AFF Fiction Portal
errorYou must be logged in to review this story.

Bittersweet Feelings

By: Pechfeder
folder German › Harry Potter
Rating: Adult +
Chapters: 6
Views: 1,384
Reviews: 1
Recommended: 0
Currently Reading: 0
Disclaimer: I don't own Harry Potter. Die Charaktergestaltung haben wir zu großen Teilen von MAYU übernommen. Wir verdienen mit der Geschichte auch kein Geld.
arrow_back Previous Next arrow_forward

Kapitel 02

Kapitel 02
Bei Nacht – im Gryffindorturm

Seitdem Remus Severus in jener Vollmondnacht verletzt hatte, fühlte er sich noch mehr als Außenseiter denn je, obwohl seine Freunde kaum von seiner Seite wichen und ihm zeigten, dass sie seine Krankheit weder verachteten noch fürchteten. Er wäre ihnen auch dankbar, wie früher, wenn er sich nicht so schuldig fühlen würde! Beinahe hätte er jemandem angetan, was Greyback ihm angetan hatte! Beinahe hätte er jemanden ebenfalls zu einem Werwolf gemacht. Oder Severus hätte sterben können, was ebenso schlimm gewesen wäre!
Fakt war, dass er jemanden ernsthaft verletzt hatte und das zeigte nur zu deutlich, dass die Sicherheitsvorkehrungen, die Dumbledore so weise errichtet hatte, nicht genug waren. Remus war eine Gefahr für sich und andere. Vor Allem für andere. Es war nur eine Frage der Zeit, bis wieder etwas geschah! Und wer konnte schon behaupten, es würde wieder so glimpflich ausgehen?
Es waren zudem schon einige Gerüchte entstanden, wie es dazu gekommen sein mochte, dass der Vertrauensschüler von Slytherin so ernsthafte Verletzungen davongetragen hatte, dass er so lange im Krankensaal bei Madame Pomfrey bleiben musste! Es war nur eine Frage der Zeit, bis alle Remus Geheimnis erfahren würden und er hatte panische Angst vor diesem Zeitpunkt. Vielleicht würde Severus selbst es sein, der es verriet, um andere zu warnen? Remus könnte es ihm nicht verübeln.
Denn er mochte Severus. Schon länger. Sie waren beide Außenseiter, die eher für sich fleißig lernten, sie waren beide Vertrauensschüler, irgendwie hatte Remus das Gefühl, dass das verband. Aber nicht genug.
Warum hatte Severus auf Sirius gehört? Warum war er in jener Nacht zur peitschenden Weide gegangen? Und wie konnte Sirius es nur wagen, einen so miesen Streich zu spielen? Da war er echt zu weit gegangen! Und Remus traute sich nicht, auch nur einen nach dem "Warum" zu fragen. Weil er die Antworten fürchtete. Oder weil er fürchtete, eine andere Antwort zu bekommen, als er sich erhoffte.
Doch die Ungewissheit zerriss sein Herz ebenso.
Mochte Severus ihn, war er deshalb neugierig genug gewesen, Remus Geheimnis erfahren zu wollen? Oder hatte Sirius ihm etwas ganz anderes vorgemacht? Und was hasste Sirius so sehr an Severus? Dass James ihn mochte oder dass Remus...?
Remus saß abseits von allen anderen im Gemeinschaftsraum der Gryffindors, gab vor, in seinen Aufsatz vertieft zu sein, aber er hatte kaum ein Wort geschrieben und die Bücher waren an völlig falschen Stellen aufgeschlagen. Wieder seufzte er schwer.
Ob es Severus geholfen hatte, dass Remus sich bemüht hatte, für ihn den Unterrichtsstoff zusammenzufassen? Oder hatte er von wem anders bessere Mitschriften bekommen und das Geschriebene von Remus keines Blickes gewürdigt? Denn eigentlich hatte Remus sich diese Extraarbeit aufgehalst, um Buße zu tun und um sich bei Severus zu entschuldigen und deutlich zu machen, wie sehr es ihm leid tat.
Nur einmal hatte er Severus besucht, aber dieser hatte geschlafen. Oder vorgegeben, zu schlafen - vielleicht hatte er Remus einfach nicht sehen wollen, den Werwolf. Severus hatte so blass und krank ausgesehen, als würde er nie mehr richtig gesund werden!
Es war zum Verzweifeln.
Und wo war James? Sicher traute der sich, des Nachts mit seinem Tarnumhang ins Krankenzimmer zu schleichen und Severus zu wecken, um mit ihm zu reden. Und Remus wusste, dass er gegen James bereits verloren hatte.
Dennoch... dennoch…

Sie hatten sich zusammen um ihre Hausaufgaben gekümmert und Sirius hatte sich mit James zusammen getan, um gegenseitig zu kontrollieren, was der jeweils andere geschrieben hatte. So war es immer bei ihnen. Nur etwas war anders. Remus gesellte sich nicht mehr besonders häufig zu ihnen und verglich seine Ergebnisse mit ihnen. Wirklich neu war das auch nicht. Mittlerweile zog sich der vermeintliche Werwolf schon seit Wochen vor ihnen und besonders vor ihm zurück.
Nachdem sein bester Freund aufgebrochen war - zu wem wohl? - betrachtete er den Jungen mit den goldenen Augen, die irgendwie abwesend auf die Seiten seines Buches gerichtet waren, welches er verkehrtherum hielt. Er hatte nicht wenige Versuche gestartet, mit dem Braunhaarigen zu reden und bei jedem Versuch hatte der Werwolf abgeblockt.
Aber heute war etwas anders. Innerlich redete er sich gut zu, ehe er das Selbstbewusstsein zusammengekratzt hatte, um einen weiteren Versuch zu starten. Er erhob sich von seinem Platz und lief zu dem roten Sessel neben dem, auf dem sein Freund saß. Als sein Freund ihn jedoch nicht bemerkte und auch nicht auf dessen ausgesprochenen Namen reagierte, seufzte er. Ein Rückzieher stand jedoch nicht zur Debatte.
Zielstrebig griff er nach dem Buch in Remus' Händen und nahm es diesem aus der Hand, um es zuzuschlagen und sich den Einband zu besehen, ehe er es seinem Besitzer richtig herum zurückgab.
"Weißt du Rem, ich finde es zwar gut, dass du das Lernen so ernst nimmst, aber ich denke nicht, dass es dich weiterbringt, wenn du die Bücher aus der dritten Klasse nochmal auf dem Kopf liest", versuchte er sich an einem Scherz. Dabei schaffte es nur ein Mundwinkel, sich nach oben zu biegen. Der Andere blieb auf halber Strecke zurück.
"Darf ich mich setzen?", fragte er ruhig. Sie konnten diese Sache immerhin nicht besprechen, wenn der Andere immer davor weglief.
Ob es die Tatsache war, dass er dem Anderen das Buch weggenommen hatte, welches diesem als Zuflucht gedient hatte oder vielmehr daran, dass er angesprochen wurde, wusste er nicht. Aber sein Freund nahm wahr, dass da jemand sprach und dass die Worte ihm galten. Sein Kopf hob sich, goldene Augen sahen in seine blauen und ihm sank das Herz in die Hose. Die Worte blieben ihm im Halse stecken, doch ehe er etwas Peinliches oder wirklich Saublödes sagen konnte, hinderte ihn eine herrische Stimme daran.

"Sirius Black!!!", donnerte es durch den Gemeinschaftsraum. Ein rotbraunhaariges Mädchen stand mitten im Zimmer, die Hände gewichtig in die Hüften gestemmt und wütende, grüne Augen blitzten zu dem Schwarzhaarigen. Dieser zuckte kaum merklich zusammen und versuchte, sich klein zu machen. Die hatte ihm noch gefehlt. Dass Sirius genau das dachte, stand diesem ins Gesicht geschrieben und es bereitete ihr eine diabolische Freude, dies zu bemerken.
Was genau vor zwei Wochen passiert war, wusste niemand wirklich und auch sie hatte es bisher nicht geschafft, auch nur einen ihrer Freunde dazu zu bekommen, ihr davon zu erzählen. Aber anhand der Standpauke und des ziemlich heftigen Streites von Gryffindors glorreichen Anführern, konnte sie sich den Schuldigen für Severus' Verletzungen auch so erklären. Obwohl sie noch immer nicht genau wusste, was nun passiert war. Severus' ließ derzeit nicht einmal sie an sich heran, was sie verwirrte und traurig stimmte.
Gerade wollte sie zu einer neuerlichen Schimpftriade mit anschließendem Wirbel aus Fragen ansetzen, da flüchtete der Schwarzhaarige auch schon, wie ein geprügelter Hund. Mist, schon wieder hatte sie ihn nicht schnell genug zwischen die Finger bekommen!
Mit einem lauten und theatralischen Seufzen ließ nun sie selbst sich in den Sessel neben dem Werwolf nieder und blickte einen Moment schweigend ins Feuer.
Was war nur passiert?
Sie wusste, dass Sirius Severus zu einem gefährlichen Ort gelotst hatte. Das hatte sie der lautstarken Auseinandersetzung zwischen James und Sirius entnehmen können. James war Severus darauf hin wohl auch gefolgt, um ihn zu retten. Vor was auch immer er ihn gerettet hatte, es war ihm ein Fehler unterlaufen und ihr bester Freund war so schlimm verletzt worden, dass er zwei Wochen auf der Krankenstation hatte bleiben müssen. Zwei Wochen!!! Dabei heilte Madam Pomfrey jegliche Verletzungen in ein paar Stunden. Und wie auch immer Remus darin verwickelt war, er schien ein nicht ganz unbedeutender Faktor in der Sache zu sein.
Nachdenklich hob sie ihren Blick und seufzte leise.
"Komm mit, Remus. Wir müssen den Rundgang durchs Schloss machen und schauen, ob alle Schüler in ihren Gemeinschaftsräumen sind", erklärte sie ruhig und hielt dem Jungen die Hand entgegen. Die letzten Wochen war Remus so zerstreut gewesen, dass sie die Rundgänge allein gemacht hatte, aber diesmal würde sie darauf bestehen, dass der Andere mitkam. Erstens war sie erschöpft, weil sie die ganze letzte Zeit durch die vermehrten Rundgänge immer erst sehr spät zu Bett ging und es zu zweit nun einmal schneller ging und andererseits glaubte sie, dass Remus unbedingt mit jemandem reden musste. Und da es den Anschein machte, dass er es mit seinen Freunden nicht tun konnte, brauchte es vielleicht das Einfühlungsvermögen einer Frau.

Dass er angesprochen wurde, hatte Remus zunächst nicht wirklich registriert, denn für ihn gehörte jede Stimme hier im Raum zu dem üblichen Geräuschpegel und er beachtete sie nicht, selbst, wenn ihm die Stimmen bekannt vorkamen und sie näher kamen als andere. Es war ein Gemurmel und Raunen und Lachen, bei dem er nicht mitmachen konnte und wo er kaum ein Recht hatte, es auch nur zu belauschen.
Doch dann machte sich sein Buch, das er geistesabwesend in den Händen hielt, selbstständig, entriss sich seiner Hand und er folgte dem Buch mit verwirrtem Blick. Schnell klärte sich sein Irrtum, natürlich hatte das Buch kein Eigenleben entwickelt, ein gewisser jemand hatte es ihm abgenommen, erlaubte sich einen ach so typischen Scherz, den Remus normalerweise mit einem Grinsen hingenommen hätte und gab ihm dann das Buch richtig herum zurück. Oh, jetzt sah die Seite schon anders aus, obwohl Remus noch immer kein einziges Wort davon ernsthaft zu lesen begann!
Und wieder startete Sirius einen Versuch, mit ihm zu reden und Remus wusste nicht recht, wie er reagieren sollte. Hier im Gemeinschaftsraum gehörten die Sitzgelegenheiten allen, natürlich durfte Sirius sich hinsetzen, wo er wollte, aber Remus hatte nicht einmal die Zeit, diesen Gedankengang dem anderen mitzuteilen, da wurde Sirius schon von Lily vertrieben. Und irgendwie war Remus davon enttäuscht. Sirius hatte so geklungen, als könne nichts und niemand ihn davon abhalten, mit Remus zu reden! Aber sollte Remus, der Werwolf, nicht froh sein, einem höchstwahrscheinlich für ihn unangenehmen Gespräch zu entkommen? Ach, er wusste es nicht!
Und dafür war nun Lily da. Und Remus konnte sich trotz seiner derzeitigen Zerstreutheit denken, dass sie auch einen gewissen Hintergedanken hatte, warum sie mit ihm zusammen durchs Schloss gehen wollte. Auch sie wollte ihm ein Gespräch aufzwingen und sie würde ihm damit sicher wehtun, ohne, dass sie es wusste und wollte.
"Oh, die Rundgänge - hatte ich total vergessen!" Noch war er Vertrauensschüler und er hatte seine Aufgaben in letzter Zeit wirklich vernachlässigt! Das fiel ihm erst jetzt wie Schuppen von den Augen.
"Tut mir leid. Hast du das etwa die letzten Tage, nein, Wochen, allein gemacht?" Er sah sie reuevoll an.
"I-ich mach´s wieder gut, ich kann die nächsten Rundgänge allein machen, dann kannst du, weiß nicht, lernen, schlafen, ausgehen, was immer du möchtest!" Gott, das war mehr, als er die letzten Tage zusammen geredet hatte, so fühlte es sich zumindest an. Nicht einmal im Unterricht beteiligte er sich besonders, auch, wenn er natürlich so aufmerksam es ging zuhörte und fleißig mitschrieb.
Hastig packte er seine Bücher zusammen und richtete dann nervös seinen Umhang.
"Ja, also... von mir aus können wir dann jetzt gehen. Ich kann auch jetzt direkt allein...?", schlug er halbherzig vor. Natürlich ließ sie sich nicht abwimmeln und so ging es gemeinsam hinaus in die weitläufigen Gänge von Hogwarts, wo um diese Zeit eigentlich nur noch wenige Schüler unterwegs sein sollten.

Nein, natürlich ließ Lily ihm diesen Ausweg nicht. Das wäre zu einfach.
Unwirsch winkte sie Remus' Angebot ab, nun als Ausgleich die nächsten Schichten allein zu machen.
"Was sollte ich mit meiner Freizeit schon anfangen? Du redest nicht mehr mit mir und Sev lässt mich nicht einmal in seine Nähe. Und jetzt, wo der Valentinstag näher rückt, habe ich wirklich keine Lust, mir das Gelaber meiner Freundinnen anzuhören, wer der tollste Hecht hier an der Schule ist", meinte sie mit einer Mischung aus Genervt-sein und Traurigkeit.
Durch ihre gemeinsamen Aufgaben verbrachten sie und Remus in der Regel viel Zeit mit Planungen. Sie redeten sehr oft und viel miteinander. Bis auf die letzte Zeit. Für gewöhnlich hätte sie sich ja Trost bei ihrem besten Freund abgeholt, aber der ließ sie nicht näher als ein paar Meter an sich herankommen. Das alles tat weh. Wo sie doch noch nicht einmal wusste, was hier eigentlich los war.
"Hör mal Remus, es wäre zwar gelogen, wenn ich sagen würde, dass mich nicht interessiert, was da neulich passiert ist, aber ich mische mich nicht in eure Angelegenheiten ein, wenn keiner von euch mit seinen Problemen zu mir kommt. Aber da ihr alle so engstirnig seid, muss ich zumindest mal ein Machtwort sprechen. Klärt die Sache, Remus. Egal, wer mit wem und warum. Aber klärt das. Irgendwie. Ich will wieder mit dir reden können und mich nicht dabei fühlen, als würde ich mit einem Stofftier reden und ich will Zeit mit meinem besten Freund verbringen, ohne dass er mich anschaut, als traue er mir zu dass ich ihn gleich verhexen würde. Potter und Black sind mir egal. Aber du bist es nicht und Sev genauso wenig. Also klärt das", bat sie eindringlich. Dabei griff sie im Gehen nach der Hand des Jungen und umschloss diese sanft.
"Ich mag dich so, wie du bist. Worüber du auch immer grübelst, triff deine Entscheidung. Denn solange du grübelst, bist du nicht du selbst. Außerdem bin ich es leid, ständig die Punkte allein wieder einzuholen, die Potter und Black auf den Putz hauen", fügte sie die Augen verdrehend an.

So langsam wurde ihm das ganze Ausmaß seiner Ungerechtigkeit Lily gegenüber bewusst! Sie hatte nicht nur allein die ganze Arbeit als Vertrauensschülerin für ihn mitgemacht, sondern sich auch die ganze Zeit ziemliche Sorgen um ihn und Severus gemacht, ohne auch nur einen Hinweis darauf zu bekommen, was Schreckliches geschehen war! Remus war ihr dankbar, dass sie ihn die Zeit über nicht mit Fragen gelöchert hatte, doch bis jetzt hatte er noch nicht darüber nachgedacht, was diese Zurückhaltung für sie bedeuten musste.
Sein Mund wurde trocken, er fühlte sich noch schuldiger als zuvor, egal, was er tat, er war wohl dazu verdammt, anderen auf die eine oder andere Weise wehzutun. Und das tat ihm selber weh, er wollte doch nichts Böses!
Er hörte ihr weiter zu und rang dann nach Worten. Was nun, was nun?
"E-es tut mir leid, es tut mir so leid! Du siehst mich echt... als einen engeren Freund... als James oder Sirius?" Irgendwie hätte er das nicht gedacht, obwohl sie sowas schon mal erwähnt hatte. Ja, manchmal war sie sogar sehr genervt von den beiden und das konnte Remus verstehen. Ständig machten sie Ärger! Aber Remus konnte ihnen deshalb nicht böse sein, schließlich waren sie auch seine Freunde, obwohl sie sein schreckliches Geheimnis kannten. Sie konnten sogar bei ihm sein, bei Vollmond, und das hatte es erträglicher gemacht! Aber nun...
Remus sah Lily schmerzerfüllt und traurig an.
"Severus redet auch nicht mit dir? Oh... das..." Was wollte er sagen? Wieder, dass es ihm leid tat, obwohl sie noch immer nicht eingeweiht war und es sie nur noch mehr verwirren würde? Oder, wie schrecklich das war? Oder einfach, dass er das nicht gedacht hätte?
"Ich weiß nicht, was ich machen soll, ich fürchte, das lässt sich... nicht so einfach klären... wenn überhaupt. Sirius... ist so ein Idiot! Wie konnte er nur!" Er kämpfte mit den Tränen.
"Wie konnte er nur... und wie kann er jetzt so uneinsichtig sein?! So eine dumme Idee... Ich frag mich, was ihn da geritten hat? Und was genau er zu Severus gesagt haben mag, dass er... gekommen ist. Er muss doch geahnt haben, dass das ein Streich ist! Aber er konnte nicht einschätzen, dass es sowas Gefährliches sein würde, so ein böser Streich, das ist schon kein Streich mehr... ach... Und Peter mischt sich nicht ein, wie immer, sagt lieber gar nichts."
Er redete gerade wirres Zeug. Naja, für ihn selbst war es nicht wirr, für ihn war alles klar, aber für Lily musste es wirr klingen!
"Es wird für immer zwischen uns stehen, diese dumme Sache. Ich spüre es, für immer! Dabei... hatten wir so eine schöne Zeit. Eine schöne Zeit. Aber warum trauere ich? Ich kann schließlich froh sein, überhaupt erfahren zu haben, was echte Freundschaft heißt! Glück währt eben nicht ewig, alles hat ein Ende...", seufzte er vor sich hin.

Über die tatsächlich wirren Worte runzelte sie nur die Stirn, ließ den Jungen aber weiter und weiter reden. Auf dessen Entschuldigungen ging das junge Mädchen nicht ein. Sie machte dem Anderen keine Vorwürfe. Jeder brauchte Zeit für sich selbst. Doch dass der Junge die Entschuldigungen ununterbrochen aussprach, schien diesem mehr ein Bedürfnis zu sein, als ihr.
Der Junge redete und redete. Soviel, wie seit Wochen schon nicht und als sie dessen reuevollen und tieftraurigen Blick sah, überkam es sie. Sie schlang die Arme um den Größeren, stellte sich auf die Zehenspitzen und zog dessen Kopf zu sich nach unten, um ihn zu umarmen.
"Es ist gut Remus. Beruhige dich", sagte sie leise und strich ihm mit den feingliedrigen Fingern durchs braune Haar.
"Natürlich bedeutest du mir mehr als diese fürchterlichen Unruhestifter. Du bist nach Sev mein wichtigster Freund", versuchte sie dem Jungen erst einmal dessen Unglaube ihrer Worte wegen zu nehmen.
Sie schloss die Augen, als sich das Bild dessen, was passiert sein musste, langsam vor ihrem inneren Auge zusammensetzte. Also hatte Sirius Sev zu einem Ort gelotst, an dem eine Gefahr auf ihn gelauert hatte. Eigentlich blieben nur zwei Orte, die solche Verletzungen schaffen konnten. Die peitschende Weide oder der verbotene Wald. Wobei sie bei Sirius' unsäglicher Dummheit eher auf den Wald tippte.
"Alles lässt sich irgendwie regeln, Remus. Man muss nur darüber sprechen. Da ich nicht weiß, was passiert ist, kann ich niemandem von euch helfen, außer da zu sein. Ich kann trösten, auch wenn ich nicht weiß, weswegen du traurig bist und ich kann dir sagen, was ich denke. Was auch passiert ist und wie auch immer du in die Sache verwickelt bist, Fakt ist, dass du ein wunderbarer Mensch bist und dass dir die Einsicht fehlt, dass auch zu erkennen. Du sorgst dich immer um alle Anderen. Mehr noch, als um dich selbst. Du versuchst deine Freunde mit deinem eigenen Gerechtigkeitssinn anzustecken und beides unter einen Hut zu bekommen. Du stellst dich auch mal gegen sie, um für das einzutreten, woran du selbst glaubst. Und sieh mal, obwohl du dich nicht selten gegen Black und Potter stellst, sind sie deine Freunde. Was also sollte so schlimm sein, dass eure Freundschaft daran zerbrechen sollte?", zählte sie in aller Ruhe all ihre Gedanken auf.

Zuerst wich er leicht zurück, als sie ihre Arme nach ihm ausstreckte, aber sie umarmte ihn trotzdem und es tat erstaunlich gut, umarmt zu werden, wo er sonst auch nur sehr wenig Berührungen zuließ. Ganz so, als fürchte er, seine Krankheit könne sich verschlimmern und plötzlich nicht nur in einer Vollmondnacht ansteckend sein! Aber er wusste, dass das Quatsch war und dass er vielleicht manchmal sogar etwas übersensibel und -vorsichtig und -ängstlich damit umging. Kein Wunder, dass einige ihn für merkwürdig oder gar verdächtig hielten!
Er hörte ihren Worten zu und sie rührten ihn wirklich sehr. Oh, wenn sie wüsste! Nein, sie durfte es nicht erfahren. Remus schluchzte leise und nahm ihren Trost endlich, wenn auch unter einem kleinen Vorbehalt, an. Und der Vorbehalt war die Frage, ob sie ihn auch so umarmen und genau so etwas Tröstendes sagen würde, wenn sie auch nur ahnen würde, was mit ihm los war? Remus war fast bereit, darauf zu vertrauen, dass sie ähnlich freundschaftlich reagieren würde, wie James und die beiden anderen. Aber Remus wollte sein Glück, dass sie ihn nach Severus für einen ihrer besten Freunde hielt, nicht aufs Spiel setzen.
"Danke, Lily... du bist die Beste! Aber glaube mir, es gibt Dinge, an denen eine Freundschaft zerbrechen kann.", seufzte er.
"Aber ich... wenn Sirius wieder versucht, mit mir zu reden, sollte ich ihm wohl besser zuhören. Und auch endlich antworten. Auch, wenn ich Angst davor habe, was dabei rauskommen mag! Er hat bei diesem Streich sicher keine Sekunde daran gedacht, wie schlimm das für uns alle sein könnte..." Vor allem, wie schlimm sich Remus danach fühlen musste! Doch eine Chance musste er ihm auf jeden Fall geben, immerhin waren sie Freunde und Sirius tat seinerseits so einiges für Remus. Remus würde wohl für immer in der Schuld der drei anderen Rumreiber stehen, dafür, dass sie sogar in Vollmondnächten für ihn da waren!

"Sirius Black denkt nie besonders viel nach, Remus", versuchte sie sich an einem aufmunternden Spruch.
Wenn sie wüsste, wie viel Angst der junge Mann, der sich in ihren Armen verkroch, doch vor ihrer Zurückweisung hatte. Sie hätte sich wohl gefragt, womit sie sich Remus' Vertrauen so sehr nichtig gemacht hätte. So aber strich sie ihm weiter durchs Haar.
"Das ist Unsinn, Remus. Eine wirkliche Freundschaft kann nichts und niemand zerbrechen. In einer Freundschaft nimmt man den Anderen immer so, wie er ist und hält zu ihm. Und gleichzeitig muss man etwas riskieren und auch Kompromisse eingehen", erklärte sie.
"Schau. Bei Sev und mir ist es doch genauso. Keine von meinen anderen Freundinnen kann verstehen, wieso ich mit ihm befreundet bin und dass sie so denken, hält mich nicht davon ab, mich gegen mein eigenes Haus zu stellen um einem Freund zu helfen. Gleichzeitig aber kehrt mir doch auch keiner von euch den Rücken zu", fügte sie hinzu und lächelte dann wieder strahlend.

Er musste tatsächlich kurz, aber bitter aufglucksen bei ihren Worten über Sirius. Oh, sie hatte ja so Recht! Aber es nagte trotzdem an Remus, dass Sirius sich der Konsequenzen doch bewusst gewesen sein musste - und es trotzdem getan hatte! Und das schmerzte, das schmerzte sehr! Hasste Sirius Severus "Schniefelus" so sehr, dass er sogar in Kauf nahm, dass Remus, der Werwolf, ein Freund, von der Schule flog, nur, um Severus weh zu tun oder gar Schlimmeres?
"Und was, wenn Sirius Severus doch mehr hasst, als wir ahnen? Er hat mich da sehr tief mit hineingezogen, gegen meinen Willen, ich konnte nichts tun und jetzt... Selbst, wenn Sirius wirklich so ein Idiot ist und einfach nicht nachgedacht hat, kann ich nicht einfach so tun, als sei alles in Ordnung! Ist es nämlich nicht. Und ihm einfach verzeihen, wo er so wenig Reue zeigt? Er ärgert Severus schon wieder, das hab ich mitbekommen, obwohl der noch nicht einmal wieder richtig gesund ist! Nein, das kann ich nicht... das geht nicht, das wäre nicht richtig!
Aber es schmerzt, nicht mehr so mit Sirius reden und lachen zu können wie früher. Es ist kaputt, mein Vertrauen zu ihm! Ich dachte, er könnte ein vernünftiger Kerl sein. Aber das geht zu weit, viel zu weit, das kann ich weder als Vertrauensschüler noch als Freund gutheißen! Das will er jedoch einfach nicht verstehen. Und er macht sich nicht einmal Gedanken, was er mir damit angetan hat! Mir damit antut." Er schüttelte den Kopf.
"Warum sagt James nichts mehr dazu?" Auf James hörte Sirius in der Regel eher.

"Black ist ein Hohlkopf sondergleichen. Niemand verlangt von dir, dass du ihm verzeihst. Aber willst du es wirklich einfach so stehen lassen? Willst du - nur weil du dir sicher darüber bist, ihm nicht verzeihen zu können - nicht wenigstens seine Beweggründe wissen? Willst du die ganzen bisherigen Jahre einfach umsonst gewesen sein lassen? Ich will Black - weiß Gott - nicht in Schutz nehmen. Was er Sev angetan hat, war fürchterlich. Aber DU liegst mir am Herzen, Remus. Ich weiß, was für ein guter Freund Black dir gegenüber ist und ich kann nur ahnen, wie viel er bereit wäre, noch für dich zu tun.
Ich habe sogar eine ziemlich wahrscheinliche Idee, wieso Black das getan hat. Nenn es weibliche Intuition, aber du solltest wirklich, wirklich mit ihm reden. Wenn ich richtig liege, wirst du aus diesem Gespräch zwar ziemlich verwirrt, vielleicht aber auch erleichtert rausgehen können. Es dürfte auf jeden Fall nicht umsonst sein", schlug sie vor.
Sie kannte Severus nun schon so viele Jahre und wusste daher, wie ein Junge aussah, wenn er verliebt war und sie glaubte fest daran, solche Anzeichen bei Sirius gesehen zu haben.
"Was Potter angeht, ich schätze mal, er versucht möglichst neutral zu sein. Seine merkwürdige Beziehung zu Sev ist ein wohlgehütetes Geheimnis und ist somit in allen Häusern Haupttratschthema. Er kann sich weder gegen seinen Lover, noch gegen seinen besten Freund stellen, also hält er sich raus", mutmaßte sie mal.
Nicht, dass sie das guthieß, aber es war der beste Weg, um auch noch James selbst zu einer Streitigkeit zwischen den Beiden zu machen.

Nein, nein, natürlich wollte Remus nichts umsonst gewesen sein lassen, er wollte auch nicht die womöglich letzte Chance aufs Spiel setzen, doch noch wieder mit Sirius gut auskommen zu können. Aber es war so schwer und er wollte sich auch keine falschen Hoffnungen machen, denn er war schon enttäuscht genug. Er wollte Blacks Beweggründe natürlich wissen, schon allein, um ihm nochmal aufzeigen zu können, was er für ein Unrecht begangen hatte! Ja, Black konnte ein echter Hohlkopf sein.
Tapfer lächelte er leicht, ja, er würde nochmal mit Sirius reden, um diese bohrende Ungewissheit loszuwerden. Damit wäre sicher allen geholfen.
Aber dann sah er Lily verwirrt an - was für eine weibliche Intuition? Was meinte sie? Warum sollte ein klärendes Gespräch mit Sirius ihn womöglich noch mehr verwirren? Und warum funkelten ihre Augen dabei so vergnügt? Hätte Remus gewusst, was sie dachte oder hätte sie noch eine etwas genauere Andeutung gemacht, er hätte heftig mit dem Kopf geschüttelt und ihr erklärt, dass sich sicher niemand in ihn verlieben würde, schon gar nicht Black, der sich zwar manchmal wie der letzte Idiot verhielt, der aber trotzdem sehr beliebt war und gut aussah und dem die Mädchen genauso scharenweise hinterherliefen wie dem berühmten James Potter. Außerdem mochte Remus ja Severus sehr, auch wenn er sich kaum traute, diesen Gefühlen nachzugehen.
Die Pubertät steckte eben voller wirrer Gefühle und alles wurde komplizierter.
Und was James anging, da hatte Lily recht und das konnte Remus auch nachvollziehen. Er selbst hatte ja auch immer Schwierigkeiten, sich zwischen seine Freunde und Severus zu stellen, wenn irgendwelche dummen Streiche seiner Meinung nach zu weit gegangen waren!
Immerhin fühlte Remus sich jetzt etwas besser, er hatte sein Herz etwas ausschütten können und wirklich Trost und gute Ratschläge bekommen und dafür bedankte er sich bei Lily mehrmals, während sie weitergingen, um ihre Runde zu vervollständigen.

Da Remus keine weiteren Ratschläge zu brauchen schien, zog das junge Mädchen, das immer mehr zu einer Frau heranwuchs, den Werwolf munter mit sich und verwickelte ihn in noch ein paar eher oberflächliche Gespräche, um auch die letzten bitteren Nachwirkungen ihres Gesprächs aufzulösen. Sie würde ja wirklich gern Mäuschen spielen, wenn Sirius und Remus wirklich endlich mal Tacheles sprachen. Auf dem Streifzug durch ihr Aufgabengebiet fanden sie tatsächlich noch ein knutschendes Pärchen aus der Vierten, welches sie trennten und jeden der Beiden in ihren Gemeinschaftsraum scheuchten und einen verlorenen Erstklässler aus Hufflepuff, der von einer richtungsändernden Treppe von seinem Weg abgekommen war und zu viel Angst gehabt hatte, nach dem Weg zu fragen, fanden sie auch noch.
Als sie zurück in den Gemeinschaftsraum kamen, waren die jüngeren Jahrgänge schon in ihren Betten verschwunden. In der Sitzgruppe, in der sich das Gryffindorquartett üblicherweise immer lümmelte, saß nun nur noch Sirius, der geistesabwesend und mit ernstem Gesicht in die Flammen sah.
Aufmunternd klopfte das Mädchen dem Jungen neben sich auf die Schulter und zwinkerte ihm zu. Eigentlich wäre sie jetzt gern zu dem Schwarzhaarigen gegangen und hätte ihn erneut mit Fragen gelöchert oder ihn wahlweise direkt verhext für das, was dieser mit ihrem besten Freund gemacht hatte, aber Remus zuliebe unterdrückte sie den Drang und scheuchte noch einige weiterer Schüler in die Betten, um den Beiden so etwas mehr Privatsphäre zu verschaffen.

Die blauen Augen blickten in die tanzenden Flammen und ließen ihn ruhiger werden.
Er hatte seine Chance für heute vertan, als er Lily nicht die Stirn geboten und Remus einfach entführt hatte. Und nun war es zu spät. Frustriert fuhr er sich durchs Haar und raufte sich einige Strähnen. Argh, das war doch einfach zum aus der Haut fahren. Nie schaffte er es, konsequent genug zu sein und den Braunhaarigen einfach zu zwingen, mit ihm zu reden. Es gab doch so viele Möglichkeiten und dennoch hatte er bisher keine ausgiebig genug genutzt.
Ja verdammt, er hatte Schiss und zwar so viel, dass es schon peinlich war. Er wusste, was dieses Gespräch mit Remus zwangsläufig von ihm ans Tageslicht schaufeln würde. Noch war es Remus, der glaubte, die finstersten Seiten zu verbergen, aber was er verbarg, war dunkler als sein Name es war. So ein Mist. Er wusste doch, dass der Werwolf eigentlich ein heimliches Auge auf den vermannedeiten Slytherin geworfen hatte. Wie konnte er es nicht bemerken, wenn er ihn doch schon seit Jahren aufmerksamer beobachtete, als jeden anderen Menschen. Natürlich waren ihm die heimlichen Seitenblicke aufgefallen und auch, wie rosig Remus' Wangen wurden, wenn dieser mit Snape in eine Gruppe kam oder wenn der Schwarzhaarige sich bei dem Anderen bedankte. Er hatte keine Chance, darum... zerstreut schüttelte er den Kopf und seufzte. Wieso dachte er darüber eigentlich nach? Die Gedanken kreisten sich doch eh immer nur um sich selbst.

Er half Lily brav, die letzten Streuner zu Bett zu schicken und er spürte auch, was sie damit bezweckte, als sie im Gemeinschaftsraum waren, wo nur der ungewöhnlich nachdenklich wirkende Black sitzen blieb und auch von Lily nicht weiter angesprochen wurde. Lily warf Remus einen vielsagenden Blick zu und klopfte ihm noch einmal aufmunternd auf die Schulter und Remus schaffte es, zumindest einen Mundwinkel nach oben zu bewegen, als Zeichen, dass er verstand und dass er endlich seinen Mut zusammenkratzte, um sich gleich zu Sirius setzen zu können, sobald Lily fort war.
Aber er hatte einen dicken Kloß im Hals und seine Knie fühlten sich so weich an, als sie ihm den Rücken zudrehte, um zu gehen. Beinahe hätte er nach ihrem Umhang gegriffen, aus dem Gefühl heraus, sie bei seinem Gespräch vielleicht doch als Stütze zu brauchen, wenn er selbst kein Wort herausbrachte. Aber er hatte mitbekommen, wie Sirius die Flucht vor ihr ergriffen hatte, das würde also sicher nichts bringen.
Und als das Mädchen hinter der Tür verschwand, die zum Schlafsaal der Mädchen führte, musste er gegen den Impuls ankämpfen, sich selbst doch schon zu seinem eigenen Bett zu schleichen, ohne Sirius auch nur auf sich aufmerksam zu machen.
Aber er war nicht so ein Hasenfuß wie Peter! Er konnte sich zusammenreißen! Und Lilys Worte klangen ihm noch deutlich im Ohr. Ja, er brauchte endlich Gewissheit! Und er musste diesem gedankenlosen Idioten klarmachen, was er da angerichtet hatte, nicht nur bei Severus!
Remus trat langsam und leise auf Sirius zu, blieb aber immer wieder stehen, um diesen zu betrachten. Worüber er wohl so angestrengt nachdachte? Sie kannten sich schon lange, aber Remus glaubte, ihn noch nie so vertieft und ernst gesehen zu haben, diesen Gesichtsausdruck kannte er an seinem Freund noch nicht. Naja, aber Remus war mit Sirius ja auch nicht so eng befreundet, wie der mit James! James kannte sicher jeden Gesichtsausdruck seines besten Kumpels.
Remus atmete nochmal tief durch, noch ein kleiner Schritt und er war nah genug, dass er Sirius ansprechen MUSSTE! Zögerlich tat er diesen Schritt und räusperte sich dann unsicher, vielleicht schon etwas zu leise.
"S-Sirius? D-du wolltest mit mir reden?" stotterte er. Und als dieser aus seinen Gedanken schreckte und aufsah, konnte Remus dem Blick nicht standhalten und sah auf seine eigenen Zehenspitzen.
"Ich setz mich zu dir, okay?" Er musste sich auch setzen, damit der andere nicht bemerkte, wie nervös Remus wurde und was für eine große Angst er vor dem Gespräch hatte!

Dass der Raum sich leerte und der Geräuschpegel sank, nahm Sirius kaum wahr. Auch, dass sich ihm jemand näherte, bekam er kaum mit. Erst als er eine vertraute Stimme hörte, zuckte er zusammen und hob seinen Kopf, blinzelte in die braunen Augen. Doch kaum, dass er ihren Blick einfing, riss der Jüngere ihn auch wieder ab und Sirius seufzte. Also konnte Remus ihm nicht mal mehr in die Augen sehen? Ganz toll. Doch dass dieser einen Versuch startete - von sich aus!!! - ließ sein Herz bis zum Hals schlagen und er musste selbst mühsam den Kloß runterschlucken. Er nickte, weil seine Stimme nicht sofort wieder ihre Aufgabe übernahm und rutschte etwas zur Seite, um dem Brünetten Platz neben sich zu machen, wenn dieser denn ausgerechnet neben ihm sitzen wollte. Derweil glitt sein Blick wieder zum Feuer im Kamin (Karmin ist eine Farbe, wenn mein armes verwirrtes Gehirn mir gerade keine Falschinformation ausgespuckt hat, ich bin mir aber grad auch nicht hundertprozentig sicher) und er wartete darauf, dass der Andere sich setzte und begann. Denn immerhin musste diesmal Remus etwas auf der Seele liegen und er wollte diesem die Möglichkeit geben, als erster los zu werden, was er sagen oder klären wollte.

Betretenes Schweigen. Er hatte gehofft, Sirius würde einfach da weitermachen, wo sie vorhin - vor Lilys Auftauchen - unterbrochen worden waren. Aber dem war nicht so. Remus wurde noch nervöser und spielte mit dem dünnen schwarzen Stoff seines Umhanges.
"Uhm, also, ich... T-tut mir leid, wenn ich dir die letzte Zeit so aus dem Weg gegangen bin, dass du mir nicht einmal wirklich erklären konntest, was das sollte, das mit Severus, aber ich..." Nein, nein, so ging das nicht, völlig falscher Anfang für dieses Gespräch!
"I-ich hab gehört, James hat sich mit dir gestritten? Aber ihr scheint euch wieder vertragen zu haben, das ist... gut." Ja, das war es, aber das war eine Sache zwischen den beiden!
Na toll, sein Umhang wurde ganz knitterig, er musste ihn wieder glatt streichen, das sah ja sonst blöd aus! Unsicher warf er Sirius neben sich einen Seitenblick zu, aber der sah wieder ins Feuer.
"Sirius! Also, wenn du nicht mit mir reden möchtest, dann sag es doch einfach!" Irgendwie schlug seine Nervosität und Angst jetzt in Wut um, ohne, dass er es aufhalten konnte, als er das bemerkte. Aber Sirius hatte ihn wirklich verletzt und jetzt kam Remus selbst an, als müsste er sich für etwas entschuldigen? Nein! Wenn sich jemand für etwas entschuldigen musste, dann Sirius für den ganzen Schlamassel, den er angerichtet hatte!

Verwirrt sah er nun doch zu Remus und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
"Aber nicht doch, Rem. Natürlich möchte ich mit dir reden. Es ist nur... naja, du schaust mich ja nicht länger als zwei Sekunden an und weil ich dachte, dass du nur wieder wegläufst, wenn ich zu dir schaue, wollte ich versuchen, ob du eher hier bleibst, wenn ich dich nicht anschaue", gab er zu. Ziemlich bescheuerte Logik, das wusste er ja. Da der Andere aber diesmal seinem Blick, wenn auch ab und an ausweichend, stand hielt, drehte er ihm nun den Oberkörper etwas mehr zu und blickte sein Gegenüber nachdenklich an.
"Du solltest echt mehr schlafen, Rem. Die Augenringe werden immer dunkler. Das ist ungesund für dich", murmelte er. Obwohl es eigentlich gar nichts mit dem zu tun hatte, was er wirklich sagen wollte, fiel es ihm jetzt besonders auf, nachdem der Brünette ihn das erste Mal seit Wochen wieder wirklich ansah.

Er hatte seine Gefühle so lange in sich hineingefressen und eben hatte er sich bei Lily etwas ausgeheult, jetzt war die Wut dran, herausgelassen zu werden.
"Ich kann nicht einfach so schlafen! Und dir ist wohl nicht bewusst, wessen Schuld es ist, huh? Deine! Ich wollte niemals, niemals jemanden verletzen und das weißt du ganz genau! Ich wollte niemanden gefährden! Dass Dumbledore mich hier unter seinen Schülern erlaubt, ist eine große Ausnahme, ich bin ihm sehr dankbar und ich möchte nicht, dass er es jemals bereut!
Und nun klebt das Blut eines seiner Schüler an meinen Klauen! All seine Schutzmaßnahmen waren umsonst! Und jetzt lebe ich in der ständigen Angst, jemand könnte mein Geheimnis entdecken! Ein Schüler wurde an Vollmond halb zerfleischt, wer im Unterricht aufgepasst hat, könnte nur allzu schnell auf den richtigen Gedanken kommen und Verdacht schöpfen!
Sirius, jetzt sag nicht, du hättest daran nicht gedacht! Ich dachte, wir wären Freunde und du setzt alles aufs Spiel, nur, um Severus eins auszuwischen! Ach, das ist schon nicht mehr nur eins auswischen, man könnte meinen, du wolltest ihn töten! Oder schlimmeres... Du hast ja gar keine Ahnung, was du ihm damit angetan hättest, wenn er sich infiziert hätte!
Aber ich weiß es und ich weiß nicht, wie ich mit dieser Schuld hätte leben sollen! Man hätte mich zur Rechenschaft gezogen... Aber es hätte auch nichts ungeschehen gemacht.
Sirius, ich hatte schon immer Angst, dass ich euch aus Versehen etwas antue, selbst, wenn ihr in eurer anderen Gestalt mit mir unterwegs gewesen seid! Aber ich habe es genossen, bei Vollmond nicht mehr allein sein zu müssen. Du bist mir in deiner Hundegestalt vielleicht am nächsten, ich habe die Keilereien mit dir genossen und die Schmerzen waren leichter zu ertragen.
Aber wie kann ich jetzt mit dir noch so unbefangen sein, wenn ich weiß, dass du es warst, der Severus zu mir geführt hat? Wolltest du mich zum Henker für jemanden machen, den du einfach nicht leiden kannst?" Die Tränen, die jetzt in seinen Augen standen, waren Tränen der Wut, sie brannten schrecklich und dahinter war immer noch die Angst und sie war es, die aus ihm sprach und Sirius diese bitteren Vorwürfe entgegen schleuderte, bevor der etwas sagen könnte, was Remus verletzt hätte.
"Ihr seid doch... meine einzigen Freunde. Ihr akzeptiert mich, wie ich bin. Ich war... so glücklich mit euch! Ich war kurz davor, mich selbst zu akzeptieren, mitsamt meiner Krankheit, an der man nichts mehr ändern kann. Aber nun? Wie konntest du mir das antun?" Anklagend sah er Sirius in die Augen. Seine Wut verebbte.
Irgendwie hatte er Sirius am Umhang gepackt, nun fielen seine Hände kraftlos herab. Oh nein, er hatte es jetzt sicher erst recht verbockt, seine einzige Chance, die Freundschaft, die ihm doch so wichtig war, zu retten! Aber gerade, weil sie ihm wichtig war, fiel es ihm so schwer und es tat so weh.

Während Remus sprach, verzog sich sein Gesicht immer mehr zu einer Grimasse. Doch nicht aus Wut. Als Remus endlich endete und auch seinen Umhang wieder losließ, sprang er auf, weil er das bloße Sitzen nicht ertrug. Doch er lief nicht etwa weg. Stattdessen tigerte er vor dem Karmin auf und ab. Hilflos warf er die Hände in die Luft.
"Schniefelus, Schniefelus, Schniefelus!!! Wieso ist der Kerl der Einzige, von dem du redest und den du in Schutz nimmst? Das geht mir echt auf den Keks!", grummelte er, nun selbst wütend. Vor dem Jüngeren blieb er stehen und sah diesen mit einem merkwürdigen Glitzern in den Augen an.
"Ich hatte nie wirklich vor, ihn zur heulenden Hütte zu lassen. Ich hatte eigentlich fest damit gerechnet, dass er sich seine Abreibung von der peitschenden Weide einfängt und zwar auf dem Weg ZU dir und nicht auf dem Rückweg. Er ist selbst schuld. Wäre er nicht direkt losgegangen, nachdem Pomfrey dich hingebracht hatte und wäre die Weide nicht noch gelähmt gewesen, hätte er sie nie überwinden können. Selbst wir schaffen das nur mit Peters Hilfe. Er ist also selbst schuld!", redete er sich heraus. Jedoch drehte er sich abrupt wieder ab und lief erneut auf und ab.
"Ich wollte doch nur... Du stehst auf den Kerl. Obwohl er den dunklen Künsten verfallen ist und obwohl er längst was mit Krone am Laufen hat. Was meiner Meinung nach nur von dessen sauschlechten Geschmack zeugt", leise grummelnd murmelte er die Worte vor sich hin. Beinahe vergaß er, dass Remus ihn beobachtete und alles mitbekam, was er sagte.
"Das ist echt zum kotzen, weißt du? Egal was ich mache, du würdest MICH nie in Schutz nehmen, wie du es bei ihm tust. Oder dich so über ein einfaches "Danke" freuen. Nur bei ihm. Weil du bis über beide Ohren in ihn verknallt bist", er bemerkte, wie sich die goldenen Augen leicht weiteten und ihn ungläubig ansahen. Der Andere öffnete den Mund, doch Sirius winkte nur unwirsch ab und brüllte fast.
"Und erzähl mir nicht, dass ich mir das einbilde! Ich bemerke das ganz genau!", zischte er. Jedoch blinzelte er kurz darauf und fuhr sich fahrig durchs Haar, als er bemerkte, was er da tat und sagte.
Verzweifelt versteckte er sein Gesicht in seinen Händen und schüttelte den Kopf. Er hatte Remus nicht anschreien wollen. Müde sah er auf und blickte den Jüngeren mit einem verzogenen und gequälten Lächeln an.
"Weißt du, Rem. Ich weiß das ganz genau, weil... weil wenn man dich so lange beobachtet, wie ich es schon tue, dann merkt man, wie sehr du ihn magst und das tut ganz schön weh, kann ich dir sagen", sagte er und ließ sich, nachdem er sich ja nun beruhigt hatte, wieder neben Remus auf den Platz fallen.

Sirius kleine Hasstirade gegen Snape ließ ihn zusammenzucken, jedoch wagte er ausnahmsweise nicht, diesen in Schutz zu nehmen, wo Sirius gerade so in Schwung war und auch gerade das an Remus kritisierte, dass er "Schniefelus" ständig in Schutz nahm. Aber was machte Sirius daran so wütend? Selbst schuld, wenn er immer so gemein zu dem Slytherin war! Und jetzt, wo Remus Vertrauensschüler war, war es doch auch seine Aufgabe, für zumindest etwas mehr Ordnung zu sorgen.
Obendrein schüchterte dieses Funkeln in Sirius Augen, das Remus auch noch nie bemerkt hatte, den Werwolf noch mehr ein und er zog den Kopf zwischen die Schultern.
Aber dann, bei Sirius nächsten Worten, fiel ein großer, schwerer, dunkler Stein von seinem Herzen! Es war ein Versehen gewesen, Sirius hatte es nicht gewollt, dass es soweit kam, er hatte sich doch nicht in seinem Freund geirrt; der war wirklich nicht zu so einer Niedertracht fähig, es war einfach Pech gewesen! Und Remus war nur zu gerne dazu bereit, das zu glauben, auch wenn es schon gefährlich genug gewesen war, Severus auch nur zur peitschenden Weide zu locken, auf dass dieser auch nur einen Versuch wagte, an ihr vorbeizukommen!
Seine Freude wurde allerdings wieder gedämpft, als er Sirius weiter zuhörte. Moment mal... war dieser etwa ernsthaft eifersüchtig? Auf Severus? Weil Remus Severus mochte? Und Remus lief peinlich berührt rot an, als Sirius davon sprach, wie er zuweilen auf Severus reagierte. Ja, das hatte Sirius richtig beobachtet! Wie peinlich! Oberpeinlich!
Hoffentlich wusste James nicht auch noch davon...
Wieder eine Wendung. Sirius gab es zu. Und Remus hatte nicht einmal bemerkt, dass Sirius ihn so beobachtet hatte! Und damit hatte er ihm wehgetan! Und das tat ihm sofort, da er es wusste, leid. Und seine Erkenntnis ging noch weiter!
"Also ist es letztendlich doch meine Schuld... dass das alles passiert ist.", murmelte er zerknirscht und ließ den Kopf hängen. Dann sah er Sirius an.
"Warum hast du nicht eher gesagt, dass du mehr mit mir machen willst? Ich mein... für mich waren du und James immer unzertrennliche beste Freunde und es war mir eine Ehre, dass ihr mich noch irgendwie dazu aufgenommen habt, in euren Kreis und mehr... mehr hätte ich mir nie erhofft, als einfach dabei sein zu dürfen."
Noch fehlte ihm das letzte Stückchen Erkenntnis, noch vermochten Herz und Verstand nicht zusammen zu setzen, was Sirius ihm wirklich mitteilen wollte, was seine Gefühle anging. Dazu war Remus zu bescheiden, dazu war Sirius noch nicht deutlich genug geworden.
Noch konnte Remus sich einreden, dass Sirius nicht nur wegen ihm, sondern auch wegen James eifersüchtig war. James hatte sowas wie eine Beziehung zu Severus, obwohl sie beide diesen immer geärgert hatten und dann nahm auch noch ein anderer Kumpel den Slytherin, über den sich Black ohnehin schon ärgerte, immer in Schutz. Sicher war Sirius deswegen auch böse auf Lily, es war nur Zufall, dass es gerade Remus so getroffen hatte und deshalb redeten sie nun so miteinander und Sirius erklärte, dass es ein dummes Versehen gewesen war.
"Aber ich bin froh, nun eindeutig zu wissen, dass du wirklich zu nichts Bösem fähig bist. Ich war so erschrocken! Es war eben Pech, kein blöder Plan..." Nun lächelte er Sirius an, aber seine Augen waren noch immer nicht ganz glücklich.

Verblüfft sah er den Jüngeren an und seine Augen wurden Rund.
"Deine Schuld? Deine Schuld ist es nur, wenn man Dummheit als Schuld zulassen kann. Aber das kann man nicht. Den einzigen Unterschied, den es in der Sache gibt ist, dass DU deine Eifersucht besser im Griff hast als ich meine", knirschte er selbstkritisch zurück. Dass Remus sich weiterhin die Schuld gab, wollte er nicht. Nicht, wo der Werwolf doch endlich wieder mit ihm sprach. Allerdings hatte er mit diesem Thema angefangen und nun lag es absolut nicht mehr in seiner Macht, den Stein des Anstoßes wieder zu stoppen, wo er immer schneller dabei war, den Berg herunter zu kullern. Immer mehr weitere Steine wurden zum Rollen gebracht und mit der daraus entstandenen Lawine musste nun nicht nur er selbst, sondern auch sein Gegenüber kämpfen.
So kraftlos er sich zuvor auch wieder hingesetzt hatte, so schnell war er wieder auf 180 und auf den Beinen, um erneut hin und her zu tigern.
"Mehr mit dir machen? Wo deine liebste Freizeitbeschäftigung es ist, Snape zu besabbern? Ich hab dich schon so oft gefragt und du bist JEDES MAL lieber IHM in die Bibliothek gefolgt, um ihn zu beobachten. Das ist krank, weißt du? Ausgerechnet Schniefelus. Es ist schon krank genug, dass Krone auf den reingefallen ist, aber du auch noch? Am dümmsten bin ja aber wohl immer noch ich selbst. Immerhin bin ich nicht nur bescheuert genug, auf diesem Schleimsack eifersüchtig zu sein. Nein, ich verliebe mich bis über beide Ohren in den Kerl, der blind genug ist, den Schnatz nicht zu sehen, wenn er ihm auf der Nase säße", meinte er frustriert.
Gedanklich ließ er Remus' Worte noch einmal in seinem Kopf vor und zurückwälzen, ehe er genervt aufseufzte.
"Du bist einfach... Argh!!! Krone und ich SIND die besten Freunde und das werden wir auch bleiben, egal wie mir diese schmierige Fledermaus auf die Nerven geht. Peter ist... wie ein Stalker, aber er ist trotzdem ein Freund, für den ich alles tun würde. Aber du bist... du bist nichts von alledem, verstehst du das denn echt nicht? Ist es so schwer zu verstehen? Du bist... wichtiger. Für mich. Ich würde dir auch in meiner menschlichen Gestalt bei Vollmond zur Seite stehen und ich würde deine Hand auch noch dann festhalten, wenn sie pelzig wird und mich zerfleischen würde", versuchte er, es noch deutlicher zu machen. Wenn er es aussprechen würde, gab es kein Zurück. Dann gab es auch nicht besonders viele Möglichkeiten, die aus Remus Reaktionen folgen könnten. Aber wenn Remus' Reaktionen ihm nicht gefielen, konnte er es als Unsinn oder Missverständnis abtun.
Seine Familie hatte sich an dem Tag gänzlich von ihm abgewandt, als er nach Gryffindor gekommen war. Wenn ihm das gleiche bei seinen Freunden blühte... lieber würde er die stechende Eifersucht, die ihn solche Dummheiten machen ließ, für immer mit sich tragen.

Sein Mund klappte immer wieder zwischendurch auf und zu, als wolle er etwas sagen, doch Sirius redete weiter und Remus war der letzte, der so unhöflich sein würde, einen Freund zu unterbrechen, der ihm gerade sein Herz ausschüttete. Denn das tat Sirius, wie Remus nun endlich glasklar wurde! Die Gefühle wechselten sich während Blacks kleiner Rede in Remus ab. Mal war er kurz davor, Sirius doch wütend zu unterbrechen, dann war er wieder verblüfft und peinlich berührt, auch traurig irgendwie und er verstand endlich.
Trotzdem fiel es ihm schwer, Sirius Worte und Gefühle so anzunehmen. Verdammt, er war ein Werwolf! Und hatte sich wohl schon damit abgefunden, dass sich nie jemand wirklich in ihn verlieben könnte! Und dass jemand das offensichtlich doch getan hatte, verwirrte ihn, denn es erschütterte sein gesamtes bisheriges Weltbild.
Und das hatte daraus bestanden, dass sich sicher niemals jemand in einen Werwolf wie ihn verlieben könnte. Dass er Freunde gefunden hatte, war schon Glück genug für ihn! Und das mit Severus... Ja, er hatte ihm nachgeschwärmt, sich in ihn verliebt, da er auch immer eher allein und einsam unterwegs war und ein fleißiger, guter Schüler war, aber ernsthafte Chancen hatte er sich nicht ausgerechnet. Und deshalb war er auch nicht allzu eifersüchtig auf James gewesen. Nicht eifersüchtiger, als er auf jeden war, der ein normales Leben führen konnte, weil kein Werwolf ihn gebissen hatte.
"Sirius, ich... ich weiß nicht, was ich sagen soll!" Ja, das war die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. "M-meinst du das ernst?" Oh, er freute sich, er war gerührt, geschmeichelt und doch auch erschrocken. Sein Herz pochte aufgeregt, aber er hatte Angst, Sirius würde seine Worte direkt wieder zurücknehmen oder auch nur sagen, dass er etwas übertrieb.
"D-das würdest du für mich tun? Aber ich... ich möchte nicht, dass du dich irgendeiner Gefahr aussetzt! Begleite mich bei Vollmond lieber als großer, schwarzer Hund..." Ja, das passte gut zusammen.
Aber was die Gefühle anging, so konnte er noch nicht antworten. Sirius hatte ihn damit etwas überfallen, denn Remus hatte wirklich nichts bemerkt und jetzt überschwemmten ihn Sirius Gefühle.

Noch immer war Sirius auf den Beinen und rollte nun mit den Augen.
"Nein Rem, ich hab Spaß dran hier vor dir nen emotionalen Strip hinzulegen und mich bis auf die Knochen zu blamieren", meinte er mit nicht zu überhörendem Sarkasmus.
"Natürlich mein ich das ernst. Soll ich s dir etwa auch noch aufschreiben?", fragte er noch immer sarkastisch mit einer Prise Zorn. Was glaubte der Andere denn, wieso er ihm das sagte? Weil ihm langweilig war?
"Natürlich würde ich das tun. Rem, kapierst du es echt nicht? Ich weiß seit dem zweiten Schuljahr schon, dass du ein Werwolf bist und hab mich TROTZDEM in dich verliebt. Ich kenne deine Fratze bei Vollmond. Ich kenne verdammt noch alles an dir, von dem du glaubst, dass dir gerade deswegen nie einer näher kommen wollte als nötig. Und TROTZ ALLE DEM!!! Das ist kein Mitleid. Ich bin doch nur ein Animagus geworden, weil ich dir helfen wollte. Deinetwegen. Glaubst du wirklich, auch nur einer von uns hätte all die Jahre darauf hingearbeitet, weil da Mitleid war?", fragte er nur und schüttelte anschließend den Kopf, nur um im Anschluss mit den Schultern zu zucken.
"Am besten ist, du sagst gar nix. Oder... vergiss die Sache einfach, ja? War bescheuert, dir das zu sagen", meinte er dann ganz klein mit Hut. Und unter dem verwirrten Blick der braunen Augen wurde er immer kleiner und unsicherer. Zwar war keine Antwort kein sofortiges "Nein", worüber sich wohl viele gefreut hätten. Aber es war auch kein "Ja". Eine sofortige Antwort, wie auch immer sie ausgefallen wäre, wäre ihm wohl lieber gewesen, als nun mit der Ungewissheit schlafen zu müssen. Wenn er denn überhaupt ein Auge zubekommen würde.

Meistens mochte er Sirius Sarkasmus, er bewunderte ihn sogar, wie er immer einen flotten, frechen Spruch auch den Lippen haben konnte, aber jetzt mochte er es ganz und gar nicht. Er wusste nun noch weniger, wie er damit umgehen sollte, was Sirius ihm alles an den Kopf warf!
Eine Liebeserklärung, über die sich jeder freuen würde, ja, die Vorstellung, Sirius würde auch als Mensch bei Vollmond bei ihm bleiben, ganz gleich, was geschehen würde, das hatte eine schreckliche Romantik.
Ja, ja, verdammt, Remus verstand endlich! Sirius hatte gewusst, dass er ein Monster war und trotzdem hatte er sich in ihn verliebt! Wow, das musste er erst mal verdauen! Aber dafür brauchte er Zeit.
"Nein, nein, ich möchte das nicht vergessen! Sowas hat noch nie jemand zu mir gesagt! Sowas hätte ich mir nie träumen lassen..." Er sah Sirius an, damit der sehen konnte, dass Remus von dessen Worten wirklich bewegt wurde, dass er sich freute, aber dass er nicht voreilig irgendetwas antworten wollte.

Natürlich verstand er, dass Remus erst Zeit brauchte. Dabei gab es doch eigentlich nichts zu überlegen. Immerhin war Remus, wenn er sich recht erinnerte, schon seit drei Jahren in Snape verschossen. Länger noch als James. Eigentlich hatte er ja vielmehr mit einem "Sag mal, spinnst du?" gerechnet als mit der Bitte um Zeit, die der Andere zum nachdenken brauchte. Aber er würde diese ganze Zeit auf heißen Kohlen sitzen und er könnte sich dafür Ohrfeigen, dass er das alles gesagt hatte.
Als er die stumme Bitte in den goldenen Augen sah, nickte er nur ergeben und ließ sich wieder neben Remus auf dem Sofa nieder.
"Mach dir nur bitte nicht zu viele Gedanken, ja Rem? Wenn... du damit nicht klar kommst... dann vergiss es wirklich einfach, versprochen?", bat er leise. Immerhin wollte er nicht, dass sich sein Freund jetzt auf einmal von ihm fernhielt, nur, weil dieser von seinen Gefühlen wusste. Das würde er nicht ertragen.

Er atmete erleichtert auf. Und nickte dann. "Danke, Sirius! Dass du es mir gesagt hast. Und mir jetzt etwas Zeit zum Nachdenken gibst. Ich... ich werde dir eine Antwort geben, ja?" Er ergriff Sirius Hand, einfach, um sich zu vergewissern, dass der andere wirklich da war, dass es nicht nur eine komische Erscheinung oder ein real wirkender Traum war! Oder ein dummer Streich. Nicht, dass er seinen Freunden so was zutrauen würde...
Jemand (Sirius! Ein Mädchenschwarm!) hatte sich in ihn verliebt und ihm, ausgerechnet einem Werwolf, seine Gefühle gestanden! Wow. Aber was wurde aus ihrer Freundschaft, wenn es zwischen ihnen nicht klappte? Würde Sirius seine Gefühle wirklich dann zurückhalten können? Remus wollte ihm doch nicht wehtun!
Und wenn sie tatsächlich zusammenkämen? Hoffentlich wurde das dann nicht sowas seltsames wie zwischen James und Severus!
Na toll, er fing schon an, sich zu viele Gedanken zu machen, genau das, was Sirius nicht gewollt hatte! Dabei pochte Remus Herz so aufgeregt. Aber waren das wirkliche Gefühle oder einfach nur die Überwältigung, dass etwas Tolles geschehen war, womit er nie gerechnet hätte? Er wusste es nicht.
Und obwohl ihn das nun auch wieder sehr beschäftigte, forderten die letzten schlaflosen Nächte ihren Tribut. Sirius mochte ihn immer noch, das war es, was zählte. Er hatte ja schon so schlimme Alpträume gehabt und gedacht, Sirius hätte es wirklich so geplant, wie es gekommen war, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen!
Aber für Sirius war er keine lästige Fliege und auch kein Monster. Das tat gut. Er drückte die warme Hand. Und so, wie Lilys Umarmung ihm gut getan hatte, tat ihm auch diese menschliche Berührung gut. Und er klammerte sich an diese Hand, als würde er sonst wieder in irgendwelche Alpträume zurückfallen!
Und obwohl ihm die Augen halb zufielen, war er noch zu angespannt, um einfach so hier und jetzt einschlafen zu können.

Er lauschte den Worten, auch wenn er Remus nicht ansah. Sein eigenes Herz schlug ihm bis zum Hals. Erst als die warmen Hände nach seiner griffen, sah er auf. Zuerst blickte er in Remus' Gesicht, dann wanderten seine Augen zu den Händen, die sich an ihn klammerten. Seine gehaltene Hand drehte sich und er drückte sie zurück, lächelte schief. Als er erneut in das Gesicht des Jüngeren blickte und erkannte, dass diesem beinahe die Augen zufielen wurde das Lächeln nur noch etwas breiter. Seine freie Hand hob sich und strich fahrig durch einige braune Strähnen, ehe seine Finger leicht zittrig vor Aufregung zur samtenen Stirn strichen und sich Zeige- und Mittelfinger an der Nasenwurzel trennten, sich etwas auseinander schoben und dann über die Augenbrauen nach unten und über die Augenlider Remus' strichen, um diese zu schließen.
"Du solltest wirklich schlafen. Ich weiß doch, dass du die letzte Zeit nicht besonders gut geschlafen hast", sagte er und obwohl der Jüngere es gerade nicht sehen konnte, lächelte er sanft.

Er war erst ein wenig verwirrt gewesen, was Sirius vorhatte, aber er ließ sich schmunzelnd die Augen schließen und lehnte sich dann auch sanft an den anderen. "Mh-hm...", machte er zustimmend und entspannte sich langsam. Schlafen, ja, das klang gut! Er gähnte herzhaft auf und sein Gehirn schaltete sich in einer Geschwindigkeit ab, die er nie für möglich gehalten hätte.
Schlafen. An Zähneputzen, Schlafanzug anziehen und zu Bett gehen, die übliche Prozedur, der man nachging, bevor man einschlief, dachte er nicht mehr. Hier ging es ja auch, hier war es auch gemütlich, zumindest gemütlich genug für jemanden, der wirklich unter akutem Schlafmangel litt!
Er wäre wohl auch eingeschlafen, wenn Sirius und er draußen bei Regen auf einem Felsen gesessen hätten. Und im Schlaf könnte er zumindest einen Teil dessen, was in letzter Zeit geschehen war und was heute gesagt worden war, verarbeiten.
Ob Sirius so sitzen bleiben würde, um noch etwas nachzudenken oder Remus zu betrachten oder ob dieser sich zurückziehen und Remus hier liegen lassen oder ob er Remus ins Bett tragen würde, würde er wohl auch nicht mehr mitbekommen. Und wecken würde man ihn auch nicht mehr so schnell, wo er sich endlich erlaubt hatte, einzuschlafen.

Als Remus sich immer mehr entspannte, führte er dessen Kopf erst einmal an die Lehne, damit der Kopf des Jüngeren auch weich lag. Tatsächlich beobachtete er den Jüngeren solange, wie dieser brauchte um einzuschlafen und erst als die Atemzüge tief und gleichmäßig wurden traute er sich - wie schon so oft heimlich in der Nacht - die Züge des Anderen mit den Fingern nach zu fahren und dessen schlafendes Gesicht zu erkunden. Doch wie von er Tarantel gestochen ließ er von dem Jüngeren ab, stöhnte genervt auf und verzog sich tatsächlich für etwa eine viertel Stunde, in der er Remus zwar allein gelassen, ihn aber zuvor noch zugedeckt hatte. Erst als er sich beruhigt und den angestauten "Frust" abgelassen hatte, kam er zurück und hob den schmächtigen Jungen tatsächlich auf seine Arme, um ihn in ihren gemeinsamen Schlafsaal zu bringen und den Braunhaarigen auf seinem Bett abzulegen. Mit einem Schwenker seines Zauberstabs, war Remus umgezogen und er schloss die Vorhänge seines Himmelsbettes, damit er nicht doch noch in Versuchung geführt wurde oder seines eigenen Schlafes beraubt wurde.

arrow_back Previous Next arrow_forward