AFF Fiction Portal
errorYou must be logged in to review this story.

Die Macht des Kristalls

By: Elbenstein
folder German › Books
Rating: Adult +
Chapters: 5
Views: 1,263
Reviews: 7
Recommended: 0
Currently Reading: 0
Disclaimer: I do not own the Forgotten Realms books. I do not make any money from the writing of this story.
arrow_back Previous Next arrow_forward

Vergangenheit

4. Kapitel
Vergangenheit

Am nächsten Morgen saßen die zwei Drows, der Mann und die beiden Frauen im Wohnzimmer und unterhielten sich über die Möglichkeiten, die ihnen nun offen standen.

"Wir sollten uns in der Bibliothek umsehen", schlug Kildare vor.

"Das ist eine sehr gute Idee", antwortete ich. Doch dann fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen, als ich meinen Blick über unsere drei neuen Mitbewohner schweifen ließ.

„Aber nicht so wie ihr Drei angezogen seit", platze es aus mir heraus.

"Aber, aber meine Dame, wollt ihr damit sagen wir seien schlecht gekleidet", fragte mich der eitle Drow nur.

Noch bevor ich antworten konnte mischte sich Entreri ein, "Nein sie hat Recht Jarlaxle. Wir fallen auf mit unserer Kleidung. Ich habe es gesehen als ich draußen war".

"Und wie kommen wir jetzt so schnell an Männerkleidung?", überlegte ich laut.

Wortlos erhob sich Kildare und bedeutete Artemis aufzustehen. Dieser musterte sie finster, doch er erhob sich. Sie betrachtete ihn abschätzend von oben bis unten, drehte sich dann um und verließ den Raum. Verwirrte Blicke folgten ihr. Zwei Minuten später kam sie wieder mit einem Kleiderbündel über dem Arm zurück.

"Hier die müssten passen", sagte sie und man konnte hören, dass ihre Stimme gleich versagte.

"Was ist das?", knurrte Artemis dann mal wieder Kildare an.

Sie sagte jedoch nichts, drehte sie sich um und ging zur Balkontür, öffnete sie und lief auf die Dachterrasse.
Bei genauer Betrachtung stellte Artemis fest, dass er eine schwarze Lederhose, einen schwarzen Pullover und eine dunkle Jacke auf dem Arm hielt.
Ich sah währenddessen meiner Freundin hinter her, die bereits draußen verschwunden war. Doch ich wusste es besser, dass ich sie in diesem Moment alleine lassen musste. Es war noch gar nicht so lange her, da war sie noch eine ganze andere Frau gewesen, doch das Schicksal hatte bei ihr eine tiefe Wunde hinterlassen.

Taktlos unterbrach Entreri meine Gedanken, "Von welchem ihrer vielen Kerle sind diese Sachen?", fragte er nur gehässig und spielte damit auf das aufdringliche Verhalten der Verkäuferin von gestern an. Wütend sah ich ihn an.

"Sie sind von ihrem Mann, von ihrem verstorbenen Mann, den sie vor einem knappen Jahr zusammen mit ihrer einzigen Tochter verloren hat", platze es zornig aus mir raus.

Augenblicklich schaute mich Artemis mit weit aufgerissen Augen an. Es lag eine Mischung aus Unglauben und Überraschung in seinem Blick.

Auf einmal schaute er weg und murmelte nur, "Ich werde sehen, ob mir die Sachen passen", und verließ damit den Raum.

Drizzt und Jarlaxle hielten sich in diesem Moment bedeckt und schauten ihrem Begleiter einfach nur hinter her. Ich statt dessen betrachtete mir die zwei Drow's, die mir gegenüber saßen.

"Und was ich jetzt mich euch zwei?", sprach ich leise vor mich hin.

Mir viel da ein kleines Bekleidungsgeschäft in der Stadt ein, die Verkäuferin war eine Bekannte von mir. Sie konnte mir sicher bei diesem Problem helfen, zumindest hoffte ich das inständig, denn ich hatte keine Lust mit den beiden auffälligen Persönlichkeiten in eins der großen Kaufhäuser zu gehen, jedenfalls nicht, so wie sie im Moment aussahen. Doch ein Problem musste am dringendsten gelöst werden, denn ihre Ohren sollten wenigstens bedeckt sein, bevor ich mich mit ihnen auf die Straße wagen würde.

"Wartet mal kurz einen Moment", sprach ich plötzlich und sprang vom Sofa auf.

Nach zwei Minuten kam ich zurück zu den zwei Dunkelelfen, die immer noch seelenruhig da saßen. Ich schaute die beiden an und reichte Jarlalxe nur ein rotes Seidentuch, "Hier bitte, macht euch ein schönes Kopftuch draus und versteckt die langen Ohren darunter". Dann ging ich augenblicklich weiter zu Drizzt, "Darf ich?" Er nickte nur, woraufhin, ich mich dran machte ihm eine Baseballcape aufzusetzen und mit seinen Haaren die Ohren zu verstecken.

"Was bitte, schöne Dame? Ihr glaubt doch wohl wirklich nicht, dass ich mir so ein Tuch um den Kopf binden werde", protestierte Jarlaxle.

"Doch, das werdet ihr jetzt und auf der Stelle. Ansonsten werde ich es höchstpersönlich auf deinem Kopf festkleben", konterte ich.

Gerade in diesem Moment ging die Tür zum Wohnzimmer auf und Artemis trat ein. Er sah richtig elegant aus, obwohl es nur einfache Kleidungsstücke waren.

Er sah mich an und fragte, "Passt es so?"

Ich ließ meinen Blick über ihn schweifen und musste sagen, dass ihm die Sachen gut standen. Kildare’s Mann war lediglich ein klein wenig schlanker gewesen als Artemis, daher saßen die Sachen eng an seinem Körper und betonten diesen gut.

"Das ist perfekt", antwortete ich ihm und lächelte dabei.

Kildare kam von der Terrasse. Sie blieb einen Augenblick im Türrahmen stehen und starrte ihn an. Er erwiderte den Blick und sah, dass ihre Augen voller Schmerz und Trauer waren. Sie wandte sich sofort ab und ging an ihm vorbei. "Ich hole meine Sachen", sagte sie nur tonlos und verschwand nach draußen.

Ich dagegen schaute mir ein letztes Mal meine zwei Drows an und Drizzt wirkte mit dieser Baseballcape wie ein Jugendlicher. Doch Jarlaxle hatte immer noch keine Anstalten gemacht, sich das Kopftuch auch nur ansatzweise um seinen Kopf zu binden. So riss ich ihm das rote Seidentuch einfach aus der Hand, drehte es einige Male und hielt dann eine langen Streifen in der Hand. So stand ich dann direkt vor Jarlaxle und verdeckte ihm damit seine Ohren, so dass die Spitzen verschwunden waren und der Knoten mit den zwei Enden hinter seinem kahlen Schädel herunterhing.

Augenblicklich wollte er seinen Hut aufsetzen, doch ich nahm ihm das Ding aus der Hand, "Der bleibt hier, so was Häs... Seltsames trägt heute keiner mehr. Das ist absolut unkleidsam".

Schmollend sah mich der Drow an und Artemis musste lachen. Ich musste auch grinsen, denn einen schmollenden Jarlaxle sieht man auch nicht jeden Tag und ehrlich gesagt, ich fand, er sah sehr süß dabei aus. Und selbst Drizzt konnte sich jetzt ein Lachen nicht mehr verkneifen.

"Kommt meine Kinderchen, Mama geht jetzt mit euch einkaufen", sagte ich plötzlich und viel in das Gelächter mit ein.

In diesem Moment ging die Tür auf und Kildare stand da. Sie hatte schwarze hohe Stiefel an, eine enge Lederhose und einen langen schwarzen Ledermantel. Sofort waren alle totenstill. Verwirrt sah sie uns an.

"Was ist? Heute ist ein schöner Tag, ich wollte mit dem Motorrad fahren...", sagte sie nur und schaute uns dabei an.

"Was ist ein Motorrad?", fragte sie Artemis verwirrt.

"Das wirst du gleich sehen", meinte sie nur Schulter zuckend und reichte ihm eine dicke Jacke. "Die wirst du brauchen, könnte frisch werden".

Doch Entreri schaute mit einem Mal fragend zu Jarlaxle und Drizzt hinüber, gerade so, als ob er Angst hätte sich mit dieser Frau allein auf den Weg zu machen.

"Du schaffst das schon mein Freund", meinte Jarlaxle nur aufmunternd, "Klingt doch spaßig ... meinst du nicht?"

"Ich kenne deine Art von Spaß, Jarlaxle", murmelte der Mann nur noch, als ihn Kildare am Ärmel seiner neuen Jacke zog und ihn hinaus in die Flur schleifte.

Dort drückte sie ihm einen schwarzen Helm mit Visier in die Hand.
"Risca, nimm dein Handy mit", hörte ich sie nur noch rufen, dann fiel auch schon die Tür ins Schloss und ich war allein mit den beiden Drows.

"Und wir Drei werden einkaufen gehen", sagte ich zu den beiden. Irgendetwas stimmte noch nicht ganz an ihrer Verkleidung, überlegte ich, als ich meinen Blick erst über Jarlaxle und dann über Drizzt schweifen ließ.

„Eure Waffen ... mmhhh, niemand läuft heutzutage mit solchen Schwertern rum. Ich fürchte ihr werdet sie hier lassen müssen, wenn wir keinen Ärger mit der Polizei bekommen wollen", sagte ich vorsichtig, da mir klar war, dass dies für die beiden ein Unding werden würde.
"Und ihr müsst eine Sonnenbrille aufsetzen", warf ich gleich danach noch ein.

"Wir sollen unsere Waffen hier lassen?", fragte Drizzt mich absolut ungläubig, „Und womit sollen wir uns dann verteidigen" fragte Jarlaxle gleich hinterher.

*Seufz* "Vertraut mir einfach. Ohne eure Waffen habt ihr mehr Möglichkeiten euch zu verteidigen, als mit diesen Dingern", antwortete ich.

Resignierend legte Jarlaxle sein Schwert ab und Drizzt tat das gleiche mit seinen Krummsäbeln, auch wenn man auf seinem Gesicht eine gewisse Unsicherheit sehen konnte.
Erleichtert, diese erste Hürde genommen zu haben, ging ich kurz hinüber zur Kommode und holte meine und Kildare's Sonnenbrille und reichte kurz darauf jedem eine.

„Eine Brille?", fragte mich Jarlaxle plötzlich. "Für was soll diese denn nötig sein?"

Ich schaute ihm danach direkt in die Augen und antwortete ihm, "Bei uns hat niemand rote oder wie im Fall von Drizzt lavendelfarbene Augen. Wir sollten so wenig wie nötig auffallen, meint ihr beide nicht auch?"

Das sahen auch die beiden Drow ein. Jarlaxle beäugte diese seltsamen Gläser mit Neugier und ging sofort ohne Umschweife zu unserem großen Spiegel im Bad um zu sehen, wie sich wohl so ein Gestell in seinem Gesicht machen würde.
Als Jarlaxle dann vor dem Spiegel stand und sich die Sonnebrille aufsetzte, schrie er für einen Moment kurz auf. Drizzt, der immer noch ungläubig mit der anderen Brille neben mir stand, erschrak und lief sofort zu seinem Gefährten ins Bad.

"Was ist passiert", fragte er Jarlaxle hektisch.

"Es ist dunkler geworden", antwortete er und lachte.

Etwas verwirrt sah Drizzt ihn an. "Ja, ja, das haben Sonnenbrillen so an sich. Sie sollen auch die Augen vor dem Licht der Sonne schützen" sagte ich nur in einem erklärenden Tonfall.

Daraufhin nahm der Söldnerführer die Brille wieder ab und setzte sie auch gleich wieder auf. Das ganze machte er dann einige Male und murmelte in einem Anfall von Faszination, "Wunderbar".

Ich musste daraufhin lachen, da hatte ich ihm wieder ein Spielzeug gezeigt.
Dann war es Drizzt, der seine Sonnenbrille aufsetzte und das gleiche Spiel von Jarlaxle wiederholte. Erst als beide sich vor Staunen wieder im Griff hatten, huschte auch ein Lächeln über sein hübsches Gesicht.


Kildare war mittlerweile in der Tiefgarage angekommen und ging an den beiden Autos vorbei.

"Wollen wir nicht eine der Kutschen nehmen?", fragte Entreri nur.

"Nein, das ist mir heute einfach zu geschlossen. Ich will ein wenig die Geschwindigkeit und die Luft genießen", sagte sie nur leichtfertig und ging direkt auf ein abgedecktes Etwas zu.
Sie zog die Plane herunter und zum Vorschein kam ein zweirädriges, schnittiges ... Ding. Es war dunkelblau und klein.

"Ist das ein Motorrad?", fragte sie Artemis.

"Ja genau und ich rate dir, dich gut an mir festzuhalten", antwortete sie.

Doch das schadenfrohe Lächeln, was auf ihrem Gesicht erschien, konnte Entreri schon nicht mehr sehn, als sie sich den Helm über ihren Kopf zog.

Mit einer eleganten Bewegung schwang sie sich in den Sitz und schaute Artemis durch das offene Visier an.

"Komm dein Platz ist hier hinten", und bedeutete ihm sich hinter sie zu setzen.

"Bist du sicher, das uns dieses kleine Wesen tragen kann?", fragte er etwas verwirrt.

"Ja bin ich und jetzt rauf mit dir oder ich fahr ohne dich, dann kannst du mit den drei anderen einkaufen gehen und ich hab wenigsten in der Bibliothek meine Ruhe", grummelte sie nur, auch wenn sie genau wusste, das dieser paranoide Kerl sie nicht allein lassen würde. Und genauso war es. Das ließ er sich nicht zwei Mal sagen. Er tat es Kildare gleich, zog den Helm auf, auch wenn es etwas unbeholfen wirkte und nahm dann hinter ihr auf dem großen Ledersitz platz.

"Halt dich fest oder du liegst ziemlich schnell unten", sagte sie nur nach hinten.

Artemis legte daraufhin seine Hände an ihre Hüfte und hielt sich erst behutsam fest. Doch als sie den Motor anließ und ein Zittern durch die Kreatur unter ihm fuhr, packten seine Hände fester zu. Im gleichen Moment gab Kildare Gas und rauschte mit dem Meuchelmörder hinter sich davon.


Ich dagegen verließ im gleichen Moment mit den beiden Drows im Schlepptau die Vordertüre unseres Hauses und stand mit ihnen auf offener Straße. Kildare fuhr gerade an mir vorbei und gab mir noch einen Wink zum Abschied. Ich musste fast lachen als ich sah, dass Artemis seine Arme fest um sie geschlungen hatte und es überhaupt nicht danach aussah, als würde ihm das Motorradfahren gefallen.

"Das ist also ein Motorrad", sagte Jarlaxle. "Sieht spaßig aus. Meint ihr eure mutige Freundin würde mich auch einmal auf so einem Gefährt mitnehmen?"

"Wenn ihr sie nicht ärgert, dann müsst ihr sie einfach nur höflich fragen", sagte ich und lächelte dabei.

"Kommt gehen wir. Es ist nicht weit", sagte ich und machte mich auf den Weg. Und die beiden Drow’s folgten mir auf dem Fuß.
Während wir dann die Straße entlang liefen, konnte ich jedoch die Blicke der Leute sehen, die meine Begleiter von oben bis unten musterten. Sie waren mehr als nur auffällig und ich wollte einfach so schnell wie möglich mit den beiden in das Geschäft meiner Freundin.

"Rennt doch nicht so. Ich würde mir gern mehr von dieser seltsam, aufregenden Stadt ansehen", kam es nur von Jarlaxle.

"Wir haben aber keine Zeit", versuchte ich mich herauszureden. Mir war nämlich gar nicht wohl in der Haut. Denn für unvorbereitete Zwischenfälle hatte ich wahrlich nicht den Nerv.

Zum Glück war es nicht weit und keine zehn Minuten später standen wir vor dem Geschäft meiner Freundin. Ich hatte nichts Eiligeres zu tun, als die beiden rein zu zerren.

"Hallo Risca", hörte ich es schon hinter mir, "Wen hast du da denn.....", dann versagte meiner lieben Freundin die Stimme als ihr Blick auf meine seltsamen Begleiter fiel.

"Frag besser nicht Domi", antwortete ich hektisch. "Ich bräuchte ganz dringend für meine beiden ....", dann stoppte ich kurz und sah hinter mich. Was waren die beiden Drows für mich eigentlich?, dachte ich in diesem Moment. Und ich setze erneut an, "Hast du ein paar Klamotten für diese beiden Freunde von mir?"

"Mmmhhhh, ja also .... könnte schwierig werden", meinte sie nur und ging da zu Drizzt und Jarlaxle. Man sollte erwähnen, dass Domi für eine Frau recht groß und dünn war, viel größer als die beiden Drow. Sie musterte die beiden von oben bis unten.

"Sie sind ... na wie soll ich es höflich sagen ... sie haben nicht gerade die normale Größe eines Mannes von heute".

Nachdenklich schaute sie mich an und dann wieder zu den beiden hinüber.

"Ich werd mal sehen was ich hinten im Lager finden kann. Aber stell dir nichts allzu Berauschendes vor. Ich will hier ja keinen beleidigen aber vielleicht solltest du es mal im Kaufhaus versuchen".

Mit diesen Worten verschwand sie nach hinten ins Lager und ich sah ernsten Schwierigkeiten entgegen. Jarlaxle jedoch ließ erneut ein breites Grinsen auf seinem Gesicht erscheinen und schaute mich direkt an, als ich mich zu beiden umdrehte. Und irgendwie wusste ich sofort, was ihm dieses Lächeln auf das Gesicht gezaubert hatte, denn wenn Domi nichts finden würde, so hätte er genügend Zeit, mehr von der Stadt sehen zu können. In meinem Inneren fing ich an zu beten, zu allen Göttern, die mir einfielen. Doch schon als sie aus dem Lager zurückkam konnte ich an ihrem Kopfschütteln sehen, dass die Götter meine Gebete wohl nicht erhört hatten.

"Tut mir leid Risca, aber ich hab leider nichts mehr da, nicht in so einer kleinen Größe. Ich würde dir ja den Kinderklamottenladen zwei Straßen weiter gern empfehlen, aber die haben zurzeit Urlaub. Du wirst wohl ins Kaufhaus gehen müssen", sagte sie betrübt zu mir.

"Danke Domi", murmelte ich ihr enttäuscht entgegen und bedeutete den Zweien, einfach nur zu folgen. Als wir den Laden verließen, ging ich direkt die Straße weiter und hielt somit auf das Kaufhaus zu.

Je näher wir der großen Einkaufspassage mit ihren vielen Geschäften und kleinen Läden kamen, desto voller und lauter wurden die Straßen und ich musste mich ständig umsehen, um mich zu vergewissern das meine beiden Begleiter noch hinter mir waren.


Derweilen war Kildare auf den Freeway gefahren und gab so richtig Gas. Sie hatte die Geschwindigkeitsbegrenzungen bei weitem überschritten, doch es kümmerte sie nicht. Sie jagte zwischen den Autos hin und her. Entreri hielt sich einfach nur noch krampfhaft an ihr fest. Dieses Wesen unter sich war ihm eindeutig zu schnell. Er begann sich zu fragen, ob sie die Kreatur mit Absicht so schnell antrieb um ihn zu ärgern. Und Kildare spürte wie der Griff des Mannes immer fester wurde. Mit einem bösen Grinsen, gab sie noch einmal Vollgas und schoss geradewegs zwischen zwei sich überholenden Lkw´s hindurch. Genau in diesem Moment schrie Artemis vor Schreck laut auf. Dabei verkrampften sich schlagartig alle Muskeln und ab dem Zeitpunkt war er sich wirklich nicht mehr sicher, ob ihn diese Frau nur mitgenommen hatte, um ihn zu ärgern oder sie sogar wirklich vorhatte ihn umzubringen.
Dann spürte er, wie das Wesen langsamer wurde und sie es offensichtlich von der großen Straße runter lenkte und wieder in die Stadt hinein. Keine fünf Minuten später hielt sie dann vor einem großen Gebäude mit Säulen am Eingang an, stellte den Motor ab und zog sich genüsslich den Helm vom Kopf. Artemis sprang so schnell er konnte vom Motorrad und schrie Kildare bereits schon beim abnehmen des Helms laut fluchend an.

"Du Wahnsinnige ... ich wusste doch, dass du mich umbringen willst..... ", hörte sie ihn nur schreien.

Doch Kildare musterte ihn gelangweilt und schließlich zuckte sie nur mit den Schultern, "Denk dran, die "Wahnsinnige" ist die einzige die dich wieder nach Hause zu deinen beiden Begleitern bringen kann", meinte sie halblächelnd und schritt dann an ihm vorbei, die Treppen hoch zur Bibliothek.

Gerade wollte er erneut ansetzen, ihr seine Wut entgegen zu schleudern, doch er besann sich schnell anderes, denn die Frau hatte mit ihren Worten Recht. So atmete er einfach ein Mal tief durch und knurrte vor sich, während er sich aufmachte mit Kildare Schritt zu halten, die schon auf dem oberen Treppenabsatz angekommen war.


Ich stand derweilen vor dem Eingang zur Passage und atmete noch einmal tief durch.

"Könntet ihr beide mir einen Gefallen tun?", fragte ich hoffnungsvoll.

"Jeden, schöne Frau", erwiderte Jarlaxle grinsend.

"Bitte, lauft nicht auf eigene Faust rum, sonst find ich euch da drinnen nicht mehr. Bleibt bei mir, OK?"

"Ja", kam zuerst die schüchterne Antwort von Drizzt. Dem folgte dann ein theatralisches "Natürlich, schöne Dame", von Jarlaxle.

Irgendwie beruhigte mich das nicht im Mindesten, doch was für eine Wahl hatte ich schon. Und so ging ich auf die beiden Glastüren zu, die sich wie von Geisterhand vor mir öffneten. In den Augenwinkeln konnte ich beobachten, wie der Drow, mit seinem roten Seidentuch und seiner Augenklappe erstaunt, aber wohl höchst erfreut zu sein schien, einen neuen Trick in unserer Welt entdeckt zu haben. Stattdessen sah Drizzt aus, als würde ihn die ganze Situation überfordern, denn er huschte schnell an meine Seite und versuchte, mich nicht aus den Augen zu lassen.
Das Einkaufszentrum war eine groß angelegte Halle, an deren Rändern sich die Geschäfte wie Perlen auf einer Schnur aufreihten. An den Seiten gab es mehre Aufzüge und die hohe Halle wurde nur von einigen Stegen unterbrochen, die die eine Seite mit der anderen verbanden. Jarlaxle staunte nicht schlecht über dieses riesige Gebäude aus Glas und Licht. Doch wir mussten so schnell wie möglich wieder von diesen vielen Menschentrauben weg, das sagte mir mein Gefühl und so beschleunigte ich meine Schritte. Dabei liefen wir an vielen Geschäften, wie einem Kosmetiksalon, einem Frisör, einem Teeladen, einem kleinen Supermarkt und einem Spielzeuggeschäft vorbei. Doch die Augen der beiden Drow wurden nur größer bei jedem weiteren Geschäft. Jarlaxle wäre am liebsten bei jedem Geschäft stehen geblieben und hätte alles neugierig gemustert, doch ich packte ihn schließlich am Handgelenk und zog ihn unsanft hinter mir her, da ich einfach Angst bekam einen der beiden im Gedränge zu verlieren. Dann endlich, vor uns tauchte der Eingang des großen Bekleidungskaufhauses auf und schaute mich noch einmal um, dass auch Drizzt dicht an meiner Seite war. Aber diesen Blick hätte ich mir sparen können, denn er war ganz dicht bei mir und ich konnte schwören, dass seine Augen hinter der dunklen Brille ängstlich drein schauten.

"Los, dann gehen wir mal in die Höhle des Löwen", sagte ich zu den beiden. Seufzte nochmals tief und betrat dann das Kaufhaus.

Ich hörte nur wie Drizzt zischend die Luft einzog.

"Ihr sagtet doch, dass wir unsere Waffen nicht bräuchten und jetzt sollen wir zu einem Löwen gehen?", sagte er unsicher. Und auch Jarlaxle sah mich ein wenig stutzig an.

“Das ist nur ein Sprichwort, das müsst ihr nicht wörtlich nehmen", antwortete ich genervt und fing wieder an, alle Götter anzuflehen mir beizustehen, dass ich diesen Einkauf heil überstehen würde.

Ich betrat das Geschäft und ging an den Kleiderständern und Regalen vorbei ohne sie eines Blickes zu würdigen. Erst an der großen Hinweistafel machte ich halt und suchte nach der Abteilung für Herren. Dort angekommen, drehte ich mich nur zu den beiden um, "Tja dann, was würdet ihr denn bevorzugen? Schauen wir uns mal ein wenig um, würde ich sagen".

So hielt ich dann gleich darauf mit jeweils einer Hand das Handgelenk von Jarlaxle und Drizzt und zog sie hinter mir her und direkt auf die Herrenabteilung drauf zu. Vor den Kleiderständern mit den Hosen machte ich als erstes Halt und begann, dann mit ihnen herumzusuchen. Nach einer geschlagenen halben Stunde, hatte dann jeder was er brauchte und wir konnten zu den Umkleidekabinen gehen. Unterwegs blieb Jarlaxle kurz stehen und zog flink etwas aus einem Regal, das er schnell unter die anderen Sachen schob.

“So, hier geht jeder von euch herein und probiert die Sachen an", sagte ich zu den beiden gewandt und deutete vor mir auf zwei Umkleidekabinen.

Ich lehnte mich draußen an die Wand und entspannte mich ein wenig. Das war doch alles ohne größere Pannen abgelaufen, dachte ich bei mir. Ich hörte wie die beiden ihre Sachen auszogen. Doch ich hatte mich zu früh gefreut. Gerade hatte ich für einige Sekunden die Augen geschlossen, als ich plötzlich Jarlaxle’s Stimme vernahm. "Wie steht mir Dies schöne Frau?" Ich schlug nur die Augen auf und sah, dass er mit nichts weiter als einem roten Tanga bekleidet vor mir Stand und mich angrinste.

"NEIN", schrie ich laut vor Schreck auf und lief im gleichen Moment auf ihn zu, um den Drow in die Kabine zu drücken.

Verwundert ließ er sich von mir zurück drücken und wir verschwanden beide hinter dem Vorhang.

"Gefällt es euch nicht, schöne Dame?", fragte er schelmisch.

Ich schaute ihn nur mit einem geröteten Gesicht an, als ich merkte, dass ich mich immer noch an ihm festhielt. Er hatte mich absichtlich in eine Falle gelockt. Dieser Trickser hatte gewusst, dass ich so reagieren würde. Genießerisch fuhr er mit seinen Händen über meinen Rücken und ließ seine Hand dann in meinem Nacken ruhen. Und statt mich zurück zuziehen oder zu verkrampfen genoss ich genau in diesem Moment seine zärtliche Berührung. Er begann daraufhin mich sanft zu küssen und wieder leidenschaftlich an meinem Zungenpiercing zu spielen. Ich konnte die Wärme seines nackten Körpers fühlen und strich sanft mit meinen Händen über seine Brust. Und dies schien wohl erst recht sein Blut in Wallung zu bringen, denn auch seine Hände wanderten langsam von meinem Nacken über meinen Rücken, bis er meinen Pullover nach oben schob.
Gerade als er ihn mir ausziehen wollte, hörten wir beide Drizzt’s Stimme von draußen.

"Risca ... Jarlaxle .. wo seit ihr beide?", fragte er nervös.

Abrupt hielt ich inne und löste mich eher unfreiwillig von diesem heißen Körper und von den heißen Lippen, die mich gerade wild und leidenschaftlich geküsst hatten.
Jarlaxle seufzte nur enttäuscht auf.

"Warte Drizzt, ich komme", rief ich ihm nur leise entgegen und schob dabei ungern meinen Pullover wieder nach unten. Mit einem letzten Blick in den Spiegel der Kabine schaute ich mich an und seufzte kurz auf.
Plötzlich schlangen sich Jarlaxle‘s Arme von hinten um meinen Körper und er flüsterte mir nur ins Ohr, "Es wird sicher später genug Zeit und Gelegenheit geben um dort weiterzumachen, wo wir gerade eben aufgehört haben".
Dann küsste er nur leidenschaftlich und wild meinen Nacken, was mir ein unterdrücktes Stöhnen entlockte. Doch schnell löste ich die muskulösen Arme von mir und schlüpfte flink aus der Kabine heraus und stand augenblicklich vor Drizzt.

Er sah mich unsicher an. Ich schaute nur an ihm rauf und runter. Er trug eine waldgrüne Jeans und ein beiges Hemd und meine schwarze Baseballcape. Die Sachen passten ihm gut, auch wenn ich fand, dass ein Drow und eine Jeans einfach nicht zusammengehörten.

"Das sieht gut aus. So nehme ich dich wieder mit", sagte ich zu ihm, nach meinem musterten Blick, und lächelte ihn dabei an.

Jarlaxle trat hinter mir aus der Umkleide. Ich drehte mich um und musterte auch ihn. Er hatte eine schwarze Jeans und ein blaues Hemd an, wobei er die Knöpfe nicht geschlossen hatte.

Resigniert seufzte ich, "Gut in Ordnung, so kann man euch auf die Straße lassen, zieht bitte die Sachen noch mal aus, ich muss sie eben bezahlen gehen, bevor ihr sie wieder anziehen könnt".


Kildare und Artemis betraten die große Bibliothek. Erst waren gar keine Bücher zu sehen, nur eine große Empfangshalle in der eine Statue stand. Kildare führte ihn daran vorbei, die Treppen nach oben entlang und dort durch eine schwere Holztür. Als sie sich öffnete stockte Artemis für einen Moment der Atem. Dahinter verbarg sich eine riesige Halle die bis unter die Decke voll gestopft war mit Büchern. Es roch nach Papier in der Luft und man hörte kaum Geräusche, außer dem Blättern von Seiten und ein paar leise geflüsterten Worten. So etwas hatte er in seinem ganzen Leben noch nie gesehen und er musste zugeben, dass er beeindruckt war. Er vernahm plötzlich das Klacken von Kildares Absätzen und stellte fest, dass sie wieder einmal drauf und dran war ihn allein stehen zu lassen. Mit einem finsteren Blick folgte er ihr.

"Wo sollen wir anfangen?", fragte er in normaler Lautstärke.

Sie fuhr augenblicklich herum, "Pssssssstttt, sei doch leise", flüsterte sie ihm entgegen. Artemis musste nur ärgerlich knurren. Er folgte ihr mit schnellen Schritten. Sie bewegte sich zielsicher durch die Regalreihen. Schließlich blieb sie vor einem stehen und begann zu lesen. Flink zog sie ein Buch nach dem anderen heraus und reichte es an Artemis weiter. Dieser konnte gar nicht so schnell schauen wie er auf einmal den Arm voller Bücher hatte, sie hingegen hatte allerhöchstens drei auf dem Arm und ging damit in Richtung eines großen Tisches auf dem seltsame leuchtende Gläser standen. Dort legte sie ihre Bücher ab, zog genüsslich den Mantel aus und hängte ihn über die Lehne eines Stuhls, bevor sie sich niederließ und das erste Buch aufschlug. Er dagegen warf er ihr nur einen bösen Seitenblick zu, bevor er sich ebenfalls seiner Last entledigte und hinsetzte.

"Nach was suchen wir eigentlich?", flüsterte er nur.

"Hinweise, Gegenstände, Geschichten, alles was im Zusammenhang mit der Reise zwischen zwei Welten zu tun haben könnte. Das hier sind Bücher über die Kelten und ihre Geschichte. Dieses Volk war das älteste in Europa und man sagt auch, dass aus ihrem Volk die größten und mächtigsten der Magier entstammten. Vielleicht haben wir Glück und finden Hinweise", belehrte sie ihn nur ebenfalls im Flüsterton.

Plötzlich sah er sie an und musste mit einem mal Lächeln. Auf ihre Art hatte sie ihm gerade zu verstehen gegeben, dass sie ihnen helfen wollte. Es erinnerte ihn an Shuna, die Frau, die er über alles in seinem Leben geliebt hatte und an ihre gemeinsame Zeit. Kildare legte die gleichen Charakterzüge an den Tag wie sie. Sie war hitzig und temperamentvoll, aber die meiste Zeit liebenswert, wenn man erst mal die harte Schale geknackt hatte.
Kildare merkte, dass er sie von der Seite beobachtete und sah ihn an. Für einen Moment stand die Zeit still und beide schauten sich zum ersten Mal an ohne miteinander zu streiten, einfach nur ein Moment der Stille zwischen ihnen. Der jäh unterbrochen wurde.

"Kildare ... ja das man dich auch mal wieder sieht", quäkte ein schrilles Stimmchen vom Ende des Flurs.

Artemis sah, wie sich ihre Augen kurz vor Ärger weiteten. Wer immer das war, sie schien diese Person auf den Tod nicht leiden zu können. Kildare blickte in Richtung Flur, nur um zu sehen, wen sie längst erwartet hatte. Elisabeth, kurz Sissi, ein kleines dickes Persönchen, mit schwarzen Haaren und einer schrillen Stimme. Sissi war die Freundin eines Bekannten, was sie aber nicht unbedingt zu Kildare’s Freundin machte, doch das schien dieser Frau egal zu sein.
Artemis drehte sich auch um und musterte diese Frau. Sie hatte eine komische runde Brille auf der Nase und er musste sagen, dass er sie alles andere als attraktiv fand. Abstoßend war das treffende Wort.
Sissi kam zu Kildare und schüttelte ihr heftig die Hand.

"Hallo Sissi", knurrte Kildare nur. "Hach ist es nicht schön, dass wir uns ausgerechnet hier treffen? Ich hab dich ja schon ewig nicht mehr gesehen? Wie geht es dir denn?" Ohne auch nur eine Antwort abzuwarten plapperte Sissi weiter. "Meine Güte wer ist denn der hübsche Mann an deiner Seite? Sag bloß das ist dein neuer Freund?"

Diesmal war Entreri nicht um eine Antwort verlegen, "Aber sicher doch, die Dame, ich bin der neue Mann in Kildare’s tristem Leben", meinte er nur freudestrahlend und zog damit die geschockte Kildare in seine Arme. Daraufhin schaute sie ihn nur finster an, doch Artemis, nun nicht mehr von seinem Spaß und seiner Rache abzubringen, umschloss nur mit seinen Fingern ihr Kinn und begann sie leidenschaftlich zu küssen. Geschockt über sein Verhalten hielt sie einfach nur still.

Sissi hingegen gackerte nur an ihrer Seite, "Hach was seit ihr doch für ein schmuckes Paar. Ich beneide euch ja richtig ..., hach ja, das muss Liebe sein. Aber ich will euch beide mal nicht stören". Sie drehte sich dann weg und wollte gerade gehen, da wandte sich die aufdringliche Frau noch einmal um. "Denkt dran in einer Bibliothek muss man leise sein ihr zwei Liebenden", und zwinkerte nur auffällig. Erst als sie wegging ließ Artemis wieder von ihr ab.

"Na wollen wir beide, doch etwas lauter sein", flüsterte er nur verschlagen. Doch im Augenwinkel sah er nur die Hand, die sie ihm gerade ins Gesicht schlagen wollte und fing sie mit Leichtigkeit ab.

"Sehr temperamentvoll heute", sagte er nur lächelnd. Oh ja, sie war genau wie Shuna, die hatte das bei seinem ersten Kuss auch gemacht. Vor Wut knurrend wandte sich Kildare ab und starrte wieder in ihr Buch, die Fäuste immer noch so sehr geballt, dass die Knöchel weiß hervortraten. Immer wieder sah Entreri von seinem Buch auf und schaute zu ihr hinüber, wobei er erneut verschlagen lächeln musste, weil er ihre Wut dadurch nur aufs Neue anheizte.


Nur einige Minuten später hatte ich eine Tüte mit jeweils zwei Jeans und zwei Hemden in der Hand und lief mit den Drow's zurück zu den Umkleidekabinen.

"Ihr zieht jetzt einfach die Sachen an und dann schauen wir mal weiter", sprach ich zu ihnen.

Dabei konnte ich das verschmitzte Lächeln von Jarlaxle sehen, der mich schon die ganze Zeit anstarrte. Und ich konnte es mir auch nicht nehmen lassen einen Blick zu ihm herüber zu riskieren, ohne das Drizzt davon etwas bemerkte.
Als dann beide nach einem kurzen Moment wieder heraus kamen machte ich mich an die Arbeit, Jarlaxle sein Hemd zu zuknöpfen, was er erneute aufgelassen hatte. Ich konnte mir denken, dass er es wieder mit Absicht getan hatte. Dann versuchte ich noch Drizzt's Kleidung in Ordnung zu bringen und darauf zu achten, dass ihre spritzen Ohren stets versteckt unter der Baseballcape und unter dem Seidentuch verborgen blieben. Jetzt war ich endlich einigermaßen beruhigt und wollte sogar riskieren mit den beiden eine Weile einfach nur so durch die Gegend zu schlendern.

"Habt ihr Lust euch ein wenig umzuschauen?", fragte ich sie darauf.

"Das ist endlich die Frage auf die ich schon den ganzen Tag warte, schöne Dame?", säuselte Jarlaxle zu mir herüber.

Drizzt, der lieber wieder nach Hause gegangen wäre, schwieg und lief und einfach hinterher.
Insgeheim fragte er sich, ob er nicht besser mit den beiden anderen in die Bibliothek gegangen wäre, da hätte er sich wenigstens nützlich machen können, denn schließlich konnte Artemis doch nicht lesen, wie er glaubte.
Und so schlenderten wir einfach den langen Gang des Kaufhauses entlang und ich hatte dabei nur noch Augen für Jarlaxle. Dieser reichte mir galant seinen Arm, so dass ich mich bei ihm einhacken konnte. In den Augenwinkeln konnte ich erkennen, dass Drizzt mir einen überraschten Blick zu warf.
Auf dem Weg nach draußen kamen wir auch an der Abteilung für Damendessous vorbei. Dies brachte beide Drow zum Staunen, wobei Drizzt eher errötete und verlegen wegsah als er begriff was dies für Kleidungsstücke waren. Jarlaxle hingegen war begeistert. Und so wurde ich automatisch durch den Arm des Söldnerführers direkt vor einen Ständer gezogen, an dem jede Menge BH's und Strapse hingen. Mit seiner freien Hand griff er geradewegs nach einem Bügel an dem ein roter Spitzen-BH hing. Sein Lächeln wurde augenblicklich breiter. Zuerst schaute er den BH und dann mich an, wobei ich aus einer Mischung von Scham und Lust ebenfalls grinsen musste. Dann hängte er ihn wieder zurück auf den Ständer, nur um danach wieder etwas heraus zu ziehen. Diesmal waren es jedoch Strapse. In seinem Gesicht konnte ich förmlich ablesen, dass er sich dieses Kleidungsstück wohl gerade an mir vorstellte. Und so schien es wohl auch zu sein, denn mit seinem Arm zog er mich ein wenig näher an sich. Und ich ließ mir dies nicht ein zweites Mal sagen und kam ihm näher.

"Ich freue mich auf später", flüsterte er mir plötzlich ins Ohr.

Im ersten Moment konnte ich ihn nur mit großen Augen anschauen, dann erwiderte ich ihm nur ein strahlendes Lächeln und wir beide verstanden uns.
Drizzt stattdessen schaute beschämt drein und hatte noch nicht mal mitbekommen, was sich zwischen Jarlaxle und mir anbahnte. Er hatte das dringende Bedürfnis einfach nur wegzuwollen.

"Können ... können wir nicht woanders hingehen?", fragte Drizzt nur leise.

Jarlaxle stieß ein theatralisches Seufzen aus. "Er schaffst doch immer wieder", murmelte er nur.

Ich musste auf sein Kommentar hin nur laut los lachen.

Doch irgendwie hatte Drizzt recht, schoss es mir durch den Kopf, denn wenn ich nicht sofort diese heiße Szene unterbrechen würde, dann hätte ich Jarlaxle wohl noch auf der Stelle geküsst.

"Dann kommt mal mit", sprach ich, als ich mich wieder einigermaßen im Griff hatte und führte den Drow, der mich im Arm hielt, und Drizzt wieder hinaus in die Galerie.

Es war später Nachmittag und lange Schatten fielen durch das Glasdach der Galerie, drinnen jedoch wurde alles von künstlichem Licht erhellt und strahlte in edlem Glanz. Ich führte meine beiden Begleiter auf der anderen Seite der Galerie entlang. Schließlich kamen wir an einem Waffenladen vorbei und augenblicklich klebten die beiden Drow mit ihren Blicken am Schaufenster. Und das war auch der Moment, in dem mich Jarlaxle ebenfalls näher an die Glasscheibe heran zog. In der Auslage waren viele Schwerter, darunter auch mehrere wundervolle Krummsäbel zu sehen. Einer schöner und edler als der andere. Jarlaxle’s Blick hing an einer Armbrust. Ich kannte diese Waffe. Es war eine Armbrust Replik aus dem Kinofilm "Van Hellsing".

"Wie so habt ihr uns verschwiegen, dass es hier solch wunderschöne Waffen gibt?", fragte der Söldnerführer mich mit freudigem Ton.

"Weil mich Waffen nicht interessieren", sagte ich nur und mir war jetzt schon klar, dass ich all meine Überredungskunst aufbringen musste, um die beiden wieder von diesem Fenster zu lösen.

"Wie kann man sich denn nicht für diese Schmuckstücke interessieren?", fragte er darauf.

"Ist euch noch nicht aufgefallen, dass hier niemand Waffen trägt?", fragte ich ihn nur. "Die wenigsten Leute haben dafür Verwendung", fuhr ich fort.

"Und wieso werden sie dann hier zur Schau gestellt?", war es jetzt Drizzt Stimme die sprach.

"Genau ... sie werden zur Schau gestellt. Dies sind Schau-Waffen, nur zum Ansehen gedacht, ich wette, wenn ihr eine in die Hand nehmt, dann werdet ihr beide das sofort merken", gab ich nur zurück.

Das brachte mir zwei verwirrt dreinschauende Blicke meiner Begleiter ein.

"Die Menschen kämpfen nicht mehr mit Schwerter, dass versichere ich euch. Sie haben mittlerweile grausamere und effektivere Möglichkeiten gefunden sich gegenseitig das Leben zu verkürzen", erklärte ich traurig.

"Lasst uns einfach weiter gehen. Es gibt hier viel schönere Dinge, die euch gefallen könnten", sprach ich leise weiter, um die Drow's endlich zum Weitergehen zu bewegen.

Jarlaxle gab sich mit dieser Antwort erst mal zufrieden, doch nahm sich vor, Risca später noch einmal über die anderen Waffen, von denen sie gesprochen hatte, auszufragen. Drizzt sah mich nur traurig an, denn er schien zu verstehen, was mich traurig machte.


In der Bibliothek wurde das große Deckenlicht eingeschaltet. Artemis sah kurz auf und blickte in Richtung Fenster. Es wurde langsam Abend und sie saßen nun schon den ganzen Tag hier und lasen. Kildare hatte sich zu seinem Bedauern beruhigt und beschlossen ihn ab sofort zu ignorieren. Sie hatte mittlerweile die Bücher in zwei Stapel geordnet, einem den sie anscheinend mitnehmen wollte und der andere der wieder ins Regal kam. Plötzlich stutzte sie, wendete schnell das Buch und fluchte dann.

"Ich muss mal kurz was kopieren gehen" sagte sie nur gedankenverloren zu Entreri und stand auf, um mit dem Buch in der Hand wegzugehen.

Artemis wollte ihr zuerst hinter her laufen, besann sich aber im letzten Moment doch anders und beschloss auf sie zu warten. Seine Gedanken hangen wieder der Vergangenheit nach. Wie sehr sie seiner geliebten Shuna ähnelte. Er fragte sich, ob er vielleicht davon erzählen sollte, verwarf jedoch diesen Gedanken wieder. Noch nicht, ermahnte er sich, vielleicht später, wenn ich sie besser kenne. Er begann sich zu fragen, wie Kildare wohl aussähe, wenn sie mal herzlich und ehrlich lächeln würde. Zu seinem Bedauern hatte er feststellen müssen, dass er sich fast gar nicht mehr an Shuna’s Lachen erinnern konnte. Die Bilder hatten zu verblassen begonnen und nun erinnerte er sich nur noch verschwommen an ihr schönes Lachen. Doch Kildare lachte nicht, sie lächelte höchstens und selbst das nur boshaft oder gedrückt. Er fragte sich, wie sie wohl vor dem Verlust ihrer Familie gewesen war. Und plötzlich spürte er wieder ein Gefühl, was er schon fast vergessen hatte und von dem er dachte, dass er es niemals wieder fühlen würde. Dieser Anflug eines Kribbelns wenn er an seine Frau dachte. Für den Hauch einer Sekunde fühlte er sich wieder so leicht und glücklich. Er erinnerte sich an die Tage, als er in diesem kleinen Ort am See gelebt hatte. Er sah vor seinen Augen Shuna, die unter dem Weidenbaum am Wasser saß und auf ihn wartete, jeden Abend bei Sonnenuntergang. Und wie beide dann Arm in Arm lagen und einander nicht mehr loslassen wollten. Und plötzlich hörte er wieder dieses sanfte helle Lachen in seinen Ohren. Er sah das Leuchten in ihren Augen. Und er konnte sehen, wie sie in anlächelte, als er sie fragte, ob Shuna seine Frau werden wollte. Sie küsste ihn zärtlich auf seine Lippen und flüsterte ihm dabei das Wort "Ja" ins Ohr und er wäre damals beinahe in Ohnmacht gefallen. Der Gedanke, dass er nie mehr allein sein müsste und ihre melodische Stimme, die ihn stets dabei liebkoste. Mit einem Mal konnte er ihr Gesicht so klar und deutlich vor sich sehen wie schon lang nicht mehr. "Ich liebe dich", flüsterte ihre Stimme nur.

"Ich liebe dich auch", flüsterte Artemis ihr entgegen. Erschrocken, dass diese Worte laut über seine Lippen gekommen waren fuhr er aus seinem Tagtraum hoch und schaute sich um.
Er bemerkte wie Kildare wieder auftauchte. Den Blick in das Buch gerichtet, als wäre er an den Seiten festgeklebt. Sie hielt einige Seiten Papier in der anderen Hand. Er betrachtete sie genau und sah im Moment nur eine junge Frau, die von Trauer und Schmerz zerfressen sein musste. Er begann sich zu fragen, was sie dazu brachte ihn ständig herauszufordern und aufzustacheln.
Er beobachtete sie, wie sie auf einmal anfing fast hektisch nach neuen Büchern zu suchen. Sie rollte ihre Ärmel zurück und plötzlich erkannte er den Grund für dieses tollkühne Verhalten. Er sah Narben an ihren Armen, sie schienen nicht mal so alt zu sein. Sie verliefen längs der Pulsadern. Jetzt verstand er den Grund für ihre ständigen Herausforderungen, so glaubte er. Todessehnsucht! schoss es ihm durch den Kopf. Es war genau wie bei ihm. Er kannte diese Sehnsucht sehr gut und vielleicht sogar mehr als sich diese Frau das jetzt von ihm vorstellen konnte. Sie musste es getan haben, um ihren unsagbaren Schmerz über den Verlust ihres Mannes und ihres Kindes ein Ende zu bereiten. Ohne über seine Handlungen nachzudenken, erhob er sich plötzlich, ging auf Kildare zu und nahm ihr das Buch aus der Hand. Verdutzt sah sie ihn an. Einen langen Moment sah er ihr in die Augen, dann nahm er sie einfach in die Arme und drückte sie gegen sich.

"Jetzt versteh ich dich", murmelte er nur.

Sie schaute zuerst nur erschrocken und stemmte sich dann mit ihren Händen gegen seine Brust.

"Was wird das? Werden wir schon wieder von dieser aufdringlichen Person beobachtet?", keifte sie.

Er lächelte sie nur an und entließ sie aus seiner Umarmung. "Nein werden wir nicht. Mir war jetzt einfach nur danach", sagte er lächelnd und ihm war viel leichter ums Herz. Und auch Kildare konnte nicht leugnen, dass ihr diese Berührung des Mannes gefallen hatte.

"Männer", knurrte sie dann nur und nahm das Buch wieder auf, das Entreri ihr eben abgenommen hatte.

“Ich glaube ich habe etwas gefunden, aber ich bin mir noch nicht sicher. Ich nehm’ mir die Bücher hier mit nach Hause", dann grinste sie hinterhältig und sprach ein wenig lauter, "Ach Schatz sei doch bitte so lieb und hol mir die Kiste da drüben".

Entreri schüttelte daraufhin nur lachend den Kopf, "Sehr gern mein Liebling", und reichte ihr die Kiste.

Kildare packte alle Bücher ein und zog schließlich einen flachen silbernen Gegenstand aus der Tasche, klappte ihn auf und drückte einige Knöpfe, dann legte sie ihn ans Ohr und wartete. Etwas misstrauisch musterte der Meuchelmörder das Schauspiel. Schließlich sprach Kildare, "Hallo Risca, du ich bin fertig, könntest du mich hier abholen, ich hätte ne Kiste Bücher zu transportieren .... ja mit dem Auto ... eine halbe Stunden ... ich danke dir ... ".


Ich stand gerade mit Jarlaxle und Drizzt vor einem kleinen Schaufenster und der Drow, der mich in seinem Arm festhielt, schien eine neue Leidenschaft gefunden zu haben, denn wir betrachteten uns die Auslage eines der teuersten Juweliere in der Stadt. Doch plötzlich hörte ich ein gewohntes Geräusch, als mir auch schon bewusst wurde, dass mein Handy klingelte.

"Moment mal Jarlaxle", sagte ich hastig und zog dabei meinen Arm aus seinem sanften und doch relativ festen Griff.

Sofort griff ich in meine Hosentasche und holte mein Handy hervor. Die beiden Drow sahen mich mit weit aufgerissen Augen an, wobei sie wieder ziemlich verwirrt und misstrauisch drein schauten. Jarlaxle beobachtete dabei, wie ich ein kleines blaues Kästchen in meiner Hand hielt, das eine Melodie von sich gab und zu blinken angefangen hatte.

"Oh Kildare", sprach ich schnell und nahm wissbegierig ihren Anruf entgegen.

Die beiden Drow tauschten nur irritierte Blicke aus. "Hallo Kildare ... mmmhhh, dich abholen? ..... klar, aber frühestens in einer halben Stunde .... bitte, bitte bis gleich", dann klickte ich das Gespräch weg und wollte das Kästen wieder in die Tasche stecken, doch Jarlaxle, der neugierige Drow, fischte es mir aus der Hand und betrachtete es fasziniert.

"Das ist ein Handy", sagte ich. "Damit kann man telefonieren".

"Was ist denn telefonieren?", fragten mich die beiden plötzlich wie aus einem Mund.

"Ich werd es euch unterwegs erklären", dann schnappte ich es ihm wieder weg und ließ es sofort in meiner Tasche verschwinden.

"Ich bin gespannt", erwiderte Jarlaxle und legte seinen Arm um mich, allerdings so geschickt, dass er an die Tasche rankam und das seltsame Ding mit den vielen Knöpfen wieder rausfischen konnte. Ich bemerkte davon allerdings nichts.


Keine halbe Stunde später fuhr ich vor der großen Stadtbibliothek vor. Kildare saß mit einer Kiste an der Seite auf den Stufen und Artemis stand neben ihr.
Ich parkte direkt davor und stieg sofort aus.

"Hast du was gefunden, was uns und unseren gestrandeten Freunden helfen könnte?", fragte ich sofort, als ich auf sie zu lief.

"Oh frag mich das noch mal morgen früh, wenn ich mir sicher bin. Bis jetzt hab ich nur Hinweise, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich richtig liege", meinte sie nur keck.

Daraufhin drückte sie mir die große Kiste in die Hand und ich ging damit zum Kofferraum, um die Bücher zu verstauen.

"Wollt ihr vorn sitzen?", fragte ich in Richtung Artemis. Doch dieser schüttelte nur den Kopf, Ich werde wieder mit Kildare zurückfahren". Diese schaute augenblicklich sehr, sehr misstrauisch in seine Richtung.

"Na gut", antworte ich knapp und stieg zu den beiden Drows in den Wagen und fuhr daraufhin gleich wieder los.

Kildare setzte sich auf ihr Motorrad, zog sich den Helm über den Kopf und wartete einfach nur wortlos bis Entreri hinter ihr platz genommen hatte. Der Meuchelmörder schlang augenblicklich seine Arme um sie, doch nicht in Furcht vor der wilden Fahrt, sondern richtig genießerisch. Er wollte dieses Glücksgefühl, das er im Moment empfand noch eine Weile festhalten. Er schloss die Augen und sein ganzes Fühlen beschränkte sich nur noch auf den weichen Körper in seinen Armen. Für ihn hätte diese Fahrt nun ewig dauern können.
arrow_back Previous Next arrow_forward