Christopher und Ich
folder
German › Originals
Rating:
Adult ++
Chapters:
31
Views:
10,601
Reviews:
20
Recommended:
0
Currently Reading:
1
Category:
German › Originals
Rating:
Adult ++
Chapters:
31
Views:
10,601
Reviews:
20
Recommended:
0
Currently Reading:
1
Disclaimer:
This is a work of fiction. Any resemblance of characters to actual persons, living or dead, is purely coincidental. The Author (being obviously ME) ;) holds exclusive rights to this work. Unauthorized duplication is prohibited.
5
Christopher wartete bereits an der Tür, den Mantel zugeknöpft, den Schal umgebunden und die Haare zurecht gekämmt. Er betrachtete meine Erscheinung und schien mich abermals von Kopf bis Fuß zu analysieren. Dann nickte er, scheinbar in Einverständnis, und öffnete die Tür. Er schaute mich erwartungsvoll an, ließ mir den Vortritt und schloss die Wohnung vorsichtig hinter uns ab. Den Schlüsselbund ließ er in seiner Jackentasche verschwinden.
Vermutlich wären andere in solch einer Situation ausgerastet und hätten die Schlüssel zur eigenen Wohnung umgehend zurückverlangt, doch schon damals sagte mir ein kleines, dünnes Stimmchen, tief aus meinem Innern stammend, dass ich ihm vertrauen konnte. Dass es in Ordnung war, dass er mir bereits so nah getreten war und ich viele Dinge mit gelassener Selbstverständlichkeit geschehen ließ.
„Wo gehen wir denn hin?“, fragte ich ihn, als wir die Treppen hinab stiegen.
„Lass dich doch einfach überraschen“, entgegnete er ruhig.
„Ich hasse Überraschungen“, gab ich kund und ließ meine Hände in meinen Hosentaschen verschwinden. Christopher schmunzelte.
„Dieser Meinung bin ich nicht“, sagt er dann grinsend.
Dieses Mal lief irgendeine Jazzplatte, als der Anwalt den Wagen elegant durch die Innenstadt lenkte. Wir sprachen nicht und dieses irritierende Gitarrengeplänkel ging mir nach nur zwei Liedern dann doch so dermaßen auf die Nerven, dass ich energisch auf einen der Autoradioknöpfe drückte, um mich von diesen Lauten zu befreien.
Im selben Moment, als sich die Musik änderte, als wir die Stimmen der Moderatoren irgendeines Senders vernehmen konnten, brachte Christopher den Wagen ruckartig am rechten Straßenrand zum stehen, bremste so heftig, dass ich nach Luft schnappte und leicht nach vorne gedrückt wurde, nur um dann wieder in den Sitz zu kippen. Ich konnte gar nicht schnell genug denken, da zerrte er mich an meinem Kragen über die Mittelkonsole so nah an sich heran, dass unsere Nasenspitzen sich beinahe berührten.
„Was fällt dir ein?!“, zischte er und schaltete demonstrativ die CD wieder ein, ohne mich dabei loszulassen. „Hatte ich dir erlaubt, umzuschalten?“, fragte er dann in einem ruhigeren, fast schon belehrenden Ton.
„Äh, nein“, antwortete ich knapp.
„Wieso hast du es dann getan?“, erklang sofort die immer noch ruhige Gegenfrage. Ich zuckte mit den Schultern und merkte, welche Nervosität meinen Körper durch diese Nähe zu dem blonden Mann eigentlich erfasst hatte. Ich starrte seine Lippen an, blickte in diese blauen Kristalle, in denen ich Tadel und Zorn lesen konnte. Ich musste schlucken. Diese Wut machte Christopher so unheimlich attraktiv...
„Ich... Es tut mir leid. Passiert nicht wieder“, murmelte ich wieder und konnte regelrecht mit ansehen, wie der Zorn aus den Augen verschwand und sich so etwas wie Genugtuung und Zufriedenheit in ihnen anfing widerzuspiegeln.
„Gut“, sagte er und drückte mich wieder zurück in den Sitz. Er lächelte mir leicht zu und setzte dann den Wagen in Bewegung.
„Wow…“, sagte ich dann nach einer Weile, in der mich die Musik wieder wahnsinnig gemacht hatte. „Du hast ’nen echt komischen Geschmack, was Musik angeht.“
„Habe ich das?“, bemerkte er gelangweilt, ohne die Augen von der Straße zu nehmen. „Was hörst du denn so?“, fragte er nach der nächsten Kurve, ohne mich anzusehen. Und dennoch fühlte ich mich irgendwie glücklich, dass er ein Interesse an meinem Geschmack zeigte.
„Auf Moderneres? Ich mag House und so. Oder Handgemachtes. Wie Muse.“
„Aha. Muse, ist das deine Lieblingsband?“, fragte er.
Ich zuckte mit den Schultern. „Ich hab keine Lieblingsband. Du?“
„Sagt dir Joe Satriani etwas?“, fragte er und ich war regelrecht aus dem Häuschen, als ich erkannte, dass Christopher mir nun tatsächlich ein Detail seinerseits verraten wollte. Ich schluckte.
„Ist das nicht dieser Gitarrenmensch?“, fragte ich vorsichtig und der Anwalt schnaubte belustigt, lachte kalt.
„Gitarrenmensch“, wiederholte er sarkastisch und deutlich betont. „Wenn überhaupt dann ein Gitarrengott. Solltest du das nicht wissen, wenn du eher auf Handgemachtes stehst?“, neckte er mich und blitzte mich mit diesem betörenden blau kurz an.
„Hm…“, war alles, was ich dazu sagte.
„Jazz ist auch handgemacht…“, fuhr er blasiert fort und drehte die Musik noch etwas lauter. Ich starrte aus dem Fenster und versuchte meine Nervosität und Aufregung irgendwie abzuschütteln. Doch Christophers unmittelbare Nähe ließ dies nicht geschehen. Ganz im Gegenteil. Dieses Kribbeln, welches mich erfasst hatte, verstärkte sich nur noch, während ich ganz bewusst auf die Bewegungen und die Erscheinung des Anwalts achtete.
Wir entfernten uns etwas von der City und nach einer langen Fahrt parkte Christopher den Wagen auf dem Parkplatz eines wirklich großen Ladens, von dessen Existenz ich noch nicht einmal wusste. Ich starrte das Lokal an, dessen Lichter die kalte Nacht erhellten und das bildlich Wärme absonderte und mich magisch anzog, während wir den Wagen verließen. Ich spürte förmlich, wie mir der Speichel im Mund zusammenlief, als ein Pärchen das scheinbar Indische Restaurant verließ und der verführerische, würzige Duft des Innern mir entgegenwehte.
Ich erschrak, als Christopher plötzlich so zärtlich meine Hand ergriff und mir sein bis jetzt schönstes und sanftestes Lächeln schenkte. Wärme und Behutsamkeit spiegelte sich in seinen wundervollen Kristallen wieder, als er mich intensiv anblickte und mich langsam, mit wenig Kraft, in Richtung des Restaurants zog. Waren das Schmetterlinge in meinem Bauch, oder warum spürte ich solch ein flaues Gefühl und fühlte mich wie auf Flügeln empor getragen?
Er ließ meine Hand erst los, als er mir die Tür öffnete. Ein wenig dämlich kam ich mir ja schon in dieser Situation vor, denn ich fühlte mich wie eine Dame von Christopher behandelt; er bestellte den Tisch für uns, machte klar, dass wir gern etwas abseits sitzen wollten, nahm meine Jacke entgegen, rückte den Stuhl für mich zurecht und blickte mir, als er gegenüber von mir elegant Platz nahm, tief in die Augen. Sein durchdringender Blick ließ mich wohlig erschaudern, auch wenn mich immer noch ein reges Durcheinander befing, welches Christopher noch weiter vorantrieb, als er über dem Tisch meine Hand ergriff und mir leicht mit seinem Daumen über den Handrücken strich, mich erneut anlächelte.
„Das Chicken Tikka aus dem Tandoori-Ofen ist wirklich herrlich hier“, sagte er dann, als uns die dunkelhäutige, hübsche Kellnerin die Karten brachte und er meine Hand losließ, um in eben dieser zu blättern. „Als Vorspeise rate ich dir den indischen Käse in Kichererbsen paniert. Und probier einen Lassi dazu. Ich denke, das könnte dir schmecken.“
„Okay“, willigte ich ein. „Ich vertraue dir da mal“, fügte ich hinzu und erschauderte, als Christopher mich abermals so freundlich und milde anlächelte. Daraufhin legte er die Karten beiseite und rief die Kellnerin an unseren Tisch, der in der hintersten Ecke des prunkvoll eingerichteten Lokals lag. Beruhigende, exotisch angehauchte Musik drang aus den versteckten Lautsprechern und es roch ein wenig nach Früchten. Christopher bestellte für sich genau dasselbe Menü, welches er mir gerade beschrieben hatte und die Bedienung lächelte uns beiden freudig zu, als sie die Bestellungen penibel notierte.
„Ich nehme an, als Student gehst du nicht so oft auswärts essen?“, fragte er mich interessiert.
Es war schon seltsam ihn plötzlich so zu erleben, was die gesamte Situation nicht weniger schön gestaltete. Ich genoss seine plötzlich aufgekeimte Aufmerksamkeit und mir wurde noch wärmer, als mir bewusst wurde, dass der Anwalt doch „mehr“ von mir wollte…
„Naja, wenn man McDoof und Burger King nicht zum Auswärtsessen zählen kann, dann eher nicht…“, entgegnete ich grinsend und Christopher lachte. Nicht kalt, nicht süffisant. Nein, ehrlich, etwas lauter und auf angenehme Art sympathisch.
„Ich hoffe, das Essen wird dir heute schmecken. Das ist eines meiner Lieblingsrestaurants“, erklärte er mir, als die junge Kellnerin uns den Begrüßungsschnaps brachte. „Auf den heutigen Abend, Niko“, sprach Christopher und wir prosteten uns zu. Das gelbe Getränk schmeckte nach Mango, war sehr süß und wärmte mich ein kleines bisschen von Innen. Doch so richtig wohlig ging es mir nur aufgrund von Christophers Blicken, seiner entspannten Miene und dieser sanftmütigen Art und Weise, in der er jetzt mit mir umging.
Und immer wieder ergriff er meine Hand, streichelte sie und ließ mich die seinige halten. Er fragte mich über mein Studium aus, über meine Kommilitonen und ich erzählte ihm bereitwillig mehr aus meinem Leben, berichtete ihm von den harten Prüfungen und dem strengen Ablaufplan meines Studiengangs; ich erzählte ihm von meinen wenigen Freunden, von Frank und meinen Kommilitonen Paul und Markus. Die beiden waren auch die einzigen meines Semesters, mit denen ich wirklich klar kam…
„Ist doch in Ordnung…“, sagte Christopher und nickte mir zu. „Während meines Studiums konnte ich meine Freunde ebenfalls an einer Hand abzählen“, setzte er an und lehnte sich etwas in seinem Stuhl zurück, nahm seine Augen nicht von mir. „Und diese Personen darf ich heute noch immer als meine Freunde bezeichnen. Die anderen, die sich der großen Horde angeschlossen haben, stehen nun meist alleine da.“ Er grinste und beugte sich wieder vor, als uns der Hauptgang serviert wurde.
Christopher behielt Recht. Das Hühnchen schmeckte vorzüglich. Ich wusste wirklich nicht, wann ich das letzte Mal so gut gegessen hatte! Der Anwalt lächelte zufrieden, während er mich beim Essen betrachtete.
„Den Nachtisch holen wir uns aber woanders“, verkündete er, als wir nun mit der Rechnung den Abschiedsschnaps serviert bekamen, der dieses Mal rötlich gefärbt war und etwas nach Pflaume schmeckte. Christopher half mir in meine Jacke und grinste mich an, als wir das Restaurant verließen und auf den BMW zugingen.
„Ähm…“, setzte ich an, während Christopher sich anschnallte. Er schaute mich an, seine Hände bereits aufs Lenkrad gelegt. „Danke. Für… Den schönen Abend und überhaupt, das leckere Essen und so…“, murmelte ich etwas verlegen und fragte mich, woher diese Zurückhaltung meinerseits eigentlich stammte. Es war eine neue Empfindung, eine kürzlich erst aufgetauchte Eigenschaft. Sie fühlte sich nicht schlecht an, aber zum Teil noch recht sonderlich.
Nun grinste Christopher wieder ein wenig kalt.
„Ich erwarte natürlich etwas zurück von dir…“, verkündete er dann im härteren Ton und seine gesamte Ausstrahlung hatte diese kühle Normalität erreicht, wie ich sie von ihm kannte.
„Ich glaube kaum, dass mein Geld ausreichen würde, dich in so ein schickes Restaurant einladen zu können und kochen kann ich auch nicht, aber… Ich kann sparen und dann…“
Sein amüsiertes, süffisantes Lachen unterbrach meinen Wortschwall abrupt. Und dann ergriff er den Kragen meines Mantels und zog mich ein weiteres Mal harsch über die Mittelkonsole; seine Lippen pressten sich ungestüm auf meine und als er hungrig Einlass verlangte, gewährte ich ihm diesen augenblicklich. Seine Zunge war heiß und feucht. Der gesamte Kuss war gierig und ich seufzte völlig verloren in diesen hinein, denn in meinem Kopf herrschte erneut ein seltsames Durcheinander, der Wunsch nach mehr, das Verlangen nach dem noch Unbekannten.
„Das meinte ich eigentlich…“, sagte er dann leise und sein Atem strich dabei direkt über meine Lippen, so nahe war er mir noch. Erst langsam öffnete ich die Augen, nur um erneut in diesem Meer zu versinken. Christopher grinste und ließ von mir ab, startete den Wagen. Es war mir egal, wohin wir fuhren. Ich fragte ihn auch nicht, denn mittlerweile war ich mehr als überzeugt, dass er es mir sowieso nicht verraten würde.
Tat er auch nicht. Er sprach überhaupt nicht, als wir wieder durch die Innenstadt brausten und in einer der Tiefgaragen parkten. Aber er ergriff erneut meine Hand und ließ sie erneut nicht los, bis wir die wohl geilste Milk-Shake Bar der Stadt betraten und obwohl an diesem Tag scheinbar mehr Leute auf die Idee gekommen waren diese aufzusuchen, erhaschten wir einen Sofaplatz.
Christopher fragte mich weiterhin aus, über meine Familie dieses Mal, in einem normalen Ton, der weder sanft noch kalt war. Und ich antwortete ihm knapp.
„Du redest nicht gern über deine Familie, kann das sein?“, fragte er mich daraufhin, während ich meinen Vanilleshake munter schlürfte; ich schüttelte einfach den Kopf und Christopher schmunzelte.
„Und du?“, hakte ich nach und betrachtete ihn.
„Ich auch nicht“, sagte er und lächelte kalt.
Wir redeten ein wenig über Filme und ich erklärte ihm erneut, dass die besten Horrorfilme eben die japanischen waren und zählte ihm meine Favoriten auf. Eigentlich hätte mir klar sein sollen, dass er eher ein „Der Pate“-Fan war, eine Reihe, die ich noch nie gesehen hatte. Er verdrehte die Augen und lachte, als ich es ihm verriet, schüttelte frustriert den Kopf.
Als immer mehr Menschen sich an die Tische der Bar drängten und kaum Luft zum Atmen blieb, schlug Christopher vor, das Etablissement zu verlassen. Und natürlich taten wir, was er sagte, denn wie immer hatte er mir eigentlich keine Wahl gelassen, kein Mitspracherecht gegeben. Er hatte die Bedienung gerufen, bezahlt und war mit dem Satz „vielleicht sollten wir woanders hingehen“, aufgestanden.
Ich hätte nicht gedacht, dass es bereits Mitternacht war, doch eben genau dieses Uhrzeit zeigte meine Armbanduhr mir an, als ich ihr kurz Aufmerksamkeit schenkte, bevor ich wieder in den Wagen stieg. Ich weiß nicht, auf was ich an diesem Abend gehofft hatte, aber als wir an meinem Wohnhaus hielten, seufzte ich laut. Ich hatte einen Disco- oder Barbesuch erwartet, aber scheinbar hatte Christopher andere Pläne für mich vorgesehen.
„Geh jetzt ins Bett und schlaf dich aus, ich hab morgen noch etwas vor mit dir“, sagte er kühl und betrachtete mich eindringlich.
„Aber es ist doch noch so früh…“, jammerte ich. Sofort spürte ich seine Finger wieder an meinem Kinn, die mich in den Blickkontakt mit dem blonden Mann drängten.
„Wenn du mehr willst, Niko, dann ist genau dies eine der Regeln für dich, wenn ich dich daran erinnern darf: Ich dulde keine Widerworte; du tust genau das, was ich dir sage“, erklärte er mit ruhiger und dennoch tiefer Stimme. „Und ich sage es dir jetzt noch einmal: Zieh’ eine weitere Nummer wie heute mit diesem Georg ab und du wirst es bitter bereuen.“
Seine Worte, sein Ton und sein dabei sanfter Gesichtsausdruck trieben mich an den Rand meines Verstandes. Die Gefühle, die er in mir hervorrief, wagte ich nicht zu kategorisieren; ich verstand sie nicht vollends, wusste nur, dass ich mehr von ihnen wollte.
„Du wirst jetzt in deine Wohnung gehen, dich waschen und ins Bett gehen. Deinen Wecker stellst du dir auf 9 Uhr“, sprach er weiter im befehlshaberischen Ton. „Ich bin um 11 bei dir und ich erwarte eine saubere Wohnung, verstanden?“
Ich nickte, nicht im Stande meine Augen von ihm abzuwenden, da zog er mich an meinem Kinn noch heftiger zu sich und ich zischte leise auf bei dem winzigen, ziehenden Schmerz, den seine Finger verursachten.
„Ein Nicken reicht nicht. Du hast eine Stimme, benutze sie, wenn du mir antwortest“, sagte er kühl.
Ich schluckte. „Ja, OK, mach ich“, antwortete ich ihm und er grinste leicht.
„Das werden wir noch üben. Aber… Dafür haben wir noch Zeit“, sagte er. „Gute Nacht, Niko“, verkündete er dann. Ich zögerte einige Sekunden, wartend, die Situation abschätzend. Erwartete ich eine Art Abschiedskuss? Ja. Wartete ich vergeblich auf diesen? Gewiss. Seine eisigen Augen betrachteten mich desinteressiert, der Motor des Wagens lief noch immer.
„Gute Nacht…“, murmelte ich also. Christopher wartete tatsächlich noch, bis ich das Haus betrat; fuhr erst ab, als die Haustür ins Schloss fiel und das Licht im Treppenhaus von mir eingeschaltet wurde. Mit wackeligen Knien beförderte ich mich in meine spärliche Wohnung und als ich mich nach nur wenigen Minuten im Bett befand und meinen Wecker auf die vom Anwalt vorgegebene Zeit stellte, wunderte ich mich abermals über mich selbst.
Da war es wieder, dieses nicht zu definierende Gefühl, welches mir doch Wohlergehen bescherte und diese erregenden Wellen durch meinen Körper jagen ließ. Schnell fiel ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Am kommenden Morgen sputete ich mich, duschte im Eiltempo und befreite mein Heim von Staub und Dreck, richtete die Sofakissen, machte den Abwasch und ordnete sogar alles in den wenigen Regalen neu, lüftete, wischte den Boden. Ich war erschöpft, als es um Punkt 11 Uhr klingelte.
Gespannt wartete ich an der Tür und beobachtete, wie Christopher galant die Treppenstufen emporstieg, mit einem leichten Grinsen auf seinen Lippen. Der Geruch der frischen Brötchen stieg mir sofort in die Nase und mein Blick fiel auf die gut gefüllte Bäckertüte, die er in der Hand hielt, als er auf mich zukam.
„Guten Morgen“, grüßte er mich und kam mir noch näher, presste seine Lippen ganz kurz auf die meinigen. Ich erstarrte. Solch einen sanften, keuschen Kuss zur Begrüßung hatte ich nicht erwartet. Ja, dieser Mann verwirrte mich mit allem, was er tat. Ich vergaß sogar auf seine Begrüßung zu reagieren, schloss stillschweigend die Tür, während Christopher die Brötchentüte auf dem Tisch neben der Kochnische ablegte und den schwarzen Rucksack, den er mitgebracht hatte auf dem Boden deponierte.
Heute trug er keinen Anzug. Eine anthrazitfarbene Jeans bedeckte seine schlanken Beine, ein schwarzes Hemd betonte seine athletische Figur. Er warf mir seinen Mantel zu und ich hängte ihn umgehend auf. Als ich mich ihm wieder zudrehen wollte, erschrak ich abermals, denn Christopher drückte mich mit seinem Gewicht vollends gegen die Tür. Der Türknauf bohrte sich mir schmerzhaft in den Rücken.
„Wenn ich dich begrüße, erwarte ich eine Antwort von dir…“, schnurrte er. Doch sein Tun und seine Augen signalisierten definitive Bedrohung. Erneut wurde mir ganz warm und meine Knie nahmen die gefühlte Konsistenz von Pudding an.
„Guten Morgen…“, murmelte ich leise und starrte in die Augen des Anwalts.
„Guten Morgen, Christopher…“, sprach er mich vor, auffordernd seine Worte zu wiederholen.
„Guten Morgen, Christopher…“, sagte ich also etwas lauter und der Blonde lächelte zufrieden und warm und drückte mir erneut einen leichten Kuss auf die Lippen. Ich schloss die Augen und genoss diese Millisekunden, die er mir gewährte. Und dann löste er sich von mir und setzte sich aufs Sofa.
„Deck den Frühstückstisch“, befahl er mir regelrecht. Da er frische Brötchen mitgebracht hatte, empfand ich es als angemessen, dies zu tun und widersetzte mich nicht. Ich kochte Kaffee, holte das frisch geputzte Geschirr heraus und stellte die wenigen Lebensmittel, die in meinem Kühlschrank lagerten auf den Tisch. Christopher hatte verschiedenes Gebäck geholt, dunkle Brötchen, Mohnstangen, zwei Croissants und ich fragte mich erneut, wann ich das letzte Mal in solch einer Ruhe und Entspanntheit gefrühstückt hatte.
Er fragte mich, ob ich gut geschlafen hatte. Erkundigte sich nach der Aufräumaktion und befand, dass meine Wohnung „ganz ordentlich“ aussah. Wieso fühlte ich mich eigentlich so beflügelt nach dieser Aussage, diesem vermeintlichen Lob? Es konnte mir doch auch egal sein, ob dieser immer noch ziemlich fremde Mann meine Wohnung toll fand oder eben nicht.
„Hast du einen Supermarkt hier in der Nähe?“, fragte er mich, als er mir dabei zusah, wie ich abräumte.
„Ja. Da braucht man nur zehn Minuten zu Fuß hin. Wieso?“
„Weil wir noch einige Sachen für unseren heutigen Videotag benötigen“, verkündete er und öffnete den schwarzen Rucksack, den er mitgebracht hatte. Ich schaute ihm von der Nische aus zu, als er einige DVDs herauszauberte und auf dem Tisch bereitlegte. Natürlich. „Der Pate“, alle drei Teile. Und dann noch irgendwelche Filme, von denen ich nur am Rande gehört hatte. „Die Vögel“ von diesem Hitchcock und „Citizen Kane“. „Wir gehen zu Fuß, ein kleiner Spaziergang wird uns gut tun“, verkündete er. „Zieh dich warm an, es ist ziemlich kalt heute.“
Erneut schlenderten wir Hand in Hand durch die wenigen Straßen, die zum Supermarkt führten. Ich erzählte Christopher ein wenig von der Nachbarschaft, den lauten Parties, die manchmal in dem Gebäude direkt über dem Geschäft gefeiert wurden und den vielen Senioren andererseits, die hier in der Nähe wohnten und sich über die jüngere Generation aufregten. Ich hatte aber auch schon die Gelegenheit bekommen, einen Rentner in Baggy Jeans und Baseballcappy zu sichten...
Christopher lachte.
Wir kauften Chips, Schokolade, Weingummi, etwas Bier. Während unserer kleinen Shoppingtour machte sich nichts von der sonst überwiegenden Kälte und Arroganz, dieser süffisanten Selbstsicherheit des Anwalts bemerkbar. Sein Blick war klar, sein Gesichtsausdruck entspannt, sein Lächeln ebenso wie sein sporadisches Grinsen freundlich und warm.
War ich wieder etwas überrascht? Ja.
Vor allem, als wir erneut meine Wohnung betraten und es uns gemütlich machten, den ersten Film einschalteten und Christopher mir ein wenig zu den Hintergründen der Streifen berichtete, seine Arm um meine Schulter legte und mir erlaubte, mich an ihn zu schmiegen. Ich war glücklich, dass er so viele Filme mitgebracht hatte, dass wir so viele Stunden miteinander auf meinem Sofa verbrachten; dass er mich sogar ein wenig mit den Haribobärchen fütterte und es zu genießen schien, so wie ich es tat; dass Christopher mich küsste, meine Mundhöhle intensiv mit seiner heißen Zunge untersuchte, in meine Lippen biss und seine Hand sogar einmal unter meinen Pullover wandern ließ, um mir zärtlich über meinen Bauch zu streicheln.
Es war bereits dunkel, als der letzte Film zu Ende ging und ich mich mit einem Ächzen erhob, um den Fernseher auszuschalten. Als ich mich umdrehte, hatte Christopher sich bereits vom Sofa erhoben und fing an, die DVDs wieder in seinem Rucksack zu verstauen.
„Willst du jetzt schon gehen, oder wie?“, fragte ich entrüstet und er grinste mich wieder in dieser blasierten Manier an, während er auf mich zutrat und mir auch die letzte DVD entnahm, um sie einzupacken.
„Ich muss heute noch ein wenig arbeiten“, erklärte er mir mit fester Stimme. „Ich habe aber noch eine kleine Überraschung für dich, Niko“, fügte er leicht amüsiert hinzu. Erneut war ich überrascht, wie schnell sich seine gesamte Haltung überhaupt gewandelt hatte, wie schnell er wieder diese harte Art annehmen konnte.
Er machte mich ganz verrückt damit.
Ich schluckte, als er mir eine völlig schwarze DVD-Hülle in die Hand drückte und ganz nah an mich herantrat. Eine seiner Hände wanderte in meine Haare und zog meinen Kopf mit einem heftigen Ruck nach hinten; die andere fuhr über meine Brust direkt in meinen Schritt und drückte fest zu. Christopher biss hart in meinen Hals und ich stöhnte auf, halb vor Schmerzen, halb vor Verlangen. Blut strömte ungehend in südliche Richtung.
„Guck sie dir heute Abend an“, flüsterte er betörend in mein Ohr und zeichnete die Konturen meiner Ohrmuscheln mit seiner Zunge nach. „Und fass dich dabei an“, fügte er hinzu und küsste mich verlangend, wild, ungestüm. Dann grinste er wieder, ließ mich noch nicht aus seinem festen Halt los. „Ich will, dass du mir von deinen Empfindungen morgen erzählst, verstanden?“
„Okay…“, flüsterte ich, da packte er mich an beiden Stellen noch gröber an.
„Ja, Christopher“, sprach er mir erneut langsam und belehrend vor.
„Ja, Christopher…!“, brachte ich heraus und er ließ zufrieden von mir ab.
Mein Herz pochte wild in meiner Brust und meine Hose fühlte sich zum wiederholten Male in der Anwesenheit des Anwalts viel zu eng an.
„Ich rufe dich morgen an“, sagte Christopher kühl und nickte mir zum Abschied einfach zu. Ich sah die Tür ins Schloss fallen und starrte die DVD in meiner Hand an. Nein, ich konnte nicht warten, verfrachtete sie umgehend in den billigen Player und schaltete den Fernseher wieder ein. Gespannt setzt ich mich aufs Sofa und knöpfte mir umgehend meine Hose auf, ließ meine Hand in meine Boxershorts wandern und keuchte seicht auf, als sich meine Finger um mein eigenes, hartes Fleisch schlangen.
Der Film wurde sofort abgespielt.
Meine Hand hielt inne. Ich brauchte erst einige Minuten, um zu begreifen, was ich dort begutachtete, was für eine Art Praktik es war, die die beiden Protagonisten dieses pornografischen Filmes dort vor meinen Augen vollzogen. Augenblicklich musste ich an dieses eine, ganz besondere Bild der drei Männer denken, die Christopher mich auf der Ausstellung hatte begutachten lassen.
Ich schluckte und merkte erst nach einer Weile wie hart ich eigentlich war, während ich still beobachtete, wie der „Master“ seinen an eine schwarze Kreuzvorrichtung gefesselten „Sklaven“ mit einer Art Peitsche bearbeitete, die skurriler Art und Weise einem Pferdeschwanz glich. Der „Sklave“ genoss die Streicheleinheiten, die ihm sein Meister mit diesem Ding gewährte und schrie vor Schmerz und Lust, als der Herr ihn damit schlug.
Unweigerlich fing ich an meine Hand schneller zu bewegen.
Ich keuchte, als der „Master“ zu einem Lederriemen griff und diesen mit einem lautem Klatschen auf dem bereits leicht geröteten Po seines „Sklaven“ landen ließ, der erneut aufstöhnte. Mit aufkeimender Faszination betrachtete ich die auf dem Hinterteil sichtbar werdenden Striemen und dieses Kribbeln in meinem Unterleib wurde zunehmend eindringlicher und intensiver. Zitternd erlebte ich meinen Höhepunkt und keuchte, bäumte mich auf.
Der kurze Film war zu Ende und ich versuchte meinen Atem zu beruhigen, meine Gedanken zu ordnen. Ich weiß nicht, warum. Aber ich schaute den Film bestimmt noch fünf Mal an diesem Abend und ging aufgewühlt und erschöpft ins Bett.
Ich dachte an Christopher, während ich nackt unter der Bettdecke lag und mich erneut seltsame Erregung erfasste. Ungeachtet der Tatsache, dass ich müde war, fasste ich mich wieder an, das dritte Mal nun an diesem Abend. Ich ließ die kurzen Sequenzen des Filmes in meinem eigenen Kopfkino erneut abspielen. Doch in meinen Gedanken waren Christopher und ich die Protagonisten.
Mit wildem Herzklopfen und einem noch mulmigen Gefühl stellte ich mir vor, wie es wäre, von Christopher gefesselt zu werden, mit diesen Peitschen bestraft zu werden. Als ich mit einem lauten Stöhnen kam, hatte ich meine Antwort:Es wäre geil…
Meine Müdigkeit war wie weggefegt und ich lief rastlos durch die Wohnung.
Wieso erregte mich diese Vorstellung so dermaßen? Wieso fand ich plötzlich einen Akt aus dieser Szene so… geil? War ich jetzt wirklich schon so notgeil, dass ich einfach nur Sex wollte, egal wie sich dieser gestalten sollte? „Scheiße!“, fluchte ich laut und ließ mich aufs Sofa sinken. Ich mutierte langsam wohl wirklich zu einem kleinen Masochisten. Denn anstatt mich abzulenken, schaltete ich den Film ein weiteres Mal an…
Ich besitze diese DVD noch immer. Und ich denke auch nicht daran, sie loszuwerden. Sie ist wie ein kleines Erinnerungsstück, hat sentimentalen Wert für mich erlangt. Schon seltsam, dass sogar ein Porno so eine wichtige Erinnerung werden kann. Wobei viele sagen würden, dass ich selbst seltsam bin, dass Christopher und ich seltsam sind.
Ich höre die Tube zuschnappen und beobachte, wie mein Freund sie wieder in dem kleinen Schränkchen deponiert. Langsam wendet er sich mir wieder zu und tritt mit einem diabolischen Grinsen wieder an mich heran. Gehorsam wende ich meinen Blick schnell ab und schließe meine Augen. Ich spüre, wie er die Schellen an meinen Hand- und Fußgelenken losschnallt, doch ich bewege mich noch nicht, warte auf seine weiteren Anweisungen. Denn erst wenn Christopher mir das OK gibt, darf ich mich rühren.
„Steh auf!“, kommt es knapp von ihm und ich erhebe mich, leicht zitternd. Mein Hintern pocht noch immer und es ist ein seltsames Gefühl sich in solch einem Zustand zu bewegen. Wobei Christopher weiß, wie er meinen Körper noch viel weiter an seine Grenzen treiben kann.
Mit einem leichten Klickgeräusch hakt er die etwas längere, dünne und aus schwarzem Leder bestehende Leine an den Ring und zieht mich harsch daran zu sich. Ich pralle etwas ungeschickt gegen seine Brust und versuche nicht auch noch das Gleichgewicht zu verlieren. Er liebt es mich an meinen Haaren zu ziehen, hatte ich das schon erwähnt? So tut er es auch jetzt, drückt meinen Kopf somit nach hinten und zwingt mich, in sein Gesicht zu blicken.
„Pass mehr auf!“, zischt er und küsst mich in brutaler Manier, dringt mit Gewalt mit seiner Zunge in meinen Mund. Ich versuche nicht in den Kuss zu seufzen, doch ich bin mittlerweile so erregt, dass es mir nicht gelingt diesen Laut zurückzuhalten. Umgehend schubst er mich von sich weg und verpasst mir eine weitere Ohrfeige. Diese ist härter als die vorherige.
„Habe ich dir bereits befohlen, wieder Laut zu geben, Niko?“, fragt er amüsiert und seine eisigen Augen bohren sich in die meinigen. Ein Schauer läuft mir den Rücken herunter.
„Nein, Christopher“, gebe ich beschämt kund und senke meinen Kopf. „Es tut mir leid, Christopher.“, füge ich im selben Ton hinzu.
„So ist es gut, Niko“, sagt er sanft und streichelt ganz vorsichtig über meine Wange. „Aber ich weiß jetzt nicht mehr, ob ich dich heute kommen lassen werde…“, spricht er scheinbar nachdenklich weiter. Ich zucke zusammen, als er mich an der Leine wieder an sich zieht. Meine Hände finden an seiner Brust halt und er verwickelt mich erneut in einen Kuss.
Bitte lass mich kommen…
Er geht durchs Zimmer und zieht mich an der Leine mit sich. Ich schlucke, als ich erkenne, dass er mich zu diesem ganz besonderen Sklavenstuhl leitet, mit diesem markanten Grinsen auf seinen Lippen. Nur kurz macht er halt an dem Schränkchen und holt die Tube Gleitgel heraus. Dann schleift er mich weiter hinter sich her. Harsch und brutal zieht er an der Leine, sodass ich beinahe stolpere.
Mit beiden Händen drückt er mich wieder auf meine Knie und ich füge mich dieser Bewegung gehorsam.
„Sag mir Niko, wieso sollte ich dich heute kommen lassen?“, spricht er ruhig weiter, während er das eingebaute und verstellbare Halsband des Stuhles hörbar öffnet. Ich weiß, dass er mich ansieht, ich kann seinen Blick auf meiner Haut spüren, dieses ganz besondere Kribbeln jagt durch meine Lenden.
Ich schlucke.
Christopher macht mich verrückt.