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Drago

By: Montespinneratz
folder German › Originals
Rating: Adult +
Chapters: 12
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Reviews: 4
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Disclaimer: This is a work of fiction. Any resemblance of characters to actual persons, living or dead, is purely coincidental. The Author holds exclusive rights to this work. Unauthorized duplication is prohibited.
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8

Als Ken die Worte von Ivanow hörte zuckte er zusammen und sah Drago entsetzt und erschrocken an, dann wisperte er leise. „Nein nicht da.. bitte…nicht da.“ Fast flehend sah er zu Drago.

Das Geflüster von Ken ließ ihn zu ihm blicken und einige Sekunden ernst ansehen. Mit einem leichten Schulterzucken wandte er sich wieder zu Ivanow um. "Lunis hat ein paar Hübsche, die gut ausgebildet sind, vielleicht siehst du dich erst einmal dort um", sagte er dann ruhig. "Ich bin erfreut, dass du uns auf dieser Mission begleiten willst, wir werden erst einmal die anderen Clanführer aufsuchen, sie werden sich leichter überzeugen lassen, wenn du dabei bist."

Auch Ivanow sah Ken einen Moment an, dann schüttelte er auf Dragos Vorschlag den Kopf und meinte grinsend. „Och nein.. keine von Lunis oder auch Montez Modepüppchen.. ich weis die Jungs und Mädels sind super niedlich und lieb.. aber Drago bitte denke daran wo der Junge mal leben soll. Ich werde nicht immer durch die Welt reisen, die meiste Zeit soll er hier im Schloss leben. Und mal ehrlich.. das würde kaum einem von Lunis oder Montez Süßen gefallen. Nein, ich wünsch mir ehr einen Jungen der hier glücklich werden könnte.“ Meinte Ivanow grinsend. „Aber fahren wir erstmal, vielleicht findet sich ja was auf der Reise… wohin soll es als erstes gehen.“ Fragte er und musterte dabei Ken immer noch aufmerksam. Der Junge gefiel ihm, aber er spürte auch das er etwas Angst hatte und das verstand er im Augenblick nicht, aber darüber würde er später oder bei Gelegenheit mit Drago mal reden. Denn schließlich würden sie wohl eine längere Zeit zusammen sein, denn wenn er eines wusste dann das es eine ziemliche Arbeit sein würde die Clanchefs zu überzeugen.

Ken spürte die Blicke von Ivanow und sie waren ihm ein wenig unangenehm, merkte er doch das der Vampir seine Reaktion nicht so ganz verstand und sie vielleicht auch etwas falsch deutete, aber er hatte immer noch Angst wenn er nur an die Keller von Medina dachte. Und dagegen konnte er nichts tun, es war einfach so. Unbewusst suchte er deshalb auch die Nähe von Drago, gab dieser ihm doch die Sicherheit dass, das alles vorbei war.

Drago musste bei den Worten von Ivanow schmunzeln, ein Junge wie Gino würde hier wahrscheinlich wirklich vor Langeweile eingehen. Er wurde wieder ernst, als er an die Wesen bei Medina dachte, sie würden wohl noch mehr solcher Keller finden, die solch Unglückliche beherbergte. "Ich bin sicher wir finden etwas für dich", sagte er und sah Ivanow fest an. "Es wird eine unserer Hauptaufgaben sein, dass wir die Führer davon überzeugen ihre Clanmitglieder stärker an die alten Gesetze zu binden, es wird eine schwierige Aufgabe, den die meisten werden sich kaum von ihren eigenen Regeln und Gesetzen die sie im Laufe der Jahrhunderte selbst aufgestellt haben abbringen lassen."

Ivanow wollte gerade etwas sagen als Boris erschien und ihnen mitteilte das er mit dem Packen fertig war. Der Russe nickte und sah den jungen Vampir an. „Du wirst mich begleiten.. es wird Zeit das du auch die Welt dort draußen kennen lernst, schließlich wirst du irgendwann auch mal dort hinauswollen und eines lass dir gesagt sein. Wenn du dich dort daneben benimmst.. ich brauch keine Wächter um dich wieder auf den rechten Weg zu bringen.“ Boris sah Ivanow an und nickte, das wusste er selbst und auch wenn der Andere sehr streng war und auch vor harten Strafen nicht zurückschreckte, er war ihm dankbar, denn er war auch immer für ihn da. Und gerade jetzt sah man wie richtig doch Ivanows Einstellung war. Der Russe lächelte Boris an, zog ihn kurz zu sich und küsste ihn sanft. „Das wird schon, glaub mir mit den Jahren wird es leichter deinen Durst zu kontrollieren.. ich weis das du es schaffst.“ Er sah zu Drago und Ken und fragte dann ruhig. „Wollen wir noch heute abreisen oder erst morgen… wenn du möchtest können wir heute reisen, Boris verträgt zwar die Sonne noch nicht so gut, aber wenn wir die Wagenfenster abdunkeln, wird es schon gehen.“

"Nein, lass uns nachts reisen", erwiderte Drago und sah den jungen Vampir an, der sich an Ivanow schmiegte, er konnte die leichten Verbrennungswunden erkennen, die er noch im Gesicht trug. "Wir sollten auf der Höhe unserer Kraft sein, wenn wir mit den Clanführern zusammentreffen."

„Gut,“ meinte Ivanow und sah Boris an. „Dann zeige Ken ihre Zimmer und dann kannst du jagen gehen. Ich werde den anderen bescheid geben, damit sie sich während unserer Abwesenheit um die Burg kümmern.“ Er nickte Ken freundlich zu. „Ich denke Drago hat nichts dagegen wenn du mit Boris gehst oder?“ bei dem letzten Wort sah er Drago lächelnd an. „Keine Sorge.. er wird deinen Kleinen nicht anrühren.. er weis was dann passiert.“ Murmelte er noch leise, so das es nur Drago hören konnte.

Ken sah unsicher zwischen den Männern hin und her. Einerseits war er müde, er hatte irgendwie tagsüber keinen Schlaf gefunden, aber er war auch neugierig und etwas aufgeregt. Gerade Boris interessierte ihn, so wie es schien war der junge Mann noch nicht lange ein Vampir und Drago hatte recht Ivanow hatte wohl seine ganz eigenen Methoden, seinen Zöglingen die Regeln beizubringen, denn auch ihm waren die leichten Brandwunden im Gesicht aufgefallen und er würde zu gerne wissen woher sie kamen.

"Geh ruhig mit ihm Ken", sagte Drago an den Jungen gewandt und blickte den beiden dann angespannt hinterher. Erst als sich die Tür hinter ihnen schloss, sah er wieder zu Ivanow und setzte sich in den bequemen Sessel. "Ich hätte nichts gegen noch ein Glas von diesem Blut", meinte er dann und brachte endlich einmal ein Lächeln zustande. "Erzähl mir ein wenig von dem Leben hier."

Ivanow lächelte und schenkte Drago noch eine Glas voll ein. „Wird nur jetzt wieder kalt sein.. es ist Menschenblut, das es warm war kommt von einem Gerät das die Menschen nehmen um Transfusionen anzuwärmen… mein Kleiner brachte es mit. Weist du Boris ist eigentlich gelernter Krankenpfleger… aber du wolltest von dem Leben hier mehr wissen.“ Ivanow nippte an seinem Glas und schloss die Augen. „Es ist ruhig, aber bei weitem nicht so einsam wie du vielleicht denkst.. ich hab sogar Internet und weis was in der Welt vorgeht. Nur ganz ehrlich mich zieht es nicht in die Großstädte. Obwohl einige meiner Kinder dort draußen leben und mich immer wieder bitten sie mal zu besuchen. Na ja vielleicht werde ich es ja mal machen. Außerdem hab ich gerade eine recht anspruchsvolle Aufgabe.. Boris muss noch viel lernen, er ist gerade mal 6 Monate und du weist das es gerade am Anfang wichtig ist das er die Regeln lernt.“ Ivanow sah Drago an und sagte dann. „Und was ist mit dir.. dein Kleiner war vorhin regelrecht panisch als ich sagte du könntest doch dort schauen woher du ihn hast.. scheint nicht so als wenn das eine gute Adresse gewesen wäre.“

Ken sah Boris an und nickte dann, folgte dem jungen Vampir zu den Gästezimmern. Als Boris ihm das Zimmer öffnete fragte er leise. „Die Wunden.. sind sie von ihm?.. Warum?“ Er sah Boris entschuldigend an. „Tut mir leid.. geht mich nichts an.“ Dann betrat er das Zimmer und blieb erstaunt stehen, denn auch hier war alles nur vom Besten, dieser Ivanow musste sehr reich sein.

"Das verstehe ich, er wirkte noch sehr jung auf mich", erwiderte Drago und trank von dem Blut, dass jetzt, da es kalt war nicht mehr so gut schmeckte wie jenes bei ihrer Ankunft. Dann sah er an Ivanow vorbei und wurde ernst. "Nein, es war keine gute Adresse, von der ich Ken geholt habe, er war völlig verängstigt und vollkommen panisch. Die Leiterin dieses... Etablissements ist mit ein Grund für unsere Probleme sie scharrt die Jungen um sich, sie sind wild und zügellos, völlig bar jeder Verantwortung für ihr tun. Sie legen es darauf an, erkannt zu werden, weil sie der irrigen Auffassung sind, dass sie durch ihre Unsterblichkeit über allem anderen Leben stehen. Wir wissen wie irrig dies ist, wir haben die Verfolgungen erlebt, unsere Unsterblichkeit bedeutet nicht, dass wir nicht doch vom Antlitz dieser Erde gefegt werden können." Er hielt inne und sah Ivanow direkt an, in seinen Augen stand Furcht. "Manchmal habe ich Angst, dass es wieder so wird wie früher."

Boris trat mit Ken in das Zimmer, sein Gesichtsausdruck wirkte verschlossen. "Du hast Recht, es geht dich nichts an", sagte er dann etwas herrisch, fasste die Klinke um hinauszugehen, aber hielt dann doch inne und sah wieder Ken an. Er nickte leicht. "Ja, sie sind von ihm", sagte er dann leise und ging zu dem Bett, setzte sich darauf und sah Ken an. Sein blasses Gesicht wirkte bei dem schwachen Flackern des Feuers im Kamin noch bleicher. "Ich bin erst seit 6 Monaten ein... naja, das was ich jetzt bin", fuhr er noch leiser fort. "Ich wollte damals dass er mich zu seinesgleichen macht, ich war sehr krank und... aber ich habe nicht wirklich gewusst, auf was ich mich einlasse... dieses Leben ist manchmal nicht einfach, dieser Durst, er ist so unbändig..." Er brach ab und sah auf seine Hände, schien Ken gar nicht mehr wahr zu nehmen.

Ken sah Boris an und setzte sich neben ihn. „Aber warum tut er dir das an… er hat dich in die Sonne gebracht oder… ich verstehe das nicht. Dort drinnen hatte ich das Gefühl das er dich mag.. aber warum macht er dann so was?“ fragte Ken etwas unverständig und sah Boris an, konnte er kennen das dieser sehr mit sich kämpfte. Er ahnte das es auch etwas mit ihm zu tun hatte, aber irgendwie wollte er jetzt nicht von ihm abrücken, wollte nicht das Boris dachte das er Angst vor ihm hatte.

Ivanow sah Drago ernst an. „So weit ist es schon… diese dummen Kinder, warum hören sie nicht auf uns. Sie wissen nicht wie es ist gejagt zu werden, sich in Höhlen verstecken zu müssen und ständig in der Angst zu leben das man tagsüber entdeckt und zerstückelt wird.. himmel haben sie denn gar nichts gelernt.“ Er schloss die Augen und schüttelte sich als die Bilder aus der Vergangenheit in ihm aufstiegen. „Sie sind so dumm und weist du was.. es wäre heute für die Menschen noch leichter uns zu töten. Wobei weist du was noch grausamer ist… die Vorstellung das sie vielleicht versuchen würden herauszufinden warum es uns gibt.. nein du hast Recht. Es ist an der Zeit die alten Gesetze wieder in das Gedächtnis der Jungen zu rufen und das wenn nötig sehr nachdrücklich.“ Ivanow schloss kurz die Augen. „Mich haben viel als grausam verschrien wenn ich meinen Kindern den Respekt vor dem Leben eingebläut habe… aber nur damit kann man überleben. Ich will mir gar nicht vorstellen was passiert wenn auf einmal blutleere Leichen auftauchen.. nein das will ich nicht.“

Boris sah auf und wirkte, als ob er Ken zum ersten Mal sähe. "Ich habe nicht auf ihn gehört, deshalb", sagte er mit einem härteren Unterton und stand auf. "Du solltest noch schlafen, solange es noch etwas dunkel ist", fügte er an und ging dann ohne ein weiteres Wort hinaus.

Drago nickte bei den Worten des Ältesten. "Sie haben nicht zu der Zeit gelebt, Iwan, wir haben dafür gekämpft, dass sie in eine friedlichere Welt geboren wurden, aber vielleicht ist das alles zu lange her. Sie erinnern sich nicht, wie auch, manche der Ältesten haben es sogar vergessen." Er trank mit einem resignierten Ausdruck das Glas leer und verzog etwas das Gesicht. Dann stand er auf und sah auf Iwan herab. "Ich werde mich zur Ruhe begeben", sagte er und ging nach einem einverständlichen Nicken des Vampirs aus dem Raum, um zu Ken zu gehen. Seine geschärften Sinne fanden ihn sofort.

Ivan nickte und lächelte leicht. „Ja du hast recht.. sogar viele Alte haben es vergessen. Aber ich denke sie werden sich erinnern, wenn wir es ihnen nur deutlich genug sagen,“ erklärte der Russe und sah Drago an. Dann nickte er. „Ich wünsche dir und deinem Kleinen eine gute Nacht. Ich denke ich werde mit Boris noch einmal Jagen gehen, der Kleine braucht noch ein wenig Sicherheit, aber er macht sich gut.“ Mit diesen Worte nickte Boris Drago noch einmal zu und verlies dann auch den Raum. Auch wenn er Boris hart bestraft hatte, als er über die Stränge schlug, er mochte den Jungen und liebte ihn wirklich wie einen Sohn und gerade deshalb war er so streng. ER wollte einfach das Boris ein Vampir wurde der auch die Jahrhunderte überleben konnte ohne daran zu zerbrechen.

Ken sah Boris nach und schüttelte dann leicht den Kopf. Irgendwie verstand er Boris und auch Ivanow nicht wirklich. So wie es schien hatte Ivanow den Jungen der Sonne ausgesetzt, aber der Junge schien ihm nicht böse zu sein. Das war etwas das er einfach nicht verstand. Als Drago die Tür öffnete, sah er ihn an und lächelte etwas verwirrt. „Hallo.. und wie lief es?“

Er lächelte als er Ken sah und schloss die Tür hinter sich. "Ich dachte, du würdest längst schlafen", sagte er und zog seine Kleidung aus, während er zum Bett ging. "Es lief sehr gut, Ivanow ist auf unserer Seite und wird uns helfen. Heute Nacht werden wir noch ein Stück weiter in den Osten reisen." Er setzte sich auf die Bettkante und strich Ken über die Wange. "Leg dich hin, wir sollten uns ausruhen, nicht alle Clans werden uns so freundlich aufnehmen wie dieser." Als Ken sich ins Bett legte, rollte er sich neben ihn und schloss ihn in seine Arme. "Es ist schön, dass du bei mir bist", murmelte er und schloss dann seine Augen.

Ken kuschelte sich an Drago und nickte, schloss dann die Augen. Konnte aber nicht einschlafen, ihn lies einfach der Gedanke an Boris nicht los, also fragte er leise. „Drago… warum hat Ivanow Boris in die Sonne geschickt.. ich meine.. erst erschafft er ihn.. ich hatte sogar das Gefühl das er ihn mag und dann das mit der Sonne.. das versteh ich nicht. Ich hab vorhin kurz mit Boris geredet… er sagt er hat nicht auf ihn gehört.. warum ist er so hart?“ fragte er verwirrt und legte den Kopf auf die Schulter von Drago, fügte dann noch ein leises. „Würdest du so etwas auch machen?“ an.

Er öffnete nicht die Augen, aber presste seine Lippen an Kens Stirn. "Ivanow ist sehr streng wenn es um Regelbrüche geht. Boris ist noch sehr jung, unerfahren und kann seine neuen Fähigkeiten noch nicht wirklich kontrollieren." Er hielt einen Moment inne. "Es mag sehr brutal wirken, wie er mit seinen Vampiren umgeht, aber ich bin sicher er hat es erst mit weniger drastischen Mitteln versucht, ihn zu disziplinieren. Manchmal geht es nicht anders, das Leben aller steht auf dem Spiel nicht nur des einen Vampirs." Seine Arme schlossen sich fester um Ken. "Ob ich genauso handeln würde? Ich bin ein Wächter, Ken, ich greife zu sehr endgültigen Mitteln um unsere Welt zu bewahren. Aber jetzt schlaf, mein kleiner Sklave."

Ken kuschelte sich in den Arm von Drago und schloss die Augen, nickte dabei leicht. ER verstand Drago und er verstand auch Ivanow ..zumindest irgendwie, aber er konnte sich wirklich nicht vorstellen wie es für Boris war. Aber es musste ziemlich schlimm sein, wenn das Leben plötzlich so auf den Kopf gestellt wurde, auch dann wenn man es vielleicht sich sehnlichst gewünscht hatte. Aber einfach war es bestimmt nicht. Mit diesen Gedanken schlief er ein und kuschelte sich dabei noch näher an Drago.

Die Sonne war gerade untergegangen, als die Vier sich in den schweren, dunklen Wagen setzten. Ein Fahrer schloss die Türen der Limousine und setzte sich dann hinters Steuer. "Nach Broskotschiwje", sagte Ivanow zu ihm und lehnte sich in den bequemen Sitz. "Du kennst Khan sicher noch, Drago, der Alte hat sich nicht verändert, und ist ziemlich wild."
Drago nickte nur und sah hinaus in die Nacht, beobachtete die dunkle Landschaft, die an ihnen vorbeizog. Im Gedanken war er schon bei dem nächsten Treffen, das nicht einfach werden würde.
"Hast du gut geschlafen unter meinem Dach, kleiner Ken?", fragte Ivanow jetzt den blonden Jungen und betrachtete ihn mit einem freundlichen Ausdruck.

Ken zuckte einen Moment zusammen und rückte unbewusst näher zu Drago, lächelte dann aber und nickte. „Ja ich hab gut geschlafen.. vielen Dank.“ Dabei sah er auch zu Boris, der etwas blass neben Ivanow saß. Ken hätte diesem gerne ein wenig geholfen, aber er wusste nicht was er zu Ivanow sagen sollte, denn irgendwie fand er den Vampir zwar etwas seltsam aber doch auch nett. Er fühlte sich nicht unwohl in dessen Gegenwart, nicht so wie damals bei Medina oder einem von ihren Gefolgsleuten. Aber jetzt war er auch auf diesen Khan gespannt, hoffte das der sie auch freundlich empfangen würde.

Die Fahrt zog sich die halbe Nacht hin, ohne das sich die Landschaft nennenswert veränderte. Es blieb eine eher unbesiedelte, flache Ebene. Drago hatte sich eine Weile mit Ivanow unterhalten, aber sass jetzt wieder still da und sah aus dem Fenster. Seine Sinne ruhten, er musste Kraft schöpfen für seine Aufgaben. Ken lehnte an ihm und schien eingeschlafen zu sein, sanft hielt er ihn fest und fragte sich, ob er ihn nicht doch lieber im Haus von Ivanow gelassen hätte. Sie fuhren in die tiefste Mongolei, der Khan war kein Freund von Regeln und hatte auch keine Respekt vor anderen.

Er setzte sich etwas auf, als der Wagen langsamer wurde und Ivanow ebenfalls aufmerksamer wurde. Sie näherten sich einer Ortschaft, einem Dorf, das mit Khans Kindern der Nacht bevölkert war.

Auch Ken hatte den Zwiespalt in Drago bemerkt und sah seinen Herrn jetzt etwas unsicher an. „Wie soll ich mich verhalten.. ich meine.. ich fühle.. ach verdammt es ist so schwer. Aber ich hab das Gefühl das du mich lieber nicht dabei hättest.. bitte Drago sag mir was ich tun und was ich besser lassen soll..ist dieser Khan so schlimm.“ Dabei sah er aus dem Fenster und sah die kleine Ansiedlung, spürte auch das dort sehr viele Vampire waren, aber auch Menschen. Warum er das fühlte wusste er nicht, es war einfach da.

Er zog ihn fester an sich. “Bleib einfach in meiner Nähe, dann wird dir nichts geschehen”, murmelte Drago und sah wieder aus dem Fenster. Sie fuhren eine enge Straße zwischen einigen Häusern hindurch. Es war niemand zu sehen, aber die Vampire spürten die Präsenz ihrer Artgenossen da draussen.

“Khan lebt in einem der Gebäude am Ende der Straße, ich war lange nicht mehr hier, wir sollten vorsichtig sein”, sagte Ivanow und sah zu Boris, der angespannt wirkte.

Ken spürte die Angespanntheit der Vampire und fühlte sich alles andere als wohl. Sein Herz schlug ihm bis in den Hals und gerade das machte ihm auch wieder Angst, denn er wusste genau das die Vampire seinen Herzschlag nur zu deutlich wahrnehmen konnten. Schutzsuchend kuschelte er sich an Drago und sah auch Boris an, auch der junge Vampir schien sich nicht gerade wohl zu fühlen. Egal was auch passieren würde Ken würde sich keinen Meter von Drago wegbewegen, gab dieser ihm doch die Sicherheit die er brauchte.

Ivanow hatte inzwischen die Hand auf Boris Arm gelegt und lächelte den jungen Vampir an. „Keine Angst.. du bist nicht schlechter als sie.. ehr besser. Denn du hast gelernt deine Wut und Gier zu zügeln, du kannst auch dann noch denken wenn du Durst hast und darauf bin ich stolz . Du bist mein Sohn und keiner hier darf dich ungestraft angreifen und das weis auch Khan.. auch wenn er sich nicht besonders gern an Regeln hält.. er weis das er die Finger von meinen Kindern lassen sollte und ich hoffe er weis auch das seine Vampire Ken besser in Ruhe lassen.. denn sonst wirst du wahrscheinlich das erste Mal in den Genuss eines wütenden Wächters kommen und glaube mir das möchtest du nicht erleben,“ meinte der Russe leise und sah dann zu seinem Freund.

Die beruhigenden Worte von Ivanow zu Boris hörte Drago zwar, aber er wusste, wie auch der Russe, dass sie wohl kaum gegen Khan und seine Leute eine Chance hätten, wenn er sich dazu entschloss sie als Eindringlinge anzusehen. Der Wagen hielt vor einem Gebäude und sie stiegen langsam aus. Sie spürten alle die vielen Augenpaare, die sie aus dem Dunkel heraus beobachteten. Das Klappen der Autotüren zerriss diese fast atemlose Stille. Drago fühlte wie Ken seine kalte Hand in seine schob und sie fest umklammert hielt, die Angst des Jungen war greifbar.

“Wir möchten zu Khan”, rief er ruhig und beobachtete die Bewegungen im Dunkel vor ihm, es waren unzählige Vampire, die sich dort aufhielten.

“Was wollt ihr von ihm?”, fragte eine weibliche Stimme dicht neben ihnen.

“Ihn um Hilfe bitten”, gab Drago zurück und blickte sich langsam um. Es schien als ob Schatten näher rückten.

Eine junge, blonde Frau in schwarzer, enger Kleidung trat in den spärlichen Lichtkreis einer alten Straßenlaterne. Sie musterte die vier und winkte dann mit der Hand. “Folgt mir”, sagte sie und wandte sich ab, um auf ein großes Haus zuzugehen, dass wie in die Mitte der Hauptstraße gepflanzt schien.
Sie folgten ihr mit einigen der Schatten, die sich nicht näher zeigten, zu dem großen Portal, dass sie jetzt Durchschritt. Erst in dem Licht eines großen Kristalllüsters sahen sie wie umringt sie von den Geschöpfen der Nacht waren. Wie ein finsteres Heer traten sie geschlossen hinter den vier in die Halle und folgten ihnen durch eine breite, geöffnete Flügeltür in eine Art Thronsaal.

Die Frau trat vor einen hohen Stuhl, der am Ende des mit Marmor gefliesten Raumes stand und verneigte sich tief vor einem asiatisch anmutenden Mann, der darin saß und die Ankömmlinge neugierig musterte.
“Was will ein Wächter und ein russischer Bauer von mir?”, fragte er mit einer tiefen, harten Stimme, seine schrägen Augen verengten sich noch mehr und blitzten auf, als sie das Licht der Kerzen in dem Kandelaber einfingen.

“Wir ersuchen deine Hilfe, Khan”, sagte Drago noch einmal und trat näher, hoffte, dass Ivanow über diese offensichtliche Beleidigung hinwegging.

“Mich um Hilfe bitten?”, fragte Khan nach und richtete sich mit einem amüsierten Ausdruck in seinem breiten Gesicht auf. “Dann solltet ihr mir vielleicht erst einmal euren Respekt erweisen, wenn ihr schon in mein Gebiet ohne Erlaubnis eindringt.”
Er schien darauf zu warten, dass sich Drago und die anderen wie seine Leute vor ihm verneigten, aber sie blieben stur stehen. “Hör auf mit diesem Gehabe, du weißt, dass wir nicht gekommen wären, wenn es nicht wichtig wäre”, sagte Ivanow und wirkte inzwischen sichtlich zornig. Er ging einige Schritte auf Khan zu, doch wurde abrupt gestoppt, als etwas von hinten gegen seine Beine trat und er mit einem Aufschrei in die Knie ging, jemand packte seine Arme und zerrte sie ihm schmerzhaft auf den Rücken.
Drago wollte eingreifen, doch auch ihn packten mehrere kräftige Hände und zwangen ihn auf die Knie, er hörte wie Boris aufkeuchte und auch Ken leise schrie.

“Was soll das? Wir sind nicht in feindseliger Absicht gekommen”, fauchte Drago, wehrte sich erfolglos gegen den Griff und sah sich besorgt nach Ken um, der bleich und verängstigt zu ihm sah.

“Aber auch nicht in freundlicher”, erwiderte Khan fast gleichgültig, und blickte Ken plötzlich genauer an. “Ein Sterblicher, sollte das etwas ein Geschenk für mich sein?”, fragte er Drago jetzt mit einem süßlichen Grinsen und fuhr sich mit der Hand über seinen dünnen Bart. “Scheinbar sind dir die Gepflogenheiten in meinem Reich doch bekannt, Wächter.”

Ken starrte den Mongolen mit entsetztem Blick an, es schüttelte ihn wenn er das widerliche Grinsen sah. Aber irgendetwas in ihm hielt seine Angst zurück, es war als wenn etwas in ihm sagte das er jetzt auf keinen Fall seine Furcht zeigen durfte. Deshalb hob er nur stolz den Kopf und machte einen Schritt zu Drago, als einer der jungen Vampire von Khan ihn daran hindern wollte, sah er ihn an und knurrte so bedrohlich das dieser verwirrt zurückwich und seinen Herrn ansah. Ken konnte selbst nicht sagen was mit ihm los war, aber er ging zu Drago und blieb neben ihm stehen, bemerkte dabei erst das auch von Drago die zwei jungen Vampire abgelassen hatten, genau wie von Ivanow und Boris. Sie standen, bzw knieten jetzt nur in einem geschlossenen Kreis. Als Ivanow spürte das sich die Hände lösten, war er schon wieder aufgesprungen und sah sich mit funkelnden Augen um, als er dann Ken sah, lief ein Schauer über seinen Rücken und er schluckte schwer, den Kens Augen waren golden. Auch sein Gesicht hatte einen veränderten Ausdruck. Ivan sah Drago an und sagte leise. „Drago.. sieh dir Ken an.. seine Augen..“ mehr brachte er im Moment nicht heraus.

Alles im Raum schien wie erstarrt. Drago vergaß sogar sich von den Knien zu erheben und wandte den Kopf zu Ken. Er wirkte völlig verändert, als ob er ganz jemand anderer wäre, die goldenen Augen blitzten feurig.

Selbst Khan schien für einen Moment wie versteinert, dann beugte er sich leicht vor und fixierte den Jungen. “Wer bist du?”

Ken, oder besser die Stimme von Ken lachte. Und selbst die wirkte verändert. „Wer ich bin.. Khan das fragst du.. überlege und überlege sehr genau. Du kennst mich, aber leider hast du dich verändert. Du wurdest machtgierig, das was ich immer an dir bewundert hatte.. die Menschlichkeit die du auch als Vampir dir bewahrt hattest, ging verloren. Du begannst nur noch von deinem Hass und deiner Machtgier zu leben.. wo ist der Khan den ich immer bewunderte?“ Kens Stimmer war kühl, aber man konnte die Emotionen darin spüren und auch die Macht die von ihr ausging.

Ivanow sah Ken oder wer auch immer das war an und legte dann einen Arm schützend um Boris, spürte wie der junge Vampir zitterte. ER wusste das dieser bald wieder Blut brauchte, aber noch konnte er sich beherrschen. Ken sah die Geste und ein Lächlen legte sich auf sein Gesicht. Dann sah er wieder Kahn an. „Warum verachtest du die Menschen, behandelst sie schlechter als Tiere…du warst nicht immer so. Ich kann mich an Zeiten erinnern in denen du sie geachtet hast.. ohja du hast sie zwar geraubt und auch als deine Sklaven gehalten, aber du hast sie geachtet und nicht verachtet.. der schwarze Schleier war kein Fremdwort für dich… Khan denke nach und dann wirst du auch wieder die Süße von freiwilligem Blut schmecken und nicht nur die Bitternis von Schmerz und Angst.“ Ken sah Khan nochmals mit goldenen Augen an, dann drehte er sich um, ging zu Drago und dort begann er zu schwanken, sankt bewusstlos gegen ihn.

Drago fing Ken geistesgegenwärtig auf und hob ihn auf seine Arme, als er aufstand. Er blickte von dem blassen Gesicht des Jungen zu Khan, der still und reglos auf seinem Stuhl sass. “Was war das?”, fragte er leise und blickte zu Ivanow, der genauso ratlos wirkte. Die Vampire um sie herum sahen ihren Herrn an.

Es dauerte einige Minuten bis Khan sie regte, er setzte sich auf, warf einen abfälligen Blick zu Drago und dem Bündel in seinem Arm. Sein Gesicht verzog sich zu einer wütenden Grimasse. “Verschwindet von hier, verschwindet und kommt nie wieder hier her”, fauchte er und seine dunklen Augen glühten, als er eine Handbewegung machte, die Vampire um sie herum packten die vier und bugsierten sie aus dem Haus zurück zum Wagen. Rasch stiegen sie ein.

“Ihr macht einen großen Fehler”, sagte Drago zu der jungen, blonden Frau, die ihnen die Wagentür aufgehalten hatte. “Sag das deinem Herrn, er kann sie aus dem ganzen nicht heraushalten.”

Sie verzog den Mund zu einem dünnen Lächeln. “Seid froh, dass ihr hier lebend wieder wegkommt”, sagte sie kühl und warf die Tür mit einem Knall zu. Nachdenklich blickte sie hinter dem Wagen her, was eben passiert war, hatte Khan völlig aufgewühlt, sie kannte ihn gut, hinter seiner Wut steckte Angst. Langsam ging zu zurück zum Haus, um zu sehen, was hier vor ging.

Vollkommen überfahren hatte sich Ivanov an das Steuer gesetzt, sich kurz umgesehen und als alle im Wagen waren, war er losgefahren. So wie eben hatte er Khan noch nie erlebt. Als Ken sprach hatte er das Gefühl gehabt als wenn Khan immer kleiner geworden war. Er wusste das Khan älter war als er, aber wie viel das war ihm nicht bekannt und er kannte ihn eigentlich auch nur so wie er jetzt war. Sicher er schien mit den Jahren schlimmer geworden zu sein, früher… als er noch ein junger Vampir war und mit seinem Erschaffer durch das Land zog, da hatte Khan zwar einen gefürchteten Ruf, aber er verbreitete unter den Menschen nicht solche Angst und Schrecken. Ivanow schüttelte den Kopf und sah zu Drago. „Was ist mit Ken? Wie geht es ihm?“ Irgendwie machte er sich Sorgen um den Jungen und auch um Boris, denn der junge Vampir saß ziemlich bleich auf der Rückbank und Ivan wusste das es Zeit war das er etwas trank. „Boris.. geht es noch…wir haben noch gut eine Stunde bis in die Stadt… dort geh ich mit dir Jagen.. schaffst du es noch?“ fragte er besorgt und musterte das blasse Gesicht.

Ken bekam von dem ganzen nichts mit, er lag immer noch bewusstlos in den Armen von Drago und selbst wenn er wach gewesen wäre. Ihm fehlten die letzten Minuten vollkommen, das einzige das er noch wusste war das sie zu Khan gebracht wurden, dann fehlte ihm jede Erinnerung.
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