Dem Wahnsinn so nah
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German › Books
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Disclaimer:
I do not own the Forgotten Realms books. I do not make any money from the writing of this story.
31. Kap. Bernstein und Stahl
31. Kapitel
Bernstein und Stahl
Zur gleichen Zeit, als Shar von Dipree für das Fest gebadet wurde, hatten auch die beiden Zwillinge alle Hände voll zu tun sich für den Abend und die kommende Nacht zu wappnen. Auch sie mussten sich ankleiden. Etwas freizügig und ungezwungen durfte es sein und dies nahm sich besonders der junge Kleriker zu Herzen. Er stand abends vor den wenigen Kleidungsstücken, die er sein eigen nennen konnte und wühlte aufgeregt in einer kleinen Kleiderkiste herum. Dann hatte er einen Einfall und eine halbe Stunde später waren die Zwillingsbrüder angezogen und nahezu bereit sich den Gästen des Festes und Nhaundar zu stellen.
Sorn Dalael trug eine schwarze, wirklich sehr eng anliegende Lederhose. Darüber hatte er ein dunkelblaues Hemd gezogen, vorne aufgeknöpft und das Ende in die Hose gesteckt. So konnte man deutlich die Brust und den ansehnlichen Körper wunderbar in Augenschein nehmen. Auch wenn er über weniger Muskeln wie sein Bruder verfügte, war er doch recht attraktiv. Auf sein Heiliges Symbol verzichtete er bei dieser Aufmachung. Kein unnötiges Risiko eingehen, so lautete die heutige Divise. Sein Haar ließ er offen und es fiel seidig über die Schultern. Zum Schluss band er sich die Geldbörse mit dem Kaufpreis für Shar an den Hosenbund und steckte sich seinen Dolch in einen der Stiefel. Anschließend betrachtete er sein Äußeres in einem kleinen Spiegel und drehte sich von einer Seite auf die andere, um sich richtig zu mustern. Ein wenig Eitelkeit durfte an diesem Abend wohl gestattet sein, sagte der Priester zu sich selbst und vernahm plötzlich die Stimme seines Bruders.
„Ich bin fertig!“, verkündete Nalfein Dalael mürrisch und stand in der Mitte ihres Zimmers und schaute an sich selbst hinunter. Sein Gesicht verzog sich dabei angewidert.
Nalfein trug ebenfalls eine sehr enge Lederhose, allerdings seine eigene aus braunem Wildleder. Darüber hatte er nur eine schwarze Weste angezogen, die aus dem Kleiderschatz seines Bruders stammte. Sorn passte sie ausgezeichnet und er konnte sie vorne ohne Probleme zuschnüren, doch da der Krieger mehr Muskeln als dieser besaß, lugten am Oberkörper die gestählten Brust- und Bauchmuskeln hervor und da sie keine Ärmel hatte, auch noch die muskulösen Oberarme. Mit einem schwarzen Lederband wurde sie geschlossen, doch bei Nalfein gab es einige Zentimeter Abstand zwischen die dafür vorgesehen Schlaufen und so lag die Weste hauteng an und gab mehr preis, als es dem jungen Krieger lieb war. Er sah wirklich sehr reizvoll aus. Dazu trug er schwarze Lederstiefel, die bis über die Knie reichten. Das Haar fiel ebenfalls wie bei Sorn lang und gekämmt über die Schultern. In Nalfeins Schuhwerk versteckte er einen Dolch, für den Fall der Fälle.
„Mach’ nicht so ein Gesicht, Nal“, antwortete der Jüngere, als er sich umdrehte, die Augen von oben nach unten und wieder zurück wandern ließ und höchst zufrieden grinste.
„Grins’ mich nicht wie ein lüsterner Sklavenhändler an, die Ausgeburt der Hölle werde ich noch den ganzen Abend ertragen müssen und dieses seltsame Subjekt eines Waffenmeisters mit seinem hemmungslosem Wesen ebenfalls“, beschwerte sich Nalfein und beäugte dabei seinen Bruder. Er gestand sich in jenem Moment ein, das Sorn wirklich hübsch anzusehen war, eigentlich viel zu bezaubernd für solch einen Anlass, doch er verkniff sich jedes Kommentar. Streit konnten beide jetzt nicht gebrauchen und in diesem hätte wohl das Gespräch geendet, wenn der Ältere sein Missmut und die eigenen Ängste geäußert hätte.
„Etwas fehlt noch“, meinte Sorn dann plötzlich und trat einen Schritt auf seinen Bruder zu.
„Da fehlt nichts, es ist höchsten ein wenig zu eng“, machte Nalfein seinem Ärger Luft.
„Warte kurz“, antwortete der Priester knapp ohne auf seinen Bruder zu achten und lief hinüber zu einer kleinen Holzkiste und kramte gleich darauf aufgeregt darin herum. Kurz darauf erklang ein Freundensschrei und eilig kam er zu dem Krieger zurück.
„Ziehe noch mal die Weste aus“, befahl Sorn und hielt ein Fläschchen mit Öl in der Hand. Die Der Inhalt strahlte im Kerzenschein des Zimmers hell und zähflüssig.
„Das werde ich ganz bestimmt nicht“, ärgerte sich der Ältere augenblicklich und seine bernsteinfarbenen Augen leuchteten gefährlich auf.
„Stell’ dich nicht so an, es muss sein oder sollen wir heute Abend auffliegen? Je perfekter unser Auftritt, desto glaubwürdiger“, meinte Sorn brüsk, gab Nalfein einen leichten Klapps auf die Schulter und betätigte sich anschließend an der Weste seines Bruders, die eigentlich ihm gehörte.
„Lass’ das, wenn dann kann ich das schon selbst“, beschwerte sich Nalfein lautstark und konnte in den Augenwinkeln erkennen, wie sein Bruder plötzlich zufrieden lächelte und sich nun zum zweiten Mal wieder seiner eigenen Aufmachung zuwenden wollte.
„Damit wir das gleich am Anfang festhalten, Brüderchen, das sind deine Kleider und ich ziehe sie nur an, weil ich dir helfen möchte. Genauso wie ich jetzt dieses Öl an mich lasse. Es ist alleine nur für dich und zum Wohl des Halbdrow“, sprach der junge Krieger, konnte nun aber selbst ein Schmunzeln nicht unterdrücken, als er geschäftig die geliehene Weste nochmals auszog. Sorn blieb daraufhin vor dem Spiegel stehen und betrachtete sich erneut ohne auf Nalfein zu achten, während dieser beim einölen in Gedanken versank.
Sein Bruder schien plötzlich so voller Eifer und Sehnsucht, dass es ein wenig auf den abgehärteten Kämpfer abfärbte. Selten in ihrem Leben hatte er Sorn so emsig, aufgeregt und absolut überzeugt erlebt. In ihrer Vergangenheit gab es wenig, dass den zehn Minuten jüngeren Zwilling so begeistert in Anspruch nahm, außer vielleicht damals ihr Ziehvater Solafein Dalael, der sich ehrlich, voller Herz und Hingabe zwei verwahrlosten Straßenkindern annahm, die Jahre zuvor mit knapp sechs Jahren nur haarscharf der brutalen Vernichtung ihres Hauses entkamen. Nichts und niemand stand vor dem Zusammentreffen mit Solafein Dalael zu ihnen, außer einige gefährliche Diebe, die ihr eigenes Spiel mit den Kinder trieben und sie unter unglücklichen Umständen sogar als Sklaven verkaufen wollten. Ihr Ziehvater, ein Priester des Maskierten Fürsten bekam davon Wind, half den Zwillinge bewusst oder unbewusst und nahm die, zum damaligen Zeitpunkt Vierzehnjährigen, unter seine Fittiche, brachte sie auf die Oberfläche und nahm sie als die eigenen Söhne in seinen Reihen auf. Niemand kannte das Geheimnis, nur Sorn, Nalfein und der seit einigen Jahrzehnten verschwundene Solafein Dalael, der den verwaisten Kindern den eigenen Nachnamen und damit eine Herkunft gab. Ihre wahre Abstammung kannten sie nicht, nur ihren Geburtsort, ihre Vornamen und den Tod beider Elternteile. Solafein brachte ihnen alles bei, was er den Zwillingen für ihr Dasein mitgeben konnte, auch die Schläue und Gerissenheit, die ein Drow zum Überleben brauchte. Der Rest stammte von der Straße, wurde aus Instinkt und Glaube geboren und war ihnen schon immer hilfreich im Unterreich unter ihresgleichen zu leben. Als Nalfein gerade darüber nachdachte, vergaß er so gut es ging seine Aufmachung und konzentrierte sich auf die bevorstehende Aufgabe und die Befreiung des Halbdrow.
Sorn war mit dem eigenen Äußeren zufrieden und half nun Nalfein, der immer noch ölte und bekam nichts von dem Gedankenspiel seines Bruders mit. Anschließend erlaubte der Priester dem jungen Krieger, dass dieser wieder die Weste überziehen durfte und beide waren fertig. Der Kleriker schien ganz stolz auf sein Werk zu sein.
„Dann lass’ uns losgehen, aber vergiss den Umhang nicht. In dieser Aufmachung muss uns niemand sehen“, befahl nun der Ältere der Zwillinge, nahm im gleichen Moment seinen Mantel in die Hand und öffnete die Tür.
„Warte, ich bin gleich da“, rief die nervöse Stimme des jungen Klerikers und dieser eilte erneut zu der kleinen Holzkiste zurück, aus der er eben noch die Flasche Öl heraus gefischt hatte. Er kramte erneut darin herum und fand ein schwarzes Seidentuch. Wenigstens etwas musste er mitnehmen, dass ihn als das auswies, was er war, ein Priester Vhaerauns, wenn auch kein Hohepriester. Als er gerade das Tuch aufhob, fiel ihm plötzlich eine kleine Phiole in die Hand.
„Wo kommst du denn her?“, flüstere Sorn leise und schaute sie nur kurz an. Das musste Schmerzmittel sein, meinte der Kleriker zu sich selbst, denn er hatte bis vor kurzem mehrere besessen und einige selbst hergestellt. Er hätte auf der Stelle wetten können, dass alle verbraucht waren und vor allem gingen die meisten an Shar. Nun ja, vielleicht kann ich dich gebrauchen, dachte Sorn und stopfte die Phiole in den Hosensaum. Dann ging er zu seinem Bett, hob ebenfalls seinen Umhang auf, schlang ihn um die Schultern und das Seidentuch hielt er fest in der rechten Hand.
„Jetzt bin ich fertig“, verkündete der Jüngere und gesellte sich zu Nalfein.
Dieser war schon unter seinem Umhang unauffällig genug versteckt, um nichts von der reizvollen Kleidung preiszugeben und so machten sich die Zwillinge auf ihren Weg zum Anwesen Xarann.
Dort wurden sie von einem der vielen herumwuselnden Diener begrüßt, die Umhänge wurden abgelegt und dann wies der Drow den Zwillingen den Weg.
Sorn lief neben seinem Bruder Nalfein die Treppe hinunter. Vor ihnen der Diener, der sie oben bereits in Empfang genommen hatte. Wie beide erkannten, handelte es sich um den gleichen Weg wie in das tiefe Kellergewölbe, in dem von Nhaundar regelmäßig veranstaltet, die Jagd stattfand. Doch von diesem Spektakel hatte der Sklavenhändler Sorn nichts berichtet, so runzelte er misstrauisch die Stirn. Bevor er sich weitere Gedanken über den bevorstehenden Abend machen konnte, erreichten die Brüder auch schon ihr eigentliches Ziel. Ein großer Saal erstreckte sich vor den Blicken der Zwillinge und sie staunten nicht schlecht über den Umbau des ehemaligen Kerkers. An den Wänden hingen Fackeln, die ihr Licht in den Raum sendeten. Kerzenständer und große Kohlenpfannen taten das Restliche, um diese neue Kulisse zu erhellen. In diesem Licht sah man den Boden, wo sich vor noch einigen Monaten das Labyrinth befunden hatte. Jetzt war es völlig mit Brettern zugenagelt und bildete so eine glatte und ebene Fläche. Der Priester nahm an, dass die Irrgänge dennoch vorhanden waren und durch entfernen des neuen Holzbodens augenblicklich zum Vorschein kamen. Ringsherum erstreckten sich die Zuschauerränge, auf denen sich die Dunkelelfen normalerweise zur Jagd niederließen und der brutalen Hetze ihre Zustimmung mit lautem Gegröle zu riefen. Beide Brüder tauschten einen wissenden Blick aus und ihren Augen konnte man die Überraschung, sowie die Verwirrung wieder erkennen. Als Sorn sich weiter umsah schien es so, als wären sie die letzten Gäste, die sich diesem Fest anschlossen. Überall wo man seine Aufmerksamkeit konzentrierte waren Trauben von männlichen Drow auszumachen. Alle fröhlich grinsend, lachend und in Gespräche vertieft. Hier und da wuselten Sklaven in einem Hauch von Nichts durch die Reihen und bedienten die Dunkelelfen mit Getränken. Erschreckend für den Priester war jedoch die Tatsache, dass hier Diwans, hohe Kissenberge und auch bequeme Stühle zum Sitzen und Liegen einluden. Somit waren die eigentlichen Zuschauerreihen leer. Verteilt über den neu erschaffenen Raum sah man Liebessklaven an Ketten. Sie wurden an einem im Boden steckenden Haken festgehalten und trugen allesamt seltsame Kleidung. Für den Kleriker und den Krieger, die in ihrer Jugend auf der Oberfläche lebten, ein Anblick, der sie an Barbaren erinnerte.
"Das glaub ich jetzt einfach nicht", murrte Nalfein und schüttelte sich angewidert.
Es war genau so wie der junge Krieger erwartet hatte. Ein Raum voller lüsternen, gieriger Drow, die nichts Besseres zu tun gedachten, als sich gegenseitig aufzuhetzen und sich schließlich an einer Orgie zu erfreuen. Hilfe suchend schaute er zu Sorn, doch dieser hatte sich mittlerweile hinter einem Schleier versteckt, wozu er sein schwarzes Seidentuch einfach über den Kopf zog und ähnelte, abgesehen von der anzüglichen Kleidung, einem ungewöhnlichen Hohepriester. Nalfein konnte dessen Augen und Gesichtszüge nicht deutlich erkennen und so blieb er mit seinem unruhigen Gefühl in seinem Inneren vorerst alleine.
Sorn ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und atmete erleichtert auf. Shar war nirgends zu sehen, also nahm der Priester an, dass sein Geliebter bei Nhaundar in Sicherheit zu sein schien, so sicher wie man es eben bei diesem alten schmierigen Kerl sein konnte. Das Herz des Priesters wäre vor Entsetzen zersprungen, wenn er bemerkt hätte, dass der junge Halbdrow sich nicht bei dem Sklavenhändler befand, wie er annahm, sondern in Wirklichkeit in der Nähe der großen Ehrentribüne angekettet auf dem Boden hockte und von einer Traube männlicher Drow verdeckt wurde.
Die Brüder schauten sich noch einmal an und wagten sich schließlich in die Höhle des Löwen, wobei sich sofort die Blicke, der in der Nähe befindlichen Dunkelelfen auf sie richteten. Geweitete Augen, von Gier erfüllt und sehr überraschte Gesichter folgten den Zwillingen, als sie sich schließlich bis in die unmittelbare Nähe der Ehrentribüne vorgekämpft hatten. Sorn konnte Nhaundar nirgendwo ausmachen, wollte er doch viel zu gerne seinen Liebsten wenigstens sehen. Doch der junge Vhaeraunpriester spürte die lüsternen Blicke, die auf Nalfein und ihn lagen, welche durch ihre anzügliche Kleidung noch heraus gefordert wurden und vergaß kurzzeitig seinen Liebsten. Während der junge Kleriker so etwas mehr gewöhnt war wie sein Bruder, versuchte er ihn mit einer, auf der Schulter ruhenden Hand zu beruhigen. Anschließend beugte er sich zu ihm hinüber und Sorn flüsterte ihm ins Ohr. "Ich danke dir. Ich weiß, dass es eine große Überwindung für dich ist."
Plötzlich spürte Sorn, wie sich die Muskeln seines Bruders augenblicklich anspannten. Gleich darauf wusste er auch den Grund dafür. Er schaute nach oben und erkannte, dass Nhaundar den Raum betreten hatte, zusammen mit Dantrag Baenre. Der Sklavenhändler trug eine dunkle Lederhose und eine seidig blaue Robe und wirkte damit so schleimig und überheblich wie ihn die beiden Brüder kannten und hassten.
Dantrag hingegen hatte sich in enges schwarzes Leder gezwängt, dass mit roten Säumen verziert war, darüber trug er ein weißes Hemd, sein Haar zu dem üblichen Pferdeschwanz zusammengebunden und sein Gesicht lächelte dämonisch mit dem für ihn so typischen selbstgerechten Blick.
Beide Männer machten einen selbstzufriedenen Eindruck, so dass die Brüder sich beherrschen mussten, um nicht angewidert ihre Gesichter zu verziehen oder gar den beiden auf der Ehrentribüne an die Kehle zu springen.
Während die Menge unruhig wartete und Nhaundar seinen Blick erwartungsvoll schweifen ließ, spürte Sorn wie sein Bruder noch angespannter wurde. Der Grund dafür stand hinter Nalfein in Form eines weiteren Drow, der sich offensichtlich nicht beherrschen konnte und seine Hände bereits über das Leder der Hose des jungen Kriegers gleiten ließ. Doch noch ehe der Priester etwas sagen konnte, schoss Nalfeins Hand nach hinten und packte den aufdringlichen Kerl bei seiner empfindlichsten Stelle, so dass dieser ein Winseln von sich gab. Das brachte Sorn dazu breit zu grinsen, denn er wusste, dass dieser Mann sich ganz sicher nicht mehr seinem Bruder nähern würde. Dann konzentrierten sich beide Brüder auf den Gastgeber.
Kurze Augenblicke später breitete Nhaundar, wie ein Priester zum Segen, seine Arme zu beiden Seiten aus und der Stoff teilte sich vorne ein wenig. Darunter lugte nackte Haut des Sklavenhändlers hervor. Zum großen Erstaunen der beiden Zwillinge sah Nhaundar für sein Alter noch recht beachtenswert aus. Doch Sorn wollte bei diesem Anblick nicht näher ins Detail gehen und verdrängte jeden weiteren Gedanken daran. Er konzentrierte sich auf den tückischen Drow und wartete nur noch darauf, dass er Shar hinter seinem Rücken erspähen würde, aber nichts dergleichen geschah. Nhaundar holte tief Luft und dann sprach er mit öliger und lauter Stimme und begann mit seiner Eröffnungsrede für diesen Abend.
"Meine Gäste! Unsere Gäste müsste ich sagen, denn niemand anderer als der bekannte Waffenmeister Dantrag Baenre hatte die Idee für dieses Fest ..."
Dann wurde der Sklavenhändler von der Beifall spendenden Menge unterbrochen und Nhaundar musste sich erst wieder Gehör verschaffen, bevor er in der Lage war, weiter zu sprechen. Er grinste gefährlich, bedachte kurz Dantrag mit einem weiteren Lächeln, breitete wieder die Arme zu beiden Seiten aus und redete im gleichen aalglatten Tonfall weiter.
"Wir begrüßen Euch herzlich in meinem bescheidenen Haus ...."
Abermals ertönte die Menge, die lachend und brüllend diesen Satz aufnahm und gleich darauf wieder still wurde.
"Wie ich mir sagen gelassen habe, würde man in manchen Teilen der Oberfläche sagen, man feiere das Fest Sylvester. Das alte Jahr wird verjagt und das neue Jahr wird begrüßt. Ein schöner Anlass auch für uns, Freunde. Lasst uns diese lange Nacht genießen und wir haben keine Kosten und Mühe gescheut. Greift zu und erfreut euch über das euch Dargebotene."
Dann zeigte Nhaundar auf einige Sklaven, die etwas weiter hinten ängstlich und verstört auf dem Boden saßen, wo sie durch die dort steckenden Eisenketten an Haken festgehalten wurden. Die Menge verfolgte aufgeregt seiner Geste und wand sich dann wieder den Gastgebern zu. Der Sklavenhändler holte nochmals Luft und dann meinte er mit einem Lachen. "Das Fest ist eröffnet!"
Die umherstehenden männlichen Dunkelelfen klatschten abermals Beifall, riefen durch die umherstehende Menge und dann begann für alle der Spaß. Aber wirklich für alle?
Sorn und Nalfein hörten zu und sahen es mit eigenen Augen und wollten ihnen dennoch nicht trauen. Während sie eben noch einen Ekel bei dem Anblick von Nhaundar und Dantrag empfanden, war dies doch zuviel für die Nerven beider. Besonders der Priester schien plötzlich in einem Alptraum gefangen zu sein. Sein Atem kam heftig und stoßweise und sein Herz machte einen Aussetzer. Denn kaum, dass der Sklavenhändler geendet hatte, zog er an einer Kette und zum Vorschein trat ein Dunkelelfenjunge. Wo war Shar? Der junge Drow trug die Kleidung des Halbdrow, aber es war nicht Shar. Er hatte vielleicht das gleiche Alter, doch mit der ebenholzfarbenen Haut, den weißen Haaren und den roten Augen unverkennbar ein Dunkelelf.
Eine plötzliche Berührung am Arm schreckte den Priester auf. Er starrte in das Gesicht seines Bruders, der ihm mit einer Hand den Blick in eine Richtung wies. Dort erkannte Sorn den jungen Halbdrow, der wenige Meter von der Ehrentribüne entfernt, verstört am Boden saß und ebenfalls von einer Kette an Ort und Stelle gehalten wurde. Shar schaute zu Nhaundar auf und schien die Welt nicht zu verstehen. Sorns Herz schmerzte und sein Bauch fühlte sich an, als ob jemand all seine Eingeweide fraß. Er wollte jetzt nichts lieber, als bei seinem Geliebten sein, doch wie sollte er das nur bewerkstelligen ohne dass der Sklavenhändler Verdacht schöpfte und der ursprüngliche Plan gefährdet wurde. Sorn wusste, dass Shar sich augenblicklich an ihn klammern würde, wenn er sich zu ihm gesellte und er wäre wohl selbst nicht in der Lage sich zurückzuhalten ohne Nhaundar und Dantrag nicht zu verletzen.
"Geh’ zu Nhaundar, noch ist er nüchtern und du kannst mit ihm übers Geschäftliche reden. Ich behalte von hier aus alles im Auge", murmelte Nalfein hinter dem Rücken seines Bruders.
Sorn nickte lediglich, holte tief Luft und machte sich gleich auf den Weg in Richtung Tribüne.
Shar indes, war der Blickfang aller, auch wenn das dem jungen Halbdrow plötzlich sehr unangenehm war. Er wollte zu Nhaundar und zu Sorn, doch beide schienen für ihn unerreichbar. Sooft wurde er schon von zu vielen männlichen Drow angestarrt und er hätte daran gewöhnt sein müssen, aber hier und jetzt wollte er einfach nur zu seinem Herrn. Sich hinter ihm beschützend verstecken und darauf hoffend, dass dieser ihm vor Schlimmeren bewahrte. Doch heute wirkte alles anders. Shar war ganz allein, umgeben von Dunkelelfen, denen es offensichtlich um das reine Vergnügen ging, egal in welcher Form. Mit einem verzweifelnden, Hilfe suchenden Blick schaute er fortwährend zu seinem Herrn auf, doch dieser sah nicht einmal in seine Richtung, sondern schien ganz und gar mit dem anderen Jungen an seiner Seite beschäftigt zu sein. Lediglich die dämonischen Augen von Dantrag, starrten zu Shar herab und bescherten ihm augenblicklich einen eiskalten Schauer.
Sorn kam währenddessen unmittelbar an die Ehrentribüne heran gelaufen und beobachtete durch den schwarzen Schleier die beiden widerlichen und umso gefährlicheren Drow und war schon der Versuchung nah, den Maskierten Fürsten um einen bedrohlichen Zauber anzubeten, der beide in einen Haufen Asche verwandeln würde. Doch er schluckte das eben aufkommende Gefühl herunter, seufzte einmal auf und dann näherte er sich dem Sklavenhändler vorsichtig. Dabei konnte er den Blick nicht von dem jungen Drowsklaven lassen, der genauso verstört wie einst Shar, neben Nhaundar kniete und dieser dem Jungen abwesend den Kopf streichelte.
Die Kleidung gehört meinem Liebsten, dachte Sorn und nahm nicht mal die Ironie in seinen Gedanken wahr. Dann spielten seine Gefühle weiterhin verrückt und er hätte sich am liebsten auf den Jungen gestürzt und ihm den Hals herum gedreht, wenn er nur Shar an dessen Stellen sehen würde. Der Priester konnte es nicht glauben und hoffte, dass der Alptraum sich als harmlos herausstellte und er gleich schweiß gebadet in seinem Bett aufwachte und er anschließend darüber lachen konnte. Doch nichts dergleichen geschah und schon stand Sorn direkt vor Nhaundar, den Blick weiterhin auf den knienden Jungen gerichtet und erschrak, als die Stimme von Dantrag an sein Ohr drang.
"Ah, ihr seid es, Sorn", begann Dantrag freudig und richtete nun seine volle Aufmerksamkeit auf den jungen Priester. "Ich freue mich sehr euch zu sehen und natürlich, dass sich euer Bruder euch angeschlossen hat", schloss der Waffenmeister und seine Blicke wanderten dabei zuerst über Sorns Körper und dann genauso anzüglich über den seines Bruders, welcher ein wenig entfernt wartete. "Meint ihr nicht, dass eure Kleidung vielleicht ein wenig zu förmlich ist für diesen Anlass, verehrter Priester", fügte Dantrag noch mit einem lüsternen Grinsen hinzu, das wohl ganz und gar darauf abzielte, dass er die beiden Zwillinge am liebsten völlig nackt sehen wollte.
"Zu förmlich?", fragte Sorn etwas irritiert und kaum dass die Frage über die Lippen kam, wusste er, was der Waffemeister meinte. "Ich wäre auch in meiner gewohnten Priesterkleidung gekommen, doch man sollte sich eher den Geflogenheiten anpassen, findet ihr nicht auch?" Dabei versuchte der junge Kleriker ein verschmitztes Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern und nahm vorerst Dantrag Baenre den Wind aus den Segeln und strafte gleichzeitig mit den Worten seinem innerem Aufruhr Lügen, die so gar nicht mit den an ihm nagenden, ängstlichen Gefühlen in Einklang zu bringen waren.
Langsam und gefährlich wie ein Raubtier schlich sich der Waffenmeister zu dem Priester heran, bis beide die Nähe ihrer Körper fühlen konnten. Einen Moment lang musterten sie sich lediglich mit den bernsteinfarbenen Augen. Doch plötzlich schoss Dantrags Hand hoch, riss das Seidentuch von Sorns Gesicht, schlang seinen Arm um den schlanken Körper und presste ihn gegen sich. "Wie ihr sagtet, man sollte sich den Geflogenheiten anpassen", und noch ehe der Priester etwas erwidern konnte spürte er, wie Dantrag ihn küsste und seine Zunge erbarmungslos zwischen Sorns Lippen schob.
Nalfein atmete nur zischend ein und brachte in diesem Moment all seine Beherrschung auf, um sich nicht augenblicklich auf Dantrag zu stürzen und ihn in Stücke reißen zu wollen.
Doch so schnell und heftig der Kuss Sorn übermannte, ebenso schnell war er wieder vorbei. Siegessicher grinste der Waffenmeister und ließ den jungen Kleriker los.
"Wir werden uns später sicher wieder sehen", sagte Dantrag grinsend, ließ das schwarze Seidentuch zu Boden fallen und schlenderte von dannen, um sich den Vergnüglichkeiten des Abends zu widmen. Den vollkommen geschockten Priester ließ er einfach stehen.
Nhaundar hatte das kleine Stelldichein aufmerksam beobachtete und musste über die immer so direkte Art von Dantrag Baenre lächeln. Sein Schmunzeln wurde breiter, als er den verwirrten Sorn Dalael anschaute, auf dessen Gesicht sich die Wut abzeichnete. Seine Mundwinkel zuckten leicht und die Hände ballten sich zu Fäusten zusammen, ganz so, als wollte er den Waffenmeister augenblicklich schlagen. Doch so schnell wie der Zornausbruch aufkam, verging er wieder und Sorn versuchte unter allen Umständen seine Fassung zu wahren. Er bückte sich, hob das Tuch auf und verstaute es in seinem Hosensaum. Anschließend setzte er ein zufriedenes Grinsen auf und wand sich dem Sklavenhändler zu. Beide Augenpaare glühten und sprachen Bände für sich.
"Nhaundar ...", begann der Priester noch etwas unbeherrscht, schluckte kurz und meinte dann etwas freundlicher, "... ich muss mit euch reden. Jetzt!"
"Kommt Sorn, setzten wir uns dort drüben hin. Bei einem Becher Wein und angenehmer Gesellschaft redet es sich gleich entspannter", antwortete der Sklavenhändler fast schon zu charmant.
Ohne eine Antwort abzuwarten ging Nhaundar zu einem Diwan hinüber und ließ sich in die Kissen sinken, wobei sein neues Spielzeug sich neben dem Sofa auf den Boden kniete, ganz so, als wäre er Shar. Der Priester folgte nur einige Momente später und der ältere Dunkelelf zerrte Sorn unverhofft und direkt an seine Seite in das weiche Polster, damit er seine Hände über dessen Körper wandern lassen konnte. Seine ganze Aufmerksamkeit gehörte nun dem Kleriker. Sorn war erneut geschockt, versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen.
Der Vhaeraunpriester saß da und sah aus den Augenwinkeln in den Augen des neuen Sklavenjungen Ekel und Angst. Der Kleine ist genauso zu bedauern wie mein Geliebter, dachte der Dunkelelf plötzlich und warf eilig einen Blick in Richtung Shar, nur um gleich darauf festzustellen, dass das keine gute Idee war.
Der junge Halbdrow wurde just in diesem Moment von Dantrag bedrängt, eine Tatsache, die weder Sorn noch Nalfein jetzt ändern konnten, wenn sie ihrem Plan treu bleiben wollten. Mit einem leisen Seufzen richtete der Priester wieder seine volle Aufmerksamkeit auf den Sklavenhändler und verdrängte den eben gesehenen Anblick.
"Ich kürze das Gespräch ab und will euch gleich sagen was mir auf dem Herzen liegt. Ich möchte den jungen Halbdrow kaufen, dass Geld habe ich ebenfalls schon dabei und wir können den Handel sofort abschließen", begann der Kleriker eilig zu sprechen, ganz so, als würde ihm die Zeit davon laufen. Dann holte er tief Luft und starrte Nhaundar mit besänftigen Blick an.
Der Sklavenhändler hörte sich die Worte an und überlegte einen kurzen Moment, während auch er seine Augen durch den Raum schweifen ließ und anschließend die Szene zwischen dem Waffenmeister und dem Halbdrow beobachtete.
"Was seid ihr bereit zu bezahlen, Sorn? Ihr wisst sicherlich, dass der Junge mehr wert ist, als der normale Preis für so einen Sklaven, sehr viel mehr wert", antwortete Nhaundar tückisch und schaute wieder zu dem Priester hinüber.
Sorn Dalael schluckte merklich und nun fand er sich in der verzwickten Situation wieder, wovor ihn Nalfein einst gewarnt hatte. So versuchte der junge Kleriker es mit seiner gewohnt freundlichen Art und rekelte sich außerdem etwas auf dem weichen Polster, so dass all seine wirklich begehrenswerten Körperstellen hervortraten. Dann begann er mit kriecherischem Unterton in der Stimme zu sprechen. "Das ist mir bereits klar gewesen, bevor ich diesen Gedanken hegte. Ich war auch froh, dass ihr mir den Halbdrow stets zur körperlichen Befriedigung überlassen habt, das ist natürlich nicht immer selbstverständlich." Dann brach Sorn kurzweilig ab, schloss die Augen, um innerliche Kraft zu sammeln und sprach dann mit hinterhältigem Tonfall weiter. "Ich habe 630 Goldmünzen, mehr als der eigentliche Preis für einen Dunkelelfensklaven. Das wäre doch ein lukratives Geschäft für euch, Nhaundar." Daraufhin schaute der Priester direkt in die rot glühenden Augen des Sklavenhändlers, um seine Worte mit eisernem Willen zu unterstreichen, der nun darin loderte.
Nhaundar musterte Sorn interessiert und wusste, dass der junge Mann ihn ein wenig mit seinen Reizen, von denen er wahrhaft viele hatte, betören wollte. Ohne auf den bösen Blick, des anderen Zwillings zu achten, streichelte der ältere Drow sanft über das Bein des Priesters und genoss dabei jeden Zentimeter.
"Ihr seid wirklich bereit sehr viel für den jungen Halbdrow zu investieren, doch leider ist der Preis bei weitem höher. Versteht mich bitte nicht falsch, mein lieber Sorn. Ich wäre natürlich nicht abgeneigt ein Geschäft mit euch einzugehen, allerdings ist der Junge mehr als 630 Gold wert. Oder wollt ihr mir vielleicht mehr anbieten als das Gold", fragte Nhaundar leicht erregt und seine funkelnden Augen fielen dabei für einen Moment auf Nalfein, bevor sie zu Sorn zurückkehrten und dem Priester somit eindeutig zu verstehen gaben, worauf Nhaundar mit dieser Andeutung anspielte.
Nun saß der Vhaeraunpriester wahrlich in der Falle. Was sollte er nur tun, fragte er sich immer und immer wieder, erhielt jedoch keine Antwort. Sein Herz klopfte aufgeregt in der Brust, er musste sich zusammen reißen, dass er nicht am ganzen Körper zitterte und dabei auch noch die widerlichen Berührungen von Nhaundar über sich ergehen lassen. Jetzt und auf der Stelle wollte er Shar in die Arme nehmen, ihn von hier fortschaffen und niemals wieder zurückkehren. Doch das würde auch bedeuten, dass er sich dem alten Sklavenhändler anbieten musste. Doch wenn er dies tatsächlich tat, dann wäre Nhaundar auch vorgewarnt, dass mehr dahinter steckte und wer weiß, was er mit seinem Liebsten anstellen würde, wenn Sorn nicht in dessen Nähe weilte. Und noch weitere, aus Angst geborene Gedanken wirbelten wild in Sorns Kopf herum. Er musste versuchen sich absolut nichts anmerken zu lassen und an ihrem geschmiedeten Plan festhalten. Zaknafein tauchte vor seinem inneren Auge auf. Morgen waren sie mit ihm verabredet und dann musste der starke Waffenmeister sich wohl doch der Aufgabe des Kaufs widmen. Der Krieger musste dafür sorgen, dass Shar den Weg in die Freiheit fand. Doch dafür benötigten sie alle den genauen Kaufpreis, um einem weitere Niederlage ausschließen zu können. So schmiegte sich der junge Priester noch ein wenig an Nhaundar heran, dem das Spiel sehr zu gefallen schien. Dessen Gesicht sprühte nun vor Gier und er fummelte mit den Fingern an dem offenen Hemd des jüngeren Zwillings herum. Sorn verdrängte alle Berührungen und dann säuselte er in einem verführerischen Tonfall dem Sklavenhändler ins Ohr. "Wieviel müsste ich aufbringen, wenn ich den Halbdrow mein Eigen nennen wollte?"
Nhaundar genoss das Gefühl der weichen Haut unter seinen Fingern und erhoffte sich schon eine zweite Chance bei dem jungen Priester. Er näherte sich weiter und seine Lippen fanden Sorns Hals, um diesen zu liebkosen. Heute werde ich mich nicht so blamieren, wie schon einmal, dachte sich Nhaundar und ließ seine Zunge bis hinauf zu dem weichen, spitzen Ohr seines vermeintlich neuen Gespielens wandern.
"750 Goldmünzen würdet ihr wohl aufbringen müssen, aber für euch, mein lieber Sorn, könnte ich mich auch auf 700 herunterhandeln lassen", flüsterte Nhaundar lüstern und seine Hand streichelte in diesem Moment den Schritt des Priesters.
Sorn erschrak und seine Augen weiteten sich bei den Worten des älteren Dunkelelfen, sowie bei dem eindeutigen Griff. Zum Glück, das dieser es nicht sehen konnte, war er doch immer noch mit Streicheln, Fummeln und seine lüsternen Gedanken beschäftigt. Doch wie sollte Sorn nun aus solch einer auswegslosen Situation herauskommen.
Der Sklavenhändler schien im gleichen Moment zwar der Ansicht, dass der Preis eigentlich zu hoch sein könnte, doch wenn Sorn sich so dafür anbot, dann wäre er, der ach so gerissene Nhaundar, der Letzte, der nicht bei diesem Spielchen mitmachen würde. Schließlich ließ er vom Hals des jungen Dunkelelfen ab und widmete sich seinem hübschen Gesicht. Der Sklavenhändler wollte jetzt unbedingt die zarten Lippen des Priesters kosten und nicht länger an Geschäfte denken.
Doch da hatte Nhaundar die Rechnung ohne den Vhaeraunpriester gemacht. Während Nhaundar soeben dabei war, Sorn zu küssen, ließ dieser seine Hand über den Körper des Sklavenhändlers wandern und kam an eine Stelle, wo Nhaundar plötzlich laut aufstöhnte. Ohne eine weitere Vorwarnung packte der junge Kleriker zu und damit in die männlichen Weichteile seines Gegenübers. Er drückte fest zu, während er sich nun ein Beispiel an Nhaundar nahm und ihm ins Ohr flüsterte. Leise, aber noch verständlich genug.
"Ich danke euch für diese Auskunft. Doch bei diesem Preis werde ich einen anderen und vielleicht auch besseren Halbdrow in einer anderen Stadt erweben können. Obwohl ich mich immer viel zu gern an eurem Schatz geweidet habe."
Dann unterstrich Sorn seine Worte mit einem weiteren Zudrücken und hörte Nhaundar vor Schmerzen aufstöhnen. Auch wenn ihm seine eigene Aussage das Herz bluten ließ, musste er den äußeren Schein wahren. Abschließend küsste er den Sklavenhändler auf die Stirn, entfernte die Hand und stand eilig auf. Er drehte sich nicht einmal um und schritt eilig zu Nalfein hinüber. Er brauchte Unterstützung und das nicht zu viel.
Doch hätte er sich die Mühe gemacht, doch einen Blick auf Nhaundar zu werfen, dann wäre wenigstens ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht erschienen. Denn der alte Drow hielt sich den Schritt, verzog schmerzhaft das Gesicht und fluchte leise vor sich hin. Selbst der junge Drowsklave neben ihm, konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken, während von irgendwo her ein ebenfalls grinsender Dipree zu seinem Herrn eilte, um nach dem Rechten zu fragen.
Zur gleichen Zeit kam Sorn bei seinem Bruder an und schleifte diesen unvermittelt am Arm durch die Menge hindurch, nur um ein kleines Fleckchen zu finden, wo man ungestört und vor gierigen Blicken verschont blieb. Aber auch nicht all zu weit weg, damit er Shar nicht aus den Augen verlor. Noch immer traute sich der Priester nicht die Szene genauer zwischen seinem Liebsten und dem gefährlichen Waffenmeister genauer zu mustern. Alleine das Gefühl der Hilflosigkeit machte ihn träge und vor weiteren Handlungen brauchte er dringend Trost.
Während Nhaundar seine Geschäfte mit dem Priester regelte, war Dantrag zu seinem Lieblingssklaven und wie er hoffte, baldigem Eigentum hinüber geschlendert. Den aufdringlichen Drow, der sich bereits an dem Jungen gütlich tun wollte, hatte er dabei mit einem kräftigen Fußtritt verjagt. Jetzt stand er vor einem knienden Shar, hatte eine Hand unter dessen Kinn geschoben und weidete sich an dem Anblick des Halbdrow, der mit seinem kindlichen Blick aus diesen traumhaften blauen Augen zu ihm aufschaute.
"Lass uns zusammen das Fest genießen, mein Kleiner, denn es wird das letzte Mal sein, dass du an so etwas teilhaben wirst", flüsterte Dantrag dem Junge zu und weidete sich dabei an dem ängstlichen Ausdruck in Shars Gesicht bei dieser Aussage.
Der Junge verstand nicht ganz, konnte sich jedoch im letzten Moment zusammen reißen, denn die Frage nach dem "Wie" und "Warum" brannte in seinem Inneren. Er verstand nicht einmal, wieso Nhaundar ihn weder zu sich holte und wieso der Drowjunge vom Hof plötzlich neben seinem Herrn saß. Alles wirkte so irrational und falsch und innerlich verkrampfte sich alles in dem hageren Körper von Shar. Er zitterte leicht und das Auftreten seines schlimmsten Peinigers verstärkte die Gefühle nur noch.
Dantrag zerrte Shar am Halsband zu einem Kissenberg, der sich direkt in der Nähe des Jungen befand und schubste ihn darauf, bevor er sich auf die schmalen Hüften des jungen Halbdrows setzte. Mit ungewohnter Sanftheit streichelte Dantrag sein Spielzeug und in seinem Kopf tanzten bereits die lüsternen Phantasien auf und ab. Was kann ich nur alles mit dir machen, wenn du endlich mir gehörst, dachte der Waffenmeister und kraulte verträumt das weiche Fleisch unter seinen Händen. Dann legte er sich gemütlich zurückgelehnt auf die weichen Kissen, Shar neben sich liegend. Schließlich nahm er einen kräftigen Schluck aus seinem Becher Wein, den er neben sich abgestellte hatte und bemerkte, dass er keinen weiteren Ersatz für seine trockene Kehle hatte. Mit einem Fingerzeig winkte er sich einen der bedienenden Sklaven heran, der ein Tablett mit Weinbechern trug. Der Waffenmeister griff sich einen weiteren Kelch, wies den Drow an hier auf der Stelle zu verharren und nahm einen tiefen Schluck. Aus dem Augenwinkel bemerkte er dabei, wie Shar versuchte auf allen Vieren davon zu kriechen. Dantrag setzte den Becher ab und genoss die Aussicht, die sich mit den nackten Hintern des Halbdrows bot. Denn der Lendenschurz den Shar trug, verdeckte nichts, erst recht nicht in dieser Position. Flieh du nur, weit wirst du eh nicht kommen, dachte der Krieger und lächelte dabei böse, denn die Kette bot höchstens eine Reichweite von drei Metern. Während Shar seine Flucht antrat, trank der Waffenmeister den Becher mit einem zweiten Schluck leer, nur um dann nach der Kette zu greifen und sich den Halbdrow mit einem kräftigen Ruck wieder zurück zu holen. Ohne auf seine Umgebung achtend, zerrte er Shar so zu sich heran und begann ihn rücksichtslos zu küssen und zu beißen, nur um ihn dann wieder loszulassen und nach einem weiteren Kelch mit köstlichem Wein zu greifen.
Shar versuchte es gleich noch mal davon zu kriechen. Normales Denken schien unmöglich, denn die Angst vor der Brutalität und dem gefährlichen wie auch unvorhersehendem Tun und Handeln des Waffenmeisters hatte den Verstand des Jungen völlig eingenommen. Er wollte nur noch weg, ganz egal wohin. Selbst die Kette an seinem Halsband hatte er vergessen und das diese ein Fortkommen unmöglich machte. Auf allen Vieren kroch Shar davon. Nur noch Flucht beherrschte den jungen Halbdrow, ganz egal wohin und zu wem, solange er nicht in den Armen von Dantrag Baenre landete.
Der Waffenmeister genoss das Spiel und zerrte den Jungen noch ganze zwei Mal in seine Umarmung zurück, dann hatte er genug. Der Wein begann seine Sinne zu vernebeln. Jetzt hast du mich genug angeheizt indem du mir deinen blanken Hintern präsentiert hast, du kleiner gieriger Bastard, dachte der Krieger mit einem finsteren Lächeln im Gesicht und als er Shar dieses Mal zu sich zog, beschloss er ihn bei sich zu behalten und sich seine wohlverdiente Befriedigung zu holen. Schließlich hielt er den Jungen in seiner eisernen Umarmung fest. Die schlanken Hände Shars stemmten sich gegen die breite Brust des Waffenmeisters und die furchtsamen, bernsteinfarbenen Augen schauten mit Entsetzen zu ihm hin. Genau so wollte ich dich immer sehen, schoss es dem rücksichtslosen Drow durch den Kopf und ein kleiner kranker, durch Alkohol geborener Gedanke nahm Form an.
"Shar, sag „ich liebe dich, mein Gebieter“ zu mir", forderte Dantrag sein Spielzeug auf und verstärkte in dem Moment dabei den Druck, den seine Arme auf den Körper des Jungen ausübten noch ein wenig.
Der Junge wusste nicht recht, ob er sich vielleicht verhört hatte oder ob ihm die Sinne doch nur einen Streich spielten. Aber es schien die Wahrheit zu sein, denn der Griff an seinen Armen wurde so stark, dass er unter Schmerzen kurz aufstöhnte. Die Worte konnte er nicht sagen, niemals und zu niemand, außer zu Sorn. Nur der junge Dunkelelf hätte in Shars armseligen Leben diese Aussage verdient, aber selbst der Priester hatte die Liebesbekennung niemals verlangt und sprach sie nur in Form von Gesten, Blicken und Berührungen aus. Irgendwie wusste der junge Halbdrow, wenn er diese Worte sprach, wären sie Verrat an Sorn und gleichzeitig der Verrat an seinem eigenen Herzen gewesen. Auch aus einem weiteren Grund heraus, konnte er diese Aussage niemals laut aussprechen, denn Shar verstand mit seinem zurückgebliebenen Verstand die Bedeutung von "Ich liebe dich" einfach anderes, als wie sich das zwei Liebende gerne zuflüstern würden. Durchaus, er empfand die Gefühle des Verliebtseins im ganzen Körper. Aber niemand anderer durfte solche Worte hören, wenn es nicht so war. Wenn er es jetzt tat, so wie es Dantrag von ihm verlangte, dann fühlte Shar plötzlich, er könnte Sorn niemals wieder unter die Augen treten. Außerdem kam hinzu, dass der junge Halbdrow nicht verstehen konnte, wieso der gefährliche Dantrag Baenre die Worte „mein Gebieter“ hören wollte. Sein Herr und Meister war und blieb Nhaundar. Fieberhaft überlegte Shar, was er tun sollte und schaute dabei in die funkelnden bernsteinfarbenen Augen des Waffenmeisters, der ihn erwartungsvoll anstarrte.
"Sag' es", knurrte Dantrag erneut und drückte Shar noch ein wenig fester bis ihn plötzlich eine Hand auf der Schulter inne halten ließ.
"Aber nicht doch, großer Waffenmeister, ihr zerbrecht das dürre Ding ja gleich", klang eine sanft säuselnde Stimme in das Ohr des Kriegers. Durch die Überraschung ließ sein stählerner Griff nach und gewährte dem Halbdrow einen Moment des Luftholens. Dantrag, schaute plötzlich in bernsteinfarbene Augen und erkannte das Gesicht des Priesters. Nein, dass war nicht der Vhaeraunkleriker, das hier war sein Zwillingsbruder, begriff der weinumnebelte Verstand des Waffenmeisters. Er spürte immer noch die Hand auf seiner Schulter, die diese sanft streichelte. Das schien das beste Angebot bis jetzt, kam es ihm in den Sinn und er richtete seine volle Aufmerksamkeit nun auf den jungen Elf und ließ ganz von Shar ab ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.
So sehr es auch Nalfein ekelte sich mit einem Mann einzulassen, ja auch nur dessen widerliche Berührung ertragen zu müssen, so sehr wusste aber der junge Krieger, dass sein Bruder diese Ablenkung für seinen neuen Plan brauchen würde, den sie zusammen still und heimlich ausgeheckt hatten. Mit sanften, ja schon fast lockenden Berührungen brachte er Dantrag dazu sein Interesse auf ihn allein zu richten. Nalfein riss sich zusammen und näherte sich dem gefährlichen Waffenmeister noch weiter, bis ihre Gesichter nur ein winziges Stück voneinander entfernt waren und sie gegenseitig ihren Atem spüren konnten.
"Wollt ihr nicht lieber mit jemandem spielen, der eurer Stärke und eurer Macht gewachsen ist, verehrter Waffenmeister?", schnurrte Nalfein und presste seine Lippen auf die des anderen, während er sich innerlich wünschte diesem Mann im gleichen Moment einen Dolch ins Herz stoßen zu können.
Dantrag nahm diese Annäherung mit großer Leidenschaft auf und erwiderte den gierigen Kuss des jungen Mannes, während er ihn rücklings in die Kissen drückte. Keiner der beiden bemerkte daher wie sich Sorn dem verängstigten und in Flucht begriffenen Shar näherte.
Der junge Priester musste behutsam vorgehen. Zum einen versuchte er Nalfein freie Bahn zulassen, der sich bereit erklärte den Waffenmeister nach aller ihm bekannten Liebeskunst abzulenken, damit er sich wiederum seinem eigenen Liebsten kümmern konnte. Ein wirklich großes Opfer des Kriegers. Dann versuchte Sorn Shar zu fassen und von dem Kissenhaufen zu entfernen. Kurz darauf ließen sich beide abseits und verdeckt durch die Kissen auf dem Boden nieder, auf dem Nalfein Dantrag betörte.
Sorn umarmte den jungen Halbdrow herzlich und vergessen war auch die Gefahr, falls Nhaundar sein Augenmerk hier her richten sollte. Der Kopf des Jungen lag auf Sorns Brust und seine Arme hielten den zitternden Körper seines Liebsten fest. Es dauerte einige Sekunden, bis Shar begriff, was passiert war. Dann schaute er auf und erkannte den Kleriker. Seine tiefblauen Augen sprachen von Angst und Unglauben, aber auch von der unendlichen Erleichterung endlich den jungen Drow wieder zu sehen. Sorn konnte sich die Gedanken des Jungen durchaus vorstellen und bei der Erinnerung an Dantrag schüttelte es den Vhaeraunpriester überall, denn die Furcht saß auch in seinen Gliedern.
"Shar, du musst mir zuhören. Machst du das für mich?", flüsterte der Jüngere der Zwillinge eilig und erhaschte ein Nicken des jungen Halbdrow. "Ich gebe dir etwas zu trinken und dann hast du keine Schmerzen mehr. Wirst du das für mich machen?", wollte Sorn aufgeregt wissen, denn die Zeit verstrich wie im Fluge. Wer wusste schon, wie lange sich ein Dantrag von Nalfein ablenken lassen oder wieviel sich der junge Krieger von dem Waffenmeister gefallen lassen würde.
"Ja", erklang die leise Stimme von Shar und dieser wollte seinen Liebsten nicht mehr loslassen.
Das spürte der Kleriker genau und auch er wollte den Jungen nicht mehr aus seinen Finger geben müssen. Aber der Zeitpunkt war noch nicht gekommen. Eilig griff Sorn Dalael in den Saum seiner Lederhose und fischte dort die kleine Phiole heraus. Deren Inhalt leuchtete grünlich und einen Moment stockte der Vhaeraunpriester. Sah das Schmerzmittel nicht immer anders aus, fragte er sich. Aber das konnte nicht sein, er hatte immerhin dieses Fläschchen durch Zufall noch in einer seiner Roben gefunden und hatte es für den Fall der Fälle mitgebracht. Vielleicht lag es an der defusen Beleuchtung des großen Festsaales, dass der Inhalt grünlich schimmerte, sagte sich der Kleriker und schob den Gedanken beiseite. Zum Glück jedoch für Shar, dass Sorn an alles gedacht hatte. Der junge Drow nahm den Verschluss ab, hielt die Phiole an den Mund des Halbelfen und ließ ihn den kompletten Inhalt trinken. Kaum war die Flüssigkeit verschwunden, verzog Shar leicht angewidert den Mund und meinte leise. "Das schmeckt nicht gut."
Diese Aussage zauberte ein Lächeln auf die ängstlichen Züge von Sorn und er konnte nicht anders und gab seinem Liebsten einen Kuss auf die Stirn. "Alles was nicht gut schmeckt tut dir aber gut. Ich habe dich doch so gerne und bald werden wir zusammen sein." Daraufhin nahm er Shar ein letztes Mal herzlich in seine Umarmung und musste danach los lassen, bevor er es nicht mehr konnte. "Du bist brav und bleibst gehorsam, versprichst du es mir?", vergewisserte sich der jüngere Zwilling bei dem jungen Halbdrow und erntete daraufhin ein Lächeln.
Bernstein und Stahl
Zur gleichen Zeit, als Shar von Dipree für das Fest gebadet wurde, hatten auch die beiden Zwillinge alle Hände voll zu tun sich für den Abend und die kommende Nacht zu wappnen. Auch sie mussten sich ankleiden. Etwas freizügig und ungezwungen durfte es sein und dies nahm sich besonders der junge Kleriker zu Herzen. Er stand abends vor den wenigen Kleidungsstücken, die er sein eigen nennen konnte und wühlte aufgeregt in einer kleinen Kleiderkiste herum. Dann hatte er einen Einfall und eine halbe Stunde später waren die Zwillingsbrüder angezogen und nahezu bereit sich den Gästen des Festes und Nhaundar zu stellen.
Sorn Dalael trug eine schwarze, wirklich sehr eng anliegende Lederhose. Darüber hatte er ein dunkelblaues Hemd gezogen, vorne aufgeknöpft und das Ende in die Hose gesteckt. So konnte man deutlich die Brust und den ansehnlichen Körper wunderbar in Augenschein nehmen. Auch wenn er über weniger Muskeln wie sein Bruder verfügte, war er doch recht attraktiv. Auf sein Heiliges Symbol verzichtete er bei dieser Aufmachung. Kein unnötiges Risiko eingehen, so lautete die heutige Divise. Sein Haar ließ er offen und es fiel seidig über die Schultern. Zum Schluss band er sich die Geldbörse mit dem Kaufpreis für Shar an den Hosenbund und steckte sich seinen Dolch in einen der Stiefel. Anschließend betrachtete er sein Äußeres in einem kleinen Spiegel und drehte sich von einer Seite auf die andere, um sich richtig zu mustern. Ein wenig Eitelkeit durfte an diesem Abend wohl gestattet sein, sagte der Priester zu sich selbst und vernahm plötzlich die Stimme seines Bruders.
„Ich bin fertig!“, verkündete Nalfein Dalael mürrisch und stand in der Mitte ihres Zimmers und schaute an sich selbst hinunter. Sein Gesicht verzog sich dabei angewidert.
Nalfein trug ebenfalls eine sehr enge Lederhose, allerdings seine eigene aus braunem Wildleder. Darüber hatte er nur eine schwarze Weste angezogen, die aus dem Kleiderschatz seines Bruders stammte. Sorn passte sie ausgezeichnet und er konnte sie vorne ohne Probleme zuschnüren, doch da der Krieger mehr Muskeln als dieser besaß, lugten am Oberkörper die gestählten Brust- und Bauchmuskeln hervor und da sie keine Ärmel hatte, auch noch die muskulösen Oberarme. Mit einem schwarzen Lederband wurde sie geschlossen, doch bei Nalfein gab es einige Zentimeter Abstand zwischen die dafür vorgesehen Schlaufen und so lag die Weste hauteng an und gab mehr preis, als es dem jungen Krieger lieb war. Er sah wirklich sehr reizvoll aus. Dazu trug er schwarze Lederstiefel, die bis über die Knie reichten. Das Haar fiel ebenfalls wie bei Sorn lang und gekämmt über die Schultern. In Nalfeins Schuhwerk versteckte er einen Dolch, für den Fall der Fälle.
„Mach’ nicht so ein Gesicht, Nal“, antwortete der Jüngere, als er sich umdrehte, die Augen von oben nach unten und wieder zurück wandern ließ und höchst zufrieden grinste.
„Grins’ mich nicht wie ein lüsterner Sklavenhändler an, die Ausgeburt der Hölle werde ich noch den ganzen Abend ertragen müssen und dieses seltsame Subjekt eines Waffenmeisters mit seinem hemmungslosem Wesen ebenfalls“, beschwerte sich Nalfein und beäugte dabei seinen Bruder. Er gestand sich in jenem Moment ein, das Sorn wirklich hübsch anzusehen war, eigentlich viel zu bezaubernd für solch einen Anlass, doch er verkniff sich jedes Kommentar. Streit konnten beide jetzt nicht gebrauchen und in diesem hätte wohl das Gespräch geendet, wenn der Ältere sein Missmut und die eigenen Ängste geäußert hätte.
„Etwas fehlt noch“, meinte Sorn dann plötzlich und trat einen Schritt auf seinen Bruder zu.
„Da fehlt nichts, es ist höchsten ein wenig zu eng“, machte Nalfein seinem Ärger Luft.
„Warte kurz“, antwortete der Priester knapp ohne auf seinen Bruder zu achten und lief hinüber zu einer kleinen Holzkiste und kramte gleich darauf aufgeregt darin herum. Kurz darauf erklang ein Freundensschrei und eilig kam er zu dem Krieger zurück.
„Ziehe noch mal die Weste aus“, befahl Sorn und hielt ein Fläschchen mit Öl in der Hand. Die Der Inhalt strahlte im Kerzenschein des Zimmers hell und zähflüssig.
„Das werde ich ganz bestimmt nicht“, ärgerte sich der Ältere augenblicklich und seine bernsteinfarbenen Augen leuchteten gefährlich auf.
„Stell’ dich nicht so an, es muss sein oder sollen wir heute Abend auffliegen? Je perfekter unser Auftritt, desto glaubwürdiger“, meinte Sorn brüsk, gab Nalfein einen leichten Klapps auf die Schulter und betätigte sich anschließend an der Weste seines Bruders, die eigentlich ihm gehörte.
„Lass’ das, wenn dann kann ich das schon selbst“, beschwerte sich Nalfein lautstark und konnte in den Augenwinkeln erkennen, wie sein Bruder plötzlich zufrieden lächelte und sich nun zum zweiten Mal wieder seiner eigenen Aufmachung zuwenden wollte.
„Damit wir das gleich am Anfang festhalten, Brüderchen, das sind deine Kleider und ich ziehe sie nur an, weil ich dir helfen möchte. Genauso wie ich jetzt dieses Öl an mich lasse. Es ist alleine nur für dich und zum Wohl des Halbdrow“, sprach der junge Krieger, konnte nun aber selbst ein Schmunzeln nicht unterdrücken, als er geschäftig die geliehene Weste nochmals auszog. Sorn blieb daraufhin vor dem Spiegel stehen und betrachtete sich erneut ohne auf Nalfein zu achten, während dieser beim einölen in Gedanken versank.
Sein Bruder schien plötzlich so voller Eifer und Sehnsucht, dass es ein wenig auf den abgehärteten Kämpfer abfärbte. Selten in ihrem Leben hatte er Sorn so emsig, aufgeregt und absolut überzeugt erlebt. In ihrer Vergangenheit gab es wenig, dass den zehn Minuten jüngeren Zwilling so begeistert in Anspruch nahm, außer vielleicht damals ihr Ziehvater Solafein Dalael, der sich ehrlich, voller Herz und Hingabe zwei verwahrlosten Straßenkindern annahm, die Jahre zuvor mit knapp sechs Jahren nur haarscharf der brutalen Vernichtung ihres Hauses entkamen. Nichts und niemand stand vor dem Zusammentreffen mit Solafein Dalael zu ihnen, außer einige gefährliche Diebe, die ihr eigenes Spiel mit den Kinder trieben und sie unter unglücklichen Umständen sogar als Sklaven verkaufen wollten. Ihr Ziehvater, ein Priester des Maskierten Fürsten bekam davon Wind, half den Zwillinge bewusst oder unbewusst und nahm die, zum damaligen Zeitpunkt Vierzehnjährigen, unter seine Fittiche, brachte sie auf die Oberfläche und nahm sie als die eigenen Söhne in seinen Reihen auf. Niemand kannte das Geheimnis, nur Sorn, Nalfein und der seit einigen Jahrzehnten verschwundene Solafein Dalael, der den verwaisten Kindern den eigenen Nachnamen und damit eine Herkunft gab. Ihre wahre Abstammung kannten sie nicht, nur ihren Geburtsort, ihre Vornamen und den Tod beider Elternteile. Solafein brachte ihnen alles bei, was er den Zwillingen für ihr Dasein mitgeben konnte, auch die Schläue und Gerissenheit, die ein Drow zum Überleben brauchte. Der Rest stammte von der Straße, wurde aus Instinkt und Glaube geboren und war ihnen schon immer hilfreich im Unterreich unter ihresgleichen zu leben. Als Nalfein gerade darüber nachdachte, vergaß er so gut es ging seine Aufmachung und konzentrierte sich auf die bevorstehende Aufgabe und die Befreiung des Halbdrow.
Sorn war mit dem eigenen Äußeren zufrieden und half nun Nalfein, der immer noch ölte und bekam nichts von dem Gedankenspiel seines Bruders mit. Anschließend erlaubte der Priester dem jungen Krieger, dass dieser wieder die Weste überziehen durfte und beide waren fertig. Der Kleriker schien ganz stolz auf sein Werk zu sein.
„Dann lass’ uns losgehen, aber vergiss den Umhang nicht. In dieser Aufmachung muss uns niemand sehen“, befahl nun der Ältere der Zwillinge, nahm im gleichen Moment seinen Mantel in die Hand und öffnete die Tür.
„Warte, ich bin gleich da“, rief die nervöse Stimme des jungen Klerikers und dieser eilte erneut zu der kleinen Holzkiste zurück, aus der er eben noch die Flasche Öl heraus gefischt hatte. Er kramte erneut darin herum und fand ein schwarzes Seidentuch. Wenigstens etwas musste er mitnehmen, dass ihn als das auswies, was er war, ein Priester Vhaerauns, wenn auch kein Hohepriester. Als er gerade das Tuch aufhob, fiel ihm plötzlich eine kleine Phiole in die Hand.
„Wo kommst du denn her?“, flüstere Sorn leise und schaute sie nur kurz an. Das musste Schmerzmittel sein, meinte der Kleriker zu sich selbst, denn er hatte bis vor kurzem mehrere besessen und einige selbst hergestellt. Er hätte auf der Stelle wetten können, dass alle verbraucht waren und vor allem gingen die meisten an Shar. Nun ja, vielleicht kann ich dich gebrauchen, dachte Sorn und stopfte die Phiole in den Hosensaum. Dann ging er zu seinem Bett, hob ebenfalls seinen Umhang auf, schlang ihn um die Schultern und das Seidentuch hielt er fest in der rechten Hand.
„Jetzt bin ich fertig“, verkündete der Jüngere und gesellte sich zu Nalfein.
Dieser war schon unter seinem Umhang unauffällig genug versteckt, um nichts von der reizvollen Kleidung preiszugeben und so machten sich die Zwillinge auf ihren Weg zum Anwesen Xarann.
Dort wurden sie von einem der vielen herumwuselnden Diener begrüßt, die Umhänge wurden abgelegt und dann wies der Drow den Zwillingen den Weg.
Sorn lief neben seinem Bruder Nalfein die Treppe hinunter. Vor ihnen der Diener, der sie oben bereits in Empfang genommen hatte. Wie beide erkannten, handelte es sich um den gleichen Weg wie in das tiefe Kellergewölbe, in dem von Nhaundar regelmäßig veranstaltet, die Jagd stattfand. Doch von diesem Spektakel hatte der Sklavenhändler Sorn nichts berichtet, so runzelte er misstrauisch die Stirn. Bevor er sich weitere Gedanken über den bevorstehenden Abend machen konnte, erreichten die Brüder auch schon ihr eigentliches Ziel. Ein großer Saal erstreckte sich vor den Blicken der Zwillinge und sie staunten nicht schlecht über den Umbau des ehemaligen Kerkers. An den Wänden hingen Fackeln, die ihr Licht in den Raum sendeten. Kerzenständer und große Kohlenpfannen taten das Restliche, um diese neue Kulisse zu erhellen. In diesem Licht sah man den Boden, wo sich vor noch einigen Monaten das Labyrinth befunden hatte. Jetzt war es völlig mit Brettern zugenagelt und bildete so eine glatte und ebene Fläche. Der Priester nahm an, dass die Irrgänge dennoch vorhanden waren und durch entfernen des neuen Holzbodens augenblicklich zum Vorschein kamen. Ringsherum erstreckten sich die Zuschauerränge, auf denen sich die Dunkelelfen normalerweise zur Jagd niederließen und der brutalen Hetze ihre Zustimmung mit lautem Gegröle zu riefen. Beide Brüder tauschten einen wissenden Blick aus und ihren Augen konnte man die Überraschung, sowie die Verwirrung wieder erkennen. Als Sorn sich weiter umsah schien es so, als wären sie die letzten Gäste, die sich diesem Fest anschlossen. Überall wo man seine Aufmerksamkeit konzentrierte waren Trauben von männlichen Drow auszumachen. Alle fröhlich grinsend, lachend und in Gespräche vertieft. Hier und da wuselten Sklaven in einem Hauch von Nichts durch die Reihen und bedienten die Dunkelelfen mit Getränken. Erschreckend für den Priester war jedoch die Tatsache, dass hier Diwans, hohe Kissenberge und auch bequeme Stühle zum Sitzen und Liegen einluden. Somit waren die eigentlichen Zuschauerreihen leer. Verteilt über den neu erschaffenen Raum sah man Liebessklaven an Ketten. Sie wurden an einem im Boden steckenden Haken festgehalten und trugen allesamt seltsame Kleidung. Für den Kleriker und den Krieger, die in ihrer Jugend auf der Oberfläche lebten, ein Anblick, der sie an Barbaren erinnerte.
"Das glaub ich jetzt einfach nicht", murrte Nalfein und schüttelte sich angewidert.
Es war genau so wie der junge Krieger erwartet hatte. Ein Raum voller lüsternen, gieriger Drow, die nichts Besseres zu tun gedachten, als sich gegenseitig aufzuhetzen und sich schließlich an einer Orgie zu erfreuen. Hilfe suchend schaute er zu Sorn, doch dieser hatte sich mittlerweile hinter einem Schleier versteckt, wozu er sein schwarzes Seidentuch einfach über den Kopf zog und ähnelte, abgesehen von der anzüglichen Kleidung, einem ungewöhnlichen Hohepriester. Nalfein konnte dessen Augen und Gesichtszüge nicht deutlich erkennen und so blieb er mit seinem unruhigen Gefühl in seinem Inneren vorerst alleine.
Sorn ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und atmete erleichtert auf. Shar war nirgends zu sehen, also nahm der Priester an, dass sein Geliebter bei Nhaundar in Sicherheit zu sein schien, so sicher wie man es eben bei diesem alten schmierigen Kerl sein konnte. Das Herz des Priesters wäre vor Entsetzen zersprungen, wenn er bemerkt hätte, dass der junge Halbdrow sich nicht bei dem Sklavenhändler befand, wie er annahm, sondern in Wirklichkeit in der Nähe der großen Ehrentribüne angekettet auf dem Boden hockte und von einer Traube männlicher Drow verdeckt wurde.
Die Brüder schauten sich noch einmal an und wagten sich schließlich in die Höhle des Löwen, wobei sich sofort die Blicke, der in der Nähe befindlichen Dunkelelfen auf sie richteten. Geweitete Augen, von Gier erfüllt und sehr überraschte Gesichter folgten den Zwillingen, als sie sich schließlich bis in die unmittelbare Nähe der Ehrentribüne vorgekämpft hatten. Sorn konnte Nhaundar nirgendwo ausmachen, wollte er doch viel zu gerne seinen Liebsten wenigstens sehen. Doch der junge Vhaeraunpriester spürte die lüsternen Blicke, die auf Nalfein und ihn lagen, welche durch ihre anzügliche Kleidung noch heraus gefordert wurden und vergaß kurzzeitig seinen Liebsten. Während der junge Kleriker so etwas mehr gewöhnt war wie sein Bruder, versuchte er ihn mit einer, auf der Schulter ruhenden Hand zu beruhigen. Anschließend beugte er sich zu ihm hinüber und Sorn flüsterte ihm ins Ohr. "Ich danke dir. Ich weiß, dass es eine große Überwindung für dich ist."
Plötzlich spürte Sorn, wie sich die Muskeln seines Bruders augenblicklich anspannten. Gleich darauf wusste er auch den Grund dafür. Er schaute nach oben und erkannte, dass Nhaundar den Raum betreten hatte, zusammen mit Dantrag Baenre. Der Sklavenhändler trug eine dunkle Lederhose und eine seidig blaue Robe und wirkte damit so schleimig und überheblich wie ihn die beiden Brüder kannten und hassten.
Dantrag hingegen hatte sich in enges schwarzes Leder gezwängt, dass mit roten Säumen verziert war, darüber trug er ein weißes Hemd, sein Haar zu dem üblichen Pferdeschwanz zusammengebunden und sein Gesicht lächelte dämonisch mit dem für ihn so typischen selbstgerechten Blick.
Beide Männer machten einen selbstzufriedenen Eindruck, so dass die Brüder sich beherrschen mussten, um nicht angewidert ihre Gesichter zu verziehen oder gar den beiden auf der Ehrentribüne an die Kehle zu springen.
Während die Menge unruhig wartete und Nhaundar seinen Blick erwartungsvoll schweifen ließ, spürte Sorn wie sein Bruder noch angespannter wurde. Der Grund dafür stand hinter Nalfein in Form eines weiteren Drow, der sich offensichtlich nicht beherrschen konnte und seine Hände bereits über das Leder der Hose des jungen Kriegers gleiten ließ. Doch noch ehe der Priester etwas sagen konnte, schoss Nalfeins Hand nach hinten und packte den aufdringlichen Kerl bei seiner empfindlichsten Stelle, so dass dieser ein Winseln von sich gab. Das brachte Sorn dazu breit zu grinsen, denn er wusste, dass dieser Mann sich ganz sicher nicht mehr seinem Bruder nähern würde. Dann konzentrierten sich beide Brüder auf den Gastgeber.
Kurze Augenblicke später breitete Nhaundar, wie ein Priester zum Segen, seine Arme zu beiden Seiten aus und der Stoff teilte sich vorne ein wenig. Darunter lugte nackte Haut des Sklavenhändlers hervor. Zum großen Erstaunen der beiden Zwillinge sah Nhaundar für sein Alter noch recht beachtenswert aus. Doch Sorn wollte bei diesem Anblick nicht näher ins Detail gehen und verdrängte jeden weiteren Gedanken daran. Er konzentrierte sich auf den tückischen Drow und wartete nur noch darauf, dass er Shar hinter seinem Rücken erspähen würde, aber nichts dergleichen geschah. Nhaundar holte tief Luft und dann sprach er mit öliger und lauter Stimme und begann mit seiner Eröffnungsrede für diesen Abend.
"Meine Gäste! Unsere Gäste müsste ich sagen, denn niemand anderer als der bekannte Waffenmeister Dantrag Baenre hatte die Idee für dieses Fest ..."
Dann wurde der Sklavenhändler von der Beifall spendenden Menge unterbrochen und Nhaundar musste sich erst wieder Gehör verschaffen, bevor er in der Lage war, weiter zu sprechen. Er grinste gefährlich, bedachte kurz Dantrag mit einem weiteren Lächeln, breitete wieder die Arme zu beiden Seiten aus und redete im gleichen aalglatten Tonfall weiter.
"Wir begrüßen Euch herzlich in meinem bescheidenen Haus ...."
Abermals ertönte die Menge, die lachend und brüllend diesen Satz aufnahm und gleich darauf wieder still wurde.
"Wie ich mir sagen gelassen habe, würde man in manchen Teilen der Oberfläche sagen, man feiere das Fest Sylvester. Das alte Jahr wird verjagt und das neue Jahr wird begrüßt. Ein schöner Anlass auch für uns, Freunde. Lasst uns diese lange Nacht genießen und wir haben keine Kosten und Mühe gescheut. Greift zu und erfreut euch über das euch Dargebotene."
Dann zeigte Nhaundar auf einige Sklaven, die etwas weiter hinten ängstlich und verstört auf dem Boden saßen, wo sie durch die dort steckenden Eisenketten an Haken festgehalten wurden. Die Menge verfolgte aufgeregt seiner Geste und wand sich dann wieder den Gastgebern zu. Der Sklavenhändler holte nochmals Luft und dann meinte er mit einem Lachen. "Das Fest ist eröffnet!"
Die umherstehenden männlichen Dunkelelfen klatschten abermals Beifall, riefen durch die umherstehende Menge und dann begann für alle der Spaß. Aber wirklich für alle?
Sorn und Nalfein hörten zu und sahen es mit eigenen Augen und wollten ihnen dennoch nicht trauen. Während sie eben noch einen Ekel bei dem Anblick von Nhaundar und Dantrag empfanden, war dies doch zuviel für die Nerven beider. Besonders der Priester schien plötzlich in einem Alptraum gefangen zu sein. Sein Atem kam heftig und stoßweise und sein Herz machte einen Aussetzer. Denn kaum, dass der Sklavenhändler geendet hatte, zog er an einer Kette und zum Vorschein trat ein Dunkelelfenjunge. Wo war Shar? Der junge Drow trug die Kleidung des Halbdrow, aber es war nicht Shar. Er hatte vielleicht das gleiche Alter, doch mit der ebenholzfarbenen Haut, den weißen Haaren und den roten Augen unverkennbar ein Dunkelelf.
Eine plötzliche Berührung am Arm schreckte den Priester auf. Er starrte in das Gesicht seines Bruders, der ihm mit einer Hand den Blick in eine Richtung wies. Dort erkannte Sorn den jungen Halbdrow, der wenige Meter von der Ehrentribüne entfernt, verstört am Boden saß und ebenfalls von einer Kette an Ort und Stelle gehalten wurde. Shar schaute zu Nhaundar auf und schien die Welt nicht zu verstehen. Sorns Herz schmerzte und sein Bauch fühlte sich an, als ob jemand all seine Eingeweide fraß. Er wollte jetzt nichts lieber, als bei seinem Geliebten sein, doch wie sollte er das nur bewerkstelligen ohne dass der Sklavenhändler Verdacht schöpfte und der ursprüngliche Plan gefährdet wurde. Sorn wusste, dass Shar sich augenblicklich an ihn klammern würde, wenn er sich zu ihm gesellte und er wäre wohl selbst nicht in der Lage sich zurückzuhalten ohne Nhaundar und Dantrag nicht zu verletzen.
"Geh’ zu Nhaundar, noch ist er nüchtern und du kannst mit ihm übers Geschäftliche reden. Ich behalte von hier aus alles im Auge", murmelte Nalfein hinter dem Rücken seines Bruders.
Sorn nickte lediglich, holte tief Luft und machte sich gleich auf den Weg in Richtung Tribüne.
Shar indes, war der Blickfang aller, auch wenn das dem jungen Halbdrow plötzlich sehr unangenehm war. Er wollte zu Nhaundar und zu Sorn, doch beide schienen für ihn unerreichbar. Sooft wurde er schon von zu vielen männlichen Drow angestarrt und er hätte daran gewöhnt sein müssen, aber hier und jetzt wollte er einfach nur zu seinem Herrn. Sich hinter ihm beschützend verstecken und darauf hoffend, dass dieser ihm vor Schlimmeren bewahrte. Doch heute wirkte alles anders. Shar war ganz allein, umgeben von Dunkelelfen, denen es offensichtlich um das reine Vergnügen ging, egal in welcher Form. Mit einem verzweifelnden, Hilfe suchenden Blick schaute er fortwährend zu seinem Herrn auf, doch dieser sah nicht einmal in seine Richtung, sondern schien ganz und gar mit dem anderen Jungen an seiner Seite beschäftigt zu sein. Lediglich die dämonischen Augen von Dantrag, starrten zu Shar herab und bescherten ihm augenblicklich einen eiskalten Schauer.
Sorn kam währenddessen unmittelbar an die Ehrentribüne heran gelaufen und beobachtete durch den schwarzen Schleier die beiden widerlichen und umso gefährlicheren Drow und war schon der Versuchung nah, den Maskierten Fürsten um einen bedrohlichen Zauber anzubeten, der beide in einen Haufen Asche verwandeln würde. Doch er schluckte das eben aufkommende Gefühl herunter, seufzte einmal auf und dann näherte er sich dem Sklavenhändler vorsichtig. Dabei konnte er den Blick nicht von dem jungen Drowsklaven lassen, der genauso verstört wie einst Shar, neben Nhaundar kniete und dieser dem Jungen abwesend den Kopf streichelte.
Die Kleidung gehört meinem Liebsten, dachte Sorn und nahm nicht mal die Ironie in seinen Gedanken wahr. Dann spielten seine Gefühle weiterhin verrückt und er hätte sich am liebsten auf den Jungen gestürzt und ihm den Hals herum gedreht, wenn er nur Shar an dessen Stellen sehen würde. Der Priester konnte es nicht glauben und hoffte, dass der Alptraum sich als harmlos herausstellte und er gleich schweiß gebadet in seinem Bett aufwachte und er anschließend darüber lachen konnte. Doch nichts dergleichen geschah und schon stand Sorn direkt vor Nhaundar, den Blick weiterhin auf den knienden Jungen gerichtet und erschrak, als die Stimme von Dantrag an sein Ohr drang.
"Ah, ihr seid es, Sorn", begann Dantrag freudig und richtete nun seine volle Aufmerksamkeit auf den jungen Priester. "Ich freue mich sehr euch zu sehen und natürlich, dass sich euer Bruder euch angeschlossen hat", schloss der Waffenmeister und seine Blicke wanderten dabei zuerst über Sorns Körper und dann genauso anzüglich über den seines Bruders, welcher ein wenig entfernt wartete. "Meint ihr nicht, dass eure Kleidung vielleicht ein wenig zu förmlich ist für diesen Anlass, verehrter Priester", fügte Dantrag noch mit einem lüsternen Grinsen hinzu, das wohl ganz und gar darauf abzielte, dass er die beiden Zwillinge am liebsten völlig nackt sehen wollte.
"Zu förmlich?", fragte Sorn etwas irritiert und kaum dass die Frage über die Lippen kam, wusste er, was der Waffemeister meinte. "Ich wäre auch in meiner gewohnten Priesterkleidung gekommen, doch man sollte sich eher den Geflogenheiten anpassen, findet ihr nicht auch?" Dabei versuchte der junge Kleriker ein verschmitztes Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern und nahm vorerst Dantrag Baenre den Wind aus den Segeln und strafte gleichzeitig mit den Worten seinem innerem Aufruhr Lügen, die so gar nicht mit den an ihm nagenden, ängstlichen Gefühlen in Einklang zu bringen waren.
Langsam und gefährlich wie ein Raubtier schlich sich der Waffenmeister zu dem Priester heran, bis beide die Nähe ihrer Körper fühlen konnten. Einen Moment lang musterten sie sich lediglich mit den bernsteinfarbenen Augen. Doch plötzlich schoss Dantrags Hand hoch, riss das Seidentuch von Sorns Gesicht, schlang seinen Arm um den schlanken Körper und presste ihn gegen sich. "Wie ihr sagtet, man sollte sich den Geflogenheiten anpassen", und noch ehe der Priester etwas erwidern konnte spürte er, wie Dantrag ihn küsste und seine Zunge erbarmungslos zwischen Sorns Lippen schob.
Nalfein atmete nur zischend ein und brachte in diesem Moment all seine Beherrschung auf, um sich nicht augenblicklich auf Dantrag zu stürzen und ihn in Stücke reißen zu wollen.
Doch so schnell und heftig der Kuss Sorn übermannte, ebenso schnell war er wieder vorbei. Siegessicher grinste der Waffenmeister und ließ den jungen Kleriker los.
"Wir werden uns später sicher wieder sehen", sagte Dantrag grinsend, ließ das schwarze Seidentuch zu Boden fallen und schlenderte von dannen, um sich den Vergnüglichkeiten des Abends zu widmen. Den vollkommen geschockten Priester ließ er einfach stehen.
Nhaundar hatte das kleine Stelldichein aufmerksam beobachtete und musste über die immer so direkte Art von Dantrag Baenre lächeln. Sein Schmunzeln wurde breiter, als er den verwirrten Sorn Dalael anschaute, auf dessen Gesicht sich die Wut abzeichnete. Seine Mundwinkel zuckten leicht und die Hände ballten sich zu Fäusten zusammen, ganz so, als wollte er den Waffenmeister augenblicklich schlagen. Doch so schnell wie der Zornausbruch aufkam, verging er wieder und Sorn versuchte unter allen Umständen seine Fassung zu wahren. Er bückte sich, hob das Tuch auf und verstaute es in seinem Hosensaum. Anschließend setzte er ein zufriedenes Grinsen auf und wand sich dem Sklavenhändler zu. Beide Augenpaare glühten und sprachen Bände für sich.
"Nhaundar ...", begann der Priester noch etwas unbeherrscht, schluckte kurz und meinte dann etwas freundlicher, "... ich muss mit euch reden. Jetzt!"
"Kommt Sorn, setzten wir uns dort drüben hin. Bei einem Becher Wein und angenehmer Gesellschaft redet es sich gleich entspannter", antwortete der Sklavenhändler fast schon zu charmant.
Ohne eine Antwort abzuwarten ging Nhaundar zu einem Diwan hinüber und ließ sich in die Kissen sinken, wobei sein neues Spielzeug sich neben dem Sofa auf den Boden kniete, ganz so, als wäre er Shar. Der Priester folgte nur einige Momente später und der ältere Dunkelelf zerrte Sorn unverhofft und direkt an seine Seite in das weiche Polster, damit er seine Hände über dessen Körper wandern lassen konnte. Seine ganze Aufmerksamkeit gehörte nun dem Kleriker. Sorn war erneut geschockt, versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen.
Der Vhaeraunpriester saß da und sah aus den Augenwinkeln in den Augen des neuen Sklavenjungen Ekel und Angst. Der Kleine ist genauso zu bedauern wie mein Geliebter, dachte der Dunkelelf plötzlich und warf eilig einen Blick in Richtung Shar, nur um gleich darauf festzustellen, dass das keine gute Idee war.
Der junge Halbdrow wurde just in diesem Moment von Dantrag bedrängt, eine Tatsache, die weder Sorn noch Nalfein jetzt ändern konnten, wenn sie ihrem Plan treu bleiben wollten. Mit einem leisen Seufzen richtete der Priester wieder seine volle Aufmerksamkeit auf den Sklavenhändler und verdrängte den eben gesehenen Anblick.
"Ich kürze das Gespräch ab und will euch gleich sagen was mir auf dem Herzen liegt. Ich möchte den jungen Halbdrow kaufen, dass Geld habe ich ebenfalls schon dabei und wir können den Handel sofort abschließen", begann der Kleriker eilig zu sprechen, ganz so, als würde ihm die Zeit davon laufen. Dann holte er tief Luft und starrte Nhaundar mit besänftigen Blick an.
Der Sklavenhändler hörte sich die Worte an und überlegte einen kurzen Moment, während auch er seine Augen durch den Raum schweifen ließ und anschließend die Szene zwischen dem Waffenmeister und dem Halbdrow beobachtete.
"Was seid ihr bereit zu bezahlen, Sorn? Ihr wisst sicherlich, dass der Junge mehr wert ist, als der normale Preis für so einen Sklaven, sehr viel mehr wert", antwortete Nhaundar tückisch und schaute wieder zu dem Priester hinüber.
Sorn Dalael schluckte merklich und nun fand er sich in der verzwickten Situation wieder, wovor ihn Nalfein einst gewarnt hatte. So versuchte der junge Kleriker es mit seiner gewohnt freundlichen Art und rekelte sich außerdem etwas auf dem weichen Polster, so dass all seine wirklich begehrenswerten Körperstellen hervortraten. Dann begann er mit kriecherischem Unterton in der Stimme zu sprechen. "Das ist mir bereits klar gewesen, bevor ich diesen Gedanken hegte. Ich war auch froh, dass ihr mir den Halbdrow stets zur körperlichen Befriedigung überlassen habt, das ist natürlich nicht immer selbstverständlich." Dann brach Sorn kurzweilig ab, schloss die Augen, um innerliche Kraft zu sammeln und sprach dann mit hinterhältigem Tonfall weiter. "Ich habe 630 Goldmünzen, mehr als der eigentliche Preis für einen Dunkelelfensklaven. Das wäre doch ein lukratives Geschäft für euch, Nhaundar." Daraufhin schaute der Priester direkt in die rot glühenden Augen des Sklavenhändlers, um seine Worte mit eisernem Willen zu unterstreichen, der nun darin loderte.
Nhaundar musterte Sorn interessiert und wusste, dass der junge Mann ihn ein wenig mit seinen Reizen, von denen er wahrhaft viele hatte, betören wollte. Ohne auf den bösen Blick, des anderen Zwillings zu achten, streichelte der ältere Drow sanft über das Bein des Priesters und genoss dabei jeden Zentimeter.
"Ihr seid wirklich bereit sehr viel für den jungen Halbdrow zu investieren, doch leider ist der Preis bei weitem höher. Versteht mich bitte nicht falsch, mein lieber Sorn. Ich wäre natürlich nicht abgeneigt ein Geschäft mit euch einzugehen, allerdings ist der Junge mehr als 630 Gold wert. Oder wollt ihr mir vielleicht mehr anbieten als das Gold", fragte Nhaundar leicht erregt und seine funkelnden Augen fielen dabei für einen Moment auf Nalfein, bevor sie zu Sorn zurückkehrten und dem Priester somit eindeutig zu verstehen gaben, worauf Nhaundar mit dieser Andeutung anspielte.
Nun saß der Vhaeraunpriester wahrlich in der Falle. Was sollte er nur tun, fragte er sich immer und immer wieder, erhielt jedoch keine Antwort. Sein Herz klopfte aufgeregt in der Brust, er musste sich zusammen reißen, dass er nicht am ganzen Körper zitterte und dabei auch noch die widerlichen Berührungen von Nhaundar über sich ergehen lassen. Jetzt und auf der Stelle wollte er Shar in die Arme nehmen, ihn von hier fortschaffen und niemals wieder zurückkehren. Doch das würde auch bedeuten, dass er sich dem alten Sklavenhändler anbieten musste. Doch wenn er dies tatsächlich tat, dann wäre Nhaundar auch vorgewarnt, dass mehr dahinter steckte und wer weiß, was er mit seinem Liebsten anstellen würde, wenn Sorn nicht in dessen Nähe weilte. Und noch weitere, aus Angst geborene Gedanken wirbelten wild in Sorns Kopf herum. Er musste versuchen sich absolut nichts anmerken zu lassen und an ihrem geschmiedeten Plan festhalten. Zaknafein tauchte vor seinem inneren Auge auf. Morgen waren sie mit ihm verabredet und dann musste der starke Waffenmeister sich wohl doch der Aufgabe des Kaufs widmen. Der Krieger musste dafür sorgen, dass Shar den Weg in die Freiheit fand. Doch dafür benötigten sie alle den genauen Kaufpreis, um einem weitere Niederlage ausschließen zu können. So schmiegte sich der junge Priester noch ein wenig an Nhaundar heran, dem das Spiel sehr zu gefallen schien. Dessen Gesicht sprühte nun vor Gier und er fummelte mit den Fingern an dem offenen Hemd des jüngeren Zwillings herum. Sorn verdrängte alle Berührungen und dann säuselte er in einem verführerischen Tonfall dem Sklavenhändler ins Ohr. "Wieviel müsste ich aufbringen, wenn ich den Halbdrow mein Eigen nennen wollte?"
Nhaundar genoss das Gefühl der weichen Haut unter seinen Fingern und erhoffte sich schon eine zweite Chance bei dem jungen Priester. Er näherte sich weiter und seine Lippen fanden Sorns Hals, um diesen zu liebkosen. Heute werde ich mich nicht so blamieren, wie schon einmal, dachte sich Nhaundar und ließ seine Zunge bis hinauf zu dem weichen, spitzen Ohr seines vermeintlich neuen Gespielens wandern.
"750 Goldmünzen würdet ihr wohl aufbringen müssen, aber für euch, mein lieber Sorn, könnte ich mich auch auf 700 herunterhandeln lassen", flüsterte Nhaundar lüstern und seine Hand streichelte in diesem Moment den Schritt des Priesters.
Sorn erschrak und seine Augen weiteten sich bei den Worten des älteren Dunkelelfen, sowie bei dem eindeutigen Griff. Zum Glück, das dieser es nicht sehen konnte, war er doch immer noch mit Streicheln, Fummeln und seine lüsternen Gedanken beschäftigt. Doch wie sollte Sorn nun aus solch einer auswegslosen Situation herauskommen.
Der Sklavenhändler schien im gleichen Moment zwar der Ansicht, dass der Preis eigentlich zu hoch sein könnte, doch wenn Sorn sich so dafür anbot, dann wäre er, der ach so gerissene Nhaundar, der Letzte, der nicht bei diesem Spielchen mitmachen würde. Schließlich ließ er vom Hals des jungen Dunkelelfen ab und widmete sich seinem hübschen Gesicht. Der Sklavenhändler wollte jetzt unbedingt die zarten Lippen des Priesters kosten und nicht länger an Geschäfte denken.
Doch da hatte Nhaundar die Rechnung ohne den Vhaeraunpriester gemacht. Während Nhaundar soeben dabei war, Sorn zu küssen, ließ dieser seine Hand über den Körper des Sklavenhändlers wandern und kam an eine Stelle, wo Nhaundar plötzlich laut aufstöhnte. Ohne eine weitere Vorwarnung packte der junge Kleriker zu und damit in die männlichen Weichteile seines Gegenübers. Er drückte fest zu, während er sich nun ein Beispiel an Nhaundar nahm und ihm ins Ohr flüsterte. Leise, aber noch verständlich genug.
"Ich danke euch für diese Auskunft. Doch bei diesem Preis werde ich einen anderen und vielleicht auch besseren Halbdrow in einer anderen Stadt erweben können. Obwohl ich mich immer viel zu gern an eurem Schatz geweidet habe."
Dann unterstrich Sorn seine Worte mit einem weiteren Zudrücken und hörte Nhaundar vor Schmerzen aufstöhnen. Auch wenn ihm seine eigene Aussage das Herz bluten ließ, musste er den äußeren Schein wahren. Abschließend küsste er den Sklavenhändler auf die Stirn, entfernte die Hand und stand eilig auf. Er drehte sich nicht einmal um und schritt eilig zu Nalfein hinüber. Er brauchte Unterstützung und das nicht zu viel.
Doch hätte er sich die Mühe gemacht, doch einen Blick auf Nhaundar zu werfen, dann wäre wenigstens ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht erschienen. Denn der alte Drow hielt sich den Schritt, verzog schmerzhaft das Gesicht und fluchte leise vor sich hin. Selbst der junge Drowsklave neben ihm, konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken, während von irgendwo her ein ebenfalls grinsender Dipree zu seinem Herrn eilte, um nach dem Rechten zu fragen.
Zur gleichen Zeit kam Sorn bei seinem Bruder an und schleifte diesen unvermittelt am Arm durch die Menge hindurch, nur um ein kleines Fleckchen zu finden, wo man ungestört und vor gierigen Blicken verschont blieb. Aber auch nicht all zu weit weg, damit er Shar nicht aus den Augen verlor. Noch immer traute sich der Priester nicht die Szene genauer zwischen seinem Liebsten und dem gefährlichen Waffenmeister genauer zu mustern. Alleine das Gefühl der Hilflosigkeit machte ihn träge und vor weiteren Handlungen brauchte er dringend Trost.
Während Nhaundar seine Geschäfte mit dem Priester regelte, war Dantrag zu seinem Lieblingssklaven und wie er hoffte, baldigem Eigentum hinüber geschlendert. Den aufdringlichen Drow, der sich bereits an dem Jungen gütlich tun wollte, hatte er dabei mit einem kräftigen Fußtritt verjagt. Jetzt stand er vor einem knienden Shar, hatte eine Hand unter dessen Kinn geschoben und weidete sich an dem Anblick des Halbdrow, der mit seinem kindlichen Blick aus diesen traumhaften blauen Augen zu ihm aufschaute.
"Lass uns zusammen das Fest genießen, mein Kleiner, denn es wird das letzte Mal sein, dass du an so etwas teilhaben wirst", flüsterte Dantrag dem Junge zu und weidete sich dabei an dem ängstlichen Ausdruck in Shars Gesicht bei dieser Aussage.
Der Junge verstand nicht ganz, konnte sich jedoch im letzten Moment zusammen reißen, denn die Frage nach dem "Wie" und "Warum" brannte in seinem Inneren. Er verstand nicht einmal, wieso Nhaundar ihn weder zu sich holte und wieso der Drowjunge vom Hof plötzlich neben seinem Herrn saß. Alles wirkte so irrational und falsch und innerlich verkrampfte sich alles in dem hageren Körper von Shar. Er zitterte leicht und das Auftreten seines schlimmsten Peinigers verstärkte die Gefühle nur noch.
Dantrag zerrte Shar am Halsband zu einem Kissenberg, der sich direkt in der Nähe des Jungen befand und schubste ihn darauf, bevor er sich auf die schmalen Hüften des jungen Halbdrows setzte. Mit ungewohnter Sanftheit streichelte Dantrag sein Spielzeug und in seinem Kopf tanzten bereits die lüsternen Phantasien auf und ab. Was kann ich nur alles mit dir machen, wenn du endlich mir gehörst, dachte der Waffenmeister und kraulte verträumt das weiche Fleisch unter seinen Händen. Dann legte er sich gemütlich zurückgelehnt auf die weichen Kissen, Shar neben sich liegend. Schließlich nahm er einen kräftigen Schluck aus seinem Becher Wein, den er neben sich abgestellte hatte und bemerkte, dass er keinen weiteren Ersatz für seine trockene Kehle hatte. Mit einem Fingerzeig winkte er sich einen der bedienenden Sklaven heran, der ein Tablett mit Weinbechern trug. Der Waffenmeister griff sich einen weiteren Kelch, wies den Drow an hier auf der Stelle zu verharren und nahm einen tiefen Schluck. Aus dem Augenwinkel bemerkte er dabei, wie Shar versuchte auf allen Vieren davon zu kriechen. Dantrag setzte den Becher ab und genoss die Aussicht, die sich mit den nackten Hintern des Halbdrows bot. Denn der Lendenschurz den Shar trug, verdeckte nichts, erst recht nicht in dieser Position. Flieh du nur, weit wirst du eh nicht kommen, dachte der Krieger und lächelte dabei böse, denn die Kette bot höchstens eine Reichweite von drei Metern. Während Shar seine Flucht antrat, trank der Waffenmeister den Becher mit einem zweiten Schluck leer, nur um dann nach der Kette zu greifen und sich den Halbdrow mit einem kräftigen Ruck wieder zurück zu holen. Ohne auf seine Umgebung achtend, zerrte er Shar so zu sich heran und begann ihn rücksichtslos zu küssen und zu beißen, nur um ihn dann wieder loszulassen und nach einem weiteren Kelch mit köstlichem Wein zu greifen.
Shar versuchte es gleich noch mal davon zu kriechen. Normales Denken schien unmöglich, denn die Angst vor der Brutalität und dem gefährlichen wie auch unvorhersehendem Tun und Handeln des Waffenmeisters hatte den Verstand des Jungen völlig eingenommen. Er wollte nur noch weg, ganz egal wohin. Selbst die Kette an seinem Halsband hatte er vergessen und das diese ein Fortkommen unmöglich machte. Auf allen Vieren kroch Shar davon. Nur noch Flucht beherrschte den jungen Halbdrow, ganz egal wohin und zu wem, solange er nicht in den Armen von Dantrag Baenre landete.
Der Waffenmeister genoss das Spiel und zerrte den Jungen noch ganze zwei Mal in seine Umarmung zurück, dann hatte er genug. Der Wein begann seine Sinne zu vernebeln. Jetzt hast du mich genug angeheizt indem du mir deinen blanken Hintern präsentiert hast, du kleiner gieriger Bastard, dachte der Krieger mit einem finsteren Lächeln im Gesicht und als er Shar dieses Mal zu sich zog, beschloss er ihn bei sich zu behalten und sich seine wohlverdiente Befriedigung zu holen. Schließlich hielt er den Jungen in seiner eisernen Umarmung fest. Die schlanken Hände Shars stemmten sich gegen die breite Brust des Waffenmeisters und die furchtsamen, bernsteinfarbenen Augen schauten mit Entsetzen zu ihm hin. Genau so wollte ich dich immer sehen, schoss es dem rücksichtslosen Drow durch den Kopf und ein kleiner kranker, durch Alkohol geborener Gedanke nahm Form an.
"Shar, sag „ich liebe dich, mein Gebieter“ zu mir", forderte Dantrag sein Spielzeug auf und verstärkte in dem Moment dabei den Druck, den seine Arme auf den Körper des Jungen ausübten noch ein wenig.
Der Junge wusste nicht recht, ob er sich vielleicht verhört hatte oder ob ihm die Sinne doch nur einen Streich spielten. Aber es schien die Wahrheit zu sein, denn der Griff an seinen Armen wurde so stark, dass er unter Schmerzen kurz aufstöhnte. Die Worte konnte er nicht sagen, niemals und zu niemand, außer zu Sorn. Nur der junge Dunkelelf hätte in Shars armseligen Leben diese Aussage verdient, aber selbst der Priester hatte die Liebesbekennung niemals verlangt und sprach sie nur in Form von Gesten, Blicken und Berührungen aus. Irgendwie wusste der junge Halbdrow, wenn er diese Worte sprach, wären sie Verrat an Sorn und gleichzeitig der Verrat an seinem eigenen Herzen gewesen. Auch aus einem weiteren Grund heraus, konnte er diese Aussage niemals laut aussprechen, denn Shar verstand mit seinem zurückgebliebenen Verstand die Bedeutung von "Ich liebe dich" einfach anderes, als wie sich das zwei Liebende gerne zuflüstern würden. Durchaus, er empfand die Gefühle des Verliebtseins im ganzen Körper. Aber niemand anderer durfte solche Worte hören, wenn es nicht so war. Wenn er es jetzt tat, so wie es Dantrag von ihm verlangte, dann fühlte Shar plötzlich, er könnte Sorn niemals wieder unter die Augen treten. Außerdem kam hinzu, dass der junge Halbdrow nicht verstehen konnte, wieso der gefährliche Dantrag Baenre die Worte „mein Gebieter“ hören wollte. Sein Herr und Meister war und blieb Nhaundar. Fieberhaft überlegte Shar, was er tun sollte und schaute dabei in die funkelnden bernsteinfarbenen Augen des Waffenmeisters, der ihn erwartungsvoll anstarrte.
"Sag' es", knurrte Dantrag erneut und drückte Shar noch ein wenig fester bis ihn plötzlich eine Hand auf der Schulter inne halten ließ.
"Aber nicht doch, großer Waffenmeister, ihr zerbrecht das dürre Ding ja gleich", klang eine sanft säuselnde Stimme in das Ohr des Kriegers. Durch die Überraschung ließ sein stählerner Griff nach und gewährte dem Halbdrow einen Moment des Luftholens. Dantrag, schaute plötzlich in bernsteinfarbene Augen und erkannte das Gesicht des Priesters. Nein, dass war nicht der Vhaeraunkleriker, das hier war sein Zwillingsbruder, begriff der weinumnebelte Verstand des Waffenmeisters. Er spürte immer noch die Hand auf seiner Schulter, die diese sanft streichelte. Das schien das beste Angebot bis jetzt, kam es ihm in den Sinn und er richtete seine volle Aufmerksamkeit nun auf den jungen Elf und ließ ganz von Shar ab ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.
So sehr es auch Nalfein ekelte sich mit einem Mann einzulassen, ja auch nur dessen widerliche Berührung ertragen zu müssen, so sehr wusste aber der junge Krieger, dass sein Bruder diese Ablenkung für seinen neuen Plan brauchen würde, den sie zusammen still und heimlich ausgeheckt hatten. Mit sanften, ja schon fast lockenden Berührungen brachte er Dantrag dazu sein Interesse auf ihn allein zu richten. Nalfein riss sich zusammen und näherte sich dem gefährlichen Waffenmeister noch weiter, bis ihre Gesichter nur ein winziges Stück voneinander entfernt waren und sie gegenseitig ihren Atem spüren konnten.
"Wollt ihr nicht lieber mit jemandem spielen, der eurer Stärke und eurer Macht gewachsen ist, verehrter Waffenmeister?", schnurrte Nalfein und presste seine Lippen auf die des anderen, während er sich innerlich wünschte diesem Mann im gleichen Moment einen Dolch ins Herz stoßen zu können.
Dantrag nahm diese Annäherung mit großer Leidenschaft auf und erwiderte den gierigen Kuss des jungen Mannes, während er ihn rücklings in die Kissen drückte. Keiner der beiden bemerkte daher wie sich Sorn dem verängstigten und in Flucht begriffenen Shar näherte.
Der junge Priester musste behutsam vorgehen. Zum einen versuchte er Nalfein freie Bahn zulassen, der sich bereit erklärte den Waffenmeister nach aller ihm bekannten Liebeskunst abzulenken, damit er sich wiederum seinem eigenen Liebsten kümmern konnte. Ein wirklich großes Opfer des Kriegers. Dann versuchte Sorn Shar zu fassen und von dem Kissenhaufen zu entfernen. Kurz darauf ließen sich beide abseits und verdeckt durch die Kissen auf dem Boden nieder, auf dem Nalfein Dantrag betörte.
Sorn umarmte den jungen Halbdrow herzlich und vergessen war auch die Gefahr, falls Nhaundar sein Augenmerk hier her richten sollte. Der Kopf des Jungen lag auf Sorns Brust und seine Arme hielten den zitternden Körper seines Liebsten fest. Es dauerte einige Sekunden, bis Shar begriff, was passiert war. Dann schaute er auf und erkannte den Kleriker. Seine tiefblauen Augen sprachen von Angst und Unglauben, aber auch von der unendlichen Erleichterung endlich den jungen Drow wieder zu sehen. Sorn konnte sich die Gedanken des Jungen durchaus vorstellen und bei der Erinnerung an Dantrag schüttelte es den Vhaeraunpriester überall, denn die Furcht saß auch in seinen Gliedern.
"Shar, du musst mir zuhören. Machst du das für mich?", flüsterte der Jüngere der Zwillinge eilig und erhaschte ein Nicken des jungen Halbdrow. "Ich gebe dir etwas zu trinken und dann hast du keine Schmerzen mehr. Wirst du das für mich machen?", wollte Sorn aufgeregt wissen, denn die Zeit verstrich wie im Fluge. Wer wusste schon, wie lange sich ein Dantrag von Nalfein ablenken lassen oder wieviel sich der junge Krieger von dem Waffenmeister gefallen lassen würde.
"Ja", erklang die leise Stimme von Shar und dieser wollte seinen Liebsten nicht mehr loslassen.
Das spürte der Kleriker genau und auch er wollte den Jungen nicht mehr aus seinen Finger geben müssen. Aber der Zeitpunkt war noch nicht gekommen. Eilig griff Sorn Dalael in den Saum seiner Lederhose und fischte dort die kleine Phiole heraus. Deren Inhalt leuchtete grünlich und einen Moment stockte der Vhaeraunpriester. Sah das Schmerzmittel nicht immer anders aus, fragte er sich. Aber das konnte nicht sein, er hatte immerhin dieses Fläschchen durch Zufall noch in einer seiner Roben gefunden und hatte es für den Fall der Fälle mitgebracht. Vielleicht lag es an der defusen Beleuchtung des großen Festsaales, dass der Inhalt grünlich schimmerte, sagte sich der Kleriker und schob den Gedanken beiseite. Zum Glück jedoch für Shar, dass Sorn an alles gedacht hatte. Der junge Drow nahm den Verschluss ab, hielt die Phiole an den Mund des Halbelfen und ließ ihn den kompletten Inhalt trinken. Kaum war die Flüssigkeit verschwunden, verzog Shar leicht angewidert den Mund und meinte leise. "Das schmeckt nicht gut."
Diese Aussage zauberte ein Lächeln auf die ängstlichen Züge von Sorn und er konnte nicht anders und gab seinem Liebsten einen Kuss auf die Stirn. "Alles was nicht gut schmeckt tut dir aber gut. Ich habe dich doch so gerne und bald werden wir zusammen sein." Daraufhin nahm er Shar ein letztes Mal herzlich in seine Umarmung und musste danach los lassen, bevor er es nicht mehr konnte. "Du bist brav und bleibst gehorsam, versprichst du es mir?", vergewisserte sich der jüngere Zwilling bei dem jungen Halbdrow und erntete daraufhin ein Lächeln.