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German › Buffy the Vampire Slayer
Rating:
Adult +
Chapters:
42
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1,909
Reviews:
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Disclaimer:
I do not own Buffy the Vampire Slayer (BtVS), nor any of the characters from it. I do not make any money from the writing of this story.
Video für Buffy
Video für Buffy
In der sanften Hügellandschaft Schottlands genoss Giruza sinnend den Ausblick der sich ihr vom Waldrand aus bot. In einiger Entfernung vor ihr war der zerklüftete, hellgraue Felsenberg auf dem das hohe Jägerinnennest thronte. Die untergehende Sonne tauchte das abschreckend wirkende, alte Gemäuer in feuriges orange und umrahmte die Wolken hinter der Burg mit goldenem Licht. Der Himmel erstrahlte in Rosatönen und begann sich über Giruza in violette Schatten zu färben.
Die große Dämonin streckte ihre kräftigen Muskeln als ein aufmunternder Wind das hellbraunes Fell zerzauste. Niemand in ihrem Clan käme je ernsthaft auf die Idee vor Mittag aufzustehen - erst im Laufe des Nachmittags erwachte ihre Familie um in der Abenddämmerung und der frühen Nacht auf die Jagd zu gehen. Genau wie ihre Beute - es war eine alte Weisheit, dass man die meisten Jägerinnen vor Mitternacht fing. Und das letzte Jahr war in dieser Beziehung gut zum Clan gewesen. Normalerweise wurde nur alle zwei oder sogar mehr Generationen eine Jägerin gefangen. Doch nun waren es alleine schon in Giruzas Lebenszeit Dutzende gewesen und noch mehr würden folgen und ihren Clan erstarken lassen.
Denn es war das starke Blut der Mädchen, das es den Fenatori ermöglichte sich erfolgreich fortzupflanzen - ohne die magische Energie in der roten Flüssigkeit wurden keine kleinen Fenatori geboren. Insofern führte der plötzliche Jagderfolg zu einem enormen Bevölkerungsanstieg und aus Giruzas kleiner Sippe war mittlerweile eine beachtliche Armee geworden.
Die Clanchefin prüfte mit ihrer empfindlichen Nase die kühle Abendluft: rechts von ihr aus dem kleinem Dorf in der Talsenke wehte der Geruch von armen Essen, unterlegt mit leiser Musik. Hinter ihr raschelte die Lederklappe ihres Zelteingangs. Marlock der Magier des Clans streckte seinen Kopf hindurch: „Wir sind soweit Giruza.“
Die große Dämonin strich ihren pflaumenfarbenen, feinen Leinenkittel glatt und nickte knapp. Sie warf noch einmal einen berechnenden Blick auf die Burg der Jägerinnen zurück. Eine kleine, blonde Gestalt stand gefasst aber wachsam auf den Zinnen und schien etwas unter sich zu beobachten. Aber Giruza wusste, dass alle Wachsamkeit den Jägerinnen nichts nützen würde. Bald würde der Clan hinter den grauen Mauern ein Festmahl halten - die Mädchen würden gar nicht wissen wie ihnen geschah wenn Giruzas Spion ganz einfach von Innen die Burgtore öffnen würde.
Innerhalb Giruzas Zelt hatte der Magier aus farbigen Sand komplizierte, ineinander laufende Kreise geschüttet. Giruza ließ sich abwartend auf ihren Holzhocker sinken und streckte mit einer grazilen Bewegung ihre Beine von sich. Runde Gegenstände waren hinter ihr auf Speeren aufgespießt welche einfach in den Boden gerammt worden waren. Strähnige schwarze, rote und blonde Fetzen hingen immer noch von den Köpfen, deren Haut sich dunkelbraun verfärbt hatte. Die Augen der meisten erlegten Jägerinnen waren geschlossen, die Gesichter schmerzverzehrt. Nur das Gesicht das einst Anna gehört hatte zeigte so etwas wie Erschrecken, ihre leeren, schwarzen Augenhöhlen weit geöffnet.
Giruza bedeutete dem zottigen, dunkelbraunem Magier anzufangen. Der hob die dünnen, sehnigen Arme in deren Händen er kleine, violette Eier hielt als sich Giruzas lässige Haltung plötzlich versteifte und ihre Luchsohren sich aufrichteten. Hinter der Zeltwand konnte man leise Stimmen hören. Eine schnelle Geste gebot Marlock zu schweigen. Nur die Schwanzspitze der Clanführerin zitterte als sie mit gespanntem Muskeln aus dem Zelt glitt.
Ihre scharfen Ohren vermuteten die Eindringlinge nur einen Speerwurf weit entfernt und auf den Wald zusteuernd. Giruza bedeutet Marlock Verstärkung zu holen ehe sie sich lautlos an die Eindringlinge heranpirschte. Sie hatte recht: in einer kurzer Entfernung erblickte sie drei Gestalten die laut diskutierten.
~*~
„Verdammt Harris, hör auf dich zu beschweren oder, bei Hades, ich schwöre ich beiß dich!“
„Was? Das hier war nicht meine Idee!“
„Psst, ihr vertreibt mir noch meine Modelle…“
Andrew wachelte viel sagend mit seiner Videokamera und Spike zog eine viel sagende Grimasse: nur Andrew schaffte es riesige, fleischfressende Dämonen als Modelle zu bezeichnen. Und dabei hatte der Tag für den Vampir so viel versprechend begonnen: Illyria war heute morgen ins Wohnzimmer gewalzt und hatte stolz verkündet:
„Meine Konkubine hat mich eingeladen.“
Spike wusste nicht ob das eine gute Idee von Willow war, aber er gratulierte Illyria trotzdem während er an Alan ein Gläschen Birne-Apfel verfütterte. Er hatte sich schon Sorgen um Illyria gemacht - die Exgöttin war in letzter Zeit immer übellauniger geworden und selbst ihr Farn schien sie verärgert zu haben: die Pflanze hatte eine verdächtige Brandstelle als hätte ein kleiner Blitz in sie eingeschlagen. Spike wusste zwar nicht was der Farn gesagt hatte, aber offensichtlich hatte er ein unkluges Maß an Ehrlichkeit gezeigt. Illyrias nächste Satz schockte den Vampir:
„Was soll ich anziehen?“
Illyria fragte nie um Rat. Aber die Ex-Göttin hatte sonst auch nicht diesen Unsicheren Zug um die eisblauen Augen. Spike räusperte sich: „Wohin geht ihr beiden Hübschen den?“
Ihre Blauheit legte den Kopf schief: „Ein Heißgetränk im Verpflegungszentrum.“
Also Kaffee in der Kantine: „Dann Relax, Blue. Die Hexe wird sich über deine Gesellschaft freuen und ihr beide werdet einen netten Abend verbringen.“
Illyria hatte zaghaft genickt und sich dann auf den Weg gemacht um sich hoffentlich gut durchvögeln zu lassen und entspannt und vampirfreundlich zurückzukehren. Auch das Training mit Dana hatte sich als erstaunlich erfreulich erwiesen, nachdem beide beschlossen hatten das Training lieber in die Gänge und Stiegenhäuser der Burg zu verlegen und einen großen Bogen um Mitwächter und Mitjägerinnen zu machen. Und auch wenn Dana sich offiziell bei ihm entschuldigt hatte so genoss es Spikes Dämon immens sich für die erlittene Prügel in LA Schlag für Schlag zu rächen.
Und dann war da noch Buffy gewesen und eine Runde heißer Sex die Spike entspannt und ex-göttinnenfreundlich gemacht hatte, ach ja und geistig unzurechnungsfähig als er sich hatte breitschlagen lassen Andrew auf diesen kleinen Stunt als Monsterfotograf zu begleiten. Offenbar war der Vampir der einzige mit übernatürlichen Kräften der von den Fenatori nicht beeinträchtigt wurde und so auf Andrew aufpassen konnte. Und offenbar war Xander Harris der einzige Mensch den Giles als fähig erachtete auf Spike aufzupassen. Und so fanden sich der Doghnut -Junge und Spike mit einem enthusiastischen Andrew auf der Suche nach Aufnahmen der Fenatori wieder. Buffy hoffte mithilfe der Aufnahmen die Jägerinnen zu desensibilisieren.
„Um Himmels Willen, Andrew, versuch wenigstens mit deiner Umgebung zu verschmelzen.“ Zu Spike Missfallen hopste der Junge schon wieder aufgeregt durch die Gegend.
Der Angesprochene drehte sich um, warf Spike einen treuherzigen Blick zu ehe: „Autsch!“ er stolperte und der Länge nach auf den Waldboden aufschlug. Als er sein Gesicht wieder aus dem Boden hob war es braun verschmiert und sah erschrocken aus. Trotzdem murmelte Andrew geschwind: „Nicht passiert, nichts passiert… nur Schlamm… denk ich.“ Er schnüffelte.
Obwohl Spike persönlich fand, dass Andrew jetzt viel besser mit seiner Umgebung harmonierte, so konnte er doch ein gewisses Mitleid mit dem jungen Mann in Tweed nicht unterdrücken - verdammte Seele. Er achtete also sorgsam auf eine leidende Miene als er Andrew wieder auf die Füße stellte der vergeblich versuchte sich mit einem spitzenbesetzten, dünnem Taschentuch zu reinigen.
Xander hatte sich inzwischen lässig an eine Baum gelehnt: “Glaubt ihr wir bekommen heute noch Bilder von den Fenatori?“
„Nicht wenn du weiter so rumbrüllst, Harris.“
„Oh komm schon toter Junge, entspann dich zumindest können wir uns die Beine vertreten. Die Jägerinnen sind schon seit Wochen in der Burg eingesperrt.“
Andrew hatte die Kamera angeworfen und hielt sie ehrfürchtig auf Spike gerichtet: „Außerdem handelt es sich hier um eine äußerst wichtige Mission.“ Philosophisch fügte er hinzu: „Und keiner von uns trägt eine rote Uniform - also sollten wir vor plötzlichen Todesfällen gefeit sein.“
Spikes Finger zuckten und er wünschte sich eine verbotene Zigarette: “Richtig.“
Xander kicherte: „Oh Andrew kennst du den schon: Wie viele Borg benötig man um eine Glühbirne zu wechseln?“
Spike kümmerte es nicht das er mittlerweile quengelig klang: „Könnt ihr nicht bitte wenigstens versuchen leise zu sein?“
„AHAAHH!“ kreischte Andrew laut auf. Spike fuhr herum und wurde sofort zu Boden geworfen. Starke Klauen rissen seinen Kopf zur Seite und der Vampir fühlte dicke Reißzähne die sich in seinen Hals gruben. Er warf seinen Kopf zurück und brüllte wie ein verwundetes Tier, seine Beine schlugen wirkungslos gegen seine schwerere Gegnerin bis er plötzlich eine guten Tritt landete. Giruza die auf ihn gesprungen war flog durch die Luft und krachte knurrend an einem Baumstamm. Keuchend rappelte Spike sich auf die Füße und versuchte mit seiner Hand den Blutverlust seiner Halswunde zu stoppen. Er ertastet rohes, aufgerissenes Fleisch und drückte fest auf die glitschige Wunde. Flüchtig kam ihm der Gedanke, dass er das Zeichen der Dämonin noch lange tragen würde.
„Hallo, Kleiner Vampir.“ fauchte Giruza und attackierte erneut.
Spike wich gerade noch aus. Giruza wandte sich um. Mit einer schnellen Bewegung zog die hellbraune Dämonin einen hölzernen Speer aus ihren Rückenköcher.
„Lauft ihr, Idioten!“ herrschte Spike die Jungen an und sah aus dem Augenwinkel wie sie davon stolperten. Giruza attackierte erneut. Blitzgeschwind zielte sie um den Vampir aufzuspießen. Wenn Spikes Herz noch schlagen könnte, wäre es jetzt gerast. Knapp gelang es ihm den Speer auf die Seite zu stoßen. Sekundenlang schwebte die hölzerne Spitze über seiner rechten Schulter und die Blicke von Vampir und Fenatori trafen sich. Giruzas gelbe Katzenaugen leuchteten gefährlich. Blitzschnell zog sie den Speer zurück und stach erneut zu. Das weiten ihrer Pupillen seine einzige Warnung, drehte der Vampir eine Pirouette, wich aus und sprang auf den Rücken der Dämonin. Er packte ihren Kopf um ihr Rückgrad zu brechen. Giruza lachte nur und schleuderte Spike über ihre Schulter. Der Vampir rutschte auf seinen Ellbogen nach hinten und Giruza stürzte sich erneut auf ihre Beute. Plötzlich gab sie einen erstickten Laut von sich. Spike starrte sie aus großen, blauen Augen an und trieb den entwendeten Holzspeer tiefer in Giruzas Unterleib. Speichel tropfte auf ihn als Giruza nach Luft schnappte und von ihm rollte.
Spike schluckte und suchte nach den beiden jungen Männern. Der Überraschungsangriff war genau das gewesen - überraschend. Xander schob Andrew gerade einen Baum hinauf. Spike rollte sich auf die Füße. Giruza hatte sich schwer atmend zurückgezogen. Dunkelrotes Blut quoll zwischen ihren Klauen hervor die Druck auf ihre Bauchwunde ausübten.
Spike sprintete zu den beiden jungen Männern hinüber. Er packte Andrew und schleuderte ihn eilig auf den kahlen Baum hinauf. Dann sprang er selber auf den untersten Ast in zirka zwei Meter Höhe und streckte seine Hand nach Xander aus: „Harris!“
Xander zögerte keine Sekunde, packte Spikes Hand und ließ sich hinaufziehen. Andrew klettere vor ihnen mit ungewöhnlicher Geschicklichkeit höher. Der Vampir zog Xander das letzte Stück nach oben als ihm plötzlich der Xanders Geruch in das Gesicht wehte: eine Mischung aus Xander, Sex und… Dawn. Schock schlug seine eiskalten Krallen in Spike und für einen Moment schienen seine Augen ungläubig ihren Platz in den Sockeln verlassen zu wollen. Der Blutverlust ließ ihn schwindeln und für einen Moment dachte der Vampir, dass er sich geirrt hatte. Nach einem weiterem testendem Atemzug war die Geruchszusammensetzung nicht zu verkennen. Spikes Finger ballten sich fester in Xanders Shirt. Der junge Mann griff verwirrt nach der Hand die ihn plötzlich die Luft abdrehte. Dann begegnete er dem schwarzen, mörderischen Blick des Vampirs. Xander sah wie Spikes Nasenflügel bebten und schlagartig verließ alle Farbe das Gesicht des jungen Mannes: „Ich kann erklären…“
Ein tiefes Grollen drang aus Spikes Kehle: „Nenn mir nur einen Grund Harris warum ich dich nicht fallen lassen soll…“ Spikes Gesichtszüge knackten als sein Dämon zum Vorschein kam.
Xander strampelte hilflos: “Es gibt einen Zeugen…?“
Spike warf einen geringschätzigen Blick auf Andrew. Der unnötige Atmen des Vampirs kam in wütenden Stößen.
Xander strampelte und versuchte es erneut: „Buffy ist gleich hier…?“
Spike schnaubte giftig. Harris verdiente es gevierteilt zu werden, sein Körper musste mit Eisenbahnnägeln durchstochen werden bis er wie ein Nadelkissen aussah, Spike würde persönlich im Blut des Doghnut -Jungen rollen und dem Krümel Xanders Pimmel auf einem silbernem Tablett servieren… Der Vampir presste die Augen zusammen als Wut und Indignation über ihm zusammenschlugen. Seine Finger lösten sich aus dem Shirt des Jungen um ihn fallen zu lassen. Xander gab ein erschrockenes „iiep“ von sich als er fühlbar an Halt verlor. Der Vampir schnaufte schwer. Grüne Augen, goldene Haut und kleine Hände schoben sich in seine Gedanken. Ein lächelnder Schmollmund vertrieb Visionen von Blut und Gedärmen. Buffy wäre unglücklich wenn Xander etwas zustoßen würde. Spike holte schaudernd Luft. Buffy mochte Xander. Bestimmt schlossen sich seine Finger wieder fester um Harris Shirt. Und dann zog er mit einem kurzen Ruck den jungen Mann weg von dem Abgrund hinauf und setze ihn neben sich auf einen Ast. Xander starrte ihn aus seinem braunen Auge erschrocken an. Dann rutschte er schnell nahe an den Stamm heran und klammerte sich dort zitternd fest. Xander Harris wusste, dass er gerade Tod und Verstümmelung entkommen war. Gelbe Vampiraugen musterten den Harris-Jungen immer noch berechnend und versprachen nur eine spätere Abrechnung. Xander schluckte.
Der Vampir wischte sich mit einer klinischen Bewegung über seine Halswunde. Blut bedeckte seine Hand. Spike schnüffelte abwesend daran und verzog das Gesicht. Was für eine Beleidigung der Geruch des Speichels vermischt mit seinem Blut war. Und die Narbe würde noch in fünfzig Jahren sichtbar sein. Spikes Gesicht verzerrte sich zu einer wilden Grimasse und er wies Xander schroff an: „Ich lenke sie ab und ihr hofft dass unsere Verstärkung vor ihrer Verstärkung eintrifft.“
Spikes Auge zucke Xander noch einmal drohend an und der Vampir ließ sich zu Boden fallen. Nachtluft in der Nase und Blut an den Händen und Rachegedanken: das perfekte Vampirszenario. Nur das Grollen aus der Dunkelheit ließ seine Nackenhaare stehen. Und langsam lösten sich die Fenatori aus den Büschen. Nicht eine, nicht zwei… Spike fuhr sich mit der Zunge über die rauen Lippen… vier, sieben…
Der Vampir klatschte in die Hände: „Nicht so eilig Ladys - ist genug für alle da.“
Das Grollen vibrierte als Antwort stärker durch die Nacht und wurde von einem scharfen Fauchen unterbrochen. Die Augen der Fenatori funkelten wütend in ihren löwenhaften Gesichtern. Zwei der riesigen Dämoninen halfen ihrer Anführerin auf die Füße.
Eine klare Übermacht gegen die er keine Chance hatte. Spike brauchte Zeit. Also tat er das einzige was ihm einfiel: Ohne nachzudenken stürzte er sich auf die erstbeste Fenatori und brachte einen guten Fußtritt in ihren pelzigen Magen an. Er holte zu einem weiterem Schwinger aus, als ihn die Dämonin mit einem Schlag wie von einem Dampfhammer zu Boden donnern ließ. Spikes Schädel krachte gegen den harten Untergrund und durch den Schwung überschlug er sich mehrmals. Gott, die Fenatori waren stark. Stöhnend rollte er sich auf Rücken um herauszufinden wo oben in dieser sich drehenden, schwankenden Welt war. Der Sternenhimmel tauchte vor seinen Augen auf und hölzerne Speerspitzen schoben sich unter seine Nase. Spike blinzelte und sah sich umgeben von einer soliden, hohen Wand aus Fenatori. Kampf vorbei. Oh Verflucht. Soviel zu Zeitgewinnen. Mit sinkendem Gefühl musste der Vampir mit an sehen, dass die Kriegerinnen Platz für ihre Anführerin machten die ihn von oben herab ansah:
„Kleiner Vampir, das war äußerst unhöflich von dir. Ich habe gute Lust dich dafür in Feuer zu rösten bis deine Augäpfel schmelzen.“
Bravado war schon immer eine von Spikes Stärken gewesen, trotzdem klang seine Stimme gepresst als er sich leicht aufrichtete: „Sorry Sweetheart - das hab ich schon hinter mir - bin immer noch da.“
Giruza hob eine bepelzte Braue: „Gut zu wissen. Glücklicherweise sind eure Jägerinnen…“ sie ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen: „…delikater. Und wir werden ja sehen wie wichtig ihnen ihre Männer sind.“
Mit einer kurzen Geste zeigte sie auf den Baum auf dem die beiden Jungen saßen: „Holt sie runter - wir gehen.“
„Hey, Moment mal“ protestierte Spike und schleuderte Giruza hinterher: „Wer hat überhaupt gesagt, dass ihr Jägerinnen jagen dürft - soweit ich weiß war das immer meine Jobbeschreibung!“
„Spike hör endlich auf anzugeben und tu was!“ konnte man Xander verzweifelt aus dem Baum vernehmen. Der junge Mann versuchte höher zu klettern und gleichzeitig den Klauen der beiden Fenatori auszuweichen die mittlerweile den Stamm erklommen hatten.
Aber Spike hatte eigene Probleme. Kräftige Hände packten ihn und banden ihn an Händen und Füßen. Dabei blitzen lange dicken Reißzähne drohend die des Vampirs eigene Reißer niedlich aussehen ließen. Er wurde einfach in die Höhe gestemmt und über den Köpfen der Fenatori davongetragen. Der Vampir hätte genauso gut in einem Boot ohne Paddel sitzen können. Wenn Buffy sich nicht beeilte, würden von ihren drei Gefährten nur mehr abgenagte Knochen überbleiben.
„Hey!“ erscholl empört hinter ihnen.
Spike schloss erleichtert die Augen - nur Buffy brachte diese genervte Indignation zusammen.
Doch als er die Augen öffnete, hätte er sie am liebsten gleich wieder geschlossen. Hinter Buffy stand nicht etwa die Armee aus Jägerinnen die Spike sich vorgestellt hatte, sondern nur Willow, Kennedy und eine Handvoll Wächter?!
Buffy klang wütend: „Ich glaube ihr habt da etwas was mir gehört.“ sie zeigte auf Spike. Der Vampir konnte ein leichtes vibrieren in ihrer Stimme hören als sie die Fenatori das erste Mal aus der Nähe sah. Ihr überlegenes Gewicht, ihre Größe und die absolute Tödlichkeit in ihren Bewegungen war unverkennbar und Buffy bei weitem nicht so gefasst wie es den Anschein hatte.
Da Spike nichts besseres einfiel wachelte er kurz mit den gebundenen Händen:
„Hi, Buffy.“
Buffy nickte und deutete auf Spike: „Das da ist mein Vampir und die beiden …“ sie zögerte und warf einen zweifelnden Blick auf Andrew und Xander die in den Ästen hingen: „…Affen gehören auch zu mir.“ Sie warf in bewährter Jägerinnenmanier den Kopf leichthin in den Nacken und verkündete: „ Und ihr gebt sie mir besser alle zurück oder es wird euch sehr wehtun.“
„Aua!“
Andrew war endgültig aus dem Baum gefallen.
Die Fenatori nutzen die Ablenkung. Ohne ein sichtbares Signal stürzten sie sich wie ein Rudel hungriger Wölfe auf die Burgbewohner. Spike fluchte - langes Rumdiskutieren war keine Sache der Fenatori - sie schlugen einfach zu.
Buffy gab einen erschrockenen Laut von sich und die Wächter hinter ihr feuerten ihre Armbrüste zu spät ab. Spike versuchte in dem Gebrüll und Gemetzel den blonden Haarschopf nicht aus den Augen zu verlieren, dessen Besitzerin um sich schlug und trat und verschwand. Spike fluchte erneut und warf sich trotz der Fesseln nach vorne um Buffy zu helfen. Aber eine große Hand mit spitzen Klauen packte seinen Hals und warf ihn zurück gegen einen Stamm. Spike konnte gerade noch nach Atem ringen, als ein Holzspeer schmerzhaft seine Brust durchbohrte. Entsetzt starrte er das lange Stück Holz an das ihn an den Stamm nagelte und ihn jeden Moment zu Staub verwandeln würde. Wer kümmerte sich jetzt um Alan? Wer fütterte ihn? Wer las ihm vor?
Erstaunlicherweise passierte… nichts. Die Fenatori hatte sein Herz um einen Finger weit verfehlt. Spike starrte in das sadistische, sandfarbene Gesicht der Fenatori. Diese zischte: „Du bleibst hier.“ Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen rammte sie ihm einen zweiten Speer auch noch durch den Magen: „ Gute Männer bleiben zuhause - dann passieren auch solche Unannehmlichkeiten nicht.“
Spike krümmte sich und schnappte knurrend nach ihrer Hand. Vollkommen hilflos an einen Baum genagelt zu sein war schon entwürdigend genug ohne feindliche Kommentare und diese verdammten Speere schmerzten. Plötzlich gab seine Wächterin einen erstickten Laut von sich und brach nieder.
Hinter ihr kam Xander zum Vorschein der einen schweren Ast wie einen Knüppel umklammert hielt. Spike erlaubte sich erleichtert aufzuatmen während Xander die Speere mit einem saugendem Geräusch aus ihm zog und begann ihm die Fesseln zu lösen. Ein Blick hinter den dunkelhaarigen jungen Mann offenbarte ein kleines rotes Kameralicht und Andrew.
Spike riss sich die letzten Schnüre von den Füßen und suchte verzweifelt Buffys blonden Schopf. Schließlich entdeckte er sie. Die Jägerin wehrte mühsam die Schläge einer großen, hellgrauen Fenatori ab. Äußerlich schien sie okay zu sein, aber Spike erkannte sofort, dass ihre Schläge ungenau waren, sie ihre rechte Hand nicht richtig einsetzte, sich zu langsam drehte…
„Buffy!“ Ungeachtete seiner eigenen Verletzungen schoss der Vampir vorwärts und rammte die Jägerin auf die Seite. Eine Sekunde später zerschnitt eine Axt die Stelle an der gerade noch Buffys Kopf gewesen war. Grüne Augen starrten Spike überrascht an und der Vampir schnaufte erleichtert. Dann weiteten sich sein Blick entsetzt: Buffy roch nach Angst. Funkelnde Lichter spiegelten sich in ihren Augen wieder. Der Vampir duckte sich und blickte nach oben. Dann knallte es über ihm. Reflexartig duckte er sich als es wieder krachte. Spike presste Buffy an sich und musste plötzlich laut lachen - ein Feuerwerk! Willow mochte ihre Schwächen haben, aber auch ihre hellen Momente. Die Hexe stand zusammen mit Kennedy in einem Kreis aus Fenatori und schoss bunte Magieflocken in die Luft die laut und bunt explodierten.
Die Fenatori waren offenbar mit dem Prinzip Feuerwerk nicht vertraut. Sie stoppten erschrocken und duckten sich. Sie starrten mit offenen Mündern nach oben in die bunten explodierenden Lichter, ihr Fell sträubte sich und ihre Schwänze verwandelten sich in Flaschenbürsten. Jeder neue Knall ließ sie erneut in den Knien zusammenzucken bis ein gebellter Befehl offenbar den Rückzug befahl. Die Verwundeten Gefährten mit sich ziehend verschwanden die Fenatori in den Wald und verschmolzen mit der Dunkelheit bevor sie jemand aufhalten konnte.
Buffy rappelte sich auf die Füße und überflog leise schwankend das Schlachtfeld. Es war offensichtlich, dass einige der Wächter recht unsanft von ihren Köpfen getrennt worden waren und andere lagen in den letzen Atemzügen. Manche riefen nach Hilfe, aber Spike machte sich mehr Sorgen um die die nichts sagten.
Buffys Befehl war kurz und präzise: „Helft den Verwundeten auf die Krankenstation.“ Sie selbst schulterte einen Mann der wahrscheinlich beinahe das doppelte ihres Gewichts betrug und hinkte mit ihm zur Burg zurück. Spike, Willow, Xander, Andrew und die Anderen folgten ihrem Befehl und begannen die gefallenen Kollegen aufzusammeln. Eine blutige Angelegenheit die den Dämon sabbern und William winseln ließ. Spike packte den erstbesten Kandidaten, der aussah als hätte man versucht seine Leber mit bloßen Händen zu entfernen und hasteten hinter Buffy den Berg hinauf.
Giles, Dawn und die Jägerinnen empfingen sie schon am Eingangstor der Burg. Buffy hatte den jungen Mädchen klargemacht, dass sie persönlich jede Jägerin vierteilen würde die es wagte die Burg zu verlassen. Nach dem Massaker an den Wächtern fragte sich Spike ob sie diese Entscheidung nicht schon bereute.
Buffy trug den Wächter selbst bis zur Krankenstation - dort lud sie den Mann mit den grauen Schläfen auf eine Liege ab und gab Anweisungen. Die Krankenstation war ein hoher aber freundlicher Raum, der soweit Spike das beurteile konnte, mit modernstem Gerät ausgestattet war.
Dann: „Spike!“ Buffy helle Stimme ordnete den Vampir an ihr zu folgen. Hinter seiner Jägerin überquerte er den gefliesten Boden und folgte Buffy in ein kleines, mit Papier überfülltes Büro das an die Krankenstation angeschlossen war. Die Oberjägerin schloss die Türe mit einem festen klick hinter ihnen. Violette und grüne Flecken begannen sich schon in ihrem Gesicht abzuzeichnen und ihr schwarzer Strickpulli war ein Kandidat für den Müll. Spike beobachtete sie leicht misstrauisch: tat sie ihm gerade den Gefallen ihn nicht vor allen anderen niederzumachen obwohl er in seiner Rolle als Aufpasser so spektakulär versagt hatte? Der Vampir straffte sich um sich gegen die Vorwürfe besser gewappnet zu fühlen.
Die Oberjägerin ließ sich mit einem leisen Schmerzlaut auf den ledernen Bürosessel sinken. Sie hob den Kopf um sich ihrer Privatheit zu versichern und brachte dann mühsam hervor:
„Spike, hol Doktor Kelly.“
Der Vampir beobachtete entsetzt wie die Jägerin nach vorne kippte und fing sie schnell bevor sie aus dem Sessel kippte. Seine Nasenflügel bebten: er roch kein Blut, aber Schwäche und Krankheit: Innere Blutungen also und gebrochene Knochen. Buffys Haut spannte sich fahl über vor Schmerz gespannte Muskeln und ihr Atmen klang kurz und abgehackt.
Mit sorgsamer Sicherheit legte Spike die Jägerin seitlich auf den Fußboden und stahl sich aus der Türe. Seine Augen geisterten frenetisch durch den voll gestopften Saal, bis sie den alten Mediziner fanden. Der Vampir trat unauffällig von hinten an den Mann heran: „Doc, brauch deine Dienste.“
Der alte Mediziner drehte sich nicht einmal um und knurrte nur: „Habe keine Zeit für die Toten.“
Spike trat einen Schritt näher und wisperte eindringlich: „Ich auch nicht.“
Doktor Kelly drehte sich langsam um und mustere den Vampir. Spike machte eine unauffällige Geste in Richtung Büro. Der Mann hob skeptisch beide Brauen, aber streifte die blutigen Latexhandschuhe ab und folgte dem Vampir mit schlurfendem Schritt. Selbst als er durch die Bürotüre trat zeigte der Mann keine Eile. Er kniete sich neben die junge, ohnmächtige Frau und kontrollierte ihre Lebenszeichen. Seine Stimme klang schroff: „Holen sie mir bitte Schwester Southwich und eine Bahre.“
Spike nickte, öffnete leicht die Türe und kollidierte sofort mit Willow die offensichtlich jemanden suchte. Spike fasste ihre Oberarme und verhinderte, dass die Hexe zu Boden stürzte. Willows Augen waren unnatürlich groß und ihre Haut bleicher als gewöhnlich: „Ist Kennedy hier?! Ich kann sie nicht finden…“ Jetzt erst fiel ihr Blick auf die bewusstlose Jägerin: „Buffy?!“
Spike drängte sich an Willow vorbei und organisierte Schwester und Bahre. Dann lehnte er sich schwer an die Bürowand und beobachtete wie Arzt und Krankenschwester Buffy erstversorgten, seine eigenen Verletzungen vergessen. Als es Zeit war sie abzutransportieren stieß der Vampir sich von der Wand ab und öffnete mit einer viel sagend gehobenen Augenbraue die zweite Bürotüre die hinaus auf einen dunklen Gang führte.
Dr. Kelly musterte nachdenklich den Vampir, dann den Zustand der Oberjägerin. Schließlich gab er Spike ein kleines, beruhigendes Knopfnicken. Buffy wurde nicht durch das vollbesetzte Krankenzimmer, sondern durch den diskreten, einsamen Gang geschoben. Alte Männer verstanden sich manchmal auch ohne Worte.
~*~
In der sanften Hügellandschaft Schottlands genoss Giruza sinnend den Ausblick der sich ihr vom Waldrand aus bot. In einiger Entfernung vor ihr war der zerklüftete, hellgraue Felsenberg auf dem das hohe Jägerinnennest thronte. Die untergehende Sonne tauchte das abschreckend wirkende, alte Gemäuer in feuriges orange und umrahmte die Wolken hinter der Burg mit goldenem Licht. Der Himmel erstrahlte in Rosatönen und begann sich über Giruza in violette Schatten zu färben.
Die große Dämonin streckte ihre kräftigen Muskeln als ein aufmunternder Wind das hellbraunes Fell zerzauste. Niemand in ihrem Clan käme je ernsthaft auf die Idee vor Mittag aufzustehen - erst im Laufe des Nachmittags erwachte ihre Familie um in der Abenddämmerung und der frühen Nacht auf die Jagd zu gehen. Genau wie ihre Beute - es war eine alte Weisheit, dass man die meisten Jägerinnen vor Mitternacht fing. Und das letzte Jahr war in dieser Beziehung gut zum Clan gewesen. Normalerweise wurde nur alle zwei oder sogar mehr Generationen eine Jägerin gefangen. Doch nun waren es alleine schon in Giruzas Lebenszeit Dutzende gewesen und noch mehr würden folgen und ihren Clan erstarken lassen.
Denn es war das starke Blut der Mädchen, das es den Fenatori ermöglichte sich erfolgreich fortzupflanzen - ohne die magische Energie in der roten Flüssigkeit wurden keine kleinen Fenatori geboren. Insofern führte der plötzliche Jagderfolg zu einem enormen Bevölkerungsanstieg und aus Giruzas kleiner Sippe war mittlerweile eine beachtliche Armee geworden.
Die Clanchefin prüfte mit ihrer empfindlichen Nase die kühle Abendluft: rechts von ihr aus dem kleinem Dorf in der Talsenke wehte der Geruch von armen Essen, unterlegt mit leiser Musik. Hinter ihr raschelte die Lederklappe ihres Zelteingangs. Marlock der Magier des Clans streckte seinen Kopf hindurch: „Wir sind soweit Giruza.“
Die große Dämonin strich ihren pflaumenfarbenen, feinen Leinenkittel glatt und nickte knapp. Sie warf noch einmal einen berechnenden Blick auf die Burg der Jägerinnen zurück. Eine kleine, blonde Gestalt stand gefasst aber wachsam auf den Zinnen und schien etwas unter sich zu beobachten. Aber Giruza wusste, dass alle Wachsamkeit den Jägerinnen nichts nützen würde. Bald würde der Clan hinter den grauen Mauern ein Festmahl halten - die Mädchen würden gar nicht wissen wie ihnen geschah wenn Giruzas Spion ganz einfach von Innen die Burgtore öffnen würde.
Innerhalb Giruzas Zelt hatte der Magier aus farbigen Sand komplizierte, ineinander laufende Kreise geschüttet. Giruza ließ sich abwartend auf ihren Holzhocker sinken und streckte mit einer grazilen Bewegung ihre Beine von sich. Runde Gegenstände waren hinter ihr auf Speeren aufgespießt welche einfach in den Boden gerammt worden waren. Strähnige schwarze, rote und blonde Fetzen hingen immer noch von den Köpfen, deren Haut sich dunkelbraun verfärbt hatte. Die Augen der meisten erlegten Jägerinnen waren geschlossen, die Gesichter schmerzverzehrt. Nur das Gesicht das einst Anna gehört hatte zeigte so etwas wie Erschrecken, ihre leeren, schwarzen Augenhöhlen weit geöffnet.
Giruza bedeutete dem zottigen, dunkelbraunem Magier anzufangen. Der hob die dünnen, sehnigen Arme in deren Händen er kleine, violette Eier hielt als sich Giruzas lässige Haltung plötzlich versteifte und ihre Luchsohren sich aufrichteten. Hinter der Zeltwand konnte man leise Stimmen hören. Eine schnelle Geste gebot Marlock zu schweigen. Nur die Schwanzspitze der Clanführerin zitterte als sie mit gespanntem Muskeln aus dem Zelt glitt.
Ihre scharfen Ohren vermuteten die Eindringlinge nur einen Speerwurf weit entfernt und auf den Wald zusteuernd. Giruza bedeutet Marlock Verstärkung zu holen ehe sie sich lautlos an die Eindringlinge heranpirschte. Sie hatte recht: in einer kurzer Entfernung erblickte sie drei Gestalten die laut diskutierten.
~*~
„Verdammt Harris, hör auf dich zu beschweren oder, bei Hades, ich schwöre ich beiß dich!“
„Was? Das hier war nicht meine Idee!“
„Psst, ihr vertreibt mir noch meine Modelle…“
Andrew wachelte viel sagend mit seiner Videokamera und Spike zog eine viel sagende Grimasse: nur Andrew schaffte es riesige, fleischfressende Dämonen als Modelle zu bezeichnen. Und dabei hatte der Tag für den Vampir so viel versprechend begonnen: Illyria war heute morgen ins Wohnzimmer gewalzt und hatte stolz verkündet:
„Meine Konkubine hat mich eingeladen.“
Spike wusste nicht ob das eine gute Idee von Willow war, aber er gratulierte Illyria trotzdem während er an Alan ein Gläschen Birne-Apfel verfütterte. Er hatte sich schon Sorgen um Illyria gemacht - die Exgöttin war in letzter Zeit immer übellauniger geworden und selbst ihr Farn schien sie verärgert zu haben: die Pflanze hatte eine verdächtige Brandstelle als hätte ein kleiner Blitz in sie eingeschlagen. Spike wusste zwar nicht was der Farn gesagt hatte, aber offensichtlich hatte er ein unkluges Maß an Ehrlichkeit gezeigt. Illyrias nächste Satz schockte den Vampir:
„Was soll ich anziehen?“
Illyria fragte nie um Rat. Aber die Ex-Göttin hatte sonst auch nicht diesen Unsicheren Zug um die eisblauen Augen. Spike räusperte sich: „Wohin geht ihr beiden Hübschen den?“
Ihre Blauheit legte den Kopf schief: „Ein Heißgetränk im Verpflegungszentrum.“
Also Kaffee in der Kantine: „Dann Relax, Blue. Die Hexe wird sich über deine Gesellschaft freuen und ihr beide werdet einen netten Abend verbringen.“
Illyria hatte zaghaft genickt und sich dann auf den Weg gemacht um sich hoffentlich gut durchvögeln zu lassen und entspannt und vampirfreundlich zurückzukehren. Auch das Training mit Dana hatte sich als erstaunlich erfreulich erwiesen, nachdem beide beschlossen hatten das Training lieber in die Gänge und Stiegenhäuser der Burg zu verlegen und einen großen Bogen um Mitwächter und Mitjägerinnen zu machen. Und auch wenn Dana sich offiziell bei ihm entschuldigt hatte so genoss es Spikes Dämon immens sich für die erlittene Prügel in LA Schlag für Schlag zu rächen.
Und dann war da noch Buffy gewesen und eine Runde heißer Sex die Spike entspannt und ex-göttinnenfreundlich gemacht hatte, ach ja und geistig unzurechnungsfähig als er sich hatte breitschlagen lassen Andrew auf diesen kleinen Stunt als Monsterfotograf zu begleiten. Offenbar war der Vampir der einzige mit übernatürlichen Kräften der von den Fenatori nicht beeinträchtigt wurde und so auf Andrew aufpassen konnte. Und offenbar war Xander Harris der einzige Mensch den Giles als fähig erachtete auf Spike aufzupassen. Und so fanden sich der Doghnut -Junge und Spike mit einem enthusiastischen Andrew auf der Suche nach Aufnahmen der Fenatori wieder. Buffy hoffte mithilfe der Aufnahmen die Jägerinnen zu desensibilisieren.
„Um Himmels Willen, Andrew, versuch wenigstens mit deiner Umgebung zu verschmelzen.“ Zu Spike Missfallen hopste der Junge schon wieder aufgeregt durch die Gegend.
Der Angesprochene drehte sich um, warf Spike einen treuherzigen Blick zu ehe: „Autsch!“ er stolperte und der Länge nach auf den Waldboden aufschlug. Als er sein Gesicht wieder aus dem Boden hob war es braun verschmiert und sah erschrocken aus. Trotzdem murmelte Andrew geschwind: „Nicht passiert, nichts passiert… nur Schlamm… denk ich.“ Er schnüffelte.
Obwohl Spike persönlich fand, dass Andrew jetzt viel besser mit seiner Umgebung harmonierte, so konnte er doch ein gewisses Mitleid mit dem jungen Mann in Tweed nicht unterdrücken - verdammte Seele. Er achtete also sorgsam auf eine leidende Miene als er Andrew wieder auf die Füße stellte der vergeblich versuchte sich mit einem spitzenbesetzten, dünnem Taschentuch zu reinigen.
Xander hatte sich inzwischen lässig an eine Baum gelehnt: “Glaubt ihr wir bekommen heute noch Bilder von den Fenatori?“
„Nicht wenn du weiter so rumbrüllst, Harris.“
„Oh komm schon toter Junge, entspann dich zumindest können wir uns die Beine vertreten. Die Jägerinnen sind schon seit Wochen in der Burg eingesperrt.“
Andrew hatte die Kamera angeworfen und hielt sie ehrfürchtig auf Spike gerichtet: „Außerdem handelt es sich hier um eine äußerst wichtige Mission.“ Philosophisch fügte er hinzu: „Und keiner von uns trägt eine rote Uniform - also sollten wir vor plötzlichen Todesfällen gefeit sein.“
Spikes Finger zuckten und er wünschte sich eine verbotene Zigarette: “Richtig.“
Xander kicherte: „Oh Andrew kennst du den schon: Wie viele Borg benötig man um eine Glühbirne zu wechseln?“
Spike kümmerte es nicht das er mittlerweile quengelig klang: „Könnt ihr nicht bitte wenigstens versuchen leise zu sein?“
„AHAAHH!“ kreischte Andrew laut auf. Spike fuhr herum und wurde sofort zu Boden geworfen. Starke Klauen rissen seinen Kopf zur Seite und der Vampir fühlte dicke Reißzähne die sich in seinen Hals gruben. Er warf seinen Kopf zurück und brüllte wie ein verwundetes Tier, seine Beine schlugen wirkungslos gegen seine schwerere Gegnerin bis er plötzlich eine guten Tritt landete. Giruza die auf ihn gesprungen war flog durch die Luft und krachte knurrend an einem Baumstamm. Keuchend rappelte Spike sich auf die Füße und versuchte mit seiner Hand den Blutverlust seiner Halswunde zu stoppen. Er ertastet rohes, aufgerissenes Fleisch und drückte fest auf die glitschige Wunde. Flüchtig kam ihm der Gedanke, dass er das Zeichen der Dämonin noch lange tragen würde.
„Hallo, Kleiner Vampir.“ fauchte Giruza und attackierte erneut.
Spike wich gerade noch aus. Giruza wandte sich um. Mit einer schnellen Bewegung zog die hellbraune Dämonin einen hölzernen Speer aus ihren Rückenköcher.
„Lauft ihr, Idioten!“ herrschte Spike die Jungen an und sah aus dem Augenwinkel wie sie davon stolperten. Giruza attackierte erneut. Blitzgeschwind zielte sie um den Vampir aufzuspießen. Wenn Spikes Herz noch schlagen könnte, wäre es jetzt gerast. Knapp gelang es ihm den Speer auf die Seite zu stoßen. Sekundenlang schwebte die hölzerne Spitze über seiner rechten Schulter und die Blicke von Vampir und Fenatori trafen sich. Giruzas gelbe Katzenaugen leuchteten gefährlich. Blitzschnell zog sie den Speer zurück und stach erneut zu. Das weiten ihrer Pupillen seine einzige Warnung, drehte der Vampir eine Pirouette, wich aus und sprang auf den Rücken der Dämonin. Er packte ihren Kopf um ihr Rückgrad zu brechen. Giruza lachte nur und schleuderte Spike über ihre Schulter. Der Vampir rutschte auf seinen Ellbogen nach hinten und Giruza stürzte sich erneut auf ihre Beute. Plötzlich gab sie einen erstickten Laut von sich. Spike starrte sie aus großen, blauen Augen an und trieb den entwendeten Holzspeer tiefer in Giruzas Unterleib. Speichel tropfte auf ihn als Giruza nach Luft schnappte und von ihm rollte.
Spike schluckte und suchte nach den beiden jungen Männern. Der Überraschungsangriff war genau das gewesen - überraschend. Xander schob Andrew gerade einen Baum hinauf. Spike rollte sich auf die Füße. Giruza hatte sich schwer atmend zurückgezogen. Dunkelrotes Blut quoll zwischen ihren Klauen hervor die Druck auf ihre Bauchwunde ausübten.
Spike sprintete zu den beiden jungen Männern hinüber. Er packte Andrew und schleuderte ihn eilig auf den kahlen Baum hinauf. Dann sprang er selber auf den untersten Ast in zirka zwei Meter Höhe und streckte seine Hand nach Xander aus: „Harris!“
Xander zögerte keine Sekunde, packte Spikes Hand und ließ sich hinaufziehen. Andrew klettere vor ihnen mit ungewöhnlicher Geschicklichkeit höher. Der Vampir zog Xander das letzte Stück nach oben als ihm plötzlich der Xanders Geruch in das Gesicht wehte: eine Mischung aus Xander, Sex und… Dawn. Schock schlug seine eiskalten Krallen in Spike und für einen Moment schienen seine Augen ungläubig ihren Platz in den Sockeln verlassen zu wollen. Der Blutverlust ließ ihn schwindeln und für einen Moment dachte der Vampir, dass er sich geirrt hatte. Nach einem weiterem testendem Atemzug war die Geruchszusammensetzung nicht zu verkennen. Spikes Finger ballten sich fester in Xanders Shirt. Der junge Mann griff verwirrt nach der Hand die ihn plötzlich die Luft abdrehte. Dann begegnete er dem schwarzen, mörderischen Blick des Vampirs. Xander sah wie Spikes Nasenflügel bebten und schlagartig verließ alle Farbe das Gesicht des jungen Mannes: „Ich kann erklären…“
Ein tiefes Grollen drang aus Spikes Kehle: „Nenn mir nur einen Grund Harris warum ich dich nicht fallen lassen soll…“ Spikes Gesichtszüge knackten als sein Dämon zum Vorschein kam.
Xander strampelte hilflos: “Es gibt einen Zeugen…?“
Spike warf einen geringschätzigen Blick auf Andrew. Der unnötige Atmen des Vampirs kam in wütenden Stößen.
Xander strampelte und versuchte es erneut: „Buffy ist gleich hier…?“
Spike schnaubte giftig. Harris verdiente es gevierteilt zu werden, sein Körper musste mit Eisenbahnnägeln durchstochen werden bis er wie ein Nadelkissen aussah, Spike würde persönlich im Blut des Doghnut -Jungen rollen und dem Krümel Xanders Pimmel auf einem silbernem Tablett servieren… Der Vampir presste die Augen zusammen als Wut und Indignation über ihm zusammenschlugen. Seine Finger lösten sich aus dem Shirt des Jungen um ihn fallen zu lassen. Xander gab ein erschrockenes „iiep“ von sich als er fühlbar an Halt verlor. Der Vampir schnaufte schwer. Grüne Augen, goldene Haut und kleine Hände schoben sich in seine Gedanken. Ein lächelnder Schmollmund vertrieb Visionen von Blut und Gedärmen. Buffy wäre unglücklich wenn Xander etwas zustoßen würde. Spike holte schaudernd Luft. Buffy mochte Xander. Bestimmt schlossen sich seine Finger wieder fester um Harris Shirt. Und dann zog er mit einem kurzen Ruck den jungen Mann weg von dem Abgrund hinauf und setze ihn neben sich auf einen Ast. Xander starrte ihn aus seinem braunen Auge erschrocken an. Dann rutschte er schnell nahe an den Stamm heran und klammerte sich dort zitternd fest. Xander Harris wusste, dass er gerade Tod und Verstümmelung entkommen war. Gelbe Vampiraugen musterten den Harris-Jungen immer noch berechnend und versprachen nur eine spätere Abrechnung. Xander schluckte.
Der Vampir wischte sich mit einer klinischen Bewegung über seine Halswunde. Blut bedeckte seine Hand. Spike schnüffelte abwesend daran und verzog das Gesicht. Was für eine Beleidigung der Geruch des Speichels vermischt mit seinem Blut war. Und die Narbe würde noch in fünfzig Jahren sichtbar sein. Spikes Gesicht verzerrte sich zu einer wilden Grimasse und er wies Xander schroff an: „Ich lenke sie ab und ihr hofft dass unsere Verstärkung vor ihrer Verstärkung eintrifft.“
Spikes Auge zucke Xander noch einmal drohend an und der Vampir ließ sich zu Boden fallen. Nachtluft in der Nase und Blut an den Händen und Rachegedanken: das perfekte Vampirszenario. Nur das Grollen aus der Dunkelheit ließ seine Nackenhaare stehen. Und langsam lösten sich die Fenatori aus den Büschen. Nicht eine, nicht zwei… Spike fuhr sich mit der Zunge über die rauen Lippen… vier, sieben…
Der Vampir klatschte in die Hände: „Nicht so eilig Ladys - ist genug für alle da.“
Das Grollen vibrierte als Antwort stärker durch die Nacht und wurde von einem scharfen Fauchen unterbrochen. Die Augen der Fenatori funkelten wütend in ihren löwenhaften Gesichtern. Zwei der riesigen Dämoninen halfen ihrer Anführerin auf die Füße.
Eine klare Übermacht gegen die er keine Chance hatte. Spike brauchte Zeit. Also tat er das einzige was ihm einfiel: Ohne nachzudenken stürzte er sich auf die erstbeste Fenatori und brachte einen guten Fußtritt in ihren pelzigen Magen an. Er holte zu einem weiterem Schwinger aus, als ihn die Dämonin mit einem Schlag wie von einem Dampfhammer zu Boden donnern ließ. Spikes Schädel krachte gegen den harten Untergrund und durch den Schwung überschlug er sich mehrmals. Gott, die Fenatori waren stark. Stöhnend rollte er sich auf Rücken um herauszufinden wo oben in dieser sich drehenden, schwankenden Welt war. Der Sternenhimmel tauchte vor seinen Augen auf und hölzerne Speerspitzen schoben sich unter seine Nase. Spike blinzelte und sah sich umgeben von einer soliden, hohen Wand aus Fenatori. Kampf vorbei. Oh Verflucht. Soviel zu Zeitgewinnen. Mit sinkendem Gefühl musste der Vampir mit an sehen, dass die Kriegerinnen Platz für ihre Anführerin machten die ihn von oben herab ansah:
„Kleiner Vampir, das war äußerst unhöflich von dir. Ich habe gute Lust dich dafür in Feuer zu rösten bis deine Augäpfel schmelzen.“
Bravado war schon immer eine von Spikes Stärken gewesen, trotzdem klang seine Stimme gepresst als er sich leicht aufrichtete: „Sorry Sweetheart - das hab ich schon hinter mir - bin immer noch da.“
Giruza hob eine bepelzte Braue: „Gut zu wissen. Glücklicherweise sind eure Jägerinnen…“ sie ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen: „…delikater. Und wir werden ja sehen wie wichtig ihnen ihre Männer sind.“
Mit einer kurzen Geste zeigte sie auf den Baum auf dem die beiden Jungen saßen: „Holt sie runter - wir gehen.“
„Hey, Moment mal“ protestierte Spike und schleuderte Giruza hinterher: „Wer hat überhaupt gesagt, dass ihr Jägerinnen jagen dürft - soweit ich weiß war das immer meine Jobbeschreibung!“
„Spike hör endlich auf anzugeben und tu was!“ konnte man Xander verzweifelt aus dem Baum vernehmen. Der junge Mann versuchte höher zu klettern und gleichzeitig den Klauen der beiden Fenatori auszuweichen die mittlerweile den Stamm erklommen hatten.
Aber Spike hatte eigene Probleme. Kräftige Hände packten ihn und banden ihn an Händen und Füßen. Dabei blitzen lange dicken Reißzähne drohend die des Vampirs eigene Reißer niedlich aussehen ließen. Er wurde einfach in die Höhe gestemmt und über den Köpfen der Fenatori davongetragen. Der Vampir hätte genauso gut in einem Boot ohne Paddel sitzen können. Wenn Buffy sich nicht beeilte, würden von ihren drei Gefährten nur mehr abgenagte Knochen überbleiben.
„Hey!“ erscholl empört hinter ihnen.
Spike schloss erleichtert die Augen - nur Buffy brachte diese genervte Indignation zusammen.
Doch als er die Augen öffnete, hätte er sie am liebsten gleich wieder geschlossen. Hinter Buffy stand nicht etwa die Armee aus Jägerinnen die Spike sich vorgestellt hatte, sondern nur Willow, Kennedy und eine Handvoll Wächter?!
Buffy klang wütend: „Ich glaube ihr habt da etwas was mir gehört.“ sie zeigte auf Spike. Der Vampir konnte ein leichtes vibrieren in ihrer Stimme hören als sie die Fenatori das erste Mal aus der Nähe sah. Ihr überlegenes Gewicht, ihre Größe und die absolute Tödlichkeit in ihren Bewegungen war unverkennbar und Buffy bei weitem nicht so gefasst wie es den Anschein hatte.
Da Spike nichts besseres einfiel wachelte er kurz mit den gebundenen Händen:
„Hi, Buffy.“
Buffy nickte und deutete auf Spike: „Das da ist mein Vampir und die beiden …“ sie zögerte und warf einen zweifelnden Blick auf Andrew und Xander die in den Ästen hingen: „…Affen gehören auch zu mir.“ Sie warf in bewährter Jägerinnenmanier den Kopf leichthin in den Nacken und verkündete: „ Und ihr gebt sie mir besser alle zurück oder es wird euch sehr wehtun.“
„Aua!“
Andrew war endgültig aus dem Baum gefallen.
Die Fenatori nutzen die Ablenkung. Ohne ein sichtbares Signal stürzten sie sich wie ein Rudel hungriger Wölfe auf die Burgbewohner. Spike fluchte - langes Rumdiskutieren war keine Sache der Fenatori - sie schlugen einfach zu.
Buffy gab einen erschrockenen Laut von sich und die Wächter hinter ihr feuerten ihre Armbrüste zu spät ab. Spike versuchte in dem Gebrüll und Gemetzel den blonden Haarschopf nicht aus den Augen zu verlieren, dessen Besitzerin um sich schlug und trat und verschwand. Spike fluchte erneut und warf sich trotz der Fesseln nach vorne um Buffy zu helfen. Aber eine große Hand mit spitzen Klauen packte seinen Hals und warf ihn zurück gegen einen Stamm. Spike konnte gerade noch nach Atem ringen, als ein Holzspeer schmerzhaft seine Brust durchbohrte. Entsetzt starrte er das lange Stück Holz an das ihn an den Stamm nagelte und ihn jeden Moment zu Staub verwandeln würde. Wer kümmerte sich jetzt um Alan? Wer fütterte ihn? Wer las ihm vor?
Erstaunlicherweise passierte… nichts. Die Fenatori hatte sein Herz um einen Finger weit verfehlt. Spike starrte in das sadistische, sandfarbene Gesicht der Fenatori. Diese zischte: „Du bleibst hier.“ Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen rammte sie ihm einen zweiten Speer auch noch durch den Magen: „ Gute Männer bleiben zuhause - dann passieren auch solche Unannehmlichkeiten nicht.“
Spike krümmte sich und schnappte knurrend nach ihrer Hand. Vollkommen hilflos an einen Baum genagelt zu sein war schon entwürdigend genug ohne feindliche Kommentare und diese verdammten Speere schmerzten. Plötzlich gab seine Wächterin einen erstickten Laut von sich und brach nieder.
Hinter ihr kam Xander zum Vorschein der einen schweren Ast wie einen Knüppel umklammert hielt. Spike erlaubte sich erleichtert aufzuatmen während Xander die Speere mit einem saugendem Geräusch aus ihm zog und begann ihm die Fesseln zu lösen. Ein Blick hinter den dunkelhaarigen jungen Mann offenbarte ein kleines rotes Kameralicht und Andrew.
Spike riss sich die letzten Schnüre von den Füßen und suchte verzweifelt Buffys blonden Schopf. Schließlich entdeckte er sie. Die Jägerin wehrte mühsam die Schläge einer großen, hellgrauen Fenatori ab. Äußerlich schien sie okay zu sein, aber Spike erkannte sofort, dass ihre Schläge ungenau waren, sie ihre rechte Hand nicht richtig einsetzte, sich zu langsam drehte…
„Buffy!“ Ungeachtete seiner eigenen Verletzungen schoss der Vampir vorwärts und rammte die Jägerin auf die Seite. Eine Sekunde später zerschnitt eine Axt die Stelle an der gerade noch Buffys Kopf gewesen war. Grüne Augen starrten Spike überrascht an und der Vampir schnaufte erleichtert. Dann weiteten sich sein Blick entsetzt: Buffy roch nach Angst. Funkelnde Lichter spiegelten sich in ihren Augen wieder. Der Vampir duckte sich und blickte nach oben. Dann knallte es über ihm. Reflexartig duckte er sich als es wieder krachte. Spike presste Buffy an sich und musste plötzlich laut lachen - ein Feuerwerk! Willow mochte ihre Schwächen haben, aber auch ihre hellen Momente. Die Hexe stand zusammen mit Kennedy in einem Kreis aus Fenatori und schoss bunte Magieflocken in die Luft die laut und bunt explodierten.
Die Fenatori waren offenbar mit dem Prinzip Feuerwerk nicht vertraut. Sie stoppten erschrocken und duckten sich. Sie starrten mit offenen Mündern nach oben in die bunten explodierenden Lichter, ihr Fell sträubte sich und ihre Schwänze verwandelten sich in Flaschenbürsten. Jeder neue Knall ließ sie erneut in den Knien zusammenzucken bis ein gebellter Befehl offenbar den Rückzug befahl. Die Verwundeten Gefährten mit sich ziehend verschwanden die Fenatori in den Wald und verschmolzen mit der Dunkelheit bevor sie jemand aufhalten konnte.
Buffy rappelte sich auf die Füße und überflog leise schwankend das Schlachtfeld. Es war offensichtlich, dass einige der Wächter recht unsanft von ihren Köpfen getrennt worden waren und andere lagen in den letzen Atemzügen. Manche riefen nach Hilfe, aber Spike machte sich mehr Sorgen um die die nichts sagten.
Buffys Befehl war kurz und präzise: „Helft den Verwundeten auf die Krankenstation.“ Sie selbst schulterte einen Mann der wahrscheinlich beinahe das doppelte ihres Gewichts betrug und hinkte mit ihm zur Burg zurück. Spike, Willow, Xander, Andrew und die Anderen folgten ihrem Befehl und begannen die gefallenen Kollegen aufzusammeln. Eine blutige Angelegenheit die den Dämon sabbern und William winseln ließ. Spike packte den erstbesten Kandidaten, der aussah als hätte man versucht seine Leber mit bloßen Händen zu entfernen und hasteten hinter Buffy den Berg hinauf.
Giles, Dawn und die Jägerinnen empfingen sie schon am Eingangstor der Burg. Buffy hatte den jungen Mädchen klargemacht, dass sie persönlich jede Jägerin vierteilen würde die es wagte die Burg zu verlassen. Nach dem Massaker an den Wächtern fragte sich Spike ob sie diese Entscheidung nicht schon bereute.
Buffy trug den Wächter selbst bis zur Krankenstation - dort lud sie den Mann mit den grauen Schläfen auf eine Liege ab und gab Anweisungen. Die Krankenstation war ein hoher aber freundlicher Raum, der soweit Spike das beurteile konnte, mit modernstem Gerät ausgestattet war.
Dann: „Spike!“ Buffy helle Stimme ordnete den Vampir an ihr zu folgen. Hinter seiner Jägerin überquerte er den gefliesten Boden und folgte Buffy in ein kleines, mit Papier überfülltes Büro das an die Krankenstation angeschlossen war. Die Oberjägerin schloss die Türe mit einem festen klick hinter ihnen. Violette und grüne Flecken begannen sich schon in ihrem Gesicht abzuzeichnen und ihr schwarzer Strickpulli war ein Kandidat für den Müll. Spike beobachtete sie leicht misstrauisch: tat sie ihm gerade den Gefallen ihn nicht vor allen anderen niederzumachen obwohl er in seiner Rolle als Aufpasser so spektakulär versagt hatte? Der Vampir straffte sich um sich gegen die Vorwürfe besser gewappnet zu fühlen.
Die Oberjägerin ließ sich mit einem leisen Schmerzlaut auf den ledernen Bürosessel sinken. Sie hob den Kopf um sich ihrer Privatheit zu versichern und brachte dann mühsam hervor:
„Spike, hol Doktor Kelly.“
Der Vampir beobachtete entsetzt wie die Jägerin nach vorne kippte und fing sie schnell bevor sie aus dem Sessel kippte. Seine Nasenflügel bebten: er roch kein Blut, aber Schwäche und Krankheit: Innere Blutungen also und gebrochene Knochen. Buffys Haut spannte sich fahl über vor Schmerz gespannte Muskeln und ihr Atmen klang kurz und abgehackt.
Mit sorgsamer Sicherheit legte Spike die Jägerin seitlich auf den Fußboden und stahl sich aus der Türe. Seine Augen geisterten frenetisch durch den voll gestopften Saal, bis sie den alten Mediziner fanden. Der Vampir trat unauffällig von hinten an den Mann heran: „Doc, brauch deine Dienste.“
Der alte Mediziner drehte sich nicht einmal um und knurrte nur: „Habe keine Zeit für die Toten.“
Spike trat einen Schritt näher und wisperte eindringlich: „Ich auch nicht.“
Doktor Kelly drehte sich langsam um und mustere den Vampir. Spike machte eine unauffällige Geste in Richtung Büro. Der Mann hob skeptisch beide Brauen, aber streifte die blutigen Latexhandschuhe ab und folgte dem Vampir mit schlurfendem Schritt. Selbst als er durch die Bürotüre trat zeigte der Mann keine Eile. Er kniete sich neben die junge, ohnmächtige Frau und kontrollierte ihre Lebenszeichen. Seine Stimme klang schroff: „Holen sie mir bitte Schwester Southwich und eine Bahre.“
Spike nickte, öffnete leicht die Türe und kollidierte sofort mit Willow die offensichtlich jemanden suchte. Spike fasste ihre Oberarme und verhinderte, dass die Hexe zu Boden stürzte. Willows Augen waren unnatürlich groß und ihre Haut bleicher als gewöhnlich: „Ist Kennedy hier?! Ich kann sie nicht finden…“ Jetzt erst fiel ihr Blick auf die bewusstlose Jägerin: „Buffy?!“
Spike drängte sich an Willow vorbei und organisierte Schwester und Bahre. Dann lehnte er sich schwer an die Bürowand und beobachtete wie Arzt und Krankenschwester Buffy erstversorgten, seine eigenen Verletzungen vergessen. Als es Zeit war sie abzutransportieren stieß der Vampir sich von der Wand ab und öffnete mit einer viel sagend gehobenen Augenbraue die zweite Bürotüre die hinaus auf einen dunklen Gang führte.
Dr. Kelly musterte nachdenklich den Vampir, dann den Zustand der Oberjägerin. Schließlich gab er Spike ein kleines, beruhigendes Knopfnicken. Buffy wurde nicht durch das vollbesetzte Krankenzimmer, sondern durch den diskreten, einsamen Gang geschoben. Alte Männer verstanden sich manchmal auch ohne Worte.
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