Bittersweet Feelings
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German › Harry Potter
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Disclaimer:
I don't own Harry Potter. Die Charaktergestaltung haben wir zu großen Teilen von MAYU übernommen. Wir verdienen mit der Geschichte auch kein Geld.
Kapitel 01
Bittersweet Feelings
Kapitel 01
Bei Nacht – in den Kerkern
Mit geschlossenen Augen lauschte Severus den Geräuschen von leisem Brodeln, das aus dem Kessel vor sich kam. Das leise Knistern des Feuers, welches darunter brannte, vertiefte das Gefühl von innerem Frieden.
Vor sich lag aufgeschlagen ein Buch, das ohne Zweifel aus der verbotenen Abteilung der Bibliothek stammte. Daneben lagen Pergament und eine Feder, mit der er unregelmäßig einzelne Zeilen aus dem Buch oder Anmerkungen für sich selbst notierte.
Als der angenehme Geruch von Kräutern sich im Kerkerraum verteilte, nahm er einen tiefen Atemzug der Luft und sog die Gefühle in sich auf, die sie in ihm auslöste.
Er schritt durch den Raum und griff nach einer Phiole. Doch sie entglitt ihm und zersprang lautstark auf dem steinernen Boden. Leises Fluchen war zu hören und er schüttelte seine Hand, weil sie ihm noch immer nicht ganz gehorchte.
Erst vor wenigen Tagen war er aus dem Krankenflügel entlassen worden. Madam Pomfrey hatte ihn solange da behalten, bis sie sich sicher war, dass er keine bleibenden Schäden davontragen würde.
So ein Angriff von einem Werwolf war zwar an sich schon sehr gefährlich. Nicht minder gefährlich waren jedoch auch die Vorkehrungen, die zum Schutz aller aufgestellt worden waren. Die peitschende Weide hatte ihre Sache gründlich gemacht, ihre Äste hatten seine rechte Hand gänzlich durchbohrt. Zwar waren seine Nerven rein physisch restauriert worden, doch was deren Funktionen und die Feinmotorik anging, hatte er noch nicht wieder ganz die Kontrolle zurückerlangen können. Darum stand er auch mitten in der Nacht in einem Klassenzimmer und holte den Unterrichtsstoff nach, den er in den vergangenen Wochen versäumt hatte.
Nachdem er sich nun endlich beruhigt hatte, griff er nach einer neuen Phiole und diesmal gelang es ihm, sie zu greifen und zu befüllen. Erst nachdem die klare Flüssigkeit in das Glas gefüllt worden war, betrachtete er den von ihm gebrauten Trank und überprüfte, ob die Farbe wirklich übereinstimmte. Dabei schrieb er sich wieder etwas auf das Pergament.
James war ziemlich sauer auf Sirius gewesen. Sie hatten sich sogar richtig gestritten, was nicht häufig vorkam, aber sie hatten sich auch wieder vertragen. Immerhin kannten sie sich schon ewig! Sie stammten beide aus reinblütigen Familien. Sie verachteten dunkle Magie und waren die besten Freunde. Und sonst war James es, der alle zu irgendwelchen dummen Streichen anstiftete.
James war sogar ein wenig schockiert von seinem eigenen herablassenden Gedankengang, dass ja nichts Gutes dabei herauskommen konnte, wenn sich einer von den anderen selbst etwas ausdachte. Nun gut und Sirius war der einzige, der James wirklich in der Hinsicht nacheiferte. Peter war zu ängstlich und Remus zu sehr der Musterschüler und darauf bedacht, dem eigenen Ruf nicht zu schaden oder auch nur auffällig zu werden. Was James ja auch verstehen konnte.
Letztlich hatte er sich mit Sirius versöhnt und für ihn war die Sache daher auch gegessen. Von ihm aus mussten sie darüber nicht mehr reden. Es war passiert, sie hatten Glück gehabt, Sirius hatte daraus gelernt, Sev ging es besser, nur Remus verkroch sich etwas in seinem Unglück. Und ausnahmsweise hielt es James nicht für seine Aufgabe, den Helden zu spielen. Sirius‘ Abneigung gegen Snape saß tief, doch mehr als eine Entschuldigung bei Severus verlangte James von ihm nicht. Sirius könnte auch auf andere Art seine Reue zeigen und wiedergutmachen, was er angerichtet hatte. Doch darauf musste der schon selber kommen!
James war nun auf dem Weg zu Severus und er würde diesem helfen, den Stoff nachzuholen, aber er wusste bereits, dass der Slytherin sicher zu stolz sein würde, James‘ Hilfe voll und ganz anzunehmen. Naja, einen Versuch war es wert! Ansonsten würde sich James eben nicht um ein Gespräch bringen lassen.
Ein wenig beobachtete er den anderen Jungen, als er durch ein Loch im Wandteppich lugte, der den Geheimgang verbarg, den James genommen hatte. Leise schob er den Teppich dann beiseite, um in den Raum zu gelangen.
"Reparus!" sagte er leise und tippte die Scherben des heruntergefallenen Reagenzglases an, das sich unverzüglich wieder zusammensetzte.
Es war nicht so, dass Severus den Gryffindor nicht bemerkte, aber er ignorierte ihn, wie er es die letzten Wochen schon getan hatte. Oder vielmehr Tage. Denn die erste Zeit auf der Krankenstation hatte er tatsächlich fast nur geschlafen. Doch obwohl Potter nahezu jede Nacht zu ihm geschlichen war, hatte er kein Wort mit diesem gewechselt. Zu tief saßen noch die Erinnerungen und vor allem die Worte, die ihm Black ins Ohr gesetzt hatte.
"James hat mich gebeten, dir etwas auszurichten: Komm zur heulenden Hütte und du wirst mein wahres Ich sehen", diese Worte hallten immer und immer wieder in seinem Kopf und bereiteten ihm ein dumpfes Pochen an den Schläfen. Natürlich hatte er sich nicht überzeugt, ob es die Wahrheit war oder nicht. Ob wirklich James es gewesen war, der ihn an dieser Stelle haben wollte. Sogar dessen Rettungsaktion wäre zu erklären gewesen. Immerhin basierte diese Beziehung auf Gegenleistungen und Mitleid, die sie miteinander führten und vor allen Dingen war sie einfach nur hoffnungslos. Ein anderes Wort gab es dafür nicht. Hatte Potter also gewollt, dass er für immer in dessen Schuld stand? Wenn das der Sinn dieses Streiches gewesen war, dann war er nach hinten losgegangen. Davor, selbst zu einem Werwolf zu werden hatte der Gryffindor ihn zwar bewahrt, nicht aber vor dem Ausbruch der peitschenden Weide, die ihn sogar fast das Auge gekostet hatte. Nur knapp hatte die Weide den Augapfel verfehlt und das Auge nur gestreift. Sein ganzer Körper hatte Ähnlichkeiten mit einem Schweizer Käse gehabt.
Eine andere Alternative hätte es sein können, dass Potter ihn hatte abservieren wollen, aber in diesem Fall würde es keinen Sinn machen, dass dieser ihm nachlief, wie ein Küken seiner Mutter. Das grenzte schon fast an Stalking, was der Ältere tat.
Gefragt hatte er den Anderen nicht nach den Gründen oder etwa danach, ob wirklich dieser es gewesen war, der ihn zur heulenden Hütte geschickt hatte oder ob das alles allein auf Blacks Mist gewachsen war. Er hatte fürchterliche Angst vor der Antwort.
Die Phiole nun in der linken Hand haltend, griff er mit rechts nach einem weiteren Trank und nahm Mithilfe einer Pipette etwas davon auf, um es tröpfchenweise in den anderen Trank zu geben. Doch seine Hand gehorchte ihm erneut nicht. Statt ein paar weniger Tropfen entleerte er die Pipette komplett, da seine Hand zu viel Druck ausübte. Anstatt, dass der Trank also nun rot wurde, schimmerte er Violett und anstatt dickflüssig zu werden, war er klar.
Wütend verzog er sein Gesicht und fluchte lautstark, als er sich umdrehte und die Phiole mit dem misslungenen Inhalt an die nächste Wand beförderte, wo sie zersprang und ein nicht zu verachtendes Loch in die Mauer ätzte. Verdammter Mist. Wenn das so weiterging, war seine Kariere schon an diesem Punkt zu Ende. Morgen hatten sie eine Prüfung bei Slughorn. Wenn er nicht bestand, könnte er nicht in den Zusatzkurs, in den Slughorn lediglich Schüler mit einem Ohnegleichen ließ.
Mit der Linken umschloss er seine rechte Hand, die nun unkontrolliert zu zittern begann und er verzog wütend und verzweifelt zugleich das Gesicht. Mit einer Hand, die ihm so wenig gehorchte, konnte er nicht einmal seinen Zauberstab benutzen. Der lag in seiner Kiste in seinem Schlafraum. Wozu sollte er ihn auch mit sich führen?
Es machte keinen Unterschied, ob er sinnloserweise nach ihm greifen würde um sich gegen Black zu verteidigen oder ob er es anstandslos zuließ. Und da behauptete man doch immer, Slytherins wären unfair. Er kannte keinen aus seinem Haus, der jemals einen unbewaffneten Schüler angegriffen hatte.
Noch immer fluchend bemerkte er, dass das Zittern noch lange nicht nachließ und so holte er einmal aus, um seine Hand aufs heftigste mit der Steinwand bekannt zu machen. Den Schmerz bemerkte er kaum und obwohl er wusste, dass es weh tat und auch blutete, bemerkte er lediglich erleichtert, wie das Zittern tatsächlich nachließ. Müde fuhr er sich durchs Haar und blickte erst jetzt zu der halb im Schatten versteckten Person. Sein Blick war kalt, als er den Älteren anblickte.
"Was ist Potter, genießt du die Aussicht?", fragte er ruhig und in dennoch provokantem Ton.
Da Severus erst mal nicht reagierte, sondern völlig in seiner Lieblingsbeschäftigung vertieft war (Tränke brauen), schlich James nur ein klein wenig näher heran und beobachtete ihn dabei. Nun, der Anfang war schon ziemlich gut, sicher war Snape bald wieder auf der Höhe seiner Kräfte! Und es sah so aus, als habe er den Stoff der letzten Wochen in Zaubertränke ohne jegliche Mühe bereits nachgeholt. Zumindest, wenn James das richtig sah, war Severus gerade dabei, einen Trank perfekt zu brauen, an dem fast alle Schüler letzte Stunde noch gescheitert waren.
Aber dann bemerkte James bei genauerem Blick den kleinen Fehler, für den Severus nichts konnte und über den der Slytherin unendlich wütend wurde! James betrachtete kopfschüttelnd das Loch in der Wand. Hui, ein solches hatte er selbst nach der Stunde in seinem Kessel gehabt und er und Sirius hatten sich danach etwas gezankt, wer von beiden von welcher Zutat offensichtlich zu viel dazugegeben hatte. Aber James wusste, dass es an ihrer mangelnden Absprache gelegen hatte. Sirius hatte die Zutat schon hineingegeben, während James etwas anderes geschnitten hatte und dann hatte James auch nochmal etwas davon hineingegeben und - zisch!
Es war nicht leicht, in Severus Gesicht zu lesen, selbst, wenn dieser mal überhaupt etwas Ausdruck zuließ und nicht nur schaute wie eine gelangweilte Puppe! Und James konnte sich denken, woran Severus dachte und was ihn so verzweifelt machte.
"Slughorn weiß, dass du in Zaubertränke der beste Schüler bist, den er je hatte! Und er weiß von deiner Verletzung, er hat dich in seinem Unterricht vermisst. Ich bin mir sicher, dass er die Prüfung für dich um ein paar Tage verschieben würde, bis du deine Hand wieder vollkommen unter Kontrolle hast! Madame Pomfrey hat doch auch gesagt, dass die Feinmotorik noch etwas braucht, nicht wahr?" sagte er ruhig, ohne auf Severus wütende Worte direkt einzugehen.
"Haben Remus Aufzeichnungen dir geholfen?" fragte er weiter.
"Oder hast du irgendwo noch eine Frage?" es sollte hilfsbereit klingen, aber er wusste, dass Severus ihn schon längst als aufdringlich empfand.
Über die Worte des Älteren konnte Severus nur schnauben.
Unter normalen Umständen hätte er die Dinge so angenommen, wie sie waren. James Fürsorge, dessen Versuche, ihn aus der Reserve zu locken. Aber da war diese Wut in ihm. Auf sich selbst, auf Black, auf Potter, der ihn regelrecht unter die Äste der peitschenden Weide gestoßen hatte, auch, wenn etwas anderes beabsichtigt gewesen war. Er war wütend auf Dumbledore und darauf, ein Slytherin zu sein. Da waren noch die Schmerzen. Die Nerven würden noch mindestens einen Monat brauchen, bis sie nicht mehr permanent schmerzen würden. Sein Kopf dröhnte immer wieder, weil sich alles in ihm so schnell drehte. Und ohne Hilfestellungen konnte er nachts nicht schlafen. Dazu kam, dass Black nach seiner Genesung keinen Grund sah, seine Lieblingsbeschäftigung weiterhin zu unterlassen.
Also wurde ihm in den Gängen wieder übel mitgespielt. Sein Umhang wurde in Brand gesetzt und was Black noch so alles einfiel. Und er war verzweifelt. Denn keiner reichte ihm die Hand, gab ihm Recht. Nicht einmal der neutrale Schulleiter. Nein, Black wurde für das, was er getan hatte nicht bestraft. Schließlich sollte die Sache mit Lupin ein Geheimnis bleiben. Potter wurde als glorreicher Held gefeiert und Black kam ungeschoren davon, während man ihn dafür verurteilte, wieso er nicht dankbar war. Es war zum Lachen und gleichzeitig zum heulen traurig.
Aber er weinte nicht. Es brachte nichts. Danach würde es ihm nicht besser gehen und jeder, der seine Tränen sah, würde sich darüber lustig machen.
So klangen auch jetzt Potters Worte wie Hohn in seinen Ohren.
"Bist du fertig?", fragte er ruhig. Er brauchte keine aufmunternden Worte von jemandem, der ihn zur heulen Hütte gerufen hatte. Er brauchte kein Mitleid.
Und er musste das morgen schaffen. Er musste einfach. Wenn Slughorn ihn bevorzugte, würde nur alles noch schlimmer werden. Dann hätten alle ihren Stoff für morgen umsonst gelernt und würden ihren Frust darüber an ihm auslassen. Wo derzeit seine Schwachstellen lagen wusste jeder, der ihn nicht einmal richtig kannte. Wenn noch mehr Nerven beschädigt würden, könnte er seine Hand vergessen.
Er ging nun seinerseits nicht auf die Frage den Lernstoff betreffend ein. Dazu sah er keine Veranlassung. Was brachten ihm die Aufzeichnungen? Letztlich musste er eh alles selbst lernen und in den Büchern selbst nachschlagen.
"Was willst du hier Potter? Black noch ein paar gute Vorlagen liefern? Wartet er draußen mit Feuernesseln? Du willst mir ja wohl nicht weiß machen, dass du nur wegen Lupins Unterlagen hier bist. Oder ist es genau das?", immerhin war Remus im Gegensatz zu ihm selbst ein Freund des Älteren.
Er drehte sich halb von dem Anderen weg und zog mit links ein weißes Taschentuch aus der Hosentasche, mit dem er nun versuchte die leicht blutende Hand zu umwickeln. In seiner Tasche unter dem Tisch war zwar eine Salbe aber er konnte sie nicht wegen jeder Kleinigkeit nehmen. Genauso wenig wie die meisten der Tränke, auf die er eigentlich angewiesen wäre. Aber wenn er wirklich so viel davon nahm, wie er brauchte, wäre er ziemlich schnell von mehr als einem Trank abhängig.
James seufzte. Hatte er sich schon gedacht, dass es so kommen würde! Aber er war trotzdem enttäuscht.
"Sirius hat sich also nicht einmal richtig entschuldigt? Und er ärgert dich immer noch, obwohl du noch nicht wieder völlig gesund bist und dich nicht einmal wehren kannst?" Denn Sirius achtete anscheinend doch etwas darauf, dass James das nicht mehr so sehr mitbekam, nach dem Streit, den sie erst kürzlich beigelegt hatten. Aber da gab es auch zwischen Sirius und James noch Unausgesprochenes, was weiterbrodelte. Sirius hatte ihm nicht wirklich erklärt, was seine Beweggründe für diesen heftigen "Streich" gewesen waren. Und James glaubte auch nicht, dass Sirius sich der möglichen Konsequenzen gar nicht bewusst gewesen sein könnte! Die peitschende Weide sprach schon für sich und ein Werwolf bei Vollmond war auch alles andere als ungefährlich! Und jemanden, wen auch immer, dorthin zu locken, wo so gefährliche Wesen waren...
Andererseits wollte James auch nicht glauben, dass sein bester Freund jemanden hätte umbringen wollen! Nein, ganz sicher nicht. Vielleicht hatte Sirius nicht gedacht, dass Severus wirklich dorthin kommen würde? Darauf hatte Sirius ihm auch keine richtige Antwort gegeben, er hatte sich nur etwas gewunden und angeblich wusste er auch nicht mehr so genau, was er zu Severus gesagt hatte, dass der derart in die Falle getappt war! Denn dumm war Severus ganz sicher nicht und er kannte schließlich schon längst die Streiche der Gryffindor-Bande!
James seufzte schwer und rückte dann seine Brille zurecht.
"WAS hat Sirius zu dir gesagt?" Ja, das war hier wohl die entscheidende Frage! Und vielleicht der eigentliche Grund, warum James hier war.
Anhand seiner vorigen Worte war James' Frage doch der Inbegriff der Dummheit. Und Dummheiten würdigte Severus mit keiner Antwort mehr. Stattdessen griff er nach weiteren zwei Phiolen und füllte jede von ihnen mit einem der beiden Tränke, die er vorhin schon verwendet hatte. Und wenn er die ganze Nacht dafür brauchen würde, er würde das schaffen. Derzeit hatte seine Hand ja sogar auch wieder Lust, ihm zu gehorchen. Die Strafe für ihren Ungehorsam hatte sie wohl erzogen.
Über sich selbst die Augen verdrehend, weil er so dummes Zeug dachte, machte er sich daran, die letzten wirklich wichtigen Schritte noch einmal zu wiederholen. Er präparierte den gelben Trank soweit, dass er sich mit der Pipette einige Tropfen nehmen und diesmal auch wirklich die richtige Menge in den Trank geben konnte. Erleichtert darüber, dass ihm das Glas nicht in den Fingern zu schmelzen beginnen würde, schwenkte er es etwas in seiner Hand und hielt es dann über eine Kerzenflamme. Die rote, nun leicht verdickte Substanz blubberte munter. Aber obwohl er allen Anforderungen entsprach und genauso aussah, wie es im Buch stand, runzelte er die Stirn. Er griff sich sein Zaubertränkebuch und las sich den Weg noch einmal durch.
Seine Finger glitten über die Zutatenliste, blieben an einer Stelle in der Luft stehen und glitten dann zu den vielen Schälchen mit Zutaten, von denen er sich etwas Wermut nahm und eine Prise in die Masse gab, obwohl es so nicht in der Anleitung stand. Die Farbe wurde noch etwas intensiver, wenngleich die Masse nun etwas flüssiger wurde und sich besser schwenken ließ. Er tauchte seine Nase darüber und nachdem er kurz an dem Gemisch gerochen hatte, nickte er zufrieden und machte sich an die Korrektur in seinem Buch.
"Wieso fragst du ihn nicht selbst, Potter? Immerhin ist er dein Freund und ich bin nur ein Slytherin der sich mit schwarzer Magie beschäftigt. Reichlich Gründe, eher ihm als mir Glauben zu schenken, nicht wahr?", fragte er und stellte die fertige Phiole in ein Holzgestell. Nun erst, da seine Anspannung abfiel, schien seine Hand wieder die Erlaubnis dafür zu bekommen, erneut zittern zu dürfen. Mit einem Stirnrunzeln verfolgte er die Zitterbewegungen und schob dann seine Hand in die Hosentasche, um dem Elend nicht mehr weiter zusehen zu müssen. Wenn er wenigstens zaubern könnte. Aber nein.
Mit einer unglaublichen Geduld, die man kaum von James kannte, beobachtete er Severus weiter. Er wusste, dass dieser eigentlich keine Lust hatte, mit ihm zu reden und je mehr er Severus bedrängen würde, desto weniger würde dieser es doch noch tun, aus Trotz heraus, aber auch mit einem unbrechbaren Stolz. Und James hatte nicht vor, diesem Stolz, den er an dem Slytherin durchaus gut fand, auch nur ansatzweise etwas anzutun.
Und tatsächlich lohnte sich das Warten. Severus antwortete doch, nachdem er mit seinem Trank zufrieden war.
"Sirius hat mir die Details seines Streiches nicht wirklich genannt, wir haben uns deshalb sogar gestritten und ich fürchte, er wird es mir auch nicht sagen, also bleibt mir kaum etwas anderes übrig, als dich mit Fragen darüber zu belästigen. Und wenn ich weiß, was genau los war, kann ich Sirius vielleicht nochmal zur Rede stellen, wenn es denn nötig ist. Bitte, Sev!" Ja, er ließ sich dazu herab, den Slytherin um etwas zu bitten! Es war schon fast ein Betteln! Aber er hatte keine andere Wahl.
Und Sirius war derzeit eh damit beschäftigt, sich Remus wieder zu nähern und davon erhoffte James sich auch wieder einige Besserung. Für alle Beteiligten.
Er schritt noch etwas näher an Severus, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen und um zu zeigen, wie gut er zuhören würde, denn er wusste, wenn dieser überhaupt noch etwas dazu sagen würde, würde er es nicht wiederholen.
Während der Gryffindor ihm antwortete und seine Gründe nannte, räumte Severus fein säuberlich die Zutaten beiseite. Bei einem ganz bestimmten Wort aber, wurde seine in ihm unbändig wütende Wut erneut wie ein Feuer entfacht und er fuhr zornig herum.
"Hör auf, mich "Sev" zu nennen! Es reicht völlig, wenn Lily mich durch die ganze Halle so ruft!", fauchte er. Noch immer wirkte er mehr wie ein verletztes und scheues Tier, als wie jemand, der gerade erst entlassen wurde. Bevor er jedoch noch etwas sagen konnte, sah er sich den braunen Augen hinter der Brille gegenüber, die näher gekommen waren. Erschrocken zuckte er zurück und ließ dabei den Bezoar in seiner Hand fallen, während er mit dem Rücken gegen die Steinwand hinter sich stieß.
Nur langsam setzten sich die Worte in seinem Kopf zusammen.
"Und was bringt es, wenn ich es dir sage, Potter? Sogar Black wird eins und eins zusammenzählen können. Ich habe keine Lust noch mehr zur Zielscheibe zu werden, als ohnehin schon. Aber sobald ich wieder zaubern kann, wird er das zurückbekommen, darauf kann er wetten", sagte er ruhig, aber leider bei weitem nicht so selbstsicher, wie er es gern hätte.
Das machte James seinerseits wütend.
"Ach, wär es dir lieber, wenn ich dich wieder, genau wie Sirius, Schniefelus nennen würde? Gut, wenn du willst..." grummelte er und machte ein beleidigtes Gesicht.
"Hey, was soll das? Du hattest doch sonst nicht solche Angst vor Sirius! Reiß dich zusammen, Mann! Ich werd ihm schon die Meinung dazu geigen, wie feige es ist, einen Unbewaffneten anzugreifen!" schnaubte er.
"Komm schon, ich muss es wissen!" drängte er weiter.
"Vielleicht sag ich Sirius ja auch nicht, dass ich es überhaupt weiß, je nach dem, was war." Er sah Severus direkt in die Augen, als wolle er ihn hypnotisieren und so dazu bringen, endlich alles zu erzählen.
"Und auch, wenn Sirius echt Mist gebaut hat und ich weiß, dass er deutlich zu weit gegangen ist, werde ich nicht zulassen, dass du dich auf dieses miese Niveau herab begibst, um es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen! Der Streit ist eskaliert, daraus sollten beide Seiten gelernt haben und es sollte nicht nochmal so weit kommen. Und ich bitte nicht für mich oder Sirius, sondern für Remus. Er wusste nichts von Sirius beklopptem Plan, dich zur heulenden Hütte zu schicken, er wollte niemals jemanden verletzen und diese ganzen Sicherheitsvorkehrungen mit der peitschenden Weide haben auch ihre Berechtigung! Dir ist etwas passiert und wenn du dich dafür grausam an Sirius rächst, wird Remus trotzdem auch einen großen Teil der Schuld auf sich nehmen.
Remus hat sich nie wirklich daran beteiligt, dich zu ärgern, er hat dich sogar zuweilen beschützt, wenn er meinte, dass wir zu weit gehen.
Du kennst nun sein Geheimnis, er hat sich entschuldigt und wird noch mehr versuchen, es wieder gutzumachen, obwohl das auch Sirius Aufgabe wäre. Aber das ahnst du sicher, nicht wahr? Dumbledore hat dich sicher gebeten, das Geheimnis nicht auszuplaudern und bis jetzt scheinst du das auch wirklich nicht getan zu haben.
Bitte sag mir, wie es soweit kommen konnte! Wie hat Sirius dich dazu gebracht, in eine angeblich verfluchte Hütte zu gehen?"
Severus wandte den Blick ab, um sich selbst wieder unter Kontrolle zu bekommen.
"Wenn du wirklich glaubst, ich würde mich auf Blacks Niveau herab begeben, irrst du. Meine Rache wird anders aussehen. Ich habe Bellatrix und Narzissa in meinem Haus und weiß mehr über Blacks Familienverhältnisse, als dieser auch nur ahnt. Worte können wesentlich mehr verletzen, als es ein Fluch je könnte", murmelte er zerknirscht.
Auch wenn er sich für die dunklen Künste begeisterte, hieß das nicht, dass er daran dachte, sie hier in Hogwarts zu erproben.
"Lupin ist mir egal. Ihr alle seid mir egal!", zischte er wie eine Schlange. Dass dies ein verzweifelter Versuch war, sich aus der Sache zu winden, war klar. Ebenso klar war, dass die Worte, die seinen Mund verließen, sich aus Lügen zusammensetzten. Wäre Remus ihm wirklich so egal, hätte er schon längst alles publik gemacht und er wusste, dass sein Gegenüber sich dessen vollauf bewusst war.
Endlich schaffte er es, seine alte Form zurück zu finden und sein Gesicht ausdruckslos zu heben, um in die hypnotisierenden Augen zu blicken.
"Was bringt es, es dir zu sagen? Du kannst es eh nicht ungeschehen machen. Das kann niemand. Eine Diskussion bringt nichts. Und wenn du mit deinen ach so tollen Freunden brichst, ist auch niemandem geholfen", sagte er ruhig und gewann mit jedem Wort mehr Selbstbewusstsein zurück.
"Aber ich denke, wir sollten die ganze Sache einfach beenden, Potter", meinte er dann. Eigentlich wollte er das nicht sagen. Aber sein Mund war schneller als sein Kopf.
Wenn James nicht gewusst hätte, dass Severus zum Teil log, um sich selbst zu schützen und seine Gefühle etwas zu verbergen, hätten dessen Worte ihn wirklich sehr verletzt und wütend gemacht. Aber so machte es ihn nur traurig, dass Severus es offensichtlich für nötig hielt, James zu belügen. Nein, dass Remus Severus nicht völlig egal sein konnte, konnte James sich auch so zusammenreimen. Dann hätten selbst Dumbledores Worte nichts ausrichten können und es wären bereits Gerüchte über Remus entstanden, wo man am Ende kaum noch beweisen konnte, dass Severus sie angefacht hätte.
Ein klein wenig eifersüchtig machte es James, dass Severus sich durchaus um Remus scherte, aber versuchte, das vor James zu verbergen, wenn auch durch eine derart fadenscheinige Lüge! Er musste schlucken.
"Eigentlich sollte ich meinen Freund vor so etwas beschützen, aber ich kann verstehen, dass du sauer bist und irgendwo hat sich Sirius es auch selbst zuzuschreiben, wenn du dich, auf welcher Ebene auch immer, rächst. Bestraft wurde er bis jetzt ja nicht gerade besonders, soweit ich das mitbekommen habe und unfair ist es eigentlich auch. Dennoch wäre niemandem geholfen, wenn dieser Streit in die nächste Runde geht!
Sirius kann ein echter Hohlkopf sein und naja, du scheinst wirklich seinen wunden Punkt herausgefunden zu haben, ich werd dich davon also sicher auch nicht mehr ablenken können, aber ich fürchte, wenn du ihn da piesackst... wer weiß, zu was er sich dann noch hinreißen lässt!" Ja, davor hatte James echte Angst! Denn womöglich würde er dadurch auf einen Schlag beide endgültig verlieren. Seinen Lover, auch, wenn ihre Beziehung wirklich alles andere als gewöhnlich oder einfach war und seinen besten Freund.
"Ich hoffe wirklich darauf, dass eine Diskussion etwas bringen könnte, dass ich, wenn ich genauer weiß, was los ist, besser mit Sirius darüber reden kann, verdammt! Und wenn das wirklich nichts bringt, habe ich nicht mehr die Ungewissheit, ob ich nicht doch noch etwas wieder geradebiegen könnte", erklärte er.
Dann durchbohrte sein Blick Severus. Und ehe er wusste, was er tat, umarmte er diesen.
"Sag das nochmal!" Es klang drohend, dann fügte er aber unendlich sanft und traurig hinzu:
"Ich möchte aber nichts beenden... weder mit dir noch mit Sirius. Ich stehe zwischen den Fronten und das ist echt beschissen für mich! Wenn zwei mit Dreck werfen, sollte man sich auch nicht dazwischen stellen... Aber ihr seid mir beide wichtig, jeder von euch auf seine eigene Weise und deshalb halte ich diese komplizierte Situation aus. Komm schon, wir haben es bis hierher geschafft und wir wissen beide, dass sich unsere Wege früher oder später trennen werden. Doch es muss nicht jetzt schon sein! Lass es uns noch so lange wie irgend möglich zusammen versuchen! Ich habe ja auch schon aufgegeben, dich zum Licht zurückführen zu wollen..." Ja, das war ehrlich. Und die Wahrheit konnte manchmal auch noch mehr weh tun, als alle Lügen zusammen!
Die Wahrheit war prinzipiell schlimmer als jede Lüge. Denn so sehr Lügen auch weh tun mochten, so konnte man sich selbst doch leichter belügen, als sich selbst die Wahrheit einzugestehen. Als die Arme ihn umschlangen, hüpfte sein Herz um einiges schneller, obwohl es das nicht tun sollte. Keine Gefühle. In dem Moment, wo er Gefühle in ihre hoffnungslose und verkorkste Beziehung brachte, endete doch ohnehin alles. Sie hatten es von vorn herein gesagt. Keine Gefühle!
Aber sie zu leugnen änderte nichts daran, dass in ihm schon längst Gefühle die Oberhand hatten. Es fiel ihm schwer, sie zurück zu halten und sie dem Älteren nicht um die Ohren zu schlagen, dennoch erstickte er die Worte im Keim, um sie nicht ausbrechen zu lassen. Denn solange er sich noch immer nicht über die Gedanken und Gefühle seines Gegenübers sicher sein konnte, war er sich noch nicht völlig sicher, ob James wirklich so unbeteiligt an der Aktion gewesen war, wie er ihm glauben machen wollte. Woher sollte er die Gewissheit haben, dass James ihn nicht auslachte und in der ganzen Schule verkündete, dass er dumm genug war, sich in den Gryffindor zu verlieben? Besonders in diesen Zeiten.
Seine Hände stemmten sich gegen die Brust des Älteren und versuchten, diesen reichlich kraftlos von sich weg zu drücken, während sich seine Hände in den Umhang des Älteren verkrallten. Na herrlich. Sogar sein Körper sprach zwei Sprachen.
"Ich ... will... ", um ernst genommen zu werden, wollte er die Worte noch einmal aussprechen, die James bedroht hatte. Doch seine Stimme war alles andere als fest und seine Knie wurden mindestens eben so weich, wie sein Wesen zwischen den Fingern des Älteren zu Wachs wurde. Elender Gryffindor.
James bemerkte, dass der Andere ihn wegdrücken wollte, aber es war deutlich schwächer als sonst. James schrieb das der Tatsache zu, dass der andere so schlimm verletzt gewesen war und noch immer nicht die vollständige Kontrolle über seinen Körper zurückerlangt hatte und er noch längst nicht wieder alle seine Kräfte beisammen hatte.
Und es tat weh, dass der Junge, den James am meisten begehrte, ihn offenbar mehr denn je auf Abstand halten wollte, ihre Beziehung sogar nun schon endgültig beenden wollte. Und das wollte James nicht, noch nicht, eigentlich gar nicht, aber dass es sich nicht verhindern ließ, das wusste James von Anfang an und daher hatten sie auch ausgemacht: keine Gefühle.
Aber das war schwer, Gefühle waren schon lange da, sonst würde das alles James nichts ausmachen und er würde sich auch nicht in diese blöde Position zwischen seinem allerbesten engsten Freund und seiner Affäre stellen. Aber das schien Severus nicht zu bemerken. Und vielleicht war es besser so, wenn dieser nichts von James wahren Gefühlen und somit Beweggründen erfuhr. Sicher würde der kühle, stolze Slytherin das nicht verstehen und sich über ihn lustig machen. Wahrscheinlich glaubte Severus, der wirklich lieber allein zu sein schien, noch weniger an Liebe als an Freundschaft.
James und er lebten wirklich in zwei völlig verschiedenen Welten, die aber immer wieder aufeinanderprallten. James hatte eine Zeit lang versucht, Severus fast gewaltsam auf "seine Seite" zu ziehen, bis ihm bewusst geworden war, dass er kein Recht dazu hatte, jemandem die Entscheidung für Gut oder Böse abzunehmen. Und die Welt ließ sich auch nicht so einfach in zwei Seiten aufteilen. Es gab so viele Graustufen zwischen schwarz und weiß! Es war eine wichtige Erfahrung im Leben eines Heranwachsenden, das zu erkennen.
James musste also Severus Interesse an dunkler Magie respektieren, auch, wenn er es weder gut hieß noch nachvollziehen konnte, da er den entgegengesetzten Pfad schon lange gewählt hatte.
"Severus, ich weiß, ich kann dich zu nichts zwingen, was du nicht willst. Aber willst du das zwischen uns wirklich einfach so beenden, ohne mir zu erklären, warum? Hat Sirius es etwa so aussehen lassen, als sei ich an diesem Streich beteiligt gewesen? Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, dass ich nichts von der Sache wusste! Selbst, dass ich dich noch retten konnte, war ein glücklicher Zufall. Bitte, rede mit mir, sag mir, was da los war!", drängte er erneut und er würde auch so lange auf dem Thema rumreiten, bis irgendwer ihn endlich aufklärte!
Sie waren wirklich zwei hoffnungslose Dummköpfe. Sie erkannten die Gefühle in den Augen und Taten des jeweils Anderen nicht, obwohl sie ihnen gegenseitig ins Gesicht geschrieben standen. Wenn nicht hoffnungslos, als was sollten sie sich dann bezeichnen?
Noch immer krallten sich Severus Finger Halt suchend in den Umhang des Älteren und versuchten aufs kläglichste, den Anschein zu wahren, dass er diesen von sich stoßen wollte. Der Schreck saß ihm noch so tief in den Knochen, dass er sich nicht anders zu helfen wusste, als jeden von sich zu stoßen. Immerhin hielt er auch Lily auf Abstand, obwohl sie nicht einmal ansatzweise verstand, was überhaupt vorgefallen war.
"Wieso sollte ich dir einen Grund dafür nennen, es beenden zu wollen? Reicht es etwa nicht, zu sagen dass ich es so will? Ist das nicht Grund genug? Du bist derjenige gewesen, der gesagt hat, dass das hier eh keine Zukunft haben wird. Wenn ein Ende also so vorhersehbar ist, wieso es nicht gleich beenden?", jedes Wort, dass ihm über die Lippen kam, traf ihn selbst wie ein giftiger Pfeil und tat ihm im Herzen weh. Wieso benahm er sich so? Wieso konnte er nicht einfach das sagen, was er wirklich dachte? Was er fühlte? Er kannte die Antwort. Immer, wenn er die Wahrheit sagte oder gesagt hatte, was er fühlte, war er von irgendwem betrogen worden. Angefangen bei seinen Eltern. Wie konnte er sich also jemandem anvertrauen, der ihn zu Beginn ihrer merkwürdigen Beziehung während des Sexes geschlagen hatte?
"Ja, ich bin derjenige gewesen, der das gesagt hat! Darf ich dich aber daran erinnern, dass du dem ohne Zögern zugestimmt hast? Und jetzt wirfst du es mir vor? Du denkst doch auch so! Oder hättest du dir gewünscht, dass ich uns beide belogen hätte, um eine Illusion von etwas mehr Glück in unserer Beziehung zu schaffen? Du hättest mich doch von Anfang an ausgelacht, hätte ich so eine Dummheit begangen, nicht wahr? Aber es gefällt dir doch auch bis jetzt, sonst hättest du es nicht zugelassen, sonst hättest du dich von Anfang an mehr gewehrt, nicht wahr?"
Nein, er dachte gar nicht daran, Severus so einfach gehen zu lassen, ihn so schnell loszulassen!
"Wir werden uns früh genug als Feinde gegenüberstehen, wenn wir mit der Schule fertig sind und du dich dem dunklen Lord anschließt, während ich Auror werde oder sonst wie beim Widerstand gegen ihn und seine Anhänger mitmache! Dann ist das zwischen uns definitiv zu Ende.
Aber jetzt doch noch nicht... nicht wegen etwas, was ich noch weniger verstehe! Wenn du mich also jetzt schon loswerden möchtest, musst du es erklären!
Und mir scheint, es hat wirklich mit dem zu tun, was Sirius getan hat. Also, du kennst die Frage, aber ich kann sie gerne nochmal stellen und wenn es sein muss, stell ich sie noch tausendmal: Was hat Sirius gesagt?"
Er biss die Zähne zusammen und spannte seinen Kiefer an, als wolle er ihn zum zerbersten bringen. Wenn er es aussprach, wäre James derjenige, der ihn auslachte. Denn dann war nicht mehr zu leugnen, dass sich seine Gefühle schon längst in das Spiel eingemischt hatten. Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Doch seine Finger ließen den Umhang noch immer nicht los.
Dann jedoch öffnete er die Augen und lachte kalt.
"Todesser. Auroren. Das alles ist mir scheißegal", murmelte er. Wieso er sich entschlossen hatte, sich eben jener Seite anzuschließen war etwas, was ein Mensch wie James Potter nie wirklich verstehen würde. Nein, ein Mensch der von allen geliebt wurde und schnell Freunde fand, ein Mensch, der so akzeptiert wurde, wie er war, würde nie die Einsamkeit verstehen, die ihn sein ganzes Leben lang so geprägt hatte, dass ihm nun keine andere Wahl blieb, als diesen unglückbringenden Weg weiter zu gehen.
"Wieso glaubst du überhaupt, dass es wichtig ist, was Black gesagt hat? Und wieso glaubst du überhaupt, dass das alles etwas an der jetzigen Situation ändert?", hakte nun er nach.
"Naja, ich hoffe es einfach, aber ich weiß es nicht, ich möchte einfach...", er zuckte mit den Achseln. „Ich greife wohl nach dem letzten Strohhalm, den ich noch sehe, sowohl meine Freundschaft mit Sirius wieder vollkommen zu flicken, als auch noch etwas mit dir zusammen sein zu können! Es mag ja sein, dass ich im Leben manchmal zu viel will, mir selbst fast unerreichbare Ziele stecke, aber so bin ich eben. Von mir selbst überzeugt, arrogant, nicht wahr? Wenn ich etwas erreichen will, gebe ich erst auf, wenn ich alles versucht habe und einsehen muss, dass es unmöglich ist, selbst für mich.
Komm schon, wenn du davon überzeugt bist, dass es nichts ändert, kannst du es mir doch genau so gut sagen!", argumentierte er weiter. Dabei drückte er Severus leicht an sich.
"Wenn ich es weiß und dann erkenne, dass du Recht hast, lasse ich dich in Ruhe und wenn ich es dann schaffe, dir zu beweisen, dass es für mich damit doch möglich ist... dann gibt’s schönen Versöhnungssex, ja?", grinste er scheinbar oberflächlich und ganz der Macho, den Severus kannte. Aber James war sich auch sicher, dass Severus eher noch als seine Freunde hinter diese selbstherrliche Maske schauen konnte.
Die beinahe schon tiefsinnigen Worte des Älteren verloren ihren ganzen Zauber, als dieser den letzten Anhang hinzufügte. In diesem Moment fiel allerdings auch eine gewisse Spannung von Severus ab. Dieses saudumme Lächeln im Gesicht des Anderen schrie gerade dazu, weggewischt zu werden und seine geballte Faust tat ihm den Gefallen nur allzu gern. Erst nachdem sein Schlag dafür sorgte, dass sich die Umarmung des Älteren etwas löste und er sich vollständig aus ihr befreite, nickte er leicht.
"Er hat gesagt, er solle mir von dir ausrichten, dass sich unser Treffpunkt geändert habe, weil du mir etwas Wichtiges sagen wolltest." Da er unmittelbar nach den ausgesprochenen Worten Blacks losgestürmt war, dürfte klar sein, dass Black clever genug gewesen war, die richtigen Worte auszusuchen, mit denen er ihn hatte ködern können. Wenn sie den Treffpunkt kurzfristig änderten, verhieß das fast nie etwas Gutes und er selbst hatte wohl befürchtet, dass das, was James ihm zu sagen hatte, wenn er denn schon Black statt einer Eule schickte, nichts angenehmes sein konnte.
Autsch! Der Schlag hatte gesessen. Ziemlich zielsicher dafür, dass Severus seine Hand angeblich noch nicht ganz unter Kontrolle hatte! James schien es so langsam, als müsse der sich wirklich keine Angst mehr um seine Prüfung morgen bei Slughorn machen. Aber das sagte er nicht, denn eine Hand tastete unwillkürlich nach seiner Nase und dann sprach Severus auch schon weiter.
James holte ein Taschentuch heraus, um es sich unter die Nase zu halten. Die Blutung würde sicher schnell von selbst aufhören, aber er brauchte das, um sich zu beruhigen.
"Ah, sowas hat er gesagt?" Na super, kein Wunder, dass Severus James gegenüber so misstrauisch war!
"Und du hast das geglaubt, wo ich dir sonst eine Eule geschickt habe? Ich habe den Treffpunkt nicht ändern wollen, die Sache ist wirklich allein auf Blacks Mist gewachsen. Ich habe am Treffpunkt auf dich gewartet, aber als du nicht kamst, hab ich mich auf die Suche gemacht...", erzählte er.
"Hatte ein mieses Gefühl..." Und beinahe wäre er zu spät gekommen!
Dann schluckte er.
"Du bist gekommen. Was dachtest du denn, hätte ich plötzlich so wichtiges zu sagen gehabt?" Ach, eigentlich spielte es keine Rolle, aber er hatte Angst, sie würden sich sonst anschweigen, wo er doch noch reden wollte, von daher musste er einfach eine weitere Frage stellen!
Severus schnaubte, als er die ungeschickten Versuche des Älteren beobachtete, seine Nase schnell wieder Blut frei zu bekommen. Zielsicher kam er diesem nun näher, stieß ihn um, damit dieser auf einen der Stühle aufkam und zog diesen an den Haaren am Hinterkopf, um ihn dazu zu bekommen, sich zu überstrecken. Das nun blutverschmierte Taschentuch von James schob er beiseite und löste nun das um sein eigenes Handgelenk, auf dem nur zwei, drei Tropfen von seiner Hand noch dran waren. Doch als er es schüttelte, fielen diese ab wie Perlen und das nun reine Taschentuch benutzte er dazu, die angeschlagene Nase ausgiebig zu behandeln.
"Würdest du etwa an jemandes Worte zweifeln, wenn du genau weißt, dass dein Gegenüber nie freiwillig mehr Worte mit dir wechseln würde, als unbedingt nötig?", fragte er. Immerhin kam aus Blacks Mund nie ein gutes Wort ihm gegenüber. Dass dieser aber ohne Beleidigungen und mit dennoch gehässigem Grinsen im Gesicht mit ihm gesprochen hatte, hatte er einfach vermutet, dass dieser etwas wusste, was er selbst nicht wusste und hatte das klären wollen.
"Außerdem, wieso mieses Gefühl? Solltest du nicht froh sein, wenn du einen künftigen Anhänger Voldemorts weniger zu bekämpfen hast?", fragte er wie immer selbstkritisch. Wie wenig er anderen Wert war, wusste er auch so und die einzige Möglichkeit, mit diesem Wissen klar zu kommen war, sich damit zu arrangieren. Ohne emotionalen Hintergrund war er für James letztlich eben nichts weiter als ein Brett, das man eben nageln konnte. So nannte zumindest sein Vater mittlerweile seine Mutter. Die Einzige, die hier eine Ausnahme bildete, war Lily. Aber sie ließ er bei allen Absolutionen immer außen vor.
Ach, den Streich konnte man nicht mehr ungeschehen machen.
"Sirius hat mir gesagt, er hätte nicht eingeplant, dass du bis zur heulenden Hütte kommst, er hat gesagt, er habe sich ausgerechnet, dass du bei der peitschenden Weide scheiterst, vielleicht ne Blessur davonträgst und das war´s. Er wollte uns beiden wohl einfach einen Strich durch die Rechnung machen, warum auch immer", informierte James den anderen, der sich um die blutige Nase kümmerte. Nett von dem Slytherin.
James hatte so den einigermaßen begründeten Verdacht, dass Sirius das aus Eifersucht getan hatte. Schließlich waren sie die besten Kumpels und da redeten sie auch über so einiges und wussten übereinander Bescheid. Aber das ging Severus nun nichts an.
"Hey... noch bist du kein Anhänger Voldemorts! Sondern ein wirklich guter Mitschüler, der mir ernsthaft meinen Platz als bester Schüler des Jahrgangs streitig macht. Und ich begehre dich..." Das war für ihn schon knapp davor, seine Gefühle zu offenbaren.
Nein, rückgängig konnte man nichts mehr machen. Kurz runzelte er die Stirn, als seine Hand wieder zu zittern begann - wahrscheinlich hatte er sie so konzentriert davon abgehalten, dass seine Nerven nun gegen ihn arbeiteten - und wechselte ganz einfach die Hand, um nun mit links zu arbeiten. Für solche kleinen Aufgaben reichte auch seine schwächere Hand.
"Seine Kalkulation ging ja letztlich auch auf, nicht wahr? An der peitschenden Weide bin ich ja auch gescheitert", nur eben auf dem Rück- statt Hinweg. Auch wenn er nicht glaubte, dass Blacks Ziel wirklich nur ein paar kleinere Blessuren gewesen sein sollen. Nein, dessen Ziel war zweifelsfrei erreicht. In diesem Schuljahr würde er in keinem einzigen Fach als bester Schüler gelten. Dazu hatte er nun zu lange gefehlt, um wirklich noch glänzen zu können. Denn auch, wenn zwei Wochen an einer Muggelschule nicht viel Zeit war, auf einer Schule wie Hogwarts war es das sehr wohl. Immerhin kurierte man hier eine Grippe auch innerhalb von einer Nacht und nicht innerhalb von Wochen aus. Also hatte er vergleichsweise viel versäumt. Für gewöhnlich war er mit dem Stoff zwar schon weiter, als der reguläre Unterricht, aber soweit vorgelernt hatte er eben nicht.
"Ich verlange nicht von dir, ihm zu verzeihen", James schloss die Augen.
"Ich hatte nur das Gefühl, dass du auch sauer auf mich bist und das wollte ich nicht. Nicht, wo ich nun mal keine Ahnung hatte, wie es dazu kommen konnte!
Und ich habe gehört, dass du nicht einmal Lily an dich heranlässt, ich glaube, sie ist verletzt deswegen. Dabei würde sie dir sicher auch helfen, den versäumten Stoff nachzuholen! Sie kann gut erklären und sie hat einen guten Riecher dafür, was die Lehrer so abfragen könnten...", änderte er das Thema nun etwas.
Denn wenn das Gespräch endete, müsste er gehen. Und er wollte noch etwas bei Severus bleiben.
Wieder schnaubte Severus nur, wobei er sich noch immer fürsorglich um die geschändete Nase kümmerte, die er ja zu verschulden hatte. Wahrscheinlich aber hatte James es tatsächlich hierauf angelegt. Immerhin wusste dieser mittlerweile, was ihn so zur Weißglut trieb, dass er handgreiflich wurde. Unbestreitbare Vorschädigungen seiner Grundschulzeit auf einer Muggelschule, wie er zu seiner Schande gestehen musste. Und dennoch reizte es der Gryffindor immer wieder bis zu diesem Punkt, an dem er wirklich zuschlug. Vielleicht, weil er wusste, dass er kein Blut sehen konnte und deswegen besonders sanft zu seinem Opfer war.
"Lily hat nichts damit zu tun und das weiß sie auch. Sie kennt mich nun wirklich lange genug um zu wissen, dass das vorüber geht." Auf das Thema Unterricht ging er nicht weiter ein. Das hatte sich für den Rest des Jahres erledigt. Zum Glück waren die ZAGs schon letztes Jahr gewesen, sonst würde er ein wirkliches Problem bekommen. Das Lernen selbst war gewiss nicht sein Problem. Derzeit mangelte es eher am Praktischen. Ohne den Zauberstab benutzen zu können fiel er wohl noch etwa bis Ende des Monats aus.
"Du, Severus... Du bist wirklich einer der besten jungen Zauberer, die ich kenne. Und du hast eben einen Zaubertrank hinbekommen, bei dem selbst ich letzte Stunde etwas versagt habe! Und das, obwohl ich alle meine Glieder und jeden einzelnen Finger und Zeh ganz normal benutzen kann. Daher trau ich dir durchaus zu, morgen trotz deines Handykaps mit einem Ohnegleichen zu bestehen! Und dieses Ohnegleichen wird viel mehr wert sein, als jedes, was wir in unserer bisherigen Schullaufbahn geschafft haben", sagte er überzeugt.
"Das werden auch die Lehrer zu honorieren wissen, die ja besser noch als die Schüler wissen, wie schlimm deine Verletzungen waren und zu was du ohne sie fähig wärst!"
Blinzelnd registrierte Severus das Lob. Doch um seine Verlegenheit darüber zu kaschieren, kniff er dem Schwarzhaarigen nur in die Nase und wandte sich dann ab, um das Taschentuch in eine Tinktur zu tauchen, die das längst eingezogene Blut wieder zu flüssigen Tropfen werden ließ und die anschließend in eben diese Tinktur abperlten und verdunsteten, noch ehe sie in sie tauchen konnten.
"Du spinnst wirklich, Potter. Ich wette, der einzige Grund, wieso du es nicht geschafft hast war, dass du mal wieder Black als Partner hattest. Du solltest aufhören dich mit Menschen zu umgeben, die dich zurückhalten und dir nur ein Klotz am Beim sind. Was du brauchst, sind keine Gewichte an den Beinen, denen du dich anpasst und auf die du dich einstellen musst. Du brauchst jemanden, der dein Niveau hat und die Welt in deiner Geschwindigkeit bereist", erklärte er.
Genau das war sein erster Eindruck von James Potter gewesen. Dieser Junge verkaufte sich unter Wert und umgab sich mit Menschen, deren Intellekt meilenweit von dem seinen entfernt war. Von gewissen Talenten in bestimmten Fächern und Sportarten mal ganz abgesehen.
Irgendwie ärgerte es James ziemlich, wie Severus mal wieder ins Schwarze traf und das zeigte sich wohl auch auf seinem Gesicht, ehe er es verstecken konnte.
"Hör auf, so auf meine Freunde herabzublicken! Nicht jeder kann ein totaler Überflieger sein und sie sind jeder auf seine eigene Weise wertvoll", verteidigte er nun vor allem Sirius.
Dann hob er skeptisch eine Augenbrauche.
"Und wer ist deiner Meinung nach mehr geeignet, an meiner Seite zu sein? Du selbst oder vielleicht noch Lily? Oder am Ende gar keiner? Wenn du so gerne einsam bist, bitte, aber ich ziehe es vor, Freunde zu haben! Und zwar nicht nur einen." Es war durchaus etwas Hohn in seiner Stimme.
"Nein. Um mich auf deinem Niveau zu sehen, fehlt mir die Arroganz und Lily wohl auch. Sie weist dich wohl höchstens in deine Schranken. Was ich für eine Rolle spiele und wieso du ausgerechnet ein Auge auf mich geworfen hast, weiß ich nicht und ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich es wissen will", murmelte er und sah nur langsam wieder in James' Richtung. Dessen Worte trafen mindestens ebenso zielsicher und wie aufs Kommando umgab ihn eine frostige Aura, während seine Augen eiskalt in die des Anderen blickten.
"Nicht ich bin es, der auf deine Freunde herabsieht, sondern du selbst bist es am meisten. Du weißt, dass Blacks Birne hohl wie die eines Trolls ist. Ich sehe immerzu, wie genervt du wirklich bist, wenn er dich mal wieder fragt, was ihr jetzt als nächstes machen sollt. Du fragst dich jedes Mal, wieso er nicht in der Lage ist, sich selbst etwas einfallen zu lassen. Korrigiere mich ruhig, wenn ich mich irre, Potter", seine Stimme versprühte Funken aus eisigen Pfeilen und seine Haltung wurde mehr denn je ähnlich einer Puppe, die aus dem Hintergrund so manipuliert wurde, dass aus einer zurückhaltenden Haltung eine stolze wurde.
"Und eine Freundschaft, die auf derlei Aufopferung besteht - nämlich der, dass ich mich hinter dem verstecken müsste, was ich bin und kann - das ist für mich keine wirkliche Freundschaft. Du solltest dich wirklich selbst fragen, ob du so weitermachen willst. Irgendwann werden sie dahinterkommen. Die Frage ist nur, wann sie dein wahres Ich zu Gesicht bekommen. Wann wirst du Black die Meinung sagen? Wann wirst du Pettigrew schlagen, wie du schon mich geschlagen hast, allein dafür, dass er atmet?
In Wirklichkeit bin ich mit Lily als einziger Freundin weniger einsam als du es bist, obwohl du inmitten von Menschen dein Leben fristest, die zu dir aufsehen und für die du dich selbst belügst", sagte er weiterhin kalt.
Einen Moment noch blickte er seinen Gegenüber mit Augen an, die tiefer sahen, als jeder hier an der Schule es konnte und er wusste, wie Recht er hatte.
"Du bist hier der, der vor Einsamkeit fast zerfließt und der sich an diesen Abklatsch einer Freundschaft festhält um dieser Einsamkeit fadenscheinig zu entkommen. Aber es gibt kein Entkommen, Potter. Sie holt dich immer wieder ein, nicht wahr?", fragte er.
Dann drehte er sich abrupt um und lief zu seiner Tasche, um sie zu schultern und sich auf den Weg in seinen Gemeinschaftsraum zu machen. In der Tür jedoch blieb er noch einmal stehen.
"Wenn du so weitermachst wie bisher, wirst du eines Tages an deiner eigenen Einsamkeit zerbrechen, Potter. Aber wenn du das nicht einsiehst und weiterhin davor wegläufst, dann tust du mir leid. Gute Nacht", mit diesen Worten verließ er das Klassenzimmer und machte sich auf den Weg, um sich für die Nacht fertig zu machen.
Nun, es war nicht das erste Mal, dass Severus James so den Spiegel vorhielt und es war auch nicht das erste Mal, dass solche Worte, die Wahrheit, ihn mehr verletzten, als jeder Schlag es hätte tun können. Aber so war ihre Beziehung, sie verletzten sich gegenseitig und manchmal schliefen sie miteinander. Miteinander konnten sie nicht, aber ganz ohne... nein, das ging irgendwie auch nicht.
Aber für heute war es gut, er hatte Severus ziemlich bedrängt, hatte endlich erfahren, was er hatte wissen wollen, hatte Severus dazu gebracht, wieder mehr mit ihm zu reden, ob dieser wollte oder nicht und natürlich hatte es damit geendet, dass dieser sowas zu James sagen musste.
Und er wusste, dass es keinen Sinn hatte zu leugnen, denn Severus kannte diese Lügen schon und hatte sie von Anfang an durchschaut. Genau das war es, was James so an ihm faszinierte.
"Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen!", rief er dem Slytherin wütend hinterher, ehe er seinen Tarnumhang wieder überwarf, um zu gehen. In den Gemeinschaftsraum der Slytherins folgte er Severus jetzt lieber nicht. Und morgen war ja auch die Prüfung in Zaubertränke! James musste sich noch durch das gesamte Schloss zurückschleichen, ehe er selbst zu Bett gehen konnte! Er machte sich nun auf den Weg, dem patrouillierenden Hausmeister und seiner Katze geschickt ausweichend, bis er sicher zurück war.
Kapitel 01
Bei Nacht – in den Kerkern
Mit geschlossenen Augen lauschte Severus den Geräuschen von leisem Brodeln, das aus dem Kessel vor sich kam. Das leise Knistern des Feuers, welches darunter brannte, vertiefte das Gefühl von innerem Frieden.
Vor sich lag aufgeschlagen ein Buch, das ohne Zweifel aus der verbotenen Abteilung der Bibliothek stammte. Daneben lagen Pergament und eine Feder, mit der er unregelmäßig einzelne Zeilen aus dem Buch oder Anmerkungen für sich selbst notierte.
Als der angenehme Geruch von Kräutern sich im Kerkerraum verteilte, nahm er einen tiefen Atemzug der Luft und sog die Gefühle in sich auf, die sie in ihm auslöste.
Er schritt durch den Raum und griff nach einer Phiole. Doch sie entglitt ihm und zersprang lautstark auf dem steinernen Boden. Leises Fluchen war zu hören und er schüttelte seine Hand, weil sie ihm noch immer nicht ganz gehorchte.
Erst vor wenigen Tagen war er aus dem Krankenflügel entlassen worden. Madam Pomfrey hatte ihn solange da behalten, bis sie sich sicher war, dass er keine bleibenden Schäden davontragen würde.
So ein Angriff von einem Werwolf war zwar an sich schon sehr gefährlich. Nicht minder gefährlich waren jedoch auch die Vorkehrungen, die zum Schutz aller aufgestellt worden waren. Die peitschende Weide hatte ihre Sache gründlich gemacht, ihre Äste hatten seine rechte Hand gänzlich durchbohrt. Zwar waren seine Nerven rein physisch restauriert worden, doch was deren Funktionen und die Feinmotorik anging, hatte er noch nicht wieder ganz die Kontrolle zurückerlangen können. Darum stand er auch mitten in der Nacht in einem Klassenzimmer und holte den Unterrichtsstoff nach, den er in den vergangenen Wochen versäumt hatte.
Nachdem er sich nun endlich beruhigt hatte, griff er nach einer neuen Phiole und diesmal gelang es ihm, sie zu greifen und zu befüllen. Erst nachdem die klare Flüssigkeit in das Glas gefüllt worden war, betrachtete er den von ihm gebrauten Trank und überprüfte, ob die Farbe wirklich übereinstimmte. Dabei schrieb er sich wieder etwas auf das Pergament.
James war ziemlich sauer auf Sirius gewesen. Sie hatten sich sogar richtig gestritten, was nicht häufig vorkam, aber sie hatten sich auch wieder vertragen. Immerhin kannten sie sich schon ewig! Sie stammten beide aus reinblütigen Familien. Sie verachteten dunkle Magie und waren die besten Freunde. Und sonst war James es, der alle zu irgendwelchen dummen Streichen anstiftete.
James war sogar ein wenig schockiert von seinem eigenen herablassenden Gedankengang, dass ja nichts Gutes dabei herauskommen konnte, wenn sich einer von den anderen selbst etwas ausdachte. Nun gut und Sirius war der einzige, der James wirklich in der Hinsicht nacheiferte. Peter war zu ängstlich und Remus zu sehr der Musterschüler und darauf bedacht, dem eigenen Ruf nicht zu schaden oder auch nur auffällig zu werden. Was James ja auch verstehen konnte.
Letztlich hatte er sich mit Sirius versöhnt und für ihn war die Sache daher auch gegessen. Von ihm aus mussten sie darüber nicht mehr reden. Es war passiert, sie hatten Glück gehabt, Sirius hatte daraus gelernt, Sev ging es besser, nur Remus verkroch sich etwas in seinem Unglück. Und ausnahmsweise hielt es James nicht für seine Aufgabe, den Helden zu spielen. Sirius‘ Abneigung gegen Snape saß tief, doch mehr als eine Entschuldigung bei Severus verlangte James von ihm nicht. Sirius könnte auch auf andere Art seine Reue zeigen und wiedergutmachen, was er angerichtet hatte. Doch darauf musste der schon selber kommen!
James war nun auf dem Weg zu Severus und er würde diesem helfen, den Stoff nachzuholen, aber er wusste bereits, dass der Slytherin sicher zu stolz sein würde, James‘ Hilfe voll und ganz anzunehmen. Naja, einen Versuch war es wert! Ansonsten würde sich James eben nicht um ein Gespräch bringen lassen.
Ein wenig beobachtete er den anderen Jungen, als er durch ein Loch im Wandteppich lugte, der den Geheimgang verbarg, den James genommen hatte. Leise schob er den Teppich dann beiseite, um in den Raum zu gelangen.
"Reparus!" sagte er leise und tippte die Scherben des heruntergefallenen Reagenzglases an, das sich unverzüglich wieder zusammensetzte.
Es war nicht so, dass Severus den Gryffindor nicht bemerkte, aber er ignorierte ihn, wie er es die letzten Wochen schon getan hatte. Oder vielmehr Tage. Denn die erste Zeit auf der Krankenstation hatte er tatsächlich fast nur geschlafen. Doch obwohl Potter nahezu jede Nacht zu ihm geschlichen war, hatte er kein Wort mit diesem gewechselt. Zu tief saßen noch die Erinnerungen und vor allem die Worte, die ihm Black ins Ohr gesetzt hatte.
"James hat mich gebeten, dir etwas auszurichten: Komm zur heulenden Hütte und du wirst mein wahres Ich sehen", diese Worte hallten immer und immer wieder in seinem Kopf und bereiteten ihm ein dumpfes Pochen an den Schläfen. Natürlich hatte er sich nicht überzeugt, ob es die Wahrheit war oder nicht. Ob wirklich James es gewesen war, der ihn an dieser Stelle haben wollte. Sogar dessen Rettungsaktion wäre zu erklären gewesen. Immerhin basierte diese Beziehung auf Gegenleistungen und Mitleid, die sie miteinander führten und vor allen Dingen war sie einfach nur hoffnungslos. Ein anderes Wort gab es dafür nicht. Hatte Potter also gewollt, dass er für immer in dessen Schuld stand? Wenn das der Sinn dieses Streiches gewesen war, dann war er nach hinten losgegangen. Davor, selbst zu einem Werwolf zu werden hatte der Gryffindor ihn zwar bewahrt, nicht aber vor dem Ausbruch der peitschenden Weide, die ihn sogar fast das Auge gekostet hatte. Nur knapp hatte die Weide den Augapfel verfehlt und das Auge nur gestreift. Sein ganzer Körper hatte Ähnlichkeiten mit einem Schweizer Käse gehabt.
Eine andere Alternative hätte es sein können, dass Potter ihn hatte abservieren wollen, aber in diesem Fall würde es keinen Sinn machen, dass dieser ihm nachlief, wie ein Küken seiner Mutter. Das grenzte schon fast an Stalking, was der Ältere tat.
Gefragt hatte er den Anderen nicht nach den Gründen oder etwa danach, ob wirklich dieser es gewesen war, der ihn zur heulenden Hütte geschickt hatte oder ob das alles allein auf Blacks Mist gewachsen war. Er hatte fürchterliche Angst vor der Antwort.
Die Phiole nun in der linken Hand haltend, griff er mit rechts nach einem weiteren Trank und nahm Mithilfe einer Pipette etwas davon auf, um es tröpfchenweise in den anderen Trank zu geben. Doch seine Hand gehorchte ihm erneut nicht. Statt ein paar weniger Tropfen entleerte er die Pipette komplett, da seine Hand zu viel Druck ausübte. Anstatt, dass der Trank also nun rot wurde, schimmerte er Violett und anstatt dickflüssig zu werden, war er klar.
Wütend verzog er sein Gesicht und fluchte lautstark, als er sich umdrehte und die Phiole mit dem misslungenen Inhalt an die nächste Wand beförderte, wo sie zersprang und ein nicht zu verachtendes Loch in die Mauer ätzte. Verdammter Mist. Wenn das so weiterging, war seine Kariere schon an diesem Punkt zu Ende. Morgen hatten sie eine Prüfung bei Slughorn. Wenn er nicht bestand, könnte er nicht in den Zusatzkurs, in den Slughorn lediglich Schüler mit einem Ohnegleichen ließ.
Mit der Linken umschloss er seine rechte Hand, die nun unkontrolliert zu zittern begann und er verzog wütend und verzweifelt zugleich das Gesicht. Mit einer Hand, die ihm so wenig gehorchte, konnte er nicht einmal seinen Zauberstab benutzen. Der lag in seiner Kiste in seinem Schlafraum. Wozu sollte er ihn auch mit sich führen?
Es machte keinen Unterschied, ob er sinnloserweise nach ihm greifen würde um sich gegen Black zu verteidigen oder ob er es anstandslos zuließ. Und da behauptete man doch immer, Slytherins wären unfair. Er kannte keinen aus seinem Haus, der jemals einen unbewaffneten Schüler angegriffen hatte.
Noch immer fluchend bemerkte er, dass das Zittern noch lange nicht nachließ und so holte er einmal aus, um seine Hand aufs heftigste mit der Steinwand bekannt zu machen. Den Schmerz bemerkte er kaum und obwohl er wusste, dass es weh tat und auch blutete, bemerkte er lediglich erleichtert, wie das Zittern tatsächlich nachließ. Müde fuhr er sich durchs Haar und blickte erst jetzt zu der halb im Schatten versteckten Person. Sein Blick war kalt, als er den Älteren anblickte.
"Was ist Potter, genießt du die Aussicht?", fragte er ruhig und in dennoch provokantem Ton.
Da Severus erst mal nicht reagierte, sondern völlig in seiner Lieblingsbeschäftigung vertieft war (Tränke brauen), schlich James nur ein klein wenig näher heran und beobachtete ihn dabei. Nun, der Anfang war schon ziemlich gut, sicher war Snape bald wieder auf der Höhe seiner Kräfte! Und es sah so aus, als habe er den Stoff der letzten Wochen in Zaubertränke ohne jegliche Mühe bereits nachgeholt. Zumindest, wenn James das richtig sah, war Severus gerade dabei, einen Trank perfekt zu brauen, an dem fast alle Schüler letzte Stunde noch gescheitert waren.
Aber dann bemerkte James bei genauerem Blick den kleinen Fehler, für den Severus nichts konnte und über den der Slytherin unendlich wütend wurde! James betrachtete kopfschüttelnd das Loch in der Wand. Hui, ein solches hatte er selbst nach der Stunde in seinem Kessel gehabt und er und Sirius hatten sich danach etwas gezankt, wer von beiden von welcher Zutat offensichtlich zu viel dazugegeben hatte. Aber James wusste, dass es an ihrer mangelnden Absprache gelegen hatte. Sirius hatte die Zutat schon hineingegeben, während James etwas anderes geschnitten hatte und dann hatte James auch nochmal etwas davon hineingegeben und - zisch!
Es war nicht leicht, in Severus Gesicht zu lesen, selbst, wenn dieser mal überhaupt etwas Ausdruck zuließ und nicht nur schaute wie eine gelangweilte Puppe! Und James konnte sich denken, woran Severus dachte und was ihn so verzweifelt machte.
"Slughorn weiß, dass du in Zaubertränke der beste Schüler bist, den er je hatte! Und er weiß von deiner Verletzung, er hat dich in seinem Unterricht vermisst. Ich bin mir sicher, dass er die Prüfung für dich um ein paar Tage verschieben würde, bis du deine Hand wieder vollkommen unter Kontrolle hast! Madame Pomfrey hat doch auch gesagt, dass die Feinmotorik noch etwas braucht, nicht wahr?" sagte er ruhig, ohne auf Severus wütende Worte direkt einzugehen.
"Haben Remus Aufzeichnungen dir geholfen?" fragte er weiter.
"Oder hast du irgendwo noch eine Frage?" es sollte hilfsbereit klingen, aber er wusste, dass Severus ihn schon längst als aufdringlich empfand.
Über die Worte des Älteren konnte Severus nur schnauben.
Unter normalen Umständen hätte er die Dinge so angenommen, wie sie waren. James Fürsorge, dessen Versuche, ihn aus der Reserve zu locken. Aber da war diese Wut in ihm. Auf sich selbst, auf Black, auf Potter, der ihn regelrecht unter die Äste der peitschenden Weide gestoßen hatte, auch, wenn etwas anderes beabsichtigt gewesen war. Er war wütend auf Dumbledore und darauf, ein Slytherin zu sein. Da waren noch die Schmerzen. Die Nerven würden noch mindestens einen Monat brauchen, bis sie nicht mehr permanent schmerzen würden. Sein Kopf dröhnte immer wieder, weil sich alles in ihm so schnell drehte. Und ohne Hilfestellungen konnte er nachts nicht schlafen. Dazu kam, dass Black nach seiner Genesung keinen Grund sah, seine Lieblingsbeschäftigung weiterhin zu unterlassen.
Also wurde ihm in den Gängen wieder übel mitgespielt. Sein Umhang wurde in Brand gesetzt und was Black noch so alles einfiel. Und er war verzweifelt. Denn keiner reichte ihm die Hand, gab ihm Recht. Nicht einmal der neutrale Schulleiter. Nein, Black wurde für das, was er getan hatte nicht bestraft. Schließlich sollte die Sache mit Lupin ein Geheimnis bleiben. Potter wurde als glorreicher Held gefeiert und Black kam ungeschoren davon, während man ihn dafür verurteilte, wieso er nicht dankbar war. Es war zum Lachen und gleichzeitig zum heulen traurig.
Aber er weinte nicht. Es brachte nichts. Danach würde es ihm nicht besser gehen und jeder, der seine Tränen sah, würde sich darüber lustig machen.
So klangen auch jetzt Potters Worte wie Hohn in seinen Ohren.
"Bist du fertig?", fragte er ruhig. Er brauchte keine aufmunternden Worte von jemandem, der ihn zur heulen Hütte gerufen hatte. Er brauchte kein Mitleid.
Und er musste das morgen schaffen. Er musste einfach. Wenn Slughorn ihn bevorzugte, würde nur alles noch schlimmer werden. Dann hätten alle ihren Stoff für morgen umsonst gelernt und würden ihren Frust darüber an ihm auslassen. Wo derzeit seine Schwachstellen lagen wusste jeder, der ihn nicht einmal richtig kannte. Wenn noch mehr Nerven beschädigt würden, könnte er seine Hand vergessen.
Er ging nun seinerseits nicht auf die Frage den Lernstoff betreffend ein. Dazu sah er keine Veranlassung. Was brachten ihm die Aufzeichnungen? Letztlich musste er eh alles selbst lernen und in den Büchern selbst nachschlagen.
"Was willst du hier Potter? Black noch ein paar gute Vorlagen liefern? Wartet er draußen mit Feuernesseln? Du willst mir ja wohl nicht weiß machen, dass du nur wegen Lupins Unterlagen hier bist. Oder ist es genau das?", immerhin war Remus im Gegensatz zu ihm selbst ein Freund des Älteren.
Er drehte sich halb von dem Anderen weg und zog mit links ein weißes Taschentuch aus der Hosentasche, mit dem er nun versuchte die leicht blutende Hand zu umwickeln. In seiner Tasche unter dem Tisch war zwar eine Salbe aber er konnte sie nicht wegen jeder Kleinigkeit nehmen. Genauso wenig wie die meisten der Tränke, auf die er eigentlich angewiesen wäre. Aber wenn er wirklich so viel davon nahm, wie er brauchte, wäre er ziemlich schnell von mehr als einem Trank abhängig.
James seufzte. Hatte er sich schon gedacht, dass es so kommen würde! Aber er war trotzdem enttäuscht.
"Sirius hat sich also nicht einmal richtig entschuldigt? Und er ärgert dich immer noch, obwohl du noch nicht wieder völlig gesund bist und dich nicht einmal wehren kannst?" Denn Sirius achtete anscheinend doch etwas darauf, dass James das nicht mehr so sehr mitbekam, nach dem Streit, den sie erst kürzlich beigelegt hatten. Aber da gab es auch zwischen Sirius und James noch Unausgesprochenes, was weiterbrodelte. Sirius hatte ihm nicht wirklich erklärt, was seine Beweggründe für diesen heftigen "Streich" gewesen waren. Und James glaubte auch nicht, dass Sirius sich der möglichen Konsequenzen gar nicht bewusst gewesen sein könnte! Die peitschende Weide sprach schon für sich und ein Werwolf bei Vollmond war auch alles andere als ungefährlich! Und jemanden, wen auch immer, dorthin zu locken, wo so gefährliche Wesen waren...
Andererseits wollte James auch nicht glauben, dass sein bester Freund jemanden hätte umbringen wollen! Nein, ganz sicher nicht. Vielleicht hatte Sirius nicht gedacht, dass Severus wirklich dorthin kommen würde? Darauf hatte Sirius ihm auch keine richtige Antwort gegeben, er hatte sich nur etwas gewunden und angeblich wusste er auch nicht mehr so genau, was er zu Severus gesagt hatte, dass der derart in die Falle getappt war! Denn dumm war Severus ganz sicher nicht und er kannte schließlich schon längst die Streiche der Gryffindor-Bande!
James seufzte schwer und rückte dann seine Brille zurecht.
"WAS hat Sirius zu dir gesagt?" Ja, das war hier wohl die entscheidende Frage! Und vielleicht der eigentliche Grund, warum James hier war.
Anhand seiner vorigen Worte war James' Frage doch der Inbegriff der Dummheit. Und Dummheiten würdigte Severus mit keiner Antwort mehr. Stattdessen griff er nach weiteren zwei Phiolen und füllte jede von ihnen mit einem der beiden Tränke, die er vorhin schon verwendet hatte. Und wenn er die ganze Nacht dafür brauchen würde, er würde das schaffen. Derzeit hatte seine Hand ja sogar auch wieder Lust, ihm zu gehorchen. Die Strafe für ihren Ungehorsam hatte sie wohl erzogen.
Über sich selbst die Augen verdrehend, weil er so dummes Zeug dachte, machte er sich daran, die letzten wirklich wichtigen Schritte noch einmal zu wiederholen. Er präparierte den gelben Trank soweit, dass er sich mit der Pipette einige Tropfen nehmen und diesmal auch wirklich die richtige Menge in den Trank geben konnte. Erleichtert darüber, dass ihm das Glas nicht in den Fingern zu schmelzen beginnen würde, schwenkte er es etwas in seiner Hand und hielt es dann über eine Kerzenflamme. Die rote, nun leicht verdickte Substanz blubberte munter. Aber obwohl er allen Anforderungen entsprach und genauso aussah, wie es im Buch stand, runzelte er die Stirn. Er griff sich sein Zaubertränkebuch und las sich den Weg noch einmal durch.
Seine Finger glitten über die Zutatenliste, blieben an einer Stelle in der Luft stehen und glitten dann zu den vielen Schälchen mit Zutaten, von denen er sich etwas Wermut nahm und eine Prise in die Masse gab, obwohl es so nicht in der Anleitung stand. Die Farbe wurde noch etwas intensiver, wenngleich die Masse nun etwas flüssiger wurde und sich besser schwenken ließ. Er tauchte seine Nase darüber und nachdem er kurz an dem Gemisch gerochen hatte, nickte er zufrieden und machte sich an die Korrektur in seinem Buch.
"Wieso fragst du ihn nicht selbst, Potter? Immerhin ist er dein Freund und ich bin nur ein Slytherin der sich mit schwarzer Magie beschäftigt. Reichlich Gründe, eher ihm als mir Glauben zu schenken, nicht wahr?", fragte er und stellte die fertige Phiole in ein Holzgestell. Nun erst, da seine Anspannung abfiel, schien seine Hand wieder die Erlaubnis dafür zu bekommen, erneut zittern zu dürfen. Mit einem Stirnrunzeln verfolgte er die Zitterbewegungen und schob dann seine Hand in die Hosentasche, um dem Elend nicht mehr weiter zusehen zu müssen. Wenn er wenigstens zaubern könnte. Aber nein.
Mit einer unglaublichen Geduld, die man kaum von James kannte, beobachtete er Severus weiter. Er wusste, dass dieser eigentlich keine Lust hatte, mit ihm zu reden und je mehr er Severus bedrängen würde, desto weniger würde dieser es doch noch tun, aus Trotz heraus, aber auch mit einem unbrechbaren Stolz. Und James hatte nicht vor, diesem Stolz, den er an dem Slytherin durchaus gut fand, auch nur ansatzweise etwas anzutun.
Und tatsächlich lohnte sich das Warten. Severus antwortete doch, nachdem er mit seinem Trank zufrieden war.
"Sirius hat mir die Details seines Streiches nicht wirklich genannt, wir haben uns deshalb sogar gestritten und ich fürchte, er wird es mir auch nicht sagen, also bleibt mir kaum etwas anderes übrig, als dich mit Fragen darüber zu belästigen. Und wenn ich weiß, was genau los war, kann ich Sirius vielleicht nochmal zur Rede stellen, wenn es denn nötig ist. Bitte, Sev!" Ja, er ließ sich dazu herab, den Slytherin um etwas zu bitten! Es war schon fast ein Betteln! Aber er hatte keine andere Wahl.
Und Sirius war derzeit eh damit beschäftigt, sich Remus wieder zu nähern und davon erhoffte James sich auch wieder einige Besserung. Für alle Beteiligten.
Er schritt noch etwas näher an Severus, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen und um zu zeigen, wie gut er zuhören würde, denn er wusste, wenn dieser überhaupt noch etwas dazu sagen würde, würde er es nicht wiederholen.
Während der Gryffindor ihm antwortete und seine Gründe nannte, räumte Severus fein säuberlich die Zutaten beiseite. Bei einem ganz bestimmten Wort aber, wurde seine in ihm unbändig wütende Wut erneut wie ein Feuer entfacht und er fuhr zornig herum.
"Hör auf, mich "Sev" zu nennen! Es reicht völlig, wenn Lily mich durch die ganze Halle so ruft!", fauchte er. Noch immer wirkte er mehr wie ein verletztes und scheues Tier, als wie jemand, der gerade erst entlassen wurde. Bevor er jedoch noch etwas sagen konnte, sah er sich den braunen Augen hinter der Brille gegenüber, die näher gekommen waren. Erschrocken zuckte er zurück und ließ dabei den Bezoar in seiner Hand fallen, während er mit dem Rücken gegen die Steinwand hinter sich stieß.
Nur langsam setzten sich die Worte in seinem Kopf zusammen.
"Und was bringt es, wenn ich es dir sage, Potter? Sogar Black wird eins und eins zusammenzählen können. Ich habe keine Lust noch mehr zur Zielscheibe zu werden, als ohnehin schon. Aber sobald ich wieder zaubern kann, wird er das zurückbekommen, darauf kann er wetten", sagte er ruhig, aber leider bei weitem nicht so selbstsicher, wie er es gern hätte.
Das machte James seinerseits wütend.
"Ach, wär es dir lieber, wenn ich dich wieder, genau wie Sirius, Schniefelus nennen würde? Gut, wenn du willst..." grummelte er und machte ein beleidigtes Gesicht.
"Hey, was soll das? Du hattest doch sonst nicht solche Angst vor Sirius! Reiß dich zusammen, Mann! Ich werd ihm schon die Meinung dazu geigen, wie feige es ist, einen Unbewaffneten anzugreifen!" schnaubte er.
"Komm schon, ich muss es wissen!" drängte er weiter.
"Vielleicht sag ich Sirius ja auch nicht, dass ich es überhaupt weiß, je nach dem, was war." Er sah Severus direkt in die Augen, als wolle er ihn hypnotisieren und so dazu bringen, endlich alles zu erzählen.
"Und auch, wenn Sirius echt Mist gebaut hat und ich weiß, dass er deutlich zu weit gegangen ist, werde ich nicht zulassen, dass du dich auf dieses miese Niveau herab begibst, um es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen! Der Streit ist eskaliert, daraus sollten beide Seiten gelernt haben und es sollte nicht nochmal so weit kommen. Und ich bitte nicht für mich oder Sirius, sondern für Remus. Er wusste nichts von Sirius beklopptem Plan, dich zur heulenden Hütte zu schicken, er wollte niemals jemanden verletzen und diese ganzen Sicherheitsvorkehrungen mit der peitschenden Weide haben auch ihre Berechtigung! Dir ist etwas passiert und wenn du dich dafür grausam an Sirius rächst, wird Remus trotzdem auch einen großen Teil der Schuld auf sich nehmen.
Remus hat sich nie wirklich daran beteiligt, dich zu ärgern, er hat dich sogar zuweilen beschützt, wenn er meinte, dass wir zu weit gehen.
Du kennst nun sein Geheimnis, er hat sich entschuldigt und wird noch mehr versuchen, es wieder gutzumachen, obwohl das auch Sirius Aufgabe wäre. Aber das ahnst du sicher, nicht wahr? Dumbledore hat dich sicher gebeten, das Geheimnis nicht auszuplaudern und bis jetzt scheinst du das auch wirklich nicht getan zu haben.
Bitte sag mir, wie es soweit kommen konnte! Wie hat Sirius dich dazu gebracht, in eine angeblich verfluchte Hütte zu gehen?"
Severus wandte den Blick ab, um sich selbst wieder unter Kontrolle zu bekommen.
"Wenn du wirklich glaubst, ich würde mich auf Blacks Niveau herab begeben, irrst du. Meine Rache wird anders aussehen. Ich habe Bellatrix und Narzissa in meinem Haus und weiß mehr über Blacks Familienverhältnisse, als dieser auch nur ahnt. Worte können wesentlich mehr verletzen, als es ein Fluch je könnte", murmelte er zerknirscht.
Auch wenn er sich für die dunklen Künste begeisterte, hieß das nicht, dass er daran dachte, sie hier in Hogwarts zu erproben.
"Lupin ist mir egal. Ihr alle seid mir egal!", zischte er wie eine Schlange. Dass dies ein verzweifelter Versuch war, sich aus der Sache zu winden, war klar. Ebenso klar war, dass die Worte, die seinen Mund verließen, sich aus Lügen zusammensetzten. Wäre Remus ihm wirklich so egal, hätte er schon längst alles publik gemacht und er wusste, dass sein Gegenüber sich dessen vollauf bewusst war.
Endlich schaffte er es, seine alte Form zurück zu finden und sein Gesicht ausdruckslos zu heben, um in die hypnotisierenden Augen zu blicken.
"Was bringt es, es dir zu sagen? Du kannst es eh nicht ungeschehen machen. Das kann niemand. Eine Diskussion bringt nichts. Und wenn du mit deinen ach so tollen Freunden brichst, ist auch niemandem geholfen", sagte er ruhig und gewann mit jedem Wort mehr Selbstbewusstsein zurück.
"Aber ich denke, wir sollten die ganze Sache einfach beenden, Potter", meinte er dann. Eigentlich wollte er das nicht sagen. Aber sein Mund war schneller als sein Kopf.
Wenn James nicht gewusst hätte, dass Severus zum Teil log, um sich selbst zu schützen und seine Gefühle etwas zu verbergen, hätten dessen Worte ihn wirklich sehr verletzt und wütend gemacht. Aber so machte es ihn nur traurig, dass Severus es offensichtlich für nötig hielt, James zu belügen. Nein, dass Remus Severus nicht völlig egal sein konnte, konnte James sich auch so zusammenreimen. Dann hätten selbst Dumbledores Worte nichts ausrichten können und es wären bereits Gerüchte über Remus entstanden, wo man am Ende kaum noch beweisen konnte, dass Severus sie angefacht hätte.
Ein klein wenig eifersüchtig machte es James, dass Severus sich durchaus um Remus scherte, aber versuchte, das vor James zu verbergen, wenn auch durch eine derart fadenscheinige Lüge! Er musste schlucken.
"Eigentlich sollte ich meinen Freund vor so etwas beschützen, aber ich kann verstehen, dass du sauer bist und irgendwo hat sich Sirius es auch selbst zuzuschreiben, wenn du dich, auf welcher Ebene auch immer, rächst. Bestraft wurde er bis jetzt ja nicht gerade besonders, soweit ich das mitbekommen habe und unfair ist es eigentlich auch. Dennoch wäre niemandem geholfen, wenn dieser Streit in die nächste Runde geht!
Sirius kann ein echter Hohlkopf sein und naja, du scheinst wirklich seinen wunden Punkt herausgefunden zu haben, ich werd dich davon also sicher auch nicht mehr ablenken können, aber ich fürchte, wenn du ihn da piesackst... wer weiß, zu was er sich dann noch hinreißen lässt!" Ja, davor hatte James echte Angst! Denn womöglich würde er dadurch auf einen Schlag beide endgültig verlieren. Seinen Lover, auch, wenn ihre Beziehung wirklich alles andere als gewöhnlich oder einfach war und seinen besten Freund.
"Ich hoffe wirklich darauf, dass eine Diskussion etwas bringen könnte, dass ich, wenn ich genauer weiß, was los ist, besser mit Sirius darüber reden kann, verdammt! Und wenn das wirklich nichts bringt, habe ich nicht mehr die Ungewissheit, ob ich nicht doch noch etwas wieder geradebiegen könnte", erklärte er.
Dann durchbohrte sein Blick Severus. Und ehe er wusste, was er tat, umarmte er diesen.
"Sag das nochmal!" Es klang drohend, dann fügte er aber unendlich sanft und traurig hinzu:
"Ich möchte aber nichts beenden... weder mit dir noch mit Sirius. Ich stehe zwischen den Fronten und das ist echt beschissen für mich! Wenn zwei mit Dreck werfen, sollte man sich auch nicht dazwischen stellen... Aber ihr seid mir beide wichtig, jeder von euch auf seine eigene Weise und deshalb halte ich diese komplizierte Situation aus. Komm schon, wir haben es bis hierher geschafft und wir wissen beide, dass sich unsere Wege früher oder später trennen werden. Doch es muss nicht jetzt schon sein! Lass es uns noch so lange wie irgend möglich zusammen versuchen! Ich habe ja auch schon aufgegeben, dich zum Licht zurückführen zu wollen..." Ja, das war ehrlich. Und die Wahrheit konnte manchmal auch noch mehr weh tun, als alle Lügen zusammen!
Die Wahrheit war prinzipiell schlimmer als jede Lüge. Denn so sehr Lügen auch weh tun mochten, so konnte man sich selbst doch leichter belügen, als sich selbst die Wahrheit einzugestehen. Als die Arme ihn umschlangen, hüpfte sein Herz um einiges schneller, obwohl es das nicht tun sollte. Keine Gefühle. In dem Moment, wo er Gefühle in ihre hoffnungslose und verkorkste Beziehung brachte, endete doch ohnehin alles. Sie hatten es von vorn herein gesagt. Keine Gefühle!
Aber sie zu leugnen änderte nichts daran, dass in ihm schon längst Gefühle die Oberhand hatten. Es fiel ihm schwer, sie zurück zu halten und sie dem Älteren nicht um die Ohren zu schlagen, dennoch erstickte er die Worte im Keim, um sie nicht ausbrechen zu lassen. Denn solange er sich noch immer nicht über die Gedanken und Gefühle seines Gegenübers sicher sein konnte, war er sich noch nicht völlig sicher, ob James wirklich so unbeteiligt an der Aktion gewesen war, wie er ihm glauben machen wollte. Woher sollte er die Gewissheit haben, dass James ihn nicht auslachte und in der ganzen Schule verkündete, dass er dumm genug war, sich in den Gryffindor zu verlieben? Besonders in diesen Zeiten.
Seine Hände stemmten sich gegen die Brust des Älteren und versuchten, diesen reichlich kraftlos von sich weg zu drücken, während sich seine Hände in den Umhang des Älteren verkrallten. Na herrlich. Sogar sein Körper sprach zwei Sprachen.
"Ich ... will... ", um ernst genommen zu werden, wollte er die Worte noch einmal aussprechen, die James bedroht hatte. Doch seine Stimme war alles andere als fest und seine Knie wurden mindestens eben so weich, wie sein Wesen zwischen den Fingern des Älteren zu Wachs wurde. Elender Gryffindor.
James bemerkte, dass der Andere ihn wegdrücken wollte, aber es war deutlich schwächer als sonst. James schrieb das der Tatsache zu, dass der andere so schlimm verletzt gewesen war und noch immer nicht die vollständige Kontrolle über seinen Körper zurückerlangt hatte und er noch längst nicht wieder alle seine Kräfte beisammen hatte.
Und es tat weh, dass der Junge, den James am meisten begehrte, ihn offenbar mehr denn je auf Abstand halten wollte, ihre Beziehung sogar nun schon endgültig beenden wollte. Und das wollte James nicht, noch nicht, eigentlich gar nicht, aber dass es sich nicht verhindern ließ, das wusste James von Anfang an und daher hatten sie auch ausgemacht: keine Gefühle.
Aber das war schwer, Gefühle waren schon lange da, sonst würde das alles James nichts ausmachen und er würde sich auch nicht in diese blöde Position zwischen seinem allerbesten engsten Freund und seiner Affäre stellen. Aber das schien Severus nicht zu bemerken. Und vielleicht war es besser so, wenn dieser nichts von James wahren Gefühlen und somit Beweggründen erfuhr. Sicher würde der kühle, stolze Slytherin das nicht verstehen und sich über ihn lustig machen. Wahrscheinlich glaubte Severus, der wirklich lieber allein zu sein schien, noch weniger an Liebe als an Freundschaft.
James und er lebten wirklich in zwei völlig verschiedenen Welten, die aber immer wieder aufeinanderprallten. James hatte eine Zeit lang versucht, Severus fast gewaltsam auf "seine Seite" zu ziehen, bis ihm bewusst geworden war, dass er kein Recht dazu hatte, jemandem die Entscheidung für Gut oder Böse abzunehmen. Und die Welt ließ sich auch nicht so einfach in zwei Seiten aufteilen. Es gab so viele Graustufen zwischen schwarz und weiß! Es war eine wichtige Erfahrung im Leben eines Heranwachsenden, das zu erkennen.
James musste also Severus Interesse an dunkler Magie respektieren, auch, wenn er es weder gut hieß noch nachvollziehen konnte, da er den entgegengesetzten Pfad schon lange gewählt hatte.
"Severus, ich weiß, ich kann dich zu nichts zwingen, was du nicht willst. Aber willst du das zwischen uns wirklich einfach so beenden, ohne mir zu erklären, warum? Hat Sirius es etwa so aussehen lassen, als sei ich an diesem Streich beteiligt gewesen? Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, dass ich nichts von der Sache wusste! Selbst, dass ich dich noch retten konnte, war ein glücklicher Zufall. Bitte, rede mit mir, sag mir, was da los war!", drängte er erneut und er würde auch so lange auf dem Thema rumreiten, bis irgendwer ihn endlich aufklärte!
Sie waren wirklich zwei hoffnungslose Dummköpfe. Sie erkannten die Gefühle in den Augen und Taten des jeweils Anderen nicht, obwohl sie ihnen gegenseitig ins Gesicht geschrieben standen. Wenn nicht hoffnungslos, als was sollten sie sich dann bezeichnen?
Noch immer krallten sich Severus Finger Halt suchend in den Umhang des Älteren und versuchten aufs kläglichste, den Anschein zu wahren, dass er diesen von sich stoßen wollte. Der Schreck saß ihm noch so tief in den Knochen, dass er sich nicht anders zu helfen wusste, als jeden von sich zu stoßen. Immerhin hielt er auch Lily auf Abstand, obwohl sie nicht einmal ansatzweise verstand, was überhaupt vorgefallen war.
"Wieso sollte ich dir einen Grund dafür nennen, es beenden zu wollen? Reicht es etwa nicht, zu sagen dass ich es so will? Ist das nicht Grund genug? Du bist derjenige gewesen, der gesagt hat, dass das hier eh keine Zukunft haben wird. Wenn ein Ende also so vorhersehbar ist, wieso es nicht gleich beenden?", jedes Wort, dass ihm über die Lippen kam, traf ihn selbst wie ein giftiger Pfeil und tat ihm im Herzen weh. Wieso benahm er sich so? Wieso konnte er nicht einfach das sagen, was er wirklich dachte? Was er fühlte? Er kannte die Antwort. Immer, wenn er die Wahrheit sagte oder gesagt hatte, was er fühlte, war er von irgendwem betrogen worden. Angefangen bei seinen Eltern. Wie konnte er sich also jemandem anvertrauen, der ihn zu Beginn ihrer merkwürdigen Beziehung während des Sexes geschlagen hatte?
"Ja, ich bin derjenige gewesen, der das gesagt hat! Darf ich dich aber daran erinnern, dass du dem ohne Zögern zugestimmt hast? Und jetzt wirfst du es mir vor? Du denkst doch auch so! Oder hättest du dir gewünscht, dass ich uns beide belogen hätte, um eine Illusion von etwas mehr Glück in unserer Beziehung zu schaffen? Du hättest mich doch von Anfang an ausgelacht, hätte ich so eine Dummheit begangen, nicht wahr? Aber es gefällt dir doch auch bis jetzt, sonst hättest du es nicht zugelassen, sonst hättest du dich von Anfang an mehr gewehrt, nicht wahr?"
Nein, er dachte gar nicht daran, Severus so einfach gehen zu lassen, ihn so schnell loszulassen!
"Wir werden uns früh genug als Feinde gegenüberstehen, wenn wir mit der Schule fertig sind und du dich dem dunklen Lord anschließt, während ich Auror werde oder sonst wie beim Widerstand gegen ihn und seine Anhänger mitmache! Dann ist das zwischen uns definitiv zu Ende.
Aber jetzt doch noch nicht... nicht wegen etwas, was ich noch weniger verstehe! Wenn du mich also jetzt schon loswerden möchtest, musst du es erklären!
Und mir scheint, es hat wirklich mit dem zu tun, was Sirius getan hat. Also, du kennst die Frage, aber ich kann sie gerne nochmal stellen und wenn es sein muss, stell ich sie noch tausendmal: Was hat Sirius gesagt?"
Er biss die Zähne zusammen und spannte seinen Kiefer an, als wolle er ihn zum zerbersten bringen. Wenn er es aussprach, wäre James derjenige, der ihn auslachte. Denn dann war nicht mehr zu leugnen, dass sich seine Gefühle schon längst in das Spiel eingemischt hatten. Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Doch seine Finger ließen den Umhang noch immer nicht los.
Dann jedoch öffnete er die Augen und lachte kalt.
"Todesser. Auroren. Das alles ist mir scheißegal", murmelte er. Wieso er sich entschlossen hatte, sich eben jener Seite anzuschließen war etwas, was ein Mensch wie James Potter nie wirklich verstehen würde. Nein, ein Mensch der von allen geliebt wurde und schnell Freunde fand, ein Mensch, der so akzeptiert wurde, wie er war, würde nie die Einsamkeit verstehen, die ihn sein ganzes Leben lang so geprägt hatte, dass ihm nun keine andere Wahl blieb, als diesen unglückbringenden Weg weiter zu gehen.
"Wieso glaubst du überhaupt, dass es wichtig ist, was Black gesagt hat? Und wieso glaubst du überhaupt, dass das alles etwas an der jetzigen Situation ändert?", hakte nun er nach.
"Naja, ich hoffe es einfach, aber ich weiß es nicht, ich möchte einfach...", er zuckte mit den Achseln. „Ich greife wohl nach dem letzten Strohhalm, den ich noch sehe, sowohl meine Freundschaft mit Sirius wieder vollkommen zu flicken, als auch noch etwas mit dir zusammen sein zu können! Es mag ja sein, dass ich im Leben manchmal zu viel will, mir selbst fast unerreichbare Ziele stecke, aber so bin ich eben. Von mir selbst überzeugt, arrogant, nicht wahr? Wenn ich etwas erreichen will, gebe ich erst auf, wenn ich alles versucht habe und einsehen muss, dass es unmöglich ist, selbst für mich.
Komm schon, wenn du davon überzeugt bist, dass es nichts ändert, kannst du es mir doch genau so gut sagen!", argumentierte er weiter. Dabei drückte er Severus leicht an sich.
"Wenn ich es weiß und dann erkenne, dass du Recht hast, lasse ich dich in Ruhe und wenn ich es dann schaffe, dir zu beweisen, dass es für mich damit doch möglich ist... dann gibt’s schönen Versöhnungssex, ja?", grinste er scheinbar oberflächlich und ganz der Macho, den Severus kannte. Aber James war sich auch sicher, dass Severus eher noch als seine Freunde hinter diese selbstherrliche Maske schauen konnte.
Die beinahe schon tiefsinnigen Worte des Älteren verloren ihren ganzen Zauber, als dieser den letzten Anhang hinzufügte. In diesem Moment fiel allerdings auch eine gewisse Spannung von Severus ab. Dieses saudumme Lächeln im Gesicht des Anderen schrie gerade dazu, weggewischt zu werden und seine geballte Faust tat ihm den Gefallen nur allzu gern. Erst nachdem sein Schlag dafür sorgte, dass sich die Umarmung des Älteren etwas löste und er sich vollständig aus ihr befreite, nickte er leicht.
"Er hat gesagt, er solle mir von dir ausrichten, dass sich unser Treffpunkt geändert habe, weil du mir etwas Wichtiges sagen wolltest." Da er unmittelbar nach den ausgesprochenen Worten Blacks losgestürmt war, dürfte klar sein, dass Black clever genug gewesen war, die richtigen Worte auszusuchen, mit denen er ihn hatte ködern können. Wenn sie den Treffpunkt kurzfristig änderten, verhieß das fast nie etwas Gutes und er selbst hatte wohl befürchtet, dass das, was James ihm zu sagen hatte, wenn er denn schon Black statt einer Eule schickte, nichts angenehmes sein konnte.
Autsch! Der Schlag hatte gesessen. Ziemlich zielsicher dafür, dass Severus seine Hand angeblich noch nicht ganz unter Kontrolle hatte! James schien es so langsam, als müsse der sich wirklich keine Angst mehr um seine Prüfung morgen bei Slughorn machen. Aber das sagte er nicht, denn eine Hand tastete unwillkürlich nach seiner Nase und dann sprach Severus auch schon weiter.
James holte ein Taschentuch heraus, um es sich unter die Nase zu halten. Die Blutung würde sicher schnell von selbst aufhören, aber er brauchte das, um sich zu beruhigen.
"Ah, sowas hat er gesagt?" Na super, kein Wunder, dass Severus James gegenüber so misstrauisch war!
"Und du hast das geglaubt, wo ich dir sonst eine Eule geschickt habe? Ich habe den Treffpunkt nicht ändern wollen, die Sache ist wirklich allein auf Blacks Mist gewachsen. Ich habe am Treffpunkt auf dich gewartet, aber als du nicht kamst, hab ich mich auf die Suche gemacht...", erzählte er.
"Hatte ein mieses Gefühl..." Und beinahe wäre er zu spät gekommen!
Dann schluckte er.
"Du bist gekommen. Was dachtest du denn, hätte ich plötzlich so wichtiges zu sagen gehabt?" Ach, eigentlich spielte es keine Rolle, aber er hatte Angst, sie würden sich sonst anschweigen, wo er doch noch reden wollte, von daher musste er einfach eine weitere Frage stellen!
Severus schnaubte, als er die ungeschickten Versuche des Älteren beobachtete, seine Nase schnell wieder Blut frei zu bekommen. Zielsicher kam er diesem nun näher, stieß ihn um, damit dieser auf einen der Stühle aufkam und zog diesen an den Haaren am Hinterkopf, um ihn dazu zu bekommen, sich zu überstrecken. Das nun blutverschmierte Taschentuch von James schob er beiseite und löste nun das um sein eigenes Handgelenk, auf dem nur zwei, drei Tropfen von seiner Hand noch dran waren. Doch als er es schüttelte, fielen diese ab wie Perlen und das nun reine Taschentuch benutzte er dazu, die angeschlagene Nase ausgiebig zu behandeln.
"Würdest du etwa an jemandes Worte zweifeln, wenn du genau weißt, dass dein Gegenüber nie freiwillig mehr Worte mit dir wechseln würde, als unbedingt nötig?", fragte er. Immerhin kam aus Blacks Mund nie ein gutes Wort ihm gegenüber. Dass dieser aber ohne Beleidigungen und mit dennoch gehässigem Grinsen im Gesicht mit ihm gesprochen hatte, hatte er einfach vermutet, dass dieser etwas wusste, was er selbst nicht wusste und hatte das klären wollen.
"Außerdem, wieso mieses Gefühl? Solltest du nicht froh sein, wenn du einen künftigen Anhänger Voldemorts weniger zu bekämpfen hast?", fragte er wie immer selbstkritisch. Wie wenig er anderen Wert war, wusste er auch so und die einzige Möglichkeit, mit diesem Wissen klar zu kommen war, sich damit zu arrangieren. Ohne emotionalen Hintergrund war er für James letztlich eben nichts weiter als ein Brett, das man eben nageln konnte. So nannte zumindest sein Vater mittlerweile seine Mutter. Die Einzige, die hier eine Ausnahme bildete, war Lily. Aber sie ließ er bei allen Absolutionen immer außen vor.
Ach, den Streich konnte man nicht mehr ungeschehen machen.
"Sirius hat mir gesagt, er hätte nicht eingeplant, dass du bis zur heulenden Hütte kommst, er hat gesagt, er habe sich ausgerechnet, dass du bei der peitschenden Weide scheiterst, vielleicht ne Blessur davonträgst und das war´s. Er wollte uns beiden wohl einfach einen Strich durch die Rechnung machen, warum auch immer", informierte James den anderen, der sich um die blutige Nase kümmerte. Nett von dem Slytherin.
James hatte so den einigermaßen begründeten Verdacht, dass Sirius das aus Eifersucht getan hatte. Schließlich waren sie die besten Kumpels und da redeten sie auch über so einiges und wussten übereinander Bescheid. Aber das ging Severus nun nichts an.
"Hey... noch bist du kein Anhänger Voldemorts! Sondern ein wirklich guter Mitschüler, der mir ernsthaft meinen Platz als bester Schüler des Jahrgangs streitig macht. Und ich begehre dich..." Das war für ihn schon knapp davor, seine Gefühle zu offenbaren.
Nein, rückgängig konnte man nichts mehr machen. Kurz runzelte er die Stirn, als seine Hand wieder zu zittern begann - wahrscheinlich hatte er sie so konzentriert davon abgehalten, dass seine Nerven nun gegen ihn arbeiteten - und wechselte ganz einfach die Hand, um nun mit links zu arbeiten. Für solche kleinen Aufgaben reichte auch seine schwächere Hand.
"Seine Kalkulation ging ja letztlich auch auf, nicht wahr? An der peitschenden Weide bin ich ja auch gescheitert", nur eben auf dem Rück- statt Hinweg. Auch wenn er nicht glaubte, dass Blacks Ziel wirklich nur ein paar kleinere Blessuren gewesen sein sollen. Nein, dessen Ziel war zweifelsfrei erreicht. In diesem Schuljahr würde er in keinem einzigen Fach als bester Schüler gelten. Dazu hatte er nun zu lange gefehlt, um wirklich noch glänzen zu können. Denn auch, wenn zwei Wochen an einer Muggelschule nicht viel Zeit war, auf einer Schule wie Hogwarts war es das sehr wohl. Immerhin kurierte man hier eine Grippe auch innerhalb von einer Nacht und nicht innerhalb von Wochen aus. Also hatte er vergleichsweise viel versäumt. Für gewöhnlich war er mit dem Stoff zwar schon weiter, als der reguläre Unterricht, aber soweit vorgelernt hatte er eben nicht.
"Ich verlange nicht von dir, ihm zu verzeihen", James schloss die Augen.
"Ich hatte nur das Gefühl, dass du auch sauer auf mich bist und das wollte ich nicht. Nicht, wo ich nun mal keine Ahnung hatte, wie es dazu kommen konnte!
Und ich habe gehört, dass du nicht einmal Lily an dich heranlässt, ich glaube, sie ist verletzt deswegen. Dabei würde sie dir sicher auch helfen, den versäumten Stoff nachzuholen! Sie kann gut erklären und sie hat einen guten Riecher dafür, was die Lehrer so abfragen könnten...", änderte er das Thema nun etwas.
Denn wenn das Gespräch endete, müsste er gehen. Und er wollte noch etwas bei Severus bleiben.
Wieder schnaubte Severus nur, wobei er sich noch immer fürsorglich um die geschändete Nase kümmerte, die er ja zu verschulden hatte. Wahrscheinlich aber hatte James es tatsächlich hierauf angelegt. Immerhin wusste dieser mittlerweile, was ihn so zur Weißglut trieb, dass er handgreiflich wurde. Unbestreitbare Vorschädigungen seiner Grundschulzeit auf einer Muggelschule, wie er zu seiner Schande gestehen musste. Und dennoch reizte es der Gryffindor immer wieder bis zu diesem Punkt, an dem er wirklich zuschlug. Vielleicht, weil er wusste, dass er kein Blut sehen konnte und deswegen besonders sanft zu seinem Opfer war.
"Lily hat nichts damit zu tun und das weiß sie auch. Sie kennt mich nun wirklich lange genug um zu wissen, dass das vorüber geht." Auf das Thema Unterricht ging er nicht weiter ein. Das hatte sich für den Rest des Jahres erledigt. Zum Glück waren die ZAGs schon letztes Jahr gewesen, sonst würde er ein wirkliches Problem bekommen. Das Lernen selbst war gewiss nicht sein Problem. Derzeit mangelte es eher am Praktischen. Ohne den Zauberstab benutzen zu können fiel er wohl noch etwa bis Ende des Monats aus.
"Du, Severus... Du bist wirklich einer der besten jungen Zauberer, die ich kenne. Und du hast eben einen Zaubertrank hinbekommen, bei dem selbst ich letzte Stunde etwas versagt habe! Und das, obwohl ich alle meine Glieder und jeden einzelnen Finger und Zeh ganz normal benutzen kann. Daher trau ich dir durchaus zu, morgen trotz deines Handykaps mit einem Ohnegleichen zu bestehen! Und dieses Ohnegleichen wird viel mehr wert sein, als jedes, was wir in unserer bisherigen Schullaufbahn geschafft haben", sagte er überzeugt.
"Das werden auch die Lehrer zu honorieren wissen, die ja besser noch als die Schüler wissen, wie schlimm deine Verletzungen waren und zu was du ohne sie fähig wärst!"
Blinzelnd registrierte Severus das Lob. Doch um seine Verlegenheit darüber zu kaschieren, kniff er dem Schwarzhaarigen nur in die Nase und wandte sich dann ab, um das Taschentuch in eine Tinktur zu tauchen, die das längst eingezogene Blut wieder zu flüssigen Tropfen werden ließ und die anschließend in eben diese Tinktur abperlten und verdunsteten, noch ehe sie in sie tauchen konnten.
"Du spinnst wirklich, Potter. Ich wette, der einzige Grund, wieso du es nicht geschafft hast war, dass du mal wieder Black als Partner hattest. Du solltest aufhören dich mit Menschen zu umgeben, die dich zurückhalten und dir nur ein Klotz am Beim sind. Was du brauchst, sind keine Gewichte an den Beinen, denen du dich anpasst und auf die du dich einstellen musst. Du brauchst jemanden, der dein Niveau hat und die Welt in deiner Geschwindigkeit bereist", erklärte er.
Genau das war sein erster Eindruck von James Potter gewesen. Dieser Junge verkaufte sich unter Wert und umgab sich mit Menschen, deren Intellekt meilenweit von dem seinen entfernt war. Von gewissen Talenten in bestimmten Fächern und Sportarten mal ganz abgesehen.
Irgendwie ärgerte es James ziemlich, wie Severus mal wieder ins Schwarze traf und das zeigte sich wohl auch auf seinem Gesicht, ehe er es verstecken konnte.
"Hör auf, so auf meine Freunde herabzublicken! Nicht jeder kann ein totaler Überflieger sein und sie sind jeder auf seine eigene Weise wertvoll", verteidigte er nun vor allem Sirius.
Dann hob er skeptisch eine Augenbrauche.
"Und wer ist deiner Meinung nach mehr geeignet, an meiner Seite zu sein? Du selbst oder vielleicht noch Lily? Oder am Ende gar keiner? Wenn du so gerne einsam bist, bitte, aber ich ziehe es vor, Freunde zu haben! Und zwar nicht nur einen." Es war durchaus etwas Hohn in seiner Stimme.
"Nein. Um mich auf deinem Niveau zu sehen, fehlt mir die Arroganz und Lily wohl auch. Sie weist dich wohl höchstens in deine Schranken. Was ich für eine Rolle spiele und wieso du ausgerechnet ein Auge auf mich geworfen hast, weiß ich nicht und ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich es wissen will", murmelte er und sah nur langsam wieder in James' Richtung. Dessen Worte trafen mindestens ebenso zielsicher und wie aufs Kommando umgab ihn eine frostige Aura, während seine Augen eiskalt in die des Anderen blickten.
"Nicht ich bin es, der auf deine Freunde herabsieht, sondern du selbst bist es am meisten. Du weißt, dass Blacks Birne hohl wie die eines Trolls ist. Ich sehe immerzu, wie genervt du wirklich bist, wenn er dich mal wieder fragt, was ihr jetzt als nächstes machen sollt. Du fragst dich jedes Mal, wieso er nicht in der Lage ist, sich selbst etwas einfallen zu lassen. Korrigiere mich ruhig, wenn ich mich irre, Potter", seine Stimme versprühte Funken aus eisigen Pfeilen und seine Haltung wurde mehr denn je ähnlich einer Puppe, die aus dem Hintergrund so manipuliert wurde, dass aus einer zurückhaltenden Haltung eine stolze wurde.
"Und eine Freundschaft, die auf derlei Aufopferung besteht - nämlich der, dass ich mich hinter dem verstecken müsste, was ich bin und kann - das ist für mich keine wirkliche Freundschaft. Du solltest dich wirklich selbst fragen, ob du so weitermachen willst. Irgendwann werden sie dahinterkommen. Die Frage ist nur, wann sie dein wahres Ich zu Gesicht bekommen. Wann wirst du Black die Meinung sagen? Wann wirst du Pettigrew schlagen, wie du schon mich geschlagen hast, allein dafür, dass er atmet?
In Wirklichkeit bin ich mit Lily als einziger Freundin weniger einsam als du es bist, obwohl du inmitten von Menschen dein Leben fristest, die zu dir aufsehen und für die du dich selbst belügst", sagte er weiterhin kalt.
Einen Moment noch blickte er seinen Gegenüber mit Augen an, die tiefer sahen, als jeder hier an der Schule es konnte und er wusste, wie Recht er hatte.
"Du bist hier der, der vor Einsamkeit fast zerfließt und der sich an diesen Abklatsch einer Freundschaft festhält um dieser Einsamkeit fadenscheinig zu entkommen. Aber es gibt kein Entkommen, Potter. Sie holt dich immer wieder ein, nicht wahr?", fragte er.
Dann drehte er sich abrupt um und lief zu seiner Tasche, um sie zu schultern und sich auf den Weg in seinen Gemeinschaftsraum zu machen. In der Tür jedoch blieb er noch einmal stehen.
"Wenn du so weitermachst wie bisher, wirst du eines Tages an deiner eigenen Einsamkeit zerbrechen, Potter. Aber wenn du das nicht einsiehst und weiterhin davor wegläufst, dann tust du mir leid. Gute Nacht", mit diesen Worten verließ er das Klassenzimmer und machte sich auf den Weg, um sich für die Nacht fertig zu machen.
Nun, es war nicht das erste Mal, dass Severus James so den Spiegel vorhielt und es war auch nicht das erste Mal, dass solche Worte, die Wahrheit, ihn mehr verletzten, als jeder Schlag es hätte tun können. Aber so war ihre Beziehung, sie verletzten sich gegenseitig und manchmal schliefen sie miteinander. Miteinander konnten sie nicht, aber ganz ohne... nein, das ging irgendwie auch nicht.
Aber für heute war es gut, er hatte Severus ziemlich bedrängt, hatte endlich erfahren, was er hatte wissen wollen, hatte Severus dazu gebracht, wieder mehr mit ihm zu reden, ob dieser wollte oder nicht und natürlich hatte es damit geendet, dass dieser sowas zu James sagen musste.
Und er wusste, dass es keinen Sinn hatte zu leugnen, denn Severus kannte diese Lügen schon und hatte sie von Anfang an durchschaut. Genau das war es, was James so an ihm faszinierte.
"Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen!", rief er dem Slytherin wütend hinterher, ehe er seinen Tarnumhang wieder überwarf, um zu gehen. In den Gemeinschaftsraum der Slytherins folgte er Severus jetzt lieber nicht. Und morgen war ja auch die Prüfung in Zaubertränke! James musste sich noch durch das gesamte Schloss zurückschleichen, ehe er selbst zu Bett gehen konnte! Er machte sich nun auf den Weg, dem patrouillierenden Hausmeister und seiner Katze geschickt ausweichend, bis er sicher zurück war.