AFF Fiction Portal

2nd Best?

By: luvcavy
folder German › Buffy the Vampire Slayer
Rating: Adult +
Chapters: 42
Views: 1,913
Reviews: 5
Recommended: 0
Currently Reading: 0
Disclaimer: I do not own Buffy the Vampire Slayer (BtVS), nor any of the characters from it. I do not make any money from the writing of this story.
arrow_back Previous Next arrow_forward

Träumer

Träumer


Er war so ein Idiot! Ein idiotischer Idiot! Der Dämon knurrte leise in Richtung Seele. Das war sicherlich alles Williams Schuld! Dummer Traumtänzer. Zumindest hatte der Dämon nur anständige Träume: von Sex und Ketten… Peitschen mochten auch gelegentlich eine Rolle spielen…oder Blut…Sex auf den Überresten der Todfeinde war auch eine feine Sache…

William schnaubte und fügte hinzu: Oder eine nette, kleine Gruft für zwei? Ewige Liebe und Treue…gemeinsames jagen… verliebtes rumschmusen während man Europa plünderte…?

Der Dämon plusterte sich empört auf…und schmollte: das waren völlig dämonenhafte Wünsche... jawohl…sehr vernünftige Wünsche sogar…schließlich hatte auch ein Dämon ein Recht auf Unterhaltung…

William schnaubte.
Der Dämon „pfffte“ überheblich.

Der Vampir stakste mit bauschendem Mantel durch die kühlen, frühmorgendlichen Korridore. Seine Schultern fielen nach vorne. Er hatte gerade noch die Kurve gekratzt bevor er wie ein völlig verliebter Narr Buffy vor den Scoobies angeschmachtete hatte. Nicht das das neu gewesen wäre – aber dämonisches Schmachten hatte eben viel mit notgeilem Grinsen und wackelnden Augenbrauen zu tun. Williams schmachten hingegen war total uncool, blauäugig, und alles in allem nur peinlich. Buffy war zu sehr mit ihrem Frühstück beschäftigt gewesen (dem Himmel sei Dank), aber ein Blick der Scoobies hätte genügt um Spikes Gedanken auf seinem Gesicht ablesen zu können. Rückwärts vorzurücken war in diesem Fall eindeutig die beste Entscheidung gewesen um das Rundum-Schmerzpaket zu vermeiden. Buffy gehörte zu ihm, aber mehr noch gehörte sie zu den Scoobies. Verfluchte Bande.

Einsamkeit zog über Spikes Herz und überschattete alle anderen Emotionen. Der Vampir fuhr sich bekümmert durch die dunkelblonden Locken…und dachte an Alan. Er sehnte sich danach den kleinen Buben in den Arm zu nehmen und ihn fest an sich zu drücken. Nichts heilte sein altes Herz besser als die bedingungslose Liebe des Kleinen und nichts machte Spike so grundtief glücklich als zu sehen, dass Alan glücklich war. Solange Alan lachte und seine dunkelblauen Augen glitzerten konnte die Welt gar nicht schwarz sein. Die Schritte des Vampirs wurden länger als er in sein Apartment zurückkehrte.

Sein erster Blick, nachdem er schwungvoll die Türe geöffnet hatte, fiel auf den Rücken des viktorianischen Geistes, der sich über Spikes dunklen Schreibtisch gebeugt hatte. Victor hüpfte erschrocken herum und löste sich reflexartig in Luft auf. Misstrauisch beäugte Spike die Stelle an der er verschwunden war und schritt zu seinem Schreibtisch. Sekunden später flimmerte der Geist ein paar Schritte weiter, vor einer antiken Kommode, wieder in Erscheinung und machte eine hastige Verbeugung:

„Guten Morgen Mr. Spike.“
Spike wusste, dass er keine Geheimnisse offen auf seinem Tisch herumliegen hatte warf aber trotzdem einen scharfen Blick auf Victor. Der Geist schien immer dasselbe Ensemble aus dunklem Samtanzug und hohem, weißem Kragen mit dunklem Tuch zu tragen. Sein hellblondes Haar kringelte sich wie immer über einer aristokratisch, weißen Stirn und grauen Augen.

Spike verzichtete vorsichtshalber auf Höflichkeit: „Wo sind Junior und Faith?“

Victor schien bei der einfachen Frage aufzuatmen:
„Miss Lehane hat dieses Apartment vorhin verlassen als Miss Dawn den kleinen Mr. Pratt abgeholt hat.“

Spike runzelte die Brauen. Ein ungutes Gefühl machte sich in seiner Magengrube breit.

„Dawn? Wieso hat der Krümel Alan abgeholt?“

Sicherlich gab es dafür eine sinnige Erklärung. Faith hatte sich vielleicht nicht wohl gefühlt. Kein Wunder bei der Kugel die sie durch die Gegend schob – es musste jeden Tag soweit sein, und dann würde noch so ein verdammt, lautes Gör in diesen Mauern rumkrakeelen.

Der Geist errötete, rückte aber heraus:
„Ich dachte Miss Dawn wolle sich verabschieden. Offenbar will ihre Schwester sie ja wegschicken...“ Er warf Spike einen viel sagenden Blick zu.

Der Vampir bewies seine überlegene Intelligenz: „Hä?“

Victor gestikulierte gestresst:
„Nachdem Miss Dawn…unpässlich ist…hat ihre Schwester wohl beschlossen Miss Dawn…’wegzuschicken’.“

„Dawn ist krank?!“
Irgendetwas kratze an Spikes Unterbewusstsein – eine versteckte Bedeutung, eine alte Bedeutung… sehr alt. Alte Sitten, abgelegte Moralvorstellungen. Der Geist sah ihn verzweifelt an. Offenbar war des Vampirs Viktorianisch eingerosteter als es ihm selbst bewusst war. Der Geist beugte sich vor:

„Miss Dawn ist …unpässlich.“ zischte er: „In den letzten Tagen war es offensichtlich und ich denke sie ist…in anderen Umständen…Wieso sollte ihre Schwester sie sonst in ein Kloster schicken…?“ Noch leiser fuhr der Geist fort: „Miss Dawn war vorhin mit einem Mönch hier, und hat Miss Lehane fortgeschickt. Den kleinen Mr. Pratt hat Miss Dawn dann mitgenommen. Ich denke sie will sich von ihm verabschieden bevor sie geht…“

Spike fuhr zurück. Sein Hirn ratterte und er versuchte zu entziffern was ihm der Geist da gerade geflüstert hatte. Dawn schwanger? Er würde Harris kastrieren. Alan weg…bei Dawn, die sich vorher noch nie um ihn gekümmert hatte. Dawn…ein Mönch? Buffy sollte einen Mönch geholt haben? Einen Mann in einer Kutte…mit Dawn…und Alan. Spike schwindelte und er holte erstickt nach Luft. Die Fells waren in der Burg.

Spike gab einen verletzen Schrei von sich. Wie ein Wahnsinniger warf der Vampir sich herum und raste die Gänge zurück zu Buffys Krankenzimmer. Mit einem lauten Knall warf er die Türe so fest auf, dass sie gegen die gegenüberliegende Wand krachte. Weiße Fließen splitterten.

„Dawn! Ist sie hier?!“

Die drei Scoobies blickten verblüfft auf und verneinten. Spike schnappte nach Luft. Seine Hände zitterten:
„Dawn ist nicht hier…?!“
Vielleicht hatten sie ihn nur nicht richtig gehört?

„Nein.“
Buffy, Willow und Xander warfen dem verstörten Vampir besorgte Blicke zu. Der sackte zitternd gegen den Türrahmen:
„Sie hat Alan. Die Fells haben Dawn…“

Buffy sprang fluchend aus dem Bett:

„Hat heute schon jemand Dawn gesehen?“

„Nein, Buff.“ Xanders Stimme klang seltsam monoton.
Willow sah ihren Freund überrascht an, fügte jedoch hinzu:
„Aber sie hat sich die letzten Tage eigenartig verhalten...“

Buffy stoppte plötzlich:
„Will das in Hexensprache heißen, dass sie jemand verhext, verflucht…ver-was-auch-immert hat?“

Willow wirkte entschuldigend:
„Wäre möglich.“

„Wie?! Sie war seit Wochen nicht mehr aus der Burg. Sie war nie alleine. Niemand fremder hat sie je Hand an sie gelegt. Wie soll sie das schon wieder angestellt haben?“

Die Hexe runzelte die Brauen. Sie dachte nach. Und plötzlich fielen die Puzzleteile an ihren Platz:
„OhOh.“

„Nein!“ Buffy klang verzweifelt: „Nicht OhOh! Kein OhOh. Ich kann nicht noch mehr OhOhs brauchen!“

Willow wappnete sich sichtlich gegen Buffys Ausbruch bevor sie flüsterte:
„Sie hat sich tätowieren lassen.“

Buffy blinzelte. Unglauben und Schock zogen wie ein Gewitter über ihre Züge. Dann:
„Ich bring sie um.“

Die Jägerin zog einen Pulli entschlossen über ihren Pyjama. Spike beobachtete das Geschehen wie durch einen Schleier. Seine Welt drehte sich. Sein schlimmster Alptraum passierte gerade. Alpträume wurden doch normalerweise nicht wahr. Wahrscheinlich war es wirklich nur ein Traum.

„Spike!“ er öffnete die Augen.

Verflucht er lehnte immer noch am Türrahmen. Die Realität erwies sich als harter Gegner. Jemand zog an seiner Hand und Spike folgte. Buffy hielt ihn fest und lief mit ihm durch die kühlen Gänge. Nebenbei riss sie eine antike Axt aus einer Wandhalterung und stopfte sie dem betäubtem Vampir in die Hand. Der machte eine bewusste Anstrengung seine Beine wieder unter sich zu bringen. Er hörte Buffy:

„Willow hat die Tore schon vor Wochen mit einem Alarmzauber gesichert. Sollte jemand eine Türe nach draußen öffnen, werden wir es sofort hören.“

Der erste Schreck wich dem Vampir langsam aus den Gliedern und der Dämon begriff, dass ihm wirklich ein Teil seiner Familie abhanden gekommen war und dies hier nicht irgendein Irrtum oder ein realistischer Alptraum war. Buffy begann alle Mädchen an denen sie vorbeikamen anzuhalten und zu befragten sie ob sie ihr Schwester gesehen hätten. Spike Füße bewegten sich schneller und er hielt endlich mit der Jägerin Schritt. Sein Dämon schob sich nach vorne und mit langen Schritten überholte er Buffy.

Vor sich sah er den Rücken einer grün gekleideten Mädchengestalt. Vielleicht hatte sie Informationen. Mit einem schnellen Schritt hatte Spike die dunkelhaarige Juniorjägerin an der Schulter gepackt und herumgedreht. Das Mädchen schrie erschrocken auf und schlug reflexartig in Spikes Dämonengesicht. Bevor er nachdachte knallte Spikes Faust in das Gesicht der Jägerin. Beide stolperten ein paar Schritte zurück und starrten sich verblüfft an:

„Spike! Entschuldige!“ Dana schlug ihre Hände vor den Mund.

„Kleines! Alles in Ordnung?!“

Buffy kam näher und beobachtete die Situation mit gerunzelter Stirn.

Spike fing sich wieder: „Hast du Dawn gesehen? Buffys kleine Schwester?“

„Dawn?“ Dana rieb sich ihre rote Backe.
„Sie ist vorhin gerade an mir vorbeigekommen. Ich denke sie war auf dem Weg nach oben auf den Turm…sie hat irgendetwas getragen…“

„Danke!“ Impulsiv drückte Spike der verdatterten Jägerin einen schnellen Kuss auf die Stirn und raste davon. Buffys Mund klappte auf. Sie warf der Juniorjägerin einen seltsamen Blick zu ehe auch sie die Beine in die Hand nahm und so schnell sie konnte Spike hinterher rannte.

Atemlose Minuten später wurde eine kleine Türe zu den Zinnen aufgestoßen. Gleißendes Licht blendete Spikes empfindlichen Augen und der Vampir hob schützend die Hand vor seine gelben Augen. Er fluchte: die Sonne war mitten im aufgehen und schickte ihre tödlichen Strahlen bereits über einen Teil der Zinnen hinweg. Glücklicherweise stand der Vampir noch im Schatten. Der Atem stockte ihm in den Lungen vor Erleichterung und Wut. Er hatte Alan gefunden.

Zwei große Gestalten zeichneten sich gegen die helle Sonne ab: eine lange, dunkle Figur in einer Kutte die breitbeinig auf der Mauer stand und Dawn darunter. In ihren Armen: Alan, in seiner blauen Babydecke an ihre Brust gepresst. Spike kam nicht weiter als ein paar Schritte.

„Buffy!“
Dawns helle, erleichterte Stimme scholl über den kleinen Vorplatz als sich ihre ältere Schwester hinter Spike durch die Türe zwängte. Mit der schnellen Bewegung eines Raubtieres wandte die Gestalt in der Kutte den Kopf. Ein schwarzes Nichts schien Jägerin und Vampir unter der Kapuze heraus anzustarren. Der braune Stoff um das Wesen bauschte und flatterte im sonnengebadeten Wind. Lässig warf es einen Blick auf den hellblauen Himmel, die orangene, aufgehende Sonne und dann auf den Vampir:

„Du bist pünktlich.“

Das Wesen strich sich die Kapuze vom Kopf. Die Axt glitt aus Spikes plötzlich tauben Fingern:

„Blue?“

Die kühlen blauen Augen der Ex-Göttin sahen ihn an. Ihr blaugesträhntes Haar flatterte im Wind. Die abgenommene Kapuze bauschte.

„Blue?“ Spike war viel zu verdattert um sich verraten zu fühlen.

„Du Schlange!“ Buffy reagierte schneller und stürzte auf Illyria zu:
„Du hast dich mit der falschen Jägerin angelegt! Gib mir sofort meine Schwester…“

Gelangweilt schnippte Illyria mit den Fingern. Blaue elektrische Funken sprühten zwischen ihren Fingerspitzen wie in einem Feuerzeug. Dawn zuckte zurück. Buffy stoppte entsetzt.

Mit einer verschnörkelten Bewegung schleuderte Illyria die Funken über die Brüstung. Sie wirbelten wie Schneeflocken in der Luft. Drehten sich mit flüssiger Bewegung. Schienen einen Sog zu formen der sich in die Realität bohrte. Spikes Haare knisterten, seine Ohren brummten und sein Körper summte.

Illyira nahm vorsichtig Alan aus Dawns Arm und schleuderte dann die junge Frau zu Spikes Füßen.

„Den Schlüssel benötige ich nicht mehr.“

Buffy war sofort an Spikes Seite und kniete bei Dawn. Dawns Finger gruben sich in Buffys Pyjamahose und ihre Stimme klang verzweifelt:

„Buffy, ich schwöre, ich habe nichts getan! Sie wollte nur dass ich auf ihre Finger spucke!“

Spikes Augenbrauen hoben sich. Das Gefühl von Elektrizität in seinem Körper wurde stärker. Hellblaues Licht drang mittlerweile aus der kreisförmigen Öffnung die die Funken gebildet hatten. Offenbar benötigte man nicht für jedes Portal das Blut des Schlüssels. Spucke reichte scheinbar auch.

Buffys Gesicht wurde grimmig:
„Dawn geh hinter mich.“
Die Jägerin war im Begriff jemanden kräftig in den Hintern zu treten.

Illyria ignorierte die Summers Schwestern völlig. Vielmehr schob sie Alan etwas höher, damit er bequemer lag und wandte sich herrisch an Spike:
„Mein Vampir, wir gehen. Diese Dimension bietet mir nicht die Gastfreundlichkeit die mir zusteht.“
Sie ihre Hand nach ihm aus, als erwarte sie dass er sie ergriff.

Buffys Blicke zischten zwischen der blauen Frau die in der Sonne stand, Spike und dem blauen Dimensionsportal hinter Illyria hin und her.

Der Vampir machte einen vorsichtigen Schritt nach vorne:
„Schlumpfine, ich verstehe nicht ganz?“
Er machte noch einen Schritt in ihre Richtung. Buffy zischte warnend auf. Sie wollte Spike weder so nahe an der gefährlichen blauen Irren noch an der Sonne sehen. Der Vampir schenkte der blonden Jägerin ein entschuldigendes Lächeln.

Buffys Augen wurden schmal. Ungeduldig verschränkte sie die Arme vor dem Körper in einer Geste die deutlich sagte: mach besser schnell oder sie kann ihren Kopf bald als Handtasche tragen.

Die Augenwinkel des Vampirs zogen sich zu einem verschmitzen, dankbarem Lächeln zusammen. Dann schob er sich noch näher an Illyria heran. Knapp vor der Linie zwischen Licht und Schatten blieb er stehen.

Von unten suchte er die eisblauen Augen der Ex-Göttin die immer noch über ihm auf den Zinnen stand. Er sprach leise, sodass Buffy und Dawn ihn nicht mehr hören konnten, die Ex-Göttin auf der Mauer aber sehr wohl.

„Blue was machst du da?“

„Wir gehen. Du kommst auch mit. Ich will nicht mehr hier bleiben!“
Verkündete Illyria laut genug für alle. Hinter ihr verlangsamte sich die Drehbewegung. Ein strahlendblaues, rundes Portal hatte sich gebildet. Spike beäugte es einen Moment lang misstrauisch und legte dann sein ganzes Gefühl in die nächste leise Frage:

„Warum?“

Illyria wich seinem Blick aus. Spike fuhr unbeirrt fort:

„Wovor läufst du davon?“
„Ich laufe nicht davon!“ Illyrias Haar wehte wild um ihren von der Sonne beschienenen Kopf:
„Es macht nur keinen Sinn zu bleiben. Wir werden ständig von den Fell-Brüdern verfolgt. Also sollten wir gehen.“ Leiser fauchte sie: „Und außerdem mag uns niemand hier.“

„Und seit wann kümmert dich das? Blue, komm sieh mich an.“
Die Augen der Ex-Göttin weiteten sich plötzlich entsetzt und sahen gerade an Spikes Schulter vorbei. Der Vampir riskierte einen kurzen Blick hinter sich. Willow und Xander stürmten gerade durch die kleine Türe.

Plötzliche Erkenntnis färbte Spikes Stimme mit ungläubiger Empörung:
„Du willst weg wegen ihr?“

Illyria sah ihn nicht an, murmelte aber leise: „Du hast mich angelogen.“ Sie traf Spikes Blick: „Du hast gesagt, sie würde sich freuen mich zu sehen. Hat sie aber nicht…“

Illyrias Blick schweifet wieder nach unten und sie murmelte noch leiser:
„Sie will mich gar nicht sehen“ Ihre Schultern zitterten:
„Ich verstehe das nicht…wieso will sie mich nicht? So schlecht bin ich doch gar nicht. Wieso ist ihr Fred lieber?“

Spike starrte sie betroffen an. Illyrias Augen suchten verzweifelt die Seinen. Als Spike ihr keine Antwort geben konnte fuhr sie fort:

„Ist das weil meine Augen blau sind und nicht braun? Oder lache ich nicht genug? Ich weiß ich bin ernst. Oder bin ich zu selbstsicher? Fred ist immer unsicher gewesen. Oder vielleicht weil ich zu alt bin? Oder zu arm? Will sie mich deshalb nicht? Ich bin sicher ich kann mein Reich zurückgewinnen…“

Illyria suchte Spikes Gesicht immer noch nach Antworten ab, fand dort aber nur so etwas wie Erschöpfung.

„Blue…bitte komm aus der Sonne…meine Augen tun mir weh.“
Spikes dämonische Züge glätteten sich zu seinem menschlichen Gesicht. Beinahe verwirrt stieg Illyria von der Mauer hinunter in den Schatten. Alan immer noch fest an sich gepresst. Sie würde diese Dimension nicht ohne ihre Familie verlassen.

Neugierig wartete sie was der Vampir als nächstes tun würde.

„Blue, ich will in keiner Dimension leben in der Buffy nicht ist.“

Illyria öffnete den Mund und Spike fuhr schnell fort:

„Und selbst wenn eine andere Buffy dort wäre. Und selbst wenn diese Buffy besser wäre als diese hier hätte ich dort nichts verloren – weil es nicht meine Buffy ist. Wenn du richtige Gefühle für die Hexe hast verstehst du das. Und wenn nicht - dann gibt es keinen Grund hier fort zugehen.“

„Und die Fell-Brüder…?“ Illyria war noch nicht bereit aufzugeben.

„…Würden uns in diese andere Dimension folgen – wohin uns dieser Tunnel auch führen mag.“

„Eine mediterrane Inseldimension.“

Spike presste die Lippen aufeinander:
„Komm wieder in die Burg, Schlumpfine, bitte.“

Illyria blickte zu Boden und wisperte so leise, dass selbst Spike Schwierigkeiten hatte sie zu verstehen:

„Aber ich kann nicht hier bleiben.“ Ihre Stimme wurde immer verzweifelter:
„Ich habe in dieser Dimension nichts mehr zu suchen. Ich habe mich völlig blamiert. Ich habe meine Würde verloren. Ich kann so niemandem mehr unter die Augen treten…wie ertragt ihr gewöhnlichen Leute das…“

Spike betrachtete sie kummervoll. Dann murmelte er leise:
„Übung.“

Illyria starrte ihn schockiert an. Der Vampir lächelte traurig.
Dann nahm er Alan aus Illyrias kraftlosen Armen. Der kleine Bub hatte die ganze Zeit über geschlafen und rührte sich auch kaum als Spike den kleinen Kopf auf seine Schulter bettete. Die Ex-Göttin blickte ohne zu blinzeln auf die steinernen Bodenplatten, als Spike beschützend
seinen Arm um sie legte und sie von der Mauer wegführte.

Buffy warf dem Paar schmutzige Blicke zu als wollte sie Illyria alleine mit der Kraft ihrer Gedanken aufspießen. Spike kam ihr zuvor:

„Später. Es ist nichts passiert worüber wir nicht auch später reden können.“

„Nicht passiert!“ Dawn Stimme war schrill und verletzt: „Sie hätte mich töten können!“
„Hätte. Hat aber nicht.“
Plädierte der Vampir Illyrias Fall. Hilfreiche Hände streckten sich ihm entgegen und Spike übergab Alan dankbar an Xander. Dawns Augen füllten sich mit Tränen, ihre Unterlippe zitterte, als sie zu Buffy hinaufblickte:

„Wie kann ich mich in der Burg sicher fühlen wenn, sie da ist?“

Buffy fixierte Spike mit einem kalten, abwartenden Blick. Dawn betrachtete ihn mit trotziger Enttäuschung: sie wollte Illyria aus der Burg verbannt sehen. Spike handelte schnell:

„Wie können wir uns in der Burg sicher fühlen mit deinem neuen Tattoo?“

Dawns Augen weiteten sich vor Horror und schnappten zu Buffy zurück. Der Blick der Jägerin erinnerte an den eines gefährlichen Drachen. Und Spike hatte schon genug Drachen aus der Nähe gesehen um das beurteilen zu können. Zu Illyria flüsterte er:

„Geh. Warte in unserem Apartment auf mich.“
Die blaue Frau nickte geistesabwesend und gehorchte.

Buffy hatte bereits ihre Arme vor dem Körper verschränkt. Wie ein gefangenes Kaninchen suchten Dawns Augen einen Ausweg, ehe Buffys Körperhaltung sie von der Unausweichlichkeit ihres Schicksals überzeugte. Mit unsteten Fingern zog die junge Frau den Bund ihrer Hose nach unten. Dort, auf Dawns Po, für alle Welt zu sehen befand sich ein Teddybär. Ein Teddybär mit einer schwarzen Augenklappe, und wuscheligen schwarzem Haar. In der Pfote schwang das Bärchen einen Hammer. Spike zog seinen Kopf zwischen die Schultern um sich auf Buffys Explosion vorzubereiten.

„Dawn!“ Buffys Ton enttäuschte nicht. Ihr Gesicht war Schreck verzerrt als sie das Tattoo auf Dawns weißer Haut betrachtete und ging durch weitere Phasen von Ungläubigkeit, Entsetzen und Abscheu. Spike schätzte nicht einmal Buffy konnte das Offensichtliche länger übersehen. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen waren Dawn und Willow zu demselben Schluss gekommen. Der Rotschopf schob sich näher und versuchte es mit einem vernünftigen Tonfall: „Buffy, es ist ja nicht so schlimm, und sie…“

„Du hast davon gewusst?!“ Buffy war entsetzt.

„..lieben einander und…“

„Willow, es ist ein Tattoo, diese Dinge machen immer nur Probleme. Ehe du dich versiehst ist irgendein Wahnsinniger hinter die her, oder du bist ohne es zu wissen irgendeinem Kult beigetreten, plus die Entfernung ist unverschämt teuer. Von den Narben erst gar nicht zu sprechen. Mom würde sich im Grab umdrehen wenn sie das sehen müsste….und wenn sie noch ein Grab hätte natürlich…Und du hast nichts dagegen unternommen?“

„Wogegen?“ checkte die Hexe vorsichtig nach.

„Gegen das Tattoo.“

Willows Mund schnappte zu: „Oh. Das. Ähem. Ja? Ich meine Nein. Ich dachte…Dawn ist schon ein großes Mädchen…“

Das „große Mädchen“ sandte ihr einen Blick wie einen Dolch.

„…Frau! Ich meine Frau. Große Frau. Große selbstständige Entscheidungsträgerin. Erwachsene Frau mit eigenen Vorstellungen…Ideen…Ide…alen….“ Willows Stimme erstarb und sie studierte fasziniert den Sonnenaufgang. Das Portal hatte sich wieder begonnen zu drehen und verblasste langsam.

Willows Gemurmel ungeachtete schimpfte Buffy weiter:
„Die Entfernung wirst du natürlich aus eigener Tasche zahlen. Und es ist mir egal wie sehr du dieses neue Tatto liebst.“ Spekulativ wanderten ihre Augen über den Rest von Dawn:
Es ist das Einzige, oder?“

Dawn sprang empört auf die Füße: „Du kannst mir gar nichts befehlen. Ich behalte meinen Bären!“

Buffy riß sichtlich der Geduldsfaden mit ihrer uneinsichtigen Schwester:
„Und wie hatte die blaue Domina dich dann unter Kontrolle?!“

„Sie hat mir ganz einfach den Arm auf den Rücken verdreht!“

Spike seufzte gelangweilt. Sah so aus als würde Buffy den Harris-Jungen doch nicht heute ausweiden. Er blickte sich suchend nach Xander um der immer noch Alan trug.

„Wo ist Harris?!“

Abgesehen von Willow, Spike und den zankenden Schwestern, war der Vorplatz leer. In diesem Moment schrillte ein lauter Alarmton durch die Hallen und Gänge der Burg. Die Köpfe der drei jungen Frauen flogen nach oben.

Willow wurde noch blasser: „Jemand hat das Eingangstor geöffnet!“


~*~


TBC
arrow_back Previous Next arrow_forward