Auge um Auge
folder
German › Harry Potter
Rating:
Adult ++
Chapters:
2
Views:
3,281
Reviews:
2
Recommended:
0
Currently Reading:
0
Category:
German › Harry Potter
Rating:
Adult ++
Chapters:
2
Views:
3,281
Reviews:
2
Recommended:
0
Currently Reading:
0
Disclaimer:
I do not own the Harry Potter book and movie series, nor any of the characters from it. I do not make any money from the writing of this story.
Teil 6 - 10
Teil 6 – 10
*
„Er ist ein selbstgerechter, schwachsinniger Wichser“, sagte Draco. Sein Wortschwall war ein verzweifelter Versuch, die Wut in sich zu schüren. Alles war ihm recht wenn es nur in der Lage war, die Verzweiflung zu überwinden, die er angesichts Severus’ Unfähigkeit, eine einzige Tasse Tee auszutrinken, fühlte.
„Willst du, dass ich dir zustimme, oder versuchst du, einen Streit vom Zaun zu brechen?“
Wenn Versöhnungssex im Angebot gewesen wäre, wie vor nicht einmal einem Jahr, dann hätte Draco sicherlich die letztere Option gewählt. Aber er war nicht im Angebot. Oh, Severus würde Sex mit ihm haben sollte Draco danach fragen oder es auch nur andeuten. Aber er würde sich die ganze Zeit über auf die Lippen beißen, um die Schreie zurück zu halten, und zwar nicht die von der Sorte, die Draco gerne auslöste. Es sei denn, er tat das mit Absicht.
„Du könntest mich daran erinnern, wie kläglich er bei seinen Zaubertranknachhilfestunden versagt hat, und zwar gerade, als ich gut wurde.“
„Ah.“ Severus lächelte leicht. „Du möchtest also dein Ego gestreichelt haben? Besorgt über irgendwas?“
Über eine ganze Menge Dinge, aber die meisten hatten nichts mit Harry Potter zu tun. Severus versuchte einen weitern Schluck Tee zu trinken und schnitt eine Grimasse, entweder wegen der folgenden Übelkeit oder wegen des stechenden Schmerzes, den die Abwärtsreise/das Schlucken des Tees verursachte. Oder vielleicht wegen beidem. Draco konnte ihn recht gut lesen, aber selbst nach zwölf Jahren gab es subtile Kleinigkeiten, die er immer verpassen würde. Sein Bedürfnis, diese Mysterien zu entschlüsseln, war eines der Dinge, die ihn bei Severus hielten. Eines der wesentlich weniger wichtigen Dinge.
Severus fragte: „Wenn du so fühlst, warum hast du ihn gerettet?“
„Du weißt, warum ich ihn gerettet habe. Ich hab’s dir gesagt.“
„Hm. Ich weiß, dass deine Abneigung gegen Erniedrigung und Folter beinahe meiner gleichkommt. Ich weiß, dass dein Magen für die Wirklichkeit von zugefügtem Schmerz und Tod beinahe nicht existent ist. Ich weiß nicht, warum du nicht einfach sichergestellt hast, dass es von jemand anderem getan wurde. Du schienst nicht so ein großes Problem mit Albus zu haben.“ Severus’ Stimme wurde scharf.
Draco wusste, dass es einige Dinge gab, die niemals zwischen ihnen vergeben werden konnten; selbst wenn die Sache mit Dumbledore nicht völlig seine Schuld gewesen war; selbst wenn Severus nicht außerordentlich erleichtert gewesen wäre, dass er selbst es getan hatte und Draco nicht dazu gezwungen gewesen war, das Leben des alten Mannes zu beenden.
„Er hätte mich immer weiter getestet. Es wäre nie vorbei gewesen. Nicht, bis ich nicht irgendwann Mist gebaut hätte und …“ Draco wusste, dass Severus den Wechsel in seinen Pronomen verstand. „Bei Potter dachte ich, er würde sie dazu bringen, mich wenigstens in Ruhe zu lassen. Uns in Ruhe zu lassen.“
Und, trotz aller anderen Probleme mit Potter, konnte Draco zugeben, dass er zumindest dies getan hatte; Severus und seine Freiheit zu reisen mochten streng beschnitten sein; sie mochten gezwungen sein, alternative Wege zu finden um Dinge zu erstehen, die sie haben wollten; die Magie, die sie ausüben durften mochte beschränkt sein; aber sie waren nicht immerzu aufgefordert, sich selbst oder ihren Lebensstil zu rechtfertigen. Zum großen Teil ließen die Leute sie in Ruhe. Hierbei hatte Draco die richtige Entscheidung getroffen.
Die Antwort wissend, und wissend, dass es Severus wehtun würde, jetzt zu sprechen, wissend, dass er die Worte dennoch hören musste, fragte Draco: „Warum hast du geholfen?“
Severus versuchte, einen weiteren Schluck Tee zu trinken. „Weil du gefragt hast.“
*
Am nächsten Abend brachte Harry Papierkram mit. Malfoy öffnete die Türe mit unangebrachter Gleichgültigkeit, und fragte: „Was, keine Angst, dass er irgendwas versucht, während Sie nicht hinsehen?“
„Wenn er irgendwas versuchen wollte, dann würde er es auch versuchen, während ich hinsehe“, sagte Harry.
Severus, der hinter Malfoy im Flur stand, sagte: „Täuschen Sie sich nicht einen Moment, dass Sie mich erwischen würden, Mr Potter.“
Harry fragte sich, ob die Hinzufügung des „Mister“ vor seinem Namen irgendetwas bedeutete, oder ob Snape ihn einfach nur verwirren wollte. Wohlmöglich letzteres, in Anbetracht ihrer Geschichte. „Wenn Sie das sagen. Ich würde gerne anfangen. Ich habe einen Job bei dem ich tatsächlich morgens aufkreuzen muss.”
„Weder Severus noch mich trifft die Schuld für die Tatsache, dass Sie gesetzmäßig unfähig sind, nein zu Granger zu sagen.”
„Was, keine Beschimpfungen heute Abend?” fragte Harry süßlich.
„Sie machen es zu einfach“, sagte Malfoy zu ihm bevor er sich an Snape wandte. „Brauchst du irgendetwas?“
Snape sagte weder ein Wort noch bewegte er sich, aber es musste eine Art von Verständigung stattgefunden haben zwischen den beiden, denn Malfoy nickte und verschwand in ungesehene Gefilde.
Harry sagte sich, dass er sie nicht beneidete. Er hatte eigene Beziehungen die eng genug waren für stumme Kommunikation. Mit Hermione und Ron, zum Beispiel. Und diese Sorte Freundschaft war nichts, worauf er Snape oder Malfoy Anspruch erheben hörte.
Harry folgte Snape ins Labor. Das Tempo war qualvoll aber Harry sagte nichts dazu. Er hatte den verletzen Welpen in diesem Fall schon genug getreten und er wusste es. Wenn er Snape helfen konnte, so plante er, es zu tun.
Als sie ankamen, hob Harry den Schutzbann auf, wobei er seinen Geist sorgfältig undurchsichtig hielt. Er glaubte nicht wirklich, dass Snape versuchen würde, einen kurzen Blick hinein zu werfen – in Harrys Erfahrung hob der Mann sich solche Manöver auf für den Moment, wenn er verzweifelt war – aber es schadete nie, vorsichtig zu sein.
Snape blickte auf die Tür zu seinem Labor und dann sagte Harry: „Oh, Sie können hinein gehen.“
Snape drehte daraufhin den Kopf, obwohl es ein offenbar schmerzhaftes Unterfangen war. Für einen Moment sah er aus, als ob er etwas sagen wolle, bevor er den Kopf zurück drehte und die Tür aufdrückte. „Der Gast zuerst“, sagte er trocken.
Harry wunderte sich für einen Moment ob dies eine Art Test sein sollte, um zu sehen, ob Harry gewillt war, Snape den Rücken zuzukehren. Sechzehn lag lange in der Vergangenheit, und Harry war sich relative sicher, dass selbst Snape in Höchstform ihn nicht überwinden konnte, magisch oder körperlich. Und Snape war sicherlich nicht in Höchstform. Er ging ins Labor voran.
„Ich bin gut mit Schutzbannen.“
Sie ließen Harry sich sicher fühlen. Er sagte das nicht laut.
Überraschenderweise Snape ging nicht auf Harrys einfache Aussage des Selbstvertrauens ein und ließ auch keine Bemerkung folgen, die darauf abzielte, die gute Meinung, die Harry über sich selbst zusammengekratzt hatte, zu demontieren.
Harry ließ sich in einer Ecke nieder, wo er sich mit dem Papierkram beschäftigen konnte, ohne Snape im Weg zu sein, oder umgekehrt. Er war überrascht, gelinde gesagt, als Snape mit ihm sprach.
„Mir ist bewusst, dass Draco und Sie einen Vertrag aufgesetzt haben über die Bedingungen für Ihre Bereitwilligkeit, uns mit Stufe A Giften zu versorgen.“
Harry blickte auf, sagte aber nichts. Snape, wie Harry vermutet hatte, fuhr fort.
„Wenn Sie magisch genug bewandert sind um zauberstablos und wortlos Schutzbanne aufrechtzuerhalten, könnte ich mich vorstellen, dass Sie sie spezifizieren können für einen bestimmten Bereich im Labor. Oder ist das jenseits Ihrer Fähigkeiten?“
„Ködern Sie immer Leute, die Sie um einen Gefallen bitten wollen?” Harry schüttelte den Kopf. „Egal, blöde Frage. Ja, ich kann den Bereich spezifizieren. Warum sollte ich?”
„Zaubertränke brauen ist mein Beruf, für den Fall, dass Sie dessen nicht gewahr waren. Ohne Zugang zum Labor …”
„Dracos Erbschaft ist zum größten Teil unberührt von den Strafgeldern, die das Ministerium Ihnen beiden auferlegt hat.”
„Wie es nun mal so ist, Potter, bin ich kein ausgehaltener Mann.“
„Er wünscht sich vermutlich, Sie wären es, so wie Sie sich fühlen.“
„Gelegentlich müssen Dracos Wünsche irrelevant sein, sonst würde er mit ihnen Amok laufen.“ Snape war still für einen Moment. „Und dann ist da der Fakt, dass ich keine einfachen, die Symptome lindernde Tränke brauen kann, während Sie nicht hier sind, und die Zeit nicht dazu habe, wenn Sie hier sind.“
„Ich ändere die Banne.“
Snape bedankte sich nicht.
*
Draco öffnete die Tür für Potter am dritten Abend. „Severus wartet auf Sie am Labor.“
Potter trat ein. „Ich habe bemerkt dass es … dass seine Beweglichkeit beeinträchtigt ist.“
„Er kommt prima klar, Potter.“
Potter schloss die Türe hinter sich und steuerte das Hausinnere an. Draco nahm an, dass er ihn los war und ging, um Sachen zu finden, die er erledigen konnte. Es war niemals ein Vergnügen, Severus Potters zärtlicher Fürsorge zu überlassen. Nicht, dass er Severus nicht zutraute, auf sich selbst aufzupassen. In Höchstform konnte Severus mit Draco den Boden aufwischen, und Draco wusste das sehr gut. Aber Severus war nicht in Höchstform, nicht mal ansatzweise.
Draco traute Potter nicht.
Potter blieb stehen. „Malfoy.“
Draco seufzte. Er war nicht in der Stimmung, Energie an Potter zu verschwenden. Nicht, dass er das jemals war. „Potter.“
„Ich hätte es nicht so schwer machen sollen.”
Draco versteifte sich. „Wir brauchen Ihr Mitleid nicht.“
„Sieh mal, bloß weil du nicht zugeben kannst, dass du Unrecht hast, heißt das noch lange nicht, dass wir alle diesen Charakterfehler haben!“
„Mein ganzes Leben ist ein Zugeständnis von Fehlverhalten. Deins, andererseits, ist eine Feier aller Dinge, die dich betreffen. Jetzt lass uns einen kurzen Moment überlegen, wie lächerlich ich deine letzte Aussage finde.“
Potter schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, waren dort Schatten die Draco nicht sehen wollte. Er sagte: „Ich entschuldige mich, Malfoy. Macht es es einfacher, wenn ich die Worte tatsächlich sage?“
Draco erkannte einen Vorteil, wenn er ihn sah. „Wie leid?“
Potter war, trotz aller Fehler, nicht naiv. „Kommt drauf an, was Sie wollen. Ich hab schon nachgegeben beim Ändern der Schutzbanne und ich bin jeden einzelnen Abend hergekommen. Meistens bin ich abends froh wenn ich eine Chance bekomme zu—“ Potter verbiss sich zu sagen wozu auch immer er nicht kam. „Was wollen Sie?“
„Dass Sie eine Stunde eher kommen.“
„Malfoy—”
„Er wird schnell müde. Wenn Sie abends gehen …“
„Ich habe schon mehrmals vorgeschlagen, früher aufzuhören.“
„Er hat nicht ewig Zeit, Potter! Die Situation ist schlimm genug: gezwungen zu sein, den Zaubertrank in Stücken zu brauen, wie Sie es von ihm verlangen!“
Potter neigte den Kopf. „Eine Stunde früher?“
Draco dachte darüber nach, was Potter vorher vielleicht nicht gesagt hatte. Er war versucht, Legilimentik zu benutzen, aber es ging das Gerücht, dass Potter seine Okklumentik verbessert hatte und nicht wild darauf war, irgendjemanden in sein privates geistiges Allerheiligstes eindringen zu haben. „Wenn es etwas gibt, dass wir anbieten können, um es … Dem Anschein zu Trotz kann ich Kompromisse schließen.”
Potter nickte leicht. „Sie sind zu mir gekommen. Für ihn. Ich war nicht sehr entgegenkommend, ich weiß. Mit gutem Grund, aber trotzdem. Es war aber sehr menschlich von Ihnen. Und weil Sie fragen: ich habe noch keine Zeit gehabt, zu essen.“
„Essen. Das ist machbar.” Draco lachte ein bisschen, beruhigt, dass Potter dies nicht noch schwerer machen würde, als es schon war.
„Dann haben Sie Ihre Stunde.“ Potter machte einen Schritt den Flur hinunter. „Er wartet wahrscheinlich schon.“
„Jaah“, sagte Draco. Er beobachtete, wie Potter davon ging und zwang sich selbst, nicht zu folgen, nicht nach Severus zu sehen. Obwohl Draco es nur angemessen fand den Gefallen zu erwidern, war Severus anderer Meinung und Draco neigte dazu, zumindest zu versuchen, das zu respektieren. Er war zu Potter gegangen weil, unbeschwert grausam oder nicht, Potter zu verdammt Gryffindor war, um absichtlich Schaden zu verursachen. Er konnte Severus in seiner Gegenwart trauen, sogar jetzt.
Er konnte es.
*
Hermione klopfte an den Rahmen von Harrys Bürotür. Harry sah auf, und sie lächelte. „Ich sollte mich vorstellen, es ist schon eine Weile her, ich bin—“
„Oh, halt den Mund.“
Hermione lachte und kam ins Büro, um sich zu setzen. „Neville und ich haben uns gefragt, ob du uns vielleicht beim Abendessen Gesellschaft leisten möchtest.“
„Wenn ich dir sage, dass ich wirklich nicht kann, wirst du dann glauben, dass ich dich für Snape und Malfoy beiseite werfe?“
„Naja, nein, aber ich werde anfangen, nach dem ein oder anderen Confundus zu schnüffeln.“
„Irgendwie vermute ich, dass ich weniger frustriert wäre mit der Situation wenn ich auf magische Weise gezwungen werden würde, nach der Pfeife zwei der Personen zu tanzen, die ich unter den noch Lebenden am wenigsten leiden kann.“
„Wir mussten eine ganze Menge um die Ecke bringen um diese Aussage plausibel zu machen.“
„Hermione.“
Hermione spreizte ihre Hände. „Ich sag ja nur.“
„Du solltest in dieser Sache auf meiner Seite sein.“ Harry schmollte.
„Wann sind da plötzlich Seiten gekommen? Und was bekomme ich für meine Unterstützung für eine von ihnen?“
„Es ist Verhalten wie dieses, das Menschen wie Neville veranlasst, sich mit dir zu verabreden“, sagte Harry.
Hermione grinste. „Ich habe versucht, den genauen Grund herauszufinden damit ich dafür sorgen kann, genau so weiter zu machen.“
„Hermione“, sagte Harry mit einer Spur Frust. „Kannst du bitte sagen, wofür du hereingekommen bist und dann gehen?“
„Ich bin hereingekommen, um dich zum Abendessen einzuladen, also habe ich den Punkt abgehakt. Aber der Punkt, zu dem ich vorgestoßen bin ist: ich denke, dass es vielleicht keine schlechte Idee sein könnte, einige von deinen überbestimmten Meinungen über Snape und Malfoy loszulassen. Es mag die Sache einfacher machen für dich. Vielleicht.“
Harry fuhr sich mit der Hand durch sein Haar. „Ich bin mir nicht sicher, was unter all dem existiert.“
„Könnte es sich nicht lohnen, das herauszufinden?“ Hermione neigte den Kopf. „Ich sage ja gar nicht, dass du sie mögen sollst. Ich sage nicht einmal, dass du nicht nicht am selben Punkt ankommen musst, an dem du jetzt stehst. Ich will nur … ach verdammt, Harry, hast du nicht schon genug, worüber du dir den Kopf zerbrechen kannst ohne dich jeden Abend psychisch darauf vorzubereiten für Stunden und Stunden zu ihnen zu gehen? Schläfst du überhaupt, wenn du es schaffst, nach Hause zu kommen, oder verbringst du nur deine Zeit damit, zu versuchen, dich zurückzubringen von wohin-auch-immer du gehst, um mit den Dingen klarzukommen?“
Harry vermied die Frage. „Bin ich, oder bin ich nicht hilfreich gewesen diese Woche?“
„Harry.” Hermione runzelte die Stirn. „Ich mache mir Sorgen um dich. Das ist kein Versuch, dich für Nachlässigkeit gegenüber deinen Pflichten auszuschelten.“
Harry war derjenige gewesen, den die Todesser gefangen hatten. Er war derjenige gewesen, den sie mit Seilen gefesselt hatten die dazu gedacht waren, sein Fleisch zu zerreißen, und den sie dann verflucht hatten, so dass er sich bewegen musste, entweder in Reaktion auf den Schmerz oder um den Fluch zu vermeiden. Er war derjenige gewesen, den sie mit verhexten Messern bearbeitet hatten, und derjenige, den sie mit Manipulationen seines Verstandes verhöhnt hatten, gegen die ihn seine neu entwickelte Okklumentik nicht schützen konnte.
Malfoy war derjenige gewesen, der ihn gerettet hatte, aber Hermione und Ron waren die Menschen gewesen, die Harry wieder aufgebaut hatten zu jemandem, der die Fähigkeit hatte, den Dunklen Lord zu töten. Die beiden hatten ihn gepflegt und von den Albträumen zurück gerufen. Wenn er nicht gekommen war, hatten sie ihn gehalten bis sie vorbei waren. Sie hatte das Recht, sich Sorgen zu machen um ihn, und Harry wusste es. Er hasste es trotzdem zu wissen, dass er ihr Sorgen bereitete.
„Du sagst mir nur manchmal, wann ich dich ganz allein lasse.“
„Ich sage dir, wann ich dich brauche. Hier geht’s aber nicht darum. Hier geht’s um dich.“
„Es gibt gewisse Dinge, die eine Person über diese Welt glauben muss.“
Hermione machte ein Geräusch. „Schau, warum bringe ich dir nicht was aus dem Restaurant mit? Ich bring’s dir später heute Abend rüber und wir können etwas Zeit miteinander verbringen.“
Harry schüttelte seinen Kopf. „Ich komme erst spät zurück. Du und Neville müsst nicht—“
„Wir müssen gar nichts wenn wir nicht wollen. Ich kann mich auch mal eine Nacht entschuldigen. Er verfällt nicht, du weißt schon, an einer magischen Krankheit. Und mir ist es egal, ob es spät ist.“
Harry lächelte, er konnte nicht anders. „In Ordnung. Sie füttern mich aber. Also vielleicht ein paar Siruptörtchen oder Löffelbiskuits.”
Hermione stand auf. „Gut. Ich seh dich dann.”
Harry blickte hinunter auf seinen Schreibtisch und versuchte, sich zu erinnern, was er getan hatte, als sie zu ihren Besuch hereingekommen war.
*
Draco achtete stets darauf, dass die Abendessen, die sie für Potter bereithielten, die dekadentesten waren, die er nur heraufbeschwören konnte. Severus fragte schließlich: „Versucht du, ihn zu beeindrucken oder einzuschüchtern?“
„Wofür ist eine Handlung gut, wenn sie nicht beides gleichzeitig kann?“
Severus verengte seine Augen. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass es dir wichtig ist, was er von uns denkt.“
Draco spannte sich an und schleuderte die Worte förmlich hinaus: „Er hat mich gezwungen zu betteln. Er sollte sich eingeschüchtert fühlen!“
Severus verspannte sich ebenfalls, etwas, das sowohl ihn als auch Draco im nächsten Moment zusammenzucken ließ, Draco aus Mitgefühl. „Du kannst ihm schwerlich einen Vorwurf machen, dass du etwas getan hast, dass du nie hättest tun sollen.“
Draco verdrehte die Augen. „Keine Ursache. Ich musste nicht darüber nachdenken, nicht mal für eine Sekunde.“
„Draco—“
„Du hast deinen Mentor für mich getötet. Und du weißt, dass ich es nicht mag, wenn du mich dazu bringst, das als Argument anzuführen.“
„Du müsstest es nicht tun wenn du auch nur das geringste bisschen Geschick für diese Wortgefechten hättest.“ Severus rümpfte wählerisch die Nase.
„Naja, du hast das Geschick und trotzdem drängst du mich dazu.“
„Vielleicht mag ich den Schmerz.“
„Nein, tust du nicht.“ Und auch nicht die Sorte, die du jetzt fühlst, war es, was Draco nicht sagte.
„Kein Zartgefühl, Mr Malfoy.“
„Ja, ich denke, wir haben uns darauf geeinigt, dass ich niemals auch nur halb der glattzüngige Weltmann sein werde, der mein Vater war.“
Severus’ Stimme war scharf. „Du hast andere Gaben.“
„Und sie nützen uns gerade jetzt eine ganze Menge, nicht wahr?“
Draco wusste, dass er einer der führenden Köpfe der Welt war was die Entwicklung von Verteidigungen gegen Flüche und Verwünschungen anging. Das war vermutlich dem Umstand zu danken, dass er mit dieser Sorte Magie aufgewachsen war, und immer innerlich gefühlt hatte, dass er sich eines Tages dagegen würde schützen müssen. Oder vielleicht lag es auch nur daran, dass er brillant war. Draco zog es vor, den Leuten mitzuteilen, dass es letzteres war.
„Es gib Menschen, die bereit wären, dich als freiberuflichen Berater zu beschäftigen, wenn du einfach nur deinen Stolz lange genug schlucken könntest um mit ihnen zu arbeiten.“
„Die Weasleys züchten Plagen“, sagte Draco mit äußerster Ernsthaftigkeit zu Severus und dachte an das letzte, lukrative Beratungsangebot, dass ihm zugesendet worden war.
Nachdem Draco Potter von dem noch immer horkruxgeschützen Tom (Draco spuckte das Wort immer geistig aus) weggerissen hatte, hatte er nicht viel Auswahl gehabt, wohin er sich wenden konnte. Es hatte zwischen komplett verschwinden und Severus zurücklassen – was wirklich keinerlei Alternative gewesen war – oder für McGonagall kämpfen gestanden.
Die Annahme der letzteren Option resultierte darin, dass die meisten Ordensmitglieder genau wussten, wie gut er darin war, Schutzzauber zu konstruieren. Das wiederum bedeutete natürlich, dass die meisten Angebote, die er erhielt, von ehemaligen Ordensmitgliedern oder deren Familienmitgliedern waren. Die Weasley Zwillinge waren da keine Ausnahme. Tatsächlich neigten sie sogar dazu, am nachdrücklichsten zu sein, und ihre Angebote waren die verlockendsten.
Diese Tatsache bedeutete allerdings nicht, dass Draco darüber nachdachte, eines davon anzunehmen, oder so.
„Draco, wenn das hier nicht funktioniert …“
„Es wird funktionieren“. Draco neigte normalerweise eher zum Realismusende der Skala als zum Optimusmusende, aber es gab einige Gedanken, die er schlicht und ergreifend nicht haben konnte.
„Du wirst Beziehungen brauchen. Du solltest sie jetzt haben, aber solange ich hier war, bin ich nachlässig gewesen in—“
„Ich bin erwachsen, Severus. Wenn ich nachlässig sein will, dann werd ich das auch sein, und du hast damit nichts zu tun.“
„Draco!“ Severus sagte das Wort so laut, wie er konnte. „Wenn du nicht um deinetwillen zuhören willst, dann tu es um meinetwillen.”
Draco blinzelte. „Um deinetwillen.“
Das war etwas, das Severus nie verlangt hatte, in all ihren Jahren zusammen. Nicht einmal, als Draco siebzehn gewesen war und Severus so leidenschaftlich gewollt hatte. Severus hatte gewartet, hatte Dracos Verlangen nicht gegen ihn verwendet. Severus hatte bis zum Ende des Krieges gewartet, als er tot hätte sein sollen was das Ganze irrelevant gemacht hätte. Er hatte darauf gewartet, dass Draco wieder zu Sinnen kam, hatte auf eine Million anderer Dinge gewartet, die nie eingetreten waren. Stattdessen war Draco eingetreten, ganz eifrige Absicht und Malfoy Selbstsicherheit.
„Draco, ich kann so nicht weiter machen. Ich kann nicht weiter panische Angst haben, was mit dir passieren wird, wenn mein Brauen keinen Erfolg hat. Es ist noch eine Sache mehr.“
„Und es würde helfen, wenn ich das Jobangebot annehme?“
„Es ist immerhin etwas. Genauso wie Potters Anwesenheit, wenn richtig genutzt, etwas ist. Du weißt es besser als nicht zu nutzen, was dir gegeben wird.“
Draco wusste es besser, das war das Schlimmste daran. „Ich denk drüber nach.“
Severus zog einen Mundwinkel hoch. Das war das Beste, was er dieser Tage an Lächeln zustande brachte, aber sie wussten beide, was es bedeutet. Severus hatte, wie immer, gewonnen.
*
*
„Er ist ein selbstgerechter, schwachsinniger Wichser“, sagte Draco. Sein Wortschwall war ein verzweifelter Versuch, die Wut in sich zu schüren. Alles war ihm recht wenn es nur in der Lage war, die Verzweiflung zu überwinden, die er angesichts Severus’ Unfähigkeit, eine einzige Tasse Tee auszutrinken, fühlte.
„Willst du, dass ich dir zustimme, oder versuchst du, einen Streit vom Zaun zu brechen?“
Wenn Versöhnungssex im Angebot gewesen wäre, wie vor nicht einmal einem Jahr, dann hätte Draco sicherlich die letztere Option gewählt. Aber er war nicht im Angebot. Oh, Severus würde Sex mit ihm haben sollte Draco danach fragen oder es auch nur andeuten. Aber er würde sich die ganze Zeit über auf die Lippen beißen, um die Schreie zurück zu halten, und zwar nicht die von der Sorte, die Draco gerne auslöste. Es sei denn, er tat das mit Absicht.
„Du könntest mich daran erinnern, wie kläglich er bei seinen Zaubertranknachhilfestunden versagt hat, und zwar gerade, als ich gut wurde.“
„Ah.“ Severus lächelte leicht. „Du möchtest also dein Ego gestreichelt haben? Besorgt über irgendwas?“
Über eine ganze Menge Dinge, aber die meisten hatten nichts mit Harry Potter zu tun. Severus versuchte einen weitern Schluck Tee zu trinken und schnitt eine Grimasse, entweder wegen der folgenden Übelkeit oder wegen des stechenden Schmerzes, den die Abwärtsreise/das Schlucken des Tees verursachte. Oder vielleicht wegen beidem. Draco konnte ihn recht gut lesen, aber selbst nach zwölf Jahren gab es subtile Kleinigkeiten, die er immer verpassen würde. Sein Bedürfnis, diese Mysterien zu entschlüsseln, war eines der Dinge, die ihn bei Severus hielten. Eines der wesentlich weniger wichtigen Dinge.
Severus fragte: „Wenn du so fühlst, warum hast du ihn gerettet?“
„Du weißt, warum ich ihn gerettet habe. Ich hab’s dir gesagt.“
„Hm. Ich weiß, dass deine Abneigung gegen Erniedrigung und Folter beinahe meiner gleichkommt. Ich weiß, dass dein Magen für die Wirklichkeit von zugefügtem Schmerz und Tod beinahe nicht existent ist. Ich weiß nicht, warum du nicht einfach sichergestellt hast, dass es von jemand anderem getan wurde. Du schienst nicht so ein großes Problem mit Albus zu haben.“ Severus’ Stimme wurde scharf.
Draco wusste, dass es einige Dinge gab, die niemals zwischen ihnen vergeben werden konnten; selbst wenn die Sache mit Dumbledore nicht völlig seine Schuld gewesen war; selbst wenn Severus nicht außerordentlich erleichtert gewesen wäre, dass er selbst es getan hatte und Draco nicht dazu gezwungen gewesen war, das Leben des alten Mannes zu beenden.
„Er hätte mich immer weiter getestet. Es wäre nie vorbei gewesen. Nicht, bis ich nicht irgendwann Mist gebaut hätte und …“ Draco wusste, dass Severus den Wechsel in seinen Pronomen verstand. „Bei Potter dachte ich, er würde sie dazu bringen, mich wenigstens in Ruhe zu lassen. Uns in Ruhe zu lassen.“
Und, trotz aller anderen Probleme mit Potter, konnte Draco zugeben, dass er zumindest dies getan hatte; Severus und seine Freiheit zu reisen mochten streng beschnitten sein; sie mochten gezwungen sein, alternative Wege zu finden um Dinge zu erstehen, die sie haben wollten; die Magie, die sie ausüben durften mochte beschränkt sein; aber sie waren nicht immerzu aufgefordert, sich selbst oder ihren Lebensstil zu rechtfertigen. Zum großen Teil ließen die Leute sie in Ruhe. Hierbei hatte Draco die richtige Entscheidung getroffen.
Die Antwort wissend, und wissend, dass es Severus wehtun würde, jetzt zu sprechen, wissend, dass er die Worte dennoch hören musste, fragte Draco: „Warum hast du geholfen?“
Severus versuchte, einen weiteren Schluck Tee zu trinken. „Weil du gefragt hast.“
*
Am nächsten Abend brachte Harry Papierkram mit. Malfoy öffnete die Türe mit unangebrachter Gleichgültigkeit, und fragte: „Was, keine Angst, dass er irgendwas versucht, während Sie nicht hinsehen?“
„Wenn er irgendwas versuchen wollte, dann würde er es auch versuchen, während ich hinsehe“, sagte Harry.
Severus, der hinter Malfoy im Flur stand, sagte: „Täuschen Sie sich nicht einen Moment, dass Sie mich erwischen würden, Mr Potter.“
Harry fragte sich, ob die Hinzufügung des „Mister“ vor seinem Namen irgendetwas bedeutete, oder ob Snape ihn einfach nur verwirren wollte. Wohlmöglich letzteres, in Anbetracht ihrer Geschichte. „Wenn Sie das sagen. Ich würde gerne anfangen. Ich habe einen Job bei dem ich tatsächlich morgens aufkreuzen muss.”
„Weder Severus noch mich trifft die Schuld für die Tatsache, dass Sie gesetzmäßig unfähig sind, nein zu Granger zu sagen.”
„Was, keine Beschimpfungen heute Abend?” fragte Harry süßlich.
„Sie machen es zu einfach“, sagte Malfoy zu ihm bevor er sich an Snape wandte. „Brauchst du irgendetwas?“
Snape sagte weder ein Wort noch bewegte er sich, aber es musste eine Art von Verständigung stattgefunden haben zwischen den beiden, denn Malfoy nickte und verschwand in ungesehene Gefilde.
Harry sagte sich, dass er sie nicht beneidete. Er hatte eigene Beziehungen die eng genug waren für stumme Kommunikation. Mit Hermione und Ron, zum Beispiel. Und diese Sorte Freundschaft war nichts, worauf er Snape oder Malfoy Anspruch erheben hörte.
Harry folgte Snape ins Labor. Das Tempo war qualvoll aber Harry sagte nichts dazu. Er hatte den verletzen Welpen in diesem Fall schon genug getreten und er wusste es. Wenn er Snape helfen konnte, so plante er, es zu tun.
Als sie ankamen, hob Harry den Schutzbann auf, wobei er seinen Geist sorgfältig undurchsichtig hielt. Er glaubte nicht wirklich, dass Snape versuchen würde, einen kurzen Blick hinein zu werfen – in Harrys Erfahrung hob der Mann sich solche Manöver auf für den Moment, wenn er verzweifelt war – aber es schadete nie, vorsichtig zu sein.
Snape blickte auf die Tür zu seinem Labor und dann sagte Harry: „Oh, Sie können hinein gehen.“
Snape drehte daraufhin den Kopf, obwohl es ein offenbar schmerzhaftes Unterfangen war. Für einen Moment sah er aus, als ob er etwas sagen wolle, bevor er den Kopf zurück drehte und die Tür aufdrückte. „Der Gast zuerst“, sagte er trocken.
Harry wunderte sich für einen Moment ob dies eine Art Test sein sollte, um zu sehen, ob Harry gewillt war, Snape den Rücken zuzukehren. Sechzehn lag lange in der Vergangenheit, und Harry war sich relative sicher, dass selbst Snape in Höchstform ihn nicht überwinden konnte, magisch oder körperlich. Und Snape war sicherlich nicht in Höchstform. Er ging ins Labor voran.
„Ich bin gut mit Schutzbannen.“
Sie ließen Harry sich sicher fühlen. Er sagte das nicht laut.
Überraschenderweise Snape ging nicht auf Harrys einfache Aussage des Selbstvertrauens ein und ließ auch keine Bemerkung folgen, die darauf abzielte, die gute Meinung, die Harry über sich selbst zusammengekratzt hatte, zu demontieren.
Harry ließ sich in einer Ecke nieder, wo er sich mit dem Papierkram beschäftigen konnte, ohne Snape im Weg zu sein, oder umgekehrt. Er war überrascht, gelinde gesagt, als Snape mit ihm sprach.
„Mir ist bewusst, dass Draco und Sie einen Vertrag aufgesetzt haben über die Bedingungen für Ihre Bereitwilligkeit, uns mit Stufe A Giften zu versorgen.“
Harry blickte auf, sagte aber nichts. Snape, wie Harry vermutet hatte, fuhr fort.
„Wenn Sie magisch genug bewandert sind um zauberstablos und wortlos Schutzbanne aufrechtzuerhalten, könnte ich mich vorstellen, dass Sie sie spezifizieren können für einen bestimmten Bereich im Labor. Oder ist das jenseits Ihrer Fähigkeiten?“
„Ködern Sie immer Leute, die Sie um einen Gefallen bitten wollen?” Harry schüttelte den Kopf. „Egal, blöde Frage. Ja, ich kann den Bereich spezifizieren. Warum sollte ich?”
„Zaubertränke brauen ist mein Beruf, für den Fall, dass Sie dessen nicht gewahr waren. Ohne Zugang zum Labor …”
„Dracos Erbschaft ist zum größten Teil unberührt von den Strafgeldern, die das Ministerium Ihnen beiden auferlegt hat.”
„Wie es nun mal so ist, Potter, bin ich kein ausgehaltener Mann.“
„Er wünscht sich vermutlich, Sie wären es, so wie Sie sich fühlen.“
„Gelegentlich müssen Dracos Wünsche irrelevant sein, sonst würde er mit ihnen Amok laufen.“ Snape war still für einen Moment. „Und dann ist da der Fakt, dass ich keine einfachen, die Symptome lindernde Tränke brauen kann, während Sie nicht hier sind, und die Zeit nicht dazu habe, wenn Sie hier sind.“
„Ich ändere die Banne.“
Snape bedankte sich nicht.
*
Draco öffnete die Tür für Potter am dritten Abend. „Severus wartet auf Sie am Labor.“
Potter trat ein. „Ich habe bemerkt dass es … dass seine Beweglichkeit beeinträchtigt ist.“
„Er kommt prima klar, Potter.“
Potter schloss die Türe hinter sich und steuerte das Hausinnere an. Draco nahm an, dass er ihn los war und ging, um Sachen zu finden, die er erledigen konnte. Es war niemals ein Vergnügen, Severus Potters zärtlicher Fürsorge zu überlassen. Nicht, dass er Severus nicht zutraute, auf sich selbst aufzupassen. In Höchstform konnte Severus mit Draco den Boden aufwischen, und Draco wusste das sehr gut. Aber Severus war nicht in Höchstform, nicht mal ansatzweise.
Draco traute Potter nicht.
Potter blieb stehen. „Malfoy.“
Draco seufzte. Er war nicht in der Stimmung, Energie an Potter zu verschwenden. Nicht, dass er das jemals war. „Potter.“
„Ich hätte es nicht so schwer machen sollen.”
Draco versteifte sich. „Wir brauchen Ihr Mitleid nicht.“
„Sieh mal, bloß weil du nicht zugeben kannst, dass du Unrecht hast, heißt das noch lange nicht, dass wir alle diesen Charakterfehler haben!“
„Mein ganzes Leben ist ein Zugeständnis von Fehlverhalten. Deins, andererseits, ist eine Feier aller Dinge, die dich betreffen. Jetzt lass uns einen kurzen Moment überlegen, wie lächerlich ich deine letzte Aussage finde.“
Potter schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, waren dort Schatten die Draco nicht sehen wollte. Er sagte: „Ich entschuldige mich, Malfoy. Macht es es einfacher, wenn ich die Worte tatsächlich sage?“
Draco erkannte einen Vorteil, wenn er ihn sah. „Wie leid?“
Potter war, trotz aller Fehler, nicht naiv. „Kommt drauf an, was Sie wollen. Ich hab schon nachgegeben beim Ändern der Schutzbanne und ich bin jeden einzelnen Abend hergekommen. Meistens bin ich abends froh wenn ich eine Chance bekomme zu—“ Potter verbiss sich zu sagen wozu auch immer er nicht kam. „Was wollen Sie?“
„Dass Sie eine Stunde eher kommen.“
„Malfoy—”
„Er wird schnell müde. Wenn Sie abends gehen …“
„Ich habe schon mehrmals vorgeschlagen, früher aufzuhören.“
„Er hat nicht ewig Zeit, Potter! Die Situation ist schlimm genug: gezwungen zu sein, den Zaubertrank in Stücken zu brauen, wie Sie es von ihm verlangen!“
Potter neigte den Kopf. „Eine Stunde früher?“
Draco dachte darüber nach, was Potter vorher vielleicht nicht gesagt hatte. Er war versucht, Legilimentik zu benutzen, aber es ging das Gerücht, dass Potter seine Okklumentik verbessert hatte und nicht wild darauf war, irgendjemanden in sein privates geistiges Allerheiligstes eindringen zu haben. „Wenn es etwas gibt, dass wir anbieten können, um es … Dem Anschein zu Trotz kann ich Kompromisse schließen.”
Potter nickte leicht. „Sie sind zu mir gekommen. Für ihn. Ich war nicht sehr entgegenkommend, ich weiß. Mit gutem Grund, aber trotzdem. Es war aber sehr menschlich von Ihnen. Und weil Sie fragen: ich habe noch keine Zeit gehabt, zu essen.“
„Essen. Das ist machbar.” Draco lachte ein bisschen, beruhigt, dass Potter dies nicht noch schwerer machen würde, als es schon war.
„Dann haben Sie Ihre Stunde.“ Potter machte einen Schritt den Flur hinunter. „Er wartet wahrscheinlich schon.“
„Jaah“, sagte Draco. Er beobachtete, wie Potter davon ging und zwang sich selbst, nicht zu folgen, nicht nach Severus zu sehen. Obwohl Draco es nur angemessen fand den Gefallen zu erwidern, war Severus anderer Meinung und Draco neigte dazu, zumindest zu versuchen, das zu respektieren. Er war zu Potter gegangen weil, unbeschwert grausam oder nicht, Potter zu verdammt Gryffindor war, um absichtlich Schaden zu verursachen. Er konnte Severus in seiner Gegenwart trauen, sogar jetzt.
Er konnte es.
*
Hermione klopfte an den Rahmen von Harrys Bürotür. Harry sah auf, und sie lächelte. „Ich sollte mich vorstellen, es ist schon eine Weile her, ich bin—“
„Oh, halt den Mund.“
Hermione lachte und kam ins Büro, um sich zu setzen. „Neville und ich haben uns gefragt, ob du uns vielleicht beim Abendessen Gesellschaft leisten möchtest.“
„Wenn ich dir sage, dass ich wirklich nicht kann, wirst du dann glauben, dass ich dich für Snape und Malfoy beiseite werfe?“
„Naja, nein, aber ich werde anfangen, nach dem ein oder anderen Confundus zu schnüffeln.“
„Irgendwie vermute ich, dass ich weniger frustriert wäre mit der Situation wenn ich auf magische Weise gezwungen werden würde, nach der Pfeife zwei der Personen zu tanzen, die ich unter den noch Lebenden am wenigsten leiden kann.“
„Wir mussten eine ganze Menge um die Ecke bringen um diese Aussage plausibel zu machen.“
„Hermione.“
Hermione spreizte ihre Hände. „Ich sag ja nur.“
„Du solltest in dieser Sache auf meiner Seite sein.“ Harry schmollte.
„Wann sind da plötzlich Seiten gekommen? Und was bekomme ich für meine Unterstützung für eine von ihnen?“
„Es ist Verhalten wie dieses, das Menschen wie Neville veranlasst, sich mit dir zu verabreden“, sagte Harry.
Hermione grinste. „Ich habe versucht, den genauen Grund herauszufinden damit ich dafür sorgen kann, genau so weiter zu machen.“
„Hermione“, sagte Harry mit einer Spur Frust. „Kannst du bitte sagen, wofür du hereingekommen bist und dann gehen?“
„Ich bin hereingekommen, um dich zum Abendessen einzuladen, also habe ich den Punkt abgehakt. Aber der Punkt, zu dem ich vorgestoßen bin ist: ich denke, dass es vielleicht keine schlechte Idee sein könnte, einige von deinen überbestimmten Meinungen über Snape und Malfoy loszulassen. Es mag die Sache einfacher machen für dich. Vielleicht.“
Harry fuhr sich mit der Hand durch sein Haar. „Ich bin mir nicht sicher, was unter all dem existiert.“
„Könnte es sich nicht lohnen, das herauszufinden?“ Hermione neigte den Kopf. „Ich sage ja gar nicht, dass du sie mögen sollst. Ich sage nicht einmal, dass du nicht nicht am selben Punkt ankommen musst, an dem du jetzt stehst. Ich will nur … ach verdammt, Harry, hast du nicht schon genug, worüber du dir den Kopf zerbrechen kannst ohne dich jeden Abend psychisch darauf vorzubereiten für Stunden und Stunden zu ihnen zu gehen? Schläfst du überhaupt, wenn du es schaffst, nach Hause zu kommen, oder verbringst du nur deine Zeit damit, zu versuchen, dich zurückzubringen von wohin-auch-immer du gehst, um mit den Dingen klarzukommen?“
Harry vermied die Frage. „Bin ich, oder bin ich nicht hilfreich gewesen diese Woche?“
„Harry.” Hermione runzelte die Stirn. „Ich mache mir Sorgen um dich. Das ist kein Versuch, dich für Nachlässigkeit gegenüber deinen Pflichten auszuschelten.“
Harry war derjenige gewesen, den die Todesser gefangen hatten. Er war derjenige gewesen, den sie mit Seilen gefesselt hatten die dazu gedacht waren, sein Fleisch zu zerreißen, und den sie dann verflucht hatten, so dass er sich bewegen musste, entweder in Reaktion auf den Schmerz oder um den Fluch zu vermeiden. Er war derjenige gewesen, den sie mit verhexten Messern bearbeitet hatten, und derjenige, den sie mit Manipulationen seines Verstandes verhöhnt hatten, gegen die ihn seine neu entwickelte Okklumentik nicht schützen konnte.
Malfoy war derjenige gewesen, der ihn gerettet hatte, aber Hermione und Ron waren die Menschen gewesen, die Harry wieder aufgebaut hatten zu jemandem, der die Fähigkeit hatte, den Dunklen Lord zu töten. Die beiden hatten ihn gepflegt und von den Albträumen zurück gerufen. Wenn er nicht gekommen war, hatten sie ihn gehalten bis sie vorbei waren. Sie hatte das Recht, sich Sorgen zu machen um ihn, und Harry wusste es. Er hasste es trotzdem zu wissen, dass er ihr Sorgen bereitete.
„Du sagst mir nur manchmal, wann ich dich ganz allein lasse.“
„Ich sage dir, wann ich dich brauche. Hier geht’s aber nicht darum. Hier geht’s um dich.“
„Es gibt gewisse Dinge, die eine Person über diese Welt glauben muss.“
Hermione machte ein Geräusch. „Schau, warum bringe ich dir nicht was aus dem Restaurant mit? Ich bring’s dir später heute Abend rüber und wir können etwas Zeit miteinander verbringen.“
Harry schüttelte seinen Kopf. „Ich komme erst spät zurück. Du und Neville müsst nicht—“
„Wir müssen gar nichts wenn wir nicht wollen. Ich kann mich auch mal eine Nacht entschuldigen. Er verfällt nicht, du weißt schon, an einer magischen Krankheit. Und mir ist es egal, ob es spät ist.“
Harry lächelte, er konnte nicht anders. „In Ordnung. Sie füttern mich aber. Also vielleicht ein paar Siruptörtchen oder Löffelbiskuits.”
Hermione stand auf. „Gut. Ich seh dich dann.”
Harry blickte hinunter auf seinen Schreibtisch und versuchte, sich zu erinnern, was er getan hatte, als sie zu ihren Besuch hereingekommen war.
*
Draco achtete stets darauf, dass die Abendessen, die sie für Potter bereithielten, die dekadentesten waren, die er nur heraufbeschwören konnte. Severus fragte schließlich: „Versucht du, ihn zu beeindrucken oder einzuschüchtern?“
„Wofür ist eine Handlung gut, wenn sie nicht beides gleichzeitig kann?“
Severus verengte seine Augen. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass es dir wichtig ist, was er von uns denkt.“
Draco spannte sich an und schleuderte die Worte förmlich hinaus: „Er hat mich gezwungen zu betteln. Er sollte sich eingeschüchtert fühlen!“
Severus verspannte sich ebenfalls, etwas, das sowohl ihn als auch Draco im nächsten Moment zusammenzucken ließ, Draco aus Mitgefühl. „Du kannst ihm schwerlich einen Vorwurf machen, dass du etwas getan hast, dass du nie hättest tun sollen.“
Draco verdrehte die Augen. „Keine Ursache. Ich musste nicht darüber nachdenken, nicht mal für eine Sekunde.“
„Draco—“
„Du hast deinen Mentor für mich getötet. Und du weißt, dass ich es nicht mag, wenn du mich dazu bringst, das als Argument anzuführen.“
„Du müsstest es nicht tun wenn du auch nur das geringste bisschen Geschick für diese Wortgefechten hättest.“ Severus rümpfte wählerisch die Nase.
„Naja, du hast das Geschick und trotzdem drängst du mich dazu.“
„Vielleicht mag ich den Schmerz.“
„Nein, tust du nicht.“ Und auch nicht die Sorte, die du jetzt fühlst, war es, was Draco nicht sagte.
„Kein Zartgefühl, Mr Malfoy.“
„Ja, ich denke, wir haben uns darauf geeinigt, dass ich niemals auch nur halb der glattzüngige Weltmann sein werde, der mein Vater war.“
Severus’ Stimme war scharf. „Du hast andere Gaben.“
„Und sie nützen uns gerade jetzt eine ganze Menge, nicht wahr?“
Draco wusste, dass er einer der führenden Köpfe der Welt war was die Entwicklung von Verteidigungen gegen Flüche und Verwünschungen anging. Das war vermutlich dem Umstand zu danken, dass er mit dieser Sorte Magie aufgewachsen war, und immer innerlich gefühlt hatte, dass er sich eines Tages dagegen würde schützen müssen. Oder vielleicht lag es auch nur daran, dass er brillant war. Draco zog es vor, den Leuten mitzuteilen, dass es letzteres war.
„Es gib Menschen, die bereit wären, dich als freiberuflichen Berater zu beschäftigen, wenn du einfach nur deinen Stolz lange genug schlucken könntest um mit ihnen zu arbeiten.“
„Die Weasleys züchten Plagen“, sagte Draco mit äußerster Ernsthaftigkeit zu Severus und dachte an das letzte, lukrative Beratungsangebot, dass ihm zugesendet worden war.
Nachdem Draco Potter von dem noch immer horkruxgeschützen Tom (Draco spuckte das Wort immer geistig aus) weggerissen hatte, hatte er nicht viel Auswahl gehabt, wohin er sich wenden konnte. Es hatte zwischen komplett verschwinden und Severus zurücklassen – was wirklich keinerlei Alternative gewesen war – oder für McGonagall kämpfen gestanden.
Die Annahme der letzteren Option resultierte darin, dass die meisten Ordensmitglieder genau wussten, wie gut er darin war, Schutzzauber zu konstruieren. Das wiederum bedeutete natürlich, dass die meisten Angebote, die er erhielt, von ehemaligen Ordensmitgliedern oder deren Familienmitgliedern waren. Die Weasley Zwillinge waren da keine Ausnahme. Tatsächlich neigten sie sogar dazu, am nachdrücklichsten zu sein, und ihre Angebote waren die verlockendsten.
Diese Tatsache bedeutete allerdings nicht, dass Draco darüber nachdachte, eines davon anzunehmen, oder so.
„Draco, wenn das hier nicht funktioniert …“
„Es wird funktionieren“. Draco neigte normalerweise eher zum Realismusende der Skala als zum Optimusmusende, aber es gab einige Gedanken, die er schlicht und ergreifend nicht haben konnte.
„Du wirst Beziehungen brauchen. Du solltest sie jetzt haben, aber solange ich hier war, bin ich nachlässig gewesen in—“
„Ich bin erwachsen, Severus. Wenn ich nachlässig sein will, dann werd ich das auch sein, und du hast damit nichts zu tun.“
„Draco!“ Severus sagte das Wort so laut, wie er konnte. „Wenn du nicht um deinetwillen zuhören willst, dann tu es um meinetwillen.”
Draco blinzelte. „Um deinetwillen.“
Das war etwas, das Severus nie verlangt hatte, in all ihren Jahren zusammen. Nicht einmal, als Draco siebzehn gewesen war und Severus so leidenschaftlich gewollt hatte. Severus hatte gewartet, hatte Dracos Verlangen nicht gegen ihn verwendet. Severus hatte bis zum Ende des Krieges gewartet, als er tot hätte sein sollen was das Ganze irrelevant gemacht hätte. Er hatte darauf gewartet, dass Draco wieder zu Sinnen kam, hatte auf eine Million anderer Dinge gewartet, die nie eingetreten waren. Stattdessen war Draco eingetreten, ganz eifrige Absicht und Malfoy Selbstsicherheit.
„Draco, ich kann so nicht weiter machen. Ich kann nicht weiter panische Angst haben, was mit dir passieren wird, wenn mein Brauen keinen Erfolg hat. Es ist noch eine Sache mehr.“
„Und es würde helfen, wenn ich das Jobangebot annehme?“
„Es ist immerhin etwas. Genauso wie Potters Anwesenheit, wenn richtig genutzt, etwas ist. Du weißt es besser als nicht zu nutzen, was dir gegeben wird.“
Draco wusste es besser, das war das Schlimmste daran. „Ich denk drüber nach.“
Severus zog einen Mundwinkel hoch. Das war das Beste, was er dieser Tage an Lächeln zustande brachte, aber sie wussten beide, was es bedeutet. Severus hatte, wie immer, gewonnen.
*