses furchtbare gleißende Licht vorüberging. Doch als er auf die Stelle starrte, von der es ausgegangen war, erstarrte er vor Schreck, der Mund und die Augen weit geöffnet.
Engel. Das war eine ganze Armee von Engeln und er war direkt vor ihnen, stand zwischen Dämonen und Engeln, doch viel zu nah an Zweiteren. Jetzt wünschte er sich wirklich am sehnlichsten, näher bei Astaroth zu sein. Seine Augen suchten bei dem Gedanken schnell das Dämonenheer, das er zu warnen versucht hatte, bevor Hiuma ihn so unsanft abgeworfen hatte. Offensichtlich hatte sich seine Mühe gelohnt, denn durch die blinkenden Waffen war selbst für ihn leicht zu erkennen, dass sie die Engel bemerkt hatten und nicht durch einen Überraschungsangriff im Rücken niedergemetzelt werden würden.
Das plötzliche Geschrei hinter ihm, ließ ihn umfahren. Die Geflügelten Wesen stürmten jetzt in seine Richtung. Ohne lange nachzudenken ergriff er seinen Stock, ließ ihn aus der Schleife sausen und schlug mit voller Wucht auf den ersten ein, der seine Bahn kreuzte. Der Engel fiel blutend zu Boden und schon raste Cayms Stock wieder durch die Luft. Ein Schwung von unten nach oben traf den unvorbereiteten nächsten Feind an der Schläfe und ließ ihn wie einen Sack zu Boden gehen. Doch jetzt hatten ihn die Engel bemerkt. Einer, der besonders heraus stach, starrte ihn aus Augen an, die nur eine Spur kälter wirkten als die der anderen, doch dieselbe eisblaue Farbe aufwiesen. Nur seine Haare waren auffällig, denn er war der einzige, der nicht weiße, sondern braune hatte.
Caym sah, wie er auf ihn zeigte, und eine ganze Horde Engel auf ihn losstürmte. Er musste weg hier, hatte keine Chance bei dieser Übermacht. Mit einem Satz sprang er über den niedergestreckten Gegner und rannte so schnell es ihm sein lädiertes Bein erlaubte. Sein Atem ging immer schwerer, er keuchte schon und seine Lunge brannte – und noch immer waren die Dämonen zu weit entfernt.
Die ersten Bögen wurden gespannt und er riss die Augen auf, als die ersten Pfeile an ihm vorbeirasten und die ersten Engel fällten. Vielleicht schaffte er es doch noch?
Doch der Schlag, der ihn unerwartet zu Boden riss, belehrte ihn eines besseren. Er umklammerte den Stock noch fester und rollte sich auf den Rücken, um seinem Feind wenigstens noch einen anständigen Schlag versetzen zu können, um kurz zu erstarren. Diese Augen, diese violette Strähne kannte er. Er schwang seine Beine nach oben, um mit einer flüssigen Bewegung wieder auf die Beine zu kommen, und schwang gleichzeitig seinen Stock in Richtung Kyriel – den Namen würde er nie wieder vergessen können – aber diesmal hatte er kein Glück. Seine Schulter wurde von einem kräftigen Schlag getroffen, und seine einzige Waffe fiel geräuschlos auf den Boden, während er sich mit der Hand die schmerzende Schulter hielt.
Er strauchelte und versuchte noch wegzulaufen, doch schon im nächsten Moment hatte er ein Messer an der Kehle und hörte eine zufrieden klingende Stimme: „Was haben wir denn da? Gott war uns wohl diesmal gnädig gestimmt und hat mir diese Genugtuung gegönnt. Das kleine Schoßtier, der Verräter der menschlichen Rasse. Ich werde persönlich dafür sorgen, dass Du deine Strafe erhältst.“ Die Waffe ritzte etwas seine Haut auf, und einzelne Blutstropfen rannten herab. Der Lärm um sie herum schien nicht zu existieren, während dieses Gesprächs. Caym Herz pochte viel zu laut, um noch viel anderes zu bemerken. Wieso immer er?
„Und Engel, die in Wahrheit die Dämonen sind. Ich glaube da bin ich lieber auf der anderen Seite…“, fauchte Caym Kyriel an und schlug dann mit seinem Ellbogen nach hinten aus, traf den unvorbereiteten Engel, der kurz den Griff etwas lockerte. Ein wenig wand er sich, rutschte nach unten und machte schon den ersten Satz weg von diesem grauenhaften Wesen, doch ein Stich in seinem ehemals verletzten Bein hinderte ihn daran. Er schrie vor Schmerzen auf, als sich das Messer fast in dieselbe Stelle bohrte, an der er vor kurzem schon eine Wunde erlitten hatte und der Schmerz immer mehr anwuchs. Als er das Messer ergreifen wollte, spürte er, wie es mit einem Ruck herausgezogen wurde und schrie noch einmal laut auf, bevor es wieder seinen Platz an seiner Kehle einnahm, während er nur mit zusammengepressten Zähnen keuchte.
„Du verfluchter…Du…ich…ich HA…HASSE Engel. Astaroth…bitte…“, murmelte er vor sich hin und hoffte diesmal wieder auf Rettung, Rettung von dem Dämon, der immer für ihn da war.
„Nein – diesmal nicht. Ich werde dich in die Engelswelt bringen und dort wirst Du schnell verbrennen, du kleines Verrätervieh. Und wenn Du noch einmal etwas versuchst, wird die Klinge diesen Ekel erregenden Hals durchtrennen.“, fing Kyriel mit giftiger Stimme an zu reden, wurde aber dann unterbrochen.
Der braunhaarige Engel stand vor Caym und betrachtete ihn mit leicht gehobener Augenbraue. „Das ist also der Mensch, der Verräter? Wieso blutet er, Kyriel? Du weißt genau, dass wir Menschen nicht unnötig quälen sollen und dieser hier soll von den Menschen verurteilt und hingerichtet werden, damit sie uns damit ihre Treue beweisen.“, kam es nur kalt und emotionslos von dem merkwürdigen Engel, der ebenso fehl am Platz wirkte, wie die ganze Szene auf dem Schlachtfeld.
„Aber…General Ezekiel, er versuchte zu fliehen. Es war die einzige Möglichkeit ihn zu stoppen. Und…“, begann Kyriel jetzt, und drückte das Messer wieder etwas stärker an Cayms Hals, der zurückweichen musste und dadurch die Kälte des Engels nur noch deutlicher spürte.
„Übergib ihn mir Kyriel. Ich weiß genau, dass du wütend auf diesen Menschen bist, aber du als Thron hättest gar nicht hier herkommen dürfen – und wir wissen alle, wieso es diese Regel gibt. Ich habe schon den Rückzug befohlen, da die Dämonen gewarnt wurden. Noch eine Schuld, die dieser Mensch zu tragen hat. Geh mit der Armee zurück, ich kümmere mich um diesen Verräter hier.“ Und schon befand sich Caym, der die Augen immer wieder vor Schmerzen schloss, in den Händen dieses Dämons namens Ezekiel, der genauso kalt war, wie Kyriel. Sein Bein brannte regelrecht.
„Keine Sorge. Du wirst nicht allzu lange leiden. Du kannst auch noch einmal deinem Dämon in die Augen schauen.“, flüsterte ihm sein Feind leise zu, woraufhin Caym die Augen ungläubig aufriss und einen heranstürmenden, blutüberströmten Astaroth sah, der weit vor seiner Armee durch das Engelsheer „watete“.
Sein Dämon mähte mit seinem blauen, jetzt blutbefleckten Schwert durch die Reihen wie ein Schnitter das Gras, während die schwarzen Schwingen auf seinem Rücken rot schimmerten. Das Hemd war zerschnitten und selbst von der Weite konnte man blutende Wunden entdecken, die den sonst so makellosen Körper entstellten.
Dabei starrten ihn diese unglaublich roten Augen die ganze Zeit an, waren völlig auf Caym fixiert, während Astaroth immer wieder laut knurrte und den nächsten Engel aus dem Leben beförderte, Gliedmaßen abtrennte und selbst mit den bloßen Krallen der freien Hand Gegner erledigte.
Caym streckte seine Hand trotz der Schmerzen aus und rief laut „Astaroth!“, als dieser fast da war, nur um ein helles Licht um sich herum zu sehen, während die Welt verschwamm. Mit einem lauten „NEEEEEIN!“, auf den Lippen, hörte er einen Schrei hinter sich und spürte, wie das Messer von seiner Kehle rutschte, während sich alles um ihn herum änderte…
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------
*sich duckt*
Okay, zu meinen zwei treuen Reviewern *Keks gibt*:
@Chilepepper: Danke wie immer für die Review. Und es freut mich, dass es mal wieder eine andere, neue Emotion gab. Und wer will Astaroth nicht in den Schwanz beißen *lach* (nein, nicht in den, sondern in den *g*).
Ah - Nummer eins deiner Fragen ist leicht: Die Bisse sind eine Art instinktive Handlung, vererbt von seiner mütterlichen Seite (die da bei Partnern vollführt wird, die man behalten möchte). Astaroth ist ja ein Halbblut und das bedeutet, dass seine Mutter und sein Vater verschiedenen Dämonenrassen angehörten...
Nummer zwei: *hüstel und flüstert* Eigentlich sollte das Caym etwas...naja, empfindlicher machen, aber da das Ding für Dämonen ist kann man ja nie wissen, wie es gewirkt hat (unter uns: Hat es nicht. Caym ist von alleine...)
Und Astartoh ist da in einer Zwickmühle - entweder im Palast lassen und riskieren, dass noch einmal so etwas passiert wie mit Nomas, oder mitnehmen und in Gefahr durch die Nähe zum Schlachtfeld bringen, wobei er ihn da bei sich hat. Naja...das Kapitel hat ja offenbart was passiert ist (wobei es bei der anderen Variante nicht sicherer gewesen wäre).
@SusyCute: Danke für die Review und freut mich. Oh...keine Ahnung. Ich kann irgendwie nicht mal anderes, versuche mich ein wenig in die Figuren hineinzuversetzen und voila...
Aber die längste Sexszene, die ich je geschrieben habe, kommt erst noch *lach*
Also hoffentlich fühlst du dich auch ohne unterhalten genug *g*
Und da hätten wir auch schon das nächste Kapitel - und das hat es in sich. Viel Spaß wünsche ich euch damit:
Das Chaos ist der Feind jeder Planung
Mit einem leisen Zischen fuhr der Stab durch die Luft bis der Arm, der ihn geschwungen hatte, wieder auf dem Bauch lag, nur eine kurze, fast nicht-existente Rast lang. Sofort ging es weiter auf dem Weg, der eine liegende Acht beschrieb. Hoch, bis der Stock waagrecht über der Erde schwebte, nur um dann mit immer größer werdender Geschwindigkeit wieder von oben schräg hinunter sausen zu lassen und die Luft dabei förmlich zu zerteilen.
Caym liebte diese einfachen Übungen zum Aufwärmen, die ihm aber auch gleichzeitig halfen einen Rhythmus und Takt für den Schwertkampf zu finden. Doch im Moment benutzte er die monotonen Bewegungen, um sich von der Situation, in der er gerade war, abzulenken. Tagelang waren sie durch die Gegend geritten, gefolgt von einem immer größer werdenden Heer. Mehr und mehr Dämonen waren es mit jeder Rast geworden. Auf dem Pferd hatte Caym vor Astaroth sitzen müssen und stundelang, tagelang hatte er die Wärme seines Dämons hinter sich gespürt, gespürt, wie dieser auf seine Gegenwart reagiert hatte. Jede Nacht kam das übliche Spielchen, in dem er sich nach der zermürbenden Tagesbeschäftigung nur zu gerne ablenken hatte lassen. Ein leichtes Rot färbte seine Wangen sanft in der Farbe des Blutes und er wechselte schnell die Richtung, in der die Acht beschrieben wurde. Falscher Gedanke, wohl zu viel eintönige Übung ohne Abwechslung.
Doch am Ende war der Ritt nach drei Tagen – so schätzte er zumindest - vorbeigegangen und der ganze Tross hatte sich in einem Lager versammelt, das eilig aus dem Boden gestampft wurde. Ein Hügel auf der einen Seite der Basis wurde schnell mit einem Wachposten versehen, von dem aus man die Umgebung gut überblicken konnte. Er hatte den Verdacht, dass das Lager aus gerade dem Grund hier errichtet worden war. Wenn sie hier wirklich in den Krieg mit einem der größten Feinde Astaroths zogen, machte das durchaus Sinn. Vorsicht war schließlich besser als Nachsicht, besonders im Krieg. So viel hatte er bei seinen Lehrstunden zu Hause noch mitbekommen, die er als zukünftiger Graf über sich ergehen hatte lassen müssen.
Doch kaum hier angekommen, wurde er ständig von Furcht erregenden Dämonen in dunkelroter Rüstung und Masken, die wie Fratzen aussahen, bewacht. Jedes Mal, wenn er versuchte das Zelt zu verlassen, folgte ihm ein Tross dieser Bewacher und zog so die Blicke aller anderen auf ihn, den Menschen. Der merkwürdige Umhang den Astaroth ihm gegeben hatte, und der wohl seine Geruch überdeckte - wenn das was sein Dämon ihm erzählt hatte stimmte - half so nichts. Allein die Gesellschaft der merkwürdigen Bewacher wies ihn wohl als das aus, was er war und als etwas, das Astaroth nicht hergeben wollte. Er war etwas, was man nicht anfassen durfte. Zweimal hatte er es geschafft sich alleine aus dem Zelt zu schleichen, um sich in Ruhe umzuschauen, und ein paar Schritte durch das riesige Lager zu gehen, aber jedes mal war nach nur recht kurzer Zeit sein Dämon wie von Geisterhand aufgetaucht, hatte ihn recht unsanft über die Schulter geworfen und zum Zelt getragen. Danach hatte er es aufgegeben sich im Lager umsehen zu wollen, denn wirklich amüsant war es nicht wie ein Unikum angestarrt zu werden. Am Ende wusste wohl jeder Dämon, dass der Umhang zum Menschen gehörte. Jede Tarnung war so unmöglich geworden und seine Lust auf Ausflüge hatte einen Nullpunkt erreicht.
Kurz stach er mit dem Stab in der Luft waagrecht nach vorne, bevor er die kreisende Bewegung wieder aufnahm.
Schlussendlich war er so wieder zu einem Leben in Astaroths Gemächern verdammt. Also war alles fast wie immer, nur das sie jetzt auf freiem Feld waren und alle angespannt durch das Lager liefen. Zumindest wenn nicht gerade die andere häufige Beschäftigung am Plan stand, konnte er ein wenig mit seinem Dämon reden. Wie immer lief ihm bei dem Gedanken ein kleiner wohliger Schauer den Rücken hinab. Wie passend…
Für ein wenig Abwechslung sorgte nur Navi, der sich hin und wieder ins Zelt schlich, weil ihm offensichtlich sehr langweilig war. Navi starrte ihn aber immer sehr merkwürdig an, antwortete ihm oft ausweichend und verschwand schnell wieder, bevor Astaroth zurückkam.
Und immer noch war er keinen einzigen Schritt weitergekommen bei der Beantwortung der Frage, wie er wieder nach Hause kam. Das einzige was er wusste war, dass Menschen sich vor vielen tauschenden von Jahren wegen eines Vorfalls bei den Dämonen so unbeliebt gemacht hatten. Viele Dämonen starben damals, nach einem Verrat der Menschen und einer versuchten Invasion der Engel. Mehr hatte er aus Navi nicht herausbekommen können, der sich wohl nie wirklich für Geschichte interessiert hatte und nur rudimentäre Kenntnisse besaß.
Wieder sauste der Stock hinunter, obwohl er langsam spürte, wie sein Handgelenk ermüdete. Es war angenehm sich einmal so zu verausgaben und nicht wegen einer anderen Tätigkeit.
„Willst Du schauen, wie lange es braucht, bis dein Handgelenk bricht?“, durchbrach eine ihm nicht ganz unbekannte Stimme die Stille. Erschreckt drehte er sich um, vergas fast seine Bewegung und spürte ein kurzes Stechen in der Schulter, als der Stock etwas zu lang im Schwung geblieben war und er sich leicht überanstrengt hatte.
„Wa…Wa…Was machst Du hier? Was soll das? Raus hier!“, stotterte Caym halb, mit weit aufgerissenen Augen, seine Waffe von sich gestreckt. Nur ein paar Momente später hatte er sich wieder gefangen. Nachdem Navi hier schon öfter aufgetaucht war, war er schon gut auf ihn vorbereitet. Im Hintergrund hörte er Aki knurren, der schon angetapst kam. Wie immer war der nicht mehr ganz so kleine Wolf schnell zur Stelle und fast noch anhänglicher als Astaroth.
„Und nein, ich bin kein dummer Mensch. Ich habe einfach etwas geübt. Aber wozu erzähle ich dir das überhaupt?“, fuhr Caym den Eindringling halb an und beantwortete so Navis noch halb im Raum schwebende Frage.
Als der Dämon ein paar Schritte näher kam, drückte die Hand um den Stock noch fester zu, während der kleine Wolf immer lauter knurrte und sein buschiger, halb aufgeplusterte Schwanz wild hin und her fegte.
„Aus, Askavi. Sitz.“, murmelte er dem nicht mehr ganz so kleinen Fellknäuel zu, nachdem er gesehen hatte, wie der Eindringling Aki anstarrte. Gleichzeit ging er noch einen kleinen Schritt nach hinten, nur um sich danach scheinbar auf dem Stock abzustützen.
Schnell erschien ein Stirnrunzeln auf dem Gesicht des Dämons, der plötzlich anhielt und anfing zu sprechen: „Keine Angst. Ich komme dir sicher nicht noch einmal zu nahe.“, dabei rieb er sich gedankenverloren den Hals, bevor er zugab: „Das eine mal hat mir gereicht. Ich wollte nur noch einen weiteren kurzen Blick auf den berühmt-berüchtigten Menschen, Astaroths Schoßtier, seinen liebsten Besitz, werfen. Ich werde noch immer nicht aus dir schlau…“
Caym knirschte fast hörbar mit den Zähnen bei diesem Ausdruck. Wunderbar, inzwischen war er schon zu einem Schoßtier in den Augen der Dämonen geworden.
„Hast du noch etwas anderes vor, als mich zu beleidigen?“, schnaufte er, während er mit den Augen rollte und die Decke immer wieder anstarrte.
Ein leises Lachen war die erste Antwort, die zweite folgte gleich darauf: „Lass mich überlegen. Hm. Nein?“ Jetzt war das Lachen herzhaft und laut. „Im Ernst: Lernt ihr Menschen denn nicht, wie man ein Schwert richtig führt, oder bist Du unbegabt? Vielleicht solltest du Astaroth fragen – ich denke er wird dir viele Wünsche erfüllen.“, dabei zwinkerte der Dämon mit den Augen, während er noch immer grinste.
„Wenn dir langweilig ist, dann kannst du dich auch in eine Grube mit Wölfen werfen oder von irgendjemandem vierteilen lassen.“, antwortete Caym daraufhin nur genervt. Jedes Mal war es dasselbe. Wenn das, was Astaroth mit Worten machte, reizen war, dann war das, was Navi machte, ihn zur Weißglut zu treiben.
Sein einziger Lohn war eine kurze Stille, die sofort wieder von dem Lachen unterbrochen wurde: „Lustig. Wirklich. Ich weiß, warum ich immer wieder hierher komme. Kampf macht in einem Krieg nur einen Bruchteil der Zeit aus – und der Rest ist Langeweile. Ich kann mir schon vorstellen, wieso Astaroth dich mitgenommen hat. Ein kleines Maskottchen…“
„MASKOTTCHEN? Masko…Das geht dich alles nichts an. Gar nichts…Du…Du…Wieso rede ich überhaupt mit dir?“, bei den Worten schwang er seinen Stock einmal hin und her.
„Weil ich der einzige außer Astaroth bin, der mit dir redet vielleicht? Du bist ein Mensch, ein niederes Wesen. Ein geborener Verräter. Ich weiß noch immer nicht, was dich so besonders machen soll. Astaroth hat wirklich einen eigenartigen Geschmack. Nüchtern betrachtet bist Du weder besonders schön, noch besonders stark und kannst nicht einmal mit einem Stock richtig umgehen. Wo liegen nur deine Qualitäten? Im Bett? Oder hat Astaroth ein Problem?“, während dieses ganzen Wortschwalls musterte ihn Navi und Caym sah, wie dieser sich bemühen musste, nicht zu lachen.
Das war jetzt wirklich zu viel. Mit einem Satz sprang er nach vorne, schwang seinen Stock mit voller Wucht – und stolperte fast, nachdem er sein Ziel verfehlt hatte. Dort wo noch vor einem Moment sein Gegenüber gestanden hatte, war nichts mehr, nur noch Luft. Verwirrt blickte er sich schnell um, um Navi von einer starken Hand an eine Zeltstange gedrückt zu sehen.
„Äh…äh…“, stotterte Caym nur sinnlos, während er mit seiner freien Hand in die Richtung des Geschehens zeigte. Astaroth stand halb knurrend vor dem nicht mehr fröhlich aussehenden Dämon und drückte an der Kehle fest zu.
„Wie war das? Willst du das vielleicht alles noch einmal wiederholen?“, hörte er den Dämonenfürsten nur eiskalt fragen.
„N…Nein. Das war alles nur ein Scherz.“, flüsterte der etwas atemlose Navi halb verzweifelt, während Caym noch immer völlig verwirrt die Szene betrachtete.
Doch so schnell endete das ganze wohl nicht.
„Ich überlege gerade, wie ich dich hinrichten lassen soll. Eigentlich hast du mir einen guten Dienst erwiesen, aber Du bist jetzt gerade in MEINE Gemächer stolziert, hast mich beleidigt und meinen Besitz noch dazu. Was denkst Du was wohl…“, erklärte Astaroth eiskalt, doch unterbrach ihn Caym, der noch immer halb verwirrt an dessen Mantel zupfte – wie immer, wenn er seine Aufmerksamkeit wollte, ohne als Folge zu viel Zuneigung zu bekommen.
„Ähm…also, ich glaube er hat wirklich nur gescherzt. Er war ja schon öfter hier…“, fing er an, doch unterbrach sich selbst, als er die bohrenden Augen seines Dämons auf sich spürte. Vielleicht war das doch keine so gute Idee gewesen. Als er ein paar Schritte nach hinten gehen wollte, wurde er von einer Hand davon abgehalten, die seinen Arm ergriffen hatte.
„Um dich kümmere ich mich gleich.“, flüsterte ihm Astaroth jetzt zu, bevor er sich wieder zu seinem Gefangenen umwandte: „Wenn ich dich noch einmal in meinem Zelt sehen, bist Du tot. Und nichts wird dich davor retten. Wenn Du von mir noch einmal nur als ‚Astaroth’ sprichst, bist du tot. Wenn Du noch einmal andeutest, dass ich ein ‚Problem’ hätte, bist Du tot. Und wenn du meinen Menschen noch einmal als minderwertig oder ähnliches bezeichnest, bist Du tot.“ Die Hand lockerte sich und Caym hörte den knapp dem Tode entronnenen erleichtert aufatmen und schon die ersten Schritte zum Ausgang gehen, doch ein paar Worte folgten noch: „Im übrigen wirst du bei der nächsten Schlacht in der ersten Reihe stehen und an vorderster Front kämpfen – Du dachtest hoffentlich nicht, dass Du für das unerlaubte Betreten meiner Gemächer und dem mangelnden Respekt vor deinem Fürsten ohne Strafe davon kommst?“
„Aber…Ähm…Sicher nicht Fürst Astaroth. Ich bin auf dem Weg.“, erwiderte der erblasste Navi mit einem Seufzen in der Stimme, bevor er sich verbeugte und fast aus dem Zelt rannte.
Als die „Gemächer“ wieder leer war, fiel Astaroths harter Blick ohne Ablenkung wieder auf Caym. Er starrte von einer Seite zur anderen, auf die Decke, nur nicht in die Augen des Dämons vor ihm. Vielleicht half ignorieren ja…
…oder auch nicht. Momente später fand er sich in einer Umarmung wieder, gefangen von den übermenschlich starken Armen, die er schon zu gut kannte.
„Und jetzt zu dir, mein Kleiner.“, hörte er die tiefe Stimme viel zu nah an seinem Ohr und spürte, wie er immer stärker an den anderen Körper gepresst wurde. Die Wärme war deutlich, der Atem strich fast sanft über seine Haare, während er versuchte sich angestrengt auf irgendetwas anderes zu konzentrieren, um nicht die falschen Gedanken zu bekommen. Vielleicht die schöne Zeltwand in der schwarz-roten Farbe?
Doch seine Bemühungen wurden schnell zunichte gemacht. Eine Hand fand den Weg unter sein Hemd und strich langsam über seinen Bauch, während der Dämon in sein Ohr flüsterte: „Es war öfter Besuch hier, ohne meine Erlaubnis, ohne meine Anwesenheit? Und du hast mir kein Wort davon gesagt? Dafür werde ich dich bestrafen müssen mein Kleiner. Lass mich kurz überlegen, was ich alles mitgenommen habe…wobei dir das alles zu gut gefällt, als das es unter Strafe fallen könnte…“ Caym lief rot an, verdrehte seine Augen und versuchte sich auf das Gefühl der Wut zu konzentrieren, das gerade in ihm aufstieg. Wieso hatte er gerade das alles schon fast erwartet?
„Ich…ich bin dir keine Auskunft schuldig. Außerdem…also…wozu hast du diese komischen Wachen denn hier vor der Tür? Ich bin…aber Du…argh…Du weißt was ich meine.“, stolperte Caym über seine Gedanken, die immer wieder die falsche Richtung einschlugen und versuchte sie immer wieder in die richtige zu lenken. Astaroth meinte mit Bestrafung sicher wieder etwas, wie beim letzten Mal und vorletzten Mal und dem Mal davor. Irgendwie fand er sich dann immer am Ende in Situationen, in denen er am Schluss dem Dämon nicht böse sein konnte. Wie er es hasste.
Ein lautes Lachen war wie immer die Folge. War er so witzig aus der Sicht der wenigen Dämonen, die ihn nicht töten wollten?
„Mein Kleiner, Du solltest inzwischen wissen was Du und ich sind, nicht wahr?“, dabei wanderte Astaroths Hand immer weiter nach unten.
Mit einem wütenden Schnauben hob Caym sein Bein und rammte es, so stark er konnte, auf den Fuß seines Dämons. Da seine Hände noch immer in der Umarmung gefangen waren, konnte er damit nichts machen und der Stock wäre dann doch etwas zu viel des Guten gewesen.
„DU…da…was? Dämon und Mensch…und damit Ende.“, fauchte Caym noch gleich danach, nur um schon wieder das laute Gelächter zu hören, das er so gut kannte.
„Au?“, hörte er seinen Dämon halb spöttisch fragen. „Sollte das etwas schmerzhaft sein? Und zu der Frage was wir sind…“, fing Astaroth an, nur um dann Cayms Kinn zu ergreifen und seinen Kopf zur Seite zu drehen. Die geschlitzten Augen in dem halb amüsierten und viel zu nahen Gesicht starrten ihn kurz an, bevor er die Lippen seines Partners schon auf den seinen spürte und seine Augen gleich schloss. Fast schon automatisch öffnete er seinen Mund, als er die warme Zunge über seine zarte Haut dort streicheln spürte. So feucht und warm, das es ihm einen sanften Schauer über den Rücken jagte. Das Kribbeln wanderte mit dem viel zu forschen Muskel immer weiter, überall dorthin, wo er berührt wurde. Seine Zunge traute sich erst zaghaft aus ihrer Höhle, nur um bei der ersten Berührung sanft über die andere zu streicheln und sich von ihr zu einem Spiel herausfordern zu lassen. Cayms Blut schoss fast durch seinen gesamten Körper, sein Herz pochte schneller, ließ ihn seine Lippen viel zu stark spüren und brachte den roten Saft an die falschen – richtigen – Orte.
Astaroth kratzte einmal mit seinen scharfen Zähnen über die zarte Haut, so dass Caym leise stöhnen musste. Wieso nur reagierte er immer so stark darauf?
Doch so plötzlich wie alles angefangen hatte, endete der Kuss auch wieder, obwohl sein Partner aussah, als ob er deutlich mehr wollte und er auch die Anzeichen dafür an einer anderen Stelle spürte – an seinem Rücken.
„Wa...Was…?“ Halb atemlos murmelte Caym verwirrt eine Frage, bevor er einen Kniff in seinen Allerwertesten spürte und „Au“, schrie.
„Was soll das jetzt wieder? Und nein…was…Du…natürlich sollte es dir wehtun…irgendwie…vielleicht.“, keifte er wütend, während er während dem Reden einen Gedanken nach dem anderen verwarf. „Na ja, und da Du mich sowieso bestrafen willst – JETZT hast du einen Grund dafür. Ich lasse mich doch nicht für das andere bestrafen.“, murmelte er noch kaum hörbar hinterher.
„Hahahaha. Ehrlich gesagt würde ich jetzt gerne noch ein wenig länger bleiben und sofort einen Teil der ‚Strafe’ vollziehen, die Du ja so unbedingt haben willst. Und ja, ich weiß…Du willst nicht, Du magst es alles gar nicht – zumindest willst du es nie zugeben, aber dein Körper verrät dich jedes Mal. Und Du gehörst mir, mein Kleiner, und ich kenne dich langsam.“ Astaroth strich bei den Worten über Cayms Wangen und lächelte. Wieso war dieser Dämon nur immer so gut gelaunt in seiner Nähe? Gut, er wusste wieso…
„Und jetzt muss ich zum Kampf. Wir sehen uns wieder.“, sagte sein Dämon halb belustigt, während er ihn los lies und ihm einen Klaps auf seine Pobacke gab, bevor er sich umdrehte und ging.
„Halt…Du…ich…komm jar zurück. Ich habe ältere Rechte an dir…äh…dich zu…mich noch an dir zu rächen.“, rief Caym ihm halb rot hinterher. Besser Astaroth als ein anderer Dämon. Schlimmer ging es bei weitem wirklich immer.
Mit einem ungewöhnlichen ernsten Gesichtsausdruck schaute ihn sein Zimmergenosse noch einmal an, bevor sich die Lippen zu einem wirklich zufriedenen Lächeln verzogen, dass die scharfen weißen Zähne offenbarte, ohne dass man eine neckende Absicht darin erkennen konnte.
„Wenn das so ist…Ich muss dich ja noch bestrafen. Keine Angst. Ich werde nicht zulassen, dass ein anderer dich bekommt. Niemals. Und meinen Glücksbringer für die Schlacht habe ich mir ja schon abgeholt. Also…“, mit den Worten drehte er sich um und ging endgültig aus dem Zelt, nur um Caym über sich selbst rätselnd dort zurückzulassen…
Doch das Rätsel löste sich nicht. Er war in nicht vorhandenen Gedanken gefangen, sein Kopf war leer und noch immer starrte er auf den Eingang, aus dem vor ein paar Minuten sein Dämon verschwunden war und fragte sich, wieso er so merkwürdig gewesen war.
Aus dieser merkwürdigen Stimmung riss ihn ein Stups an seinem Bein, etwas, das seine Aufmerksamkeit haben wollte. Mit einem Seufzer riss er sich aus seiner halben Starre und schaute herunter, nur um das zu sehen, was er fast erwartet hatte. Die großen schwarzen Augen seines Akis starrten ihn an und der Wolf fing sofort lautstark an zu zwitschern, als er den Blick auf sich bemerkte.
„Das meinst Du jetzt nicht ernst, oder? Du frisst wie ein Drescher und hast noch dazu gerade erst was bekommen. Nein, du brauchst mich jetzt nicht so anstarren, du kannst noch etwas warten.“, belehrte er Askavi, der aber irgendwie alles getrost ignorierte und noch lauter zu Zwitschern anfing und dabei immer wieder ans Bein stupste. Immer lauter wurde der Lärm im Zelt.
„Du bist wirklich eher ein Vogel…Ja…ich…Moment. Meinetwegen…ich suche ja schon.“, erklärte er dem Wolf schnell und schaute sich im Zimmer um – und fand auch gleich auf einer Kommode die schon fast riesige Flasche, die scheinbar mit Aki mit gewachsen war. Es war ein dummer Vergleich, weil er wusste, dass sie nur ausgetauscht wurde, aber der Wolf war in so kurzer Zeit unglaublich viel größer geworden und war inzwischen schon so groß wie ein kleiner erwachsener Hund. Als er den ersten Fuß in Richtung Flasche setzte, verstummte der Wolf, trabte fast fröhlich hinter ihm her und ließ seinen Schwanz aufgeregt von Seite zu Seite schwingen. Caym musste bei dem Anblick schmunzeln. Dieser halbe Vogel von einem Wolf verstand mehr, als man ihm zutraute, und brachte ihn viel zu oft dazu, nachzugeben.
Beim Tisch angekommen entdeckte er, dass dort nicht nur die Flasche, sondern auch noch ein Buch lag. Darüber war ein Zettel gelegt, auf dem in der schön geschwungenen Schrift von Astaroth nur ein kurzes: „Viel Spaß beim Lesen“, stand. Caym verdrehte die Augen, zerknüllte den Zettel und warf ihn hinter sich, nahm dann aber doch das Buch und die Flasche und ließ sich auf das Fell vor der Bettstatt fast fallen. Lieber hier auf dem warmen Boden als das Bett, das Astaroth nur wieder auf die üblichen Gedanken bringen würde – oder zumindest schneller.
Die Position seiner Wahl war diesmal ein Schneidersitz, und noch bevor er sich lange einrichten konnte, saß Aki auch schon auf seinem Schoß.
Er starrte den Wolf an und fragte: „Was soll das? Runter da…habe ich dir das erlaubt?“, doch als Antwort blinzelten die schwarzen Augen nur kurz, während die Schnauze sich in Richtung Flasche bewegte. Fast automatisch ließ Caym sie daraufhin herunter und stützte sie auf seinem Bein ab, während der Wolf langsam mit geschlossenen Augen genüsslich daran nuckelte.
Irgendwie schaffte er es anscheinend nicht sein Tier zu erziehen, es war eher umgekehrt. Aber wenn sein Wölfchen schon so gemütlich auf ihm saß, konnte er ihn genauso gut als Stütze verwenden. Schnell war das Buch mitten auf Askavis Rücken ausgebreitet und er fing an, die merkwürdige Lektüre zu lesen – nicht weil Astaroth es wollte, sondern nur weil er einfach nichts anderes zu tun hatte.
Gerade, als er einen Faden in dem Buch zu finden glaubte, dass einen merkwürdigen Krieg zwischen zwei Dämonenfürsten behandelte, wurde er durch ein klapperndes Geräusch aus seiner Lektüre gerissen. War Astaroth schon wieder da? Sich an die Strafe erinnernd, blieb er demonstrativ sitzen. Doch dann sprang Aki von seinem Schoß und das Buch fiel mit einem dumpfen Laut auf den Boden.
„Fürst?“, flüstere eine leise weibliche Stimme in die Fast-Stille hinein.
Caym schreckte hoch. Das war eindeutig nicht Astaroth. Er ließ die Flasche auf den Boden fallen, sprang auf und drehte sich mit einem Ruck um.
Vor ihm im Eingang stand eine wirklich beeindruckend schöne Dämonin mit güldener Haut und goldenen Haaren, schwarzen Augen und einem perfekten Bau. Und trotz alledem war er enttäuscht, dass nicht Astaroth im Eingang stand, nichts regte sich bei ihm.
Noch während er seufzte, starrte sie ihn verwundert an, der Blick wanderte über seinen ganzen Körper, bis er bei seinem Kopf hängen blieb und plötzlich Erkenntnis in ihren Augen aufflackerte.
„Wo ist der Fürst? Wo ist Fürst Astaroth?“, wiederholte sie die Frage noch einmal und klang dabei noch gehetzter als schon vorher.
„Ist das hier ein Besucherraum?“, murmelte Caym leicht genervt, auch weil er sich ärgerte, dass er eigentlich Astaroth hatte sehen wollen. „Und wer bist du…überhaupt? Und wozu?“, setzte er jetzt lauter fort und starrte zurück. Askavi beäugte die Besucherin zwar kritisch und fletschte mehrmals seine Zähne, knurrte aber nicht. Also war es wohl im Moment noch sicher und sie keine Gefahr.
Sie schüttelte kurz ihren Kopf, bevor sie sprach: „Shani. Und ich suche den Fürsten. Es ist wichtig. Also bitte sag mir wo er ist. Ich weiß, dass du sein Scho…sein Mensch bist.“ Die ganze Zeit über knackste sie mit ihren Fingern, spreizte sie und schloss sie dann plötzlich wieder. „Ich habe keine Zeit für lange Erklärungen, also bitte…“, fügte sie noch hinzu und schaute fast verzweifelt.
„Astaroth kommt sicher bald wieder…ich bin mir ganz sicher. Du könntest draußen auf ihn warten.“, schlug Caym vor, während er sich wunderte, warum die Dämonin seinen Dämon so dringend sprechen wollte. Astaroth würde doch nichts angestellt haben, nichts mit dieser Dämonin…
Ein verzweifelter Aufschrei unterbrach diesen Gedankengang: „WAS? Er ist schon weg? Auf das Schlachtfeld? Oh nein…alles zu spät. Er wird nie wieder zurückkommen, die Falle…die Engel…“
„Ja…Schlachtfeld. Was? Was…?“ Caym starrte sie fragend an. Allein die Erwähnung von Engeln jagte ihm einen Schauer nach dem anderen über den Rücken, erst recht in Verbindung mit einer Falle. Nervös zuckten seine Augen von einer Seite zur anderen.
„Es ist eine Falle. Forcas hat ihm eine Falle gestellt und ist nicht dort, weil er weiß, dass die Engel kommen. Ich habe keine Zeit, vielleicht schaffe ich es noch, obwohl er mit dem Drachen weg ist.“, mit den Worten drehte sie sich um, ohne Caym noch groß weiter zu beachten, und rannte aus dem Zelt.
Astaroth in Gefahr? Sein Herz schlug schneller und seine Gedanken rasten ohne Sinn und Ziel. Aber er musste zurückkommen. An den verdammten Engeln wollte er sich vielleicht auch noch rächen, konnte es. Und Astaroth hatte ihm schon zweimal das Leben gerettet.
Schnell drehte er sich um, ergriff seinen Stock und stopfte ihn in die Schlaufe, die sein Gürtel dafür hatte, rannte gehetzt aus dem Zelt, nur um vor Hiuma stehen zu bleiben, der viel zu groß war, um aufzusteigen. Er versuchte hoch zu springen, doch erreichte sein Ziel damit nicht.
Verzweifelt flehte er das Pferd an: „Bitte, beug dich…lass mich aufsteigen…bitte.“, das ihn nur mit schief gelegtem Kopf musterte. „Bitte…bitte. Astaroth ist in Gefahr. Ich muss zu ihm. Sofort, so schnell wie möglich!“ Wieder rührte sich nichts. „Astaroth…die Engel…ich muss ihn warnen, ihn retten. Bitte, lass mich aufsteigen. Ich kann Astaroth doch nicht sterben lassen, ich brauche ihn.“ Bei diesen Worten schlug er sich die Hand vor den Mund, während alles Blut wohl aus seinem Gesicht wich. Was hatte er da gesagt?
Doch lange musste er nicht darüber nachdenken, denn der Nachtmahr beugte sich so weit hinunter, wie man es so einem großen Tier nie zugetraut hätte und nickte zustimmende mit dem Kopf, wobei die Flammen wild flackerten. Caym starrte erst ungläubig, bevor er auf den Rücken des schwarzen Pferdes sprang und gleich darauf das weiche Fell von Askavi vor sich spürte.
„Runter Aki…runter! Du bleibst zu Hause.“, belehrte er seinen Wolf und wollte sich diesmal nicht von dem Blick beeindrucken lassen, doch es war zu spät. Er spürte einen merkwürdigen Druck auf seinen Beinen und einen leichten Wind durch seine Haare streifen, während die ganze Welt langsam zu einem einzigen fließenden Gemälde wurde.
Hiuma hatte wirklich auf ihn gehört und rannte jetzt mit einer unglaublichen Geschwindigkeit zu Astaroth. Er würde sicher nicht zu spät kommen. Mit dieser Hoffnung drückte er den Wolf vor sich näher an sich…
Jeder Flügelschlag dieser immensen weißen und doch irisierenden Schwingen, brachte ihn näher an sein Ziel. Die große Menge an Soldaten war von hier oben sichtbar, selbst die des Gegners konnte man von hier oben noch schematisch als Masse erkennen. Alles war genauso, wie er es befohlen hatte: Die erste Reihe Infanterie, gepanzert und mit Schild und Speer ausgerüstet, die Schwerter auf den Rücken geschnallt wie er selber es auch trug. Die Zweite bestand aus den Schützen, die ihre tödlichen Pfeile abfeuern würden, bevor sie sich mit ihren Nahkampfwaffen in das Schlachtgetümmel warfen, und die Reihen danach bildeten wieder Kämpfer mit Nahkampfwaffen. Ganz hinten, und schon von der eigentlichen Schlacht entfernt, standen vereinzelt die Schützen, die Deserteure ihrer gerechten Strafe zuführen würden: Dem sofortigen Tod.
Jetzt fing der Drache langsam an, an Höhe zu verlieren und sich im Gleitflug dem Boden zu nähern. Immer tiefer sanken sie, bis die einzelnen Dämonen schon gut erkennbar waren, die „Landebahn“ schon zum Greifen nah war. In weiser Voraussicht hatten seine Männer einen Platz freigelassen, an dem er landen konnte und er in Position gehen würde.
Unmengen an Erde wurde aufgewirbelt und bildeten eine wirbelnde Wolke, als der Drache mit einem lauten Aufprall aufsetzte, mit den Flügeln wild in eine andere Richtung als beim Flug schlug und mit dem restlichen Schwung nach vorne rannte, bis er endlich zum Stehen kam. Mit der unfassbaren Präzision, die man im Flug so sehr vermisste, kam die Echse auf den letzten hundert Metern zum Stehen. Sie streckte den Hals nach vorne, drehte ihn ein wenig auf alle Seiten, um sich zu orientieren, bevor sich der federleichte Flaum zu harten Schuppen umbildete, die in der Luft nur stören würden. Das hier machte die Unfähigkeit der Drachen im Flug bei weitem wett. Angeblich hatte es früher auch Arten gegeben, die in der Luft an Eleganz und Geschick kaum zu überbieten gewesen waren, doch das war heute kaum noch vorstellbar.
Astaroth glitt den langen, mit einer Verdickung versehenen Schwanz des Drachen hinunter, um sich noch ein letztes Mal mit dem zuständigen General zu unterhalten. Elegant landete er mit einem dumpfen Laut auf dem Boden, der gleich zum Ort dieser Schlacht werden würde, und wandte sich einem herbeieilenden Dämon zu. Dessen blauer Helm mit zwei geschwungenen Hörnern zeichnete diesen eindeutig als General aus. Er beachtete seinen Untergegebenen nur halb, ließ seinen Blick lieber über seine Truppen schweifen und befahl dabei: „Alles ist in Stellung, wie ich sehe. Gut. Wir fahren fort wie geplant – Angriff erfolgt auf mein Zeichen. Der Nachrichtenoffizier soll in meiner Nähe bleiben.“
Der Dämon nickte nur. Mehr war auch nicht nötig, da schon alles besprochen worden war. Jetzt sollte der Kampf so schnell wie möglich zu Ende gehen und Forcas den bitteren Geschmack der Niederlage spüren.
Sein Heer war größer geworden als erwartet und alle warteten begierig darauf sich mit dem Feind zu messen und vielleicht eine Belohnung zu bekommen für ihren Einsatz. Diese Begeisterung musste man jetzt nutzen. Außerdem hatte er besseres zu tun als gegen die Truppen zu kämpfen, die Forcas nie hätte herbringen dürfen, doch er würde diesem hundegesichtigen Abschaum zeigen, was man nicht machen durfte.
Astaroth schüttelte kurz den Kopf, und rannte dann mit vollem Schwung wieder auf seinen Drachen. Sein rotes Kettenhemd klirrte dabei leise, sein Helm aber blieb an seinem Ort und bewegte sich nicht. Alles war wie es sein sollte. Er würde als Sieger aus dieser Schlacht hervorgehen.
Noch einmal schweifte sein Blick über sein Heer, er sah, wie ihn einige Dämonen Erwartungsvoll anschauten, vor Begeisterung schon die Zähne fletschten und die Schwerter fest in der Hand hielten, die Bögen gespannt in Position verharrten.
Mit einem Ruck ließ er sein blaues, jetzt fast leuchtendes Schwert, aus der Scheide gleiten, hielt es vor sich hoch in die Luft gestreckt und schrie gleichzeitig in ohrenbetäubender Lautstärke: „ANGRIFF!“
Der Lärm wuchs fast ins Unermessliche, als die ersten Pfeile durch die Luft sausten und immer wieder Kriegsschreie zu hören waren. Die Gegner, die dank ihrer grünen Einheitstracht gut erkennbar waren, stürmten nach vorne, um dem Pfeilhagel zu entgehen, rannten mit Geschrei auf seine Truppen zu, während die wenigen Bogenschützen ihrerseits den Himmel mit den Geschossen verdunkelten.
Bevor noch die ersten ihre Schwerter an seinen Dämonen testen konnten, rasten die Speere durch die Luft und fällten viele der Soldaten oder machten deren Schilde unbrauchbar. Die Speere waren Spezialanfertigungen und nur einmal brauchbar, danach waren sie verbogen.
Jetzt stürmten auch endlich seine Männer und Frauen nach vorne, schwangen ihre Schwerter, die aus den Scheiden herausgezogen wurden, und stürzten sich mit Geschrei in die Schlacht, während sie ihre Zähne fletschten.
Überall rann das Blut herab, schnitten sich die beißenden Waffen durch die Rüstungen oder in die ungeschützten Bereiche und verstümmelten die Feinde gnadenlos durch die Hand der Besitzer. Schmerzenschreie und Siegesgröhlen ertönten nebeneinander immer wieder wie Siegfanfaren. Mehr und mehr vermischten sich die Heere, tobte der Kampf überall und entwickelte sich zu seinen Gunsten. Forcas hatte miserabel geplant und aufgestellt, dazu viel zu wenige Truppen aus dem Boden gestampft. Mit zufriedenem Gesichtsausdruck nahm er die Meldung zur Kenntnis, dass seine Reiterschaft jetzt von hinten angriff. Der Feind war in der Zange, hatte so gut wie verloren. Er wollte schon von seinem Drachen herunter gleiten, um selbst noch etwas an dem „Spaß“ teilhaben zu können, als dieser plötzlich den Hals wendete, und in dieser Position verharrte. Sein Blick folgte dem der Echse und er erstarrte wie vom Blitz getroffen, vergaß die Schlacht um ihn herum für den Moment völlig.
Hinter seinem Heer war ein Feuer in Form einer überdimensionalen umgedrehten Glockenblume zu sehen, deren Stempel zu weit herausragte und eine einzige Flamme darstellte. Er kannte dieses Bild nur zu gut, die Farbe war außerdem unverkennbar. Was machte sein Nachtmahr dort, wieso war Hiuma hier?
Entschlossen wandte er sich dem Nachrichtenoffizier zu, und befahl nur in harschem Ton, mit einem Nicken in die Richtung, in der das Feuer zu sehen war: „Meldung!“
Der angesprochene erblasste kurz, bevor er eine Kommunikationsscheibe an Astaroth reichte und Meldung erstattete: „Euer Nachmahr, auf dem ein Mensch sitzt, Fürst. Er schreit anscheinend etwas von ‚Engeln’ und ‚Falle’. Sollen wir ihn beseitigen?“
Da traf es ihn wie einen Blitz, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Wieso war die Schlacht so leicht, alles so unglaublich einfach?
„Wenn Du nur noch einmal etwas von ‚beseitigen’ im Zusammenhang mit MEINEM Menschen sagst, wirst Du sehr leiden. Soldaten in der hinteren Reihe SOFORT umdrehen, die Schützen sollen anlegen. Reiter SOFORT zurückziehen und zurückkommen.“, befahl er nur noch knapp und schrie dabei fast schon. Der Offizier nickte nur erblasst, und ergriff eine Scheibe, die er sofort bediente um die Befehle auszuführen.
Das Schwert noch immer in der Hand, überlegte er nur kurz, bevor er vom Drachen herunter sprang und „Bleib hier, achte auf Veränderungen und komm im Notfall.“, diesem zuflüsterte. Die Echse würde alles normal erscheinen lassen und dem Feind nichts von dem kleinen „Problem“ offenbaren.
Dann rannte er, so schnell er konnte in Richtung Nachtmahr und Mensch. Egal, ob die Engel kommen würden oder nicht, Caym musste vom Schlachtfeld weg und seine Generäle waren zuverlässig, er konnte ihnen die Koordination des Kampfes überlassen.
Doch alle Hoffnungen, dass es vielleicht doch keine Falle war, wurden durch das Flimmern am Horizont zerstört. Mit jedem Moment wurde es heller und heller dort, die Winde wuchsen an und er sah, wie Hiuma Schwierigkeiten hatte, die Position zu halten. So war das alles nicht geplant gewesen. Ein lauter Knall hallte über die Ebene und das Pferd stürzte, warf vorher noch seinen Reiter ab. Und schon sah man das gleißende Licht, dass die Ankunft dieser elenden Wesen ankündigte.
Mit einem ohrenbetäubenden Knurren, stürmte er noch schneller vor, spürte die Wut in sich anwachsen und seine Herzen wild pochen. Niemand würde seinen Menschen auch nur noch ein einziges Mal verletzten…
Der Boden war viel zu hart, als das er von dem Sturz nicht blaue Flecken davontragen würde. Leise fluchend richtete er sich auf uns wollte Hiuma vorwurfsvoll anstarren, als sein Blick auf das immer heller werdende Leuchten in seiner Nähe fiel. Schnell drehte er seinen Kopf weg und hielt sich die Hand vor die Augen, bis dieses furchtbare gleißende Licht vorüberging. Doch als er auf die Stelle starrte, von der es ausgegangen war, erstarrte er vor Schreck, der Mund und die Augen weit geöffnet.
Engel. Das war eine ganze Armee von Engeln und er war direkt vor ihnen, stand zwischen Dämonen und Engeln, doch viel zu nah an Zweiteren. Jetzt wünschte er sich wirklich am sehnlichsten, näher bei Astaroth zu sein. Seine Augen suchten bei dem Gedanken schnell das Dämonenheer, das er zu warnen versucht hatte, bevor Hiuma ihn so unsanft abgeworfen hatte. Offensichtlich hatte sich seine Mühe gelohnt, denn durch die blinkenden Waffen war selbst für ihn leicht zu erkennen, dass sie die Engel bemerkt hatten und nicht durch einen Überraschungsangriff im Rücken niedergemetzelt werden würden.
Das plötzliche Geschrei hinter ihm, ließ ihn umfahren. Die Geflügelten Wesen stürmten jetzt in seine Richtung. Ohne lange nachzudenken ergriff er seinen Stock, ließ ihn aus der Schleife sausen und schlug mit voller Wucht auf den ersten ein, der seine Bahn kreuzte. Der Engel fiel blutend zu Boden und schon raste Cayms Stock wieder durch die Luft. Ein Schwung von unten nach oben traf den unvorbereiteten nächsten Feind an der Schläfe und ließ ihn wie einen Sack zu Boden gehen. Doch jetzt hatten ihn die Engel bemerkt. Einer, der besonders heraus stach, starrte ihn aus Augen an, die nur eine Spur kälter wirkten als die der anderen, doch dieselbe eisblaue Farbe aufwiesen. Nur seine Haare waren auffällig, denn er war der einzige, der nicht weiße, sondern braune hatte.
Caym sah, wie er auf ihn zeigte, und eine ganze Horde Engel auf ihn losstürmte. Er musste weg hier, hatte keine Chance bei dieser Übermacht. Mit einem Satz sprang er über den niedergestreckten Gegner und rannte so schnell es ihm sein lädiertes Bein erlaubte. Sein Atem ging immer schwerer, er keuchte schon und seine Lunge brannte – und noch immer waren die Dämonen zu weit entfernt.
Die ersten Bögen wurden gespannt und er riss die Augen auf, als die ersten Pfeile an ihm vorbeirasten und die ersten Engel fällten. Vielleicht schaffte er es doch noch?
Doch der Schlag, der ihn unerwartet zu Boden riss, belehrte ihn eines besseren. Er umklammerte den Stock noch fester und rollte sich auf den Rücken, um seinem Feind wenigstens noch einen anständigen Schlag versetzen zu können, um kurz zu erstarren. Diese Augen, diese violette Strähne kannte er. Er schwang seine Beine nach oben, um mit einer flüssigen Bewegung wieder auf die Beine zu kommen, und schwang gleichzeitig seinen Stock in Richtung Kyriel – den Namen würde er nie wieder vergessen können – aber diesmal hatte er kein Glück. Seine Schulter wurde von einem kräftigen Schlag getroffen, und seine einzige Waffe fiel geräuschlos auf den Boden, während er sich mit der Hand die schmerzende Schulter hielt.
Er strauchelte und versuchte noch wegzulaufen, doch schon im nächsten Moment hatte er ein Messer an der Kehle und hörte eine zufrieden klingende Stimme: „Was haben wir denn da? Gott war uns wohl diesmal gnädig gestimmt und hat mir diese Genugtuung gegönnt. Das kleine Schoßtier, der Verräter der menschlichen Rasse. Ich werde persönlich dafür sorgen, dass Du deine Strafe erhältst.“ Die Waffe ritzte etwas seine Haut auf, und einzelne Blutstropfen rannten herab. Der Lärm um sie herum schien nicht zu existieren, während dieses Gesprächs. Caym Herz pochte viel zu laut, um noch viel anderes zu bemerken. Wieso immer er?
„Und Engel, die in Wahrheit die Dämonen sind. Ich glaube da bin ich lieber auf der anderen Seite…“, fauchte Caym Kyriel an und schlug dann mit seinem Ellbogen nach hinten aus, traf den unvorbereiteten Engel, der kurz den Griff etwas lockerte. Ein wenig wand er sich, rutschte nach unten und machte schon den ersten Satz weg von diesem grauenhaften Wesen, doch ein Stich in seinem ehemals verletzten Bein hinderte ihn daran. Er schrie vor Schmerzen auf, als sich das Messer fast in dieselbe Stelle bohrte, an der er vor kurzem schon eine Wunde erlitten hatte und der Schmerz immer mehr anwuchs. Als er das Messer ergreifen wollte, spürte er, wie es mit einem Ruck herausgezogen wurde und schrie noch einmal laut auf, bevor es wieder seinen Platz an seiner Kehle einnahm, während er nur mit zusammengepressten Zähnen keuchte.
„Du verfluchter…Du…ich…ich HA…HASSE Engel. Astaroth…bitte…“, murmelte er vor sich hin und hoffte diesmal wieder auf Rettung, Rettung von dem Dämon, der immer für ihn da war.
„Nein – diesmal nicht. Ich werde dich in die Engelswelt bringen und dort wirst Du schnell verbrennen, du kleines Verrätervieh. Und wenn Du noch einmal etwas versuchst, wird die Klinge diesen Ekel erregenden Hals durchtrennen.“, fing Kyriel mit giftiger Stimme an zu reden, wurde aber dann unterbrochen.
Der braunhaarige Engel stand vor Caym und betrachtete ihn mit leicht gehobener Augenbraue. „Das ist also der Mensch, der Verräter? Wieso blutet er, Kyriel? Du weißt genau, dass wir Menschen nicht unnötig quälen sollen und dieser hier soll von den Menschen verurteilt und hingerichtet werden, damit sie uns damit ihre Treue beweisen.“, kam es nur kalt und emotionslos von dem merkwürdigen Engel, der ebenso fehl am Platz wirkte, wie die ganze Szene auf dem Schlachtfeld.
„Aber…General Ezekiel, er versuchte zu fliehen. Es war die einzige Möglichkeit ihn zu stoppen. Und…“, begann Kyriel jetzt, und drückte das Messer wieder etwas stärker an Cayms Hals, der zurückweichen musste und dadurch die Kälte des Engels nur noch deutlicher spürte.
„Übergib ihn mir Kyriel. Ich weiß genau, dass du wütend auf diesen Menschen bist, aber du als Thron hättest gar nicht hier herkommen dürfen – und wir wissen alle, wieso es diese Regel gibt. Ich habe schon den Rückzug befohlen, da die Dämonen gewarnt wurden. Noch eine Schuld, die dieser Mensch zu tragen hat. Geh mit der Armee zurück, ich kümmere mich um diesen Verräter hier.“ Und schon befand sich Caym, der die Augen immer wieder vor Schmerzen schloss, in den Händen dieses Dämons namens Ezekiel, der genauso kalt war, wie Kyriel. Sein Bein brannte regelrecht.
„Keine Sorge. Du wirst nicht allzu lange leiden. Du kannst auch noch einmal deinem Dämon in die Augen schauen.“, flüsterte ihm sein Feind leise zu, woraufhin Caym die Augen ungläubig aufriss und einen heranstürmenden, blutüberströmten Astaroth sah, der weit vor seiner Armee durch das Engelsheer „watete“.
Sein Dämon mähte mit seinem blauen, jetzt blutbefleckten Schwert durch die Reihen wie ein Schnitter das Gras, während die schwarzen Schwingen auf seinem Rücken rot schimmerten. Das Hemd war zerschnitten und selbst von der Weite konnte man blutende Wunden entdecken, die den sonst so makellosen Körper entstellten.
Dabei starrten ihn diese unglaublich roten Augen die ganze Zeit an, waren völlig auf Caym fixiert, während Astaroth immer wieder laut knurrte und den nächsten Engel aus dem Leben beförderte, Gliedmaßen abtrennte und selbst mit den bloßen Krallen der freien Hand Gegner erledigte.
Caym streckte seine Hand trotz der Schmerzen aus und rief laut „Astaroth!“, als dieser fast da war, nur um ein helles Licht um sich herum zu sehen, während die Welt verschwamm. Mit einem lauten „NEEEEEIN!“, auf den Lippen, hörte er einen Schrei hinter sich und spürte, wie das Messer von seiner Kehle rutschte, während sich alles um ihn herum änderte…
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------
*sich duckt*
Okay, zu meinen zwei treuen Reviewern *Keks gibt*:
@Chilepepper: Danke wie immer für die Review. Und es freut mich, dass es mal wieder eine andere, neue Emotion gab. Und wer will Astaroth nicht in den Schwanz beißen *lach* (nein, nicht in den, sondern in den *g*).
Ah - Nummer eins deiner Fragen ist leicht: Die Bisse sind eine Art instinktive Handlung, vererbt von seiner mütterlichen Seite (die da bei Partnern vollführt wird, die man behalten möchte). Astaroth ist ja ein Halbblut und das bedeutet, dass seine Mutter und sein Vater verschiedenen Dämonenrassen angehörten...
Nummer zwei: *hüstel und flüstert* Eigentlich sollte das Caym etwas...naja, empfindlicher machen, aber da das Ding für Dämonen ist kann man ja nie wissen, wie es gewirkt hat (unter uns: Hat es nicht. Caym ist von alleine...)
Und Astartoh ist da in einer Zwickmühle - entweder im Palast lassen und riskieren, dass noch einmal so etwas passiert wie mit Nomas, oder mitnehmen und in Gefahr durch die Nähe zum Schlachtfeld bringen, wobei er ihn da bei sich hat. Naja...das Kapitel hat ja offenbart was passiert ist (wobei es bei der anderen Variante nicht sicherer gewesen wäre).
@SusyCute: Danke für die Review und freut mich. Oh...keine Ahnung. Ich kann irgendwie nicht mal anderes, versuche mich ein wenig in die Figuren hineinzuversetzen und voila...
Aber die längste Sexszene, die ich je geschrieben habe, kommt erst noch *lach*
Also hoffentlich fühlst du dich auch ohne unterhalten genug *g*