Christopher und Ich
folder
German › Originals
Rating:
Adult ++
Chapters:
31
Views:
10,617
Reviews:
20
Recommended:
0
Currently Reading:
1
Category:
German › Originals
Rating:
Adult ++
Chapters:
31
Views:
10,617
Reviews:
20
Recommended:
0
Currently Reading:
1
Disclaimer:
This is a work of fiction. Any resemblance of characters to actual persons, living or dead, is purely coincidental. The Author (being obviously ME) ;) holds exclusive rights to this work. Unauthorized duplication is prohibited.
19
Eigentlich sind es nur noch Details, die ich ändern muss; Firmennamen und Abteilungen umwandeln, die jeweiligen Namen der Ansprechpartner korrigieren, mich selbst je nach Adresse anders anpreisen – Christopher hat mir ein Musterbeispiel getippt. Mit dieser Vorlage ist es ganz simpel zu arbeiten. Dennoch: ich brauche fast 40 Minuten, um die garstige Aufgabe zu beenden. Während dieser Zeit betritt mein Freund das Arbeitszimmer nicht. Ich beginne meine abgespeicherten Dokumente zu drucken und scrolle mich erneut durch meinen Lebenslauf, den Christopher stilistisch aufpoliert hat. Er weiß sich auszudrücken. Morgen brauche ich nur noch neue Bewerbungsfotos von mir schießen zu lassen; wie mein Herr es mir aufgetragen hat. Bei diesem Gedanken erzittere ich minimal und kann mein Grinsen nicht unterdrücken.
Wir sind zwei Jahre zusammen und alles ist immer noch so... betörend, mich voll und ganz einnehmend; es ist besonders. Ich kann es nur noch mal wiederholen: eine andere Art der Beziehung kann ich mir nicht mehr vorstellen.
Vermutlich ist diese Tatsache nicht besonders gesund, betrachtete man sie aus einer gänzlich objektiven Perspektive. Vielleicht habe ich mich in eine sehr spezielle, psychische Abhängigkeit begeben: Christopher entscheidet über mich, er weist mich an, er führt mich; ich brauche seine Erlaubnis für gewisse Dinge, meine Rechte sind stückweise eingeschränkt, ich muss mich fügen, Befehlen gehorchen.
Streichen wir das vorangegangene 'vielleicht'.
Psychische Abhängigkeit, die Reduzierung von allgegenwärtigen Rechten, Erniedrigung, übermäßige sexuelle Reduzierung, physische Übergriffe, Überwachung. Weil ich es so will. Wenn dies meine Forderungen sind und Christopher meine Wünsche durch sein Dasein als mein Master erfüllt, kann man jene Sachen noch so ausdrücken, wie sie hier geschrieben sind? Gilt dann noch der übergreifende Kontext, die Interpretation der Wörter, die uns während der Sozialisation unbewusst in den Kopf gedrängt worden sind?
Sklaverei... der Zustand, in dem Menschen als Eigentum anderer gehalten und behandelt werden. Meistens, um ihre Arbeitskraft ungeschoren auszunutzen, sie zum Arbeiten zu zwingen und sie ihrer Menschenrechte zu berauben. Die unfreie Klasse. Seit der Antike ein Teil menschlicher Geschichte. Doch während des Voranschreitens menschlicher Historie ändern sich Begriffe, ändern sich Einstellungen, ändern sich Zustände und Interpretationen. Offiziell wurde Sklaverei ab dem später 18. Jahrhundert etappenweise abgeschafft. Doch sie hat sich nur gewandelt und in die restriktiven Wände der Gesellschaft eingenistet. Ein-Euro-Jobber sind Sklaven, kleine Fische im großen Teich; der Angestellte einer riesigen Firma, die zwölf Stunden pro Tag ackern, damit sie nicht raus fliegen, sind Sklaven - der alten Interpretation. Sie hassen es, sie müssen sich fügen und sie sehen keinen Ausweg. Und es hat nichts mit physischer oder psychischer Genugtuung zu tun. Von dem immer noch bestehenden, illegalen Menschenhandel möchte ich gar nicht erst sprechen…
Und Lustsklaven? Die gab es bereits im alten Rom...
Ich bin Sklave eines etwas anderen Verständnisses. Vielleicht kann man mich auch als Lustsklaven beschreiben. Ja, es gibt einige Parallelen zwischen diesen verschiedenen Begriffswelten.
Die da wären? Nun.
Ich gehöre Christopher. Ich bin sein Besitz, sein Eigentum. Aber er zwingt mich nicht dazu. Es war meine Entscheidung; und um Entscheidungen zu treffen, muss man frei sein. Ich bin frei – in dem Ausmaß, das ich selbst für mich wähle. Somit besitze ich Rechte. Im Übrigen haben wir jene offiziell in einem Vertrag festgehalten, den nur wir beide kennen.
Durch meine Behandlung als Christophers Sklave erlange ich Genugtuung und das nicht nur im eigentlichen Spiel, das meist auf Sex ausgelegt ist, auf sexuelle Befriedigung. Ich will dominiert werden, in all meinen Lebensbereichen.
Ich kann die Beweggründe nicht genau definieren, zu schwer fällt es mir, meine Gefühlswelt in Worte zu fassen. Vielleicht muss ich das auch gar nicht? Wieso mögt ihr Schokoeis, und wieso hassen einige von euch es? Wieso schlaft ihr auf der rechten Seite und einige von euch auf der Linken? Ich denke, einige Empfindungen tauchen einfach auf und es bedarf keiner genauen Erklärung für ihre Existenz - noch für ihr Ausleben, das manchmal sogar unbewusst geschieht.
Wenn etwas Spaß macht, analysiert man doch nicht, warum.
Wenn etwas schmeckt, fragt man sich nicht, wieso die Geschmacksnerven so reagieren, wie es der Fall in jener Situation ist.
Ich kann nur schemenhaft diese Entwicklung zurückverfolgen. Es war ja eigentlich nicht Christopher, der diese Gefühle erst in meine Seele einpflanzte. Er war es, der die Saat nur erntete, sie pflegte, sie erweiterte; mich überhaupt erst auf dieses bestellte Feld in meinem Geiste aufmerksam machte; meinen Kopf packte und mich zum Sehen zwang.
Die Gefühle, die ich mit Christopher erkunde, die ich mit ihm real werden lassen kann, auslebe – sie schlummerten irgendwo in meinem Unterbewusstsein, warteten auf einen „Trigger“. Ja, es begann mit Handschellen. Vielleicht waren dies ja wirklich meine aller ersten, ziemlich unschuldigen Schritte in jene Richtung, die nun mein Wesen bestimmt. Schritte, die ich damals noch nicht zu deuten wusste. Der harte Sex, den ich der liebevollen Art vorzog – ich hatte nie darüber nachgedacht.
Bis er kam.
Ich stehe auf. Der Drucker hinter mir ist immer noch am arbeiten. Ich durchquere den Wohnzimmerbereich, in dem der große Holztisch mit sechs Stühlen steht, höre das Wasser in der Küche rauschen und luge in den Raum hinein. Still bleibe ich stehen und betrachte Christopher aus dieser kleinen Distanz; schaue zu, wie er einen Topf abspült, sich danach die Hände abtrocknet, wie er seufzt, das Radio etwas leiser stellt und dann den besonderen Schrank öffnet, in dem sie süßen Versuchungen ruhen – von denen er mir mehr versprochen hat. Als er sich umdreht, einen Marsriegel in der Hand, und sich mit dem Hintern gegen die Küchenzeile lehnt, genüsslich in diese Sünde beißt, muss ich lachen.
Christopher schreckt auf.
„Gott, hast du mich erschreckt!“, spricht er aus, nachdem er sich fast verschluckt hat, und verfällt dann ebenfalls in kurzes Gelächter, schüttelt den Kopf. Ich gehe auf ihn zu.
„Ich dachte, die Marsriegel gehören mir?“, ziehe ich ihn auf, eine Spur lasziv. Das Meeresblau richtet sich auf mich, Christopher grinst subtil.
„Hmmm…“, macht er verspielt und beißt erneut ab, lässt sich den zweiten Bissen sichtbar schmecken. Meine Hände streichen über seine Seiten, während er sich verführerisch über die Lippen leckt, die ich sogleich mit meinen beanspruchen muss. Christopher lässt mich gewähren, legt sogar einen Arm um mich, als ich mich nach oben beuge und unsere Münder kollidieren lasse. Er schmeckt nach dieser beliebten Süßigkeit, die ich nur allzu gerne verschlinge. Ich verschränke meine Arme hinter seinem Nacken, dränge meine Zunge noch weiter in seinen Mund – und er ist ganz und gar nicht um Widerstand bemüht. Er kommt mir mit einem Muskel enthusiastisch entgegen.
Seine Hand schlängelt sich meinen Rücken entlang und er drückt mich weiter gegen sich. Sein Körper direkt am meinen fühlt sich unverschämt gut an. „Weißt du…“, haucht er gegen meine Lippen und zieht seinen Kopf spielerisch zurück, als ich versuche, unsere Münder wieder zu verschließen; sein Atem ist heiß. „wenn die Marsriegel dir gehören und du mir gehörst… dann gehören doch auch die Marsriegel automatisch mir… oder nicht?“
„Wahrscheinlich, Christopher…“, murmele ich und versuche, ihn ein weiteres Mal zu küssen, doch er verweigert mir diesen Kontakt, bringt unsere Münder zuerst nahe, und zieht im letzten Moment seinen Kopf doch noch zurück; einige Male wiederholt er diese neckende Prozedur. Dann, als ich schon wieder denke, er würde sich mir abermals entziehen, lässt er unsere Lippen brutal aufeinander prallen und beißt brüsk in meine Lippe, wonach er meinen Mund mit seiner heißen Zunge erforscht.
Ein süßer, heißer, ruppiger Kuss.
Sein Mund wandert dann über meine Wange, verteilt dort kleine Küsschen, landet letztendlich bei meinem Ohr. „Bist du fertig?“, raunt er. Ich nicke. Er schilt mich nicht, dass ich ihn nicht verbal geantwortet habe, sondern drückt mir den Rest des Marsriegels in die Hand und lässt von mir ab. „Dann lass uns mal die Endresultate begutachten, was?“, meint er flapsig und macht sich auf den kurzen Weg ins Arbeitszimmer. Natürlich folge ich ihm – den Schokoriegel naschend.
Er sieht sich jedes einzelne Blatt an, nickt zustimmend, weist mich hier und da auf Rechtschreibfehler hin, die ich sofort behebe und eine neue Version ausdrucke. Insgesamt habe ich acht Bewerbungsschreiben. Christopher ist zufrieden. Er lächelt, schaltet den Drucker ab.
„Super, Niko“, lobt er mich und streicht mir sanft durchs Haar. Ich erschaudere bei dieser belohnenden, zärtlichen Berührung. Ich liebe es, wenn er mich lobt...
„Danke für deine Hilfe“, murmele ich, während ich seine längst verschwundene Hand noch immer an meinem Haupt fühlen kann. Ich schrecke leicht auf, als er plötzlich von hinten an mich tritt und seine Arme um meinen Oberkörper windet; sein Wange an meine gepresst, seine Brust an meinen Rücken gedrängt wispert er „Du weißt, ich bin immer für dich da…“
Er haucht mir einen Kuss auf die Wange und dann bleiben wir einfach so stehen, mitten im Raum. Meine Finger sind mittlerweile zu seinen warmen Händen gewandert, die auf meiner Brust ruhen; ich habe die Augen geschlossen, genieße diesen Moment der Zärtlichkeit, der meine Sinne einnimmt. Ich spüre sie. So sehr, so extrem – Christophers Liebe für mich.
Seine Wange ist leicht kratzig; ich kann einige der minimalen, sich anbahnenden Bartstoppel spüren. „Du kratzt“, meine ich leise.
„Ich kratze dich gern, das stimmt…“
Ein Schmunzeln.
„Du schlägst mich auch gern…“, hauche ich.
„Ja, das tue ich…“, gluckst er und drängt sich noch weiter gegen mich. „Weißt du, was ich am liebsten mit dir mache…?“, fragt er mich dann.
„…was denn?“ Ich klinge heiser.
„Dich bekochen!“
Wir lachen beide laut. „Ich hab ehrlich gesagt, wieder ein wenig Hunger“, gebe ich dann zu.
„Soll ich uns ein kleines Abendbrot zaubern?“, hakt er nach und lässt widerwillig von mir ab.
„Nur, wenn es dir nichts ausmacht“, gebe ich zurück. „Ich helfe gern“, biete ich mich an.
„Nein“, meint er knapp und grinst wieder auf diese leicht selbstgefällige Art und Weise. „Du ruhst dich vor dem Fernseher aus, du hast genug getan heute“, meint er und deutet mit seinem Blick auf den kleinen Stapel Bewerbungen.
„Okay, Christopher“, murmele ich versonnen, weil ich mal wieder in diesen blauen Augen versinke.
Es dauert nicht lang, bis er mich ruft. Der Tisch ist gedeckt mit verschiedenen Käse- und Wurstsorten, es gibt sogar gekochte Eier und aufgebackene Brötchen, Tee, saftige Tomaten… Christopher und ich schlemmen eben gern. Während wir essen erzählt er mir von einer Radiosendung über Schach, die er heute im Radio gehört hat. „Ich sage ja“, meint er. „Das Spiel ist nicht totzukriegen.“
„Hat Martin jetzt eigentlich angefangen Schach zu spielen?“, hake ich nach, weil ich an Holger denken muss.
„Nein. Deswegen spielen Holger und ich ja auch so oft.“
„Achso…“
Wir sprechen über Donnerstag. „Dass es Neuzuwachs gibt, hatte ich dir schon gesagt, oder?“, meint er und ich nicke, an meinem Tee nippend. „Hast du den Ring?“ Ich nicke erneut. „Gut.“ Dann: „Wann findet der Stammtisch statt?“
„18 Uhr.“
„…wow. Ich bin begeistert. Du hast es dir gemerkt“, scherzt er etwas verblüfft. Dass ich mir nur versprochen hatte, gebe ich nicht zu, grinse einfach nur etwas dümmlich.
„Satt?“, erkundigt er sich.
„O jaaa…“, meine ich nur nach zwei Brötchen.
„Gut.“
„Ich räume ab!“, verkünde ich und springe umgehend auf, beginne mit der angekündigten Tätigkeit. Christopher beobachtet mich dabei, lehnt sich zurück in seinem Stuhl und genießt seinen Tee im Stillen. Ich bin zu hastig. Als ich die Teller zusammenstelle und sie samt Besteck und der Tee-Untertassen auf die Küchenzeile deponieren will, um sie dann in die Spülmaschine zu stellen, fällt eines der Messer geräuschvoll zu Boden. Christopher schnaubt.
„Lass noch einmal etwas fallen, Niko...“, warnt er mich im gefährlichen Tonfall.
Ich halte inne; meine, das eigene Herz in diesem seichten Rhythmus schlagen zu hören und spüre, wie sich eine Gänsehaut anbahnt. Seine plötzlich so kalten Augen ruhen auf mir. Er bewegt sich nicht, starrt mich einfach nur an. Ich kann nichts dagegen tun, dieser Gedankengang hat sich längst verfestigt, breitet sich aus wie ein Virus, nimmt alles auf wie ein Tornado, spiegelt sich wieder in diesem frechen, lasziven Grinsen, das auf mein Gesicht tritt. Natürlich entgeht Christopher nichts. In leichter Skepsis hebt sich seine Augenbraue ganz sachte, sein Blick wird intensiver; und ich?
Ich nehme eine der simplen weißen Untertassen von dem kleinen Stapel, von denen Christopher sowieso genügend hat, von denen er sich hunderte leisten könnte, wenn er wollte. Demonstrativ halte ich sie in die Luft, direkt über den hübschen Fliesenboden, von dem ich gerade erst das Messer aufgehoben habe. Christopher schweigt. Ich schweige.
Meine Finger lösen sich von dem Objekt.
In der nächsten Sekunde zerschellt das Tellerchen laut auf dem Boden; die groben Teilchen fliegen in alle Richtungen, dann ist es vorbei. Mein Freund zuckt nicht einmal zusammen – und ich grinse weiterhin.
Tick- Tack, Tick... Tack...
Die Sekunden verstreichen.
„...ups...“, meine ich ziemlich trocken und gemächlich und verlagere mein Gewicht auf mein linkes Bein, sodass meine rechte Hüfte etwas markanter absteht. Christopher betrachtet die Scherben auf dem Boden. Wie in Zeitlupe gleiten seine Augen dann bedächtig über meine Erscheinung, hoch zu meinem Gesicht. Blickkontakt. Kaltes, kaltes Eis; belustigtes, arktisches Grinsen, ein letzter Schluck Tee. Dann steht er auf.
Er packt mich an den Hüften und drängt mich nach hinten, hebt mich leicht an, sodass ich auf der Küchenzeile zum sitzen komme; er spreizt meine Beine, sodass er sich komplett gegen mich drücken kann. Seine Finger fassen grob in meine Seiten; ich zucke leicht auf. Umgehend lässt er unsere Lippen aufeinander prallen, verlangt direkt nach Einlass – dem ich ihm gewähre, meine Hände in seinen Haaren vergrabend. Unser Kuss ist intensiv, meine Lippen feucht von seinem Speichel, vielleicht auch von meinem eigenen, einer Mischung aus beiden.
Seine Hände gleiten unter den Stoff und streichen über meinen Rücken. „Das wirst du später sowas von aufräumen“, wispert er rau in mein Ohr und leckt direkt über meinen Hals. Ich komme nicht umhin zu seufzen.
„...später?“, hake ich dann ein wenig kraftlos nach.
„Ja. Später“, raunt er.
„Wirst du mich jetzt bestrafen...?“, hake ich mit geschlossenen Augen nach und genieße diese zarte Liebkosung an meine Hals, die sich jedoch direkt nachdem ich diese Worte ausgesprochen habe, in ein harsches Beißen verwandelt, das meinem Mund einen Aufschrei entlockt.
„Du verdienst es nicht anders“, lautet die süße Antwort.
„Ja, Christopher...“, schaffe ich es noch zu murmeln, bevor er unsere Münder abermals mit einem eindringlichen Kuss verschließt und unsere Worte zum Verstummen bringt. Und während wir wie ausgehungerte Teenager in der Küche knutschen, wandern meine Gedanken zu einem ähnlichen Kuss zurück...
Er war pünktlich an jenem Samstagabend. Genau um 18 Uhr öffnete sich die Tür – fast schon hatte ich vergessen, dass er doch bereits die Schlüssel zu meinem Heim besaß! Hatte ich jemals einem Freund solch einen Zugang gewährt? Andererseits: was kümmerten mich meine Verflossenen? Christopher trat direkt auf mich zu, seinen Mantel noch nicht einmal aufgeknöpft; seine etwas kalten Hände wanderten zu meinem Gesicht, er lächelte und ich tat es ihm gleich. Mein Puls war hoch. Ich umfasste seine Handgelenke, genoss seine Handflächen an meinen warmen Wangen. „Hi...“, hauchte er. „Hi...“, wisperte ich. Und dann waren seine Lippen schon wieder mit den meinigen vereint, in zarter, gar vorsichtiger Manier, so unschuldig. Ein süßer Kuss zur Begrüßung. Wie bei einem ganz normalen Pärchen.
„Wie war dein Tag?“, fragte ich ihn, als er von mir abließ und seinen Mantel aufhing. Er trug eine schwarze, semi-elegante Herrenhose, dazu ein weißes Hemd, keine Krawatte; das graue Sakko nahm er direkt auch ab – schließlich hatte ich die Heizung aufgedreht, damit ich mich ihm in dem schulterlosen Tank-Top und der tief sitzenden, dunkelblauen Jeans präsentieren konnte.
„Ganz in Ordnung“, meinte er und drehte sich mir wieder zu, ließ seine Augen nun forschend an mir auf und ab wandern. „Wow“, sagte er dann und klang dabei sogar wirklich etwas begeistert. Seine Augen richteten sich auf mich. „Du siehst wirklich gut aus.“
„Danke“, erwiderte ich spitzbübisch grinsend. Nur mein rasender Herzschlag verriet, dass mich sein Kompliment nervös gestimmt und glücklich gemacht hatte. „Möchtest du etwas trinken?“, fragte ich ihn umgehend.
„Nein, danke. Ich bin wunschlos glücklich.“
„Okay...“
Er kam wieder auf mich zu, strich über meine entblößten Oberarme und lächelte dabei irgendwie versonnen. Unglaublich, dass dieser Mann so zart und liebevoll wirken konnte, wenn er dabei solch eine dunkle, fiese Seite besaß und seine Augen, die nun mit einem regen Leuchten meine Aufmerksamkeit auf sich zogen, so arktisch kalt wirken konnte. Ich fragte mich, wann er wohl heute von einer Emotion in die andere wechseln würde...
„Wollen wir uns setzen?“, fragte er und deutete aufs Sofa.
„Nein“, entgegnete ich und nahm seine Hand. Er ließ es zu und ich musterte ihn noch einmal, bevor ich ihn sanft in mein Schlafzimmer zog. In dem wir gestern miteinander geschlafen hatten. Der Laptop stand noch immer auf dem Bett, ich hatte einen Internetsender mit Chill- und Loungemusik eingeschaltet. Die beruhigende Musik drang weiterhin aus den kleinen, integrierten Lautsprechern. Das Gerät stellte ich auf dem Nachtschränkchen ab, bevor ich selbst auf die Matratze krabbelte und Christopher mit mir zog, der vorher noch eilig aus seinen Schuhen schlüpfte.
Dann lag er auf mir. Seine Lippen zu einem sanften Grinsen geformt. Seine Finger glitten sachte durch mein Haar. Er hauchte mir einen viel zu zarten Kuss auf die Wange und ich besaß nicht die Kraft, nach mehr zu fordern; lag einfach so da, meine Arme um ihn geschlungen, meine Gedanken wie benebelt, wahrscheinlich stupide grinsend.
Er war mein Freund. Alles war noch so frisch. Ungewohnt und trotzdem wunderschön.
„Was geht dir durch den Kopf?“, hörte ich ihn fragen. Sein Blick war musternd.
„Wann haben wir uns im Park das erste Mal getroffen?“, fragte ich ihn, nachdenkend.
„Ende September“, antwortete er nach einer kurzen Weile.
„Ja... Stimmt...“, murmelte ich und starrte in das berauschende Blau. Christopher lächelte verspielt, strich mir erneut durchs Haar. „Du hast mich sechs Monate warten lassen“, murmelte ich dann unkontrolliert. Der Anwalt lachte kurz auf.
„Ist das so?“, neckte er mich. „Hast du nicht eher mich warten lassen?“, gab er belustigst zurück.
„Was?“, gluckste ich. „Ich war doch der Trottel, der jeden Tag in den Park gegangen ist, um dich wieder zu sehen!“
„Ja, ein kleiner, süßer Trottel. Ein unschuldiges Lamm...“, wisperte er und fuhr die Konturen meines Kieferknochens mit seinem Zeigefinger nach. Ich schluckte. „Und trotzdem“, sagte er standhaft und seine Hand hielt inne. „Nach unserem kleinen Gespräch im Café damals bist du erst ziemlich spät wieder aufgetaucht, wenn ich dich daran erinnern darf...“, meinte er neckend und lachte wieder.
„Du hattest mich doch abgewiesen!“, erwiderte ich ebenfalls lachend. „Hattest du...?“, setzte ich an, doch brach meine sich formende Frage ab, weil ich plötzlich so etwas wie Angst vor der Antwort verspürte.
„Hatte ich was?“, nahm er jedoch umgehend meine Worte auf und sah mich erwartungsvoll an. Ich schwieg, brach den Augenkontakt aber nicht ab. „Niko...“ Dieser wundervoll-bedrohlich wirkende Unterton in seiner Stimme schwang plötzlich wieder mit. Doch ich schwieg weiterhin, betrachtete ihn einfach nur.
Wenn ich jetzt darüber nachdenke, weiß ich genau wieso: weil ich wollte, dass er in diese düstere Emotion wechselte; ich wollte seine barsche Stimme hören – ich wollte, dass er mich zum antworten zwang. Und genau das machte er auch.
Ich konnte genau beobachten, wie sich diese gewisse attraktive Kälte in sein Gesicht stahl; wie das leuchtende Blau zu Stahl wurde; wie das zärtliche Lächeln einem subtilen Grinsen wich. Eine flüssige Transformation. Eine seltsame und doch in ihrer Art faszinierende Veränderung.
Der Schritt vom festen Freund zum Herren.
„Niko...“, wiederholte er nun ganz in seiner Rolle mit tiefer, ins Knochenmark dringender Stimme. „Sprich deine Frage aus. Sofort...“
„Hattest du damals wirklich nicht mit mir schlafen wollen? ...Christopher?“, schoss es umgehend aus meinem Mund.
Er lachte. In dieser Art, die mich verrückt machte; seiner eitlen Art. Er antwortete mir nicht umgehend; stattdessen begann er, kleine Küsse entlang meines Halses wandern zu lassen und strich mir dabei erneut vorsichtig über meine entblößte Oberarme; bis sein Mund sich direkt an meinem Ohr befand, in das er dann hinein flüsterte: „Am liebsten hätte ich dich sofort in ein Hotelzimmer geschleppt und dir die Seele aus dem Leib gefickt.“ Allein seine Worte, seine raue Stimme, die mein Ohr doch samtig kitzelte, brachte mich zum seichten Aufstöhnen. Eine leichte Welle der Erregung raste blitzartig durch meinen Körper. „Aber.... du hast mir so gefallen, dass ich es nicht zu einem One-Night-Stand mutieren lassen wollte“, fügte er dann hinzu und hob seinen Kopf wieder an, sodass er mir direkt ins Gesicht schauen konnte.
Ich fragte mich, ob jene Aussage, wohl so etwas wie ein Kompliment, eine kleine Gefühlsbekundung sein sollte und grinste. „Ich hab die Liste gemacht“, führte ich leise an, nachdem wir uns schweigend eine Weile in die Augen geschaut hatten.
„Ja, ich weiß“, kam es sanft zurück.
„Möchtest du sie sehen?“
„Wenn du sie mir jetzt zeigen willst, gern. Ansonsten warte ich auch“, entgegnete er leise.
„Ich will sie dir zeigen. Christopher.“
„Gut.“
Bedächtig erhob er sich und rutschte zur Seite, lehnte sich mit seinem Rücken gegen das Kopfteil des Bettes, ein Kissen zwischen Hemd und Holz. Ich ergriff den Zettel. Die erste Liste. Die geforderten Notizen. Ich gab sie ihm. Unsere Hände berührten sich bei dieser symbolischen Übergabe.
Es war aufregend, ihn beim Begutachten meiner aufgeschriebenen Punkte zu beobachten. Er sagte zunächst gar nichts. Ich konnte lediglich anhand der minimalen Bewegungen seiner Iriden erkennen, dass er sich die Stichpunkte durchlas. Dann plötzlich nickte er, lächelte und bedeutete mir, ihm wieder näher zu kommen. Und so tat ich es und Christopher legte seinen Arm um meine Schultern, zog mich direkt an die Seite seines Körpers. Eng umschlungen saßen wir nun da in meinem Bett, mein Kopf an seiner Halsbeuge lehnend, den Duft aus teurem Aftershave und seiner selbst einatmend. Mein Blick ruhte auf dem Papier, das Christopher noch immer in der Hand hielt. Ich hörte sein Herz klopfen.
„Den ersten Punkt finde ich äußerst schade...“, erklärte er dann mit ruhiger Stimme. Rubber, Gummimasken, Ganzkörperanzüge. Kopfbedeckungen. Ach, du Schreck!
„Wie? Du stehst drauf?“, hakte ich schwach nach. Hatte er mir nicht die Angst vorm Gummimaskenmann genommen? Hatte er nicht gesagt, ich sollte das vergessen?!
„Ich will ehrlich zu dir sein: Ja, ich stehe drauf.“ Er rückte wieder etwas von mir ab, um mir ins Gesicht schauen zu können.
„Aber du sagtest doch, ich soll diese Sachen vergessen!“, war mein Einwand.
„Den Gummimaskenmann, der dir Angst gemacht hat, ja“, ging er direkt darauf ein. „Nichtsdestotrotz finde ich andere Masken, die dem Sklaven zum Beispiel Augen und Mund abdecken, sehr erregend und ich meine, du besitzt ein Recht, das zu erfahren. Ich will dich jetzt auch von Nichts überzeugen, ich akzeptiere dein Nein. Wenn du keine Lust auf Rubber hast – okay. Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich dir das Recht, Nein zu sagen, auf keinen Fall nehmen will. Und diese Liste hier werde ich zu hundert Prozent akzeptieren, Niko. Ich will einfach nur ehrlich mit dir sein.“
„Und wieso hast du mir dann von Anfang an nicht gesagt, dass du auf Gummimaskenmänner stehst?“, entfloh es meinem Mund.
Christopher lachte kurz. „Könnten wir bitte aufhören den Begriff Gummimaskenmann zu benutzen?“ Er grinste und auch meine Mundwinkel zuckten minimal nach oben. „Niko, beruhige dich...“, sprach er dann beschwichtigend auf mich ein und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. „Als du so fertig warst, dass du dich total betrunken hast und nicht wusstest, was dich mit mir erwartete – hätte ich dir da wirklich sagen sollen 'eigentlich steh ich ja da drauf'?“ Ich dachte kurz nach, schwieg und er fuhr fort: „Rubber ist ein großes Stichwort. Du hast hier schon selbst einige Aspekte aufgelistet, aber du hältst vehement an diesem, ich sage das jetzt ein letztes Mal, Gummimaskenmann fest – hör auf damit. Und ja, vergiss die Sache. Du willst es nicht, wir werden es nicht machen. Okay?“
„Bist du dann sauer?“, fragte ich ihn etwas säuerlich.
„Sage mal, hörst du mir überhaupt zu?“, meinte er und lachte leise. „Nochmal, Herr Klaas“, sagte er neckend und dabei so milde: „Ich habe dir gesagt, du sollst diese Liste machen, weil es wichtig für mich ist, deine ersten Grenzen zu erfahren, deine No-Gos. Du hast das Recht Nein zu sagen – und ich muss dein Nein akzeptieren. Nur so wird das ganze funktionieren. Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich zu nichts zwingen möchte. Stichwort Einverständnis – schon vergessen?“
Bedächtig schüttelte ich den Kopf. „Nein, ich hab's nicht vergessen.“
„Na, also. Punkt abgehakt? Kein Rubber.“ Er lächelte mich an und ich konnte nicht anders, als dieses wundervolle Lächeln zu erwidern.
„Abgehakt“, willigte ich ein. „Was ist mit den anderen Punkten?“
„Immer mit der Ruhe“, meinte er und zog mich wieder an sich. „Ich finde Bloodplay abstoßend“, kommentierte er dann zufrieden und ich lächelte in sein Hemd hinein, kuschelte mich noch weiter an ihn. „Ebenso wie Scat. Ich kann das nicht nachvollziehen, also haben wir da schon mal etwas gemeinsam.“
„Gott sei Dank“, meinte ich kichernd und Christopher sprach weiter.
„Die Faszination für Katheter, Nadelung, Spritzen und was sonst so mit Klinikspielen zu tun hat, ist mir ebenso unverständlich“, erklärte er. „Branding, Messerspielchen und Cutting ist auch nicht Meins. Das ist gut, dass das auf deiner Liste steht“, sagte er aufrichtig. „Und dass ich dich nicht an andere Master verleihen werde – das haben wir schon indirekt geklärt. Ein Fan von öffentlichen Vorführungen bin ich auch nicht... Ich will dich für mich alleine haben.“ Eine kleine Pause entstand. Dann fuhr er fort: „Und degradierende Beleidigungen... Hm. Ich werde dich degradieren, aber nicht auf diese vulgäre Art und Weise, wie man das aus billigen Pornos oder BDSM-Verarschungen kennt“, meinte er etwas abfällig und zugleich verheißungsvoll.
„...wie wirst du mich denn degradieren....?“, hörte ich mich selbst flüstern.
„Nun ja...“ Seine Stimme wurde tiefer und sein Griff um meine Schulter eine Spur fester. „...ich... werde dich benutzen.“
„...wie wirst du mich benutzen?“
„Du wirst mein Spielzeug sein. Ich werde deinen Mund zu meiner Befriedigung nutzen, deinen Hintern; ich werde dich an den Haaren ziehen und auf allen Vieren krabbeln lassen, während ich dich harsch an einer Leine ziehe; ich werde dir deinen Arsch bläulich prügeln, dich an gewisse Vorrichtungen ketten... dich vor mir knien lassen, dich spüren lassen, dass ich dein Herr bin – und dass du mein Sklave bist, dessen Ziel es ist, seinen Herren die Wünsche zu erfüllen.“
Ich hätte schwören können, dass ich zitterte. Vor Aufregung, vor Anspannung, vor Herzklopfen – vor Überreizung. Aber ich hörte mich nur laut die Luft einsaugen, bei diesen dunklen Worten, die sich in diesem Augenblick eher wie eine Liebesbekundung als Drohung anhörten.
„Du wirst meine Stiefel ablecken und wenn ich dir sage, du sollst dich vor meinen Augen selbst befriedigen, dann wirst du es tun“, flüsterte er gegen meine Stirn und ich klammerte mich noch heftiger an ihn. Wir schwiegen. Ich brach die Stille.
„Ich habe noch eine Liste gemacht“, verriet ich ihm leise.
„...was für eine Liste?“, wollte er wissen. Ganz langsam löste ich mich von seinem Arm. Unsere Augen trafen sich. In seinem Blau konnte ich Interesse und Skepsis erkennen. Ich schluckte und dann gab ich ihm das kleine Stück Papier mit dem knappen Titel „Ja“, konnte abermals seine zuckenden Blick betrachten, mit dem er die einzelnen Punkte scannte und so meine Gedanken erfuhr.
Schweigend legte er die Liste beiseite und wandte mir sein Gesicht zu, auch wenn er mich nicht direkt anschaute, seinen Blick scheinbar verloren über meine Gestalt und durch das Zimmer wandern ließ; hatte ich etwas falsch gemacht?
„...ist.... ist etwas damit nicht in Ordnung?“, hakte ich beinahe heiser nach und musste mich räuspern. Erst dann trafen unsere Augen wieder aufeinander. Sein Blick war tief. Sein Mund stand leicht offen.
„Nein... Alles bestens...“, murmelte er und kam mir bedächtig wieder näher. Wie eine Schlange glitt seine Hand in eleganter und langsamer Bewegung unter das Tank-Top, das meine Haut bedeckte; strich über meinen Bauch, während sein Mund schon wieder gefährlich nahe an meinem Ohr war. „Ich hatte nur keine bejahende Liste erwartet...“, hauchte er. Ein ziemlich erregender Schauer erfasste mich für diese Sekunden; vermutlich auch, weil Christopher direkt nach diesen Worten meine Ohrmuschel mit seiner Zunge auf diese sanfte Art traktierte und sein heißer Atem dabei über meine Haut strich.
„Gefällt sie dir?“, erkundigte ich mich vorsichtig.
„Ja“, raunte er in mein Ohr und biss in mein Ohrläppchen.
„...was gefällt dir davon am meisten?“, wollte ich wissen.
Ich weiß nicht, woher dieser neue Mut kam, der an diesem Tage mein Mundwerk steuerte. Vielleicht resultierte er aus dieser neu gefunden Akzeptanz und der abgelegten Angst vor... ich sollte das Wort nicht mehr aussprechen, auch nicht in meinen Gedanken.
Vielleicht waren es auch die Erinnerungen an Christophers Worte.
„Frag mich alles.“
„Hmmm...“, machte er und seine Lippen fuhren dabei hauchzart über meinen Hals, ohne ihn zu küssen, ohne daran zu saugen. Seine Hand hingegen wanderte währenddessen weiter nach oben, strich über meine Brust; und dann begann er, mit seinen Fingern über meine rechte, aufrecht stehende Warze zu streichen. Vorsichtig, neckend. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe, horchte. „Ich steh auf Cock and Ball Torture... Ich steh verdammt drauf...“, raunte er. Seine Zunge leckte nun flott über meinen Hals, hoch zu meinem Ohr, wo er schon wieder mit seinem Mund verweilte. „Und wenn ich daran denke, wie es sein wird, dich zu fesseln, so richtig einzuschnüren, und dir deinen süßen Hintern mit meiner Lieblingspeitsche zu versohlen, dann wird mir vor Erregung fast schon schwarz vor Augen“, stöhnte er, mehr als dass er es hauchte. Und dann rutschte er direkt über mich, auf mich, und unsere Körper kollidierten miteinander; ich konnte seine Erregung an meinem Oberschenkel spüren, seine Hände nun beide unter meinem Tank-Top, unter mich gleitend, meinen Rücken betastend.
Ich tat es ihm gleich, zog sein Hemd aus der Hose und ließ meine Handflächen endlich seine heiße Haut berühren, als er meinen Mund mit seinen Lippen beanspruchte und meine Zunge schon wieder zu einem Duell aufforderte. Er saugte an meinem Mund, biss leicht hinein, lies seinen Muskel über meine schon geschundenen Lippen wandern, nur um dann wieder mit ihm einzudringen, meine Zunge zu suchen, wieder über sie zu streichen. So feucht, so heiß, so flink. Mit einem schmatzenden Geräusch trennten sich unsere Münder und wir sahen uns in die Augen.
Christophers Gesicht war voller Lust. Gezeichnet von Verlangen. Und dennoch... Dennoch ließ er bedächtig von mir ab und glitt zur Seite, seine Arme von meiner Haut ablassend. Er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und grinste. Ich konnte meinen Blick nicht aufhalten; er richtete sich auf seinen Schritt, ergötzte sich an dieser sich leicht abzeichnenden Beule.
...meine Jeans war schon längst viel zu eng.
Ich leckte mir über die Lippen, schaute ihn wieder an. Er musterte mich interessiert. Im nächsten Moment stürzte ich mich schon auf ihn, schaffte es, ihn in diesem Überraschungsmoment auf seinen Rücken zu kippen und presste meine Lippen gierig auf die seinigen. Zwei Sekunden später schon schrie ich vor Schmerzen auf, denn meine Kopfhaut ziepte; an meinen Haaren zerrte Christopher mich zur Seite und drehte uns erneut um 180 Grad, sodass er es wieder war, der auf mir lag; sodass er es war, der unsere Münder unsanft aufeinander prallen ließ.
„Was hatte ich dir wegen deiner Befriedigung beigebracht...?“, zischte er dann, als wir uns lösten, unsere Lungen mit Luft füllten.
„...“ Ich konnte nichts tun, außer laut zu atmen, es zu genießen, dass Christophers Hände sich um meine Handgelenke gewunden hatten und diese hart gegen die Matratze drückten.
„Wenn du Befriedigung willst, solltest du mich darum bitten“, sprach er die Worte, die er schon einst zu mir gesagt hatte.
„...bitte...“, hörte ich mich umgehend murmeln.
„Bitte was?“, hakte er übertrieben süß nach und grinste dabei ziemlich kalt.
„...fick mich...“, seufzte ich in Erwartung.
„Hm“, machte Christopher nur - und rührte sich keinen einzigen Millimeter.
„...was... was ist?“, fragte ich leise und starrte ihn irritiert an. Er ließ von mir ab. Ganz langsam setze er sich auf, den Blick nicht von mir nehmend. Das Gewicht auf meinen Ellenbogen abstützend, hob ich meinen Oberkörper leicht, schaute ich ihn noch immer fragend an. Er griff nach der JA-Liste, ließ seinen Blick erneut über sie wandern, um mich dann wieder ins Visier zu nehmen.
„Niko... möchtest du den harmlosesten Punkt heute mit mir abhaken?“, sprach er dann. Ich hielt die Luft an, ließ die einzelnen gelisteten Stichpunkte abermals durch mein Gedächtnis passieren. Der harmloseste Punkt...? Welcher war es? Christopher hielt mir die Liste vor der Nase, sein rechter Zeigefinger direkt auf dem bestimmten Punkt verweisend. Ich hielt die Luft an.
Ich nickte.
Da packte er mich grob am Kinn und drückte meinen Kopf harsch gegen die Bettkante. „Wie hast du mir zu antworten?“, fragte er tief, leise und verdammt bedrohlich.
Verdammt erotisch.
„Ja, Christopher!“, korrigierte ich mich schnell.
„Gut.“ Er grinste, ließ mich los und legte nun die Liste wieder beiseite.
Ozeanblau.
Ein Flüstern.
„Zieh dich aus.“
Wie eine Melodie.
Ich erhob mich; das schwarze Oberteil glitt zu Boden. Bedächtig öffnete ich meine Hose, ließ auch sie herunter rutschen. Meine Boxershorts folgten ihr sogleich und ich stand nackt und hart und voller Erwartung vor… meinem Master; der sich ebenso langsam wie elegant vom Bett erhob und auf mich zutrat. Sein Gesicht näherte sich mir und ich schloss bereits die Augen, ein zarter Kuss in meiner Aussicht; mein Mund öffnete sich gemächlich, es kribbelte in meiner Magengegend. Doch sein Mund prallte nicht auf meine Lippen. Stattdessen packte Christopher meine Hände und drückte sie brüsk auf seine eigene Brust. Nach Luft schnappend sah ich ihn wieder an. Er legte seinen Kopf ein kleines Stück weit schief und funkelte mich auf diese besondere Weise an, irgendwie herausfordernd und trotzdem zart dabei.
„Und jetzt zieh mich aus…“, instruierte er mich mit gedämpfter Stimme. Und diesen Befehl musste er nicht wiederholen. Ich erwachte aus dieser temporären Starre und machte mich daran, die Knöpfe seines feinen Hemds zu lösen. Der helle Stoff gab daraufhin seine wunderschöne Haut frei, gewährte mir den Blick auf die männliche Brust, den wohl geformten Bauch, die sich minimal abzeichnenden Muskeln dort. Geräuschlos segelte es zu Boden und ich nestelte an dem Verschluss seiner Hose. Hielt ich die Luft an, als ich sie nach unten gleiten ließ, als Christopher aus ihr hinausstieg und er nur noch in dieser unverschämt engen pechschwarzen Shorts vor mir stand? Gewiss.
Meine Finger fassten unter den Gummibund, da legten sich seine Hände um meine Handgelenke und hinderten mich an der nächsten Bewegung. Ich richtete meinen irritierten Blick auf ihn. „Bis hierhin und nicht weiter“, sagte er rau und leise; dann zog er mich schon wieder aufs Bett. Bevor er sich wieder gegen das Kopfteil lehnen konnte, griff er in die Schublade meines Nachtschränkchens und entnahm ihr ein Gel, das definitiv nicht mir gehörte.
Wann hatte er es hier deponiert?
Er grinste vage, als sich unsere Blicke trafen.
„Komm her zu mir“, kam es milde von ihm.
Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen seine Brust. Er zog mich so dicht an sich heran, dass ich meinte, jede einzelne Kerbung seiner Körpers an meiner Haut spüren zu können; ebenso wie seine Erregung. Er winkelte seine Beine an, sodass seine Knie fast meine Schultern berührten – was seine Beule nur noch weiter gegen meinen Rücken drängte. Dann lehnte er sich kurz vor und ich wurde durch diese Bewegung mit nach vorn gedrückt; er umfasste meine Fußgelenke und zog meine Beine zurück, drängte meine Fersen beinahe gegen meinen Hintern, sodass meine Fußsohlen direkt aneinander gedrückt wurden; fast so, als hätte ich eigentlich im Schneidersitz Platz nehmen wollen. Er stütze mich durch seine angewinkelten Beine und ließ sich langsam wieder gegen das Bettgestell sinken.
„Lehn deinen Kopf zurück“, flüsterte er nun in mein Ohr und ich tat, was er verlangte, schloss dabei die Augen. Mein Hinterkopf fand seinen Weg auf Christophers linke Schulter; er hauchte mir einen zarten Kuss auf meine Schläfe. Dann nahm er meine Hände und legte sie jeweils auf einen seiner Oberschenkel. „Deine Hände bleiben genau dort, wo sie sind“, hauchte er nun endlich wieder in diesem bedrohlichen Ton. „Wenn auch nur eine Hand ihren Platz verlässt, höre ich mit allem, was ich tue, sofort auf“, warnte er mich. „Hast du das verstanden, Niko?“
„…ja… Christopher.“
„Wunderbar…“, raunte er tief und heiser und ein Schauer erfasste mich.
„Du hältst die Augen geschlossen.“
„Ja, Christopher…“, meinte ich schwach, weil mich die Fantasie der nun auf mich zukommenden Dinge bereits eingenommen hatte. Dann hörte ich die Verschlusskappe des mir unbekannten Gels aufschnappen.
„Nicht erschrecken“, warnte er milde. „…es wird gleich kurz kalt, aber… danach nur noch heiß…“
Ich schnappte nach Luft, als seine in der Tat kalten, nassen Hände den Weg zu meiner Brust fanden und diese glitschige Substanz, die plötzlich angenehm und nur ganz leicht nach Mango roch, dort verteilten; meine Brustwarzen damit umspielten, seine Finger unsichtbare Linien damit zeichneten, um dann wieder mit der gesamten Handfläche meine mittlerweile feuchte Haut zu erkunden; um wieder zu meinen Nippeln zu wandern und sie sachte zu umspielen. Mein Glied zuckte unmerklich bei diesen seichten Berührungen. Tatsächlich wurde mir warm. War es das Gel? Waren es Christophers Hände? War mir der Ursprung egal? Wollte ich mehr?
Ja, mehr.
Und ich sollte mehr bekommen.
Gemächlich glitten seine Hände nun parallel meinen Bauch hinunter, strichen sachte über meinen Unterleib, streichelten zunächst die Innenseiten meiner Schenkel mit kreiselnden Bewegungen; kamen meinem Geschlecht so furchtbar nahe. Ich hörte mich leise seufzen und Christopher machte weiter, fasste mein Glied aber nicht an, sondern ließ seine Hände abermals über meinen Unterleib und Bauch zurück zu meinen Warzen gleiten. Sein Vorgehen wurde auch nicht forscher; sanft umspielte er die abstehenden Nippel, spielte mit ihnen, ließ mich leicht erzittern und fast unhörbar keuchen.
Dann wanderte er wieder abwärts. Seine linke Hand ruhte dieses Mal weiterhin auf meinem Bauch, während seine Rechte der Spur der feinen Härchen folgte – und dann ohne auch nur ein einziges Mal zu stoppen, diesen Weg über meinen steifen Schwanz fortsetzte, ihn nach vorne drückte, meinen Schaft mit Spuren des Gels benetzte, mein Hoden kraulte - nur um dann wieder nach oben zu wandern, diese Berührung zu beenden.
Meine Finger krallten sich leicht in Christophers Haut, ich stöhnte und dieser Schuft wiederholte die gesamte Prozedur. Elendig langsam. Er ließ seine Finger an meinem Unterleib hinab gleiten, streichelte meinen Schwanz, umfasste leicht meine Hoden und zog sich wieder zurück, glitt über meinen Unterleib. Ein intensiver Kontakt, den er immerzu abbrach; ein Kribbeln, das mich immerzu aufzucken ließ. Immer und immer wieder.
Er trieb mich damit in den Wahnsinn.
Mittlerweile stand mein Mund halb offen und ein sporadisches Seufzen entglitt mir, wann immer Christophers Hand mein Zentrum streifte. Nach einer Ewigkeit passierte es: Endlich, endlich intensivierte er seine Berührungen - minimal; seine rechte Hand verweilte an meinem Schwanz, die linke gesellte sich dazu, umfasste meine Hoden. Dann begann er mich zu pumpen - in so elendig langsamer Geschwindigkeit meinen Schaft auf und ab zu gleiten und ebenso bedächtig wie quälend über meine nasse Spitze zu streichen. Ich bäumte mich auf, ächzte, stöhnte und Christopher wurde einfach nicht schneller
Immerzu bewegte er seine Hände wie in Zeitlupe. Er kraulte meine Hoden, so als hätte er Angst, sie zu zerdrücken; er holte mir einen runter, so als müsste ich mich erst an diese Art des intimen Umgangs gewöhnen.
So würde ich niemals kommen können… Das war unmöglich...
Diese Erkenntnis machte alles nur noch schlimmer - weil sie mich erregte. Christopher hatte die absolute Kontrolle über meinen Körper übernommen, über meinen Orgasmus; ich würde nur kommen, entschied er, den Kontakt zu intensivieren. Scheinbar hatte er es noch längst nicht vor… Und ich war in dieser Position gefangen!
Eine ganze halbe Stunde streichelte er mich, unterbrach die Berührungen wieder, fuhr spielerisch über meine Brustwarzen, ignorierte meinen zuckenden Schwanz. Ich war schon wieder Wachs in seinen geübten Händen… Schweißperlen hatten sich auf meiner Stirn gebildet; ich biss mir auf die Unterlippe, stöhnte – wollte Erlösung, weil diese explosive Mischung in meinem Unterleib kaum mehr auszuhalten war. Meine Beine fühlten sich steif an, so als hätte ich Sport getrieben, mein Hals war trocken.
„O Gott, bitte!“, schrie ich, als noch viel, viel langsamer als vorhin die gesamte Länge meines Gliedes mit einer erneuten Portion Gel entlang strich. Ich hatte mich dabei aufgebäumt – und meine Hände hatten ihren Ort verlassen. Umgehend ließ Christopher von meinem Geschlecht ab. Er packte meine Handgelenke, zerrte sie brüsk zurück an seine Schenkel, drückte sie dagegen und ich hielt die Luft an.
„Sie mich an, Niko.“
Diese harte, kalte Stimme…
Langsam drehte ich meinen Kopf seitlich nach oben, öffnete die Augen, nur um diesem arktischen Blick zu begegnen, der mich zum wohligen Erzittern brachte. Er sah so verflucht gut aus…
„Erstens: Es wird nicht gebettelt“, sprach er leise, seine Stimme mit einem giftigem Unterton versehen. „Zweitens: Ich hatte dir gesagt, verlassen deine Hände ihren Ort, höre ich direkt auf. Dein Pech.“
„Nein…“, jammerte ich, da drückten seine Finger, die immer noch um meine Handgelenke gelegt waren, noch fester zu.
„Halt den Mund!“, schnauzte er mich an und ich schloss die Augen wieder, versuchte mich zu beruhigen, die Erregung in den Hintergrund zu drängen – doch wie sollte das in solch einer Situation nur möglich sein?
Plötzlich wurde der Druck um meine Handgelenke weniger. Seine Finger verschwanden gänzlich. Völlig unerwartet umfassten sie mein immer noch pochendes Glied. Seine linke Hand wand sich um meine Wurzel und hielt meinen Schwanz in Position; aufrecht stehend, wie ein Mast. Die Fingerkuppen der rechten fuhren zunächst zärtlich über meine Eichel. Und dann... Dann klatschte es; fast nicht hörbar, nur ganz leicht; ganz sachte holte er mit der Hand aus, mit der er mich eben noch so vorsichtig angefasst hatte, und gab mir einen Klaps – direkt auf meinen Schaft.
Ein nicht in Worte zu fassender Schmerz durchfuhr mich, ich zuckte auf, mein Schrei erstickte und wandelte sich zu einem halben Stöhnen; meine Augen schlugen auf und ich erblickte die Decke meines eigenen Schlafzimmers, zitterte. Vor Schock, vor Erregung. Christopher sagte nichts, sondern begann, wieder zärtlich über meine Spitze zu streicheln. Und dann wieder: ein leichter Klaps, ein Schmerz, mein Stöhnen, gefolgt von einer Weile der Zärtlichkeit. Der nächste Klaps ging voll auf meine Hoden.
Nannte... nannte man so etwas Lustschmerz, was ich verspürte?
Ja.
Christopher ging nicht weiter. Es schlug mich nicht weiter. Stattdessen begann er mich äußerst schnell zu pumpen... So schnell, so eindringlich, dass mir schwindelig wurde, dass ich lauthals stöhnte, als dieser Druck endlich abgebaut werden konnte, als ich endlich, endlich kommen konnte... die Augen zusammengepresst.
Mein Herz hämmerte gegen meine Brust, ich hyperventilierte beinahe, als ich meinen Saft verspritzte – und Christopher ihn gemächlich über meinen Unterleib verteilte. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Das war so... erotisch... Ich blinzelte und hörte ihn leise lachen.
„Pardon...“, flüsterte er in mein Ohr. „Das waren wohl anderthalb Punkte...“
„Mhm...“, machte ich noch immer außer Atem.
„Hat es dir denn trotzdem gefallen?“, neckte er mich – die Antwort hatte ich ihm schließlich geliefert. Dennoch nickte ich und fügte hinzu: „...ja, Christopher...“
„Gut. Das reicht für heute“, wisperte er. „Du kannst dich entspannen. Soll ich dich abduschen?“
Er blieb noch. Wir bestellten uns etwas zu essen. Sahen ein wenig fern. Und er versprach mir, jeden Abend kurz bei mir vorbei zu schauen. Wir verabschiedeten uns mit einem intensiven Kuss.
Christopher war unglaublich...
Dieses erste intensive Erlebnis fraß sich tief in meine Erinnerung.
Ich finde immer noch, dass Christopher unglaublich ist. Auch wenn die Art dieses Spiels, das wir an jenem Abend erlebt hatten, bei weitem nicht mehr so harmlos ist... Ich blicke nun in seine kalten Augen, noch immer auf der Küchenzeile sitzend und er grinst. So hämisch, erwartungsvoll und ich weiß, dass ich gleich leiden werde.
Ich kann es kaum erwarten.