Imaginations from the other Side
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German › Books
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Disclaimer:
I do not own the Forgotten Realms books. I do not make any money from the writing of this story.
Tag der Entscheidungen
Kapitel 5
- Tag der Entscheidungen -
Der Dolch presste sich gegen meine Rippen und ich wusste, dass er mich hier und jetzt töten würde, wenn ich ihm nicht klarmachte, dass ich auf seiner Seite war.
„So weit ist es schon, ich würde dir helfen und du verrätst mich“, knurrte er nur wütend.
„Nein, nein, ich bin nicht wie die anderen ... ebenso wenig wie Drizzt es ist“, flüsterte ich nur in der Hoffnung seinen Dolch stoppen zu können.
„Was weißt du schon von Drizzt? Er ist ein Mörder wie die anderen auch“, fauchte er. Ich sah ihn an und die Enttäuschung, der Hass und der Verlust waren nur zu deutlich in seinen Augen zu sehen. Ich lehnte mich vorsichtig nach vorne, auch wenn ich spürte, dass sein Dolch kein Stück zurückwich. So nahe beieinander verharrten wir für einen Moment und jeder etwaige Beobachter, mochte etwas ganze anderes sehen, als das was hier eigentlich passierte.
„Er ist nicht wie die anderen, denn er hat niemanden umgebracht. Die Einzigen, die er in dieser Nacht am liebsten getötet hätte, waren die anderen Drow in seiner Nähe“, raunte ich nur in sein Ohr.
Ich hörte wie er zischend Luft holte und der Dolch ein wenig von meinen Rippen zurück wich, doch nicht für lange.
„Woher weißt du das?“, fragte er bedrohlich.
Ja woher wusste ich das, aus einem Roman, in dem dieser ganze Irrsinn nichts weiter war als eine Geschichte, dachte ich mir nur verzweifelt.
„Drizzt hat im Schlaf geredet“, log ich, „auf der Reise quer durch das Unterreich habe ich oft in seiner Nähe geschlafen und gelegentlich hat er geredet.“
Er entfernte sich wieder ein Stück von mir und sah mir tief in die Augen.
„Warum erzählst du das nicht Malice?“, fragte er.
„Warum sollte ich? Malice ist es egal, ob ich lebe oder sterbe. Für sie bin ich nur ein unterhaltsames Zwischenspiel, weil ich Briza ein Dorn im Auge bin. Ich wette sie weiß bereits jetzt mehr, als gesund für mich ist. Sie wird mich töten, sobald ich für sie nicht mehr interessant bin oder aber sie ein Opfer für ihre Göttin braucht“, antwortete ich ruhig, denn ich wusste das es der Realität entsprach.
„Wenn du lügst ...“, knurrte er, doch ich unterbrach ihn.
„Wenn ich lüge, dann würde Drizzt jetzt bereits auf dem Altar liegen und ein Messer tief in seiner Brust haben. Dieses Haus hat die Gunst seiner Göttin verloren und lange wird es nicht mehr dauern bis Malice das merkt und dann muss einer von uns dafür sterben“, gab ich zurück.
Wieder schauten wir einander nur tief in die Augen und ich spürte wie er seinen Dolch wegnahm.
Zaknafein, glaubte ihr. Er sah in den Augen dieser jungen Frau keine Lüge und keine Falschheit. Sie hatte ihm gesagt, dass Drizzt niemand getötet hatte und er glaubte ihr, sein Herz wollte ihr glauben. Er musste mit seinem Sohn sprechen und das schnell. Wenn alles stimmte, was Nerdanel ihm erzählte, dann lief ihnen die Zeit davon. Sein Sohn und diese junge Frau, sie waren wie er, das fühlte und wusste, dass Malice keinen von beiden bekommen durfte, selbst wenn es hieß, dass er dafür sterben musste.
Plötzlich spürte er wie sich seine Nackenhaare aufstellten, etwas stimmte nicht. Jemand beobachtete sie. Schnell griff er nach Nerdanel, schlang beide Arme um sie und drehte sich mit ihr um.
Ich war überrascht, als ich spürte wie er mich plötzlich in seine Arme nahm. Wir drehten uns und er drückte mich dann gegen eine der Säulen, mit einem verschlagenen Lächeln auf den Lippen. Ich machte nur große Augen und fragte mich, was das jetzt werden sollte. Seine eine Hand strich über meine Wange und die andere fuhr über meine Seite hinunter bis zu meinem Bein. Er packte zu und
zog mein Bein nach oben bis es auf seiner Hüfte lag. Ich musste heftig schlucken, denn diese Position war überaus aufreizend. Sein Körper drückte sich gegen den meinen und in meinem Bauch begann es augenblicklich heftig zu kribbeln. Und als er mich schließlich leidenschaftlich küsste, da setzte mein Verstand vollkommen aus. Ich bin tot und im Himmel, ging es mir nur durch den Kopf.
Zaknafein hatte sich durch die Drehung einen Überblick verschafft und erkannt, wer ihn da beobachtete. Dinin, der hinter einer der Übungspuppen stand und meinte nicht gesehen zu werden. Der Waffenmeister musste unweigerlich lächeln als er an die Szene dachte, die sich gerade dem Beobachter bot. Sein Augenmerk richtete sich auf Nerdanel und ihre großen Augen, die gerade so wundervoll naiv drein schauten. Ihr Blick war so herrlich verwirrt und unschuldig, so als wüsste sie nicht was er da tat. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen ihr einen Hauch dieser Unschuld zu stehlen und küsste sie leidenschaftlich.
Als er von mir abließ, hörte ich nur sein Flüstern.
„Schlag mich, wir werden beobachtet!“
Mir tat das in dem Moment wohl mehr weh als ihm. Warum konnten wir nicht da weitermachen, wo wir gerade aufgehört hatten?, fragte mein Verstand, weil du eine verheiratete Frau bist, antwortete mein Gewissen. Ich holte aus und zog ihm eine durchs Gesicht. Es klatschte ordentlich, aber ich war mir sicher, dass ihm das nur bedingt wehgetan hatte. Was war auch eine Ohrfeige für ein Preis, für das Wissen das ich ihm gegeben hatte. Ich drückte ihn „wutschnaubend“ von mir weg und stapfte wild fluchend davon. So war wohl jeder etwaige Beobachter davon überzeugt, dass wir uns nicht wirklich gern hatten.
Dinin hatte die beiden auf der Galerie gesehen. Wie sie miteinander gesprochen hatten und dann fort gingen. Sein Blut kochte vor Eifersucht und er folgte ihnen. Hören konnte er nichts, doch er wußte was Zaknafein vorhatte. Diese Frau gefiel dem Waffenmeister, so nahm Dinin an. Er sah wie die beiden im Trainingsraum verschwanden. Jetzt musste er einen riesigen Umweg nehmen um sie sehen zu können ohne selbst gesehen zu werden. Er rannte durch die Gänge bis seine Lungen brannten. Es verstrichen einige Minuten, die ihm wie Stunden vorkamen, bis er seinen Beobachtungspunkt beziehen konnte. Er war sich ganz sicher, dass die beiden ihn nicht bemerken konnten. Das Erste was er sah war, dass Zaknafein sich mit ihr an die Wand gelehnt hatte und sie miteinander sprachen. Verstehen konnte er jedoch nichts. Plötzlich packte sie der Waffenmeister und drückte sie gegen eine der Säulen, um sie gleich darauf an sich zu pressen und wild zu küssen. Doch er bemerkte ihre erschrockene Körperhaltung und den Widerstand, den sie leistete. Die schallende Ohrfeige, die der Waffenmeister dann einstrich, erfüllte Dinins Herz mit Triumph. Er sah wie sie wütend hinausrannte. Nun gab es hier für ihn nichts mehr zu sehen. Schnell wie der Wind verließ er sein Versteck und folgte ihr.
Ich war guter Dinge, denn ich hatte etwas bewirkt. Er würde mit Drizzt reden und er würde mir hier heraushelfen. Der Tag schien langsam besser zu werden. Es fiel mir überaus schwer nach außen ein grimmiges Gesicht zu machen, denn eigentlich war mir nach jubeln zumute. Doch es schien hier immer jemanden zu geben, der es schaffte einem die Laune zu vermiesen, denn plötzlich hörte ich es hinter mir.
„Lady, wartet bitte.“ Und ich kannte diese Stimme nur zu gut. Es war Dinin.
Sie war schon auf dem halben Weg in ihr Zimmer und sie ging gerade die große Freitreppe nach oben als er sie einholte.
„Herrin wartet“, rief er nur, „Ist alles in Ordnung, Lady Nerdanel? Ihr .....“
Doch leider kam er nicht mehr dazu den Satz beenden. Von weiter oben auf der Treppe hörte ich nur.
„Ah Nerdanel ist also Euer Name, verehrte Lady. Wie schön!“
Verwundert drehte ich mich um, doch eigentlich hätte ich mir denken können, wer da stand. Der größte Aufreißer der Nation überhaupt. Jarlaxle, der Söldner. Wie ein Pfau stolzierte er die Treppe herunter und machte eine schwungvolle Verbeugung.
„Es freut mich, eine verschollen geglaubte Tochter des Hauses Do’Urden kennenzulernen, noch dazu wenn sie so wunderschön ist wie Ihr.“
Als ich das hörte musste ich mich sehr zusammenreißen um nicht mit den Augen zu rollen und gleichzeitig süffisant zu grinsen. Er war genau so, wie man ihn immer in den Büchern beschrieben bekommen hatte, dachte ich mir nur, nein viel besser, musste ich mir selbst eingestehen. So ernst es mir eben möglich war, sagte ich nur zu ihm.
„Ihr seid sehr schmeichelhaft, aber bedauerlicherweise habe ich im Moment nicht die Zeit mich mit Euch zu unterhalten. Verzeiht, vielleicht ein anderes Mal.“ Dann blickte ich in Dinins Richtung. „Kommt Dinin, wir hatten noch etwas miteinander zu besprechen!“ Ich hörte, dass Dinin mir augenblicklich folgte.
„Es wäre mir eine Ehre Euch wiederzusehen Herrin, auch weil ich dann die Möglichkeit bekomme Euch eine schönere und stilvollere Kette zu schenken“, sagte Jarlaxle hinter meinem Rücken.
In Dinins Herz gab es in diesem Moment einen Stich. Es schmerzte und machte ihn wütend, dass Jarlaxle so über sein Geschenk sprach.
Erstaunt über seinen Kommentar sah ich an mir runter und bemerkt, dass ich immer noch den Ring trug, den mir Dinin geschenkt hatte.
Ich drehte mich nur zu dem Söldner um.
„Ich finde diesen Anhänger sehr schön, denn er ist das Geschenk eines Freundes. Ich würde ihn nur ungern gegen nutzloses und herzloses Geschmeide eintauschen. Entschuldigt mich jetzt bitte.“ Ohne eine Antwort abzuwarten verschwand ich nach oben. Dinin folgte mir auf den Fersen. Mein Mund schmeckte immer noch nach Galle für diese Lüge gerade eben, aber was sollte ich machen. Besser Dinin, der mich verträumt ansah, als Jarlaxle, der die Möglichkeit hatte mich durchs halbe Unterreich zu verfolgen, dachte ich mir verzweifelt. Dieses Problem würde sich sowieso bald gelöst haben, wenn ich hier erst einmal weg war. Warum musste dieser Tag von einer Sekunde auf die andere schon wieder so kompliziert werden, dachte ich mir ärgerlich.
Erst als ich bereits auf meinem Zimmer war fiel mir ein, dass Dinin doch noch irgendwas von mir wollte bevor ihn der Söldner gestört hatte.
Die Tür fiel ins Schloss und ich drehte mich zu ihm um.
„Ihr wollte mit mir reden Dinin?“, fragte ich ihn.
Er sah mich an und wieder sah ich dieses Glühen in seinen Augen.
„Ich wollte nur nach Euch sehen. Ihr scheint wütend gewesen zu sein, als Ihr durch den Hof gelaufen seit. Ich wollte lediglich wissen, ob alles in Ordnung ist?“
Ich nickte nur. Er trat auf mich zu. Wir sahen einander nur an. Ich wagte nicht mich zu bewegen, da ich keine Ahnung hatte, was ich von seinem durchdringenden Blick zu halten hatte. Vorsichtig hob er seine Hand und streichelte meine Wange.
„Ist das wahr? Habt Ihr das gerade ernst gemeint?“
Es herrschte ein Moment der völligen Stille und mein Herz schlug so laut, dass ich glaubte, dass er es einfach hören musste. Was sollte ich jetzt sagen. „Nein“, und riskieren, dass er augenblicklich zu Malice rannte und mich verriet oder „Ja“ ... und was dann? Meine Gedanken überschlugen sich, doch schließlich musste ich mich zu etwas durchringen.
Ein einfaches Nicken war meine Antwort.
Augenblicklich zog er mich an sich, schlang seine muskulösen Arme um meine Schultern und Taille und begann mich zu küssen. Es war mehr ein Gefühl, als wollte er mich verschlingen. Er hatte viel Kraft und preßte mich fest an sich. Seine Zunge fand den Weg in meinen Mund spielte dort mit der meinen. Es war ein heißer und feuriger Kuss. Und wir schienen uns erst nach einer Ewigkeit wieder voneinander zu lösen. Beide waren wir atemlos, doch wir hielten einander immer noch in den Armen. Seine Augen glühten vor Leidenschaft.
„Du musst mich loslassen Dinin“, meinte ich nur zaghaft, „du musst zurück. Es wird auffallen wenn du nicht da bist.“ In der Hoffnung, dass meine Worte irgendetwas bei ihm bewirkten legte ich meine Hand auf seine Brust und versuchte ihn langsam wegzudrücken.
Er seufzte nur tief und schien förmlich um einen zweiten Kuss betteln zu wollen. Unschlüssig wie ich das Ganze jetzt beenden sollte gab ich ihm wonach er verlangte. Langsam löste er sich von mir und es schien ihm unglaublich schwer zu fallen jetzt zu gehen, doch er riss sich zusammen und verschwand. Ich atmete tief durch. Ich musste ganz eindeutig hier weg, denn er würde sich sicher nicht mehr lange mit Küssen zufrieden geben, dachte ich mir nur. Grübelnd und wartend blieb ich allein in meinen Gemächern zurück und konnte den Abend kaum erwarten.
Dinins Herz schlug ihm bis zum Hals als er ihr Zimmer verließ. Viel hatte er erhofft, aber mehr bekommen als er geglaubt hatte. Seine Lippen brannten von ihren Küssen. Es schien auf einmal unnatürlich heiß in diesem Haus zu sein und sein Herz schlug so schnell, wie es nur vor einem Kampf schlug. Sein Magen fühlte sich flau an und er hatte das Gefühl zu fliegen. Seine ganze Welt stand Kopf. Er fühlte wie sein Blut heiß durch seine Adern schoß. Alles war so anders und so schön. Die Routine, die er an diesem Tag zu erledigen hatte, ging an ihm vorbei ohne dass er sie überhaupt wahrnahm. Sogar dem Waffenmeister konnte er unter die Augen treten ohne sich gleich vor Wut zu verzehren. Ja es erfreute ihn sogar ihn zu sehen, wußte er doch, dass Zaknafein nun keine Konkurrenz mehr darstellte. Zufrieden mit sich selbst sah er zum Waffenmeister hinüber.
„Ist etwas nicht in Ordnung Dinin?“
„Nein Waffenmeister, alles ist bestens.“ Lautet nur seine schlichte Antwort.
„Wir müssen wachsam sein. Es wurde eine größere Gruppe von Fremden in der Stadt beobachtet. Sie schleichen herum und scheinen nach etwas zu suchen. Ich hoffe, dass sie es woanders finden“, sagte Zaknafein, ohne sich bewußt zu sein, dass er Dinin damit unabsichtlich einen verheerenden Vorteil einräumte.
Diese Antwort schreckte Dinin aus seinem Wachtraum auf. Sein Instinkt sagte ihm, dass das die Soldaten von Nerdanel waren. Sie mussten es einfach sein. Offensichtlich waren sie auf der Suche nach ihr. Inständig hoffte er, dass sie sie hier nicht finden würden. Er grübelte über eine Möglichkeit nach wie er sich ihrer entledigen konnte, bevor sie merkten, dass ihre Priesterin hier war. Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, wie sich Drizzt und der Waffenmeister in den privaten Übungsraum von Zaknafein zurückzogen.
Drizzt wusste, dass es soweit war. Der Waffenmeister, Zaknafein, sein einstmals bester Freund in dieser kalten Welt, wollte ihn in seinen privaten Übungsräumen sehen. Wie oft hatten sie dort gekämpft, dachte er nur traurig, heute würden sie wieder dort kämpfen, doch wer immer den Kampf für sich entschied, nur einer würde lebendig zurückkehren. Er schritt hinter Zaknafein her und als sie die Säulen passierten atmete er noch einmal tief durch. Schließlich blieb er stehen und legte die Hände auf die Griffe seiner Krummsäbel.
„Ihr wollte mit mir reden Waffenmeister?“, fragte er ernst, obwohl für ihn weitere Worte eigentlich überflüssig waren.
Zaknafein drehte sich zu ihm um, doch anstatt nach seinen Schwertern zu greifen verschränkte er in der Geste des Friedens die Arme vor der Brust.
„Ja, ich wollte mit Euch reden zweiter Sohn des Hauses Do’Urden, ich wollte mit dir reden Drizzt, nicht mit dir kämpfen ... nicht mehr jedenfalls“, sagte Zaknafein nur ganz ruhig.
Überrascht hielt Drizzt inne und überlegte, ob das hier vielleicht eine Falle war. Doch ihm fiel nichts auf, was darauf hindeuten konnte.
„Ich weiß, was du nicht getan hast, Drizzt. Ich gebe zu, dass ich die Hoffnung bereits aufgeben hatte. Ich dachte die Akademie hätte dich vernichtet, so wie sie es schon mit so vielen zuvor gemacht hat, doch du hast überlebt ... mein Sohn.“
Auf Drizzt stürzten mit einem Mal tausend Gedanken ein. Seine Augen weiteten sich bei dem was Zaknafein da gerade gesagt hatte... bei dem was sein Vater da gerade gesagt hatte. Alles überschlug sich auf einmal.
Woher wusste Zaknafein, dass das Elfenkind noch lebte? schoss es ihm durch den Kopf. Zaknafein ist mein ... Vater?
Mit großen Augen sah er den Waffenmeister an und dieser erwiderte ruhig und erwartungsvoll den Blick seines Sohnes.
Schließlich kehrten Drizzt´s Gedanken wieder zu den Worten seiner Schwestern zurück. Zaknafein hatte Priesterinnen getötet und zwar leidenschaftlich gern. Er war ein Mörder ... aber war er das wirklich? fragte sein Gewissen. Als der junge Drow schließlich seine Stimme wiedergefunden hatte fragte er Zaknafein,
„Stimmt es was meine Schwestern gesagt haben, habt Ihr Priesterinnen getötet? Habt Ihr andere Drow getötet? Habt Ihr aus purer Leidenschaft heraus gemordet? Sagt mir die Wahrheit Waffenmeister?“
Zaknafein seufzte schwer, er hätte wissen müssen, dass ihm Malice davon erzählen würde.
„Ja, ich habe getötet und ja ich habe leidenschaftlich gern Priesterinnen getötet, aber ich habe nicht aus purer Lust gemordet. Ich habe getan, was ich tun musste um zu überleben. Ich habe Malice Befehlen gehorcht und wenn diese lauteten zu töten, dann habe ich es getan. Wenn du mich um des Überlebens willen einen Mörder nennen willst, dann tu das Drizzt Do’Urden, doch wisse, das ich niemals die Wahl hatte“, gab ihm der Waffenmeister zur Antwort.
„Keine Wahl ... warum seid Ihr nicht fort gegangen?“, fragte Drizzt vorwurfsvoll.
„Und wohin hätte ich gehen sollen? Allein im Unterreich zu überleben ist unmöglich, selbst für einen Waffenmeister. An die Oberfläche, wo der Flammenstern so hell brennt, das es einem das Fleisch versengt? Sag mir mein Sohn, wohin hätte ich gehen sollen?“, gab Zaknafein ihm zu bedenken.
Drizzt schluckte und versuchte seine verwirrten Gedanken zu ordnen.
„Wie habt Ihr es erfahren, Waffenmeister?“, fragte er tonlos.
Doch Zaknafein schüttelte nur den Kopf und meinte, „Das ist jetzt nicht wichtig. Es gibt andere Dinge zu besprechen, die weitaus wichtiger für uns sind. Malice ist nicht dumm, sie wird es erfahren, früher oder später. Ich sage es nur ungern, aber wir müssen fort“, der Waffenmeister wollte fortfahren, doch Drizzt unterbrach ihn.
„Nicht ohne Nerdanel! Sie gehört hier nicht her. Briza wird sie töten wenn sie hier bleibt“, sagte Drizzt aufgebracht.
Zaknafein warf seinem Sohn einen überraschten Blick zu und musste lächeln. Wie ähnlich sich er und Drizzt doch waren, dachte er nur. In den Augen des jungen Drow brannte wieder dieses Feuer und Zaknafein hätte vor Freude am liebsten gelacht, doch es gab ernstere Dinge um die sie sich jetzt Sorgen machen mussten.
„Gut, sie kommt mit“, schloss der Waffenmeister dann nur und fuhr fort mit Drizzt den Plan zu besprechen.
Noch heute Nacht wollten sie über die Mauern klettern und versuchen sich irgendwo in der Stadt zu verstecken. Zaknafein hoffte, dass er schnell Kontakt mit Jarlaxle aufnehmen konnte um bei dem gewieften Söldner Unterschlupf zu finden. Für seine Person machte er sich da wenig Sorgen, denn Jarlaxle hatte ihm schon oft Angebote unterbreitet, und auch bei Drizzt hatte er keine wirklichen Bedenken. Sein Sohn war bester Schüler der Akademie gewesen, noch eine verlockende Aussicht für Jarlaxle, wie der Waffenmeister hoffte. Seine größten Bedenken und Sorgen machte ihm Nerdanel. Wie sollte er dem Söldner eine junge Frau schmackhaft machen von der er selbst kaum mehr wusste als ihren Namen. Er musste zugeben, dass sie schön war, aber das würde bei weitem nicht ausreichen, wenn sie längere Zeit hier überleben wollte. Er schickte Drizzt schließlich fort um einige notwendige Besorgungen zu machen und sich selbst ebenso um die nächtliche Flucht kümmern zu können.
Ich war allein in meinen Gemächern. Grübelnd saß ich auf dem Fensterbrett und starrte hinaus ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Und plötzlich kehrte das Gefühl von meinen vertrauten Freunden ganz in der Nähe zurück. Warum ging mir das nicht aus dem Kopf. Irgendwie war es nicht normal. Da ich im Moment keine andere Beschäftigung hatte, wollte ich der Sache auf den Grund gehen.
Ich setzte mich ruhig hin und fing an mich auf sie zu konzentrieren. Ein Bild begann sich in meinen Gedanken zu formen. Ich konnte sie sehen. Sie hatten sich in einer alten Ruine versteckt und warteten auf irgendetwas. Sie schienen sich im Unterreich zu befinden. Aber das war völlig unmöglich, dachte ich mir nur entsetzt. Alle waren sie da, sogar Elfara. Ich freute mich ungeheuer, dass sie da waren. Irgendwie wusste ich, dass das kein Traum war. Ich wusste, dass sie genau da waren, wo ich sie im Moment sah. Doch wie sollte ich ihnen klar machen wo ich bin. Ich spürte wie meine Konzentration begann nachzulassen. Es fiel mir immer schwerer das Bild in meinen Gedanken festzuhalten. Schließlich begann es zu verschwimmen und ich rief nur noch nach unserem Magier. „Helion.... Helion ...“, schrie meine Stimme durch den Äther in der Hoffnung, dass er mich vielleicht hören konnte. Dann wachte ich auf. Benommen sah ich mich um, ich fühlte mich ein wenig schwach. Plötzlich klopfte es an der Tür und augenblicklich trat Maya ein.
„Komm mit, wir haben noch viel zu lernen“, knurrte sie nur.
Ich raffte mich so schnell es ging auf und begleitete sie wieder in ihre Gemächer. Das war knapp gewesen, dachte ich mir nur, wenn sie mich so gesehen hätte, dann wäre das gewiss sehr ungesund für mich geworden.
Bis zum Abend hielt sie mich mit ihrem Geschwätz über Regeln und Glaubensgrundsätze auf Trab. Ich spürte wie es mir immer mehr widerstrebte ihr zuzuhören als sie anfing ihre Göttin zu preisen. Ich konnte mich zeitweise nur schwer zurückhalten, um mich nicht auf sie zu stürzen. Mein Geist war im Widerstreit, auf der einen Seite war ich eine Priesterin, die ihren Glauben ebenso vehement zu verteidigen hatte wie Maya. Auf der anderen Seite hingegen, war ich immer noch ein kleiner Mensch, der von alledem nur eine oberflächliche Ahnung hatte und einfach von einem Zauberspruch ins kalte Wasser geworfen war. Warum musste alles nur wieder so schrecklich kompliziert sein, dachte ich mir nur. Als sie mich endlich gehen ließ, konnte ich es kaum noch erwarten aus ihrer Reichweite zu kommen. Ich entspannte mich erst wieder als ich in meine Gemächer kam. Erschöpft sank ich auf einen Sessel. Die Sklavinnen eilten mit Essen herbei und ich war dankbar dafür, dass ich mich damit wenigstens ein wenig ablenken konnte. Genüsslich lehnte ich mich schließlich zurück und merkte überhaupt nicht wie ich eindöste. Wilde Gedankenfetzen zogen wieder an mir vorbei.
Die Truppen waren versammelt. In Reih und Glied standen sie vor dem Tempel, mein Vater ritt vor ihnen auf und ab. Er sprach etwas, doch ich hörte ihn kaum, denn ich stand zusammen mit den anderen Priesterinnen oben auf der Galerie. Wir standen kurz vor der Schlacht und plötzlich hört ich ihn rufen....
„Krieger Ascarons Eide habt ihr geschworen, es ist an der Zeit sie einzulösen.....“ der Rest ging im dem tosenden Kriegsruf unter. Eide haben wir geschworen, dachte ich nur und plötzlich war ich ganz woanders.
Ich stand im Tempel, vor mir die Statue unserer Göttin. Doch ich war nicht allein, zusammen mit mir warteten noch zwei andere junge Frauen und ein Mann auf die Weihe. Ja ich erinnerte mich, bei uns war es auch den Männern erlaubt Priester zu werden, sofern sie dafür begabt waren. Die hohe Priesterin kam auf uns zu.
„Ihr habt einen Eid zu schwören bevor ihr in die Dienste unserer Herrin aufgenommen werdet“, sprach sie nur mit klarer lauter Stimme. Einer nach dem anderen trat vor und jedem von uns schnitt die hohe Priesterin in die rechte Hand. Dann sprach einer nach dem anderen seinen Eid, der ihn für immer der Macht der dunklen Königin unterwarf...
Ich spreche den Blutschwur,
ich beeide den Pakt,
heute Nacht wird vollbracht der heilige Akt.
Ich gelobe die Treue, mit Seele und mit Herz,
mein Körper sei euer oh Herrin der Nacht.
Der Göttin ich gebe mein Herz und mein Leben,
in ewiger Treue, erbitte ich den Segen.
Als der Eid gesprochen war gingen wir auf das Ei von Ascaron zu. Es war einer unserer heiligsten Gegenstände. Eigentlich sah es nur wie ein Ei aus, in seinem Inneren jedoch befand sich die Quelle unserer priesterlichen Waffen. Um eine von ihnen zu erhalten, musste man sich der letzten und zuweilen tödlichen Prüfung unterziehen. Ich schritt als Erste darauf zu und berührte mit meiner blutigen Hand die scheinbar glatte Oberfläche. Sie war warm und geschmeidig, so als sei sie nur eine dünne Haut. Ich drückte dagegen und die Membran teilte sich unter meiner Hand und ich konnte in das Innere greifen. Es fühlte sich schleimig an und es kostete eine Menge Überwindungskraft weiter zugehen und schließlich das Innere zu betreten. Doch plötzlich ...
... wurde ich geschüttelt und riss die Augen auf. Ich war vollkommen erschrocken, denn ich befürchtete schon das Briza wieder einen Angriff auf mich verübte, doch ich sah in die Augen von Drizzt.
„Ist alles in Ordnung Nerdanel?“, fragte er mich vorsichtig.
Noch immer etwas verwirrt dreinschauend nickte ich.
„Ihr habt geschlafen und wolltet einfach nicht aufwachen. Außerdem habt Ihr seltsame Sachen gemurmelt“, erklärte er mir weiter.
Doch ich hörte ihn kaum, in meinem Kopf hallten immer noch die Worte wieder „Eide geschworen ... es ist Zeit sie zuhalten“. Benommen schüttelte ich mich und sah dann Drizzt an.
„Es wird Zeit zu verschwinden“, meinte er nur lächelnd und reichte mir meine alten Sachen. Ich konnte nicht anders als ihn überglücklich anzustrahlen. Schnell entledigte ich mich meines Kleides und schlüpfte in meine Sachen.
Vollkommen lautlos schlichen Drizzt und ich fort, um uns bei den Ställen der Eidechsen mit Zaknafein zu treffen. So lautete der Plan des Waffenmeisters wie mir Drizzt mitteilte.
Auch Dinin wartete den ganzen Tag sehnsüchtig auf die Nacht. Heute Nacht würde er zu ihr gehen. Da würden sie viel Zeit füreinander haben. Sein Herz pochte wild allein bei dem Gedanken wieder allein mit ihr zu sein. Vor seinem inneren Auge sah er ihren nackten Körper, doch diesmal nicht von Blut gezeichnet, sondern vor Lust glühend. Er musste diese Gedanken schnell abschütteln, als er merkte, dass ihm seine Rüstung schnell zu eng wurde.
Als er endlich seinen Dienst hinter sich gebracht hatte gab er sich ausgiebig seinem Bad hin. Nichts an ihm sollte bei ihr Missfallen erregen. Nachdenklich betrachtete er seine Brust und die Stelle an denen sie ihn geheilt hatte. Es waren mittlerweile keinerlei Narben mehr zu sehen, sie waren nach ihrer Heilung nach und nach verschwunden. Er fand sogar, dass seine Haut ein wenig weicher war als zuvor. Ich muss ihr viel bedeuten, wenn sie sich solche Mühe für mich macht, dachte er nur beiläufig, während seine Hände damit beschäftigt waren sein langes Haar zu entwirren. Er merkte nicht wie die Zeit verging und es mittlerweile schon spät geworden war.
Drizzt hatte Nerdanel abgeholt und sich mit ihr bei den Stallungen versteckt. Er fand, dass es heute Nacht sehr ruhig im Haus war. Gut für uns, dachte er nur. Zusammengekauert hockten die beiden in der Sattelkammer und warteten. Nach einiger Zeit begann Drizzt unruhig zu werden. Zaknafein ließ sich viel zu viel Zeit, sie hätten schon längst draußen sein können, fand er. Schließlich beschloss er zu sehen wo der Waffenmeister bliebe.
„Warte hier, ich werde sehen wo Zaknafein bleibt!“, wies er Nerdanel nur an, doch die junge Frau schüttelte den Kopf.
„Wir sollten zusammenbleiben. Ich komme mit“, flüsterte sie nur.
Wachsam und leise schlichen beide nach draußen und sahen sich vorsichtig um. Drizzt spürte plötzlich Nerdanel’s Hand auf seiner Schulter, verwirrt sah er sie an, doch ihr Blick und ihr Finger zeigten in Richtung der Galerie. Er sah von ihrem Versteck aus ebenfalls nach oben. Dort gingen Vierna und Briza, sie flankierten Zaknafein links und rechts von ihm.
„Sie gehen zur Hauskapelle“, flüsterte Drizzt nervös.
„Sie werden ihn töten“, antwortete ich ihm. „Wir müssen sofort da rauf und ihm helfen“, sprach ich weiter, obwohl ich mir noch nicht wirklich ausmalen konnte wie wir das anstellen sollten. Entschlossen sah mich Drizzt an und nickte.
Eilig rannten wir durch die Schatten, ich folgte ihm auf den Fersen. Als wir oben ankamen, hatten sich die Türen der Hauskapelle bereits geschlossen und man hörte Gesänge.
„Schnelle, wir müssen uns beeilen,“, flüstere der junge Drow. Ich sah wie er eine Keramikkugel aus seiner Tasche nahm und einen seiner Krummsäbel zog. Dann fiel sein fragender Blick auf mich. Entschlossen sah ich ihn an und war mir noch nie einer Sache so sicher gewesen. Ich befahl meiner Rüstung zu wachsen und sie gehorchte ohne Zögern. Drizzt Augen weiteten sich als er sah, was vor sich ging, doch dann nickte er ebenso entschlossen. Ich konzentrierte mich und meinem Geist entsprangen wie von selbst die notwendigen Zauber. Doch mir blieb keine Zeit darüber nachzudenken, wo das jetzt alles herkam und warum ich es konnte. Ich sollte mich an den Gedanken gewöhnen, dass es hier immer wieder neue seltsame Dinge passieren, dachte ich mir nur.
„Wenn ich das werfe, dann mach deine Augen zu oder du wirst geblendet werden,“, gab mir Drizzt als Anweisung. Ich nickte nur.
Mit voller Wucht schlugen wir die Tempeltüren auf. Briza stand dort, den Dolch hoch über Zaknafeins Brust erhoben. Zorn loderte plötzlich heißer als die Hölle in mir auf. Die Versammelten starrten uns für den Bruchteil einer Sekunde überrascht an und ich sah wie Drizzt die Kugel warf. Eilig schloss ich meine Augen, doch auch durch die geschlossenen Lider nahm ich das Licht wahr. Alle schrieen gepeinigt auf und ich wusste, dass jetzt die Zeit für einen Zauber gekommen war.
„Mach’het“, kam es nur über meine Lippen und ein grüner schleimiger Ball schoss aus meinen Händen. Briza war mein Ziel. Sie wurde von diesem schleimigen Ding getroffen und an die Wand geschleudert. Dort blieb sie kleben, alle ihre Befreiungsversuche scheiterten an der Masse, die sich langsam immer weiter verteilte.
Drizzt eilte zu seinen anderen beiden Schwestern. Vierna, die noch nie eine besonders gute Kämpferin war, konnte er spielend durch einen Schlag mit seinem Schwertknauf in den Nacken ausschalten. Maya hingegen war auf seinen Angriff vorbereitet und hielt bereits ihren Streitkolben und ihre Peitsche für ihn bereit. Die beiden begannen augenblicklich einen heftigen und wilden Kampf miteinander.
Ich war dagegen damit beschäftigt Zaknafein von seinen Fesseln zu befreien. Er sah mich durch zusammengekniffene Augen an. „Schnell ihr müsst fliehen ehe sich Malice erholt und anfängt Zauber zu sprechen“, rief er mir nur zu. Doch dafür war es bereits zu spät. Die Oberin erhob ihre Stimme. Das Licht verblasste langsam und ich konnte ihre Gestalt im hinteren Teil des Tempels ausmachen. Zornig starrte sie mich an und richtete ihren ersten Zauber gegen mich. Ein greller weiß-blauer Blitz zuckte in meine Richtung.
„Shrin‘ka“, schrie ich nur und ein Schild bildete sich um mich. Er fing einen Teil des Zaubers ab, doch dann zerbarst er und die prickelnde, brennende Energie des Blitzes jagte durch meinen Körper. Schreiend wurde ich zurück geschleudert und landete auf dem Boden. Alles fühlte sich taub an. Kaum das ich wieder auf den Beinen stand, da kam sie auch schon angerannt. Ihre Peitsche hieb nach mir und nur ein Hechtsprung rette mich vor einem Treffer. Ich rollte mich ab und kam kampfbereit wieder hoch. Woher ich diese Kraft und dieses Können nahm, verstand ich nicht und ich hatte auch keine Möglichkeit mir darüber Gedanken zu machen. Malice stand jetzt direkt vor Briza und beachtete ihre wehrlose Tochter nicht. Meine Chance sehend rannte ich auf sie zu. Ihre Peitsche sauste heran und traf mich, augenblicklich wurde mein Arm taub vom Schlangegift, doch es scherte mich nicht. Es gelang mir ihre andere Hand zu packen. Ich rannte mit voller Wucht in sie hinein und drückte sie mit aller Gewalt gegen Briza und in die schleimige Masse. Meine Hoffnung wurde nicht enttäuscht, das Zeug war immer noch klebrig und so blieb Malice rücklings darin hängen. Fluchend und kreischend saß sie fest und mit jeder Bewegung verfing sie sich immer mehr. Rückwärts bewegte ich mich aus ihrer Reichweite und ging wieder zum Altar hinüber.
Drizzt hatte sich mittlerweile gegen seine Schwester durchgesetzt und auch sie lag bewußtlos am Boden. Besorgt sah er zu Nerdanel und konnte gerade beobachten, wie sich die kleine Frau gegen die größere und stärkere Malice warf und sie zu Briza an die Wand heftete. Er hörte seine Mutter wild fluchen und sah wie sie versuchte ihre Hände frei zu bekommen, um einen Zauber zu werfen. Doch noch schien Nerdanels Zauber zu halten. Eilig rannte auch er zu Zaknafein und half dabei ihn von den Ketten zu befreien.
„Alles in Ordnung Vater?“, fragte Drizzt besorgt.
Zaknafein nickte nur und kaum das er frei war, raffte er sich auf und rannte mit den beiden anderen hinaus und verschloss die Tür von außen. Alles musste jetzt sehr schnell gehen, denn lange würde es nicht dauern bis Malice sich und Briza befreit hatte. Dann hatten wir nicht nur sie, sondern ein ganzes Haus am Hals. Eilig holten wir alle notwendigen Sachen, vor allem aber eine Rüstung und Schwerter für Zaknafein. Mit der Heimlichkeit war es nun vorbei, das wußten sie alle, daher hatte der Waffenmeister auch keinerlei Hemmungen damit, das Haus offen durch das Haupttor zu verlassen.
Gemeinsam liefen wir ruhig den Weg vom Haus weg.
„Warum seid ihr beide nicht geflohen?“, fragte Zaknafein.
Erschrocken sah Drizzt seinen Vater an und auch mein Gesicht zeigte vollkommene Ungläubigkeit über seine Worte. Ohne eine Antwort abzuwarten, schnappte sich Zaknafein jeden von uns beiden für einen kurzen Moment und drückte ihn.
„Danke“, flüsterte er nur.
Sobald wir drei außer Sichtweite waren, begannen wir zu rennen. Doch unser Sprint war nur von kurzer Dauer, denn plötzlich schlug ein greller Blitz vor uns ein. Geblendet und angesengt gingen wir zu Boden. Man hörte nur eine Stimme lachen.
„Rache am Haus Do’Urden!“
- Tag der Entscheidungen -
Der Dolch presste sich gegen meine Rippen und ich wusste, dass er mich hier und jetzt töten würde, wenn ich ihm nicht klarmachte, dass ich auf seiner Seite war.
„So weit ist es schon, ich würde dir helfen und du verrätst mich“, knurrte er nur wütend.
„Nein, nein, ich bin nicht wie die anderen ... ebenso wenig wie Drizzt es ist“, flüsterte ich nur in der Hoffnung seinen Dolch stoppen zu können.
„Was weißt du schon von Drizzt? Er ist ein Mörder wie die anderen auch“, fauchte er. Ich sah ihn an und die Enttäuschung, der Hass und der Verlust waren nur zu deutlich in seinen Augen zu sehen. Ich lehnte mich vorsichtig nach vorne, auch wenn ich spürte, dass sein Dolch kein Stück zurückwich. So nahe beieinander verharrten wir für einen Moment und jeder etwaige Beobachter, mochte etwas ganze anderes sehen, als das was hier eigentlich passierte.
„Er ist nicht wie die anderen, denn er hat niemanden umgebracht. Die Einzigen, die er in dieser Nacht am liebsten getötet hätte, waren die anderen Drow in seiner Nähe“, raunte ich nur in sein Ohr.
Ich hörte wie er zischend Luft holte und der Dolch ein wenig von meinen Rippen zurück wich, doch nicht für lange.
„Woher weißt du das?“, fragte er bedrohlich.
Ja woher wusste ich das, aus einem Roman, in dem dieser ganze Irrsinn nichts weiter war als eine Geschichte, dachte ich mir nur verzweifelt.
„Drizzt hat im Schlaf geredet“, log ich, „auf der Reise quer durch das Unterreich habe ich oft in seiner Nähe geschlafen und gelegentlich hat er geredet.“
Er entfernte sich wieder ein Stück von mir und sah mir tief in die Augen.
„Warum erzählst du das nicht Malice?“, fragte er.
„Warum sollte ich? Malice ist es egal, ob ich lebe oder sterbe. Für sie bin ich nur ein unterhaltsames Zwischenspiel, weil ich Briza ein Dorn im Auge bin. Ich wette sie weiß bereits jetzt mehr, als gesund für mich ist. Sie wird mich töten, sobald ich für sie nicht mehr interessant bin oder aber sie ein Opfer für ihre Göttin braucht“, antwortete ich ruhig, denn ich wusste das es der Realität entsprach.
„Wenn du lügst ...“, knurrte er, doch ich unterbrach ihn.
„Wenn ich lüge, dann würde Drizzt jetzt bereits auf dem Altar liegen und ein Messer tief in seiner Brust haben. Dieses Haus hat die Gunst seiner Göttin verloren und lange wird es nicht mehr dauern bis Malice das merkt und dann muss einer von uns dafür sterben“, gab ich zurück.
Wieder schauten wir einander nur tief in die Augen und ich spürte wie er seinen Dolch wegnahm.
Zaknafein, glaubte ihr. Er sah in den Augen dieser jungen Frau keine Lüge und keine Falschheit. Sie hatte ihm gesagt, dass Drizzt niemand getötet hatte und er glaubte ihr, sein Herz wollte ihr glauben. Er musste mit seinem Sohn sprechen und das schnell. Wenn alles stimmte, was Nerdanel ihm erzählte, dann lief ihnen die Zeit davon. Sein Sohn und diese junge Frau, sie waren wie er, das fühlte und wusste, dass Malice keinen von beiden bekommen durfte, selbst wenn es hieß, dass er dafür sterben musste.
Plötzlich spürte er wie sich seine Nackenhaare aufstellten, etwas stimmte nicht. Jemand beobachtete sie. Schnell griff er nach Nerdanel, schlang beide Arme um sie und drehte sich mit ihr um.
Ich war überrascht, als ich spürte wie er mich plötzlich in seine Arme nahm. Wir drehten uns und er drückte mich dann gegen eine der Säulen, mit einem verschlagenen Lächeln auf den Lippen. Ich machte nur große Augen und fragte mich, was das jetzt werden sollte. Seine eine Hand strich über meine Wange und die andere fuhr über meine Seite hinunter bis zu meinem Bein. Er packte zu und
zog mein Bein nach oben bis es auf seiner Hüfte lag. Ich musste heftig schlucken, denn diese Position war überaus aufreizend. Sein Körper drückte sich gegen den meinen und in meinem Bauch begann es augenblicklich heftig zu kribbeln. Und als er mich schließlich leidenschaftlich küsste, da setzte mein Verstand vollkommen aus. Ich bin tot und im Himmel, ging es mir nur durch den Kopf.
Zaknafein hatte sich durch die Drehung einen Überblick verschafft und erkannt, wer ihn da beobachtete. Dinin, der hinter einer der Übungspuppen stand und meinte nicht gesehen zu werden. Der Waffenmeister musste unweigerlich lächeln als er an die Szene dachte, die sich gerade dem Beobachter bot. Sein Augenmerk richtete sich auf Nerdanel und ihre großen Augen, die gerade so wundervoll naiv drein schauten. Ihr Blick war so herrlich verwirrt und unschuldig, so als wüsste sie nicht was er da tat. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen ihr einen Hauch dieser Unschuld zu stehlen und küsste sie leidenschaftlich.
Als er von mir abließ, hörte ich nur sein Flüstern.
„Schlag mich, wir werden beobachtet!“
Mir tat das in dem Moment wohl mehr weh als ihm. Warum konnten wir nicht da weitermachen, wo wir gerade aufgehört hatten?, fragte mein Verstand, weil du eine verheiratete Frau bist, antwortete mein Gewissen. Ich holte aus und zog ihm eine durchs Gesicht. Es klatschte ordentlich, aber ich war mir sicher, dass ihm das nur bedingt wehgetan hatte. Was war auch eine Ohrfeige für ein Preis, für das Wissen das ich ihm gegeben hatte. Ich drückte ihn „wutschnaubend“ von mir weg und stapfte wild fluchend davon. So war wohl jeder etwaige Beobachter davon überzeugt, dass wir uns nicht wirklich gern hatten.
Dinin hatte die beiden auf der Galerie gesehen. Wie sie miteinander gesprochen hatten und dann fort gingen. Sein Blut kochte vor Eifersucht und er folgte ihnen. Hören konnte er nichts, doch er wußte was Zaknafein vorhatte. Diese Frau gefiel dem Waffenmeister, so nahm Dinin an. Er sah wie die beiden im Trainingsraum verschwanden. Jetzt musste er einen riesigen Umweg nehmen um sie sehen zu können ohne selbst gesehen zu werden. Er rannte durch die Gänge bis seine Lungen brannten. Es verstrichen einige Minuten, die ihm wie Stunden vorkamen, bis er seinen Beobachtungspunkt beziehen konnte. Er war sich ganz sicher, dass die beiden ihn nicht bemerken konnten. Das Erste was er sah war, dass Zaknafein sich mit ihr an die Wand gelehnt hatte und sie miteinander sprachen. Verstehen konnte er jedoch nichts. Plötzlich packte sie der Waffenmeister und drückte sie gegen eine der Säulen, um sie gleich darauf an sich zu pressen und wild zu küssen. Doch er bemerkte ihre erschrockene Körperhaltung und den Widerstand, den sie leistete. Die schallende Ohrfeige, die der Waffenmeister dann einstrich, erfüllte Dinins Herz mit Triumph. Er sah wie sie wütend hinausrannte. Nun gab es hier für ihn nichts mehr zu sehen. Schnell wie der Wind verließ er sein Versteck und folgte ihr.
Ich war guter Dinge, denn ich hatte etwas bewirkt. Er würde mit Drizzt reden und er würde mir hier heraushelfen. Der Tag schien langsam besser zu werden. Es fiel mir überaus schwer nach außen ein grimmiges Gesicht zu machen, denn eigentlich war mir nach jubeln zumute. Doch es schien hier immer jemanden zu geben, der es schaffte einem die Laune zu vermiesen, denn plötzlich hörte ich es hinter mir.
„Lady, wartet bitte.“ Und ich kannte diese Stimme nur zu gut. Es war Dinin.
Sie war schon auf dem halben Weg in ihr Zimmer und sie ging gerade die große Freitreppe nach oben als er sie einholte.
„Herrin wartet“, rief er nur, „Ist alles in Ordnung, Lady Nerdanel? Ihr .....“
Doch leider kam er nicht mehr dazu den Satz beenden. Von weiter oben auf der Treppe hörte ich nur.
„Ah Nerdanel ist also Euer Name, verehrte Lady. Wie schön!“
Verwundert drehte ich mich um, doch eigentlich hätte ich mir denken können, wer da stand. Der größte Aufreißer der Nation überhaupt. Jarlaxle, der Söldner. Wie ein Pfau stolzierte er die Treppe herunter und machte eine schwungvolle Verbeugung.
„Es freut mich, eine verschollen geglaubte Tochter des Hauses Do’Urden kennenzulernen, noch dazu wenn sie so wunderschön ist wie Ihr.“
Als ich das hörte musste ich mich sehr zusammenreißen um nicht mit den Augen zu rollen und gleichzeitig süffisant zu grinsen. Er war genau so, wie man ihn immer in den Büchern beschrieben bekommen hatte, dachte ich mir nur, nein viel besser, musste ich mir selbst eingestehen. So ernst es mir eben möglich war, sagte ich nur zu ihm.
„Ihr seid sehr schmeichelhaft, aber bedauerlicherweise habe ich im Moment nicht die Zeit mich mit Euch zu unterhalten. Verzeiht, vielleicht ein anderes Mal.“ Dann blickte ich in Dinins Richtung. „Kommt Dinin, wir hatten noch etwas miteinander zu besprechen!“ Ich hörte, dass Dinin mir augenblicklich folgte.
„Es wäre mir eine Ehre Euch wiederzusehen Herrin, auch weil ich dann die Möglichkeit bekomme Euch eine schönere und stilvollere Kette zu schenken“, sagte Jarlaxle hinter meinem Rücken.
In Dinins Herz gab es in diesem Moment einen Stich. Es schmerzte und machte ihn wütend, dass Jarlaxle so über sein Geschenk sprach.
Erstaunt über seinen Kommentar sah ich an mir runter und bemerkt, dass ich immer noch den Ring trug, den mir Dinin geschenkt hatte.
Ich drehte mich nur zu dem Söldner um.
„Ich finde diesen Anhänger sehr schön, denn er ist das Geschenk eines Freundes. Ich würde ihn nur ungern gegen nutzloses und herzloses Geschmeide eintauschen. Entschuldigt mich jetzt bitte.“ Ohne eine Antwort abzuwarten verschwand ich nach oben. Dinin folgte mir auf den Fersen. Mein Mund schmeckte immer noch nach Galle für diese Lüge gerade eben, aber was sollte ich machen. Besser Dinin, der mich verträumt ansah, als Jarlaxle, der die Möglichkeit hatte mich durchs halbe Unterreich zu verfolgen, dachte ich mir verzweifelt. Dieses Problem würde sich sowieso bald gelöst haben, wenn ich hier erst einmal weg war. Warum musste dieser Tag von einer Sekunde auf die andere schon wieder so kompliziert werden, dachte ich mir ärgerlich.
Erst als ich bereits auf meinem Zimmer war fiel mir ein, dass Dinin doch noch irgendwas von mir wollte bevor ihn der Söldner gestört hatte.
Die Tür fiel ins Schloss und ich drehte mich zu ihm um.
„Ihr wollte mit mir reden Dinin?“, fragte ich ihn.
Er sah mich an und wieder sah ich dieses Glühen in seinen Augen.
„Ich wollte nur nach Euch sehen. Ihr scheint wütend gewesen zu sein, als Ihr durch den Hof gelaufen seit. Ich wollte lediglich wissen, ob alles in Ordnung ist?“
Ich nickte nur. Er trat auf mich zu. Wir sahen einander nur an. Ich wagte nicht mich zu bewegen, da ich keine Ahnung hatte, was ich von seinem durchdringenden Blick zu halten hatte. Vorsichtig hob er seine Hand und streichelte meine Wange.
„Ist das wahr? Habt Ihr das gerade ernst gemeint?“
Es herrschte ein Moment der völligen Stille und mein Herz schlug so laut, dass ich glaubte, dass er es einfach hören musste. Was sollte ich jetzt sagen. „Nein“, und riskieren, dass er augenblicklich zu Malice rannte und mich verriet oder „Ja“ ... und was dann? Meine Gedanken überschlugen sich, doch schließlich musste ich mich zu etwas durchringen.
Ein einfaches Nicken war meine Antwort.
Augenblicklich zog er mich an sich, schlang seine muskulösen Arme um meine Schultern und Taille und begann mich zu küssen. Es war mehr ein Gefühl, als wollte er mich verschlingen. Er hatte viel Kraft und preßte mich fest an sich. Seine Zunge fand den Weg in meinen Mund spielte dort mit der meinen. Es war ein heißer und feuriger Kuss. Und wir schienen uns erst nach einer Ewigkeit wieder voneinander zu lösen. Beide waren wir atemlos, doch wir hielten einander immer noch in den Armen. Seine Augen glühten vor Leidenschaft.
„Du musst mich loslassen Dinin“, meinte ich nur zaghaft, „du musst zurück. Es wird auffallen wenn du nicht da bist.“ In der Hoffnung, dass meine Worte irgendetwas bei ihm bewirkten legte ich meine Hand auf seine Brust und versuchte ihn langsam wegzudrücken.
Er seufzte nur tief und schien förmlich um einen zweiten Kuss betteln zu wollen. Unschlüssig wie ich das Ganze jetzt beenden sollte gab ich ihm wonach er verlangte. Langsam löste er sich von mir und es schien ihm unglaublich schwer zu fallen jetzt zu gehen, doch er riss sich zusammen und verschwand. Ich atmete tief durch. Ich musste ganz eindeutig hier weg, denn er würde sich sicher nicht mehr lange mit Küssen zufrieden geben, dachte ich mir nur. Grübelnd und wartend blieb ich allein in meinen Gemächern zurück und konnte den Abend kaum erwarten.
Dinins Herz schlug ihm bis zum Hals als er ihr Zimmer verließ. Viel hatte er erhofft, aber mehr bekommen als er geglaubt hatte. Seine Lippen brannten von ihren Küssen. Es schien auf einmal unnatürlich heiß in diesem Haus zu sein und sein Herz schlug so schnell, wie es nur vor einem Kampf schlug. Sein Magen fühlte sich flau an und er hatte das Gefühl zu fliegen. Seine ganze Welt stand Kopf. Er fühlte wie sein Blut heiß durch seine Adern schoß. Alles war so anders und so schön. Die Routine, die er an diesem Tag zu erledigen hatte, ging an ihm vorbei ohne dass er sie überhaupt wahrnahm. Sogar dem Waffenmeister konnte er unter die Augen treten ohne sich gleich vor Wut zu verzehren. Ja es erfreute ihn sogar ihn zu sehen, wußte er doch, dass Zaknafein nun keine Konkurrenz mehr darstellte. Zufrieden mit sich selbst sah er zum Waffenmeister hinüber.
„Ist etwas nicht in Ordnung Dinin?“
„Nein Waffenmeister, alles ist bestens.“ Lautet nur seine schlichte Antwort.
„Wir müssen wachsam sein. Es wurde eine größere Gruppe von Fremden in der Stadt beobachtet. Sie schleichen herum und scheinen nach etwas zu suchen. Ich hoffe, dass sie es woanders finden“, sagte Zaknafein, ohne sich bewußt zu sein, dass er Dinin damit unabsichtlich einen verheerenden Vorteil einräumte.
Diese Antwort schreckte Dinin aus seinem Wachtraum auf. Sein Instinkt sagte ihm, dass das die Soldaten von Nerdanel waren. Sie mussten es einfach sein. Offensichtlich waren sie auf der Suche nach ihr. Inständig hoffte er, dass sie sie hier nicht finden würden. Er grübelte über eine Möglichkeit nach wie er sich ihrer entledigen konnte, bevor sie merkten, dass ihre Priesterin hier war. Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, wie sich Drizzt und der Waffenmeister in den privaten Übungsraum von Zaknafein zurückzogen.
Drizzt wusste, dass es soweit war. Der Waffenmeister, Zaknafein, sein einstmals bester Freund in dieser kalten Welt, wollte ihn in seinen privaten Übungsräumen sehen. Wie oft hatten sie dort gekämpft, dachte er nur traurig, heute würden sie wieder dort kämpfen, doch wer immer den Kampf für sich entschied, nur einer würde lebendig zurückkehren. Er schritt hinter Zaknafein her und als sie die Säulen passierten atmete er noch einmal tief durch. Schließlich blieb er stehen und legte die Hände auf die Griffe seiner Krummsäbel.
„Ihr wollte mit mir reden Waffenmeister?“, fragte er ernst, obwohl für ihn weitere Worte eigentlich überflüssig waren.
Zaknafein drehte sich zu ihm um, doch anstatt nach seinen Schwertern zu greifen verschränkte er in der Geste des Friedens die Arme vor der Brust.
„Ja, ich wollte mit Euch reden zweiter Sohn des Hauses Do’Urden, ich wollte mit dir reden Drizzt, nicht mit dir kämpfen ... nicht mehr jedenfalls“, sagte Zaknafein nur ganz ruhig.
Überrascht hielt Drizzt inne und überlegte, ob das hier vielleicht eine Falle war. Doch ihm fiel nichts auf, was darauf hindeuten konnte.
„Ich weiß, was du nicht getan hast, Drizzt. Ich gebe zu, dass ich die Hoffnung bereits aufgeben hatte. Ich dachte die Akademie hätte dich vernichtet, so wie sie es schon mit so vielen zuvor gemacht hat, doch du hast überlebt ... mein Sohn.“
Auf Drizzt stürzten mit einem Mal tausend Gedanken ein. Seine Augen weiteten sich bei dem was Zaknafein da gerade gesagt hatte... bei dem was sein Vater da gerade gesagt hatte. Alles überschlug sich auf einmal.
Woher wusste Zaknafein, dass das Elfenkind noch lebte? schoss es ihm durch den Kopf. Zaknafein ist mein ... Vater?
Mit großen Augen sah er den Waffenmeister an und dieser erwiderte ruhig und erwartungsvoll den Blick seines Sohnes.
Schließlich kehrten Drizzt´s Gedanken wieder zu den Worten seiner Schwestern zurück. Zaknafein hatte Priesterinnen getötet und zwar leidenschaftlich gern. Er war ein Mörder ... aber war er das wirklich? fragte sein Gewissen. Als der junge Drow schließlich seine Stimme wiedergefunden hatte fragte er Zaknafein,
„Stimmt es was meine Schwestern gesagt haben, habt Ihr Priesterinnen getötet? Habt Ihr andere Drow getötet? Habt Ihr aus purer Leidenschaft heraus gemordet? Sagt mir die Wahrheit Waffenmeister?“
Zaknafein seufzte schwer, er hätte wissen müssen, dass ihm Malice davon erzählen würde.
„Ja, ich habe getötet und ja ich habe leidenschaftlich gern Priesterinnen getötet, aber ich habe nicht aus purer Lust gemordet. Ich habe getan, was ich tun musste um zu überleben. Ich habe Malice Befehlen gehorcht und wenn diese lauteten zu töten, dann habe ich es getan. Wenn du mich um des Überlebens willen einen Mörder nennen willst, dann tu das Drizzt Do’Urden, doch wisse, das ich niemals die Wahl hatte“, gab ihm der Waffenmeister zur Antwort.
„Keine Wahl ... warum seid Ihr nicht fort gegangen?“, fragte Drizzt vorwurfsvoll.
„Und wohin hätte ich gehen sollen? Allein im Unterreich zu überleben ist unmöglich, selbst für einen Waffenmeister. An die Oberfläche, wo der Flammenstern so hell brennt, das es einem das Fleisch versengt? Sag mir mein Sohn, wohin hätte ich gehen sollen?“, gab Zaknafein ihm zu bedenken.
Drizzt schluckte und versuchte seine verwirrten Gedanken zu ordnen.
„Wie habt Ihr es erfahren, Waffenmeister?“, fragte er tonlos.
Doch Zaknafein schüttelte nur den Kopf und meinte, „Das ist jetzt nicht wichtig. Es gibt andere Dinge zu besprechen, die weitaus wichtiger für uns sind. Malice ist nicht dumm, sie wird es erfahren, früher oder später. Ich sage es nur ungern, aber wir müssen fort“, der Waffenmeister wollte fortfahren, doch Drizzt unterbrach ihn.
„Nicht ohne Nerdanel! Sie gehört hier nicht her. Briza wird sie töten wenn sie hier bleibt“, sagte Drizzt aufgebracht.
Zaknafein warf seinem Sohn einen überraschten Blick zu und musste lächeln. Wie ähnlich sich er und Drizzt doch waren, dachte er nur. In den Augen des jungen Drow brannte wieder dieses Feuer und Zaknafein hätte vor Freude am liebsten gelacht, doch es gab ernstere Dinge um die sie sich jetzt Sorgen machen mussten.
„Gut, sie kommt mit“, schloss der Waffenmeister dann nur und fuhr fort mit Drizzt den Plan zu besprechen.
Noch heute Nacht wollten sie über die Mauern klettern und versuchen sich irgendwo in der Stadt zu verstecken. Zaknafein hoffte, dass er schnell Kontakt mit Jarlaxle aufnehmen konnte um bei dem gewieften Söldner Unterschlupf zu finden. Für seine Person machte er sich da wenig Sorgen, denn Jarlaxle hatte ihm schon oft Angebote unterbreitet, und auch bei Drizzt hatte er keine wirklichen Bedenken. Sein Sohn war bester Schüler der Akademie gewesen, noch eine verlockende Aussicht für Jarlaxle, wie der Waffenmeister hoffte. Seine größten Bedenken und Sorgen machte ihm Nerdanel. Wie sollte er dem Söldner eine junge Frau schmackhaft machen von der er selbst kaum mehr wusste als ihren Namen. Er musste zugeben, dass sie schön war, aber das würde bei weitem nicht ausreichen, wenn sie längere Zeit hier überleben wollte. Er schickte Drizzt schließlich fort um einige notwendige Besorgungen zu machen und sich selbst ebenso um die nächtliche Flucht kümmern zu können.
Ich war allein in meinen Gemächern. Grübelnd saß ich auf dem Fensterbrett und starrte hinaus ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Und plötzlich kehrte das Gefühl von meinen vertrauten Freunden ganz in der Nähe zurück. Warum ging mir das nicht aus dem Kopf. Irgendwie war es nicht normal. Da ich im Moment keine andere Beschäftigung hatte, wollte ich der Sache auf den Grund gehen.
Ich setzte mich ruhig hin und fing an mich auf sie zu konzentrieren. Ein Bild begann sich in meinen Gedanken zu formen. Ich konnte sie sehen. Sie hatten sich in einer alten Ruine versteckt und warteten auf irgendetwas. Sie schienen sich im Unterreich zu befinden. Aber das war völlig unmöglich, dachte ich mir nur entsetzt. Alle waren sie da, sogar Elfara. Ich freute mich ungeheuer, dass sie da waren. Irgendwie wusste ich, dass das kein Traum war. Ich wusste, dass sie genau da waren, wo ich sie im Moment sah. Doch wie sollte ich ihnen klar machen wo ich bin. Ich spürte wie meine Konzentration begann nachzulassen. Es fiel mir immer schwerer das Bild in meinen Gedanken festzuhalten. Schließlich begann es zu verschwimmen und ich rief nur noch nach unserem Magier. „Helion.... Helion ...“, schrie meine Stimme durch den Äther in der Hoffnung, dass er mich vielleicht hören konnte. Dann wachte ich auf. Benommen sah ich mich um, ich fühlte mich ein wenig schwach. Plötzlich klopfte es an der Tür und augenblicklich trat Maya ein.
„Komm mit, wir haben noch viel zu lernen“, knurrte sie nur.
Ich raffte mich so schnell es ging auf und begleitete sie wieder in ihre Gemächer. Das war knapp gewesen, dachte ich mir nur, wenn sie mich so gesehen hätte, dann wäre das gewiss sehr ungesund für mich geworden.
Bis zum Abend hielt sie mich mit ihrem Geschwätz über Regeln und Glaubensgrundsätze auf Trab. Ich spürte wie es mir immer mehr widerstrebte ihr zuzuhören als sie anfing ihre Göttin zu preisen. Ich konnte mich zeitweise nur schwer zurückhalten, um mich nicht auf sie zu stürzen. Mein Geist war im Widerstreit, auf der einen Seite war ich eine Priesterin, die ihren Glauben ebenso vehement zu verteidigen hatte wie Maya. Auf der anderen Seite hingegen, war ich immer noch ein kleiner Mensch, der von alledem nur eine oberflächliche Ahnung hatte und einfach von einem Zauberspruch ins kalte Wasser geworfen war. Warum musste alles nur wieder so schrecklich kompliziert sein, dachte ich mir nur. Als sie mich endlich gehen ließ, konnte ich es kaum noch erwarten aus ihrer Reichweite zu kommen. Ich entspannte mich erst wieder als ich in meine Gemächer kam. Erschöpft sank ich auf einen Sessel. Die Sklavinnen eilten mit Essen herbei und ich war dankbar dafür, dass ich mich damit wenigstens ein wenig ablenken konnte. Genüsslich lehnte ich mich schließlich zurück und merkte überhaupt nicht wie ich eindöste. Wilde Gedankenfetzen zogen wieder an mir vorbei.
Die Truppen waren versammelt. In Reih und Glied standen sie vor dem Tempel, mein Vater ritt vor ihnen auf und ab. Er sprach etwas, doch ich hörte ihn kaum, denn ich stand zusammen mit den anderen Priesterinnen oben auf der Galerie. Wir standen kurz vor der Schlacht und plötzlich hört ich ihn rufen....
„Krieger Ascarons Eide habt ihr geschworen, es ist an der Zeit sie einzulösen.....“ der Rest ging im dem tosenden Kriegsruf unter. Eide haben wir geschworen, dachte ich nur und plötzlich war ich ganz woanders.
Ich stand im Tempel, vor mir die Statue unserer Göttin. Doch ich war nicht allein, zusammen mit mir warteten noch zwei andere junge Frauen und ein Mann auf die Weihe. Ja ich erinnerte mich, bei uns war es auch den Männern erlaubt Priester zu werden, sofern sie dafür begabt waren. Die hohe Priesterin kam auf uns zu.
„Ihr habt einen Eid zu schwören bevor ihr in die Dienste unserer Herrin aufgenommen werdet“, sprach sie nur mit klarer lauter Stimme. Einer nach dem anderen trat vor und jedem von uns schnitt die hohe Priesterin in die rechte Hand. Dann sprach einer nach dem anderen seinen Eid, der ihn für immer der Macht der dunklen Königin unterwarf...
Ich spreche den Blutschwur,
ich beeide den Pakt,
heute Nacht wird vollbracht der heilige Akt.
Ich gelobe die Treue, mit Seele und mit Herz,
mein Körper sei euer oh Herrin der Nacht.
Der Göttin ich gebe mein Herz und mein Leben,
in ewiger Treue, erbitte ich den Segen.
Als der Eid gesprochen war gingen wir auf das Ei von Ascaron zu. Es war einer unserer heiligsten Gegenstände. Eigentlich sah es nur wie ein Ei aus, in seinem Inneren jedoch befand sich die Quelle unserer priesterlichen Waffen. Um eine von ihnen zu erhalten, musste man sich der letzten und zuweilen tödlichen Prüfung unterziehen. Ich schritt als Erste darauf zu und berührte mit meiner blutigen Hand die scheinbar glatte Oberfläche. Sie war warm und geschmeidig, so als sei sie nur eine dünne Haut. Ich drückte dagegen und die Membran teilte sich unter meiner Hand und ich konnte in das Innere greifen. Es fühlte sich schleimig an und es kostete eine Menge Überwindungskraft weiter zugehen und schließlich das Innere zu betreten. Doch plötzlich ...
... wurde ich geschüttelt und riss die Augen auf. Ich war vollkommen erschrocken, denn ich befürchtete schon das Briza wieder einen Angriff auf mich verübte, doch ich sah in die Augen von Drizzt.
„Ist alles in Ordnung Nerdanel?“, fragte er mich vorsichtig.
Noch immer etwas verwirrt dreinschauend nickte ich.
„Ihr habt geschlafen und wolltet einfach nicht aufwachen. Außerdem habt Ihr seltsame Sachen gemurmelt“, erklärte er mir weiter.
Doch ich hörte ihn kaum, in meinem Kopf hallten immer noch die Worte wieder „Eide geschworen ... es ist Zeit sie zuhalten“. Benommen schüttelte ich mich und sah dann Drizzt an.
„Es wird Zeit zu verschwinden“, meinte er nur lächelnd und reichte mir meine alten Sachen. Ich konnte nicht anders als ihn überglücklich anzustrahlen. Schnell entledigte ich mich meines Kleides und schlüpfte in meine Sachen.
Vollkommen lautlos schlichen Drizzt und ich fort, um uns bei den Ställen der Eidechsen mit Zaknafein zu treffen. So lautete der Plan des Waffenmeisters wie mir Drizzt mitteilte.
Auch Dinin wartete den ganzen Tag sehnsüchtig auf die Nacht. Heute Nacht würde er zu ihr gehen. Da würden sie viel Zeit füreinander haben. Sein Herz pochte wild allein bei dem Gedanken wieder allein mit ihr zu sein. Vor seinem inneren Auge sah er ihren nackten Körper, doch diesmal nicht von Blut gezeichnet, sondern vor Lust glühend. Er musste diese Gedanken schnell abschütteln, als er merkte, dass ihm seine Rüstung schnell zu eng wurde.
Als er endlich seinen Dienst hinter sich gebracht hatte gab er sich ausgiebig seinem Bad hin. Nichts an ihm sollte bei ihr Missfallen erregen. Nachdenklich betrachtete er seine Brust und die Stelle an denen sie ihn geheilt hatte. Es waren mittlerweile keinerlei Narben mehr zu sehen, sie waren nach ihrer Heilung nach und nach verschwunden. Er fand sogar, dass seine Haut ein wenig weicher war als zuvor. Ich muss ihr viel bedeuten, wenn sie sich solche Mühe für mich macht, dachte er nur beiläufig, während seine Hände damit beschäftigt waren sein langes Haar zu entwirren. Er merkte nicht wie die Zeit verging und es mittlerweile schon spät geworden war.
Drizzt hatte Nerdanel abgeholt und sich mit ihr bei den Stallungen versteckt. Er fand, dass es heute Nacht sehr ruhig im Haus war. Gut für uns, dachte er nur. Zusammengekauert hockten die beiden in der Sattelkammer und warteten. Nach einiger Zeit begann Drizzt unruhig zu werden. Zaknafein ließ sich viel zu viel Zeit, sie hätten schon längst draußen sein können, fand er. Schließlich beschloss er zu sehen wo der Waffenmeister bliebe.
„Warte hier, ich werde sehen wo Zaknafein bleibt!“, wies er Nerdanel nur an, doch die junge Frau schüttelte den Kopf.
„Wir sollten zusammenbleiben. Ich komme mit“, flüsterte sie nur.
Wachsam und leise schlichen beide nach draußen und sahen sich vorsichtig um. Drizzt spürte plötzlich Nerdanel’s Hand auf seiner Schulter, verwirrt sah er sie an, doch ihr Blick und ihr Finger zeigten in Richtung der Galerie. Er sah von ihrem Versteck aus ebenfalls nach oben. Dort gingen Vierna und Briza, sie flankierten Zaknafein links und rechts von ihm.
„Sie gehen zur Hauskapelle“, flüsterte Drizzt nervös.
„Sie werden ihn töten“, antwortete ich ihm. „Wir müssen sofort da rauf und ihm helfen“, sprach ich weiter, obwohl ich mir noch nicht wirklich ausmalen konnte wie wir das anstellen sollten. Entschlossen sah mich Drizzt an und nickte.
Eilig rannten wir durch die Schatten, ich folgte ihm auf den Fersen. Als wir oben ankamen, hatten sich die Türen der Hauskapelle bereits geschlossen und man hörte Gesänge.
„Schnelle, wir müssen uns beeilen,“, flüstere der junge Drow. Ich sah wie er eine Keramikkugel aus seiner Tasche nahm und einen seiner Krummsäbel zog. Dann fiel sein fragender Blick auf mich. Entschlossen sah ich ihn an und war mir noch nie einer Sache so sicher gewesen. Ich befahl meiner Rüstung zu wachsen und sie gehorchte ohne Zögern. Drizzt Augen weiteten sich als er sah, was vor sich ging, doch dann nickte er ebenso entschlossen. Ich konzentrierte mich und meinem Geist entsprangen wie von selbst die notwendigen Zauber. Doch mir blieb keine Zeit darüber nachzudenken, wo das jetzt alles herkam und warum ich es konnte. Ich sollte mich an den Gedanken gewöhnen, dass es hier immer wieder neue seltsame Dinge passieren, dachte ich mir nur.
„Wenn ich das werfe, dann mach deine Augen zu oder du wirst geblendet werden,“, gab mir Drizzt als Anweisung. Ich nickte nur.
Mit voller Wucht schlugen wir die Tempeltüren auf. Briza stand dort, den Dolch hoch über Zaknafeins Brust erhoben. Zorn loderte plötzlich heißer als die Hölle in mir auf. Die Versammelten starrten uns für den Bruchteil einer Sekunde überrascht an und ich sah wie Drizzt die Kugel warf. Eilig schloss ich meine Augen, doch auch durch die geschlossenen Lider nahm ich das Licht wahr. Alle schrieen gepeinigt auf und ich wusste, dass jetzt die Zeit für einen Zauber gekommen war.
„Mach’het“, kam es nur über meine Lippen und ein grüner schleimiger Ball schoss aus meinen Händen. Briza war mein Ziel. Sie wurde von diesem schleimigen Ding getroffen und an die Wand geschleudert. Dort blieb sie kleben, alle ihre Befreiungsversuche scheiterten an der Masse, die sich langsam immer weiter verteilte.
Drizzt eilte zu seinen anderen beiden Schwestern. Vierna, die noch nie eine besonders gute Kämpferin war, konnte er spielend durch einen Schlag mit seinem Schwertknauf in den Nacken ausschalten. Maya hingegen war auf seinen Angriff vorbereitet und hielt bereits ihren Streitkolben und ihre Peitsche für ihn bereit. Die beiden begannen augenblicklich einen heftigen und wilden Kampf miteinander.
Ich war dagegen damit beschäftigt Zaknafein von seinen Fesseln zu befreien. Er sah mich durch zusammengekniffene Augen an. „Schnell ihr müsst fliehen ehe sich Malice erholt und anfängt Zauber zu sprechen“, rief er mir nur zu. Doch dafür war es bereits zu spät. Die Oberin erhob ihre Stimme. Das Licht verblasste langsam und ich konnte ihre Gestalt im hinteren Teil des Tempels ausmachen. Zornig starrte sie mich an und richtete ihren ersten Zauber gegen mich. Ein greller weiß-blauer Blitz zuckte in meine Richtung.
„Shrin‘ka“, schrie ich nur und ein Schild bildete sich um mich. Er fing einen Teil des Zaubers ab, doch dann zerbarst er und die prickelnde, brennende Energie des Blitzes jagte durch meinen Körper. Schreiend wurde ich zurück geschleudert und landete auf dem Boden. Alles fühlte sich taub an. Kaum das ich wieder auf den Beinen stand, da kam sie auch schon angerannt. Ihre Peitsche hieb nach mir und nur ein Hechtsprung rette mich vor einem Treffer. Ich rollte mich ab und kam kampfbereit wieder hoch. Woher ich diese Kraft und dieses Können nahm, verstand ich nicht und ich hatte auch keine Möglichkeit mir darüber Gedanken zu machen. Malice stand jetzt direkt vor Briza und beachtete ihre wehrlose Tochter nicht. Meine Chance sehend rannte ich auf sie zu. Ihre Peitsche sauste heran und traf mich, augenblicklich wurde mein Arm taub vom Schlangegift, doch es scherte mich nicht. Es gelang mir ihre andere Hand zu packen. Ich rannte mit voller Wucht in sie hinein und drückte sie mit aller Gewalt gegen Briza und in die schleimige Masse. Meine Hoffnung wurde nicht enttäuscht, das Zeug war immer noch klebrig und so blieb Malice rücklings darin hängen. Fluchend und kreischend saß sie fest und mit jeder Bewegung verfing sie sich immer mehr. Rückwärts bewegte ich mich aus ihrer Reichweite und ging wieder zum Altar hinüber.
Drizzt hatte sich mittlerweile gegen seine Schwester durchgesetzt und auch sie lag bewußtlos am Boden. Besorgt sah er zu Nerdanel und konnte gerade beobachten, wie sich die kleine Frau gegen die größere und stärkere Malice warf und sie zu Briza an die Wand heftete. Er hörte seine Mutter wild fluchen und sah wie sie versuchte ihre Hände frei zu bekommen, um einen Zauber zu werfen. Doch noch schien Nerdanels Zauber zu halten. Eilig rannte auch er zu Zaknafein und half dabei ihn von den Ketten zu befreien.
„Alles in Ordnung Vater?“, fragte Drizzt besorgt.
Zaknafein nickte nur und kaum das er frei war, raffte er sich auf und rannte mit den beiden anderen hinaus und verschloss die Tür von außen. Alles musste jetzt sehr schnell gehen, denn lange würde es nicht dauern bis Malice sich und Briza befreit hatte. Dann hatten wir nicht nur sie, sondern ein ganzes Haus am Hals. Eilig holten wir alle notwendigen Sachen, vor allem aber eine Rüstung und Schwerter für Zaknafein. Mit der Heimlichkeit war es nun vorbei, das wußten sie alle, daher hatte der Waffenmeister auch keinerlei Hemmungen damit, das Haus offen durch das Haupttor zu verlassen.
Gemeinsam liefen wir ruhig den Weg vom Haus weg.
„Warum seid ihr beide nicht geflohen?“, fragte Zaknafein.
Erschrocken sah Drizzt seinen Vater an und auch mein Gesicht zeigte vollkommene Ungläubigkeit über seine Worte. Ohne eine Antwort abzuwarten, schnappte sich Zaknafein jeden von uns beiden für einen kurzen Moment und drückte ihn.
„Danke“, flüsterte er nur.
Sobald wir drei außer Sichtweite waren, begannen wir zu rennen. Doch unser Sprint war nur von kurzer Dauer, denn plötzlich schlug ein greller Blitz vor uns ein. Geblendet und angesengt gingen wir zu Boden. Man hörte nur eine Stimme lachen.
„Rache am Haus Do’Urden!“