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Imaginations from the other Side

By: Zakal
folder German › Books
Rating: Adult ++
Chapters: 13
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Reviews: 22
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Disclaimer: I do not own the Forgotten Realms books. I do not make any money from the writing of this story.
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Journey through the Dark

Kapitel 7
- Journey through the Dark -

Im Tunnel vor uns stand er, der Söldner Jarlaxle und zu unserem großen Bedauern war er nicht allein. Er schien einige Soldaten bei sich zu haben, wobei ich mir sicher war, dass wir nur die Hälfte davon sehen konnten. Stolz wie ein Pfau kam er auf uns zu und verneigte sich mit einer überschwänglichen Geste.
Zaknafein kam zu Elfara und mir nach vorne. Resignation in seinem Blick, denn es konnte wohl nicht viele Gründe dafür geben, dass Jarlaxle hier war.
„Was willst du?“, fragte der Waffenmeister.
„Ich hab gehört, dass du dein Haus verlassen willst und da dachte ich mir, dass ich dich einmal fragen sollte, ob du dich nicht meiner Truppe anschließen möchtest. Drizzt natürlich auch“, und bei diesen Worten wanderte sein Blick über unsere Meute, ganz so als schien er ihren Marktwert prüfen zu wollen.
Zaknafein sah diesen Blick und kannte ihn nur zu gut. Jetzt würde Jarlaxle wieder eins seiner Angebote machen, denen man nicht entgehen konnte.
Schließlich lächelte der Söldner nur breiter und meinte,
„Allerdings mein alter Freund, wenn ich mir die Kämpfertruppe an deiner Seite so ansehe, dann bin ich mir sicher, dass auch sie sich perfekt in meinen Reihen ergänzen würden.“
Doch noch ehe Zaknafein das Wort erheben konnte, trat Elfara einen Schritt an ihm vorbei auf Jarlaxle zu.
„Nein, wir werden nicht mit Euch kommen“, sprach der junge Anführer entschlossen. Der Waffenmeister fragte sich, ob es Elfara überhaupt bewusst war, welchem gefährlichen Feind er denn da gegenüber stand.
Und wieder stahl sich nur ein siegessicheres Grinsen auf das Gesicht des Söldners.
„Ich kann Euch aber leider nicht vorbei lassen. Ihr werdet schon durch mich und meine Leute hindurchgehen müssen, wenn ihr die Stadt verlassen wollt“, fuhr Jarlaxle fort ohne zu ahnen welch törichten Satz er gerade geäußert hatte.
Plötzlich lächelte Elfara nur hintergründig und drehte sich leicht zu uns um. Zaknafein fragte sich ernsthaft, was nun folgen würde. Er konnte Elfara ansehen, dass dieser gerade einen Plan ausgeheckt hatte.

Ich hatte das Gespräch aufmerksam verfolgt und mir war bei Elfaras Blick klar, dass er einen hinterhältigen Plan im Sinn hatte. Ich wusste, dass er zu Helion unserem Magier sah. Elfara drehte sich dann wieder um und auch Jarlaxle konnte man ansehen, dass er wusste, dass hier etwas geplant wurde. Ich sah zu Helion und er machte nichts, doch ich konnte seine Stimme kurz in meinem Kopf flüstern hören.... „Schall und Rauch, wir werden zu Geistern, nimm die anderen bei der Hand“. Dann schloss er die Augen und bereitete sich auf den Spruch vor. Ich hörte derweilen Elfaras Stimme ... „Wir brauchen deinen Schild-Zauber ..... JETZT!“. Ohne zu Zögern wirkte ich meinen Zauber und ein Schild bildete sich um uns, keine Sekunde zu früh, denn gleich darauf schlugen die ersten Bolzen in den Schild ein.

Jarlaxle fiel auf, dass sie keinerlei Worte oder Gesten benötigten. Diese Fremden verständigten sich mit Blicken. Er wusste, dass sie versuchen würden zu fliehen. Dieser junge Anführer war ein Narr, wenn er glaubte, dass er, Jarlaxle auch nur einen dieser wertvollen Krieger entwischen lassen würde, von den schönen Frauen in ihrer Mitte mal abgesehen. Vor allem die Bogenschützin hatte seine besondere Aufmerksamkeit erregt mit ihrem leidenschaftlichen und feurigen Blick. Plötzlich flammte ein Schild um die Gruppe herum auf. Seine Leute feuerten automatisch, doch ohne nennenswerte Ergebnisse, keiner der Bolzen war in der Lage durchzudringen. Jarlaxles Blick fiel auf die junge Priesterin, Nerdanel Do’Urden wie er wusste und er musste lächeln bei dem Gedanken, wie zornig Lloth auf Malice sein musste, wenn diese einfach so eine fremde Priesterin entwischen lassen würde.
„Und nun?“, fragte Jarlaxle süffisant, denn er wusste, dass die Fremden nun unter diesem Schild gefangen waren. Sie konnte sich unmöglich mit ihm bewegen und die Macht der Priesterin wäre auch irgendwann verbraucht. Eigentlich musste er nur warten.
Was Jarlaxle allerdings nicht gefiel, war das selbstsichere Lächeln, das ihm der junge Anführer zuwarf. Er mochte so etwas gar nicht.

Ich hielt den Schild mit meiner ganzen Konzentration aufrecht. Und mit jedem Treffer der Bolzen, der darauf einschlug wurde es schwerer. Ich sah zu Helion und wieder sprach er nur in Gedanken zu mir, wobei ich seine Stimme kaum noch hören konnte, da ich mich so sehr auf meinen Schild konzentrieren musste. „Nimm die Hand deines Nachbarn...“. Ich warf einen Seitenblick auf Zaknafein und griff seine Hand. Verwundert sah er mich an und es schien ihm nicht geheuer zu sein, dass ich ihn so fest hielt.
„Egal was passiert, lass unter keinen Umständen los“, flüsterte ich.
Er nickte nur.

Drizzt beobachtete derweilen das Geschehen von weiter hinten. Sie waren so nah dran und wieder versuchte ihnen jemand einen Strich durch die Rechnung zu machen. Jeder schien mit aller Gewalt verhindern zu wollen, dass sie Menzoberranzan verließen. Er konnte zwar hören was gesprochen wurde, aber nur wenig sehen. Er sah den Schild, der sich um sie herum aufgebaut hatte und hoffte, dass es nun endlich ein Entkommen geben würde. Völlig verwundert sah er plötzlich die Kriegerin neben sich an, die nach seiner Hand griff und diese fest umklammerte. „Lass nicht los, egal was gleich passieren wird“, flüsterte die junge Frau ihm nur zu und sah ihn dabei mit ihren wundervollen Augen durchdringend an. Er nickte nur zaghaft und hielt es im Moment einfach für das sicherste zu tun, was sie sagte, wusste er doch nicht, was nun auf sie alle zukommen würde.

Auch Dinin kam sich recht verloren vor, wusste er doch, dass man so ein verlockendes Angebot von Jarlaxle unmöglich ablehnen konnte. Der Söldner bekam immer was er wollte. Wie konnte dieser junge törichte Anführer nur annehmen, dass sie hier irgendwie entkommen konnten. Nein, Jarlaxle würde sie in seine Truppe aufnehmen und alles würde gut für sie werden. Dinin hoffte inständige, dass der Söldner Elfara für seine Frechheit mit Blut bezahlen lassen würde. Umso mehr wurde er von diesem Schild überrascht, der plötzlich sie alle umgab. Einer der Krieger griff sich sein Handgelenk und hielt ihn fest. Dinin war wütend und versuchte sich loszureißen. Er wollte zu Nerdanel und wissen, was dieser ganze Unsinn sollte. Sie als Priesterin musste doch die Macht haben, diesen irrsinnigen Plan von Elfara zu beenden. Doch der Krieger hielt in mit einem kräftigen Ruck zurück.
„Mach keine Metzchen oder du bleibst hier“, knurrte dieser nur. Erst wollte Dinin etwas Böses erwidern, doch der Blick, der ihm zugeworfen wurde hatte genug Aussagekraft um ihm zu verdeutlichen, dass man im Moment wenig wert auf seine Meinung legte.

Ich hörte wie Helion einen Zauber zu wirken begann. Tief in meinem Inneren kam das Gefühl auf, dass ich genau wusste was jetzt passieren würde. Ich versuchte mich auf meinen Schild zu konzentrieren und an nichts anderes zu denken. Plötzlich spürte ich, wie mich Helions Magie durchdrang und ich fühlte mich auf einmal sehr leicht und fließend. Ich öffnete meine Augen und betrachtete alle um mich herum. Bis auf die zehn Schattenkrieger waren wir alle zu Nebelgestalten geworden, deren Körper durchsichtig und weiß waren wie Nebel an einem frühen Herbstmorgen.

Jarlaxles Augen weiteten sich vor Überraschung, als er sah, was der Magier da für eine Überraschung gezaubert hatte. Doch er bemerkte auch, dass zehn Krieger sich nicht verändert hatten. Jetzt wurde der so selbstsichere Drow auf einmal misstrauisch.
„Sehr interessant ... doch verratet mir Fremde, wie wollt Ihr und Eure neun Krieger an meinen Leuten vorbeikommen.“
Doch auch hierfür erntete Jarlaxle wieder nur ein selbstsicheres Lächeln.
„Wer sagt, dass wir an Euch vorbei wollen? Wir gehen einfach durch Euch hindurch, wie Ihr schon selbst sagtet“, antwortete ihm Elfrara zynisch.
Der Söldner konnte seine Überraschung nur schwer verbergen, als plötzlich alle zehn Gestalten ihre Form veränderten und ihre Körper zu Schatten eingehüllt von schwarzen Flammen wurden. Der Schild fiel und seine Leute feuerten wieder auf diese Fremden, doch die Bolzen zischten harmlos durch sie hindurch und bohrten sich in den Boden. Die gelben Augen der Schatten starrten ihn an und obwohl er keinen Gesichtsausdruck mehr wahrnehmen konnte, so hätte Jarlaxle dennoch schwören können, das der Anführer gelächelt hatte.
Eilig wie der Wind und vollkommen geräuschlos rannte die ganze Meute auf ein stummes Zeichen ihres Anführers hin los. Zwischen den Nebeln konnte Jarlaxle die schemenhafte Gestalt Zaknafeins sehen, der ihm einen letzten Blick zuwarf. Der Söldner musste unwillkürlich lachen, noch nie war er so dreist ausgetrickst worden. Er sah Zaknafein an und grinste von einem Ohr zum anderen als er zum Abschied an den Hut tippte.
Geh mein Freund, irgendwie weiß ich das du dir deine Freiheit verdient hast, dachte der Söldner nur als die Nebelgestalten in den Tunneln hinter ihm verschwunden waren. Vielleicht würde er diese interessanten Leute wiedersehen, vielleicht schon sehr bald. Es reizte ihn, mehr über sie und ihre Fähigkeiten in Erfahrung zu bringen. Jetzt galt es erst einmal einige falsche Spuren zu legen, um Oberin Malice ein wenig zu ärgern und seinem Freund einen kleinen Vorsprung zu verschaffen. Wozu sind Freunde denn sonst da?, dachte der Söldner vergnügt.

Ich hielt Zaknafeins Hand fest umklammert, auch wenn ich in dieser veränderten Gestalt keinerlei Gefühl für meinen Körper mehr hatte. Ich wusste, dass der Zauber auf ihn nur so lange anhalten würde, wie ich seine Hand hielt. Wir kamen schnell voran, denn Hindernisse gab es keine für uns. Die Schattenkrieger waren immer um uns herum und gaben sorgsam Acht, dass keiner verloren ging. Es war eine angenehme Art des Reisens, die weder Müdigkeit noch Schmerzen kannte. Aber leider war dieser Zauber nicht von langer Dauer und nach einigen Stunden, in denen wir ein gutes Stück des Weges zwischen uns und Menzoberranzan bringen konnten, verflog er wieder und wir nahmen wieder unsere körperliche Form an.

Drizzt war begeistert von dieser neuen Erfahrung, auch wenn es ihn anfangs doch etwas erschreckt hatte, kein Gefühl mehr in seinem Körper zu haben. Die Kriegerin zog ihn mit sich und die Gänge, Tunnel und kleinen Höhlen zogen so schnell an ihm vorbei, dass er nur noch das Gefühl hatte zu fliegen. Erst als sie beide wieder körperliche Formen annahmen wurde ihm bewusst, dass er ihre Hand wirklich fest umklammert hielt. Sie sah ihn an und er blickte einfach zurück. Schließlich schenkte sie ihm ein strahlendes Lächeln und flüsterte,
„Kann ich bitte meine Hand wiederhaben?“
Erschrocken wurde Drizzt rot, als er bemerkte, dass er ihre Hand immer noch nicht los gelassen hatte.
„Entschuldigung Herrin“, murmelte er nur verlegen.
Doch die Kriegerin überraschte ihn aufs Neue.
„Hey, schon gut, ist ja nichts passiert. Meine Hand ist noch an meinem Arm und sonst ist doch auch nichts vorgefallen. Und sag nicht „Herrin“, mein Name ist Despina. Und wie ist deiner?“
Diese ihm entgegengebrachte Offenheit ließ Drizzt lächeln und gleich fühlte er sich nicht mehr ganz so fremd und verloren unter diesen ihm vollkommen unbekannten Leuten.

Dinin hingegen riss sich augenblicklich von dem Krieger los als er spürte, dass es nicht länger notwendig war festgehalten zu werden. Er warf dem Mann einen letzten verärgerten Blick zu und wendete sich ab. Er sah zu Nerdanel, die sich einen intensiven Blickkontakt mit Zaknafein lieferte, er wollte jetzt bei ihr sein. Ohne Umschweife ging er zu ihr.
„Lady Nerdanel, ist alles in Ordnung mit Euch?“, fragte er sie im Flüsterton.
Sie riss sich von Zaknafeins Blick los, sah ihn an und nickte lediglich. Ohne sich weiter um seine Anwesenheiten zu kümmern ging Nerdanel weiter zu Elfara. Dinin warf einen zornigen Blick auf Zaknafein, der von diesem nur kühl und herablassend erwidert wurde. Dann folgte der junge Krieger seiner angebeteten Priesterin. Er hörte wie sie mit Elfara sprach.
„Wir laufen weiter bis wir müde werden, dann dürften wir eine Strecke von zwei Tagesmärschen zurückgelegt haben. Dank der veränderten Form sind wir viel schneller vorangekommen als angenommen. Das verschafft uns hoffentlich ein wenig Zeit.“ sagte Elfara nur. Nerdanel nickte nur verstehend und Elfara legte ihr plötzlich die Hände auf die Schultern und sah sie durchdringend an. Dinin gefiel diese Situation von Anfang an nicht, doch als der Anführer die kleine Frau plötzlich an sich zog und einfach drückte, da wurde ihm auf einmal schlagartig bewusst, dass er in dieser Gruppe wohl auch mit Konkurrenz zu rechnen hatte. Er würde nicht aufgeben, nicht die einzige Frau, die sein Herz jemals so sehr in Flammen gesetzt hatte.

Ich war ein wenig überrascht als Elfara mich in den Arm nahm.
„Ich bin froh, dass wir dich gefunden haben. Schön das du wieder bei uns bist“, flüsterte er nur in mein Ohr. Und irgendwie tat es mir gut, ihn einfach nur freundschaftlich in den Arm zu nehmen. Wie sehr ich doch meine Freunde vermisst hatte. Jetzt war meine Welt wieder in Ordnung.
Wir zogen weiter und während des Tages hatte ich genug Zeit mich mit meinen Freunden gelegentlich zu unterhalten. Sie erzählten mir, dass auch sie von ihren Erinnerungen an das Leben als Drow heimgesucht wurden. Jeder von ihnen. Keiner wusste bisher warum, aber die meisten vermuteten, dass das Schicksal ihnen wohlgesonnen war und sie deshalb mit diesen Erinnerungen beschenkte, um ihnen ein Überleben in dieser Welt zu ermöglichen. Vor allem aber musste ich mich die ganze Zeit mit Despina und Alystin unterhalten. Während meiner nun schon fast einen Monat dauernden Abwesenheit, hatte Despina meinem „Mann“ erklärt, wie man so als Frau lebte. Sie berichtete mir nur allzu lebhaft von der einen oder andere lustigen Begebenheit. Ich konnte zum ersten Mal wieder von Herzen lachen. Es tat so unglaublich gut und ein wenig der düsteren drückenden Stimmung im meinem Herzen verschwand. Ich wusste, dass Dinin die meiste Zeit hinter mir her lief, doch ich beschloss ihn einfach für einige Stunden zu ignorieren. Ich wollte zumindest für eine kurze Zeit wieder ich selbst sein können.

Zaknafein lief neben Drizzt ziemlich weit am Ende der Gruppe. Es wurde im Moment wenig gesprochen, daher konnten sie nur wenig über ihre neuen Reisebegleiter in Erfahrung bringen. Nur eins wurde Zaknafein bei näherer Betrachtung der Leute offensichtlich. Sie schienen nicht Lloth zu dienen, denn sie trugen keinerlei Spinnensymbole an sich oder auch nur Zeichen, die im Entferntesten daran erinnern könnten.
„Bereut Ihr die Stadt verlassen zu haben, Waffenmeister?“, fragte Drizzt ihn auf einmal.
„Drizzt sprich mich bitte mit „du“ an und hör auf Waffenmeister zu sagen, denn hier draußen bin ich nicht mehr oder weniger als du“, flüsterte Zaknafein.
Drizzt nickte nur zaghaft und wartete, dass ihm sein Vater eine Antwort gab. Dieser schien erst zu überlegen, doch schließlich sagte er nur.
„Nein ich bereue es nicht. Bei Jarlaxle hätten wir zwar überleben können, aber es wäre nicht anders gewesen als in einem Haus zu leben, nur mit dem Unterschied das es keine Priesterinnen und keine Oberin gegeben hätte. Die Morde wären dieselben geblieben.“
Diese Antwort entlockte dem jungen Drow nur ein zufriedenes Seufzen.
Zaknafein dachte noch eine Weile über ihre neue Situation nach. Und er fand eigentlich, dass sie es beide ganz gut getroffen hatten. Das Einzige, was ihm an der ganzen Situation nicht behagte war die Tatsache, dass Dinin hier war. Das Verhalten des Drow kannte der Waffenmeister nicht von ihm. Es passte nicht zu ihm und er misstraute Dinin zutiefst. Er nahm sich vor, ein besonderes Augenmerk auf den ersten Sohn des Hauses Do’Urden zu haben.
Für Drizzt hingegen war dies alles nur noch ein riesiges Abenteuer. Er freute sich auf die neuen Erfahrungen, aber vor allem freute er sich auf die Oberfläche. Seine Hand glitt zu einem Beutel an seinem Gürtel. Darin befand sich die Pantherfigur und er konnte es kaum erwarten seiner geliebten Guenhwyvar all das Schöne zu zeigen, dass er nur in einer einzigen kurzen Nacht gesehen hatte. Er musste unweigerlich an den ersten Sonnenaufgang denken, den er gesehen hatte und augenblicklich wurde ihm warm ums Herz. Ein Lachen schreckte ihn aus seinen Gedanken und er bemerkte, dass er nur wenige Schritte von Despina entfernt war. Sie unterhielt sich lebhaft mit Nerdanel und lachte dabei ausgiebig. Er bemerkte, dass sie einen Blick über ihre Schulter warf und ihn direkt ansah und dann auch ihn anlächelte. Aus irgendeinem Grund wurde Drizzt verlegen und sah weg.

Wir liefen so lange bis wir müde wurden und machten schließlich halt in einer kleinen Kaverne. Es gab frisches Wasser, das aus der Wand sickerte. Wir versuchten uns so gut wie möglich zu arrangieren, denn die Höhle war sehr klein und wir mussten dicht an dicht schlafen. Ich wickelte mich in meinen Umhang und rollte mich auf meiner Schlafmatte zusammen, die mir die anderen mitgebracht hatten. Ich hatte mich eigentlich sofort an dem Platz ausgebreitet, an dem ich zum Stehen gekommen war und so stellte ich überrascht fest, dass Zaknafein neben mir lag. Ohne einen weiteren Gedanken an irgendetwas zu verschwenden, versuchte ich einzuschlafen, doch irgendwie drängte sich ein Gedanke in meinen Kopf. Mir fiel ein, dass Dinin keinerlei Ausrüstung bei sich hatte. Ich sah mich nach ihm um und stellte fest, dass er neben mir auf dem kalten harten Boden lag. Da ich nun mal kein Unmensch sein wollte, hob ich meinen Umhang und flüsterte nur.
„Na los, komm schon drunter.“

Dinin war erstaunt, aber noch mehr erfreut über ihre Geste und schlüpfte augenblicklich unter ihren Umhang. Sie war warm und ihre Schlafmatte sehr weich. Ihr Atem wurde schnell flach und er merkte sofort, dass sie bereits einschlief. Dankbar für diesen friedvollen Moment schlang Dinin seinen Arm um ihre Taille und zog sie zu sich.

Ich spürte von alle dem bereits nichts mehr, denn mich suchten wieder die Bilder der Vergangenheit heim.
Ich ging durch die Straßen der Stadt vorbei an der Festung des Clans Numenor. Wie oft war ich schon diesen Weg gegangen. Doch heute ging mein Vater neben mir und wir beide waren sehr nachdenklich.
„Du willst es also wirklich tun?“, fragte er.
Ich nickte nur.
„Du weißt, dass es dich für immer verändern wird? Du wirst von da an, die Seelen deiner Opfer zum Überleben brauchen. Bist du sicher das du das willst?“
Ich nickte wieder.
„Du weißt, dass du dabei sterben kannst?“
Und wieder nur ein Nicken als Antwort.
„Als Kampflord verstehe ich deine Entscheidung, als Vater hingegen hab ich Angst um dich.“
Ich sah ihn an und schlang dann beide Arme um ihn. Er drückte mich an sich.
„Du bist mein ein und alles Nerdanel, ich will dich nicht verlieren. Also verzeih einem alten Mann seine törichten Worte und Zweifel.“
Während er mich in den Armen hielt, konnte ich fühlen, dass er leicht zitterte. Mein Vater machte sich Sorgen um mich. Wir gingen weiter.
„Ich weiß, dass du dir große Sorgen um mich machst Vater, aber ich weiß, dass ich das tun muss.“, sagte ich ruhig zu ihm.
„Nicht jeder aus der Priesterschaft in der Stadt trägt eine Waffe der Göttin, dass weißt du auch“, hielt er mir entgegen.
Ja das wusste ich, doch ich wusste auch, dass für mich ein anderer Weg bestimmt war und ich mich dieser letzten und gefährlichen Prüfung unterziehen musste.
Schließlich standen wir vor dem Tempel. Ich sah meinen Vater noch einmal an und er legte mir aufmunternd die Hände auf die Schultern.
„Geh mein Kind, möge die Göttin dir gewogen sein. Mach deinen alten Vater stolz und kehr mir gesund zurück.“
Ich lächelte ihn ein letztes Mal strahlend an und ging dann in den Tempel um meinen Blutschwur zu leisten, um offiziell Priesterin zu werden und um eine letzte entscheidende Prüfung abzulegen. Mein Vater folgte mir nicht obwohl es ihm gestattet gewesen wäre den Prüfungen der Priesterschaft beizuwohnen. Er hatte mir gesagt, dass es ein Unglück geben würde, wenn er mich sterben sehen würde.

Zaknafein spürte wie zarte Hände sich gegen seine Brust stützten. Als er die Augen öffnete sah er Nerdanel direkt vor sich. Sie hatte sich aus ihrem Umhang befreit und war anscheinend zu ihm herüber gerollt. Er spürte wie sie sich immer fester an ihn schmiegte und dabei vor sich hin murmelte, doch er konnte nicht verstehen was sie sagte. Sie träumt, dachte er nur. Es schien ein schöner Traum zu sein, denn sie lächelte gelegentlich im Schlaf. Wenn man sie so ansah, dann konnte man vollkommen vergessen, dass sie eigentlich eine Priesterin war. Sie schien noch so jung zu sein, kaum älter als Drizzt, und doch war sie ein vollwertiges Mitglied des Clans. Vorsichtig setzte er sich auf und legte seine Decke um sie. Es störte ihn nicht, dass sie da war. Eine Bewegung wahrnehmend sah er auf und bemerkte, dass Dinin soeben aufgewacht war und sich suchend nach Nerdanel umsah. Aus einer Laune heraus, die auf der Abneigung gegen Dinin beruhte, zog Zaknafein die zierliche Frau fester an sich und schlang seine Arme um sie. Sie gab ein leises Seufzen im Schlaf von sich, das augenblicklich die Aufmerksamkeit des jungen Drow weckte.

Dinin sah es, doch wollte es nicht glauben. Er hatte Nerdanels Seufzen gehört und als er nach ihr sehen wollte, da lag sie in den Armen eines anderen. In Zaknafeins Armen. Und der Waffenmeister hatte nicht nur die Dreistigkeit sie festzuhalten, nein er verspottet Dinin auch noch in dem er frech zu ihm herüber grinste und Nerdanel sanft liebkoste als er sie unter seine Decke zog. Leise und schnell rollte Dinin sich herüber und lag wieder direkt neben Nerdanel, aber auch dicht bei Zaknafein.
Er signalisierte dem Waffenmeister in Zeichensprache
„Sie gehört mir Zaknafein. Mir allein, lass deine Finger von ihr!“
„Sie gehört niemandem, nur sich selbst! Ich glaube wen sie mag, sollte sie immer noch allein entscheiden“, antwortete Zaknafein.
„Wir werden sehen! Du solltest dich wohl mehr auf deinen Sohn konzentrieren als auf sie. Es könnte ihm ja was passieren?“, gab Dinin ihm überaus aggressiv zu verstehen.
Doch der Waffenmeister lächelte nur müde über seine Drohung, wusste er doch, dass Drizzt sehr gut auf sich selbst aufpassen konnte. Dann legte er sich zum schlafen hin. Dinin streckte sich auch wieder aus. Nachdenklich sah er zu Nerdanel, die mittlerweile friedlich auf dem Rücken lag und schlief. Sie war sein und daran würde auch Zaknafein nichts ändern, dachte Dinin nur zornig. Vorsichtig berührte er ihr Gesicht. Sie seufzte leicht im Schlaf. Es war ein schönes Geräusch. Er betrachtete sie noch eine Weile, doch dann holte auch ihn die Schwärze des Schlafes ein.

Der nächste Tag brach schneller herein als den meisten lieb war. Wir schliefen nur so viel, wie wir vertreten konnten. Einige mussten zwar etwas unsanft geweckt werden, doch auch sie rafften sich auf. Es wurden die üblichen morgendlichen Späße gemacht und mit dem Wasser wurde gepanscht.
Ich wurde auch geweckt. Neben mir schlief immer noch Dinin. Er sah ziemlich süß aus wenn er so friedlich schlafend da lag. Schade, dass ich ihn wecken musste. Ich berührte sanft seine Schulter, aber dennoch schrak er hoch und schaute einen Moment verwirrt und ängstlich in die Welt.
„Guten Morgen Dinin. Gut geschlafen?“
Er lächelte nur und sah zu mir auf.
„Ja hab ich.“
Ich stand auf und ließ ihn da mit meinem Umhang sitzen. Während einige Frühstück machten, fing ich an mich um die kleineren Verletzungen der anderen zu kümmern. Das Meiste wurde nur mit dem Wenigen, das uns geblieben war, wie Salben und Pflastern, versorgt, aber den verstauchten Knöchel unseres Barden musste ich heilen, denn sonst wären wir heute nicht besonders weit gekommen. So machte ich meine Runde durchs Lager und kam auch zu Zaknafein und Drizzt,
„Seit Ihr verletzt?“, fragte ich.
„Nur ein Kratzer am Bein, Lady Nerdanel“, sagte Zaknafein.
Er hatte nicht mehr als seine Unterkleidung an, als ich mich zu ihm setzte. Und ganz ehrlich, das war ein Anblick, den man nicht so oft bekommt. Der Kratzer zog sich vom Knie bis zum Knöchel und musste wohl gestern beim Klettern passiert sein. Vorsichtig reinigte ich die Wunde. Wohl bewusst, dass er mir die ganze Zeit dabei zusah. Mein Heilzauber funktionierte wie zu erwarten und seine Wunde schloss sich.
„Ihr habt sehr talentierte Hände, Nerdanel. Ich danke Euch.“
Ich konnte es mir nicht verkneifen ein wenig rot zu werden.
„Nicht übertreiben mit der Dankbarkeit.“, meinte ich nur verlegen.

Die anderen riefen zum Frühstück und wir alle ließen es uns schmecken. Dinin kam vorsichtig näher. Er war unsicher, ob ihm die anderen einfach so etwas von ihrem Essen abgeben würden, denn immerhin durfte er nur wegen Nerdanels Zuspruch mitreisen. Doch plötzlich war sie neben ihm.
„Hier ich hab dir etwas zu Essen abgestaubt Dinin.“
Lächelnd reichte ich ihm die Schale mit dem Essen. Er hatte keine Ahnung, was das für ein Brei in der Schale war, doch er aß alles was da war. Er bemerkte, dass im Lager eine Ruhe und Einigkeit herrschte, wie er sie nie zuvor erlebt hatte. Für jeden blieb etwas zu essen übrig, selbst für die Wachen wurde etwas übrig gelassen bzw. zu ihnen gebracht. So etwas hatte er vorher nicht erlebt. Er kannte nur die grausame Hackordnung des Hauses, dort war so etwas undenkbar. Während er da saß und aß hörte er den anderen zu. Ihn interessierte, was in dem Lager vor sich ging.
„Ich kann dir sagen, ich bin froh wenn wir aus diesem Höllenloch wieder raus sind. Ich brauch unbedingt frische Luft.“
„Wem sagst du das, meinst du es macht mir Spaß ständig still sein zu müssen. Ich will wieder mit den anderen singen und mir auch mal gepflegt die Kante geben können.“
„Oh wie ich euch beide versteh. Man ich will endlich raus aus dieser ewigen Nacht, das macht einen aggressiv. Ich will wieder die Sterne sehen...“
„... und den Mond anheulen hahahahaha“

Er hörte die Krieger lachen. Doch er verstand ihre Haltung nicht. Sie liebten die Oberfläche, obwohl hier unten ihr Zuhause war. Sie waren nicht so bösartig, sie waren anders als die Drow, die Dinin kannte. Woher auch immer diese Clan kam, er musste ein anderes Leben gehabt haben, als er es je begreifen würde. Nachdenklich betrachtete er sie. Sie sprachen nicht mit ihm, aber sie vertrieben ihn auch nicht. Er blickte zu Nerdanel, die mit den beiden anderen Drow-Frauen zusammen saß. Sie kicherten und lachten miteinander wie Kinder. Das Gesprächsthema musste sie wohl sehr erheitern. Sein Blick wanderte weiter. Er sah seinen Bruder Drizzt, der bereits Anschluss an die Gruppe gefunden zu haben schien. Er unterhielt sich lebhaft mit einigen der Krieger. Sie schienen ihn zu mögen. Dann wanderte sein Blick weiter zu Zaknafein. Der saß bei ihrem Anführer, dem Drow, den alle Elfara nannten. Sie unterhielten sich ernsthaft. In diesem Moment kam er sich ziemlich verlassen vor. Plötzlich gesellte sich der Magier zu ihm.
„Ihr seht aus wie jemand der Gesellschaft braucht“, sagte der Magier
„Tatsächlich? Für mich ist das alles sehr neu und dieser Clan ist so anders als alles was ich bisher kennen gelernt habe. Ich verstehe es nicht,“ antwortete Dinin mit aller gebotenen Vorsicht.
„Glaub ich gern. Darf ich Euch was fragen?“
Dinin nickte nur zustimmend.
„Was läuft da zwischen Euch und Nerde? Habt ihr was miteinander?“
Etwas erstaunt über die Direktheit der Frage, wusste Dinin im ersten Moment nicht was er antworten sollte.
„Ich ... Sie ist die Erste, die etwas für mich getan hat und das völlig uneigennützig. Sie ist die Erste, die mir Verständnis und Zuneigung entgegen gebracht hat und nicht nur Peitschenhiebe und Hass. Aber sagt mir, warum fragt ihr? Und vor allem warum nennt ihr sie Nerde?“
Der Magier musterte ihn nur ruhig.
„Ich frage, weil Nerde für mich eine gute Freundin ist. Wir kennen uns schon seit sie sehr jung war. Sie ist so was wie ein Kind für mich. Und uns wurde gelehrt, dass man auch seine Kinder Acht geben muss. Warum wir sie Nerde nennen? Weiß ich selbst nicht, der Name hat sich einfach so ergeben und wurde erst von einem verwendet und dann vom nächsten und jetzt nennen sie alle so.“
Er unterhielt sich noch ein Weilchen mit dem Magier.

Als Drizzt am Morgen geweckt wurde, war er im ersten Moment verwirrt, doch dann erinnerte er sich nur allzu lebhaft an den vergangenen Tag. Das Lagerleben war für ihn ungewohnt. Er hatte nur ein einziges Mal eine längere Reise mit einer Gruppe Drow unternommen, doch das war etwas vollkommen anderes gewesen. Er sah, wie einer der Männer kochte und unweigerlich musste er sich fragen, woher der große Topf kam, aber als er den Magier bei ihm stehen sah, wurde ihm diese Frage fast von selbst beantwortet. Er sah Despina, wie sie sich an den Koch anschlich und versuchte etwas von seinen Zutaten zu stehlen, die anscheinend auch roh essbar waren. Der Drow bemerkte sie allerdings und hieb mit seinem Kochlöffel aus Adamandit nach ihr. Es sah aus wie der Auftakt zu einem ernsthaften Streit. Doch er schlug sie nicht, sondern gab ihr lediglich einen Klaps auf die Finger und murmelte dann eine Reihe von wilden Flüchen, die Despina lediglich auflachen ließen. Diese Verspieltheit gefiel ihm. Er stand auf und zu seiner Überraschung wurde er von den jungen Kriegern mit einem fröhlichen „Guten Morgen“ begrüßt. Sie saßen einige Meter entfernt und kümmerten sich um ihre Ausrüstung. Unsicher was er tun sollte, nickte er ihnen lediglich zu. Doch einer von ihnen winkte Drizzt nur zu, er solle doch herüber kommen und sich zu ihnen setzen. Erfreut über diese Aufforderung gesellte sich Drizzt zu den drei jungen Männern. Sie begannen sich fast augenblicklich mit ihm zu unterhalten. Der junge Drow bemerkte gar nicht wie die Zeit verging und erschrak fast, als ihm auf einmal einer der anderen eine kleine Schüssel unter die Nase hielt mit einem dampfenden Brei. Es war glücklich darüber, dass er hier mit soviel Freundlichkeit empfangen wurde.

Zaknafein beobachtete auch die Drow um sich herum, nachdem Nerdanel ihre Heilung beendet hatte. Ihm fiel auf, dass die meisten Krieger noch jung waren, selbst Elfara war gerade mal halb so alt wie er, schätzte der Waffenmeister. Er fragte sich, was diesen Leuten zugestoßen war, dass sie ihre Stadt verlassen hatten und allein durchs Unterreich, ja sogar an die Oberfläche zogen. Elfara hatte zwar von Feinden im Unterreich gesprochen, doch Zaknafein konnte sich nicht so recht ausmalen, was dies für mächtige Feinde sein konnten, wenn ein junger Drow riskierte seine Leute den Gefahren der Oberfläche auszusetzen.
Zaknafein bewunderte insgeheim Elfara. Seine Leute schienen treu zu ihm zu stehen und sie gehorchten aufs Wort. Doch sie schienen ihren Anführer nicht zu fürchten, eher genau das Gegenteil, sie schienen ihm vollkommen zu vertrauen. Was er sagte, war gut und richtig und wurde gemacht. Er kannte dies auch von seinen Leuten, doch hier bestand ein Unterschied, seine Leute hätten ihn versucht zu töten, wenn sie die Gelegenheit gehabt hätten. Die Numenor-Drow hingegen stellten die Anführerschaft von Elfara nicht in Frage. Es schien hier keinen zu geben der Elfaras Platz wollte. Sie schienen stolz auf ihn zu sein. Ihm war auch aufgefallen, dass es für die Frauen in der Gruppe keine Sonderbehandlung gab. Sie wurden wie jeder Krieger behandelt. Diese Drow gingen sehr respektvoll miteinander um. Es gab keine Streitereien und keine Diskussionen. Sie waren fast freundschaftlich miteinander. Sie waren wirklich alle sehr seltsam.
Sein Blick schweifte weiter und er sah Drizzt. Dieser saß zusammen mit einigen der jüngeren Mitglieder des Clans und schien sich prächtig mit ihnen zu verstehen. Sie schienen ihn zu mögen und zwar auf freundschaftlicher Basis. Gelegentlich musste Zaknafein lächeln, wenn sich die Jungen zu laut unterhielten und einer der Älteren sie zur Ruhe ermahnen musste. Obwohl sie so jung waren, schienen sie einander dennoch viel erzählen zu müssen. Es amüsierte ihn, seinen Jungen so ausgelassen zu sehen. Ihm gefiel es bei ihnen zu sein. Obwohl er sie erst einen Tag kannte, waren sie ihm sympathischer als die Drow mit denen er vierhundert Jahre verbracht hatte. Vor allem Nerdanel gefiel ihm. Sie war so jung und fröhlich. Ihre Ausstrahlung war erfrischend und ihre Seele war noch rein und unverdorben. Ganz im Gegensatz eben zu jenen Frauen, die er bisher kennen gelernt hatte. Eigentlich hatte er gar nicht vorgehabt Dinin eifersüchtig zu machen. Nerdanel war Zaknafein viel zu jung, als dass er etwas mit ihr anfangen wollte. Er hätte wohl ohne weiteres ihr Vater sein können. Er sah in ihr, das was aus Vierna hätte werden können, wenn sie nicht von Malice verdorben worden wäre. Und dies war auch der Grund, warum Zaknafein es verabscheute, dass Dinin ständig bei ihr war. Er wusste, um die Verdorbenheit und Falschheit des jungen Drow und er wollte nicht, dass er Nerdanel damit ansteckte. Er würde wohl ein wenig besser auf die junge Frau aufpassen müssen, dachte Zaknafein.

Sie brachen auf und verschwanden lautlos in der Finsternis. Elfaras Plan lautete, dass sie den ganzen Tag laufen würden, um so schnell wie möglich aus dem Unterreich zu entkommen.
Drizzt war bei den jungen Kriegern geblieben, die sich ihm mittlerweile als Halbarat, Delios und Sefrim vorgestellt hatten. Despina kam gelegentlich auch dazu und es war eine wirklich unterhaltsame Runde, wie Drizzt fand. Sie teilten sogar ihr Reisebrot mit ihm. Der junge Drow konnte nicht widerstehen und rief Guenhwyvar herbei, was alle erschreckte, doch Drizzt erklärte ihnen schnell das die große Katze ein Freund war. Schnell wurde Guenhwyvar zum Kuscheltier aller, was der Panther sichtlich genoss.

Zaknafein zog es vor den Tag bei Elfara zu verbringen. Er wollte mehr wissen. Es interessierte ihn zu erfahren mit wem er hier reiste. Und Elfara scheute sich nicht ihm die ganze „Geschichte“ zu erzählen. Selbstverständlich die Geschichte der Drow Ascarons und nicht die der Menschen, die sie doch eigentlich mal gewesen waren. Der Waffenmeister hörte sich die Einzelheiten an und verstand warum es sich um so eine seltsame Gruppe handelte. Gelegentlich sah er einen Hauch von Unsicherheit durch Elfaras Maske der Ruhe blitzen. Doch er konnte es dem jungen Mann nicht verdenken, wusste er doch selbst wie es war als junger Soldat auf einmal ein Kommando übertragen zu bekommen. Stillschweigend beschloss er, dass er Elfara ein wenig unterstützen würde, wenn es ihm möglich war.

Dinin lief nun schon den halben Tag wortlos neben Nerdanel her. So war er wenigstens bei ihr, auch wenn er nicht allein mit ihr war. Sie schwieg die meiste Zeit. Allerdings sagten die anderen auch nicht sehr viel. Nur die jungen Krieger konnten ihre ewig geschwätzige Klappe nicht halten. Seit dem Frühstück hatten sie nichts mehr gegessen und so langsam wurde er ziemlich hungrig. Die anderen schienen keinen Hunger zu verspüren. Plötzlich fiel ihm auf, dass sich einer der Krieger während des Laufens sich ein Stück Brot genehmigte. Sie machten also keine Pause, dachte er sich. Neidisch beäugte er das Brot. Schließlich wandte er sich an Nerdanel.
„Verzeiht, aber könnte ich etwas Brot haben?“
Sie nickte nur, griff in eine Seitentasche an ihrem Rucksack und zog eine Scheibe helles Brot heraus. Dankbar fing er an zu essen, doch er merkte, dass er bereits nach zwei Bissen unheimlich satt.
„Was .. was ist das?“, fragte Dinin unsicher.
Nerdanel schaute ihn an und lächelte dann.
„Reisebrot ... Erfindung von unserem lieben Koch. Kämpfen kann er nicht, aber verdammt lecker kochen“, gab sie ihm zur Antwort.
„Warum bin ich bereits nach zwei Bissen satt?“
„Oh, das kommt davon, weil wir Elfen sind und nicht viel zum Leben brauchen. Frag mich nicht was da drin ist, aber es macht satt und hält einen auch lange satt. Behalte den Rest ruhig bis du eventuell wieder Hunger kriegst. Hier nimm und trink noch einen Schluck zum nachspülen.“
Dankbar nibbte er an dem Wasser. Es war nicht frisch und schmeckte etwas brackig, aber es war Wasser und immerhin hatte er auch schon schlimmeres Trinken müssen. Er seufzte nur still. Nerdanel war hier neben ihm und doch so unglaublich weit entfernt. Er wollte mit ihr reden, doch ihm war zu bewusst, dass es alle anderen brennend interessieren würde, was er ihr zu sagen hätte. Und so blieb ihm nichts weiter als das Schweigen in der Dunkelheit. Er hoffte, dass die Wanderung bald zu Ende sein würde und sie einen Schlafplatz suchen würden, dann hätte er endlich wieder Gelegenheit ihr nahe zu kommen, denn die anderen würden mit ihren Aufgaben beschäftigt sein. Auf den Abend hoffend ging er weiter.

Es war endlich Abend und der Clan hatte sich wieder eine kleine Höhle gesucht. Wasser gab es hier keins, aber sie wussten, dass sie morgen wieder auf einen Fluss stoßen würden, an dem sie ihre Vorräte auffrischen konnten. Sie nahmen den gleichen Weg nach oben, den sie vorher nach unten genommen hatten. Überall hatten sie sich Wegmarken hinterlassen, die sie jetzt wieder einsammelten. Der Koch zauberte aus dem Wenigen, das sie dabei hatten und dem was so mancher unterwegs gefangen hatte, ein Essen. Es war nicht viel und auch kein Festmahl, aber es würde die Meute satt machen und die knappen Reisebrot-Vorräte schonen. Der Barde hatte die Schnauze voll und fing an zu singen. Leise, aber wenigstens sang er. Einige ließen es sich nicht nehmen mitzusingen. Es war wirklich nicht besonders laut, aber wir genossen es.
Verwundert blickte sich Dinin um. Sie sangen, sie sangen eins ihrer Kriegslieder. Fast jeder sang mit oder wippte im Takt. Sogar Lord Elvara fing an zu lächeln, als er seine Leute so sah. Er wusste, so gefährlich das im Moment sein mochte, seine Leute brauchten das jetzt, sonst würden sie aggressiv werden. Das Lied dauerte nicht lange. Dinin ging zu Nerdanel und setzte sich zu ihr.
„Von was handelt dieses Lied?“, fragte er.
Sie strahlte auf einmal vor Glück. Es schien ihr gut zu gehen.
„Es handelt von eine abenteuerlichen Reise durch die Finsternis“, antwortete sie.
„Das ein einfaches Lied so viel Kraft haben kann wundert mich. Jeder hier scheint es zu kennen und zu mögen. Ich habe sowieso das Gefühl, dass ihr sehr gern singt.“
Ich musste lächeln als er das sagte. Er hatte ja keine Ahnung, wie wir singen oder wie wir feiern konnten. Er würde sein blaues Wunder erleben.
„Ach Dinin, du wärst überrascht, wenn du wüsstest wie wir wirklich singen. Das hier ist harmlos dagegen. Du wirst es erleben wenn wir wieder oben sind. Du wirst es erleben. Wir werden Lieder singen, die dein Blut zum kochen bringen werden, versprochen. Auch wenn du den Text nicht kennst, wirst du sie singen wollen. Sie sind Kraft und Stärke. Du wirst sehen.“
Seine Augen blickten mich groß an. Vorsichtig hob er seine Hand zu meinem Gesicht und fuhr meine Konturen entlang. Er saß ganz nah bei mir. Unsere Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Ich konnte schon seinen Atem auf meiner Haut spüren. Doch plötzlich ....
„*räusper* Nerdanel .... hier, ich habe etwas zu Essen für Euch.“
Zaknafein stand plötzlich neben uns. Ich war total erschrocken und zuckte erst mal zusammen. Dinin erschrak auch und schaute Zaknafein böse an, der gab sich keiner Gefühlsregung hin, aber Dinin konnte sich denken, dass er innerlich grinste, weil er es geschafft hatte, wieder die Situation zu stören. Er reichte Nerdanel die Schale und ließ sich neben ihr nieder. Dinin schaute ihn nur wütend an und stand auf, um sich auch etwas zu essen zu holen. Wir saßen so eine ganze Weile nebeneinander und aßen. Ich griff zu meinem Wasserschlauch und trank, doch das Wasser schmeckte nicht besonders also verzog ich das Gesicht. Zaknafein sah das.
„Hier trinkt von meinem Wasser Nerdanel. Es ist frischer!“
Ich nickte nur dankend und trank. Wir saßen immer noch schweigend nebeneinander, doch plötzlich legte Zaknafein seine Hand auf meine Schulter.
„Nicht bewegen!“, ermahnte er mich nur.
Ich saß ganz still. Er nahm sein Schwert und schubste blitzschnell ein kleines Tier von meinem Bein. Ehe ich mich versah hatte er es auch schon aufgespießt.
„Vorsicht Nerdanel, dass war ein Skorpion, wenn er Euch gestochen hätte, dann wärst Ihr in Lebensgefahr.“
Ich schaute ich nur mit großen Augen an....
„D... danke, ich hatte ihn gar nicht bemerkt.“
Er hob seine Hand und berührte zärtlich mein Gesicht.
„Keine Ursache.“
Wir schauten uns einen langen Augenblick an. Seine Augen schienen mich einzufangen. Schließlich gelang es mir mich von seinem Blick zu lösen. Ich stand auf und brachte meine Schüssel wieder zurück. Als ich zu meinem Schlafplatz zurückkam, hatte Zaknafein es sich dort bereits bequem gemacht. Das kam mir merkwürdig vor. Die Kaverne war wirklich nicht groß und wir schliefen auch diese Nacht wieder dicht an dicht, aber es war schon komisch, dass er sich ausgerechnet wieder einen Schlafplatz neben mir ausgesucht hatte. Es kam mir seltsam vor, aber im Moment wollte ich nicht darüber nachdenken. Es war spät, ich war müde, musste morgen früh raus und wieder weit laufen. Ich legte mich auf meine Matte und rollte mich in meinen Umhang ein. Ich spürte plötzlich noch jemanden an meiner Seite. Dinin! Er hatte sich neben mir niedergelassen, um wieder unter meinem Umhang schlafen zu können. Plötzlich schlang er seinen Arm um meine Taille und drückte sich an mich. Ich blieb ruhig liegen und versuchte einfach nur noch zu schlafen. Ich würde Zeit haben um über alles nachzudenken, wenn wir hier erst mal weg waren.

Die Nacht verlief ohne weitere Zwischenfälle. Ich wachte nur einmal kurz auf als die Wachen gewechselt wurden. Verschlafen sah ich mich um. Dinin hielt mich immer noch im Arm und schien mich im Moment auf nicht loslassen zu wollen. Ich merkte, dass er sich mit dem Gesicht in meinen Haaren vergraben hatte. Ziemlich bewegungsunfähig lag ich da und konnte nicht mehr einschlafen. Es wurde mir egal, ob ich ihn aufwecke und drehte mich einfach um. Als ich mich zu ihm umgedreht hatte blickte er mich unsicher an.
„Ist was?“, fragte ich ihn leise.
„Nein ... ich dachte nur ich hätte dich geweckt“, sagte er unsicher.
„Hast du nicht. Der Wachwechsel hat mich aufgeweckt, aber ich konnte auf der Seite nicht mehr liegen und hab mich zum schlafen umgedreht.“
Er nickte nur. Vorsichtig legte er wieder seinen Arm um meine Taille. Er sah mir dabei ständig in die Augen. Es war wie eine unausgesprochene Frage ‚darf ich das‘. Ich ließ ihn. Was hätte es jetzt auch gebracht sich zickig zu stellen. Kurz darauf war ich auch schon wieder im Reich der Träume.

Nerdanel schlief bereits wieder, aber Dinin war noch wach. Er betrachtete ihr entspanntes Gesicht. Vorsichtig streichelte er mit seiner Hand ihre Wange. Als er seinen Arm wieder um ihre Taille schlingen wollte, fand er dort jemand anderes Arm vor. Er wollte Zaknafein wegstoßen, doch die Hand hielt sich an ihr fest. Wütend setzte sich Dinin auf und schaute rüber. Zaknafein war wach und grinste ihn böse an bevor er sich auch aufsetzte.
„Was soll das?“, flüsterte Dinin böse.
„Du hattest sie die halbe Nacht im Arm, jetzt bin ich dran“, kam nur die freche Antwort.
Zaknafeins Hand wanderte zu ihrem Kopf, vorsichtig strich er ihr die Haare weg. Ihr langes Ohr kam zum Vorschein. Zaghaft fuhr er es unter Dinins Augen mit der Fingerspitze nach.
„Nimm deine Finger da weg“, fluchte er nur böse.
Zaknafein lächelte nur und legte seine Hand wieder auf ihre Hüfte.
„Wie du willst...“, meinte er nur hintergründig, dann beugte er sich runter und fing an vorsichtig mit seiner Zungenspitze über ihr Ohr zu lecken. Sie reagierte augenblicklich darauf und seufzte im Schlaf. Dinins Wut kannte fast kein halten mehr. Der Waffenmeister sollte seine Finger von ihr lassen.
„Verschwinde oder ......“
„Oder was? Dinin! Was wolltest du tun? Mich töten? Schlechte Idee! Ihr davon erzählen? Mir fällt bestimmt das eine oder andere aus deiner Vergangenheit ein, dass ich ihr ebenfalls erzählen könnte und das mit Sicherheit sehr unrühmlich für dich war.“
„Du elender .....“, jetzt wurde er lauter.
Plötzlich flüstere es aus der Kaverne.
„Klappe halten, es gibt hier Leute die schlafen wollen!“
Zaknafein lächelte nur triumphierend und leckte ihr ein letztes Mal über das Ohr. Was ein leises Aufstöhnen zur Folge hatte, dann ließ er sich zum Schlafen neben ihr nieder und legte seinen Arm fest um ihre Taille.
Dinin starrte noch einen Moment vor Wut in die Finsternis. Er legte sich neben ihr nieder, doch schlafen konnte er nicht mehr. Er sah sie eine zeitlang an, dann schlang er einfach auch seinen Arm um sie. Sollte Zaknafein doch versuchen ihn zu vertreiben. Er würde sie schon mit aufwecken müssen. Doch er tat nichts und auf Nerdanel wartete ein ungewöhnliches Erwachen am Morgen.
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