Christopher und Ich
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German › Originals
Rating:
Adult ++
Chapters:
31
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10,599
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Disclaimer:
This is a work of fiction. Any resemblance of characters to actual persons, living or dead, is purely coincidental. The Author (being obviously ME) ;) holds exclusive rights to this work. Unauthorized duplication is prohibited.
3
Spielen Christopher und ich 24/7? Habe ich meine Selbstbestimmung abgelegt und mich vollkommen in seine Obhut begeben, habe ich mich diesem Mann unterworfen? Verfügt Christopher über die absolute Macht über mich? Ja und Nein. Vielleicht driften wir ja wirklich im Total Power Exchange, wie es so oft in der Literatur beschrieben wird. Aber das wahre Leben, ein Geheimnis zwischen zwei Seelen, weicht im jeden Fall von einer abstrakten, generalisierenden Beschreibung ab.
Ja, ich liebe es von ihm geführt zu werden und bis jetzt habe ich alles getan, was er von mir verlangt hat. Weil ich es wollte. Weil es mich anmacht. Weil ich ihn liebe.
Weil wir dieses Spiel lieben.
Und weil ich ihm hoffnungslos verfallen bin. Ich kann die Gründe für mein Handeln nicht benennen, kann den Zeitpunkt meiner aufkeimenden Gefühle nicht definieren. Ich weiß nicht, welche Spanne ich als Anfang angeben soll, oder welche Eigenschaften Christophers es sind, die ihn in meinen Augen zu einem liebenswürdigen und zärtlichen Menschen machen.
Ihr lacht?
Ich schmunzele einfach nur ein wenig und denke nach, während ich durch die grell beleuchteten Gänge des großräumigen Supermarkts schlendere, gewillt alle von Christopher notierten Zutaten zu ersteigern. Die von ihm angebrachte Keuschheitsvorrichtung fällt unter dem dicken Stoff der weiteren Hose nicht weiter auf, doch ich spüre sie. Mit jedem Schritt den ich gehe.
Paprika. Zwiebeln. Fleisch. Nudeln. Schokolade. Ein ganz normaler Einkauf an einem ganz normalen Tag. Eine ältere Dame mit ihrer Gehhilfe passiert mich, ohne mich eines Blickes zu würdigen; ein junges, herumalberndes Pärchen stößt beinahe gegen mich und entschuldigt sich mit lautem Gelächter und Grinsen; die Kassiererin ist gelangweilt und beachtet mich eben so sehr, wie man ein Staubkorn mit Interesse bedenkt.
Ich verlasse den Supermarkt, schlendere nach Hause. Es ist nicht weit. Ich atme die kalte Luft genüsslich ein. Bis zu meinem Treffen mit Christopher bleibt mir eine Stunde und ich weiß, dass ich mich beeilen sollte, letztendlich sind die Busse und Bahnen dieser Stadt nicht zuverlässig, obschon die Infrastruktur des öfteren gelobt wird.
Ein schweres Unterfangen steht mir bevor; ich soll für meinen Freund kochen. Obgleich das Zubereiten von Nahrungsmitteln als triviale Tätigkeit bezeichnet wird, muss ich anmerken, dass ich ein miserabler Koch bin und dass mein bis dato Vorzeigerezept das studentische Menü war: Alles was da ist mit Nudeln.
Christopher hingegen ist ein vorzüglicher Koch und hat durch seine Erfahrungen im kulinarischen Bereich hohe Ansprüche. Es ist ein Genießer, wie in vielen der Sparten, mit denen er sich beschäftigt. So wie mit mir zum Beispiel…
Wenn ich heute versage, wird er mich bestrafen.
Grinsend mache ich mich auf den Weg, betrachte die an mir vorbeiziehende, in einen Schleier aus sachtem Nass gehüllte Stadt und erfreut über den Fakt, dass ich tatsächlich einen Regenschirm eingepackt habe. Ich laufe über die feuchten Straßen, missachte die Ampelschaltungen und gelange schließlich an das feine Hochhaus, in dem die geräumige Wohnung des Anwalts liegt.
Auch wenn ich einen Schlüssel besitze, im Hausflur bleibe ich vor der dunklen Haustür stehen und presse die Klingel, auf der sein Name in feinen Lettern geschrieben steht. Und warte. Wie immer schlägt mein Herz in einem stakkatoartigen Rhythmus, als ich dieses dunkle Holz betrachte und an die Welt denke, die sich dahinter verbirgt; an die Räumlichkeiten, in denen mein Dasein eine drastische Wendung erlebt und ich in diesen dunklen und völlig abgefahrenen Sog der Gefühle gerate. Meine Handflächen werden feucht von dem sich sammelnden, feinen Schweiß, als ich seine Schritte hinter der Tür vernehmen kann, als mir bewusst wird, dass ich die Realität nun hinter mir lasse und mich in unsere ganz persönliche Sphäre begeben werde.
In der Christopher das absolute Sagen hat.
„Du bist zu spät“, sagt er kühl und tritt einen Schritt zurück, damit ich eintreten kann. Wie in Zeitlupe schließt er die Tür - und mit ihr wird das Tor zu meinem individuellen Bestehen für die kommenden Stunden oder Tage versiegelt. Ich weiß nicht, was genau er mit mir vorhat, wie lange er mich hierbehalten will und ich besitze nicht das Recht, ihn danach zu fragen.
Denn es ist allein seine Entscheidung.
Bin ich so etwas wie sein Spielzeug? Sicherlich. Behandelt er mich manchmal herablassend und demütigend? Gewiss. Schlägt er mich? Oh, ja. Liebt er mich?
„Es tut mir Leid, Christopher“, sage ich und senke meinen Kopf. Umgehend greift seine Hand nach meinem Kinn und er bringt mich dazu, ihn anzusehen, in diese Augen zu blicken, die mich sachlich mustern.
„Deine Jacke, Niko“, spricht er ebenso distanziert und nimmt mir dabei die gefüllte Tragetasche ab. So schnell es geht schlüpfe ich aus dem von ihm geforderten Kleidungsstück und übergebe es ihm. Ohne Worte hängt er meine Jacke zwischen seinen verschiedenen Mänteln auf und begibt sich sicherlich in die Küche, um die Nahrungsmittel dort zu verstauen.
Ich folge ihm nicht. Tue, was von mir im Stillen verlangt wird, lege die kleine Resisetasch beiseite, streife den Pullover ab, die Hose, meine Unterwäsche, falte die Bekleidung penibel zusammen und lege den kleinen Stapel auf den Boden und lasse mich vor diesem nieder. Bei dem ersten Kontakt mit den kalten Fliesen erschaudere ich, doch ich besinne mich ebenso schnell wieder.
Auf den Knien, nackt, die Beine leicht gespreizt, den Kopf demütig gesenkt warte ich auf ihn. Und er lässt sich Zeit. Wie immer. Die unterm Türschlitz hereinwehende, kalte Luft streicht leicht über meinen entblößten Hintern und benetzt meinen Körper mit einer Gänsehaut.
Ich weiß genau, was gleich passieren wird. Erwarte die kommenden Handlungsschritte Christophers dennoch mit einer anregenden Anspannung. So wie immer.
Er bleibt kurz vor mir stehen; ich kann seine Augen auf meiner freigelegten Haut spüren, seinen musternden Blick, mit dem er mich verschlingt.
„Gib sie mir“, fordert er mich auf und ich gehorche, greife nach meinen Anziehsachen und übergebe ihm den Stapel, ohne ihn dabei anzusehen. Doch selbst so weiß ich, dass er grinst. Mit gesenktem Kopf kehre ich in meine vorige Position zurück, zurück auf meine Knie und sehe nur aus dem Augenwinkel, wie Christopher sich mit meinen Sachen entfernt.
Er wird sie in seinem Schrank deponieren, zu dem ich keinen Zugang habe.
Erneut muss ich schmunzeln. Dass ich mich in seiner Wohnung meistens nur nackt aufhalten darf, ist eine seiner Regeln. Eine der Wichtigsten. Vielleicht. Denn Christopher hat viele Regeln, die mich betreffen. Fremdvögeln ist zum Beispiel ein Tabu. Nicht, dass ich mich nach den Armen eines anderen Mannes sehnen würde… Dafür bin ich bereits zu abhängig von Christopher, zu verbissen, ihm zu gefallen und all seine Wünsche zu erfüllen. Mein Herz schlägt nur für ihn und es erfüllt mich mit Glück zu wissen, dass gerade dieses loyalitätsbrechende Tabu auch ihn betrifft.
Ich muss grinsen, als ich an eine Episode unserer Kennenlernzeit zurückdenke…
Es dauerte nur wenige Tage, da klang meine durch Christophers rücksichtsloses Handeln verursachte Erkältung ab. Nicht zuletzt, weil er es war, der sich um mich kümmerte, was mir noch immer Verwunderung und Verblüffung bescherte. Er kam jeden Tag, sah nach mir, kochte mir etwas zu Essen und gab mir Medizin. Es waren Stippvisiten. Natürlich, denn der Mann hatte scheinbar viel zu tun.
„Wie ich sehe, bist du wieder gesund“, erklärte er am vierten Tag seiner Besuche und setzte sich aufs Sofa, während ich die Kaffeemaschine in Gang brachte.
„Ja“, sagte ich, ohne mich ihm zuzudrehen. Jetzt, da ich wieder bei Kräften war, setzte mein Verstand wohl erneut gemächlich ein. Und tausende von Fragen jagten durch meinen Kopf, wie eine Horde wilder Tiere auf der Suche nach Beute durch den Jungle rennt. Christopher grinste, als ich mich neben ihn setzte.
„Was willst du eigentlich von mir?“, fragte ich ihn nach einer Weile direkt. Der Kaffeeduft erfüllte bereits mein kleines Wohnzimmer und die sterbenden Geräusche der Maschine waren deutlich zu vernehmen.
„Das weiß du, Niko“, gab er großspurig zurück und seine eisigen Augen bohrten sich in die meinigen. „Und jetzt schenk uns doch lieber Kaffee ein“, fügte er ebenso süffisant hinzu. Ich schnaubte und erhob mich, doch dann blieb ich vor dem Tisch stehen, auf dem das Getränk auf den Ausschank wartete.
„Eigentlich weiß ich gar nichts“, sagte ich dann und stemmte die Hände gegen meine Hüften, funkelte ihn herausfordernd an.
Christopher lachte bitter auf, sichtlich amüsiert über meinen Ton, meine Haltung. Bevor ich Weiteres von mir geben konnte, stand er auf und ging mit festen Schritten auf mich zu. Sein Blick war kalt und streng und er ließ mir gar keine Zeit zum Reagieren. Er ergriff meine Arme und drückte mich mit meinem Rücken gegen die kleine Küchenzeile, die man als solche eigentlich nicht einmal beschreiben dürfte. Dennoch war es schmerzhaft diese kleine Anhöhe im Fleisch zu spüren. Gleichzeitig war es unheimlich spannend seine Kraft am eigenen Körper zu erfahren.
Meine Haut schien zu brennen, wo er mich anfasste, sein Atmen streichelte mein Gesicht und er kam mir ganz nah; so nah, dass sich unsere Nasenspitzen beinahe berührten. Er sah furchteinflößend aus, während er sich so zu mir beugte und mich festhielt. Zugleich machte ihn diese Haltung noch attraktiver und ein leichtes Kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus.
Ohne Vorwarnung strich er mit seinen Lippen über mein Kinn, meine Wange. Ich reckte ihm meinen Kopf entgegen, wollte mehr, doch er verwehrte mir grinsend diesen Wunsch, fixierte mich wieder mit seinem Blick. Das Kribbeln, welches ich verspürte, war beinahe nicht mehr zu beschreiben.
„Was willst du denn von mir, Niko?“, neckte er mich und etwas Bösartiges schlich sich in seine arktischen Augen.
„Das weißt du, Christopher“, gab ich ihm seinen Kommentar von vor einige Minuten frech zurück, doch das Grinsen wich schnell aus meinem Gesicht, als er fester zupackte und die Wärme seine Hände zu einem ziehenden Schmerzen wurde. Er presste mich noch stärker gegen die Küchenzeile, die sich tiefer in meine Oberschenkel bohrte und ich verzog leicht mein Gesicht, was ihm ein kaltes Lächeln auf den Mund zauberte.
„Verspotte mich nicht, Niko“, sagte er tadelnd und kam mit seinen Lippen den meinigen näher. „Ich frage dich jetzt noch ein Mal: Was willst du von mir?“
„Sex“, presste ich heraus und in meiner Leistengegend wurde es wärmer. Ich wollte ihn mit jeder Sekunde mehr und mir war es egal, warum.
„Richtig“, sagte er ruhig. „Und was hatte ich dir diesbezüglich schon gesagt?“, hakte er blasiert weiter.
„Äh… Dass…“, stammelte ich, da bohrten sich seine Fingernägel so tief in meine Haut, dass ich leicht aufzischte und ihn verwirrt anblickte. Doch er grinste lediglich und wiederholte seine Frage.
„Was habe ich dir gesagt, Niko?“
Ich schluckte, verängstigt und zugleich fasziniert von der Art, in der er mit mir umging. All die Männer vor ihm hätten es nie gewagt, so mit mir zu verfahren. Im Bett musste ich sie regelrecht dazu anweisen, mich hart zu nehmen und ruhig etwas rücksichtsloser mit mir umzugehen. Wenn Christopher sich so außerhalb des explizit sexuellen Bereichs verhielt, dann mussten seine Qualitäten im Bett noch viel heftiger sein…
„Dass du Kondome und One-Night-Stands hasst…“, stammelte ich, als ich versuchte, mir seine Worte ins Gedächtnis zu rufen.
„Gut“, hauchte er bedrohlich und kam mir mit seinen Lippen wieder etwas näher. „Und was noch?“
Ich schloss die Augen und versuchte mich zu erinnern.
„Was noch, Niko?“, wiederholte er strenger.
„Dass… Dass man sich so nicht gehen lassen kann, oder so ähnlich“, japste ich, als er seinen Körper gänzlich gegen den meinen presste. Vor Verblüffung öffnete ich umgehend die Augen und blickte in dieses Ozeanblau. Es gab keine Ausrede, Christopher konnte meine Erregung definitiv spüren. Er grinste überlegen.
„Gut“, sagte er etwas länger gezogen und ich versuchte, seinem Blick standzuhalten, obschon ich mittlerweile ziemlich nervös war. „Und wenn du diese kleinen Faktoren zusammenzählst, und dazu rechnest, dass auch ich nicht abgeneigt bin dich zu vögeln, welche Antwort erhältst du dann?“
Ich konnte meinen eigenen, schweren Atem hören. Mir wurde schwindelig, als ich über seine Worte nachdachte, das Puzzle zusammenzusetzen versuchte.
„Du bist doch ein wenig schwerer von Begriff, als ich zunächst angenommen hatte“, bemerkte der Anwalt nach einiger Zeit belustigt. Und dann ließ er einfach von mir ab, drehte mir seinen Rücken zu und nahm seinen vorigen Platz auf dem Sofa erneut ein. Ich musste mich abstützen, denn meine Knie waren weich und gaben beinahe nach. „Du hast uns noch immer keinen Kaffee serviert“, sagt er und musterte mich spöttisch.
Ich biss mir auf die Zunge, doch ich sagte nichts. Zu sehr war ich noch mit seinen Worten beschäftigt, als dass mir eine patzige Antwort eingefallen wäre. Zudem stimmte mich dieser Mann sprachlos, war in der Lage mir den Wind aus den Segeln zu nehmen und… mir Dinge aufzuzwingen. So wie jetzt, als ich ihm den Becher Kaffee reichte, den er grinsend entgegennahm.
„Was macht das Studium?“, fragte er nach dem ersten Schluck und ich starrte ihn ein wenig perplex an. Solch eine triviale Frage nach der vorigen Szene zu stellen verwirrte mich einfach.
„Läuft OK“, gab ich also kurz gefasst zurück und er nickte, scheinbar anerkennend.
„Prüfungen?“
„Sind bald.“
„Bist du mit der Klausurvorbereitung fertig?“
„Ja.“
„Gut.“
Er trank seinen Kaffee schweigend aus und ich beobachtete ihn aus meinen Augenwinkeln heraus.
Er wollte mit mir schlafen. Aber keinen One-Night-Stand. Erst recht nicht mit Gummi. Ergo: Eine Affäre?
Ich dachte an meinen Ex Marcel.
Mit ihm war ich ganze vier Monate zusammengewesen, bevor wir uns entschlossen hatten, zum Test zu gehen, um auch mal ohne Latex zwischen uns zu schlafen.
Und Christopher verlangte diesen Schritt vor dem allerersten Fick?
„Woran denkst du?“, unterbrach seine tiefe Stimme meinen Gedankengang. „Wahrscheinlich wieder an Sex mit mir. Liege ich richtig?“, zog er mich auf und ich schnaubte, sah weg. Und wieder griff seine Hand grob nach meinem Kinn und zwang mich, ihn anzublicken. Christopher grinste schief. „Ich liege goldrichtig“, sagte er langsam und vielleicht auch ein wenig triumphierend, belustigend.
Und dann tat er es wieder.
Seine freie Hand wanderte zwischen meine Schenkel. Neckend streichelte er über meine Erregung, die eine einzige, sichtbare Beule unter meiner Hose war. Ich schloss die Augen, lehnte meinen Kopf etwas zurück, doch schon nach wenigen Sekunden fand Christophers kleine Zuwendung ihr Ende.
Allerdings wollte ich ihn nicht von mir abrücken lassen, griff beinahe schon instinktiv nach seiner Hand, die mich noch eben angefasst hatte, und wollte sie zurück zu meinem Geschlecht führen.
Blitzschnell umfasste er jedoch mein Handgelenk, noch bevor ich nach seinem Arm greifen konnte. Ebenso eilig riss er mich daran hoch. Ein kleine Schmerz durchfuhr mich und ich japste sachte auf, blickte ihn etwas erschrocken an. Wieder standen wir uns direkt gegenüber und Christopher machte keinerlei Anstalten mich loszulassen, starrte mich einfach nur an.
„Wenn du Befriedigung willst, solltest du mich darum bitten“, sagte er dann völlig gelassen, beinahe ein wenig unterkühlt.
Ich wollte ihn küssen, mich an ihn schmiegen, von ihm genommen werden, doch ich konnte mich einfach nicht bewegen, war unfähig mich zu artikulieren.
Und dann stieß Christopher mich einfach zurück in das Polster, grinsend, wie immer und er schnappte sich seine Jacke, ging auf die Tür zu.
„Wir sehen uns nächsten Freitag wieder. Ich erwarte einen Anruf von dir. Dieses Mal ruhig etwas früher“, sagte er und dann war er weg. Ich brauchte erst einige Sekunden, um zu realisieren, dass die Wohnung leer war. Erst dann sprang ich auf und riss die Tür auf, rief seinen Namen und meine Stimme hallte durch den Hausflur. Doch er war schon längst vor.
Langsam begann ich an dieser Situation zu verzweifeln.
Langsam wurde mir mehr als bewusst, dass Christopher einen leichten Hang zum Sadismus besaß, so wie er mit mir umsprang. Wieso ich das alles mit mir anstellen ließ? Vielleicht, weil ich, wohl oder übel, gemächlich meine masochistische Ader entdeckte?
Ich musste an die Ausstellung zurückdenken, an die explizite Fotografie, die wir begutachtet hatten, an das schwarze Leder, welches so viele zarte Handgelenke auf den Bildern zierte. An das abgelichtete Fetisch-Spiel der drei Männer und an Christophers durchdringenden Blick bei diesem Augenschmaus.
Sicherlich, Handschellen gehörten schon seit längerem zu meiner Grundausstattung meines Sexlebens. Auch wenn zum Beispiel Marcel immer ein wenig abgeneigt gewesen war, diese zu benutzen. Mich aber machte es an, ihm auf diese Weise etwas ausgeliefert zu sein, unfähig, in das Geschehen wortwörtlich einzugreifen. Das kalte Silber an meiner Haut steigerte meine Erregung. Ich malte mir aus, wie es wohl wäre, von Christopher auf diese Weise an das Bett gekettet zu werden. Ich musste schlucken. Mich beruhigen.
Allerdings war ich mir nicht sicher, ob der Mann es nur bei diesen belassen würde. Woher sollte ich wissen, was er alles bei sich im Schrank rumliegen hatte?
Die Tage bis zum Freitag waren die Hölle. Ich konnte mich nicht in den Vorlesungen konzentrieren, ein fataler Zustand, handelte es sich hier um die letzten Treffen vor den Prüfungen. Ich bekam kaum mit, was meine Kommilitonen und Freund mir erzählten und sie bezeichneten mich ebenfalls als „völlig weggetreten“.
„Sag mal, wen zum Teufel hast du denn kennengelernt, dass du ständig nur in Gedanken bist?“, fragte Frank mich. Ich kannte ihn seit der Oberstufe. Nun studierte er Physik und wir trafen uns regelmäßig in der Mensa, um den Kontakt nicht einschlafen zu lassen. Eigentlich konnte ich Frank auch als meinen besten Freund bezeichnen, jedenfalls teilte ich ihm normalerweise alles über mein Leben mit und anders herum war es genauso. Normalerweise.
Dieses Mal zuckte ich nur mit den Schultern und entgegnete: „Eigentlich niemanden Bestimmtes.“
„Ja, ja“, war Franks Antwort und ich riss mich zusammen, wechselte das Thema und versuchte ihm angestrengt zuzuhören. Seine Einladung zum Videoabend am Freitag lehnte ich kategorisch ab, mit der Ausrede, ich müsse lernen.
Jeden Tag dachte ich an Christopher und ließ unsere wenigen Begegnungen Revue passieren. Und ich wurde wütend. Wahrscheinlich, weil meine Verzweiflung zu intensiv wurde und mich von Innen begann aufzufressen; ich wusste nicht woran ich war.
Wollte er eine Affäre mit mir beginnen? Wollte er einfach nur ein wenig mit mir spielen? Erzählte er seine Kollegen gar über „den dummen kleinen Jungen, der alles tut, was ich ihm sage“ und vögelte irgendwelche Fremden hinter meinem Rücken? Während er mich nur anheizte, um seinen Spaß zu haben?
Warum hatte er sich dann um mich gekümmert? Um sein schlechtes Gewissen zu bereinigen? Um mich in die Irre zu führen?
Ich wollte ihn wiedersehen! Doch als der Freitag kam, gingen meine Emotionen mit mir durch.
Gegen 18 Uhr ging ich aus dem Haus. Ein alter Bekannter hatte mich angerufen, hielt sich gerade in der Stadt auf, lud mich auf einen Drink ein und ich nahm diese Einladung grinsend an. Wir trafen uns in einer bekannteren Cocktailbar, dessen Interieur im US-Stil der 50er eingerichtet war und Rock’n’Roll aus den Boxen plärrte. Die Drinks waren groß und günstig und zudem wurde in der Happy Hour auch noch kostenloser Schnaps serviert.
Sein Name war Georg. Zugegeben, er war zwar nicht mehr so heiß wie damals, vor Marcel, aber immer noch ziemlich ansehnlich. Ich würde ihn nicht von der Bettkante stoßen, dachte ich mir, während er mir von seiner Ausbildung berichtete, die mich überhaupt nicht interessierte. Eine Stunde verging. Ich trank meinen zweiten Drink und kämpfte mit der Langeweile.
Georgs Person interessierte mich überhaupt nicht. Die Cocktailbar interessierte mich nicht. Der gesamte Abend war eine Handlung aus Trotz, ein Spiel mit dem Feuer, müsste ich wohl sagen.
Es war beinahe halb acht, als mein Handy klingelte und ich grinsend Christophers Namen auf dem Display lesen konnte.
„Hallo“, sprach ich gelassen in den Hörer und grinste Georg dabei an, der sich gerade eine Zigarette drehte.
„Du hast noch nicht angerufen“, stellte Christopher kühl fest. Eine kleine Pause entstand.
„Ich war verhindert“, entgegnete ich fest und lauschte.
„Wo bist du?“, fragte er desinteressiert, doch ich war mir sicher, dass er alles andere als nicht interessiert war.
„Nicht zu Hause“, antwortete ich frech und kicherte schon beinahe auf.
Christopher lachte bitter. „Nette Antwort, Kleiner“, sagte er dann und mein Herz machte einen winzigen Sprung, als er mich so betitelte. Irgendwie fast schon liebevoll. „Wo bist du?“, wiederholte er fester.
„Ich bin im Blackberry’s“, schoss es aus mir, wie aus einer Pistole. Meine Gedanken hatten sich wie von selbst artikuliert und nun biss ich mir auf die Zunge. Christopher sagte nichts, legte einfach auf und ich war erschrocken, während ich gleichzeitig so etwas wie ein Siegesgefühl vernehmen konnte – ich hatte ihn wütend gemacht. Ich!
Während Georg mir wieder irgendwelche Nichtigkeiten berichtete, malte ich mir aus, wie Christopher nun allein den Abend verbringen müsste und sich schwarz ärgerte, dass ich ihn versetzt hatte. Ich kicherte bitter, bestellte einen weiteren Cocktail.
Doch mein Bekannter hielt plötzlich Inne mit seinen Relationen und sah jemanden an, der scheinbar vor unserem Tisch stehengeblieben war. Als ich mich zur Seite drehte, blickte ich in das amüsierte Gesicht des Anwalts. Ich verschluckte mich beinahe an meinem Getränk und Christopher rutschte direkt neben mich auf die gepolsterte Bank, legte seinen Arm um meine Schultern und zog mich dicht an sich heran.
Mein Herz pochte so heftig in meiner Brust, dass ich Angst hatte, es würde meine Knochen brechen.
„Hallo“, begrüßte er meinen Bekannten und schüttelte seine Hand. „Ich bin Christopher. Nikos heutiges Date, wir waren verabredet.“
DU BIST NICHT MEIN DATE, hallte es durch meinen Kopf, doch meine Kehle war dermaßen trocken, dass ich nichts auf diese Aussage erwidern zu vermochte. Ich starrte Georg an, der nun sichtlich amüsiert grinste, vielleicht auch ein wenig verwirrt.
„Na, davon hast du mir bis jetzt noch nichts erzählt!“, brachte er dann lachend heraus.
„Ich… hatte es vor“, presste ich heraus und trank einige große Schlücke des Cocktails.
„Ich bin Georg“, stellte er sich dann dem Anwalt vor.
Christophers Augen ruhten kühl auf unserem Gegenüber.
„Georg“, wiederholte er seinen Namen langsam und ein kaltes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. „Georg, euer kleines Treffen ist vorbei“, verkündete er dann ruhig und unterbrach den Augenkontakt mit meinem Bekannten nicht. „Niko, trink aus. Wir gehen“, wandte er sich an mich.
Ich umklammerte mein Glas. Georgs Augen ruhten kurz auf mir. Auch er schien die Autorität Christophers zu spüren, nicht untergraben zu wollen. Er nahm seine Jacke und grinste mir noch einmal zu, als wolle er mir sagen: „Netter Fang!“. Und dann verabschiedete er sich, ließ mich mit Christopher allein zurück.
„So, so“, sagte dieser und ließ von mir ab und es war komisch seinen Arm nicht mehr an meinen Schultern zu fühlen. Seine Finger umschlossen wieder einmal mein Kinn und drehten meinen Kopf nach links, sodass ich ihm genau ins Gesicht blicken konnte. „Georg“, sprach er den Namen wieder einst langsam aus. „Einer deiner Verflossenen?“, fragte er teilnahmslos.
„Nein“, antwortete ich. „Nur ein Bekannter.“
„Aha“, kam es immer noch etwas lethargisch vom Anwalt.
„Wir hatten nur ein Mal etwas miteinander“, fuhr ich etwas sicherer fort und meine Haut war erneut entflammt, wo er mich berührte. Er grinste.
„Natürlich“, bemerkte er kalt und ließ noch immer nicht ab von meinem Kinn. „Weißt du, mich abzuservieren war wirklich nicht nett von dir“, redetet er dann in sanfter Manier weiter und sein dazu durchdringender Blick verschaffte mir eine Gänsehaut. „Bist du dir dessen im Klaren?“
Unwillkürlich nickte ich, nicht imstande meine Nervosität abzuschütteln.
„Trink endlich aus, ich hasse es mich zu wiederholen“, fügte Christopher in einem immer noch sanften Ton hinzu und ich tat, was er mir sagte. Er bezahlte für meinen Drink, eine Tatsache, die mich erneut wundern ließ, die ich nicht verstand.
Ich trottete hinter ihm her, stieg in seinen Wagen, wir fuhren los.
„Du wirst mich jetzt aber nicht irgendwo in den Wicken absetzen und wieder abhauen, oder?“, fragte ich direkt und er lachte genüsslich. Dann strich wieder dieses süffisante Grinsen über seine Lippen.
„Nein“, sagte er freundlich. „Das hatten wir schon. Das wäre langweilig.“
Ich wusste nicht recht, was ich von dieser Aussage halten sollte, tat sie mit einem Nicken ab und blickte aus dem Fenster. Um uns herum war es bereits düster. Anhand der Straßen wurde mir bewusst, dass Christopher mich nach Hause fuhr. So etwas wie leichte Hoffnung entfachte wieder in mir, Hoffnung auf Annäherung.
Als wir in die Wohnung traten und die Tür hinter uns ins Schloss fiel, wirbelte Christopher mich stürmisch herum, sodass ich mit einem dumpfen Schlag mit meinem Rücken gegen die Tür gedrückt wurde. Ich starrte in die mich musternden, blauen Augen des Mannes, der mich verwirrte und immer mehr in seinen seltsamen Bann zog; in dieser durchaus absonderlichen Lage.
Er lächelte grausam. „Zieh dich aus“, hauchte er mir dann ins Ohr und biss leicht in mein Ohrläppchen.
War es mal wieder der Alkohol, den ich konsumiert hatte, oder meine Anspannung, die mir ein Schwindelgefühl bereitete, als ich seine Stimme vernahm? Vielleicht war es eine Mischung aus all dem. Hastig leistete ich seinen Worten Folge, verfrachtete die Jacke auf den Boden, strampelte aus meinen Hosen, meiner Unterwäsche, riss mir meinen Pullover vom Leib, bis ich völlig nackt vor ihm stand, meine Erregung mehr als sichtbar.
Langsam ließ er seine Augen an mir herabwandern, so als würde er jeden Zentimeter meines Körpers begutachten wollen, sich mentale Notizen machen.
Dann nahm er mich an der Hand, führte mich ins nahegelegene Schlafzimmer, bedeutet mich aufs Bett zu legen. Selbstsicher ging er an meine kleine Kommode und öffnete die unterste Schublade. Woher wusste er…?
„Als du krank warst, habe ich mich ein wenig umgesehen“, erklärte er mir meine unausgesprochene Frage, als er mit den Handschellen auf mich zutrat und sich auf der Matratze direkt neben mir niederließ. Ohne Worte schloss er den kalten Stahl erst um mein linkes Handgelenk, führte die Verbindungskette durch die Verstrebungen am Kopfteil meines Bettes, um dann die zweite Schelle an meinem rechten Handgelenk festzumachen.
Ich erzitterte bei diesen Berührungen und mein Becken zuckte unmerklich auf.
Christopher ließ seine Hand zärtlich über meine Wange streichen, wanderte über den Hals, meine entblößte Brust. Kurz zwirbelte er meine mittlerweile abstehenden Brustwarzen zwischen Daumen und Zeigefinger und strich dann über meinen Bauch, meinen Unterleib. Sanft ließ er seine Fingerspitzen über meinen harten Schwanz wandern und ein leichtes Keuchen entwich mir. Christopher lächelte kalte, beugte sich über mich, sah mir tief in die Augen.
Und dann stand er auf.
„Ich gehe jetzt“, erklärte er mir amüsiert, während er sich an den Türrahmen lehnte und mich von dieser Distanz betrachtete.
„W-Was?!“, brachte ich heraus und die Handschellen klimperten leicht, als ich mich unruhig auf dem Bett bewegte, doch das ließ sein Lächeln nur breiter werden.
„Keine Sorge, Kleiner. Ich komme in ein paar Stunden zurück. Bis dahin hast du genügend Zeit um über dein Tun nachzudenken“, sagte er ruhig und dann zeigte er mir meinen Hausschlüssel, den er wahrscheinlich aus meiner Hose genommen hatte. Wann auch immer.
„DU KANNST NICHT EINFACH-“, schrie ich, doch da hörte ich die Wohnungstür bereits ins Schloss fallen.
War ich erschrocken, schockiert, ängstlich? Gewiss.
Ebenso wie erregt, aufgewühlt und amüsiert über meine unfassbare Situation.
„Was grinst du denn so?“, reißt mich Christophers ruhige Stimme zurück in die Gegenwart. Ich habe gar nicht bemerkt, dass er wieder vor mir steht. Gehorsam senke ich den Blick.
„Tut mir leid, Christopher“, entgegne ich.
„Steh auf“, befiehlt er und ich tue es. Mit seinem Finger hebt er sachte mein Kinn an, erlaubt es mir, ihn anzusehen. Er lächelt. Freundlich. Sanft.
Und dann tritt er näher an mich heran und seine Lippen legen sich zärtlich auf die meinigen.
Ich seufze wohlig in diesen schwachen Kuss hinein und blicke danach in zwei ozeanblaue, verträumte Augen.
Was hat er heute noch so mit mir vor, frage ich mich…