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German › Harry Potter
Rating:
Adult
Chapters:
6
Views:
1,980
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Disclaimer:
I do not own the Harry Potter book and movie series, nor any of the characters from it. I do not make any money from the writing of this story.
Im Raum der Wünsche
Im Raum der Wünsche
Langsam bewegte Draco seinen Schützling in Richtung Bett, um ihn dort abzulegen.
Nicht, dass jener besonders schwer war; eher das Gegenteil war der Fall.
Doch gerade als der Slytherin Harry ins Bett gelegt hatte, entfuhr diesem ein markerschütternder Schrei und der eben noch Bewusstlose saß senkrecht im
Bett.
Er wimmerte, Tränen liefen über seine Wangen und seine Atmung ging wieder nur flatterhaft.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte er Draco an: "Was… Wieso… wieso bist du hier?" Das war alles, was der Schwarzhaarige zu Stande brachte.
"Ich kann ja wieder gehen.", knurrte der Blonde, machte jedoch des Weiteren nicht die kleinste Andeutung dies zu realisieren. "Potter, hör mir zu, okay?"
Zaghaftes Nicken.
"Gut. Also, ich tu dir nichts, okay?! Du musst mir vertrauen! Ich weiß, wie bescheuert das aus dem Mund deines Erzfeindes klingen mag, aber tu es einfach", redete Draco beruhigend auf den Gryffindor ein, welcher jetzt nicht mehr ganz so angespannt dasaß.
"Schon besser. So, jetzt lass dir bitte das Hemd ausziehen. Ich möchte mir gerne deinen Arm ansehen. Aber vorher…" Er wandte sich zum Fenster und öffnete es mit einem Wink seines Zauberstabes. "Accio Zaubertrankset."
Sofort flog eine große, hölzerne Truhe mit vielen, metallenen Verschlüssen auf den Slytherin zu und landete auf Harrys Bett. Jener schaute nun noch verwirrter drein.
Der Blonde grinste und zuckte nur mit den Schultern.
"Muggel-Kinder bekommen Chemie-Kästen zu Weihnachten, ich Zaubertranksets", erklärte er.
Der Schwarzhaarige regte sich immer noch nicht.
"Okay, Harry", sagte er sanft und im gleichen Augenblick stockte er leicht verwirrt.
Dies war das erste Mal, dass er ihn mit Vornamen ansprach und er selbst schien davon ebenso überrascht zu sein wie der Angesprochene selbst.
"Ich weiß, dass irgendetwas mit deinem Rücken nicht stimmt, also mach dir keine Sorgen, okay? Ich weiß Bescheid. Spätestens nach der Sache bei Binns im Unterricht war mir das klar. Und ich weiß auch, dass es sonst niemand weiß, sonst hätten Weasley und Granger dich niemals mit mir alleine gehen lassen. Aber ich bitte dich nochmals: Mach dir keine Sorgen. Ich werde es für mich behalten, okay? Vielleicht kann ich dir sogar helfen!"
Ungläubige Blicke trafen ihn, jedoch war Harry derzeit gar nicht in der Lage sich aktiv zur Wehr zu setzten, deswegen antwortete er nur: "Ich… ich…
okay."
Mehr konnte er nicht sagen, was nicht zuletzt an der Fürsorge seines größten Rivalen lag. Er hatte ihn sogar Harry genannt und er… er wollte ihm sogar wirklich helfen.
Der Gryffindor hatte es an Dracos Augen abgelesen, dass dieser die Wahrheit sprach, mit allem was er gesagt hatte. Widerstandslos lies er sich von dem Hemd befreien, unter welchem immer noch der Verband von heute morgen
versteckt war, allerdings mittlerweile völlig durchnässt an dem weißen Kleidungsstück hing.
"Harry, was.."
Diesmal war es an Draco sprachlos zu sein.
Bevor er weitersprach, griff er erstmal in sein Zaubertrankset, um den Schwarzhaarigen zumindest schon mal von seinen offensichtlichen Schmerzen am rechten Arm zu befreien. Er holte eine kleine Phiole mit einer bräunlichen Flüssigkeit und einen kleinen Lappen hervor, den er mit dem Trank wässerte.
Vorsichtig fuhr der Blonde damit über die zu behandelnde Stelle und sofort verschwand die Wunde und mit ihr auch der Schmerz.
"So, schon viel besser. Und jetzt… darf ich mir deinen Rücken mal ansehen?",
fragte der Schlangenprinz und begann langsam die durchnässten Bandagen von Harrys Rücken zu nehmen, da der Befragte nur müde und hilflos den Kopf sinken lies.
Was Draco zu sehen bekam, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
Noch nie hatte er etwas so Furchtbares erblickt.
Vor Schreck ließ er sogar die Phiole, die er immer noch in der Hand hielt, fallen, woraufhin der Gryffindor erneut zusammenzuckte, die Arme vor der Brust verschränkte und zu zittern begann.
"Harry, das… das ist ja furchtbar!", entfuhr es dem Blonden. "Wer… wer hat dir das angetan? Und… wie?"
Der Verletzte deutete nur stumm auf ein aufgeschlagenes Buch neben seinem Bett, nach welchem Draco sofort griff und nachlas, was Harry bereits vor einiger Zeit mit Dobbys Hilfe in Erfahrung bringen konnte.
Der Slytherin schauderte.
*Wer in Dreiteufelsnamen tut so etwas?!*
Dann wandte er sich wieder dem Jungen vor ihm zu und flüsterte beruhigend:
"Hey, ganz ruhig, okay? Ich werde jetzt den Kamillentee vorbereiten, damit wir deine Wunden auswaschen können. Was meinst du? Danach sehen wir weiter.
Ich muss nur eben irgendwo die Blütenblätter auftreiben."
Gerade als der Grauäugige aufstehen wollte , wurde er sofort wieder zurück in die Laken gezogen, denn Harry hatte sich erneut an seiner Robe festgeklammert.
"Da." Der Junge deutete auf einen kleinen, eher unscheinbaren Apothekenschrank, der neben der Tür hing.
Der Blonde nickte und schritt auf jenen zu, nachdem der Gryffindor seinen Griff gelockert hatte.
In der kleinen Küche brühte er schließlich den Tee auf, welcher jetzt noch exakt acht Minuten zu ziehen hatte und dann auf Zimmertemperatur abzukühlen war.
Während er auf der Arbeitsfläche herumwerkelte, wurde er von einem sichtlich verwunderten Harry beobachtet.
Lächelnd schüttelte Draco den Kopf.
"Du hast ihn nie ziehen lassen, nicht wahr?"
Kopfschütteln.
"Nun, du musst wissen, dass es mit Tee wie mit Zaubertränken ist… Du musst dich exakt ans Rezept halten, sonst wirken sie nicht, oder nur minder gut.
Deswegen sieht dein Rücken auch noch so schlimm aus , weißt du. Aber mach dir keine Sogen, jetzt bin ich ja da. Bald wird es dir besser gehen", redete er sanft auf seinen Schützling ein und streichelte jenem zärtlich über die Wange, an welcher erneut Tränen hinabliefen.
"D… Draco?"
"Ja, Harry?"
"Bl… Bleibst du bei mir?", fragte der Schwarzhaarige zitternd, sich davor fürchtend, dass er erneut von seinen Träumen überlistet wurde.
"Aber natürlich. Ich kann dich doch nicht so hier alleine lassen!", beruhigte Draco ihn, woraufhin ein kleines Lächeln über Harrys Lippen huschte.
Er seufzte und lehnte sich an die Schulter seines ehemaligen Erzfeindes.
Draco war einfach nur froh, dass er der armen Seele helfen konnte. Und dabei war es ihm völlig egal, dass es sich hier gerade seinem größten Rivalen
handelte.
"Hey, ich muss jetzt den Tee abseihen. Bin gleich wieder da", versprach der Blonde und war auch tatsächlich keine Minute später mit der bereits magisch abgekühlten Flüssigkeit wieder an Harrys Bett.
"So, du hast sicherlich einen Schwamm benutzt, nicht wahr?", fragte Draco vorsichtig.
Harry nickte und machte Anstalten, jenen mit einem `Accio´ herzurufen, doch
der Slytherin verhinderte dies, indem er sanft den Zaubererarm des Gryffindors zurück in die Kissen drückte.
"Tzetze, also ehrlich. Erstens solltest du in deinem Zustand keine Magie wirken, das ist viel zu gefährlich und zweitens ist ein Schwamm doch viel zu rau, um solche Wunden wie die deinen zu säubern. Du bist echt nicht gut
in Zaubertränke, nicht wahr?", fragte er leicht grinsend.
Erneutes Kopfschütteln.
"Na ja, ist ja jetzt auch egal. Hab ja meinen Kasten hier", erklärte Draco und zog ein weiches, vollkommen steriles, weißes Baumwolltuch aus seiner Holztruhe. Jenes tränkte er nun mit dem Kamillentee und tupfte damit
ganz sanft Harrys Rücken ab, welcher bei jeder Berührung erneut leicht zusammenzuckte.
Der Schwarzhaarige konnte es kaum fassen.
Er saß hier, im Raum der Wünsche, zusammen mit seinem jahrelangen Erzfeind, welcher sich fürsorglich ihm und seiner Wunden annahm.
Der Junge hätte nie gedacht, dass in dem allseits bekannten Eisprinzen von Slytherin ein so guter Mensch steckte.
Ja, er war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt schon einmal jemanden getroffen hatte, der so… gut, hilfsbereit und ja, eben fürsorglich war.
Und Harry wusste, dass Draco alles, was er ihm erzählt hatte, absolut ehrlich und so wie er es ausgesprochen hatte meinte, denn das war einer der Gaben, die der Schwarzhaarige mit in die Wiege gelegt bekommen hatte:
Der Gryffindor konnte an Hand eines Blicks in die Augen seines Gegenübers deren Gefühle ausfindig machen und somit Lüge und Wahrheit voneinander
trennen.
Nachdem seine Wunden versorgt waren, fühlte Harry sich auch schon gleich besser.
Ihm war, als hätte ihm jemand eine große Last von den Schultern genommen.
Er fühlte sich nicht mehr allein.
Bei diesem Gedanken legte sich ein zartes Lächeln auf seine Lippen.
Irgendwie kam es dem Schwarzhaarigen jedoch immer noch absurd vor. Denn schließlich saß er mit Malfoy in seinem Privatbereich, in den er nie zuvor jemanden mitgenommen hatte. Nicht einmal Ron und Hermine!
*Okay, wenn ich genau bin, hat er mich sogar hierhin mitgenommen… War ja grade nicht wirklich anwesend…*
Dieser Gedanke brachte den jungen Zauberer erneut zum Grübeln.
*Aber… das heißt ja, dass ich schon irgendwie gewollt habe, dass er mich hierher begleitet… Seltsam… Obwohl… Eigentlich gar nicht… Ist ja nicht so, dass ich ihn wirklich hasse… Ich mein, als ich ihn das erste Mal bei Madame Malkins traf, fand ich ihn immerhin auf Anhieb total sympathisch…
Fühlte mich sicher, weil er sich schließlich in dieser Welt auskannte und er mir erklärte, wie das alles so funktioniert… Ich hatte davon ja keinen blassen
Schimmer! Für mich war das alles einfach nur neu und fremd… Wieso musste er bloß direkt am ersten Schultag meine gerade erst neu gewonnenen Freunde - und dazu noch meine ersten überhaupt - beleidigen?! Hm… ich frage mich, was wohl aus uns geworden wäre, wenn es damals anders gelaufen wäre… Vermutlich wäre ich wirklich in Slytherin gelandet.*
Harry musste nun grinsen und lies seinen Blick zu Draco schweifen, welcher nun dabei war, einen Trank zu brauen, was den Gryffindor allerdings verwirrte, da ihm nicht ganz klar war wieso der Blonde dies tat.
"Draco?", fragte er und fand, dass es immer noch seltsam war, jenen beim Vornamen zu nennen.
"Was machst du da?"
"Das ist ein Trank, der dir zu einem traumlosen Schlaf verhelfen wird. Denn während eines ruhigen Schlafs wird dein Rücken viel besser heilen, da dein Stoffwechsel weniger arbeitet und somit für den Regenerierungsprozess mehr Energie übrig bleibt", erklärte dieser fachmännisch und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu:
"Außerdem ist mir schon vor einiger Zeit aufgefallen,
dass du nie ausgeschlafen bist, falls du überhaupt mal richtig schläfst, was ich bezweifle… Weißt du… ich kenne das… Meine Eltern sind, wie du sicherlich weißt, Todesser.
Ach, und bevor ich weiter rede: Ich übrigens nicht und ich habe auch nicht vor einer von diesen abscheulichen, mordlüsternen Tieren zu werden!"
Harry konnte ein kaum zu unterdrückendes Beben in der Stimme des Slytherins wahrnehmen, was ihn davon überzeugte, dass Draco die Wahrheit sprach.
Dieser wunderte sich seinerseits über sich selbst, dass er dem Gryffindor all dies über sich erzählte und auch noch dazu bereit war, noch mehr von sich preiszugeben.
Aus irgendeinem Grund vertraute er Harry.
Es fühlte sich auch seltsamerweise nicht falsch an. Eher im Gegenteil. Er fühlte sich hier, im Raum der Wünsche und noch dazu mit Harry Potter, einfach wohl.
Und deshalb erzählte der Blonde auch einfach weiter, ohne zu realisieren, dass der Schwarzhaarige gemerkt hatte, dass jener kurz zweifelte.
"Na ja, jedenfalls muss ich den Trank zu Hause oft brauen - er heißt übrigens Mea Noctus - , weil meine Eltern wegen Albträumen nur sehr schlecht schlafen können, weil Voldemort diese kontrolliert… Und selbst wenn er‘s mal
nicht tut, können sie nicht richtig schlafen…"
Harry vernahm nun die Trauer, die in Draco plötzlich zum Vorschein kam und
wollte gerade etwas sagen, als dieser mit seiner Erläuterung fortfuhr. "Also habe ich mir gedacht, dass Voldemort, wenn er schon die Träume seiner Anhänger beobachtet, es absolut unwahrscheinlich ist, dass er nicht auch versucht, die seines größten Feindes zu kontrollieren."
Der Gryffindor war sprachlos. Nicht zuletzt, weil Draco Voldemorts Namen aussprach, sondern auch, weil er so frei heraus zu ihm über seine Familie sprach. Da er aber auf jene vorerst nicht genauer eingehen wollte, weil er
ja gerade gesehen hatte, was für Gefühle dies bei dem Jungen hervorrief, fragte er nur verdutzt:
"Du…du nennst Voldemort beim Namen?"
"Ja. Meiner Meinung nach ist es nur ein Name so wie jeder andere auch. Wieso sollte ich also Angst davor haben ihn auszusprechen? Außerdem… was ist denn bitte schön schon ein Name?! Die Person, die sich dort hinter verbirgt ist
doch entscheidend."
Harry vernahm ein leichtes Kribbeln in der Magengegend. Das war genau das, was er meinte! Das was ihn an der Welt und den Menschen in ihr so sehr störte!
"Ja! Genau das sage ich Ron und Hermine auch immer… Aber irgendwie zucken sie trotzdem immer zusammen, wenn ich Voldemorts Namen sage…"
Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern, bereute dies jedoch schnell, da er erneut einen stechenden Schmerz in der Schultergegend vernahm. Es handelte sich um die Stelle, die er nie säubern konnte, da er einfach nicht
dran kam…
Natürlich blieb dessen Reaktion nicht unbemerkt, sodass der Draco erneut in seine Holztruhe griff und eine gläserne Dose herauszog, in der sich eine gelbliche, golden schimmernde Salbe befand.
"Hm… ich denke, dass der Tee jetzt endgültig eingezogen ist und genug Luft
an deine Wunden gekommen ist. Damit du wieder schmerzfrei auf dem Rücken liegen kannst, werde ich dir jetzt etwas Ringelblumensalbe darauf verteilen und anschließend kommt dann noch ein Verband drüber, damit du dein Bett nicht
einsaust. Zusammen wirkt das dann wie eine Art Polster und es fühlt sich so an, als würdest du auf Gel liegen."
Behutsam begann er die Paste auf Harrys Rücken aufzutragen, immer darauf bedacht, jenem möglichst wenig Schmerzen zu bereiten.
Der Gryffindor lies sich dies anstandslos gefallen und versank erneut in seinen Überlegungen.
Da waren so viele Fragen in seinem Kopf, die er Draco so gerne stellen würde!
Jetzt wo sie keine Feinde mehr waren - und das hoffentlich auch so bleiben würde! - war er neugierig darauf zu erfahren, wer der blonde Junge vor ihm wirklich war, der ihn bereits bei ihrem ersten Treffen so fasziniert hatte.
Und wer weiß, vielleicht konnten sie ja jetzt sogar Freunde werden?
Denn eins stand für Harry fest: *Draco spielt nur eine Rolle. Die Rolle des Eisprinzen Slytherins.*
Er seufzte.
Zu gerne würde er mehr über diesen rätselhaften Jungen wissen:
Warum hatte er damals seine Freunde beleidigt?
Wieso spielte er diese Rolle?
Hatte es etwas mit seinen Eltern zu tun?
Warum waren diese Todesser? Und das auch noch freiwillig! Stopp, waren sie das?
Wie der Blonde selbst zum Dunklen Lord stand, wusste der Gryffindor ja jetzt, aber es gab da noch etwas, dass ihm auf der Zunge brannte:
"Dass du dich gut mit Zaubertränken auskennst, wusste ich ja, aber wie kommt es, dass du so umfangreiche Medizin-kenntnisse hast?"
Der Blonde grinste.
"Um ehrlich zu sein… ich will Heiler werden. Hättest du nicht gedacht, oder?
Es ist so, ich helfe anderen einfach gerne, auch wenn das viele nicht wirklich mitkriegen… Außerdem habe ich dann das Gefühl, etwas Gutes zu tun, auch wenn es nicht viel ist. Dass ich dabei meine Leidenschaft für Tränke und andere Heilmittel voll ausleben darf, macht die ganze Sache für mich natürlich nur noch erstrebenswerter!"
So schnell, wie Harry ein begeistertes Funkeln in Dracos Augen sehen konnte, so schnell verdunkelte sich dessen Miene plötzlich:
"Wenn du das wem erzählst, bist du tot!"
Natürlich war das nicht ganz ernst gemeint, was Harry anhand von Dracos hochgezogenen, rechten Augenbraue, die des öfteren mal in die Höhe schnellte, wie der Gryffindor schon sehr früh herausgefunden hatte, auch erkannte.
"Hey, mach dir keine Sorgen! Ich kann mir schon vorstellen, wie dein Vater darauf reagieren würde, wenn er erfährt, dass sein einziger Sohn kein ehrenwerter Todesser, sonders Heiler werden will. Aber ganz ehrlich? Ich finds klasse! Und außerdem.." Kurzes Zögern. "...habe ich irgendwie eh nie geglaubt, dass du ein schlechter Mensch bist…", nuschelte der Schwarzhaarige.
"Ist… ist das dein Ernst?"
"Sonst hätte ichs nicht gesagt, oder?"
Als Harry ein freudiges Glitzern in Dracos sturmgrauen Augen - die dem Gryffindor von Minute zu Minute mehr gefielen, was er jedoch nicht bewusst wahrnahm, fügte er noch mit einem verschmitzten Lächeln hinzu:
"Sag mal, wieso haben wir uns eigentlich bis dato so sehr bekriegt? Ich meine, ist doch schon komisch, oder? Schließlich sitzen wir grade auch ganz friedlich beieinander und gehen uns nicht an die Gurgel, so wie sonst immer…"
Dracos zog automatisch seine rechte Augenbraue in die Höhe, eine seiner kleinen Marotten, die ihn immer wieder befiel, wenn er erstaunt oder entzückt war, oder er wieder irgendetwas ausheckte.
"Stimmt. Gute Frage. Als wir uns das erste Mal trafen - weißt du noch bei Madame Malkins? - da mochte ich dich sogar. Du warst mir auf Anhieb sympathisch", er musste kichern. Er konnte es sich einfach nicht verkneifen.
"Außerdem hast du tierisch witzig ausgeschaut, als du so verloren auf dem Hocker gestanden hast, alles um dich herum genau beobachtend. Du hast es kaum fassen können, dass du von fliegenden Nadeln und Maßbändern umgeben
warst! Na ja, war ja auch alles vollkommen neu für dich."
Bei diesem Gedanken musste Draco wieder lächeln, denn der damals schon kleine Gryffindor hatte einfach zu niedlich ausgesehen, wie er da stand und alles mit neugierigem Funkeln in den Augen um sich herum beobachtet hatte.
*Wieso erzähle ich ihm das eigentlich? Ist ja voll peinlich!*
Doch bevor der leicht errötete Slytehrin eine Antwort darauf finden konnte, unterbrach Harry ihn:
"Das solltest du öfter machen."
"Hm? Was?"
"Lächeln", meinte der Schwarzhaarige schlicht mit einem Lächeln auf den Lippen.
"Meinst du? Ich weiß nicht… Würde nicht wirklich zum Image des Eisprinzen von Slytherin passen, findest du nicht?", grinste nun auch Draco.
Eine Weile sahen die beiden sich einfach nur stumm an.
"Ich wusste es!" Der Gryffindor meldete sich zuerst wieder mit Worten.
"Was wusstest du?", fragte der Blonde daraufhin sichtlich interessiert, da seine rechte Augenbraue abermals ihren Weg nach oben fand.
"Dass du nur eine Rolle spielst. Die Rolle des Eisprinzen Slytherins eben, wie du‘s gerade so treffend formuliert hast. Aber eins muss ich dir ja lassen…"
Verschmitztes Grinsen. "Du beherrschst sie perfekt. Aber mal ehrlich: Gefällt dir das so? Ich weiß ja nicht…"
Bei diesen Worten senkte der Junge den Blick.
"Also ich hasse es, ständig meine Maske des Goldjungen Gryffindors zu tragen… Alle erwarten von mir, dass ich den großen Held spiele und Voldemort töte. Dabei will ich das gar nicht! Ich will niemanden töten! Und Auror
werden wollte ich auch nie! Das alles hat Dumbledore mir eingeredet…
Es ist, als hätte ich gar nicht das Recht, mir eine eigene Zukunft auszusuchen oder eigene Entscheidungen zu treffen.
Bei dir ist es sicher ähnlich… Am besten wirst du Todesser, übst dich fleißig in Schwarzer Magie und tötest dann Harry Potter, den großen Held der Zaubererwelt…"
Nun musste Harry doch wieder kichern.
"Stell dir mal vor, wie blöd die gucken würde, wenn wir denen nen Strich durch ihre perfekt ausgeklügelten Rechnungen machen würden, indem wir beide einfach mal nicht das tun, was man von uns erwartet!"
Jetzt musste auch Draco lachen.
"Die Gesichter würde ich gern sehen!"
Doch sogleich wurde der Slytherin auch wieder ernst und seine Augen verrieten dem Gryffindor erneut, dass ihn etwas traurig machte. Zu gern wüsste er, was genau das war. Vielleicht könnte er ihm ja dann helfen?
"Allerdings… ist das alles leider gar nicht so einfach…", fuhr der Blonde nun bedrückt fort.
Da Harry jenen zu nichts drängen wollte, da er ähnliche Probleme hatte, Menschen zu vertrauen und über seine Sorgen zu reden, winkte er nur ab: "Hör mal, du musst mir nichts erzählen, was du nicht willst, okay? Ich bin dir
deswegen keinesfalls böse. Ich selbst brauche eigentlich auch immer recht lange, bis ich jemandem hundertprozentig vertraue… Aber dennoch würde ich dich gerne um eins bitten…"
Der Slytherin schaute zu seinem Gegenüber auf und war von dessen Verständnis absolut gerührt, was ihn dazu veranlasste, einen großen Respekt vor seinem einstigen Feind zu entwickeln. Dies blieb dem Schwarzhaarigen natürlich nicht unbemerkt und deshalb fuhr er schmunzelnd fort:
"Erinnerst du dich an unseren ersten Tag hier in Hogwarts? Als du mir deine Freundschaft angeboten hast? Damals habe ich sie dir abgeschlagen, was ich heute wirklich bereue. Und deswegen möchte ich dir jetzt meine Freundschaft anbieten, denn in dir steckt echt ein guter Mensch, der nur leider viel zu selten Tageslicht erblicken darf, was ich übrigens sehr schade finde! Außerdem muss ich zugeben, dass ich dich nach unserem heutigen Gespräch eigentlich immer noch genauso sympathisch finde, wie bei unserer ersten Begegnung."
Diese Worte zauberten einen Hauch Röte auf Harrys Wangen, wovon dieser dich allerdings nicht beirren ließ und dem Größeren demonstrativ seine geöffnete, linke Hand entgegenstreckte, welche schließlich die Hand des Herzens und somit bestens dafür geeignet war, um neue Freund-schaften zu schließen.
Mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund starrte der Slytherin den Schwarzhaarigen an.
Dieser hatte ihm gerade tatsächlich seine Freundschaft angeboten!
Er konnte es kaum fassen!
Mehr hatte er doch nie von diesem für sein Alter viel zu kleinen Jungen erwartet.
Einfach nur ehrliche Freundschaft.
Draco fühlte sich, als würde ein ganzer Schwarm Schmetterlinge durch seine Eingeweide flattern und fühlte sich völlig berauscht von dem nun in ihm aufkeimenden Glücksgfühl, dass seine Adern zu durchströmen schien.
Mit glänzenden Augen führte er seine linke Hand zu der des Gryffindors, um jene mit der seinen zu versiegeln.
Harry konnte dem Slytherin dieses Gefühl absolut nicht zum Vorwurf machen, da er selbst sich ganz ähnlich fühlte.
Ihm war, als hätte er etwas wieder gefunden, was er vor sehr langer Zeit verloren hatte.
Etwas, dass ihm seitdem in seinem Leben schmerzlich gefehlt und was er verzweifelt vermisst hatte.
*Gut, dass er nicht weiß, dass ich seine Gefühle quasi sehen kann… Das wäre ihm sicher peinlich… Aber komisch ist es schon… Seine Emotionen nehme ich viel stärker wahr, als die anderer Leute…*
Langsam bewegte Draco seinen Schützling in Richtung Bett, um ihn dort abzulegen.
Nicht, dass jener besonders schwer war; eher das Gegenteil war der Fall.
Doch gerade als der Slytherin Harry ins Bett gelegt hatte, entfuhr diesem ein markerschütternder Schrei und der eben noch Bewusstlose saß senkrecht im
Bett.
Er wimmerte, Tränen liefen über seine Wangen und seine Atmung ging wieder nur flatterhaft.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte er Draco an: "Was… Wieso… wieso bist du hier?" Das war alles, was der Schwarzhaarige zu Stande brachte.
"Ich kann ja wieder gehen.", knurrte der Blonde, machte jedoch des Weiteren nicht die kleinste Andeutung dies zu realisieren. "Potter, hör mir zu, okay?"
Zaghaftes Nicken.
"Gut. Also, ich tu dir nichts, okay?! Du musst mir vertrauen! Ich weiß, wie bescheuert das aus dem Mund deines Erzfeindes klingen mag, aber tu es einfach", redete Draco beruhigend auf den Gryffindor ein, welcher jetzt nicht mehr ganz so angespannt dasaß.
"Schon besser. So, jetzt lass dir bitte das Hemd ausziehen. Ich möchte mir gerne deinen Arm ansehen. Aber vorher…" Er wandte sich zum Fenster und öffnete es mit einem Wink seines Zauberstabes. "Accio Zaubertrankset."
Sofort flog eine große, hölzerne Truhe mit vielen, metallenen Verschlüssen auf den Slytherin zu und landete auf Harrys Bett. Jener schaute nun noch verwirrter drein.
Der Blonde grinste und zuckte nur mit den Schultern.
"Muggel-Kinder bekommen Chemie-Kästen zu Weihnachten, ich Zaubertranksets", erklärte er.
Der Schwarzhaarige regte sich immer noch nicht.
"Okay, Harry", sagte er sanft und im gleichen Augenblick stockte er leicht verwirrt.
Dies war das erste Mal, dass er ihn mit Vornamen ansprach und er selbst schien davon ebenso überrascht zu sein wie der Angesprochene selbst.
"Ich weiß, dass irgendetwas mit deinem Rücken nicht stimmt, also mach dir keine Sorgen, okay? Ich weiß Bescheid. Spätestens nach der Sache bei Binns im Unterricht war mir das klar. Und ich weiß auch, dass es sonst niemand weiß, sonst hätten Weasley und Granger dich niemals mit mir alleine gehen lassen. Aber ich bitte dich nochmals: Mach dir keine Sorgen. Ich werde es für mich behalten, okay? Vielleicht kann ich dir sogar helfen!"
Ungläubige Blicke trafen ihn, jedoch war Harry derzeit gar nicht in der Lage sich aktiv zur Wehr zu setzten, deswegen antwortete er nur: "Ich… ich…
okay."
Mehr konnte er nicht sagen, was nicht zuletzt an der Fürsorge seines größten Rivalen lag. Er hatte ihn sogar Harry genannt und er… er wollte ihm sogar wirklich helfen.
Der Gryffindor hatte es an Dracos Augen abgelesen, dass dieser die Wahrheit sprach, mit allem was er gesagt hatte. Widerstandslos lies er sich von dem Hemd befreien, unter welchem immer noch der Verband von heute morgen
versteckt war, allerdings mittlerweile völlig durchnässt an dem weißen Kleidungsstück hing.
"Harry, was.."
Diesmal war es an Draco sprachlos zu sein.
Bevor er weitersprach, griff er erstmal in sein Zaubertrankset, um den Schwarzhaarigen zumindest schon mal von seinen offensichtlichen Schmerzen am rechten Arm zu befreien. Er holte eine kleine Phiole mit einer bräunlichen Flüssigkeit und einen kleinen Lappen hervor, den er mit dem Trank wässerte.
Vorsichtig fuhr der Blonde damit über die zu behandelnde Stelle und sofort verschwand die Wunde und mit ihr auch der Schmerz.
"So, schon viel besser. Und jetzt… darf ich mir deinen Rücken mal ansehen?",
fragte der Schlangenprinz und begann langsam die durchnässten Bandagen von Harrys Rücken zu nehmen, da der Befragte nur müde und hilflos den Kopf sinken lies.
Was Draco zu sehen bekam, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
Noch nie hatte er etwas so Furchtbares erblickt.
Vor Schreck ließ er sogar die Phiole, die er immer noch in der Hand hielt, fallen, woraufhin der Gryffindor erneut zusammenzuckte, die Arme vor der Brust verschränkte und zu zittern begann.
"Harry, das… das ist ja furchtbar!", entfuhr es dem Blonden. "Wer… wer hat dir das angetan? Und… wie?"
Der Verletzte deutete nur stumm auf ein aufgeschlagenes Buch neben seinem Bett, nach welchem Draco sofort griff und nachlas, was Harry bereits vor einiger Zeit mit Dobbys Hilfe in Erfahrung bringen konnte.
Der Slytherin schauderte.
*Wer in Dreiteufelsnamen tut so etwas?!*
Dann wandte er sich wieder dem Jungen vor ihm zu und flüsterte beruhigend:
"Hey, ganz ruhig, okay? Ich werde jetzt den Kamillentee vorbereiten, damit wir deine Wunden auswaschen können. Was meinst du? Danach sehen wir weiter.
Ich muss nur eben irgendwo die Blütenblätter auftreiben."
Gerade als der Grauäugige aufstehen wollte , wurde er sofort wieder zurück in die Laken gezogen, denn Harry hatte sich erneut an seiner Robe festgeklammert.
"Da." Der Junge deutete auf einen kleinen, eher unscheinbaren Apothekenschrank, der neben der Tür hing.
Der Blonde nickte und schritt auf jenen zu, nachdem der Gryffindor seinen Griff gelockert hatte.
In der kleinen Küche brühte er schließlich den Tee auf, welcher jetzt noch exakt acht Minuten zu ziehen hatte und dann auf Zimmertemperatur abzukühlen war.
Während er auf der Arbeitsfläche herumwerkelte, wurde er von einem sichtlich verwunderten Harry beobachtet.
Lächelnd schüttelte Draco den Kopf.
"Du hast ihn nie ziehen lassen, nicht wahr?"
Kopfschütteln.
"Nun, du musst wissen, dass es mit Tee wie mit Zaubertränken ist… Du musst dich exakt ans Rezept halten, sonst wirken sie nicht, oder nur minder gut.
Deswegen sieht dein Rücken auch noch so schlimm aus , weißt du. Aber mach dir keine Sogen, jetzt bin ich ja da. Bald wird es dir besser gehen", redete er sanft auf seinen Schützling ein und streichelte jenem zärtlich über die Wange, an welcher erneut Tränen hinabliefen.
"D… Draco?"
"Ja, Harry?"
"Bl… Bleibst du bei mir?", fragte der Schwarzhaarige zitternd, sich davor fürchtend, dass er erneut von seinen Träumen überlistet wurde.
"Aber natürlich. Ich kann dich doch nicht so hier alleine lassen!", beruhigte Draco ihn, woraufhin ein kleines Lächeln über Harrys Lippen huschte.
Er seufzte und lehnte sich an die Schulter seines ehemaligen Erzfeindes.
Draco war einfach nur froh, dass er der armen Seele helfen konnte. Und dabei war es ihm völlig egal, dass es sich hier gerade seinem größten Rivalen
handelte.
"Hey, ich muss jetzt den Tee abseihen. Bin gleich wieder da", versprach der Blonde und war auch tatsächlich keine Minute später mit der bereits magisch abgekühlten Flüssigkeit wieder an Harrys Bett.
"So, du hast sicherlich einen Schwamm benutzt, nicht wahr?", fragte Draco vorsichtig.
Harry nickte und machte Anstalten, jenen mit einem `Accio´ herzurufen, doch
der Slytherin verhinderte dies, indem er sanft den Zaubererarm des Gryffindors zurück in die Kissen drückte.
"Tzetze, also ehrlich. Erstens solltest du in deinem Zustand keine Magie wirken, das ist viel zu gefährlich und zweitens ist ein Schwamm doch viel zu rau, um solche Wunden wie die deinen zu säubern. Du bist echt nicht gut
in Zaubertränke, nicht wahr?", fragte er leicht grinsend.
Erneutes Kopfschütteln.
"Na ja, ist ja jetzt auch egal. Hab ja meinen Kasten hier", erklärte Draco und zog ein weiches, vollkommen steriles, weißes Baumwolltuch aus seiner Holztruhe. Jenes tränkte er nun mit dem Kamillentee und tupfte damit
ganz sanft Harrys Rücken ab, welcher bei jeder Berührung erneut leicht zusammenzuckte.
Der Schwarzhaarige konnte es kaum fassen.
Er saß hier, im Raum der Wünsche, zusammen mit seinem jahrelangen Erzfeind, welcher sich fürsorglich ihm und seiner Wunden annahm.
Der Junge hätte nie gedacht, dass in dem allseits bekannten Eisprinzen von Slytherin ein so guter Mensch steckte.
Ja, er war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt schon einmal jemanden getroffen hatte, der so… gut, hilfsbereit und ja, eben fürsorglich war.
Und Harry wusste, dass Draco alles, was er ihm erzählt hatte, absolut ehrlich und so wie er es ausgesprochen hatte meinte, denn das war einer der Gaben, die der Schwarzhaarige mit in die Wiege gelegt bekommen hatte:
Der Gryffindor konnte an Hand eines Blicks in die Augen seines Gegenübers deren Gefühle ausfindig machen und somit Lüge und Wahrheit voneinander
trennen.
Nachdem seine Wunden versorgt waren, fühlte Harry sich auch schon gleich besser.
Ihm war, als hätte ihm jemand eine große Last von den Schultern genommen.
Er fühlte sich nicht mehr allein.
Bei diesem Gedanken legte sich ein zartes Lächeln auf seine Lippen.
Irgendwie kam es dem Schwarzhaarigen jedoch immer noch absurd vor. Denn schließlich saß er mit Malfoy in seinem Privatbereich, in den er nie zuvor jemanden mitgenommen hatte. Nicht einmal Ron und Hermine!
*Okay, wenn ich genau bin, hat er mich sogar hierhin mitgenommen… War ja grade nicht wirklich anwesend…*
Dieser Gedanke brachte den jungen Zauberer erneut zum Grübeln.
*Aber… das heißt ja, dass ich schon irgendwie gewollt habe, dass er mich hierher begleitet… Seltsam… Obwohl… Eigentlich gar nicht… Ist ja nicht so, dass ich ihn wirklich hasse… Ich mein, als ich ihn das erste Mal bei Madame Malkins traf, fand ich ihn immerhin auf Anhieb total sympathisch…
Fühlte mich sicher, weil er sich schließlich in dieser Welt auskannte und er mir erklärte, wie das alles so funktioniert… Ich hatte davon ja keinen blassen
Schimmer! Für mich war das alles einfach nur neu und fremd… Wieso musste er bloß direkt am ersten Schultag meine gerade erst neu gewonnenen Freunde - und dazu noch meine ersten überhaupt - beleidigen?! Hm… ich frage mich, was wohl aus uns geworden wäre, wenn es damals anders gelaufen wäre… Vermutlich wäre ich wirklich in Slytherin gelandet.*
Harry musste nun grinsen und lies seinen Blick zu Draco schweifen, welcher nun dabei war, einen Trank zu brauen, was den Gryffindor allerdings verwirrte, da ihm nicht ganz klar war wieso der Blonde dies tat.
"Draco?", fragte er und fand, dass es immer noch seltsam war, jenen beim Vornamen zu nennen.
"Was machst du da?"
"Das ist ein Trank, der dir zu einem traumlosen Schlaf verhelfen wird. Denn während eines ruhigen Schlafs wird dein Rücken viel besser heilen, da dein Stoffwechsel weniger arbeitet und somit für den Regenerierungsprozess mehr Energie übrig bleibt", erklärte dieser fachmännisch und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu:
"Außerdem ist mir schon vor einiger Zeit aufgefallen,
dass du nie ausgeschlafen bist, falls du überhaupt mal richtig schläfst, was ich bezweifle… Weißt du… ich kenne das… Meine Eltern sind, wie du sicherlich weißt, Todesser.
Ach, und bevor ich weiter rede: Ich übrigens nicht und ich habe auch nicht vor einer von diesen abscheulichen, mordlüsternen Tieren zu werden!"
Harry konnte ein kaum zu unterdrückendes Beben in der Stimme des Slytherins wahrnehmen, was ihn davon überzeugte, dass Draco die Wahrheit sprach.
Dieser wunderte sich seinerseits über sich selbst, dass er dem Gryffindor all dies über sich erzählte und auch noch dazu bereit war, noch mehr von sich preiszugeben.
Aus irgendeinem Grund vertraute er Harry.
Es fühlte sich auch seltsamerweise nicht falsch an. Eher im Gegenteil. Er fühlte sich hier, im Raum der Wünsche und noch dazu mit Harry Potter, einfach wohl.
Und deshalb erzählte der Blonde auch einfach weiter, ohne zu realisieren, dass der Schwarzhaarige gemerkt hatte, dass jener kurz zweifelte.
"Na ja, jedenfalls muss ich den Trank zu Hause oft brauen - er heißt übrigens Mea Noctus - , weil meine Eltern wegen Albträumen nur sehr schlecht schlafen können, weil Voldemort diese kontrolliert… Und selbst wenn er‘s mal
nicht tut, können sie nicht richtig schlafen…"
Harry vernahm nun die Trauer, die in Draco plötzlich zum Vorschein kam und
wollte gerade etwas sagen, als dieser mit seiner Erläuterung fortfuhr. "Also habe ich mir gedacht, dass Voldemort, wenn er schon die Träume seiner Anhänger beobachtet, es absolut unwahrscheinlich ist, dass er nicht auch versucht, die seines größten Feindes zu kontrollieren."
Der Gryffindor war sprachlos. Nicht zuletzt, weil Draco Voldemorts Namen aussprach, sondern auch, weil er so frei heraus zu ihm über seine Familie sprach. Da er aber auf jene vorerst nicht genauer eingehen wollte, weil er
ja gerade gesehen hatte, was für Gefühle dies bei dem Jungen hervorrief, fragte er nur verdutzt:
"Du…du nennst Voldemort beim Namen?"
"Ja. Meiner Meinung nach ist es nur ein Name so wie jeder andere auch. Wieso sollte ich also Angst davor haben ihn auszusprechen? Außerdem… was ist denn bitte schön schon ein Name?! Die Person, die sich dort hinter verbirgt ist
doch entscheidend."
Harry vernahm ein leichtes Kribbeln in der Magengegend. Das war genau das, was er meinte! Das was ihn an der Welt und den Menschen in ihr so sehr störte!
"Ja! Genau das sage ich Ron und Hermine auch immer… Aber irgendwie zucken sie trotzdem immer zusammen, wenn ich Voldemorts Namen sage…"
Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern, bereute dies jedoch schnell, da er erneut einen stechenden Schmerz in der Schultergegend vernahm. Es handelte sich um die Stelle, die er nie säubern konnte, da er einfach nicht
dran kam…
Natürlich blieb dessen Reaktion nicht unbemerkt, sodass der Draco erneut in seine Holztruhe griff und eine gläserne Dose herauszog, in der sich eine gelbliche, golden schimmernde Salbe befand.
"Hm… ich denke, dass der Tee jetzt endgültig eingezogen ist und genug Luft
an deine Wunden gekommen ist. Damit du wieder schmerzfrei auf dem Rücken liegen kannst, werde ich dir jetzt etwas Ringelblumensalbe darauf verteilen und anschließend kommt dann noch ein Verband drüber, damit du dein Bett nicht
einsaust. Zusammen wirkt das dann wie eine Art Polster und es fühlt sich so an, als würdest du auf Gel liegen."
Behutsam begann er die Paste auf Harrys Rücken aufzutragen, immer darauf bedacht, jenem möglichst wenig Schmerzen zu bereiten.
Der Gryffindor lies sich dies anstandslos gefallen und versank erneut in seinen Überlegungen.
Da waren so viele Fragen in seinem Kopf, die er Draco so gerne stellen würde!
Jetzt wo sie keine Feinde mehr waren - und das hoffentlich auch so bleiben würde! - war er neugierig darauf zu erfahren, wer der blonde Junge vor ihm wirklich war, der ihn bereits bei ihrem ersten Treffen so fasziniert hatte.
Und wer weiß, vielleicht konnten sie ja jetzt sogar Freunde werden?
Denn eins stand für Harry fest: *Draco spielt nur eine Rolle. Die Rolle des Eisprinzen Slytherins.*
Er seufzte.
Zu gerne würde er mehr über diesen rätselhaften Jungen wissen:
Warum hatte er damals seine Freunde beleidigt?
Wieso spielte er diese Rolle?
Hatte es etwas mit seinen Eltern zu tun?
Warum waren diese Todesser? Und das auch noch freiwillig! Stopp, waren sie das?
Wie der Blonde selbst zum Dunklen Lord stand, wusste der Gryffindor ja jetzt, aber es gab da noch etwas, dass ihm auf der Zunge brannte:
"Dass du dich gut mit Zaubertränken auskennst, wusste ich ja, aber wie kommt es, dass du so umfangreiche Medizin-kenntnisse hast?"
Der Blonde grinste.
"Um ehrlich zu sein… ich will Heiler werden. Hättest du nicht gedacht, oder?
Es ist so, ich helfe anderen einfach gerne, auch wenn das viele nicht wirklich mitkriegen… Außerdem habe ich dann das Gefühl, etwas Gutes zu tun, auch wenn es nicht viel ist. Dass ich dabei meine Leidenschaft für Tränke und andere Heilmittel voll ausleben darf, macht die ganze Sache für mich natürlich nur noch erstrebenswerter!"
So schnell, wie Harry ein begeistertes Funkeln in Dracos Augen sehen konnte, so schnell verdunkelte sich dessen Miene plötzlich:
"Wenn du das wem erzählst, bist du tot!"
Natürlich war das nicht ganz ernst gemeint, was Harry anhand von Dracos hochgezogenen, rechten Augenbraue, die des öfteren mal in die Höhe schnellte, wie der Gryffindor schon sehr früh herausgefunden hatte, auch erkannte.
"Hey, mach dir keine Sorgen! Ich kann mir schon vorstellen, wie dein Vater darauf reagieren würde, wenn er erfährt, dass sein einziger Sohn kein ehrenwerter Todesser, sonders Heiler werden will. Aber ganz ehrlich? Ich finds klasse! Und außerdem.." Kurzes Zögern. "...habe ich irgendwie eh nie geglaubt, dass du ein schlechter Mensch bist…", nuschelte der Schwarzhaarige.
"Ist… ist das dein Ernst?"
"Sonst hätte ichs nicht gesagt, oder?"
Als Harry ein freudiges Glitzern in Dracos sturmgrauen Augen - die dem Gryffindor von Minute zu Minute mehr gefielen, was er jedoch nicht bewusst wahrnahm, fügte er noch mit einem verschmitzten Lächeln hinzu:
"Sag mal, wieso haben wir uns eigentlich bis dato so sehr bekriegt? Ich meine, ist doch schon komisch, oder? Schließlich sitzen wir grade auch ganz friedlich beieinander und gehen uns nicht an die Gurgel, so wie sonst immer…"
Dracos zog automatisch seine rechte Augenbraue in die Höhe, eine seiner kleinen Marotten, die ihn immer wieder befiel, wenn er erstaunt oder entzückt war, oder er wieder irgendetwas ausheckte.
"Stimmt. Gute Frage. Als wir uns das erste Mal trafen - weißt du noch bei Madame Malkins? - da mochte ich dich sogar. Du warst mir auf Anhieb sympathisch", er musste kichern. Er konnte es sich einfach nicht verkneifen.
"Außerdem hast du tierisch witzig ausgeschaut, als du so verloren auf dem Hocker gestanden hast, alles um dich herum genau beobachtend. Du hast es kaum fassen können, dass du von fliegenden Nadeln und Maßbändern umgeben
warst! Na ja, war ja auch alles vollkommen neu für dich."
Bei diesem Gedanken musste Draco wieder lächeln, denn der damals schon kleine Gryffindor hatte einfach zu niedlich ausgesehen, wie er da stand und alles mit neugierigem Funkeln in den Augen um sich herum beobachtet hatte.
*Wieso erzähle ich ihm das eigentlich? Ist ja voll peinlich!*
Doch bevor der leicht errötete Slytehrin eine Antwort darauf finden konnte, unterbrach Harry ihn:
"Das solltest du öfter machen."
"Hm? Was?"
"Lächeln", meinte der Schwarzhaarige schlicht mit einem Lächeln auf den Lippen.
"Meinst du? Ich weiß nicht… Würde nicht wirklich zum Image des Eisprinzen von Slytherin passen, findest du nicht?", grinste nun auch Draco.
Eine Weile sahen die beiden sich einfach nur stumm an.
"Ich wusste es!" Der Gryffindor meldete sich zuerst wieder mit Worten.
"Was wusstest du?", fragte der Blonde daraufhin sichtlich interessiert, da seine rechte Augenbraue abermals ihren Weg nach oben fand.
"Dass du nur eine Rolle spielst. Die Rolle des Eisprinzen Slytherins eben, wie du‘s gerade so treffend formuliert hast. Aber eins muss ich dir ja lassen…"
Verschmitztes Grinsen. "Du beherrschst sie perfekt. Aber mal ehrlich: Gefällt dir das so? Ich weiß ja nicht…"
Bei diesen Worten senkte der Junge den Blick.
"Also ich hasse es, ständig meine Maske des Goldjungen Gryffindors zu tragen… Alle erwarten von mir, dass ich den großen Held spiele und Voldemort töte. Dabei will ich das gar nicht! Ich will niemanden töten! Und Auror
werden wollte ich auch nie! Das alles hat Dumbledore mir eingeredet…
Es ist, als hätte ich gar nicht das Recht, mir eine eigene Zukunft auszusuchen oder eigene Entscheidungen zu treffen.
Bei dir ist es sicher ähnlich… Am besten wirst du Todesser, übst dich fleißig in Schwarzer Magie und tötest dann Harry Potter, den großen Held der Zaubererwelt…"
Nun musste Harry doch wieder kichern.
"Stell dir mal vor, wie blöd die gucken würde, wenn wir denen nen Strich durch ihre perfekt ausgeklügelten Rechnungen machen würden, indem wir beide einfach mal nicht das tun, was man von uns erwartet!"
Jetzt musste auch Draco lachen.
"Die Gesichter würde ich gern sehen!"
Doch sogleich wurde der Slytherin auch wieder ernst und seine Augen verrieten dem Gryffindor erneut, dass ihn etwas traurig machte. Zu gern wüsste er, was genau das war. Vielleicht könnte er ihm ja dann helfen?
"Allerdings… ist das alles leider gar nicht so einfach…", fuhr der Blonde nun bedrückt fort.
Da Harry jenen zu nichts drängen wollte, da er ähnliche Probleme hatte, Menschen zu vertrauen und über seine Sorgen zu reden, winkte er nur ab: "Hör mal, du musst mir nichts erzählen, was du nicht willst, okay? Ich bin dir
deswegen keinesfalls böse. Ich selbst brauche eigentlich auch immer recht lange, bis ich jemandem hundertprozentig vertraue… Aber dennoch würde ich dich gerne um eins bitten…"
Der Slytherin schaute zu seinem Gegenüber auf und war von dessen Verständnis absolut gerührt, was ihn dazu veranlasste, einen großen Respekt vor seinem einstigen Feind zu entwickeln. Dies blieb dem Schwarzhaarigen natürlich nicht unbemerkt und deshalb fuhr er schmunzelnd fort:
"Erinnerst du dich an unseren ersten Tag hier in Hogwarts? Als du mir deine Freundschaft angeboten hast? Damals habe ich sie dir abgeschlagen, was ich heute wirklich bereue. Und deswegen möchte ich dir jetzt meine Freundschaft anbieten, denn in dir steckt echt ein guter Mensch, der nur leider viel zu selten Tageslicht erblicken darf, was ich übrigens sehr schade finde! Außerdem muss ich zugeben, dass ich dich nach unserem heutigen Gespräch eigentlich immer noch genauso sympathisch finde, wie bei unserer ersten Begegnung."
Diese Worte zauberten einen Hauch Röte auf Harrys Wangen, wovon dieser dich allerdings nicht beirren ließ und dem Größeren demonstrativ seine geöffnete, linke Hand entgegenstreckte, welche schließlich die Hand des Herzens und somit bestens dafür geeignet war, um neue Freund-schaften zu schließen.
Mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund starrte der Slytherin den Schwarzhaarigen an.
Dieser hatte ihm gerade tatsächlich seine Freundschaft angeboten!
Er konnte es kaum fassen!
Mehr hatte er doch nie von diesem für sein Alter viel zu kleinen Jungen erwartet.
Einfach nur ehrliche Freundschaft.
Draco fühlte sich, als würde ein ganzer Schwarm Schmetterlinge durch seine Eingeweide flattern und fühlte sich völlig berauscht von dem nun in ihm aufkeimenden Glücksgfühl, dass seine Adern zu durchströmen schien.
Mit glänzenden Augen führte er seine linke Hand zu der des Gryffindors, um jene mit der seinen zu versiegeln.
Harry konnte dem Slytherin dieses Gefühl absolut nicht zum Vorwurf machen, da er selbst sich ganz ähnlich fühlte.
Ihm war, als hätte er etwas wieder gefunden, was er vor sehr langer Zeit verloren hatte.
Etwas, dass ihm seitdem in seinem Leben schmerzlich gefehlt und was er verzweifelt vermisst hatte.
*Gut, dass er nicht weiß, dass ich seine Gefühle quasi sehen kann… Das wäre ihm sicher peinlich… Aber komisch ist es schon… Seine Emotionen nehme ich viel stärker wahr, als die anderer Leute…*