2nd Best?

Ankündigungen


“Ich habe eine Ankündigung zu machen.”

Die Köpfe der Scoobies wirbelten in Willows Richtung. Giles, Andrew, Xander, Dawn, Willow und Buffy saßen rund um “ihren” Tisch. Faith, die zurzeit hochschwanger war hatte sich aufseufzend auf die braune Couch in der Ecke sinken lassen und ihre Füße hochgelegt.

Der runde Tisch, an dem die Scoobies saßen, stand in einem gemütlichem, viereckigen Raum im unterem Bereich der Burg. Er diente seit nun fast drei Jahren als “Scooby-Central” und alle hofften, dass ihm ein besseres Schicksal beschieden sein würde als seinen Vorgängern, die entweder gesprengt oder in einem Höllenschlund versunken waren. Jedes Scooby-Apartement war mit dem Vorraum zu diesem neuen Recherchier- Raum durch einen schmalen, geheimen Gang verbunden. Der Recherchier-Raum selbst diente unter Anderem als inoffizielles Wohnzimmer der Freunde. Auf Giles Wunsch konnte man außerdem durch einen magischen Spiegel an der Wand mit einem Schritt in die Bibliothek gehen - die eigentlich am anderen Ende der Burg lag. Und Xander hatte natürlich auf eine kleine Küchenecke bestanden (“Aber Giles, Zucker hilft mir beim denken!”)

Der Rotschopf der zurzeit an besagtem Tisch saß, rutschte, unter den Blicken ihrer Freunde, unruhig auf ihrem Stuhl umher.

“Ja… ähm… meine Ankündigung… es ist nichts so Wichtiges… nichts apokalyptisch Wichtiges… eher eine kleine Ankündigung… und ich möchte euch allen versichern, dass es mir gut geht und ihr euch keine Sorgen machen müsst… weil eigentlich ist es nicht so schlimm, wie es sein könnte, aber ich weiß ja dass wir aus früheren Erfahrungen oft unsere besten Schlüsse ziehen… aber ich möchte sagen, dass … das… das in diesem Fall nicht notwendigerweise so ist, weil ich alles im Griff habe und…”

“Atme Wills.”

Xanders Aufforderung folgend, holte Willow tief Luft und platze heraus:

“Kennedy und ich haben uns getrennt!”

Einige Sekunden lang herrschte komplette Stille in dem sonst so gemütlichem Raum. Nur das Blut aus den Gesichtern der Scoobies verabschiedete sich und die Freunde erbleichten synchron.

“Gute Güte!” fand Giles als Erster seine Stimme wieder und brach damit den Bann.

Andrew kreischte sofort los wie ein kleines Mädchen:

“Tu mir nichts oh mächtige schwarze Hexe, tu mir nichts!”

und tauchte hinter die Couch in der Ecke. Die restlichen Scoobies waren, wie ein Mann, auf die Beine gesprungen. Xander schubste Dawn unsanft in Buffys Arme und warf sich dann sofort wie ein Wahnsinniger zu Willows Füßen. Er umklammerte die Beine der Hexe und begann wie irre von gelben Buntstiften zu plappern. Buffy schob ihre protestierende Schwester mit kämpferischer Miene hinter sich. Giles war aufgesprungen und hatte begonnen seine Bücher achtlos aus den Regalen zu werfen, offensichtlich auf der Suche nach irgendeinem magischen Hilfsmittel. Faith fluchte wie ein Rohrspatz und verlangte, dass ihr jemand aus der Couch helfen musste: “Sofort!” Buffy die Dawn in eine Ecke gedrängt hatte, bewaffnete sich wahllos mit Schwertern und Äxten aus einer Truhe.

Es dauerte einige Minuten in denen Willow ununterbochen rufen musste:

“Ich bin okay, Ich bin okay!”

ehe sich der Tumult langsam legte und sogar Andrews Gewinsel verstummte. Als atemlose Stille eingetreten war, lugte Dawn vorsichtig hinter ihrer schwerbewaffneten, kampfbereiten Schwester hervor und piepste:

“Du willst mich also nicht umbringen?”

“Nein Dawnie. Xander, bitte, du schnürst mir die Blutzufuhr zu den Beinen ab. Ich verspreche euch: keine blauen Adern für diese Hexe. Kennedy und ich haben uns im Einverständnis getrennt.”

Willow streichelte vorsichtig über Xanders Kopf der in ihrem Schoß lag. Der murmelte nur in den Stoff ihres Rockes:

“Also, keine unkontrollierbaren Gelüste die Welt zu vernichten?”

“Nein. Kennedy und ich, wir… wir wollen Freunde bleiben, aber wir lieben uns einfach nicht mehr so wie… wie früher.” Willow errötete.

Faith war inzwischen von der Couch gewalzt und auf ihre Beine gekrabbelt: “Gut für dich Willow - wenn ich mich drauf verlassen kann, dass die Welt noch steht, wenn ich wiederkomme, geh ich dann mal für kleine Jägerinnen.” und schob ihren Bauch eilig aus dem Zimmer.

Jetzt atmete auch Giles auf und ließ sich auf den Boden zwischen seine Büchern sinken, erkundigte sich aber vorsichtshalber:

“Und auch keine frustbedingten Zaubersprüche?”

“Nein, Nein!” Willow schüttelte stolz den Kopf: “Ich bin völlig stabil.”

Buffy atmete erleichtert auf und ihre Waffen schepperten zu Boden.

“Gut,” murmelte Xander von seinem Platz zu Willows Füßen, hob aber endlich den Kopf:

“Ich glaube nämlich nicht das ich noch einmal sehen möchte wie jemand zaubereibedingt Spike heiraten muss.”

Andrews Kopf erschien hinter der Couch: “Was?!”

“Oh Willow, ” Buffy war in ein paar schnellen Schritten bei der Freundin und umarmte ihre freie, obere Hälfte erleichtert “Ich bin ja so stolz auf dich.”

Dawn klammerte sich an Willows andere Seite fest: “Genau!”

“Aber wenn du doch reden willst, Willow” redete Buffy drauflos, “du weißt du kannst immer zu mir kommen. Unsensible, Ich-bezogene-Buffy hat offiziell das Gebäude verlassen!” und drückte die beste Freundin noch fester.

“Dasselbe gilt natürlich auch für mich,” informierte Giles sie. “Wenn es Probleme gibt kannst du mich jederzeit sprechen.” und klopfte unbeholfen aber liebevoll auf die kleine, noch freie Stelle auf Willows Arm.

Die japste: “Luft!”

“Oh Verzeihung!” Buffy lockerte schnell ihre Arme und die Scoobies krabbelten über das angerichtete Chaos zu ihren umgeworfenen Stühlen zurück. Nur Andrew hatte einen eigenartigen Gesichtsausdruck und erkundigte sich bei Willow:

“Und du hast wirklich nicht das Gefühl auch nur ein bisschen hexen zu müssen?”

Willow warf ihn einen bösen Blick zu. Giles seufzte, reinigte seine Brille und versuchte Ordnung in das Chaos zu bringen:

“Nun nachdem wir das geklärt haben - ähem - wie wäre es wenn wir zum eigentlichem Punkt kommen?”

Andrew setzte sich, unauffällig, neben Willow: “Nicht einmal ein klitzekleiner Heiratszauber um die aufgestaute Frustenergie zu entladen?”

“Nein Andrew!”

“Ich würde mich auch freiwillig für dieses noble Unterfangen…”

Willow zischelte: “Andrew!”

Giles massierte seinen Nasenrücken und stimmte ein: “Bitte, Andrew, sei leise.”

Der Angesprochene sank schmollend in seinem Stuhl zusammen. Niemand war verblüffter als Giles gewesen, als Andrew sich zu einem hilfreiches Mitglied dieser Gemeinschaft entwickelte. Sein Talent für Geschichten prädestinierte den jungen Mann geradezu um die Buffydoubles zu koordinieren. Giles checkte Andrews Märchen meist durch, bevor er sie an die dämonische Öffentlichkeit durchsickern lies, aber im Großen und Ganzen war er mit Andrews Arbeit sehr zufrieden.

Auch das Schloss mit der Jägerinnenakademie in Schottland war die Idee des Jungwächters gewesen. Und zur Überraschung der restlichen Scoobies hatte Giles die Vorstellung gefallen. Er hatte nur ein Machtwort sprechen müssen, als Andrew noch eine große, rote Dampflok haben wollte und begann ihre Burg “Hogwarts - Schule für Jägerei und Wächterwissen” zu nennen.

Genau genommen gab es zwei “Hogwarts”. Ein prächtiges Schloss, welches als Cover diente und die richtige Akademie die sich in einer alten Ruine befand. Die erwählte Ruine, die wie ein Haufen abgebrochene Zähne auf einem einsamen Berg stand, wurde teilweise tatsächlich von der Akademie genutzt. Vor allem Klassenräume und Trainingsräume befanden sich dort drinnen. Der Großteil der Akademie aber, wie Wohnräume, Aufenthaltsräume, Küche, Bibliothek und andere essentielle Einrichtungen, war unterirdisch in den Berg getunnelt worden.

Glücklicherweise tat das der Gemütlichkeit keinen Abbruch: Xander hatte die Räume geplant und auf Dawn gehört die viele Fenster gefordert hatte. Die in den Berghang gemeißelten Fenster waren von Willow magisch verschleiert worden, sodass sie von außen nicht zu sehen waren. Die Unmenge an Badezimmer die Buffy verlangt hatte waren ebenso vorhanden wie die Trainingsräume die Faith entworfen hatte. Die Horden an östrogengesteuerten Teenagern hatte für den letzten Schliff in der Burg gesorgt: Teppichböden, rosa Wände, Boyband-Poster und Duftkerzen hatten auf scheinbar magische Weise ihren Weg in die Burg gefunden und dafür gesorgt, das sich Xander und Giles oft deplaciert vorkamen.

Demzufolge war das Scooby-Wohnzimmer wahrscheinlich der einzige Raum in der Burg der noch so etwas wie einen männlichen Touch hatte.

“Also,” begann Giles und schob seine Brille zurück auf seine Nase: “Wie ich gerade gesagt habe… zurück zum eigentlichem Thema dieses Treffens. Buffy?”

Buffy nickte und verkündete: “Ich werde mich an der Suche nach den vermissten Mädchen beteiligen und werde morgen mit Dawn und Xander mitfahren. Ich habe schon mit Willow gesprochen, sie wird für mich einspringen, solange ich nicht hier bin.”
Buffy zögerte:

“Außer du fühlst dich nicht mehr in der Lage dazu Wills, nach der Sache mit Kennedy… ”

Willow nickte ihr aufmunternd zu: “Kein Problem. Ein bisschen Abwechslung wird mir gut tun.”

Giles runzelte die Brauen: “Buffy, du weißt, dass bisher nur Jägerinnen verschwunden sind und kein einziger normaler Mensch. Wir wissen bisher nicht womit wir hier konfrontiert sind.”

“Giles, ich bin nicht nur die Älteste und erfahrenste Jägerin sondern auch die Stärkste. Außerdem habe ich zwei erfahrene Nicht-Jägerinnen bei mir. Ich sehe also nicht wie mir etwas zustoßen sollte.”

Giles dachte kurz darüber nach und beschloss dann nicht seiner Expertise sondern Buffys Instinkt zu vertrauen. Eine grausame Übung für jeden Elternteil und Giles bildete da keine Ausnahme. Er nickte und sagt schließlich milde:

“Also dann wäre das geklärt, Dawn und Xander werden morgen wie geplant aufbrechen und Buffy wird sie begleiten.”

Buffy und Dawn umarmet Giles und dann machten sich die drei Scoobies die morgen abreisen würden, auf den Weg um zu packen. Im Vorzimmer trafen sie auf Faith, die einen Teller mit zuckrigen Pfannkuchen balancierte. Als sie sah, dass das Treffen schon vorüber war, zuckte sie nur mit den Schultern und verschwand wieder in Richtung Küche.

Nur Andrew saß noch verträumt lächelnd auf seinem Stuhl. Als er aber einen hoffnungsvollen Blick auf Willow warf, zischte der Rotschopf nur: “Vergiss es!” und der junge Mann verzog sich beleidigt in Richtung seines Apartments.

Willow sank erleichtert in ihren Sessel zurück und murmelte:
“Huh, meine Ankündigung verlief besser als erwartet.”

Giles, der bekümmert seine verstreuten, misshandelten Bücher betrachtet hatte, warf ihr einen eisigen Blick zu.

Willow errötete und rutschte noch tiefer in ihren Sessel: “Aber selbstverständlich werde ich noch bleiben und aufräumen helfen.”
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