Anders als Du denkst

5. Terry

Es war schon mal gut, dass Professor Snape nicht da war. Immerhin wollte sie ihm die Überraschung erhalten, wenn sie nach dem Essen zum Nachsitzen kam. Wahrscheinlich würde sie rausgeschmissen. Das Problem aber war, dass ihr dies mittlerweile so egal war, wie nur irgendwas. Sie war so wütend... Wenn sie sie halt der Schule verwiesen – dann sollten sie. Ruhe und Frieden hätte sie dann wenigstens.
Sie strebte ihrem üblichen Platz am Tisch zu, nur um sich um zu entscheiden und sich neben Neville zu setzen.
Ron und Harry nahmen dies nur aus dem Augenwinkeln wahr. Doch plötzlich stieß Dean Ron an.
„Schau dir mal Hermine an...,“ flüsterte er hektisch.
Auch Terry Boot, flankiert von seinen Freunden Michael und Anthony starrte Hermine an. Letztere aber schien die Blicke gar nicht wahrzunehmen. Ungerührt pellte sie eine Banane und leckte sich aufreizend die Lippen.
Terry war stehen geblieben und sog das Bild vor seinen Augen förmlich auf.
Hermine hatte ihr Haar gestylt. Es war keine krause Mähne mehr, sondern eine Kaskade von schimmernden Korkenzieherlocken. Rötliche Strähnen leuchteten im sanften Schein der Kerzen auf und gaben ihrem Haar einen wunderbaren Glanz. Sie hatte sich geschminkt. Es war nur wenig Make – up, aber sehr gezielt eingesetzt. Ihre Augen wirkten geheimnisvoll und hintergründig funkelnd. Ihre Lippen glänzten und schienen voll, zum Küssen geschaffen.
Oh – und nun stülpte sie diese auch noch über ihre Banane. Sanft sog sie an der Frucht und ließ sie aus ihrem Mund gleiten, nur um mit der Zunge über die obere Rundung zu spielen. Ihre rosa Zunge glitt über die Banane und ihre Lippen nippten an der Spitze des weißen Fruchtfleisches.
Terry stöhnte leise auf. Auch Antony neben ihm fühlte ein heftiges Ziehen in der Leistengegend.
Noch schlimmer aber traf es Ron und Harry, die nichts weiter tun konnten, als mit sperrangeloffen stehendem Mund ihre beste Freundin anzugaffen. Die leichte Röte in ihrem Gesicht und das nervöse hin und her Rutschen auf der Bank, machte Hermine klar, dass auch ihnen sehr gefiel, was sie da mit dieser albernen Frucht abzog.
Dumme Jungs!
Neville neben ihr, keuchte leise auf, als er sah, wie hingebungsvoll sie an der Banane saugte. Schließlich sah sie auf und blickte direkt zu Ron und Harry hinüber. Sie lächelte verführerisch. Beide Jungen grinsten dümmlich zurück.
Dann biss Hermine ein großes Stück der Frucht ab und kaute genüsslich, während die Jungen um sie herum gequält aufstöhnten.
Nur langsam lösten sich die Blicke ihrer Mitstudenten um sie herum und sie aß in Ruhe zu Ende.
Kurz bevor sie sich erheben wollte, um zum nachsitzen zu gehen, stand plötzlich Terry Boot vor ihr.
„Hallo Hermine.“
Sie sah irritiert auf. Hatte er ihr Bananenkunststückchen etwa auch gesehen???
„Hi Terry.“
Er lächelte gewinnend.
„Hast du nicht Lust heute mit uns in den Ostturm zu kommen?“
Aha. Nun war sie mit einem Mal doch nicht „zu sehr Bücherwurm“.
Sie lächelte herausfordernd.
„Ich würde wirklich sehr gerne mitgehen, Terry. Unglücklicherweise habe ich anderweitig zutun.“
Terry schaltete sofort.
„Darf ich dich in die Bibliothek begleiten?“
Sie schüttelte lächelnd die Kopf. Wieder wusste jemand mehr über sie, als wahr war. Hatte er wirklich noch nicht mitbekommen was heute bei Snape passiert war?
„Ich fürchte das ist leider unmöglich. Ich muss nachsitzen bei Professor Snape.“
Terry stand mit offenen Mund da.
Hermine Granger und Nachsitzen? Das passte einfach nicht zusammen! Dieses Mädchen war zu respektvoll. Mädchen? Määädchen???? – Um Merlins Willen, sie war eine Frau - und was für eine!