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Imaginations from the other Side
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German › Books
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Adult ++
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Disclaimer:
I do not own the Forgotten Realms books. I do not make any money from the writing of this story.
Masken
Kapitel 3
-Masken-
Vor mir ragte das große Tor des Hauses auf und in diesem Moment fühlte ich mich richtig unbedeutend und winzig. In meinem Magen begann sich ein Krampf zu bilden, wenn ich auch nur daran dachte, dass auf mich jetzt die Begegnung mit einer Oberin wartete.
Im Stillen begann ich zu beten „Bitte lass sie nicht merken, wer ich wirklich bin ... sie darf nicht wissen, dass ich eine Priesterin bin ...“. Diese Mantra wiederholte ich immer und immer wieder, eigentlich mehr um mich selbst zu überzeugen, als das ich erwartete hätte, dass dadurch irgend etwas bewirkt wird. Als ich den ersten Schritt über die Schwelle des Hauses machte durchzuckte mich etwas, dass sich anfühlte wie ein elektrischer Schlag. Verwirrt blieb ich stehen und sah mich um.
„Was habt ihr Lady Nerdanel?“, fragte Drizzt und auch Dinin sah mich seltsam an.
Ich senkte nur schnell meinen Blick und schüttelte den Kopf. „Es ist nichts ...dachte ich hätte was gehört“, murmelte ich nur.
Drizzt sah sie zweifelnd an und er spürte, dass ihr anscheinend überhaupt nicht wohl bei dem Gedanken war vor die Oberin zu treten. Er konnte sie nur zu gut verstehen, er hatte im Moment auch keine Lust Zaknafein gegenüber zu treten. Doch er konnte dieses Zusammentreffen ebenso wenig verhindern, wie sie das ihre. Er konnte in ihren großen Augen die Unsicherheit sehen. Drizzt bedauerte es mittlerweile zutiefst, dass er sich nicht stärker gegen das Vorhaben seines Bruders gestellt hatte. In seinen Augen war es immer noch mehr als falsch, dass sie hier war. Es war nicht recht, dass Dinin sie gegen ihren Willen mitgenommen hatte, ob sie nun mit ihnen verwandt war oder nicht. Außerdem glaubte er nicht, dass diese Kampftruppe es sich so einfach gefallen lassen würde, dass man ihnen eine Frau unter der Nase wegstahl. Er wollte im Moment nicht über den Ärger nachdenken, den sein Bruder sich und allen anderen da aufgehalst hatte. Schweigend ging er neben den beiden her und behielt seine Sorgen für sich.
Dinin hingegen musste seinen Schritt zügeln um angemessen den Weg zum Thronsaal zu beschreiten. Er war guter Dinge und hoffte auf eine Belohnung seiner Mutter Oberin für diese Glanzleistung. Außerdem war Nerdanel immer noch auf seiner Seite, wie er glaubte. Es würde ihm gewiss gut tun eine Verbündete gegen seine Schwestern zu haben. In seinen Augen würde ihm diese ganze Aktion nur Vorteil bringen. Er warf einen Seitenblick auf Nerdanel. Trotz der anstrengenden Reise sah sie immer noch wunderschön aus. Er erinnerte sich an die Nächte in denen er die Decke mit ihr geteilt hatte. Er schmeckte immer noch ihre weichen Lippen und bedauerte es zutiefst, dass sie diesen Kuss nicht erwidert hatte. Vielleicht würde er ja noch die Gelegenheit dazu bekommen ihr nahe zu sein, wenn sie einmal wach war. Er schüttelte diese Gedanken jedoch wieder ab, als sie sich der großen Tür des Thronsaals näherten.
Mir schlug mein Herz mittlerweile bis zum Hals. Meine Hände hatte ich in die Falten meines weiten Umhangs vergraben, damit man nicht sah, dass ich angespannt war. Hätte ich jetzt helle Haut gehabt, dann hätte man mir sicher angesehen, dass ich blass war wie ein Leichentuch. Mir war schlecht vor lauter Angst. Die Gänge und Türen, die Türme und Mauern, ich nahm nichts im Moment von diesem Haus wahr. Ich bemerkte gerade einmal die Sklaven, die sich demütigst auf den Boden warfen. Zu dritt standen wir nun vor der Tür zum Thronsaal. Ich holte noch einmal tief Luft und versuchte einfach an überhaupt nichts zu denken und all meine Zweifel und Ängste vor der Tür zu lassen. Dann schwangen die Flügeltüren auf und gaben den Blick auf den Saal frei.
In der Mitte lag ein dicker Teppich über den wir gingen. Links und rechts war jeweils eine Säulengalerie an den Wänden und am Ende des Raums stand groß der Spinnenthron. Auf ihm saß Malice Do’Urden und blickte aufmerksam uns entgegen. Neben ihr standen ihre Töchter. Ich konnte sie nicht auseinander halten, doch ich nahm an, dass jene die rechts neben ihr stand und eine sehr kräftige Statur hatte und auch sehr groß war, wohl Briza sein musste. Neben dem Thron auf dem Boden saß ein Mann und wenn ich mich recht an die Romane meines Lieblingsautors erinnerte, dann musste das wohl Rizzen, der Patron, sein. Etwas abseits stand noch ein Mann in einer Rüstung und mit zwei Langschwertern an seiner Seite. Das musste einfach Zaknafein sein, schoss es mir durch den Kopf. Wir gingen immer weiter auf den Thron zu und Malice‘ Blick klebte an uns. Schließlich blieben Drizzt und Dinin stehen und gingen vor ihrer Oberin auf die Knie. Da ich nicht wußte, wie ich mich verhalten sollte, folgte ich meinem Instinkt, der mir sagte, es würde reichen sich zu verbeugen. Inständig hoffte ich, dass ich hier das richtig machte.
Eine ganze Weile sah sie nur auf uns hinunter. Ich hasste dieses Schweigen, doch schließlich hörte man nur ihre herrische kalte Stimme durch den Raum hallen.
„Willkommen Krieger, die ihr dem Haus Do’Urden so viel Ruhm gebracht habt. Wie ich sehe habt ihr eine angeblich verschollene Tochter mitgebracht. Nun dann lasst mich sehen, wer sie wirklich ist!“
Dinin stand auf und nahm meinen Arm und zog den Ärmel zurück. Ein lautes Einatmen ging durch den Raum. Ich beobachtete derweilen ihre Gesichter. Sie wirkten alle etwas überrascht, doch eine sah mich nur wie versteinert an.
„Das ist unmöglich. Du solltest tot sein!“ schrie sie wütend.
Oberin Malice sah mit einem Seitenblick auf ihre Tochter, die vor Wut zu platzen schien. Und auch die Aufmerksamkeit aller anderen richtete sich auf sie, zu meiner großen Erleichterung.
„Ich glaube du hast mir Einiges zu erklären, Briza“ sagte Malice nur mit schneidend eisiger Stimme.
Briza schaute ihre Mutter mit großen Augen an und sah erschreckt aus. Nervös leckte sie sich die Lippen.
„Es war .... es war in der Akademie. Bei meiner Abschlußprüfung. Ich habe mit einem der Krieger geschlafen, so wie alle anderen auch. Doch er war ein anderer als er vorgab zu sein. Wir sind raus gegangen um uns allein zu vergnügen und dann sind er..... und seine Leute über mich hergefallen. Betäubt durch den starken Rauch konnte ich sie nicht abwehren. Sie ..... sie haben mich vergewaltigt und.... DIE ist daraus entstanden. Darum gab ich vor noch etwas in der Akademie zu erledigen und hielt mich zwei Jahre versteckt um dieses Ding auszutragen und dann loszuwerden. Ich habe sie geboren und dann an Ort und Stelle zum Sterben zurück gelassen. Ich hätte wohl besser daran getan, das Balg gleich zu töten.“
Mit diesen Worten sprang sie auf mich los. Zwei lange Sätze und sie war da. Zu meiner Verteidigung riss ich nur die Arme hoch und schützte mich so zumindest ein wenig. Ich spürte wie die Waffe der Göttin anfing zu beben. Nein ... nicht, flehte ich nur, du darfst nicht wachsen. Hätte ich Zeit gehabt darüber nachzudenken, so hätte ich mich sicher darüber gewundert, dass die Waffe meinem Willen gehorchte. Doch das Einzige, was für mich in diesem Moment zählte war, meinen Körper so gut es geht abzuschirmen. Ich wich so gut es ging den Schlägen aus, doch schließlich riss sie mich mit ihrem ganzen Gewicht runter und wir rollten wild kämpfend über den Boden. Ich versuchte mich zu befreien und sie loszuwerden. Ihre Hände schlossen sich um meine Kehle und drückten zu. Zum ersten Mal in meinem Leben verspürte ich Todesangst als ich keine Luft mehr bekam. Endlich bekam ich meine Beine unter sie und es gelang mir mit letzter Kraft sie wegzudrücken. Ihr Griff lockerte sich und ich konnte keuchend einen Atemzug nehmen, bevor sie wieder begann zuzudrücken.
Entsetzt beobachteten sowohl Dinin als auch Drizzt den Kampf zwischen den beiden Frauen. Beide wollten zu den Kämpferinnen rennen, doch die Oberin schrie sie nur an.
„Lasst die beiden ... haltet euch raus! Wenn es dem Mädchen gelingt sich zu befreien und zu gewinnen, dann darf sie als legitimes Kind der hohen Priesterin Briza weiterleben, wenn nicht, dann hat die geschändete Mutter ihre Rache erhalten.“
Entsetzt starrten sie ihre Mutter an, doch diese würdigte die Männer keines Blickes, ebenso wenig wie die anderen Frauen der Familie.
Mir hingegen schwanden langsam die Sinne. Die Kraft begann aus meinem Körper zu weichen und ich startete einen letzten verzweifelten Versuch mich zu befreien. Wieder brachte ich meine Beine unter sie, doch diesmal trat ich mit meiner ganzen verbleibenden Kraft zu. Ich hörte, wie sie vor Schmerzen aufschrie und losließ. Irgendwie gelang es mir wieder auf meine wackligen Beine zu kommen. Mein einziger klarer Gedanke lautete Überleben. Meine Kehle tat weh als ich atmete und mir war schwindlig. Briza raffte sich wütend auf und kam wieder angerannt. In meiner ganzen Verzweiflung packte ich sie bei den Armen, ließ mich nach hinten fallen, stemmte meinen Fuß auf ihre Brust und rollte sie über mich drüber. Ich hörte nur einen dumpfen Knall und ein Stöhnen. Als ich wieder hochkam und mich umwandte, sah ich nur, dass ich sie, mehr durch Glück als durch Verstand, gegen eine Säule geschleudert hatte. Jetzt lag sie am Boden und rührte sich nicht mehr.
Drizzt und Dinin beobachteten den unfairen Kampf voller Sorge. Nerdanel war einen Kopf kleiner als ihre Mutter und auch viel zierlicher gebaut. Sie konnten sich nur mühsam zurückhalten. Dinin weil er Briza hasste und es lieber sehen würde, wenn Nerdanel im Haus bleiben würde. Und Drizzt weil es in seinen Augen einfach unfair war, zwei so unausgeglichene Gegner gegeneinander antreten zu lassen. Es war nicht richtig, dass hier Mutter gegen Tochter kämpfte. Auf Dinins Gesicht erschien ein siegesfreudiges Lächeln als er Briza gegen die Säule knallen sah. Auch Drizzt atmete erleichtert aus, dass sie es geschafft hatte und nun keine Gefahr mehr für sie bestand, wie er glaubte.
Malice sah zufrieden auf die junge Frau hinunter. Sie konnte zwar kaum noch stehen, aber sie hatte gewonnen und das stellte die Oberin zufrieden.
„Wie ist dein Name Mädchen?“, fragte sie laut.
Immer noch etwas schwindlig, drehte ich mich zu ihr um und sah sie an. Ich hatte jetzt keine Angst mehr. Ich fühlte, dass ich mit meiner Kraft am Ende war. Sollte sie jetzt noch auf die Idee kommen mir eine weitere ihrer Töchter auf den Hals zu hetzen, so würde ich nicht weiter bestehen können.
„Mein Name ist Nerdanel vom Clan Numenor“, sprach ich, doch meine Stimme war im Moment kaum mehr als ein heißeres Kratzen.
„Mmmhhh, kein dunkelelfischer Name, macht aber nichts. Von nun an heißt du Nerdanel Do’Urden, Tochter der hohen Priesterin Briza,“, sagte sie nur in einem Plauderton, der mir klar machte, dass es ihr vollkommen egal gewesen war, wer von uns beiden diesen Kampf gewinnen würde.
Dazu sagte ich nichts, weder Danke noch irgendeine Beschwerde, ich hatte für einen Tag schon genug Prügel bezogen.
„Du scheinst nicht erfreut zu sein, Nerdanel?“, bohrte Malice nach.
„Ich werde den Namen tragen, den Ihr wünscht, aber ob das eine Ehre für mich ist, dass bleibt mir selbst überlassen“, sprach ich ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Erst als sie mir über die Lippen gekommen waren, wurde mir klar, wie unvorsichtig sie doch waren. Jetzt hatte ich das Gefühl das mein Herz bis zum Hals schlagen würde.
„Mutige Worte für eine so junge Frau. Dieses Mal werde ich deine Dreistigkeit entschuldigen, da du ganz offensichtlich nicht in dunkelelfischer Etikette unterwiesen worden bist und auch einen anstrengenden Kampf hinter dir hast, doch nächstes Mal wird auf solch ein Verhalten eine Strafe folgen. Verstanden!“
Erschöpft nickte ich nur, zu mehr war ich nicht mehr im Stande.
„Vierna, nimm sie mit, zeig ihr ein Gemach zum Schlafen und lass ihr Sachen bringen, damit sie sich frisch machen kann. Dann kommst du sofort wieder zurück. Wir haben über das Verhalten deiner Schwester zu beraten. Rizzen begleite sie, zeig Nerdanel das Haus!“
Vierna verneigte sich und nahm mich mit.
Zu erschöpft und verwirrt um noch irgendetwas zu realisieren, folgte ich Vierna einfach. Erst als die großen Türen sich hinter uns schlossen begann ich mich ein wenig zu entspannen und zu begreifen, was ich gerade erlebt hatte. Viernas Stimme durchbrach die Stille um uns herum.
„Von wem hast du diese Tätowierung?“, fragte sie mich schlicht.
„Das weiß ich nicht. Ich trage sie schon immer. Vielleicht habe ich sie von meiner Mutter, auch wenn ich aus ihrer Reaktion schließe, dass die Anwort wohl eher NEIN lautet. Vielleicht hab ich sie von meinem Vater, wer weiß das schon,“, antwortete ich schlicht.
Vierna sah überaus fröhlich aus, sie schien ihre Schwester auf den Tod nicht leiden zu können.
Schweigend liefen wir durch die Gänge. Mein Hals schmerzte immer noch furchtbar und ich merkte wie sich langsam die erste Verzweiflung in mir breit machte. Ich hatte wohl einen Schock, dachte ich mir, denn ich merkte, wie meine ruhige Fassade zu bröckeln begann. Meine Tränen konnte ich kaum noch zurückhalten. Schließlich blieben wir vor einer Zimmertür stehen. Sie öffnete sie und schob mich hinein, da sie wohl sah, dass ich ziemlich fertig war.
„Hier kannst du bleiben, dich umziehen und frisch machen. Rizzen wird dir dann das Haus zeigen“, sagte sie und verschwand daraufhin schneller wieder, als ich es überhaupt realisieren konnte.
Dinin und Drizzt wurden derweilen für ihre Heldentaten von Oberin Malice gelobt. Vor allen dingen Drizzt heldenhafte Tat, dass Elfenkind zu töten. Obwohl der junge Drow nicht hinsah, war er sich des bohrenden Blicks von Zaknafein bewusst. Er wollte so schnell wie möglich hier wieder weg. Dinin schwelgte in seinem Ruhm und dem Lob als er hinausging. Er sah Drizzt nur an und bemerkte seinen betrübten Blick.
„Hab dich nicht so, es ist endlich ein Drow-Krieger aus dir geworden. Sei stolz darauf!“, versuchte ihn Dinin zu ermuntern.
Drizzt schüttelte nur die Hand auf seiner Schulter ab. Was bedeutet es schon ein Drow-Krieger zu sein, fragte er sich, es bedeutet doch nichts anderes als ein Mörder zu sein. Ohne weiter auf seinen Bruder zu achten, zog er sich in sein Quartier zurück. Dinin schüttelte den Kopf, er würde das seltsame Verhalten seines jüngeren Bruders nie verstehen. Ach sollte der doch machen was er wollte, dachte er sich nur und zog sich ebenfalls zurück, jedoch nicht ohne sich vorher zu fragen, wie es Nerdanel wohl ging. Lächelnd nahm er sich vor nachher einmal nach ihr zu sehen.
Mit leerem Blick sah ich mich in meinem neuen Zuhause um, doch ich nahm nichts wirklich wahr. Alles war zu irreal und grausam, als hätte es mein immer noch menschlicher Verstand begreifen können. Ich drehte mich zu dem Mann, zu Rizzen, um.
„Wo kann ich mich waschen?“, fragte ich ihn nur tonlos.
„Ich werde sofort Sklaven kommen lassen, die euch ein Bad bereiten, Herrin,“, antwortete er nur eilig und unterwürfig.
Doch ich hörte ihn kaum und ließ mich auf die nächste Sitzgelegenheit fallen. Langsam streifte ich mir meinen Umhang ab. Verstört sah ich auf meine Arme. Sie waren voller Kratzer und blauer Flecken, doch ich spürte keinen Schmerz. Alles war wie tot. Ich nahm plötzlich Bewegungen um mich herum wahr und als ich aufsah, rannte eine Schar von Sklaven mit Krügen hin und her. Rizzen scheuchte sie durch die Gegend und trieb sie an sich zu beeilen. Ich sah wieder auf meine verletzten Arme und spürte so langsam, wie sich ein Brennen von dort aus in meinem ganzen geschundenen Körper breit machte.
Irgendwann hörte ich Rizzens Stimme,
„Herrin Euer Bad ist bereit. Ich werde Euch Dienerinnen schicken, die sich um euch kümmern....“
„Keine Bedienstete ... ich will allein sein“, murmelte ich nur.
Verwirrt sah er mich an, doch da Rizzen nicht im mindesten Interesse daran hatte, die neue Tochter des Hauses herauszufordern, verbeugte er sich nur tief.
„Ich werde in zwei Stunden zu Euch kommen, damit ihr das Haus sehen könnt. Bedienstete warten vor der Tür, sollte Ihr doch deren Dienste benötigen.“
Ich hörte ihm schon gar nicht mehr zu. Benommen ging ich in den Raum, in den die Sklaven das Wasser getragen hatten.
Aus einer im Boden eingelassenen Wanne stieg heißer Wasserdampf auf und in der Luft lag ein verführerischer Geruch. Ich starrte nur auf das Wasser und begann ein Kleidungsstück nach dem anderen abzustreifen. Dann stieg ich ins heiße Wasser und zum ersten Mal kehrte wieder Gefühl in mich zurück. Ein erfrischendes Prickeln durchfuhr mich, als ich bis zum Hals ins Wasser glitt. Ich sah wieder an mir hinunter und plötzlich begann ich zu Weinen. Die Panik, die Schmerzen, einfach alles brach hervor. Ich schlang verzweifelt meine Arme um mich und schluchzte.
Bei allen Göttern, auf was für einen Wahnsinn haben wir uns da nur eingelassen, schoss es mir nur durch den Kopf.
Ich dachte verzweifelt an meine Freunde. Wo sie jetzt wohl sind? fragte ich mich und während ich noch an sie dachte, erschien vor meinem geistigen Auge ein Bild. Ich sah Despina und Alystin, wie sie hinter Elfara standen und grimmig etwas oder jemandem hinterher starrten. Ich sah die Entschlossenheit in ihren Augen und das machte mir Hoffnung. Die beiden Frauen reichten einander die Hände und sprachen miteinander, doch was sie sagten konnte ich nicht hören, aber irgendwie fühlte ich mich augenblicklich besser. Ob sie wohl gerade an mich denken, fragte ich mich hoffnungsvoll.
Ein plötzliches Geräusch weckte mich. Ich sah mich erschrocken um, doch konnte niemanden entdecken. Ich merkte, dass ich wohl eingeschlafen sein musste und geträumt hatte. Lebhaft zogen immer noch die Bilder durch meinen Geist und erwärmten mein verängstigtes Herz. Ich begann mich zu waschen und meine langen Haare zu entwirren. Schließlich und endlich fasste ich mir ein Herz, stieg aus dem Wasser und wickelte mich in ein Badetuch ein. Als ich aus dem Bad trat erwartete mich eine Überraschung. Drei Sklavinnen knieten vor der Tür auf dem Boden und hielten Kleidung für mich bereit. Als ich eintrat erhoben sie sich stumm und begannen mich abzutrocknen. Für mich war dies höchst ungewohnt und verwirrend, um nicht zu sagen peinlich, schließlich steht man nicht jeden Tag nackt vor drei völlig unbekannten Frauen.
Sie zogen mir ein hochgeschlossenes Kleid aus verschiedenen violetten Stoffen an. Es hatte einen hohen Stehkragen und lange Ärmel. Schließlich begann eine der Frauen meine Haare hochzustecken und eine andere bemühte sich um meine Fingernägel. Ich fühlte mich irgendwie fehl am Platz, auch wenn ich nicht leugnen konnte, das so viel Fürsorglichkeit zumindest zeitweise die verwirrenden Gefühle aus einem vertrieb.
Plötzlich klopfte es an der Tür und eine der Frauen ging und öffnete sie. Sie verneigte sich tief, als der Mann eintrat. Mit einem Seitenblick über meine Schulter sah ich, dass Rizzen wieder da war. Zum ersten Mal seit ich hier war, hatte ich mich soweit im Griff, dass ich den Personen um mich herum mehr Aufmerksamkeit widmen konnte.
Der Patron des Hauses war nicht sonderlich groß und wenn ich mir das so recht besah, wohl auch nicht so kräftig wie Dinin oder Drizzt. Seine Haare waren nur schulterlang, aber sehr gepflegt und er hatte ein feines schlankes Gesicht. Doch die Augen spiegelten eine Verschlagenheit wider, die sein harmloses Äußeres mit Lügen strafte. Er verneigte sich tief und auch als er dann vor mir stand sah er mir nicht in die Augen. Zu meiner Verwunderung sagte er nichts, sondern wartete einfach ab, bis die Dienerinnen sich zurückzogen. Ich neigte leichte den Kopf und sah ihn an.
„Wollen wir dann gehen?“, fragte ich ihn und meine Stimme war immer noch recht heiser.
Er verneigte sich wieder und bedeutete mir ihm zu folgen.
Er führte mich durch das Haus. Und ich musste ehrlich zugeben, dass ich in meinem ganzen Leben nicht Beeindruckenderes gesehen hatte. Die Gänge und Wände, die Säulen und Galerien, alles war wunderschön verziert. So böse diese Rasse auch sein mochte, was ihre Kunstfertigkeit anging, da konnte man ihnen nichts nachsagen. Es war so als würde man durch ein Museum gehen, nein es war viel besser als das. Mehr als einmal musste ich mich zusammen reißen, um nicht meine Hand nach der einen oder anderen Statue auszustrecken, nur um zu sehen ob diese echt war oder ein Traum. Rizzen redete nach einiger Zeit sehr viel, da er offensichtlich das Gefühl hatte, jemanden gefunden zu haben der ihm zuhörte. Gelegentlich warf er mir einen Blick zu als schien er etwas zu erwarten oder zu fürchten. Doch da keinerlei Reaktion von mir erfolgte, atmete er nur auf und redete weiter, doch es kam mir so vor als würde er jetzt seine Worte genauer überlegen. Die meiste Zeit über redete er von den politischen Beziehungen des Hauses und davon welchen Platz sie in der Stadt hatten. Ohne es zu merken, musste ich schmunzeln. Dieser Mann war gewiss nicht dumm, dachte ich mir, aber es reichte wohl aus ihm das Gefühl zu geben, ein aufmerksamer und wohlgewogener Zuhörer zu sein, damit er einem fast alles erzählte. Es kam mir so vor, als wollte er sich ein wenig wichtiger machen, als er es eigentlich war. Es war interessant, weil er mir unabsichtlich viel zeigte, dass mir für eine Flucht nützlich sein konnte.
Wir kamen auch an Dinin vorbei. Er vergaß völlig sich zu verneigen, sondern starrte mich einfach nur mit offenem Mund und großen Augen an. Ich blickte ihm direkt in die Augen und lächelte leicht, da ich seine Reaktion einfach lustig fand. Was ich nicht bemerkt hatte, war die Tatsache, dass mir die Dienerinnen wieder die Haarsträhne mit Dinins Ring um den Hals gehängt hatten. Dinin hingegen bemerkte es sehr wohl.
Er sah wie wir den Gang entlang liefen. Als erstes fiel Dinins Blick auf Rizzen, diesen Wichtigtuer. Er hatte mal wieder nichts anderes zu tun als zu reden. Wie sehr ihm dieser Narr zuwider war, dachte Dinin nur. Dann sah er Nerdanel und sein Herz blieb stehen. Er konnte nicht anders als sie anzustarren. Alles um sich herum vergessend stand er nur da und betrachtete sie. Ihren zierlichen Körper, das schlanke feine Gesicht und diese geradezu perfekten Ohren. Und dann fiel ihm auf, dass sie immer noch sein Geschenk um den Hals trug. In ihm machte sich ein unglaublicher Stolz breit, aber auch das Gefühl etwas Bedeutendes zu sein. Ja er bedeutete ihr etwas, schoss es ihm durch den Kopf. Ihre Blicke trafen sich und er sah in ihren Augen eine Wärme, die er noch nie zuvor bei einer Frau gesehen hatte. Das Lächeln, das sie ihm schenkte, war elektrisierend für ihn und brannte sich tief in seine Seele. Sie wandte ihren Blick ab und folgte weiterhin Rizzen. Er schaute ihr nach bis sie um die Biegung verschwunden war. Dann erst realisierte er, dass er aufgeregt war. Sein Herz klopfte ganz schnell und in ihm hatte sich ein warmes Gefühl ausgebreitet. Es war ein reines Glücksgefühl. Nie zuvor in seinem Leben hatte er je etwas Schöneres gefühlt. Es war so unbeschreiblich. Ihm war so leicht ums Herz und er spürte ein Kribbeln in seinem Bauch. Er wußte nicht warum er sich so fühlte, denn das Einzige woran er jetzt noch dachte, war sie wiederzusehen und das möglichst bald.
Wir gingen weiter durch das Haus und so langsam begann mich Rizzens Geschwätz zu langweilen. Wir gingen gerade an einem Übungsplatz der Kämpfer entlang und dann sah ich ihn, Zaknafein, Waffenmeister des Hauses Do’Urden. Er stand da, keine zwei Meter von mir entfernt. Jetzt war es an mir, mein Herz bis zum Hals schlagen zu spüren. Ich hatte viel von ihm gelesen und jede Zeile davon verschlungen. Ich fühlte mich für einen Moment wie ein Schulmädchen, das gerade seinem großen Idol gegenüberstand. Rizzen ging einfach weiter und ich musste einige schnelle Schritte machen um wieder zu ihm aufzuschließen. Dies erregte die Aufmerksamkeit des Waffenmeisters. Er sah zu uns beiden herüber und ich konnte ihn nur fasziniert anstarren. Ihn seinem Blick lag etwas Undefinierbares und Geheimnisvolles, auch wenn sein Gesicht eine Maske war, die von Bitterkeit gezeichnet war. Er verbeugte sich nur höflich und wandte dann wieder seine Aufmerksamkeit den Kriegern zu. Rizzens Stimme brachte mich zurück in die Realität und ich musste wieder meine ganze Aufmerksamkeit auf ihn lenken. Doch kaum hatte er sich wieder umgedreht, da waren meine Gedanken wieder bei Zaknafein. Bald würde Malice ihn töten, wenn ich mich recht erinnerte. Ich seufzte leicht und warf einen Blick zu ihm zurück. Das war nicht recht, dachte ich mir nur.
Eine Bewegung weckte die Aufmerksamkeit des Waffenmeisters und er drehte sich um. Sein Blick fiel auf das neueste Mitglied des Hauses Do’Urden. Nerdanel, Tochter von Briza. Wenigstens war das Mädchen mit dem Aussehen ihres Vaters gesegnet worden und sah nicht so aus wie ihre Mutter, dachte er sich nur. Er fing ihren Blick auf und sah in ihren Augen das gleiche jugendliche Feuer brennen, das er bei Drizzt gesehen hatte, bevor dieser auf die Akademie ging. Das Wissen, dass Malice auch dieses Kind verderben würde, so wie sie es bei seinem Sohn gemacht hatte, ließ Bitterkeit in ihm aufsteigen. Eine weitere gnadenlose Priesterin für das Haus, dachte er sich nur und verneigte sich vor dieser Frau. Er wollte seine Gedanken nicht mehr daran verschwenden, zu groß war der Schmerz über die Veränderung von Drizzt und so wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den Kriegern zu.
Rizzen geleitete mich schließlich zurück in meine Gemächer und verließ mich dann dort auch wieder. Unschlüssig was ich jetzt tun sollte setzte ich mich auf das Fensterbrett. Ich war ganz allein, gefangen in einem Haus mit einer Frau, die mich bei der nächsten Gelegenheit wohl versuchen würde umzubringen. Du hattest auch schon bessere Tage, dachte ich nur zynisch über mich selbst. Ich wußte, dass es so nicht enden durfte, ich musste hier irgendwie wieder raus und versuchen einen Weg zurück an die Oberfläche zu finden. Ich versuchte mir selbst Mut zu machen und dachte an bessere Zeiten, als ich noch unbeschwert mit meinen Freunden am Lagerfeuer saß und wir zusammen rumgealbert hatten. Wie lange war das her, dachte ich mir, drei Wochen, mir kam es vor wie eine halbe Ewigkeit. Irgendwie muss ich die dunklen Wolken aus meinem Kopf vertreiben, ermahnte ich mich selbst, mit so einer Einstellung würde ich hier nie raus finden. Ich erinnerte mich wieder an die besseren Zeiten und begann einige der wunderschönen Lagerfeuerlieder vor mich hin zu singen, während ich gedankenverloren hinunter sah und über das nachgrübelte was ich heute alles erlebt und gesehen hatte.
Dinin hingegen war den letzten Pflichten seines Daseins für heute nachgekommen. Narbondel war bereits über seine hellste Stunde hinweg und begann so langsam sich dem Ende entgegen zu neigen. Vor seinem geistigen Auge, sah Dinin immer wieder ihr wunderschönes Lächeln, dass für ihn allein auf der Welt bestimmt gewesen war. Er musste nur daran denken und schon kehrte dieses warme Bauchgefühl zurück und er fühlte sich wieder so, wie in dem Moment auf dem Flur. Er fragte sich, wie es ihr wohl gerade ging und beschloss, dass es jetzt eine gute Idee sei, sie zu besuchen.
Er schlenderte über den Übungshof der Krieger und plötzlich hörte er ein Gespräch heraus, das seine ganze Aufmerksamkeit weckte.
„Habt ihr sie gesehen? Wer war sie?“, fragte der eine.
„Spielt es eine Rolle für uns? Habt ihr den Blick des Waffenmeisters gesehen. Ich wette, dass er bereits mit dem Gedanken spielt, ihr neuer Liebhaber zu werden. Schließlich hat die Oberin ja Rizzen“, sagte ein anderer.
Dinin wurde wütend, denn er wußte, dass das geschehen konnte. Sie hatten ja recht, Zaknafein war der beste Kämpfer des Hauses und man munkelte hinter vorgehaltener Hand, dass er auch der beste Liebhaber sei. Aber Nerdanel würde er nicht kriegen, sagte er zu sich selbst. Ich habe sie gefunden und sie gehört mir. Ohne es zu merken wurde er eifersüchtig. Weder der Waffenmeister noch sein jüngerer Bruder würden sie kriegen, sie war allein für ihn. Dieses Lächeln war allein für ihn.
Wütend trieb er die Krieger wieder zur Arbeit an, damit sie keine nutzlosen Debatten führen konnten. Als er seinem Zorn Luft gemacht hatte begann er zu überlegen, was er nun tun konnte. Still saß er auf einer der Bänke im Übungshof und sah hinauf zu den Gemächern der Frauen. Zu seiner Überraschung konnte er sie dort sehen. Sie saß am Fenster und blickte hinaus. Sie schien sich mit jemandem zu unterhalten. Er genoss ihren Anblick, doch plötzlich begann sie zu lächeln. Wieder wurde er wütend.
Sie lächelt für jemanden. Wer .... wer ist bei ihr? Zaknafein, Drizzt oder einer dieser dreckigen Krieger?.
Getrieben von Eifersucht und Hass rannte er nach oben. Erst als er auf dem Korridor vor ihrem Zimmer stand wurde ihm klar, dass er gerade im Begriff war etwas sehr Dummes zu tun. Was sollte er machen? Was sollte er denn tun, wenn Zaknafein dort war? Ihn schlagen. Sicher nicht, er wußte, dass der Waffenmeister ihn ohne große Mühe besiegen konnte. Drizzt oder einen der Krieger konnte er rauswerfen, aber nicht den Waffenmeister. Von Neugier getrieben schlich er zur Tür. Wenn er seinen Widersacher schon nicht loswerden konnte, dann wollte er wenigstens wissen über was geredet wurde. Vorsichtig horchte er. Doch auf ihn wartete eine Überraschung. Er hörte sie singen, genauso wie er sie damals im Lager gehört hatte. Nur das es jetzt nur ihre Stimme war. Sie war klar und fein, sehr melodisch. Er konnte den Text des Liedes nicht verstehen, aber es schien ein Kampfeslied zu sein, das ihr Mut machen sollte. Er musste lächeln. Es beruhigte ihn, zu wissen, dass sie allein da drin war und vor sich hin sang.
Ich saß auf der Fensterbank und sang Trigardon, ein Lied an die Mondgöttin, vor mich hin, da überkam mich das Gefühl beobachtet zu werden. Draußen war niemand zu sehen. Mein Blick wanderte instinktiv zu Tür. Ich hörte auf zu singen, ging zur Tür und öffnete. Dahinter fand ich einen leicht erschrockenen Dinin vor.
„Ist es immer Eure Art vor der Tür zu stehen und zu lauschen?“, fragte ich nur sarkastisch.
„Nein Lady Nerdanel, natürlich nicht. Verzeiht! Darf ich reinkommen Lady?“
Was blieb mir da schon andres übrig. Ich setzte mich wieder auf die Fensterbank und er nahm auf einem der Stühle platz.
„Was wollt Ihr?“ fragte ich.
„Ich wollte nur nach Euch sehen. Da hörte ich Euch singen und dachte mir, dass es wohl unangemessen ist Euch mitten im Lied zu stören. Ich wollte warten bis Euer Lied fertig ist“, versuchte er mir zu erklären.
„Es geht mir den Umständen entsprechend. Ich wäre jetzt gern woanders“, antwortete ich ausweichend.
Ich spürte, dass seine Augen auf mir lagen. Ich hörte, wie er sich hinter mir bewegte. Er stand neben mir und schien etwas sagen zu wollen, tat es aber nicht. Ich machte keine Anstalten mich mit ihm zu unterhalten. Über was hätte ich auch mit ihm reden sollen? Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und die wütende Briza stand da.
Wir beide drehten uns erschrocken um und starrten sie geschockt an.
„Dinin, du verdammter Kerl! Was machst du hier? Scher dich raus“, schrie sie nur hysterisch. Und schon hatte sie ihre Peitsche in der Hand und schlug nach ihm.
Ohne zu überlegen, packte ich Dinin und stieß ihn weg, so dass Brizas Peitsche mich traf. Ein heißer Schmerz fegte über meinen Rücken und ich konnte nicht anders als einen schmerzerfüllten Aufschrei von mir zu geben. Ich wollte mich zu ihr umdrehen und sie abwehren, doch da traf mich bereits der nächste Schlag. Er war nicht minder schmerzhaft als der Erste. Langsam begann sich ein taubes Gefühl in mir auszubreiten. Ich kämpfte wieder mit ihr, doch dieses Mal war ich vollkommen unterlegen. Sie schlug mich zu Boden und ich spürte nur noch wie die Peitsche auf mich niedersauste. Meine Rüstung wollte wieder wachsen um mich zu verteidigen, doch mit einem letzten Gedanken konnte ich sie daran hindern, bevor mich die vollkommene Finsternis umfing.
Dinin sah nur noch wie Briza ihre Peitsche erhob und nach ihm schlug. Er spürte wie Nerdanel ihn wegstieß. Dann lief alles nur noch schemenhaft vor seinen Augen ab. Er sah wie sie den Hieb, der ihm gegolten hatte, abbekam. Die beiden Frauen kämpften wieder miteinander. Er sprang auf und wollte dazwischen gehen, doch Briza schlug ihn mit einer Faust ins Gesicht, so dass er gegen die Wand prallte. Benommen durch den harten Schlag, sah er wie die hohe Priesterin wie eine Wahnsinnige auf ihre Tochter einschlug. Er raffte sich auf und rannte hinaus. Sie würde sie töten, schoss es ihm durch den Kopf. Er bog um die Ecke und wäre fast mit seinen beiden Schwestern Vierna und Maya zusammengestoßen. Diese waren zuerst sehr erbost über sein Verhalten, doch nicht lange, als sie seine malträtierte Wange sahen.
„Sie tötet sie ... schnell ihr müsst sie aufhalten!“, brachte er nur hervor.
Eiligst rannten die Drei den Gang entlang und in Nerdanels Gemächer. Der Anblick, der sich ihnen bot, war erschrecken. Nerdanel lag blutüberströmt am Boden und Briza kniete über ihr, den Opferdolch erhoben und mit Wahnsinn in den Augen.
-Masken-
Vor mir ragte das große Tor des Hauses auf und in diesem Moment fühlte ich mich richtig unbedeutend und winzig. In meinem Magen begann sich ein Krampf zu bilden, wenn ich auch nur daran dachte, dass auf mich jetzt die Begegnung mit einer Oberin wartete.
Im Stillen begann ich zu beten „Bitte lass sie nicht merken, wer ich wirklich bin ... sie darf nicht wissen, dass ich eine Priesterin bin ...“. Diese Mantra wiederholte ich immer und immer wieder, eigentlich mehr um mich selbst zu überzeugen, als das ich erwartete hätte, dass dadurch irgend etwas bewirkt wird. Als ich den ersten Schritt über die Schwelle des Hauses machte durchzuckte mich etwas, dass sich anfühlte wie ein elektrischer Schlag. Verwirrt blieb ich stehen und sah mich um.
„Was habt ihr Lady Nerdanel?“, fragte Drizzt und auch Dinin sah mich seltsam an.
Ich senkte nur schnell meinen Blick und schüttelte den Kopf. „Es ist nichts ...dachte ich hätte was gehört“, murmelte ich nur.
Drizzt sah sie zweifelnd an und er spürte, dass ihr anscheinend überhaupt nicht wohl bei dem Gedanken war vor die Oberin zu treten. Er konnte sie nur zu gut verstehen, er hatte im Moment auch keine Lust Zaknafein gegenüber zu treten. Doch er konnte dieses Zusammentreffen ebenso wenig verhindern, wie sie das ihre. Er konnte in ihren großen Augen die Unsicherheit sehen. Drizzt bedauerte es mittlerweile zutiefst, dass er sich nicht stärker gegen das Vorhaben seines Bruders gestellt hatte. In seinen Augen war es immer noch mehr als falsch, dass sie hier war. Es war nicht recht, dass Dinin sie gegen ihren Willen mitgenommen hatte, ob sie nun mit ihnen verwandt war oder nicht. Außerdem glaubte er nicht, dass diese Kampftruppe es sich so einfach gefallen lassen würde, dass man ihnen eine Frau unter der Nase wegstahl. Er wollte im Moment nicht über den Ärger nachdenken, den sein Bruder sich und allen anderen da aufgehalst hatte. Schweigend ging er neben den beiden her und behielt seine Sorgen für sich.
Dinin hingegen musste seinen Schritt zügeln um angemessen den Weg zum Thronsaal zu beschreiten. Er war guter Dinge und hoffte auf eine Belohnung seiner Mutter Oberin für diese Glanzleistung. Außerdem war Nerdanel immer noch auf seiner Seite, wie er glaubte. Es würde ihm gewiss gut tun eine Verbündete gegen seine Schwestern zu haben. In seinen Augen würde ihm diese ganze Aktion nur Vorteil bringen. Er warf einen Seitenblick auf Nerdanel. Trotz der anstrengenden Reise sah sie immer noch wunderschön aus. Er erinnerte sich an die Nächte in denen er die Decke mit ihr geteilt hatte. Er schmeckte immer noch ihre weichen Lippen und bedauerte es zutiefst, dass sie diesen Kuss nicht erwidert hatte. Vielleicht würde er ja noch die Gelegenheit dazu bekommen ihr nahe zu sein, wenn sie einmal wach war. Er schüttelte diese Gedanken jedoch wieder ab, als sie sich der großen Tür des Thronsaals näherten.
Mir schlug mein Herz mittlerweile bis zum Hals. Meine Hände hatte ich in die Falten meines weiten Umhangs vergraben, damit man nicht sah, dass ich angespannt war. Hätte ich jetzt helle Haut gehabt, dann hätte man mir sicher angesehen, dass ich blass war wie ein Leichentuch. Mir war schlecht vor lauter Angst. Die Gänge und Türen, die Türme und Mauern, ich nahm nichts im Moment von diesem Haus wahr. Ich bemerkte gerade einmal die Sklaven, die sich demütigst auf den Boden warfen. Zu dritt standen wir nun vor der Tür zum Thronsaal. Ich holte noch einmal tief Luft und versuchte einfach an überhaupt nichts zu denken und all meine Zweifel und Ängste vor der Tür zu lassen. Dann schwangen die Flügeltüren auf und gaben den Blick auf den Saal frei.
In der Mitte lag ein dicker Teppich über den wir gingen. Links und rechts war jeweils eine Säulengalerie an den Wänden und am Ende des Raums stand groß der Spinnenthron. Auf ihm saß Malice Do’Urden und blickte aufmerksam uns entgegen. Neben ihr standen ihre Töchter. Ich konnte sie nicht auseinander halten, doch ich nahm an, dass jene die rechts neben ihr stand und eine sehr kräftige Statur hatte und auch sehr groß war, wohl Briza sein musste. Neben dem Thron auf dem Boden saß ein Mann und wenn ich mich recht an die Romane meines Lieblingsautors erinnerte, dann musste das wohl Rizzen, der Patron, sein. Etwas abseits stand noch ein Mann in einer Rüstung und mit zwei Langschwertern an seiner Seite. Das musste einfach Zaknafein sein, schoss es mir durch den Kopf. Wir gingen immer weiter auf den Thron zu und Malice‘ Blick klebte an uns. Schließlich blieben Drizzt und Dinin stehen und gingen vor ihrer Oberin auf die Knie. Da ich nicht wußte, wie ich mich verhalten sollte, folgte ich meinem Instinkt, der mir sagte, es würde reichen sich zu verbeugen. Inständig hoffte ich, dass ich hier das richtig machte.
Eine ganze Weile sah sie nur auf uns hinunter. Ich hasste dieses Schweigen, doch schließlich hörte man nur ihre herrische kalte Stimme durch den Raum hallen.
„Willkommen Krieger, die ihr dem Haus Do’Urden so viel Ruhm gebracht habt. Wie ich sehe habt ihr eine angeblich verschollene Tochter mitgebracht. Nun dann lasst mich sehen, wer sie wirklich ist!“
Dinin stand auf und nahm meinen Arm und zog den Ärmel zurück. Ein lautes Einatmen ging durch den Raum. Ich beobachtete derweilen ihre Gesichter. Sie wirkten alle etwas überrascht, doch eine sah mich nur wie versteinert an.
„Das ist unmöglich. Du solltest tot sein!“ schrie sie wütend.
Oberin Malice sah mit einem Seitenblick auf ihre Tochter, die vor Wut zu platzen schien. Und auch die Aufmerksamkeit aller anderen richtete sich auf sie, zu meiner großen Erleichterung.
„Ich glaube du hast mir Einiges zu erklären, Briza“ sagte Malice nur mit schneidend eisiger Stimme.
Briza schaute ihre Mutter mit großen Augen an und sah erschreckt aus. Nervös leckte sie sich die Lippen.
„Es war .... es war in der Akademie. Bei meiner Abschlußprüfung. Ich habe mit einem der Krieger geschlafen, so wie alle anderen auch. Doch er war ein anderer als er vorgab zu sein. Wir sind raus gegangen um uns allein zu vergnügen und dann sind er..... und seine Leute über mich hergefallen. Betäubt durch den starken Rauch konnte ich sie nicht abwehren. Sie ..... sie haben mich vergewaltigt und.... DIE ist daraus entstanden. Darum gab ich vor noch etwas in der Akademie zu erledigen und hielt mich zwei Jahre versteckt um dieses Ding auszutragen und dann loszuwerden. Ich habe sie geboren und dann an Ort und Stelle zum Sterben zurück gelassen. Ich hätte wohl besser daran getan, das Balg gleich zu töten.“
Mit diesen Worten sprang sie auf mich los. Zwei lange Sätze und sie war da. Zu meiner Verteidigung riss ich nur die Arme hoch und schützte mich so zumindest ein wenig. Ich spürte wie die Waffe der Göttin anfing zu beben. Nein ... nicht, flehte ich nur, du darfst nicht wachsen. Hätte ich Zeit gehabt darüber nachzudenken, so hätte ich mich sicher darüber gewundert, dass die Waffe meinem Willen gehorchte. Doch das Einzige, was für mich in diesem Moment zählte war, meinen Körper so gut es geht abzuschirmen. Ich wich so gut es ging den Schlägen aus, doch schließlich riss sie mich mit ihrem ganzen Gewicht runter und wir rollten wild kämpfend über den Boden. Ich versuchte mich zu befreien und sie loszuwerden. Ihre Hände schlossen sich um meine Kehle und drückten zu. Zum ersten Mal in meinem Leben verspürte ich Todesangst als ich keine Luft mehr bekam. Endlich bekam ich meine Beine unter sie und es gelang mir mit letzter Kraft sie wegzudrücken. Ihr Griff lockerte sich und ich konnte keuchend einen Atemzug nehmen, bevor sie wieder begann zuzudrücken.
Entsetzt beobachteten sowohl Dinin als auch Drizzt den Kampf zwischen den beiden Frauen. Beide wollten zu den Kämpferinnen rennen, doch die Oberin schrie sie nur an.
„Lasst die beiden ... haltet euch raus! Wenn es dem Mädchen gelingt sich zu befreien und zu gewinnen, dann darf sie als legitimes Kind der hohen Priesterin Briza weiterleben, wenn nicht, dann hat die geschändete Mutter ihre Rache erhalten.“
Entsetzt starrten sie ihre Mutter an, doch diese würdigte die Männer keines Blickes, ebenso wenig wie die anderen Frauen der Familie.
Mir hingegen schwanden langsam die Sinne. Die Kraft begann aus meinem Körper zu weichen und ich startete einen letzten verzweifelten Versuch mich zu befreien. Wieder brachte ich meine Beine unter sie, doch diesmal trat ich mit meiner ganzen verbleibenden Kraft zu. Ich hörte, wie sie vor Schmerzen aufschrie und losließ. Irgendwie gelang es mir wieder auf meine wackligen Beine zu kommen. Mein einziger klarer Gedanke lautete Überleben. Meine Kehle tat weh als ich atmete und mir war schwindlig. Briza raffte sich wütend auf und kam wieder angerannt. In meiner ganzen Verzweiflung packte ich sie bei den Armen, ließ mich nach hinten fallen, stemmte meinen Fuß auf ihre Brust und rollte sie über mich drüber. Ich hörte nur einen dumpfen Knall und ein Stöhnen. Als ich wieder hochkam und mich umwandte, sah ich nur, dass ich sie, mehr durch Glück als durch Verstand, gegen eine Säule geschleudert hatte. Jetzt lag sie am Boden und rührte sich nicht mehr.
Drizzt und Dinin beobachteten den unfairen Kampf voller Sorge. Nerdanel war einen Kopf kleiner als ihre Mutter und auch viel zierlicher gebaut. Sie konnten sich nur mühsam zurückhalten. Dinin weil er Briza hasste und es lieber sehen würde, wenn Nerdanel im Haus bleiben würde. Und Drizzt weil es in seinen Augen einfach unfair war, zwei so unausgeglichene Gegner gegeneinander antreten zu lassen. Es war nicht richtig, dass hier Mutter gegen Tochter kämpfte. Auf Dinins Gesicht erschien ein siegesfreudiges Lächeln als er Briza gegen die Säule knallen sah. Auch Drizzt atmete erleichtert aus, dass sie es geschafft hatte und nun keine Gefahr mehr für sie bestand, wie er glaubte.
Malice sah zufrieden auf die junge Frau hinunter. Sie konnte zwar kaum noch stehen, aber sie hatte gewonnen und das stellte die Oberin zufrieden.
„Wie ist dein Name Mädchen?“, fragte sie laut.
Immer noch etwas schwindlig, drehte ich mich zu ihr um und sah sie an. Ich hatte jetzt keine Angst mehr. Ich fühlte, dass ich mit meiner Kraft am Ende war. Sollte sie jetzt noch auf die Idee kommen mir eine weitere ihrer Töchter auf den Hals zu hetzen, so würde ich nicht weiter bestehen können.
„Mein Name ist Nerdanel vom Clan Numenor“, sprach ich, doch meine Stimme war im Moment kaum mehr als ein heißeres Kratzen.
„Mmmhhh, kein dunkelelfischer Name, macht aber nichts. Von nun an heißt du Nerdanel Do’Urden, Tochter der hohen Priesterin Briza,“, sagte sie nur in einem Plauderton, der mir klar machte, dass es ihr vollkommen egal gewesen war, wer von uns beiden diesen Kampf gewinnen würde.
Dazu sagte ich nichts, weder Danke noch irgendeine Beschwerde, ich hatte für einen Tag schon genug Prügel bezogen.
„Du scheinst nicht erfreut zu sein, Nerdanel?“, bohrte Malice nach.
„Ich werde den Namen tragen, den Ihr wünscht, aber ob das eine Ehre für mich ist, dass bleibt mir selbst überlassen“, sprach ich ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Erst als sie mir über die Lippen gekommen waren, wurde mir klar, wie unvorsichtig sie doch waren. Jetzt hatte ich das Gefühl das mein Herz bis zum Hals schlagen würde.
„Mutige Worte für eine so junge Frau. Dieses Mal werde ich deine Dreistigkeit entschuldigen, da du ganz offensichtlich nicht in dunkelelfischer Etikette unterwiesen worden bist und auch einen anstrengenden Kampf hinter dir hast, doch nächstes Mal wird auf solch ein Verhalten eine Strafe folgen. Verstanden!“
Erschöpft nickte ich nur, zu mehr war ich nicht mehr im Stande.
„Vierna, nimm sie mit, zeig ihr ein Gemach zum Schlafen und lass ihr Sachen bringen, damit sie sich frisch machen kann. Dann kommst du sofort wieder zurück. Wir haben über das Verhalten deiner Schwester zu beraten. Rizzen begleite sie, zeig Nerdanel das Haus!“
Vierna verneigte sich und nahm mich mit.
Zu erschöpft und verwirrt um noch irgendetwas zu realisieren, folgte ich Vierna einfach. Erst als die großen Türen sich hinter uns schlossen begann ich mich ein wenig zu entspannen und zu begreifen, was ich gerade erlebt hatte. Viernas Stimme durchbrach die Stille um uns herum.
„Von wem hast du diese Tätowierung?“, fragte sie mich schlicht.
„Das weiß ich nicht. Ich trage sie schon immer. Vielleicht habe ich sie von meiner Mutter, auch wenn ich aus ihrer Reaktion schließe, dass die Anwort wohl eher NEIN lautet. Vielleicht hab ich sie von meinem Vater, wer weiß das schon,“, antwortete ich schlicht.
Vierna sah überaus fröhlich aus, sie schien ihre Schwester auf den Tod nicht leiden zu können.
Schweigend liefen wir durch die Gänge. Mein Hals schmerzte immer noch furchtbar und ich merkte wie sich langsam die erste Verzweiflung in mir breit machte. Ich hatte wohl einen Schock, dachte ich mir, denn ich merkte, wie meine ruhige Fassade zu bröckeln begann. Meine Tränen konnte ich kaum noch zurückhalten. Schließlich blieben wir vor einer Zimmertür stehen. Sie öffnete sie und schob mich hinein, da sie wohl sah, dass ich ziemlich fertig war.
„Hier kannst du bleiben, dich umziehen und frisch machen. Rizzen wird dir dann das Haus zeigen“, sagte sie und verschwand daraufhin schneller wieder, als ich es überhaupt realisieren konnte.
Dinin und Drizzt wurden derweilen für ihre Heldentaten von Oberin Malice gelobt. Vor allen dingen Drizzt heldenhafte Tat, dass Elfenkind zu töten. Obwohl der junge Drow nicht hinsah, war er sich des bohrenden Blicks von Zaknafein bewusst. Er wollte so schnell wie möglich hier wieder weg. Dinin schwelgte in seinem Ruhm und dem Lob als er hinausging. Er sah Drizzt nur an und bemerkte seinen betrübten Blick.
„Hab dich nicht so, es ist endlich ein Drow-Krieger aus dir geworden. Sei stolz darauf!“, versuchte ihn Dinin zu ermuntern.
Drizzt schüttelte nur die Hand auf seiner Schulter ab. Was bedeutet es schon ein Drow-Krieger zu sein, fragte er sich, es bedeutet doch nichts anderes als ein Mörder zu sein. Ohne weiter auf seinen Bruder zu achten, zog er sich in sein Quartier zurück. Dinin schüttelte den Kopf, er würde das seltsame Verhalten seines jüngeren Bruders nie verstehen. Ach sollte der doch machen was er wollte, dachte er sich nur und zog sich ebenfalls zurück, jedoch nicht ohne sich vorher zu fragen, wie es Nerdanel wohl ging. Lächelnd nahm er sich vor nachher einmal nach ihr zu sehen.
Mit leerem Blick sah ich mich in meinem neuen Zuhause um, doch ich nahm nichts wirklich wahr. Alles war zu irreal und grausam, als hätte es mein immer noch menschlicher Verstand begreifen können. Ich drehte mich zu dem Mann, zu Rizzen, um.
„Wo kann ich mich waschen?“, fragte ich ihn nur tonlos.
„Ich werde sofort Sklaven kommen lassen, die euch ein Bad bereiten, Herrin,“, antwortete er nur eilig und unterwürfig.
Doch ich hörte ihn kaum und ließ mich auf die nächste Sitzgelegenheit fallen. Langsam streifte ich mir meinen Umhang ab. Verstört sah ich auf meine Arme. Sie waren voller Kratzer und blauer Flecken, doch ich spürte keinen Schmerz. Alles war wie tot. Ich nahm plötzlich Bewegungen um mich herum wahr und als ich aufsah, rannte eine Schar von Sklaven mit Krügen hin und her. Rizzen scheuchte sie durch die Gegend und trieb sie an sich zu beeilen. Ich sah wieder auf meine verletzten Arme und spürte so langsam, wie sich ein Brennen von dort aus in meinem ganzen geschundenen Körper breit machte.
Irgendwann hörte ich Rizzens Stimme,
„Herrin Euer Bad ist bereit. Ich werde Euch Dienerinnen schicken, die sich um euch kümmern....“
„Keine Bedienstete ... ich will allein sein“, murmelte ich nur.
Verwirrt sah er mich an, doch da Rizzen nicht im mindesten Interesse daran hatte, die neue Tochter des Hauses herauszufordern, verbeugte er sich nur tief.
„Ich werde in zwei Stunden zu Euch kommen, damit ihr das Haus sehen könnt. Bedienstete warten vor der Tür, sollte Ihr doch deren Dienste benötigen.“
Ich hörte ihm schon gar nicht mehr zu. Benommen ging ich in den Raum, in den die Sklaven das Wasser getragen hatten.
Aus einer im Boden eingelassenen Wanne stieg heißer Wasserdampf auf und in der Luft lag ein verführerischer Geruch. Ich starrte nur auf das Wasser und begann ein Kleidungsstück nach dem anderen abzustreifen. Dann stieg ich ins heiße Wasser und zum ersten Mal kehrte wieder Gefühl in mich zurück. Ein erfrischendes Prickeln durchfuhr mich, als ich bis zum Hals ins Wasser glitt. Ich sah wieder an mir hinunter und plötzlich begann ich zu Weinen. Die Panik, die Schmerzen, einfach alles brach hervor. Ich schlang verzweifelt meine Arme um mich und schluchzte.
Bei allen Göttern, auf was für einen Wahnsinn haben wir uns da nur eingelassen, schoss es mir nur durch den Kopf.
Ich dachte verzweifelt an meine Freunde. Wo sie jetzt wohl sind? fragte ich mich und während ich noch an sie dachte, erschien vor meinem geistigen Auge ein Bild. Ich sah Despina und Alystin, wie sie hinter Elfara standen und grimmig etwas oder jemandem hinterher starrten. Ich sah die Entschlossenheit in ihren Augen und das machte mir Hoffnung. Die beiden Frauen reichten einander die Hände und sprachen miteinander, doch was sie sagten konnte ich nicht hören, aber irgendwie fühlte ich mich augenblicklich besser. Ob sie wohl gerade an mich denken, fragte ich mich hoffnungsvoll.
Ein plötzliches Geräusch weckte mich. Ich sah mich erschrocken um, doch konnte niemanden entdecken. Ich merkte, dass ich wohl eingeschlafen sein musste und geträumt hatte. Lebhaft zogen immer noch die Bilder durch meinen Geist und erwärmten mein verängstigtes Herz. Ich begann mich zu waschen und meine langen Haare zu entwirren. Schließlich und endlich fasste ich mir ein Herz, stieg aus dem Wasser und wickelte mich in ein Badetuch ein. Als ich aus dem Bad trat erwartete mich eine Überraschung. Drei Sklavinnen knieten vor der Tür auf dem Boden und hielten Kleidung für mich bereit. Als ich eintrat erhoben sie sich stumm und begannen mich abzutrocknen. Für mich war dies höchst ungewohnt und verwirrend, um nicht zu sagen peinlich, schließlich steht man nicht jeden Tag nackt vor drei völlig unbekannten Frauen.
Sie zogen mir ein hochgeschlossenes Kleid aus verschiedenen violetten Stoffen an. Es hatte einen hohen Stehkragen und lange Ärmel. Schließlich begann eine der Frauen meine Haare hochzustecken und eine andere bemühte sich um meine Fingernägel. Ich fühlte mich irgendwie fehl am Platz, auch wenn ich nicht leugnen konnte, das so viel Fürsorglichkeit zumindest zeitweise die verwirrenden Gefühle aus einem vertrieb.
Plötzlich klopfte es an der Tür und eine der Frauen ging und öffnete sie. Sie verneigte sich tief, als der Mann eintrat. Mit einem Seitenblick über meine Schulter sah ich, dass Rizzen wieder da war. Zum ersten Mal seit ich hier war, hatte ich mich soweit im Griff, dass ich den Personen um mich herum mehr Aufmerksamkeit widmen konnte.
Der Patron des Hauses war nicht sonderlich groß und wenn ich mir das so recht besah, wohl auch nicht so kräftig wie Dinin oder Drizzt. Seine Haare waren nur schulterlang, aber sehr gepflegt und er hatte ein feines schlankes Gesicht. Doch die Augen spiegelten eine Verschlagenheit wider, die sein harmloses Äußeres mit Lügen strafte. Er verneigte sich tief und auch als er dann vor mir stand sah er mir nicht in die Augen. Zu meiner Verwunderung sagte er nichts, sondern wartete einfach ab, bis die Dienerinnen sich zurückzogen. Ich neigte leichte den Kopf und sah ihn an.
„Wollen wir dann gehen?“, fragte ich ihn und meine Stimme war immer noch recht heiser.
Er verneigte sich wieder und bedeutete mir ihm zu folgen.
Er führte mich durch das Haus. Und ich musste ehrlich zugeben, dass ich in meinem ganzen Leben nicht Beeindruckenderes gesehen hatte. Die Gänge und Wände, die Säulen und Galerien, alles war wunderschön verziert. So böse diese Rasse auch sein mochte, was ihre Kunstfertigkeit anging, da konnte man ihnen nichts nachsagen. Es war so als würde man durch ein Museum gehen, nein es war viel besser als das. Mehr als einmal musste ich mich zusammen reißen, um nicht meine Hand nach der einen oder anderen Statue auszustrecken, nur um zu sehen ob diese echt war oder ein Traum. Rizzen redete nach einiger Zeit sehr viel, da er offensichtlich das Gefühl hatte, jemanden gefunden zu haben der ihm zuhörte. Gelegentlich warf er mir einen Blick zu als schien er etwas zu erwarten oder zu fürchten. Doch da keinerlei Reaktion von mir erfolgte, atmete er nur auf und redete weiter, doch es kam mir so vor als würde er jetzt seine Worte genauer überlegen. Die meiste Zeit über redete er von den politischen Beziehungen des Hauses und davon welchen Platz sie in der Stadt hatten. Ohne es zu merken, musste ich schmunzeln. Dieser Mann war gewiss nicht dumm, dachte ich mir, aber es reichte wohl aus ihm das Gefühl zu geben, ein aufmerksamer und wohlgewogener Zuhörer zu sein, damit er einem fast alles erzählte. Es kam mir so vor, als wollte er sich ein wenig wichtiger machen, als er es eigentlich war. Es war interessant, weil er mir unabsichtlich viel zeigte, dass mir für eine Flucht nützlich sein konnte.
Wir kamen auch an Dinin vorbei. Er vergaß völlig sich zu verneigen, sondern starrte mich einfach nur mit offenem Mund und großen Augen an. Ich blickte ihm direkt in die Augen und lächelte leicht, da ich seine Reaktion einfach lustig fand. Was ich nicht bemerkt hatte, war die Tatsache, dass mir die Dienerinnen wieder die Haarsträhne mit Dinins Ring um den Hals gehängt hatten. Dinin hingegen bemerkte es sehr wohl.
Er sah wie wir den Gang entlang liefen. Als erstes fiel Dinins Blick auf Rizzen, diesen Wichtigtuer. Er hatte mal wieder nichts anderes zu tun als zu reden. Wie sehr ihm dieser Narr zuwider war, dachte Dinin nur. Dann sah er Nerdanel und sein Herz blieb stehen. Er konnte nicht anders als sie anzustarren. Alles um sich herum vergessend stand er nur da und betrachtete sie. Ihren zierlichen Körper, das schlanke feine Gesicht und diese geradezu perfekten Ohren. Und dann fiel ihm auf, dass sie immer noch sein Geschenk um den Hals trug. In ihm machte sich ein unglaublicher Stolz breit, aber auch das Gefühl etwas Bedeutendes zu sein. Ja er bedeutete ihr etwas, schoss es ihm durch den Kopf. Ihre Blicke trafen sich und er sah in ihren Augen eine Wärme, die er noch nie zuvor bei einer Frau gesehen hatte. Das Lächeln, das sie ihm schenkte, war elektrisierend für ihn und brannte sich tief in seine Seele. Sie wandte ihren Blick ab und folgte weiterhin Rizzen. Er schaute ihr nach bis sie um die Biegung verschwunden war. Dann erst realisierte er, dass er aufgeregt war. Sein Herz klopfte ganz schnell und in ihm hatte sich ein warmes Gefühl ausgebreitet. Es war ein reines Glücksgefühl. Nie zuvor in seinem Leben hatte er je etwas Schöneres gefühlt. Es war so unbeschreiblich. Ihm war so leicht ums Herz und er spürte ein Kribbeln in seinem Bauch. Er wußte nicht warum er sich so fühlte, denn das Einzige woran er jetzt noch dachte, war sie wiederzusehen und das möglichst bald.
Wir gingen weiter durch das Haus und so langsam begann mich Rizzens Geschwätz zu langweilen. Wir gingen gerade an einem Übungsplatz der Kämpfer entlang und dann sah ich ihn, Zaknafein, Waffenmeister des Hauses Do’Urden. Er stand da, keine zwei Meter von mir entfernt. Jetzt war es an mir, mein Herz bis zum Hals schlagen zu spüren. Ich hatte viel von ihm gelesen und jede Zeile davon verschlungen. Ich fühlte mich für einen Moment wie ein Schulmädchen, das gerade seinem großen Idol gegenüberstand. Rizzen ging einfach weiter und ich musste einige schnelle Schritte machen um wieder zu ihm aufzuschließen. Dies erregte die Aufmerksamkeit des Waffenmeisters. Er sah zu uns beiden herüber und ich konnte ihn nur fasziniert anstarren. Ihn seinem Blick lag etwas Undefinierbares und Geheimnisvolles, auch wenn sein Gesicht eine Maske war, die von Bitterkeit gezeichnet war. Er verbeugte sich nur höflich und wandte dann wieder seine Aufmerksamkeit den Kriegern zu. Rizzens Stimme brachte mich zurück in die Realität und ich musste wieder meine ganze Aufmerksamkeit auf ihn lenken. Doch kaum hatte er sich wieder umgedreht, da waren meine Gedanken wieder bei Zaknafein. Bald würde Malice ihn töten, wenn ich mich recht erinnerte. Ich seufzte leicht und warf einen Blick zu ihm zurück. Das war nicht recht, dachte ich mir nur.
Eine Bewegung weckte die Aufmerksamkeit des Waffenmeisters und er drehte sich um. Sein Blick fiel auf das neueste Mitglied des Hauses Do’Urden. Nerdanel, Tochter von Briza. Wenigstens war das Mädchen mit dem Aussehen ihres Vaters gesegnet worden und sah nicht so aus wie ihre Mutter, dachte er sich nur. Er fing ihren Blick auf und sah in ihren Augen das gleiche jugendliche Feuer brennen, das er bei Drizzt gesehen hatte, bevor dieser auf die Akademie ging. Das Wissen, dass Malice auch dieses Kind verderben würde, so wie sie es bei seinem Sohn gemacht hatte, ließ Bitterkeit in ihm aufsteigen. Eine weitere gnadenlose Priesterin für das Haus, dachte er sich nur und verneigte sich vor dieser Frau. Er wollte seine Gedanken nicht mehr daran verschwenden, zu groß war der Schmerz über die Veränderung von Drizzt und so wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den Kriegern zu.
Rizzen geleitete mich schließlich zurück in meine Gemächer und verließ mich dann dort auch wieder. Unschlüssig was ich jetzt tun sollte setzte ich mich auf das Fensterbrett. Ich war ganz allein, gefangen in einem Haus mit einer Frau, die mich bei der nächsten Gelegenheit wohl versuchen würde umzubringen. Du hattest auch schon bessere Tage, dachte ich nur zynisch über mich selbst. Ich wußte, dass es so nicht enden durfte, ich musste hier irgendwie wieder raus und versuchen einen Weg zurück an die Oberfläche zu finden. Ich versuchte mir selbst Mut zu machen und dachte an bessere Zeiten, als ich noch unbeschwert mit meinen Freunden am Lagerfeuer saß und wir zusammen rumgealbert hatten. Wie lange war das her, dachte ich mir, drei Wochen, mir kam es vor wie eine halbe Ewigkeit. Irgendwie muss ich die dunklen Wolken aus meinem Kopf vertreiben, ermahnte ich mich selbst, mit so einer Einstellung würde ich hier nie raus finden. Ich erinnerte mich wieder an die besseren Zeiten und begann einige der wunderschönen Lagerfeuerlieder vor mich hin zu singen, während ich gedankenverloren hinunter sah und über das nachgrübelte was ich heute alles erlebt und gesehen hatte.
Dinin hingegen war den letzten Pflichten seines Daseins für heute nachgekommen. Narbondel war bereits über seine hellste Stunde hinweg und begann so langsam sich dem Ende entgegen zu neigen. Vor seinem geistigen Auge, sah Dinin immer wieder ihr wunderschönes Lächeln, dass für ihn allein auf der Welt bestimmt gewesen war. Er musste nur daran denken und schon kehrte dieses warme Bauchgefühl zurück und er fühlte sich wieder so, wie in dem Moment auf dem Flur. Er fragte sich, wie es ihr wohl gerade ging und beschloss, dass es jetzt eine gute Idee sei, sie zu besuchen.
Er schlenderte über den Übungshof der Krieger und plötzlich hörte er ein Gespräch heraus, das seine ganze Aufmerksamkeit weckte.
„Habt ihr sie gesehen? Wer war sie?“, fragte der eine.
„Spielt es eine Rolle für uns? Habt ihr den Blick des Waffenmeisters gesehen. Ich wette, dass er bereits mit dem Gedanken spielt, ihr neuer Liebhaber zu werden. Schließlich hat die Oberin ja Rizzen“, sagte ein anderer.
Dinin wurde wütend, denn er wußte, dass das geschehen konnte. Sie hatten ja recht, Zaknafein war der beste Kämpfer des Hauses und man munkelte hinter vorgehaltener Hand, dass er auch der beste Liebhaber sei. Aber Nerdanel würde er nicht kriegen, sagte er zu sich selbst. Ich habe sie gefunden und sie gehört mir. Ohne es zu merken wurde er eifersüchtig. Weder der Waffenmeister noch sein jüngerer Bruder würden sie kriegen, sie war allein für ihn. Dieses Lächeln war allein für ihn.
Wütend trieb er die Krieger wieder zur Arbeit an, damit sie keine nutzlosen Debatten führen konnten. Als er seinem Zorn Luft gemacht hatte begann er zu überlegen, was er nun tun konnte. Still saß er auf einer der Bänke im Übungshof und sah hinauf zu den Gemächern der Frauen. Zu seiner Überraschung konnte er sie dort sehen. Sie saß am Fenster und blickte hinaus. Sie schien sich mit jemandem zu unterhalten. Er genoss ihren Anblick, doch plötzlich begann sie zu lächeln. Wieder wurde er wütend.
Sie lächelt für jemanden. Wer .... wer ist bei ihr? Zaknafein, Drizzt oder einer dieser dreckigen Krieger?.
Getrieben von Eifersucht und Hass rannte er nach oben. Erst als er auf dem Korridor vor ihrem Zimmer stand wurde ihm klar, dass er gerade im Begriff war etwas sehr Dummes zu tun. Was sollte er machen? Was sollte er denn tun, wenn Zaknafein dort war? Ihn schlagen. Sicher nicht, er wußte, dass der Waffenmeister ihn ohne große Mühe besiegen konnte. Drizzt oder einen der Krieger konnte er rauswerfen, aber nicht den Waffenmeister. Von Neugier getrieben schlich er zur Tür. Wenn er seinen Widersacher schon nicht loswerden konnte, dann wollte er wenigstens wissen über was geredet wurde. Vorsichtig horchte er. Doch auf ihn wartete eine Überraschung. Er hörte sie singen, genauso wie er sie damals im Lager gehört hatte. Nur das es jetzt nur ihre Stimme war. Sie war klar und fein, sehr melodisch. Er konnte den Text des Liedes nicht verstehen, aber es schien ein Kampfeslied zu sein, das ihr Mut machen sollte. Er musste lächeln. Es beruhigte ihn, zu wissen, dass sie allein da drin war und vor sich hin sang.
Ich saß auf der Fensterbank und sang Trigardon, ein Lied an die Mondgöttin, vor mich hin, da überkam mich das Gefühl beobachtet zu werden. Draußen war niemand zu sehen. Mein Blick wanderte instinktiv zu Tür. Ich hörte auf zu singen, ging zur Tür und öffnete. Dahinter fand ich einen leicht erschrockenen Dinin vor.
„Ist es immer Eure Art vor der Tür zu stehen und zu lauschen?“, fragte ich nur sarkastisch.
„Nein Lady Nerdanel, natürlich nicht. Verzeiht! Darf ich reinkommen Lady?“
Was blieb mir da schon andres übrig. Ich setzte mich wieder auf die Fensterbank und er nahm auf einem der Stühle platz.
„Was wollt Ihr?“ fragte ich.
„Ich wollte nur nach Euch sehen. Da hörte ich Euch singen und dachte mir, dass es wohl unangemessen ist Euch mitten im Lied zu stören. Ich wollte warten bis Euer Lied fertig ist“, versuchte er mir zu erklären.
„Es geht mir den Umständen entsprechend. Ich wäre jetzt gern woanders“, antwortete ich ausweichend.
Ich spürte, dass seine Augen auf mir lagen. Ich hörte, wie er sich hinter mir bewegte. Er stand neben mir und schien etwas sagen zu wollen, tat es aber nicht. Ich machte keine Anstalten mich mit ihm zu unterhalten. Über was hätte ich auch mit ihm reden sollen? Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und die wütende Briza stand da.
Wir beide drehten uns erschrocken um und starrten sie geschockt an.
„Dinin, du verdammter Kerl! Was machst du hier? Scher dich raus“, schrie sie nur hysterisch. Und schon hatte sie ihre Peitsche in der Hand und schlug nach ihm.
Ohne zu überlegen, packte ich Dinin und stieß ihn weg, so dass Brizas Peitsche mich traf. Ein heißer Schmerz fegte über meinen Rücken und ich konnte nicht anders als einen schmerzerfüllten Aufschrei von mir zu geben. Ich wollte mich zu ihr umdrehen und sie abwehren, doch da traf mich bereits der nächste Schlag. Er war nicht minder schmerzhaft als der Erste. Langsam begann sich ein taubes Gefühl in mir auszubreiten. Ich kämpfte wieder mit ihr, doch dieses Mal war ich vollkommen unterlegen. Sie schlug mich zu Boden und ich spürte nur noch wie die Peitsche auf mich niedersauste. Meine Rüstung wollte wieder wachsen um mich zu verteidigen, doch mit einem letzten Gedanken konnte ich sie daran hindern, bevor mich die vollkommene Finsternis umfing.
Dinin sah nur noch wie Briza ihre Peitsche erhob und nach ihm schlug. Er spürte wie Nerdanel ihn wegstieß. Dann lief alles nur noch schemenhaft vor seinen Augen ab. Er sah wie sie den Hieb, der ihm gegolten hatte, abbekam. Die beiden Frauen kämpften wieder miteinander. Er sprang auf und wollte dazwischen gehen, doch Briza schlug ihn mit einer Faust ins Gesicht, so dass er gegen die Wand prallte. Benommen durch den harten Schlag, sah er wie die hohe Priesterin wie eine Wahnsinnige auf ihre Tochter einschlug. Er raffte sich auf und rannte hinaus. Sie würde sie töten, schoss es ihm durch den Kopf. Er bog um die Ecke und wäre fast mit seinen beiden Schwestern Vierna und Maya zusammengestoßen. Diese waren zuerst sehr erbost über sein Verhalten, doch nicht lange, als sie seine malträtierte Wange sahen.
„Sie tötet sie ... schnell ihr müsst sie aufhalten!“, brachte er nur hervor.
Eiligst rannten die Drei den Gang entlang und in Nerdanels Gemächer. Der Anblick, der sich ihnen bot, war erschrecken. Nerdanel lag blutüberströmt am Boden und Briza kniete über ihr, den Opferdolch erhoben und mit Wahnsinn in den Augen.