Dem Wahnsinn so nah
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Disclaimer:
I do not own the Forgotten Realms books. I do not make any money from the writing of this story.
19. Kap. Eine Nacht wie keine andere
19. Kapitel
Eine Nacht wie keine andere
Ranaghar, der Drowmagier, schimpfte und brach in wüsten Beleidigungen aus, als er von Nhaundar nicht zum ersten Mal den Auftrag erhielt, sich mit dem Kleriker in Verbindung zu setzen. Er ärgerte sich über den älteren Dunkelelfen, der ihm zwar stets Schutz und Unterschlupf bot, aber der auch manchmal zu weit über die Strenge schlug, damit anschließend andere seine Fehler wieder ins Reine bringen mussten. So nun auch er, der gerade über einem wichtigen Experiment brütete, dass auch bereits seit Tagen, und er niemals zu einem Abschluss kam, wenn er ständig wegen solchen Kleinigkeiten alles stehen und liegen lassen musste. Zum Glück für ihn, dass der Priester sich tatsächlich in der Stadt aufhielt. Zum Nachteil jedoch für den Magier, er konnte keine magische Verbindung zu ihm herstellen. Irgendjemand oder irgendetwas behinderte seine arkane Macht, wenn nicht sogar der Kleriker selbst, der wie er keine Lust und Zeit hatte, erneut für Nhaundar in die Breschen zu springen. So blieb dem Magier nichts anderes übrig, als seine Beine zu benutzen und auf dem üblichen Weg durch die Straßen Menzoberranzans zu wandern. Ranaghar kannte den Weg und auch das Gasthaus, in denen der Vhaeraunpriester und dessen Zwillingsbruder immer Unterschlupf fanden. Fast hätte man meinen können, sie wären dort zu Hause.
Es war nicht weit, denn die beiden Zwillingsbrüder wohnten in der Nähe von dem Anwesen Xarann. Keine Viertelstunde später und Ranaghar stand vor dem Schild mit der Aufschrift „Zur Henkersmahlzeit“. Misstrauisch beäugte der Magier die Umgebung, aber ihm fiel niemand Verdächtiges auf und so betrat er ohne Umschweife den Schankraum. Vom Wirt erfuhr er, dass sich die Brüder im zweiten Stock ein Zimmer teilten. Verdrießlich über die unliebsame Aufgabe blieb Ranaghar nichts anderes übrig, als die Treppen zu erklimmen und dann erst einmal leicht außer Atem vor der geschlossenen Tür zu verhaaren. Er lauschte aufmerksam, konnte jedoch keinen Ton vernehmen. So runzelte der Drow die Stirn und hoffte inständig, dass der Kleriker in der Zeit der Ausspähung bis zum jetzigen Zeitpunkt das Zimmer nicht verlassen hatte.
Sorn schlief währenddessen in seinem Bett, dass er mit einem Liebhaber teilte. Nalfein kam gerade kurz vor der Ankunft des Magiers in ihrem Zimmer an. Der Krieger störte es herzlich wenig, dass sein Bruder in der heutigen Nacht einen Mann bei sich gehabt hatte. War auch sein gutes Recht, denn der muskulöse Dunkelelf war in dieser Nacht auch nicht alleine gewesen. Er teilte sein Liebesnest mit einer Priesterin der Stadt, um sie anschließend um den eigenen Schmuck und Goldstücke zu erleichtern. Eigentlich hatte Nalfein nur vor gehabt, seine Beute siegessicher im Zimmer zu verwahren und es sich dann im Schrankraum gemütlich zu machen, bis sein Bruder wieder erwachte, da klopfte es plötzlich an Tür. Der junge Krieger runzelte die Stirn und fragte sich, wer ihn und seinen Bruder stören wollte. Vielleicht war es die Stadtwache, die von seinen Eskapaden in der Nacht erfahren oder jemand, den Sorn übers Ohr gehauen hatte. Alles in allem kein gutes Zeichen, wenn jemand völlig unverhofft an ihre Tür klopfte. Er lief zur Tür hinüber und zog dabei eine seiner Waffen, die er gut platziert und griffbereit hinter dem Rücken hielt. Mit einem kurzen Blick beobachtete er die beiden schlafenden Dunkelelfen, zuckte kurz die Schulter, da sie sich nicht rührten und öffnete anschließend die Tür. Nalfein staunte nicht schlecht, als er einen Drow in dunkelblauer Robe, zu einem Pferdeschwanz gebundenes Haar und ein Silberdiadem auf dessen Stirn erblickte. Er erkannte ihn als Ranaghar, Nhaundars liebstes Spielzeug für Magie. Doch alleine der Gedanke an den Sklavenhändler verhieß nichts Gutes.
„Was wollt ihr hier?“, raunte der Krieger mürrisch und behielt den Neuankömmling vorsichtig im Auge.
„Nhaundar schickt mich. Ich soll den Priester holen. Seit ihr das?“, antwortete Ranaghar leicht irritiert, da er die Zwillinge kaum unterscheiden konnte. Er selbst sah sie nur selten, wieso sollte er sich dann auch die Mühe machen, die Brüder genauer zu betrachten. Doch Ranaghar war auch überrascht, denn der barsche Tonfall des Jüngeren gefiel ihm nicht. Aber er versuchte so gut es ging sich nichts anmerken zu lassen. Stattdessen suchte er in seinem Gedächtnis nach einem Zauberspruch. Nur für den Fall, das etwas schief gehen würde.
„Nein, sehe ich so aus als wäre ich ein Kleriker“, murrte Nalfein, sah an sich auf und ab und entspannte sich jetzt dabei ein wenig. Obwohl er sich insgeheim ärgerte, dass der Sklavenhändler mal wieder nicht alleine aus der Scheiße kam, die er sich wohl selbst eingebrockt hatte. „Mein Bruder schläft, ich werde ihn wecken.“
Ranaghar bestätigte es mit einem Nicken, blieb allerdings vor der Türe stehen und beobachtete in sicherer Entfernung das Geschehen.
Nalfein ging zu einer Kommode, legte sein Schwert beiseite und leerte in eine Waschschüssel kaltes Wasser hinein. Diese nahm er dann mit hinüber zu dem Bett, in dem Sorn und sein Liebhaber immer noch in aller Seelenruhe schliefen. Mit einem Schwung kippte er den Inhalt der Schüssel aus und direkt über die Schlafenden. Ein lautes Kreischen ertönte plötzlich und die Stimme gehörte keinem anderen als Sorn.
„Was soll das? Bist du jetzt total verrückt?“, rief er erschrocken und richtete sich augenblicklich in dem nassen Bett auf.
Auch der jung aussehende Dunkelelf neben ihm ließ einen kurzen Schrei der Überraschung hören und war ebenfalls wach.
„Die These über den Wahnsinn überlasse ich gerne dir Sorn, aber wenn du schon wach bist, dann sage ich dir, du hast Besuch“, schmunzelte Nalfein und seine bernsteinfarbenen Augen funkelten vor Freude auf, während er mit der Hand auf den in der Tür stehenden Magier zeigte.
„Nhaundar schickt mich, Kleriker. Ihr sollt mit mir kommen“, erklärte im gleichen Moment Ranaghar und versuchte ruhig zu bleiben. Denn auch ihn amüsierte die ungewöhnliche Weckmethode.
„Verdammt, bekommt die stinkende Made denn niemals genug?“, fing Sorn an zu fluchen, während er sich aus dem nassen Laken kämpfte und nach den auf dem Boden liegenden Kleidungsstücken fischte. „Was ist es denn diesmal? Ach, ihr braucht mir nichts zu erklären, es dreht sich wohl um den jungen Halbdrow …“, wetterte der Priester weiter, wobei er dabei sich die schwarze Lederhose, das schwarze Hemd und seine Stiefel überzog. Insgeheim wünschte sich Sorn nichts sehnlicher, als das es sich diesmal um jemand anderen handeln würde. Aber die Gelegenheit den Jungen wieder zu sehen, damit hatte er schon lange nicht mehr gerechnet und jetzt kam sie unverhofft zu ihm. Es würde ihm jedoch das Herz brechen, wenn es Shar schlecht ging. Zum Schluss griff er sich seine dunkelblaue Robe und seinen Waffengürtel mit seinem Schwert und Dolch.
„Wartest du auf mich?“, fragte der Kleriker an seinen Liebhaber gewandt, der sich zur gleichen Zeit um seine Nacktheit gekümmerte hatte.
„Nein, du weißt wo du mich findest“, kam die Antwort des jung aussehenden Drow, der weder Nalfein noch den fremden Dunkelelf an der Tür mit einem Blick bedachte. Eilig schlüpfte er hinaus und verschwand ohne ein weiteres Wort im Flur des Gasthauses.
„Ich hoffe für Nhaundar, dass es einen guten Grund gibt, dass er mich jedes Mal dann zu sehen wünscht, wenn es mir nicht passt“, schimpfte Sorn weiter. Doch der Gedanke an Shar ließ ihn immer unruhiger werden. Auf der einen Seite freute er sich auf den Jungen, der so unverhofft sein Herz eroberte hatte ohne es zu wissen. Auf der anderen Seite hatte er Angst, dass es dem Halbdrow wirklich schlecht ging. Dann bedachte Sorn seinen Bruder mit einem Lächeln, dass dieser wissentlich erwiderte und der Kleriker meinte zum Abschluss an Ranaghar gewandt. „Ich bin bereit.“
„Dann lasst uns gehen. Von Nhaundar werdet ihr alles Nötige erfahren.“
Der Magier und der Priester traten beide zusammen in den Flur und stiegen anschließend die Treppe hinab. Zurück blieb ein lächelnder Nalfein, der sich gemütlich auf sein eigenes - trockenes Bett – niederließ und sich für seinen Bruder freute und auf der anderen Seite hoffte, dass er nicht enttäuscht werden würde. Die Gefühle für den jungen Halbdrow waren seit vier Jahren stetig gewachsen, dass wusste Nalfein sehr wohl. Immerhin hatte ihn Sorn in all der Zeit immer und immer wieder von Shar erzählt. Doch letztendlich musste sein Bruder alleine damit zu recht kommen, er würde sich erst einmal von seinem nächtlichen Abenteuer ausruhen und später versuchen, die Beute zu einem anständigen Preis unter die Leute bringen. Das Zimmer und ihre Verpflegung mussten auch noch bezahlt werden. So schloss Nalfein die Augen und döste vor sich hin.
Keine Viertelstunde später wurde Sorn von Ranaghar verabschiedet und er machte sich alleine auf den Weg nach oben zu Nhaundars Privatgemächern. Sein Herz klopfte vor Aufregung. Er freute sich jetzt mehr denn je Shar endlich wieder zu sehen, doch das seltsame Gefühl von Gefahr wurde er nicht los. Dabei bemerkte er gar nicht, wie er still und heimlich die ganze Zeit betete.
Oben vor Nhaundars Privatgemächern atmete Sorn noch ein letztes Mal tief ein und aus und öffnete die Tür ohne sich anzukündigen. Er trat hinein und erkannte einen zusammengesunkenen Sklavenhändler auf dem Diwan sitzen, der sich den Kopf hielt. Vor ihm auf dem Boden lag ein blutiges Etwas auf einer Decke und rührte sich nicht. Aber Sorn wusste augenblicklich, dass es sich hierbei nur um Shar handeln konnte und erschrak. Der Anblick war grauenhaft. Der hagere Körper war überall mit getrocknetem Blut beschmiert, darunter konnte der Priester die offenen Wunden erkennen, die sich deutlich als Peitschenhiebe abzeichneten. Was hatte Nhaundar nur wieder getan? Fragte sich Sorn und kämpfte dagegen an, sich gleich auf den alten Drow zu stürzen und ihn zu erwürgen. Sein Herz bekam ein Stich und er fühlte sich elend. Für den Priester hatte der Junge solch ein Schicksal niemals verdient. Darüber hinaus wurde Sorns Wut auf Nhaundar so groß, dass der Zorn in seinen bernsteinfarbenen Augen glänzte.
Jetzt hob auch zum ersten mal Nhaundar selbst den Kopf, der immer noch dröhnte und hämmerte, als würde jemand versuchen das Innere nach außen zu klopfen. Er sah den Kleriker an der Tür stehen und nun schien auch der Sklavenhändler froh über dessen Anwesenheit zu sein. Doch er wurde sogleich eines besseren belehrt.
Sorn zog sein Dolch aus der Scheide, hielt den Griff krampfhaft umklammert, dass die Knöcheln zum Vorschein kamen und schritt mit großen Schritten auf Nhaundar zu. „Du hinterhältige, stinkende Made eines Spinnen zerfressendes Insekts“, schrie Sorn wie von Sinnen.
Nhaundar riss vor lauter Überraschung die Augen weit auf und erkannte die funkelende Klinge des Dolches, die sich direkt in der Hand des Priesters befand und dieser geradewegs damit auf ihn zu stürmte. Mit einer Hand hielt sich der ältere Dunkelelf die pochende Schläfe und die andere führte er weiter nach unten zu seinem Stiefel, um im Notfall seinen eigenen Dolch ziehen zu können. So aufgebracht hatte der Drow den Kleriker noch niemals erlebt und dass dieser ihn mit einer Waffe bedrohte ebenfalls noch nicht.
„Was fällt euch ein? Nhaundar ihr seit der größte Fehler eures Vaters und ein widerlich, schleimiges Arschloch. Selbst Ghaunadaur ist nicht so schleimig wie ihr“, machte Sorn weiter seiner Erbostheit Luft und hielt augenblicklich vor dem Sklavenhändler an.
„Nicht so laut, mein Kopf“, brachte der nun ebenfalls aufgeregte Nhaundar hervor.
„Ich kann noch lauter“, schrie der Vhaeraunpriester und unterstrich mit seinem Tonfall seine Aussage.
Nhaundar zuckte merklich bei dem Schreien zusammen und presste augenblicklich seine Hand mehr an dessen Schläfe, ganz so, als würden dadurch die Kopfschmerzen verschwinden.
„Ich werde euch eure Männlichkeit abschneiden, sie garen lassen und den Eidechsen zum Fraß vorwerfen“, drohte Sorn weiter und hielt nun seine Klinge direkt auf Nhaundars Schritt. Doch er fühlte sich ziemlich unwohl bei dem Gedanken, die Klinge in warmes, lebendes Fleisch zu stoßen, obwohl ihn seine Wut fast dazu trieb. Es war etwas anderes, jemanden durch einen Zauber umzubringen, als die scharfe Waffe in einen Körper zu treiben und dann das Blut am Dolch und an den Händen kleben zu haben. Seine Zauber gewährten Sorn wenigstens ein bisschen Abstand zu seinen Opfern, die auch nicht wenige waren, vor allem Priesterinnen, Stadtwachen oder hin und wieder auch Räuber und dessen Tiere im Unterreich oder auch auf der Oberfläche.
„Ich bitte euch“, fing Nhaundar an sich zu verteidigen und zuckte zusammen, als er die Spitze der Waffe an seinen Weichteilen spürte. Er wurde sich bewusst, dass der Kleriker nicht spaßte und vergessen schienen für diesen Moment auch seine Kopfschmerzen. „Nehmt den Dolch weg und ihr bekommt alles vorn mir“, versprach der Sklavenhändler in all seiner Verzweiflung und dachte bereits daran die Soldaten zu rufen, wobei er immer noch versuchte den Knauf des eigenen Dolches zu ergreifen.
Als ob Sorn die Gedanken gegenüber seinem Opfer gelesen hätte antwortete er immer noch im lauten Tonfall, in dem seine Wut mitschwang. „Denkt erst gar nicht daran eure Wachen zu rufen. Mein Bruder wartet vor der Tür und wird sie in portionsgerechte Stücke schneiden.“
Nhaundar schluckte – er wusste ja nicht, dass es eine Lüge war - und versuchte weiterhin an seinen eigenen Dolch zu gelangen, doch die Waffe an seinem Schritt ließ ihn förmlich erstarren. Er blickte in die funkelnden Augen des Priesters, die dessen Aufgebrachtheit noch verstärkten.
„Erzählt mir, alter Hurenbock, was ist hier passiert?“, verlangte Sorn im gebieterischen Ton zu wissen und gab seinen Worten mit einem sanften Druck des drohenden Dolchs weiter Nachdruck.
„Es ist schon in Ordnung, aber lasst mir meine Männlichkeit, Priester“, versuchte Nhaundar sich zu retten. Aber der stahlharte Gesichtsausdruck des Klerikers verriet ihm erneut, dass mit diesem zurzeit nicht zu spaßen war. So seufzte Nhaundar kurz und erzählte Sorn alles, woran er sich erinnern konnte. Nachdem er geendet hatte, ließ der Druck des Dolches nach und schließlich nahm der Priester ihn wieder ganz zu sich. Erleichtert seufzte der Sklavenhändler auf.
Sorn dachte wirklich er hätte sich verhört, aber nachdem er zuerst die Waffe zurückzog und anschließend zu dem geschundenen Körper hinunter sah, wusste er, dass er es richtig verstanden haben musste. Wie konnte Nhaundar nur so mit dem Jungen umgehen? Dann kam dem Vhaeraunpriester eine Idee und nur diese beruhigte ihn im Augenblick ein wenig.
„Nhaundar, ich verlange einen vollen Beutel Gold von euch und ich werde mir den Jungen für mein eigenes Vergnügen zu mir nehmen, allerdings ohne Bezahlung.“
Der Sklavenhändler riss seine Augen weit auf, machte jedoch keine Anstalten zu widersprechen. Immerhin entkam er nur knapp einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit einem gläubigen Vhaeraunanhänger, der seine Sache als Priester stets zu vollsten Zufriedenheit erledigte. Er wollte sich gar nicht vorstellen welche Kraft in dem Kleriker steckte, wenn dieser einen Angriffszauber auf ihn werfen würde. Des Weiteren erhielt er das wieder, was er selbst augenscheinlich zu einem leblosen Etwas geschlagen und wobei die Soldaten ihren Teil dazu betrugen hatten. Sein liebster Schatz und beste Einnahmequelle wollte er unbedingt unversehrt zurück erhalten. Seinen eigenen Fehler hatte er bereits durch die Bedrohung Sorns eingesehen. Gegenüber seinem Leben schien ein Beutel Gold und den Jungen an den Priester mitzugeben, nur ein kleines Opfer. So blieb Nhaundar nichts anderes übrig als einzuwilligen.
„Ihr werdet das Gold und den Jungen für einige Tage bekommen, doch beruhigt euch endlich wieder“, sprach der Sklavenhändler in einen für ihn ungewohnt ruhigen Tonfall. Dann spürte er die Kopfschmerzen mit einem heftigen Hämmern zurückkehren und er lehnte sich auf dem Diwan zurück.
Sorn dagegen beobachtete Nhaundar misstrauisch. Er hätte niemals damit gerechnet, dass der alte, hinterhältige Schurke so schnell in seinen Vorschlag einwilligte ohne irgendwelche Einwände zu bringen und er freute sich über seinen kleinen, errungenen Sieg. Doch zuerst musste er sich um den kleinen Halbdrow kümmern.
„Dann ist gut, Nhaundar. Ich werde mich um die Verletzungen des Jungen kümmern und dann möchte ich das Gold bereits griffbereit wissen. Ich habe es nämlich langsam satt immer euch aus der Scheiße zu ziehen. Ich werde dann selbst herausfinden ob meine Mühen die Arbeit bei dem Halbdrow überhaupt wert sind“, log Sorn und wünschte sich nichts sehnlicher, als den Jungen in die Arme zu nehmen. Die Worte schienen viel zu hart für das, was er für Shar wirklich empfand. Er hatte sich in den Kleinen verliebt, aber er musste vor dem Sklavenhändler sein Gesicht bewahren. Niemand durfte davon jemals etwas erfahren.
So war der Vhaeraunpriester lange Zeit mit der Heilung des jungen Halbdrow beschäftigt und lehnte sich am Ende leicht erschöpft gegen den Diwan in Nhaundars Privatgemächern. Die Verletzungen waren verschwunden und es sah alles wieder so aus, wie es sein sollte. Die Tätowierungen an Shars Oberkörper konnte Sorn auch soweit retten, dass es aussah, als wäre tatsächlich nie etwas geschehen. Der Junge schlief und das war auch gut so. Als der Priester sich dann zu Nhaundar wandte, hielt dieser ihm bereits die Entlohnung entgegen und Sorn befestigte den Beutel eilig an seinem Gürtel. Dann verabschiedete er sich von dem Sklavenhändler, wickelte Shar in die Decke ein und nahm trotz seiner Erschöpfung den Jungen auf die Schulter.
„In zwei Tagen oder vielleicht auch in drei werde ich ihn wieder bringen, ich wünsche keine Widerrede, wenn ihr keinen weiteren Ärger wünscht“, drohte Sorn ein letztes Mal und genoss die Überlegenheit gegenüber dem älteren Drow.
Etwas widerwillig nickte Nhaundar zur Bestätigung und schaute den beiden hinterher, als diese sich aus seinen Privatgemächern davon machten. Er sagte sich, dass in spätestens drei Tagen alles wieder in Ordnung wäre und wollte sich selbst erst einmal um seine Kopfschmerzen kümmern und rief nach Dipree.
Sorn kam mit Shar in den Armen total erschöpft in ihrem Gasthaus an. Mit den letzten Kräften kämpfte er sich nach oben und im Zimmer ließ er den Jungen auf Nalfeins Bett nieder. Geschwind überprüfte er, ob sein Bett noch nass war und konnte zufrieden feststellen, dass es in seiner Abwesenheit getrocknet war. Es wunderte den Priester auch in keiner Weise, dass sein Bruder sich nicht hier aufhielt und verlagerte erst einmal Shar in sein eigenes Bett. Der Priester warf die dreckige Decke unachtsam in eine Ecke und bedeckte den Jungen mit seiner eigenen. Erleichtert seufzte Sorn auf und holte sich einen Stuhl, den er neben den schlafenden Halbdrow platzierte. Dort ließ sich der Kleriker müde nieder und beobachtete den Jungen, wie er ruhig atmete. Jetzt geht es dir besser und so schnell wird dir auch Nhaundar nichts mehr Unrechtes antun, sann Sorn nach und musste über sich selbst schmunzeln. Wie er eben bei dem Sklavenhändler auftrat, so hatte er sich nur selten erlebt und es freute ihn, dass er den alten Dunkelelfen in die Schranken verwiesen hatte. Während er über die Geschehnisse weiter nachdachte, merkte Sorn nicht, dass er einschlief und sackte auf dem Stuhl zusammen.
„Brüderchen, wach auf“, vernahm der junge Kleriker plötzlich eine Stimme. Erschrocken öffnete Sorn die Augen und schaute direkt in das Gesicht seines Bruders Nalfein. Froh über diesen Anblick, fiel der Schreck von ihm ab.
„Was … was ist los?“, flüstere der Priester dagegen noch leicht benommen, bis ihm augenblicklich einfiel, was geschehen war. Eilig raffte er sich in dem Stuhl auf und schaute zu dem schlafenden Jungen. Sorn erkannte, dass der Halbdrow aber nicht mehr schlief, sondern wach in seinem Bett lag. In seinem Gesicht stand die Verwirrung geschrieben und das konnte der Kleriker durchaus nachempfinden.
„Wie ich sehe hast du Besuch mitgebracht. Praktisch, dass ich an das Essen gedacht habe“, schmunzelte Nalfein und reichte seinem Zwillingsbruder einen vollen Teller mit lecker, duftenden Braten und Brot darauf. Den ganzen Tag hatte er in der Stadt verbracht und den Schmuck versetzt, um jetzt endlich seinen hungrigen Magen zu füllen. Solange hatten Sorn und Shar geschlafen.
Für einen Augenblick schien Sorn ganz wo anderes zu sein und kam erst wieder in die Realität zurück, als er den Arm seines Bruders spürte, der ihn an der Schulter rüttelte. Daraufhin wand sich der Priester an den Krieger und bekam einen voll beladenen Teller mit Essen in die Hand gedrückt.
„Hier, iss’ was und der Kleine könnte bestimmt auch Hunger haben“, meinte Nalfein jetzt teilnahmslos und begab sich nun zu seinem eigenen Bett.
„Danke“, meinte Sorn leise und richtete seine Aufmerksamkeit wieder Shar zu.
„Hast du Hunger, Shar?“, fragte der Priester mit einem Lächeln und wurde nun ebenfalls mit einem freundlichen Lächeln belohnt.
Shar war nur kurz vor dem jungen Kleriker erwacht und hatte sich verwundert umgeschaut. Er wusste nicht wo er sich befand, doch als er den Priester erblickte, fühlte sich der Junge im selben Moment sicher. Außerdem schien Nhaundar nirgendwo anwesend zu sein, was den jungen Halbdrow noch mehr beruhigte. Auch die Schmerzen von gestern waren verschwunden. Doch die Erinnerungen an die letzte Nacht saßen tief in Shar verankert und als ihm die grausamen Bilder und die qualvolle Pein wieder einfielen, fing sein Körper an zu zittern. Er schimpfte sich in Gedanken selbst, dass er sich so ungeschickt angestellt hatte. Niemals, aber wirklich nie hätte er so zu seinem Herrn reden dürfen. Wieso er trotzdem so handelte, das wusste Shar nicht mehr. Aber was jetzt zählte war einzig und alleine die Tatsache, dass der Priester in seiner Nähe weilte. So lange schon hatten sich die beiden nicht mehr gesehen und er freute sich riesig darüber. Erst durch Nalfeins Eintreten wurde auch der junge Halbdrow aus seinen Gedanken gerissen und beobachte neugierig und mit großen Augen das Geschehen. Der Krieger wirkte nicht gefährlich, während dieser hier und dort einige Dinge abstellte oder verlegte, bis dieser sich zu Sorn begab. Als nun der Priester ihm ein Lächeln zeigte, konnte der Junge nicht anderes, als es zu erwidern.
„Hier, nimm’ etwas davon“, ertönte Sorns Stimme und reichte dem Halbelfen ein Stück des Bratens.
Zufrieden musterte der Priester, wie der Junge nickte und augenblicklich über das Essen herfiel. Er selbst hatte kaum Hunger, er weidete sich lieber an dem gesunden Appetit seines Herzallerliebsten und das dieser sich wohl von den schlimmen Verletzungen gut erholt zu haben schien, obwohl erst einige Stunden vergangen waren.
So verstrichen die Minuten wie im Flug bis sich Nalfein von seinem Zwillingsbruder verabschiedete und sich erneut auf Beutezug in die Stadt begeben wollte. Vielleicht könnte er aber auch bei einer Partie Sava etwas Geld in ihre Kasse bringen. Hauptsache war jedoch, er wollte die beiden alleine lassen. Er selbst stand nun überhaupt nicht auf Männer und wünschte auch nicht, die Annäherungsversuche von Sorn mit ansehen zu müssen.
Glücklich darüber versuchte der Priester im Gegenzug jetzt mit Shar ins Gespräch zu kommen. Tief im Inneren verlangte es ihm nach mehr, aber er wollte es in keinem Fall erzwingen.
„Geht es dir wieder besser, Shar?“, fragte Sorn ruhig und strahlte den Jungen an.
Shar nickte und sah mit seinen tiefblauen Augen in die bernsteinfarbenen des Priesters. Ein Glitzern war bei beiden zu erkennen.
„Ich muss dir noch sagen, dass du jetzt drei Tage bei mir bleiben wirst und erst dann werde ich dich zu deinem Herrn zurück bringen“, erklärte Sorn und wurde augenblicklich betrübt, als er Nhaundar erwähnte. Für einen Moment spielte er sogar mit dem Gedanken Shar für immer zu behalten. Doch der darauf folgende Ärger würde verheerend enden und die Zwillinge wären wohl nirgendwo im Unterreich mehr sicher. Nhaundar hatte seine Leute überall und man wusste nie, wer denn dazu gehörte. So verwarf er den kurzen Hoffnungsschimmer und konzentrierte sich wieder auf den jungen Halbdrow. Als er das enttäuschte Gesicht des Jungen erkannte, blutete Sorns Herz und es tat ihm wahrlich in der Seele leid, dass es noch keine andere Lösung gab. Das Ersparte des Priesters reichte noch lange nicht aus, dass er Shar die Freiheit erkaufen konnte. Diese Tatsache behielt der Kleriker aber für sich. Sanft strich er über den Kopf des jungen Halbdrow.
„Du brauchst keine Angst haben, Shar. Ich will versuchen, soweit es mir möglich ist, in Zukunft auf dich aufpassen. Leider habe ich noch keine Lösung gefunden, aber ich arbeite noch daran.“
Sorn log dabei nicht, fühlte sich aber nicht wohl bei dem Gedanken. Was würde nur geschehen, wenn er das Geld niemals zusammen kommen würde. Da riss ihn Shar unverhofft aus den Grübeleien.
„Jetzt seht ihr traurig aus …“, flüsterte der Junge leise.
Sorn lächelte und erwiderte, „Sage „Du„ zu mir. Und traurig bin ich, weil ich dich mag, Shar. Es ist so ein Gefühl, als wärst du wie ein Teil von mir. Du bist wie ein allerbester Freund und ich mag dich mehr als alles andere auf der Welt. Ich mag dich sogar so sehr, dass es in meinem Bauch kribbelt, wenn ich an dich denke.“
Innerlich spürte der Vhaeraunpriester, wie ihm ein Stein vom Herzen fiel, als er endlich gegenüber dem jungen Halbdrow die Wahrheit aussprechen konnte ohne sich zurück halten zu müssen.
Shar schaute unsicher und mit großen Augen zu Sorn und verstand im ersten Moment nicht ganz. Auf der einen Seite freute sich der Junge, dass er den jungen Drow, den er wirklich sehr mochte ihm das „Du“ angeboten hatte Außerdem wieso kribbelte es in seinem Bauch? Da Shar das Gefühl des Verliebtseins nicht kannte, durchaus eine normale Reaktion.
„Shar, schau …“, begann Sorn zu erklären, der sich bei dem Jungen jetzt nur noch schwer im Griff hatte und nahm einen Finger und drückte ihn sanft auf Shars Bauch, „… genau hier kribbelt es bei mir, wenn ich dich sehe.“
Das entlockte dem jungen Halbdrow ein Lachen, denn das kitzelte. So etwas hatte früher Handir manchmal bei ihm getan und da stellte Shar mit einem Mal fest, dass er Sorn auch lieb hatte, vielleicht sogar mehr als seinen Vater. Konnte es möglich sein? Möglicherweise sogar wie etwas, dass mehr bedeuten konnte, als das schönste auf Erden, doch er wusste es nicht so recht einzuordnen. Immerhin hatte er ihn lange Zeit vermisst und mehr als nur einmal an ihn gedacht. Fast schon sooft wie an seinen Vater selbst.
„Schau, genau da“, wiederholte der Vhaeraunpriester seine Worte und Gesten und erntete wieder ein Lachen des Jungen. Dabei blühte nun wiederum sein Herz auf.
„Sorn, du …“, fing Shar zögerlich an, doch es kam keine Widerrede auf seine Anrede und so sprach er leise weiter, „… das kitzelt.“
Das entlockte Sorn ein herzliches Schmunzeln und er meinte spielerisch, „Das sollte es ja auch.“
„Das macht Spaß …“, freute sich plötzlich Shar und hob nun ebenfalls seinen Finger und tippte mit diesem nun in den Bauch des neben ihm sitzenden Dunkelelfen. Im ersten Moment war er erschrocken, dass er einfach Sorn ohne Erlaubnis anfasste, doch wieder erschien daraufhin nur ein Grinsen des Drow.
„Jetzt hast du mich gekitzelt“, lachte Sorn und tat das Gleiche wieder bei Shar.
Viele Male wiederholten sie das Spiel und der Priester merkte, dass Shar sich immer wohler fühlte und absolut keine Angst zu verspüren schien. Doch innerlich wünschte sich Sorn nichts sehnlicher, als dass er den Halbdrow küssen konnte. Aber er wollte vorsichtig bei der Annäherung bleiben, denn Shar sollte es freiwillig wollen. Es reichte bereits, dass Nhaundar eher das Gegenteil bevorzugte.
„Magst du mich auch so sehr, wie ich dich?“, konnte Sorn die Frage nicht länger zurückhalten.
„Ich mag dich, aber ich kann es nicht erklären. Ich habe dich vermisst und habe immer an dich gedacht. Ich glaube, wenn ich darüber nachdenke, dann habe ich dich sogar lieber als Handir“, erklärte Shar vorsichtig und hoffte, dass der Dunkelelf es verstehen würde. Denn Zaknafein, der Waffenmeister den er erst vor kurzem kennen gelernt hatte, schien er ebenfalls so lieb wie seinen Vater zu haben.
„Handir?“, fragte Sorn leicht verdutzt, bis ihm einfiel, dass dies der Oberflächenelf von einst gewesen und gleichzeitig Shars Vater war. Die Tatsache, dass der Junge von dem Elfen in der Gegenwart und nicht in der Vergangenheit sprach, überging er einfach. „Handir“, wiederholte der Priester zum Verständnis. Anschließend entschloss er sich, nun voll und ganz die Wahrheit zu sagen, was sollte er jetzt noch großartig verlieren? „Shar, ich muss gestehen, ich habe mich in dich verliebt. Aber verstehe mich nicht falsch, ich bin nicht wie dein Herr und all die anderen Männer. Diese widerlichen Monster kann ich auf den Tod nicht ausstehen, weil sie dir wehtun. Ich mag dich, weil du ein braver, netter Junge bist, Shar.“
Daraufhin lächelte Shar und freute sich über die Worte, die er eben vernahm. Alles schien plötzlich wunderbar zu sein und vergessen waren die grausamen Stunden der letzten Nacht. Genau diese Aussage war es wohl auch, die dem Jungen jeden restlichen Funken von Furcht nahm.
„Darf ich dir einen Kuss auf die Stirn geben?“, fragte Sorn vorsichtig und war sich im gleichen Moment sicher, dass das Eis zwischen ihnen gleich zerbrach, wenn es nicht schon geschmolzen war.
„Ja“, meinte Shar schüchtern und spürte im nächsten Augenblick die zärtlichen Lippen des Priesters. Das fühlte sich wunderschön an, gestand sich der junge Halbdrow ein und wusste, dass dieser Drow etwas besonders war. Ganz tief in sich wuchs dieses Gefühl an.
„Darf ich dich noch einmal küssen? Diesmal auf die Wange?“, spielte Sorn mit dem Jungen und hoffte inständig, dass er den Halbdrow gleich in die Arme schließen konnte.
„Ja“, erklang die glückliche Antwort von Shar und erntete darauf zwei Küsse jeweils auf der linken und rechten Wange. Die Berührungen waren so zärtlich und liebevoll und der junge Halbdrow spürte, wie sein Körper bei den Küssen leicht erbebte.
„Das ist schön“, meinte der Junge in seiner kindlichen Naivität und freute sich über die zarten Körperkontakte. Es schien so völlig anderes zu sein, als wenn sein Herrn oder einer der anderen Männer ihn küssten. Er verspürte kein Unbehagen und immer mehr genoss er die Berührungen.
Nun konnte aber Sorn beim besten Willen nicht mehr seine Gefühle zurück halten und ließ ihnen freien Lauf. Ohne eine weitere Frage zu stellen beugte er sich nach vorne und berührte mit den Lippen die des Jungen. Einen Atemzug lang dachte der Priester, Shar würde sich zurückziehen, doch er tat es nicht. Sorn drückte nun die Lippen fester auf den Mund des Halbdrow. Dann nahm er eine Hand und legte diese behutsam auf die Schulter von Shar. Der Junge zog sich immer noch nicht zurück.
Beide öffneten die Lippen ein Stück weiter und drangen jeweils mit der Zunge in den Mund des anderen. Sie küssten sich innig und Sorn fing an, Shar herzlich in die Arme zu schließen. Die Gesten wiederholte der Halbdrow instinktiv bei dem jungen Dunkelelfen und beide lagen einige Minuten später eng umschlungen in dem Bett.
Sorn strich mit den zarten Händen über die nackte Haut von Shar. Seine Hände wanderten über den Rücken hinauf zum Nacken und letztendlich zu den empfindlichen Ohrspitzen. Innig spielte er damit und entlockte dabei Shar einige, wohl gestimmte Seufzer.
So etwas hatte der Junge zuvor noch niemals bei der Vereinigung zweier Körper empfunden. Ein Gefühl der absoluten Glückseeligkeit überschwemmte ihn plötzlich wie eine riesige Welle. Sorn war so hübsch anzuschauen, die Hände zart und weich und sie liebkosten ihn auf völlig unbekannte Art und Weise. Niemals zuvor schenkte ihm jemand solch eine liebenswürdige und innige Zuneigung, von der Freude auf die Zweisamkeit ihrer Körper ganz zu schweigen. Die Lust nach mehr griff von seinem Körper besitzt, während der Sorn immer noch an seinen Ohren spielte und so wissentlich die Leidenschaft in dem Jungen weckte. So fing auch der junge Halbdrow an, seine Hände über den Oberkörper von Sorn wandern zu lassen.
Zur gleichen Zeit wirkte der Priester wie im Paradies. Er hatte den Jungen ganz für sich und dass auch noch freiwillig und ohne Gewalt. Sein Herz klopfte vor Begehren und Empfindungen, die Sorn selbst nur einmal erlebt hatte. Seine erste große Liebe zu einem Mann lag bereits schon viele Jahre zurück. Und nur diese entlockte ihm damals solche Gefühle und das unbändige Verlangen mit Shar jetzt und auf der Stelle zu Schlafen. Sorn spürte die Hände des Halbdrow, wie sie über seinen Rücken strichen und ihn damit fast wahnsinnig machten. So gab er nur kurz den Mund des Jungen frei und lächelte ihn mit leuchtenden Augen an, während er eilig seine Robe, Hemd, Stiefel und sogar die Hose abstreifte. Shar musste sich nicht mehr ausziehen, er hatte sowieso nichts an.
Die tiefblauen Augen des Halbdrow beobachteten neugierig das Geschehen und er stellte fest, dass der Dunkelelf nackt sehr attraktiv auf ihn wirkte und die Lust wurde dadurch nur noch intensiver. Die Leidenschaft übermannte Shar. Das Blut strömte wild durch seine Adern und brachte ihn augenblicklich zum kochen. Kaum dass Sorn nichts mehr am Leib trug schlang er seine dünnen Arme um den schlanken Elfenkörper und zog den Priester wieder zu sich heran. Er wollte wieder die heißen Lippen des Mannes spüren und eroberte auch sogleich den Mund seines Gegenübers.
Sorn schien im ersten Moment leicht überrascht über die Entschlossenheit Shars, doch er war im keinem Fall enttäuscht darüber. Es freute ihn und auch ihn überkam von neuem die Lust nach mehr. So erwiderte er die innigen Küsse von Shar, spielte mit dessen Zunge und ließ wieder die Hände über den zarten Oberkörper streichen.
Viele Minuten verstrichen und hin und wieder entlockten ihre gegenseitigen Berührungen ein Stöhnen und Seufzen, bis Sorn den Mund erneut freigab. Mit seiner Zunge leckte er über die empfindlichen Ohren und spielte mit den Fingern an den Brustwarzen des Halbdrow. Dieser bäumte sich leicht vor Erregung unter ihm auf. Seine Zunge wanderte weiter über das zarte Gesicht des Jungen, wobei er absichtlich den Mund nicht berücksichtigte. Er küsste den Hals, die Schultern und zum Schluss die leicht erregten Brustwarzen. Da ertönte ein lautes Seufzen von Shar und Sorn machte augenblicklich weiter. Während er die Brust mit der Zunge liebkoste, wanderten die Hände über den Bauch und schließlich auch zu der Männlichkeit von Shar. Ein leises Stöhnen erklang und Sorn wusste, dass der Junge gerade eine Erfahrung machte, die er so noch nie kennen gelernt hatte. Mit einem Lächeln rutschte der Priester weiter nach unten und gab Shar einen Kuss auf die leicht erregte Männlichkeit. Seine Zunge liebkoste sie und seine Hände massierten die weiteren Weichteile.
Shar fühlte sich im gleichen Moment wie von Sinnen. Niemals zuvor hatte ihm jemand solch ein Gefühl der absoluten Glücks geschenkt. Er spürte die Erregtheit und die Lust nach mehr, sie wurde fast schon krankhaft. Mit jeder weiteren Berührung von Sorns Zunge wallte sein Blut in seinen Adern und sein Herz klopfte wild vor Verlangen. Er streckte sich instinktiv dem Dunkelelfen entgegen und wollte nur noch, dass er niemals mehr aufhörte. Beide Hände vergrub er in das Bettlaken, denn er brauchte etwas, woran er sich festklammern konnte.
Sorn spürte dies und das weckte noch mehr die Leidenschaft in ihm. So ließ er abrupt von dem jungen Halbdrow ab, der dabei ein enttäuschtes Seufzen von sich gab.
Beide schauten sich in die Augen und daran erkannten sie das Verlangen noch einen Schritt weiter zu gehen. Der Blick von Shar verriet Sorn sogar, dass dieser nur mehr als bereit dafür zu sein schien. Mit einem Lächeln hob der junge Dunkelelf die Beine von Shar an und legte sie sich vorsichtig auf die Schultern. Nur einen kurzen Moment später erklang ein lautes Stöhnen und schon im nächsten Augenblick drang Sorn langsam und mit ihm aller gebotenen Vorsicht in Shar ein. Er spürte die Enge, die sich um sein Glied legte und schob sich noch mehr hinein. Sein Blut rauschte und Lust und Leidenschaft erfüllte seine Adern und schien ihn in eine andere Welt zu versetzen. Dabei trafen sich die Blicke der beiden Liebenden und auf ihren Gesichtern zeichnete sich jeweils ein wohliges Lächeln ab. Dann begann Sorn erst langsam, dann etwas schneller sich im gleich bleibenden Rhythmus zu bewegen. Immer und immer wieder stöhnten die beiden unter dem Gefühl der Zweisamkeit auf.
Der junge Halbdrow wollte sein Glück von dieser zärtlichen Leidenschaft nicht mehr hergeben wollen und entspannte sich unter dem jungen Drow. Seine Hände hielten sich jetzt an den Oberarmen von Sorn fest und so konnte er auch selbst ein wenig mitbestimmen.
Überglücklich und erschöpft fielen die beiden Liebenden nach langen Minuten in die Kissen und atmeten vor Anstrengung schwer. Sorn nahm seine Arme und schlang sie liebevoll um den Oberkörper von Shar und küsste ihn noch einige Male auf den Mund. Der Halbdrow erwiderte nur zu gerne die Küsse und ein wenig später lagen sie eng umschlungen im Bett des Priesters und schliefen beruhigt ein.
Eine Nacht wie keine andere
Ranaghar, der Drowmagier, schimpfte und brach in wüsten Beleidigungen aus, als er von Nhaundar nicht zum ersten Mal den Auftrag erhielt, sich mit dem Kleriker in Verbindung zu setzen. Er ärgerte sich über den älteren Dunkelelfen, der ihm zwar stets Schutz und Unterschlupf bot, aber der auch manchmal zu weit über die Strenge schlug, damit anschließend andere seine Fehler wieder ins Reine bringen mussten. So nun auch er, der gerade über einem wichtigen Experiment brütete, dass auch bereits seit Tagen, und er niemals zu einem Abschluss kam, wenn er ständig wegen solchen Kleinigkeiten alles stehen und liegen lassen musste. Zum Glück für ihn, dass der Priester sich tatsächlich in der Stadt aufhielt. Zum Nachteil jedoch für den Magier, er konnte keine magische Verbindung zu ihm herstellen. Irgendjemand oder irgendetwas behinderte seine arkane Macht, wenn nicht sogar der Kleriker selbst, der wie er keine Lust und Zeit hatte, erneut für Nhaundar in die Breschen zu springen. So blieb dem Magier nichts anderes übrig, als seine Beine zu benutzen und auf dem üblichen Weg durch die Straßen Menzoberranzans zu wandern. Ranaghar kannte den Weg und auch das Gasthaus, in denen der Vhaeraunpriester und dessen Zwillingsbruder immer Unterschlupf fanden. Fast hätte man meinen können, sie wären dort zu Hause.
Es war nicht weit, denn die beiden Zwillingsbrüder wohnten in der Nähe von dem Anwesen Xarann. Keine Viertelstunde später und Ranaghar stand vor dem Schild mit der Aufschrift „Zur Henkersmahlzeit“. Misstrauisch beäugte der Magier die Umgebung, aber ihm fiel niemand Verdächtiges auf und so betrat er ohne Umschweife den Schankraum. Vom Wirt erfuhr er, dass sich die Brüder im zweiten Stock ein Zimmer teilten. Verdrießlich über die unliebsame Aufgabe blieb Ranaghar nichts anderes übrig, als die Treppen zu erklimmen und dann erst einmal leicht außer Atem vor der geschlossenen Tür zu verhaaren. Er lauschte aufmerksam, konnte jedoch keinen Ton vernehmen. So runzelte der Drow die Stirn und hoffte inständig, dass der Kleriker in der Zeit der Ausspähung bis zum jetzigen Zeitpunkt das Zimmer nicht verlassen hatte.
Sorn schlief währenddessen in seinem Bett, dass er mit einem Liebhaber teilte. Nalfein kam gerade kurz vor der Ankunft des Magiers in ihrem Zimmer an. Der Krieger störte es herzlich wenig, dass sein Bruder in der heutigen Nacht einen Mann bei sich gehabt hatte. War auch sein gutes Recht, denn der muskulöse Dunkelelf war in dieser Nacht auch nicht alleine gewesen. Er teilte sein Liebesnest mit einer Priesterin der Stadt, um sie anschließend um den eigenen Schmuck und Goldstücke zu erleichtern. Eigentlich hatte Nalfein nur vor gehabt, seine Beute siegessicher im Zimmer zu verwahren und es sich dann im Schrankraum gemütlich zu machen, bis sein Bruder wieder erwachte, da klopfte es plötzlich an Tür. Der junge Krieger runzelte die Stirn und fragte sich, wer ihn und seinen Bruder stören wollte. Vielleicht war es die Stadtwache, die von seinen Eskapaden in der Nacht erfahren oder jemand, den Sorn übers Ohr gehauen hatte. Alles in allem kein gutes Zeichen, wenn jemand völlig unverhofft an ihre Tür klopfte. Er lief zur Tür hinüber und zog dabei eine seiner Waffen, die er gut platziert und griffbereit hinter dem Rücken hielt. Mit einem kurzen Blick beobachtete er die beiden schlafenden Dunkelelfen, zuckte kurz die Schulter, da sie sich nicht rührten und öffnete anschließend die Tür. Nalfein staunte nicht schlecht, als er einen Drow in dunkelblauer Robe, zu einem Pferdeschwanz gebundenes Haar und ein Silberdiadem auf dessen Stirn erblickte. Er erkannte ihn als Ranaghar, Nhaundars liebstes Spielzeug für Magie. Doch alleine der Gedanke an den Sklavenhändler verhieß nichts Gutes.
„Was wollt ihr hier?“, raunte der Krieger mürrisch und behielt den Neuankömmling vorsichtig im Auge.
„Nhaundar schickt mich. Ich soll den Priester holen. Seit ihr das?“, antwortete Ranaghar leicht irritiert, da er die Zwillinge kaum unterscheiden konnte. Er selbst sah sie nur selten, wieso sollte er sich dann auch die Mühe machen, die Brüder genauer zu betrachten. Doch Ranaghar war auch überrascht, denn der barsche Tonfall des Jüngeren gefiel ihm nicht. Aber er versuchte so gut es ging sich nichts anmerken zu lassen. Stattdessen suchte er in seinem Gedächtnis nach einem Zauberspruch. Nur für den Fall, das etwas schief gehen würde.
„Nein, sehe ich so aus als wäre ich ein Kleriker“, murrte Nalfein, sah an sich auf und ab und entspannte sich jetzt dabei ein wenig. Obwohl er sich insgeheim ärgerte, dass der Sklavenhändler mal wieder nicht alleine aus der Scheiße kam, die er sich wohl selbst eingebrockt hatte. „Mein Bruder schläft, ich werde ihn wecken.“
Ranaghar bestätigte es mit einem Nicken, blieb allerdings vor der Türe stehen und beobachtete in sicherer Entfernung das Geschehen.
Nalfein ging zu einer Kommode, legte sein Schwert beiseite und leerte in eine Waschschüssel kaltes Wasser hinein. Diese nahm er dann mit hinüber zu dem Bett, in dem Sorn und sein Liebhaber immer noch in aller Seelenruhe schliefen. Mit einem Schwung kippte er den Inhalt der Schüssel aus und direkt über die Schlafenden. Ein lautes Kreischen ertönte plötzlich und die Stimme gehörte keinem anderen als Sorn.
„Was soll das? Bist du jetzt total verrückt?“, rief er erschrocken und richtete sich augenblicklich in dem nassen Bett auf.
Auch der jung aussehende Dunkelelf neben ihm ließ einen kurzen Schrei der Überraschung hören und war ebenfalls wach.
„Die These über den Wahnsinn überlasse ich gerne dir Sorn, aber wenn du schon wach bist, dann sage ich dir, du hast Besuch“, schmunzelte Nalfein und seine bernsteinfarbenen Augen funkelten vor Freude auf, während er mit der Hand auf den in der Tür stehenden Magier zeigte.
„Nhaundar schickt mich, Kleriker. Ihr sollt mit mir kommen“, erklärte im gleichen Moment Ranaghar und versuchte ruhig zu bleiben. Denn auch ihn amüsierte die ungewöhnliche Weckmethode.
„Verdammt, bekommt die stinkende Made denn niemals genug?“, fing Sorn an zu fluchen, während er sich aus dem nassen Laken kämpfte und nach den auf dem Boden liegenden Kleidungsstücken fischte. „Was ist es denn diesmal? Ach, ihr braucht mir nichts zu erklären, es dreht sich wohl um den jungen Halbdrow …“, wetterte der Priester weiter, wobei er dabei sich die schwarze Lederhose, das schwarze Hemd und seine Stiefel überzog. Insgeheim wünschte sich Sorn nichts sehnlicher, als das es sich diesmal um jemand anderen handeln würde. Aber die Gelegenheit den Jungen wieder zu sehen, damit hatte er schon lange nicht mehr gerechnet und jetzt kam sie unverhofft zu ihm. Es würde ihm jedoch das Herz brechen, wenn es Shar schlecht ging. Zum Schluss griff er sich seine dunkelblaue Robe und seinen Waffengürtel mit seinem Schwert und Dolch.
„Wartest du auf mich?“, fragte der Kleriker an seinen Liebhaber gewandt, der sich zur gleichen Zeit um seine Nacktheit gekümmerte hatte.
„Nein, du weißt wo du mich findest“, kam die Antwort des jung aussehenden Drow, der weder Nalfein noch den fremden Dunkelelf an der Tür mit einem Blick bedachte. Eilig schlüpfte er hinaus und verschwand ohne ein weiteres Wort im Flur des Gasthauses.
„Ich hoffe für Nhaundar, dass es einen guten Grund gibt, dass er mich jedes Mal dann zu sehen wünscht, wenn es mir nicht passt“, schimpfte Sorn weiter. Doch der Gedanke an Shar ließ ihn immer unruhiger werden. Auf der einen Seite freute er sich auf den Jungen, der so unverhofft sein Herz eroberte hatte ohne es zu wissen. Auf der anderen Seite hatte er Angst, dass es dem Halbdrow wirklich schlecht ging. Dann bedachte Sorn seinen Bruder mit einem Lächeln, dass dieser wissentlich erwiderte und der Kleriker meinte zum Abschluss an Ranaghar gewandt. „Ich bin bereit.“
„Dann lasst uns gehen. Von Nhaundar werdet ihr alles Nötige erfahren.“
Der Magier und der Priester traten beide zusammen in den Flur und stiegen anschließend die Treppe hinab. Zurück blieb ein lächelnder Nalfein, der sich gemütlich auf sein eigenes - trockenes Bett – niederließ und sich für seinen Bruder freute und auf der anderen Seite hoffte, dass er nicht enttäuscht werden würde. Die Gefühle für den jungen Halbdrow waren seit vier Jahren stetig gewachsen, dass wusste Nalfein sehr wohl. Immerhin hatte ihn Sorn in all der Zeit immer und immer wieder von Shar erzählt. Doch letztendlich musste sein Bruder alleine damit zu recht kommen, er würde sich erst einmal von seinem nächtlichen Abenteuer ausruhen und später versuchen, die Beute zu einem anständigen Preis unter die Leute bringen. Das Zimmer und ihre Verpflegung mussten auch noch bezahlt werden. So schloss Nalfein die Augen und döste vor sich hin.
Keine Viertelstunde später wurde Sorn von Ranaghar verabschiedet und er machte sich alleine auf den Weg nach oben zu Nhaundars Privatgemächern. Sein Herz klopfte vor Aufregung. Er freute sich jetzt mehr denn je Shar endlich wieder zu sehen, doch das seltsame Gefühl von Gefahr wurde er nicht los. Dabei bemerkte er gar nicht, wie er still und heimlich die ganze Zeit betete.
Oben vor Nhaundars Privatgemächern atmete Sorn noch ein letztes Mal tief ein und aus und öffnete die Tür ohne sich anzukündigen. Er trat hinein und erkannte einen zusammengesunkenen Sklavenhändler auf dem Diwan sitzen, der sich den Kopf hielt. Vor ihm auf dem Boden lag ein blutiges Etwas auf einer Decke und rührte sich nicht. Aber Sorn wusste augenblicklich, dass es sich hierbei nur um Shar handeln konnte und erschrak. Der Anblick war grauenhaft. Der hagere Körper war überall mit getrocknetem Blut beschmiert, darunter konnte der Priester die offenen Wunden erkennen, die sich deutlich als Peitschenhiebe abzeichneten. Was hatte Nhaundar nur wieder getan? Fragte sich Sorn und kämpfte dagegen an, sich gleich auf den alten Drow zu stürzen und ihn zu erwürgen. Sein Herz bekam ein Stich und er fühlte sich elend. Für den Priester hatte der Junge solch ein Schicksal niemals verdient. Darüber hinaus wurde Sorns Wut auf Nhaundar so groß, dass der Zorn in seinen bernsteinfarbenen Augen glänzte.
Jetzt hob auch zum ersten mal Nhaundar selbst den Kopf, der immer noch dröhnte und hämmerte, als würde jemand versuchen das Innere nach außen zu klopfen. Er sah den Kleriker an der Tür stehen und nun schien auch der Sklavenhändler froh über dessen Anwesenheit zu sein. Doch er wurde sogleich eines besseren belehrt.
Sorn zog sein Dolch aus der Scheide, hielt den Griff krampfhaft umklammert, dass die Knöcheln zum Vorschein kamen und schritt mit großen Schritten auf Nhaundar zu. „Du hinterhältige, stinkende Made eines Spinnen zerfressendes Insekts“, schrie Sorn wie von Sinnen.
Nhaundar riss vor lauter Überraschung die Augen weit auf und erkannte die funkelende Klinge des Dolches, die sich direkt in der Hand des Priesters befand und dieser geradewegs damit auf ihn zu stürmte. Mit einer Hand hielt sich der ältere Dunkelelf die pochende Schläfe und die andere führte er weiter nach unten zu seinem Stiefel, um im Notfall seinen eigenen Dolch ziehen zu können. So aufgebracht hatte der Drow den Kleriker noch niemals erlebt und dass dieser ihn mit einer Waffe bedrohte ebenfalls noch nicht.
„Was fällt euch ein? Nhaundar ihr seit der größte Fehler eures Vaters und ein widerlich, schleimiges Arschloch. Selbst Ghaunadaur ist nicht so schleimig wie ihr“, machte Sorn weiter seiner Erbostheit Luft und hielt augenblicklich vor dem Sklavenhändler an.
„Nicht so laut, mein Kopf“, brachte der nun ebenfalls aufgeregte Nhaundar hervor.
„Ich kann noch lauter“, schrie der Vhaeraunpriester und unterstrich mit seinem Tonfall seine Aussage.
Nhaundar zuckte merklich bei dem Schreien zusammen und presste augenblicklich seine Hand mehr an dessen Schläfe, ganz so, als würden dadurch die Kopfschmerzen verschwinden.
„Ich werde euch eure Männlichkeit abschneiden, sie garen lassen und den Eidechsen zum Fraß vorwerfen“, drohte Sorn weiter und hielt nun seine Klinge direkt auf Nhaundars Schritt. Doch er fühlte sich ziemlich unwohl bei dem Gedanken, die Klinge in warmes, lebendes Fleisch zu stoßen, obwohl ihn seine Wut fast dazu trieb. Es war etwas anderes, jemanden durch einen Zauber umzubringen, als die scharfe Waffe in einen Körper zu treiben und dann das Blut am Dolch und an den Händen kleben zu haben. Seine Zauber gewährten Sorn wenigstens ein bisschen Abstand zu seinen Opfern, die auch nicht wenige waren, vor allem Priesterinnen, Stadtwachen oder hin und wieder auch Räuber und dessen Tiere im Unterreich oder auch auf der Oberfläche.
„Ich bitte euch“, fing Nhaundar an sich zu verteidigen und zuckte zusammen, als er die Spitze der Waffe an seinen Weichteilen spürte. Er wurde sich bewusst, dass der Kleriker nicht spaßte und vergessen schienen für diesen Moment auch seine Kopfschmerzen. „Nehmt den Dolch weg und ihr bekommt alles vorn mir“, versprach der Sklavenhändler in all seiner Verzweiflung und dachte bereits daran die Soldaten zu rufen, wobei er immer noch versuchte den Knauf des eigenen Dolches zu ergreifen.
Als ob Sorn die Gedanken gegenüber seinem Opfer gelesen hätte antwortete er immer noch im lauten Tonfall, in dem seine Wut mitschwang. „Denkt erst gar nicht daran eure Wachen zu rufen. Mein Bruder wartet vor der Tür und wird sie in portionsgerechte Stücke schneiden.“
Nhaundar schluckte – er wusste ja nicht, dass es eine Lüge war - und versuchte weiterhin an seinen eigenen Dolch zu gelangen, doch die Waffe an seinem Schritt ließ ihn förmlich erstarren. Er blickte in die funkelnden Augen des Priesters, die dessen Aufgebrachtheit noch verstärkten.
„Erzählt mir, alter Hurenbock, was ist hier passiert?“, verlangte Sorn im gebieterischen Ton zu wissen und gab seinen Worten mit einem sanften Druck des drohenden Dolchs weiter Nachdruck.
„Es ist schon in Ordnung, aber lasst mir meine Männlichkeit, Priester“, versuchte Nhaundar sich zu retten. Aber der stahlharte Gesichtsausdruck des Klerikers verriet ihm erneut, dass mit diesem zurzeit nicht zu spaßen war. So seufzte Nhaundar kurz und erzählte Sorn alles, woran er sich erinnern konnte. Nachdem er geendet hatte, ließ der Druck des Dolches nach und schließlich nahm der Priester ihn wieder ganz zu sich. Erleichtert seufzte der Sklavenhändler auf.
Sorn dachte wirklich er hätte sich verhört, aber nachdem er zuerst die Waffe zurückzog und anschließend zu dem geschundenen Körper hinunter sah, wusste er, dass er es richtig verstanden haben musste. Wie konnte Nhaundar nur so mit dem Jungen umgehen? Dann kam dem Vhaeraunpriester eine Idee und nur diese beruhigte ihn im Augenblick ein wenig.
„Nhaundar, ich verlange einen vollen Beutel Gold von euch und ich werde mir den Jungen für mein eigenes Vergnügen zu mir nehmen, allerdings ohne Bezahlung.“
Der Sklavenhändler riss seine Augen weit auf, machte jedoch keine Anstalten zu widersprechen. Immerhin entkam er nur knapp einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit einem gläubigen Vhaeraunanhänger, der seine Sache als Priester stets zu vollsten Zufriedenheit erledigte. Er wollte sich gar nicht vorstellen welche Kraft in dem Kleriker steckte, wenn dieser einen Angriffszauber auf ihn werfen würde. Des Weiteren erhielt er das wieder, was er selbst augenscheinlich zu einem leblosen Etwas geschlagen und wobei die Soldaten ihren Teil dazu betrugen hatten. Sein liebster Schatz und beste Einnahmequelle wollte er unbedingt unversehrt zurück erhalten. Seinen eigenen Fehler hatte er bereits durch die Bedrohung Sorns eingesehen. Gegenüber seinem Leben schien ein Beutel Gold und den Jungen an den Priester mitzugeben, nur ein kleines Opfer. So blieb Nhaundar nichts anderes übrig als einzuwilligen.
„Ihr werdet das Gold und den Jungen für einige Tage bekommen, doch beruhigt euch endlich wieder“, sprach der Sklavenhändler in einen für ihn ungewohnt ruhigen Tonfall. Dann spürte er die Kopfschmerzen mit einem heftigen Hämmern zurückkehren und er lehnte sich auf dem Diwan zurück.
Sorn dagegen beobachtete Nhaundar misstrauisch. Er hätte niemals damit gerechnet, dass der alte, hinterhältige Schurke so schnell in seinen Vorschlag einwilligte ohne irgendwelche Einwände zu bringen und er freute sich über seinen kleinen, errungenen Sieg. Doch zuerst musste er sich um den kleinen Halbdrow kümmern.
„Dann ist gut, Nhaundar. Ich werde mich um die Verletzungen des Jungen kümmern und dann möchte ich das Gold bereits griffbereit wissen. Ich habe es nämlich langsam satt immer euch aus der Scheiße zu ziehen. Ich werde dann selbst herausfinden ob meine Mühen die Arbeit bei dem Halbdrow überhaupt wert sind“, log Sorn und wünschte sich nichts sehnlicher, als den Jungen in die Arme zu nehmen. Die Worte schienen viel zu hart für das, was er für Shar wirklich empfand. Er hatte sich in den Kleinen verliebt, aber er musste vor dem Sklavenhändler sein Gesicht bewahren. Niemand durfte davon jemals etwas erfahren.
So war der Vhaeraunpriester lange Zeit mit der Heilung des jungen Halbdrow beschäftigt und lehnte sich am Ende leicht erschöpft gegen den Diwan in Nhaundars Privatgemächern. Die Verletzungen waren verschwunden und es sah alles wieder so aus, wie es sein sollte. Die Tätowierungen an Shars Oberkörper konnte Sorn auch soweit retten, dass es aussah, als wäre tatsächlich nie etwas geschehen. Der Junge schlief und das war auch gut so. Als der Priester sich dann zu Nhaundar wandte, hielt dieser ihm bereits die Entlohnung entgegen und Sorn befestigte den Beutel eilig an seinem Gürtel. Dann verabschiedete er sich von dem Sklavenhändler, wickelte Shar in die Decke ein und nahm trotz seiner Erschöpfung den Jungen auf die Schulter.
„In zwei Tagen oder vielleicht auch in drei werde ich ihn wieder bringen, ich wünsche keine Widerrede, wenn ihr keinen weiteren Ärger wünscht“, drohte Sorn ein letztes Mal und genoss die Überlegenheit gegenüber dem älteren Drow.
Etwas widerwillig nickte Nhaundar zur Bestätigung und schaute den beiden hinterher, als diese sich aus seinen Privatgemächern davon machten. Er sagte sich, dass in spätestens drei Tagen alles wieder in Ordnung wäre und wollte sich selbst erst einmal um seine Kopfschmerzen kümmern und rief nach Dipree.
Sorn kam mit Shar in den Armen total erschöpft in ihrem Gasthaus an. Mit den letzten Kräften kämpfte er sich nach oben und im Zimmer ließ er den Jungen auf Nalfeins Bett nieder. Geschwind überprüfte er, ob sein Bett noch nass war und konnte zufrieden feststellen, dass es in seiner Abwesenheit getrocknet war. Es wunderte den Priester auch in keiner Weise, dass sein Bruder sich nicht hier aufhielt und verlagerte erst einmal Shar in sein eigenes Bett. Der Priester warf die dreckige Decke unachtsam in eine Ecke und bedeckte den Jungen mit seiner eigenen. Erleichtert seufzte Sorn auf und holte sich einen Stuhl, den er neben den schlafenden Halbdrow platzierte. Dort ließ sich der Kleriker müde nieder und beobachtete den Jungen, wie er ruhig atmete. Jetzt geht es dir besser und so schnell wird dir auch Nhaundar nichts mehr Unrechtes antun, sann Sorn nach und musste über sich selbst schmunzeln. Wie er eben bei dem Sklavenhändler auftrat, so hatte er sich nur selten erlebt und es freute ihn, dass er den alten Dunkelelfen in die Schranken verwiesen hatte. Während er über die Geschehnisse weiter nachdachte, merkte Sorn nicht, dass er einschlief und sackte auf dem Stuhl zusammen.
„Brüderchen, wach auf“, vernahm der junge Kleriker plötzlich eine Stimme. Erschrocken öffnete Sorn die Augen und schaute direkt in das Gesicht seines Bruders Nalfein. Froh über diesen Anblick, fiel der Schreck von ihm ab.
„Was … was ist los?“, flüstere der Priester dagegen noch leicht benommen, bis ihm augenblicklich einfiel, was geschehen war. Eilig raffte er sich in dem Stuhl auf und schaute zu dem schlafenden Jungen. Sorn erkannte, dass der Halbdrow aber nicht mehr schlief, sondern wach in seinem Bett lag. In seinem Gesicht stand die Verwirrung geschrieben und das konnte der Kleriker durchaus nachempfinden.
„Wie ich sehe hast du Besuch mitgebracht. Praktisch, dass ich an das Essen gedacht habe“, schmunzelte Nalfein und reichte seinem Zwillingsbruder einen vollen Teller mit lecker, duftenden Braten und Brot darauf. Den ganzen Tag hatte er in der Stadt verbracht und den Schmuck versetzt, um jetzt endlich seinen hungrigen Magen zu füllen. Solange hatten Sorn und Shar geschlafen.
Für einen Augenblick schien Sorn ganz wo anderes zu sein und kam erst wieder in die Realität zurück, als er den Arm seines Bruders spürte, der ihn an der Schulter rüttelte. Daraufhin wand sich der Priester an den Krieger und bekam einen voll beladenen Teller mit Essen in die Hand gedrückt.
„Hier, iss’ was und der Kleine könnte bestimmt auch Hunger haben“, meinte Nalfein jetzt teilnahmslos und begab sich nun zu seinem eigenen Bett.
„Danke“, meinte Sorn leise und richtete seine Aufmerksamkeit wieder Shar zu.
„Hast du Hunger, Shar?“, fragte der Priester mit einem Lächeln und wurde nun ebenfalls mit einem freundlichen Lächeln belohnt.
Shar war nur kurz vor dem jungen Kleriker erwacht und hatte sich verwundert umgeschaut. Er wusste nicht wo er sich befand, doch als er den Priester erblickte, fühlte sich der Junge im selben Moment sicher. Außerdem schien Nhaundar nirgendwo anwesend zu sein, was den jungen Halbdrow noch mehr beruhigte. Auch die Schmerzen von gestern waren verschwunden. Doch die Erinnerungen an die letzte Nacht saßen tief in Shar verankert und als ihm die grausamen Bilder und die qualvolle Pein wieder einfielen, fing sein Körper an zu zittern. Er schimpfte sich in Gedanken selbst, dass er sich so ungeschickt angestellt hatte. Niemals, aber wirklich nie hätte er so zu seinem Herrn reden dürfen. Wieso er trotzdem so handelte, das wusste Shar nicht mehr. Aber was jetzt zählte war einzig und alleine die Tatsache, dass der Priester in seiner Nähe weilte. So lange schon hatten sich die beiden nicht mehr gesehen und er freute sich riesig darüber. Erst durch Nalfeins Eintreten wurde auch der junge Halbdrow aus seinen Gedanken gerissen und beobachte neugierig und mit großen Augen das Geschehen. Der Krieger wirkte nicht gefährlich, während dieser hier und dort einige Dinge abstellte oder verlegte, bis dieser sich zu Sorn begab. Als nun der Priester ihm ein Lächeln zeigte, konnte der Junge nicht anderes, als es zu erwidern.
„Hier, nimm’ etwas davon“, ertönte Sorns Stimme und reichte dem Halbelfen ein Stück des Bratens.
Zufrieden musterte der Priester, wie der Junge nickte und augenblicklich über das Essen herfiel. Er selbst hatte kaum Hunger, er weidete sich lieber an dem gesunden Appetit seines Herzallerliebsten und das dieser sich wohl von den schlimmen Verletzungen gut erholt zu haben schien, obwohl erst einige Stunden vergangen waren.
So verstrichen die Minuten wie im Flug bis sich Nalfein von seinem Zwillingsbruder verabschiedete und sich erneut auf Beutezug in die Stadt begeben wollte. Vielleicht könnte er aber auch bei einer Partie Sava etwas Geld in ihre Kasse bringen. Hauptsache war jedoch, er wollte die beiden alleine lassen. Er selbst stand nun überhaupt nicht auf Männer und wünschte auch nicht, die Annäherungsversuche von Sorn mit ansehen zu müssen.
Glücklich darüber versuchte der Priester im Gegenzug jetzt mit Shar ins Gespräch zu kommen. Tief im Inneren verlangte es ihm nach mehr, aber er wollte es in keinem Fall erzwingen.
„Geht es dir wieder besser, Shar?“, fragte Sorn ruhig und strahlte den Jungen an.
Shar nickte und sah mit seinen tiefblauen Augen in die bernsteinfarbenen des Priesters. Ein Glitzern war bei beiden zu erkennen.
„Ich muss dir noch sagen, dass du jetzt drei Tage bei mir bleiben wirst und erst dann werde ich dich zu deinem Herrn zurück bringen“, erklärte Sorn und wurde augenblicklich betrübt, als er Nhaundar erwähnte. Für einen Moment spielte er sogar mit dem Gedanken Shar für immer zu behalten. Doch der darauf folgende Ärger würde verheerend enden und die Zwillinge wären wohl nirgendwo im Unterreich mehr sicher. Nhaundar hatte seine Leute überall und man wusste nie, wer denn dazu gehörte. So verwarf er den kurzen Hoffnungsschimmer und konzentrierte sich wieder auf den jungen Halbdrow. Als er das enttäuschte Gesicht des Jungen erkannte, blutete Sorns Herz und es tat ihm wahrlich in der Seele leid, dass es noch keine andere Lösung gab. Das Ersparte des Priesters reichte noch lange nicht aus, dass er Shar die Freiheit erkaufen konnte. Diese Tatsache behielt der Kleriker aber für sich. Sanft strich er über den Kopf des jungen Halbdrow.
„Du brauchst keine Angst haben, Shar. Ich will versuchen, soweit es mir möglich ist, in Zukunft auf dich aufpassen. Leider habe ich noch keine Lösung gefunden, aber ich arbeite noch daran.“
Sorn log dabei nicht, fühlte sich aber nicht wohl bei dem Gedanken. Was würde nur geschehen, wenn er das Geld niemals zusammen kommen würde. Da riss ihn Shar unverhofft aus den Grübeleien.
„Jetzt seht ihr traurig aus …“, flüsterte der Junge leise.
Sorn lächelte und erwiderte, „Sage „Du„ zu mir. Und traurig bin ich, weil ich dich mag, Shar. Es ist so ein Gefühl, als wärst du wie ein Teil von mir. Du bist wie ein allerbester Freund und ich mag dich mehr als alles andere auf der Welt. Ich mag dich sogar so sehr, dass es in meinem Bauch kribbelt, wenn ich an dich denke.“
Innerlich spürte der Vhaeraunpriester, wie ihm ein Stein vom Herzen fiel, als er endlich gegenüber dem jungen Halbdrow die Wahrheit aussprechen konnte ohne sich zurück halten zu müssen.
Shar schaute unsicher und mit großen Augen zu Sorn und verstand im ersten Moment nicht ganz. Auf der einen Seite freute sich der Junge, dass er den jungen Drow, den er wirklich sehr mochte ihm das „Du“ angeboten hatte Außerdem wieso kribbelte es in seinem Bauch? Da Shar das Gefühl des Verliebtseins nicht kannte, durchaus eine normale Reaktion.
„Shar, schau …“, begann Sorn zu erklären, der sich bei dem Jungen jetzt nur noch schwer im Griff hatte und nahm einen Finger und drückte ihn sanft auf Shars Bauch, „… genau hier kribbelt es bei mir, wenn ich dich sehe.“
Das entlockte dem jungen Halbdrow ein Lachen, denn das kitzelte. So etwas hatte früher Handir manchmal bei ihm getan und da stellte Shar mit einem Mal fest, dass er Sorn auch lieb hatte, vielleicht sogar mehr als seinen Vater. Konnte es möglich sein? Möglicherweise sogar wie etwas, dass mehr bedeuten konnte, als das schönste auf Erden, doch er wusste es nicht so recht einzuordnen. Immerhin hatte er ihn lange Zeit vermisst und mehr als nur einmal an ihn gedacht. Fast schon sooft wie an seinen Vater selbst.
„Schau, genau da“, wiederholte der Vhaeraunpriester seine Worte und Gesten und erntete wieder ein Lachen des Jungen. Dabei blühte nun wiederum sein Herz auf.
„Sorn, du …“, fing Shar zögerlich an, doch es kam keine Widerrede auf seine Anrede und so sprach er leise weiter, „… das kitzelt.“
Das entlockte Sorn ein herzliches Schmunzeln und er meinte spielerisch, „Das sollte es ja auch.“
„Das macht Spaß …“, freute sich plötzlich Shar und hob nun ebenfalls seinen Finger und tippte mit diesem nun in den Bauch des neben ihm sitzenden Dunkelelfen. Im ersten Moment war er erschrocken, dass er einfach Sorn ohne Erlaubnis anfasste, doch wieder erschien daraufhin nur ein Grinsen des Drow.
„Jetzt hast du mich gekitzelt“, lachte Sorn und tat das Gleiche wieder bei Shar.
Viele Male wiederholten sie das Spiel und der Priester merkte, dass Shar sich immer wohler fühlte und absolut keine Angst zu verspüren schien. Doch innerlich wünschte sich Sorn nichts sehnlicher, als dass er den Halbdrow küssen konnte. Aber er wollte vorsichtig bei der Annäherung bleiben, denn Shar sollte es freiwillig wollen. Es reichte bereits, dass Nhaundar eher das Gegenteil bevorzugte.
„Magst du mich auch so sehr, wie ich dich?“, konnte Sorn die Frage nicht länger zurückhalten.
„Ich mag dich, aber ich kann es nicht erklären. Ich habe dich vermisst und habe immer an dich gedacht. Ich glaube, wenn ich darüber nachdenke, dann habe ich dich sogar lieber als Handir“, erklärte Shar vorsichtig und hoffte, dass der Dunkelelf es verstehen würde. Denn Zaknafein, der Waffenmeister den er erst vor kurzem kennen gelernt hatte, schien er ebenfalls so lieb wie seinen Vater zu haben.
„Handir?“, fragte Sorn leicht verdutzt, bis ihm einfiel, dass dies der Oberflächenelf von einst gewesen und gleichzeitig Shars Vater war. Die Tatsache, dass der Junge von dem Elfen in der Gegenwart und nicht in der Vergangenheit sprach, überging er einfach. „Handir“, wiederholte der Priester zum Verständnis. Anschließend entschloss er sich, nun voll und ganz die Wahrheit zu sagen, was sollte er jetzt noch großartig verlieren? „Shar, ich muss gestehen, ich habe mich in dich verliebt. Aber verstehe mich nicht falsch, ich bin nicht wie dein Herr und all die anderen Männer. Diese widerlichen Monster kann ich auf den Tod nicht ausstehen, weil sie dir wehtun. Ich mag dich, weil du ein braver, netter Junge bist, Shar.“
Daraufhin lächelte Shar und freute sich über die Worte, die er eben vernahm. Alles schien plötzlich wunderbar zu sein und vergessen waren die grausamen Stunden der letzten Nacht. Genau diese Aussage war es wohl auch, die dem Jungen jeden restlichen Funken von Furcht nahm.
„Darf ich dir einen Kuss auf die Stirn geben?“, fragte Sorn vorsichtig und war sich im gleichen Moment sicher, dass das Eis zwischen ihnen gleich zerbrach, wenn es nicht schon geschmolzen war.
„Ja“, meinte Shar schüchtern und spürte im nächsten Augenblick die zärtlichen Lippen des Priesters. Das fühlte sich wunderschön an, gestand sich der junge Halbdrow ein und wusste, dass dieser Drow etwas besonders war. Ganz tief in sich wuchs dieses Gefühl an.
„Darf ich dich noch einmal küssen? Diesmal auf die Wange?“, spielte Sorn mit dem Jungen und hoffte inständig, dass er den Halbdrow gleich in die Arme schließen konnte.
„Ja“, erklang die glückliche Antwort von Shar und erntete darauf zwei Küsse jeweils auf der linken und rechten Wange. Die Berührungen waren so zärtlich und liebevoll und der junge Halbdrow spürte, wie sein Körper bei den Küssen leicht erbebte.
„Das ist schön“, meinte der Junge in seiner kindlichen Naivität und freute sich über die zarten Körperkontakte. Es schien so völlig anderes zu sein, als wenn sein Herrn oder einer der anderen Männer ihn küssten. Er verspürte kein Unbehagen und immer mehr genoss er die Berührungen.
Nun konnte aber Sorn beim besten Willen nicht mehr seine Gefühle zurück halten und ließ ihnen freien Lauf. Ohne eine weitere Frage zu stellen beugte er sich nach vorne und berührte mit den Lippen die des Jungen. Einen Atemzug lang dachte der Priester, Shar würde sich zurückziehen, doch er tat es nicht. Sorn drückte nun die Lippen fester auf den Mund des Halbdrow. Dann nahm er eine Hand und legte diese behutsam auf die Schulter von Shar. Der Junge zog sich immer noch nicht zurück.
Beide öffneten die Lippen ein Stück weiter und drangen jeweils mit der Zunge in den Mund des anderen. Sie küssten sich innig und Sorn fing an, Shar herzlich in die Arme zu schließen. Die Gesten wiederholte der Halbdrow instinktiv bei dem jungen Dunkelelfen und beide lagen einige Minuten später eng umschlungen in dem Bett.
Sorn strich mit den zarten Händen über die nackte Haut von Shar. Seine Hände wanderten über den Rücken hinauf zum Nacken und letztendlich zu den empfindlichen Ohrspitzen. Innig spielte er damit und entlockte dabei Shar einige, wohl gestimmte Seufzer.
So etwas hatte der Junge zuvor noch niemals bei der Vereinigung zweier Körper empfunden. Ein Gefühl der absoluten Glückseeligkeit überschwemmte ihn plötzlich wie eine riesige Welle. Sorn war so hübsch anzuschauen, die Hände zart und weich und sie liebkosten ihn auf völlig unbekannte Art und Weise. Niemals zuvor schenkte ihm jemand solch eine liebenswürdige und innige Zuneigung, von der Freude auf die Zweisamkeit ihrer Körper ganz zu schweigen. Die Lust nach mehr griff von seinem Körper besitzt, während der Sorn immer noch an seinen Ohren spielte und so wissentlich die Leidenschaft in dem Jungen weckte. So fing auch der junge Halbdrow an, seine Hände über den Oberkörper von Sorn wandern zu lassen.
Zur gleichen Zeit wirkte der Priester wie im Paradies. Er hatte den Jungen ganz für sich und dass auch noch freiwillig und ohne Gewalt. Sein Herz klopfte vor Begehren und Empfindungen, die Sorn selbst nur einmal erlebt hatte. Seine erste große Liebe zu einem Mann lag bereits schon viele Jahre zurück. Und nur diese entlockte ihm damals solche Gefühle und das unbändige Verlangen mit Shar jetzt und auf der Stelle zu Schlafen. Sorn spürte die Hände des Halbdrow, wie sie über seinen Rücken strichen und ihn damit fast wahnsinnig machten. So gab er nur kurz den Mund des Jungen frei und lächelte ihn mit leuchtenden Augen an, während er eilig seine Robe, Hemd, Stiefel und sogar die Hose abstreifte. Shar musste sich nicht mehr ausziehen, er hatte sowieso nichts an.
Die tiefblauen Augen des Halbdrow beobachteten neugierig das Geschehen und er stellte fest, dass der Dunkelelf nackt sehr attraktiv auf ihn wirkte und die Lust wurde dadurch nur noch intensiver. Die Leidenschaft übermannte Shar. Das Blut strömte wild durch seine Adern und brachte ihn augenblicklich zum kochen. Kaum dass Sorn nichts mehr am Leib trug schlang er seine dünnen Arme um den schlanken Elfenkörper und zog den Priester wieder zu sich heran. Er wollte wieder die heißen Lippen des Mannes spüren und eroberte auch sogleich den Mund seines Gegenübers.
Sorn schien im ersten Moment leicht überrascht über die Entschlossenheit Shars, doch er war im keinem Fall enttäuscht darüber. Es freute ihn und auch ihn überkam von neuem die Lust nach mehr. So erwiderte er die innigen Küsse von Shar, spielte mit dessen Zunge und ließ wieder die Hände über den zarten Oberkörper streichen.
Viele Minuten verstrichen und hin und wieder entlockten ihre gegenseitigen Berührungen ein Stöhnen und Seufzen, bis Sorn den Mund erneut freigab. Mit seiner Zunge leckte er über die empfindlichen Ohren und spielte mit den Fingern an den Brustwarzen des Halbdrow. Dieser bäumte sich leicht vor Erregung unter ihm auf. Seine Zunge wanderte weiter über das zarte Gesicht des Jungen, wobei er absichtlich den Mund nicht berücksichtigte. Er küsste den Hals, die Schultern und zum Schluss die leicht erregten Brustwarzen. Da ertönte ein lautes Seufzen von Shar und Sorn machte augenblicklich weiter. Während er die Brust mit der Zunge liebkoste, wanderten die Hände über den Bauch und schließlich auch zu der Männlichkeit von Shar. Ein leises Stöhnen erklang und Sorn wusste, dass der Junge gerade eine Erfahrung machte, die er so noch nie kennen gelernt hatte. Mit einem Lächeln rutschte der Priester weiter nach unten und gab Shar einen Kuss auf die leicht erregte Männlichkeit. Seine Zunge liebkoste sie und seine Hände massierten die weiteren Weichteile.
Shar fühlte sich im gleichen Moment wie von Sinnen. Niemals zuvor hatte ihm jemand solch ein Gefühl der absoluten Glücks geschenkt. Er spürte die Erregtheit und die Lust nach mehr, sie wurde fast schon krankhaft. Mit jeder weiteren Berührung von Sorns Zunge wallte sein Blut in seinen Adern und sein Herz klopfte wild vor Verlangen. Er streckte sich instinktiv dem Dunkelelfen entgegen und wollte nur noch, dass er niemals mehr aufhörte. Beide Hände vergrub er in das Bettlaken, denn er brauchte etwas, woran er sich festklammern konnte.
Sorn spürte dies und das weckte noch mehr die Leidenschaft in ihm. So ließ er abrupt von dem jungen Halbdrow ab, der dabei ein enttäuschtes Seufzen von sich gab.
Beide schauten sich in die Augen und daran erkannten sie das Verlangen noch einen Schritt weiter zu gehen. Der Blick von Shar verriet Sorn sogar, dass dieser nur mehr als bereit dafür zu sein schien. Mit einem Lächeln hob der junge Dunkelelf die Beine von Shar an und legte sie sich vorsichtig auf die Schultern. Nur einen kurzen Moment später erklang ein lautes Stöhnen und schon im nächsten Augenblick drang Sorn langsam und mit ihm aller gebotenen Vorsicht in Shar ein. Er spürte die Enge, die sich um sein Glied legte und schob sich noch mehr hinein. Sein Blut rauschte und Lust und Leidenschaft erfüllte seine Adern und schien ihn in eine andere Welt zu versetzen. Dabei trafen sich die Blicke der beiden Liebenden und auf ihren Gesichtern zeichnete sich jeweils ein wohliges Lächeln ab. Dann begann Sorn erst langsam, dann etwas schneller sich im gleich bleibenden Rhythmus zu bewegen. Immer und immer wieder stöhnten die beiden unter dem Gefühl der Zweisamkeit auf.
Der junge Halbdrow wollte sein Glück von dieser zärtlichen Leidenschaft nicht mehr hergeben wollen und entspannte sich unter dem jungen Drow. Seine Hände hielten sich jetzt an den Oberarmen von Sorn fest und so konnte er auch selbst ein wenig mitbestimmen.
Überglücklich und erschöpft fielen die beiden Liebenden nach langen Minuten in die Kissen und atmeten vor Anstrengung schwer. Sorn nahm seine Arme und schlang sie liebevoll um den Oberkörper von Shar und küsste ihn noch einige Male auf den Mund. Der Halbdrow erwiderte nur zu gerne die Küsse und ein wenig später lagen sie eng umschlungen im Bett des Priesters und schliefen beruhigt ein.