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Imaginations from the other Side
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German › Books
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Disclaimer:
I do not own the Forgotten Realms books. I do not make any money from the writing of this story.
Imaginations from the other Side
Disclaimer: Die Figuren wie Dinin Do\'Urden, Drizzt Do\'Urden, Berg\'inyon, Malice-, Vierna-, Maya- und Zaknafein Do\'Urden und andere Figuren gehören R.A. Salvatore. Sowie manche Orte gehören zu Forgotten Realms. Alle anderen Figuren und Orte gehören mir.
Kapitel 1
Das Drachenfest
Es begann alles ganz einfach, völlig harmlos, nichts weiter als ein Spiel......
Wir waren eine Gruppe von Liverollenspielern, die sich Clan von Numenor nannten. Wir spielten leidenschaftlich gerne Drow-Elfen und unsere Vorgeschichte war eigentlich ganz simpel. Wir waren der letzte überlebende Clan aus einer Stadt, die von den vorherrschenden Priesterinnen der Göttin Lloth zum Tode verurteilt worden war, da unsere Stadt einen anderen Glauben hatte als der Rest des Unterreichs. Unsere Stadt Ascaron war gefallen und wir die einzigen Überlebenden. Jetzt waren wir auf der Suche nach einer neuen Heimat. So hatten wir uns das ausgedacht. Lord Elfara, war sozusagen unser Waffenmeister, wobei wir ihn lieber Krieger-Lord nannten. Helion unser Clanmagier und ich, Nerdanel, Priester-Kriegerin der dunklen Königin. Wir drei waren die Anführer des Clans. Natürlich gab es da noch mehr Leute, Yavar, unser hochgeschätzter Barde und Despina, meine beste Freundin und inoffizielle Leibwächterin, Kilyan mein Mann und einziger arkaner Bogenschütze der Truppe. Und wie sollte es auch anders sein, noch 19 weitere Krieger, oh und da hab ich ja noch einen vergessen, den wichtigsten Mann der Truppe, Veldrin unseren Koch, ohne den wir wohl längst alle verhungert wären.
Es war Sommer und unsere ganze Truppe hatte sich Urlaub genommen, um am größten Liverollenspiel in Europa teilzunehmen, dem Drachenfest. Dieses Jahr sollten fast 2.800 Spieler dort sein. Es waren also perfekte Aussichten für jede Menge Spaß.
Wir fuhren mit mehreren Autos und brauchten sogar einen Anhänger für unsere ganze Ausrüstung, Kochgeschirr, Waffen, Vorräte und was man eben sonst noch alles für ein modernes Abenteuer braucht, um es zu transportieren. Die Fahrt war ziemlich lang und es war heiß draußen, jeder der eine Klimaanlage im Auto hatte, begann sich im Stillen bei dem zu bedanken, der dieses wundervolle Ding erfunden hatte. Die Fahrt war sehr lustig, es wurde geschäkert und gewitzelt, gesungen und gelacht. Wir hatten jede Menge Spaß und sogar das wir zwei Stunden im Stau standen, konnte uns nicht die Laune verderben.
Als wir endlich ankamen war es bereits Mittag und wir mussten noch einchecken und unser Lager aufbauen. Wir waren dem Lager des roten Drachen zugeteilt und somit hatten wir den Abschaum der Gesellschaft um uns herum. Orks, verkommene Menschen, eben alles was eine dunkle Gesinnung mit sich bringt, tja und wir als eine Gruppe Drow mitten drin. Wir schlugen unser Lager etwas weiter in der Mitte eines Wäldchen auf, da wir immerhin Drow waren und den Schatten dem grellen Sonnenlicht nun mal vorzogen. Schließlich war das Lager errichtet, die Zelte getarnt und alle modernen (aber notwendigen) Gerätschaften, sorgfältig verstaut und versteckt. Jetzt konnte der wirklich spaßige Teil beginnen. Wir konnten uns endlich verkleiden. Immer zwei von uns saßen zusammen und begannen sich gegenseitig die Gesichter, Arme und sonstigen sichtbaren Körperteile mit schwarzer Schminke zu bedecken. Dann kamen noch die schönen schwarzen Ohren dran und schließlich die Haare. Die Männer hatten es da einfach, weißes Faschingsspray her und fertig. Wir Frauen hatten es da schon schwerer. Wir mussten unsere schönen langen Haare hochstecken und uns dann abmühen die weißen Perücken festzustecken. Despina und ich waren nur noch am fluchen, aber es machte dennoch Spaß. Helios war wie immer der Erste der fertig war. Als Magier muss man sich eben nicht besonders anstrengen, Robe anziehen, zu recht rücken und fertig. Elfara brauchte da wie immer etwas länger in seiner wundervollen Schwertmeisterrüstung mit ihren schwarzen Ätzungen, aber wenn er sie erst mal anhatte, dann sah es einfach nur noch imposant aus. Ich hingegen hatte es da auch nicht sehr schwer. Meine hautenge Lederrüstung drunter und dann nur noch einen zerfetzen Umhang drüber und fertig war der Nazgul, zumindest sagten das immer die anderen, denn wenn ich die Kapuze überzog, dann sah es wirklich fast so aus.
Jetzt waren wir alle fertig. Eine furchterregende Gruppe Drow. Das Drachenfest konnte beginnen.
Die Spielleitung berief dann alle Spieler zu den Anführern des jeweiligen Lagers, um mit ihnen die Taktiken für den kommenden Tag bzw. die kommende Nacht zu besprechen. Wir Drow sollten in der Nacht einen Zauberer begleiten, der auf die anderen Lager einen Fluch sprechen wollte. Wie nicht anders zu erwarten, waren die anderen Lager nicht gerade begeistert von dieser Idee.
Also packten wir mitten in der Nacht unsere Waffen und gingen mit diesem Magier zum Monolithen-Kreis. Was wir und auch die Spielleitung nicht wussten, der Zauberer hatte einen Spruch ausgesucht, der größer Konsequenzen haben würde, als wir alle je geahnt hätten.
Am Monolithen-Kreis angekommen fing er dann auch gleich mit seiner „Beschwörung“ an. Während wir anderen uns gegen die anrennenden Spieler verteidigen mussten.
Plötzlich kam heftiger Wind auf, die Angreifer wurden fast umgeweht und wir gleich mit ihnen. Die Monolithen begannen zu glühen, da hätten wir es wissen müssen, doch wir dachten damals, dass das nur ein weiterer Spezialeffekt wäre. Dann plötzlich wurde alles von einem grellen Blitz erleuchtet. Für einen Moment konnte keiner mehr etwas sehen. Wir hörten einige der anderen Spieler aufschreien und plötzlich raste eine Lichtwelle auf uns zu. Sie erfasste uns und ich hatte das Gefühl fortgeschwemmt zu werden. Ich spürte auf einmal einen rasenden Schmerz in meinen Gliedern, meine Lungen brannten und ich bekam keine Luft mehr. Es war alles so hell und ich musste die Augen schließen. An mehr konnte ich mich nicht mehr erinnern.
Wir erwachten auf einer Lichtung, am Ufer eines kleinen Sees. Völlig benommen lag ich da. Ich hörte die Stimmen der anderen, jemand stöhnte auf und ein anderer beklagte sich über Kopfschmerzen. Irgendwann spürte ich eine Hand, die an meiner Schulter rüttelte.
Mühsam versuchte ich mich aufzurichten. Es war schwer, mein Körper wollte meinem Willen einfach nicht recht gehorchen. Als ich endlich sitzen konnte ohne das mir übel wurde sah ich mich um, doch von den Monolithen war weit und breit nichts zu sehen, ebenso wenig vom Magier, geschweige denn einen unserer „Angreifer“, nur unsere Gruppe lag hier da herum. Ich schaute mich um und entdeckte Despina nur ein paar Meter weiter, neben ihr lag der Kleidung nach zu urteilen mein Mann. Vorsichtig kroch ich zu den beiden hinüber, um nach ihnen zu sehen.
Lord Elvara war der Erste, der sich aufraffen konnte.
„Los, hoch mit euch. Lasst uns sehen wo wir hier eigentlich sind. Einer von euch klettert jetzt auf einen Baum und schaut sich mal um.“, befahl er nur.
Wir anderen waren noch viel zu verwirrt um zu widersprechen. Andererseits warum hätten wir das tun sollen, er war immerhin unser Anführer.
Halbarat, einer unserer Krieger, kletterte nach oben. „Ich sehe nur Wald ... da hinten sind einige kleinere Berge. Ich hab keine Ahnung wo wir sind, aber es ist definitiv nicht mehr der Zeltplatz.“ Dann rutschte er eilig wieder vom Baum hinunter. Unsicher sahen wir einander an. Plötzlich fielen uns die Veränderungen auf.
Wir waren kleiner, sogar ein ganzes Stück und unsere Ohren länger. Die Haare wirkten nicht mehr so künstlich und die Schminke war irgendwie dunkler als sonst. Über diese Tatsachen verwundert fingen wir an uns herum zu zupfen. Zu unserem großen Entsetzen gingen weder das Make-Up, Ohren, noch die Perücken ab. Einige zogen schnell ihre Hemden aus und stellten entsetzt fest, dass ihre Haut auch an den Stellen pechschwarz war, an denen sie sich überhaupt nicht geschminkt hatten. Auch unsere Schwerter waren echt, mehr als nur echt, sie waren spitz und scharf. Es waren tödliche Waffen. Einige mussten bei diesem Anblick schlucken. Plötzlich hallte der gellende Schrei einer Frau durchs Lager. Ich sah zu Despina, doch die starrte nur meinen Mann an. Mir viel auf, dass er auf einmal gar nicht mehr so arg männlich aussah. Er hatte ebenfalls sein Hemd ausgezogen und zu seinem großen Entsetzen festgestellt, dass er einen Busen hatte. In voller Panik griff er sich zwischen die Beine, nur um festzustellen, dass da ebenfalls was fehlte. Despina und ich rannte zu ihm und hielten ihn fest. „Ich ... ich bin eine Frau ...“, stotterte er nur die ganze Zeit. Erst nach zehn Minuten konnten wir ihn beruhigen. Alles schien sehr viel ernster zu sein, als wir uns das hatten träumen lassen.
Es fing an in unseren Köpfen zu denken. Wir waren hier definitiv nicht zu Hause und wir waren definitiv keine Menschen mehr. Auf die Tatsache hin mussten sich die meisten erst mal setzen. Es herrschte betroffenes Schweigen. Wir standen alle mehr oder weniger unter Schock.
Melfara meinte dann, „Das kann unmöglich sein. Wir haben bestimmt einen Drogentraum oder so was“.
„Klar...“, meinte Halbarat, „... darum haben wir auch alle die gleichen Wahnvorstellungen! Du spinnst doch Alter!“
„Seit ruhig ... Alle!“, wütete Elvara dann nur. „Lasst uns mal überlegen .... Dieser „Magier“ hat einen Spruch aufgesagt und was ist dann passiert?“
Wir saßen erst mal ein Weilchen zusammen und rekonstruierten die Geschichte, doch obwohl wir schließlich und endlich einigermaßen wussten was passiert war, konnten wir es dennoch nicht begreifen. Es war viel zu irreal und unglaubwürdig, einfach zu fantastisch, um für uns begreifbar zu sein.
„Wir sollten uns umsehen ... vielleicht hat es ja andere auch erwischt. Wäre zwar bedauerlich, aber wenigsten wären wir dann nicht die Einzigen. Außerdem sollten wir nach unserem Lager suchen, es kann nur von Vorteil für uns sein, wenn wir zumindest ein wenig Ausrüstung haben. Allerdings sollten wir vorsichtig sein, denn wenn wir Drow sind, wer weiß was dann noch so alles in diesem Wald rumspringt.“, schlug Elvara dann schließlich vor.
Wir anderen konnten ihm nur zustimmen.
Einige zogen los um andere zu suchen, die einen ebenso verwirrten Eindruck wie wir machten. Und ein paar begannen damit, nach unserem Lager zu suchen.
Der Wald war völlig fremdartig. Es waren zwar die gleichen Bäume wie wir sie kannten, doch alles wirkte irgendwie verwildert. Es war nicht so ein gepflegter und kultivierter Wald wie bei uns zu Hause. Nein, dieser Wald war wild und unberührt. Abgestorbene Bäume lagen herum, Büsche und Sträucher wucherten überall und es herrschte ein dichtes Unterholz. Das war ziemlich ungewohnt für uns und wir waren sehr wachsam. Außerdem bemerkten wir recht schnell, dass unsere Sinne mehr als nur empfindlich waren. Wenn ein Eichhörnchen über die Rinde eines Baumes kletterte, dann hörte sich das entsetzlich laut in unseren Ohren an. Selbst die harmlosesten Dinge erschreckten uns auf einmal furchtbar.
Nach einer geschlagenen Stunde kamen die Ersten von ihrer Suche wieder. Sie hatten unser Lager gefunden, zumindest schien es unser Lager zu sein. Sie hatten sich umgesehen und festgestellt, dass einige Dinge fehlten. Sie führten den Rest der Gruppe hin und wir durchsuchten erst mal alle unsere Sachen. Die Erkenntnis war ernüchternd, sämtliche moderne Gerätschaften, wie Feuerzeug, Handys und Kameras fehlten. „Sogar die Kondome sind weg“, fluchte einer der Krieger, woraufhin wir zum ersten mal wieder ein wenig lachen konnten.
Elvara ließ uns dann die Vorräte zählen und einteilen und wir anderen machten uns gleich daran unsere Zelte lieber noch etwas besser zu tarnen. Ich musste sagen, er machte einen professionellen Eindruck als Anführer, auch wenn ich mir gut vorstellen konnte, dass er hinter seiner Maske genau so unsicher war wie wir anderen auch. Er versuchte eben sein Bestes zu geben und wir anderen waren ihm im Stillen doch sehr dankbar dafür, dass er sich der Aufgabe stellen wollte ein Anführer zu sein.
Nach einer Weile kamen die Späher zurück und sagten, dass sie andere Gruppen im Wald gefunden hätten und dass man ihnen dort die gleiche Geschichte erzählt hatte. Wir waren also nicht allein und die Tatsache beruhigte uns doch sehr. Im Moment war es noch Nacht, aber am nächsten Morgen wollten sie sich dann alle auf der kleinen Lichtung, nicht weit von unserem Lager, treffen um zu beraten was man nun tun könnte, zumindest die Anführer wollten sich dort treffen. Elvara hielt es für das Beste wenn wir alle jetzt wenigstens versuchen würden zu schlafen, denn niemand wisse was auf uns warte und daher sollten wir ausgeruht sein. Wachen wurden aufgestellt und wir versuchten tatsächlich zu schlafen. Allerdings war das so gut wie unmöglich, bei jedem Geräusch waren alle sofort hellwach und mehr als einer sprang mit gezogenem Schwert aus dem Zelt. Es war alles in allem eine sehr unruhige Nacht.
Ich lag noch lange Zeit mit meinem Mann und Despina wach im Zelt. Wir unterhielten uns. Anfangs war Kilyan, mein Mann, geschockt über diesen Zustand, doch mittlerweile so sagte er, fände er es gar nicht mehr so übel. Despina lächelte ihn an, „Hey, du brauchst jetzt aber einen neuen Namen, das weißt du schon .... wie wäre es mit Alystin?“. Ich nickte nur zustimmend und er ... Verzeihung SIE schaute nur zu mir und dann zu Despina. „Na gut, dann ab sofort eben Alystin. Oh man, an die hohe Stimme muss ich mich erst noch gewöhnen.“ Wir lachten noch ein wenig, doch dann versuchten auch wir zu schlafen.
Der Morgen war sehr ernüchternd. Wir waren alle müde, und die ganze Nacht zu schreckhaft um zu schlafen. Die Späher gingen sich noch ein wenig umsehen und Elvara zog los, um sich mit den anderen zu treffen. Zwei Krieger nahm er mit. „Nerdanel du hütest mir das Lager!“, sagte er nur zu mir. Ich wurde bleich unter meiner Kapuze nickte aber nur. Wer konnte seinem Anführer schon etwas abschlagen. Der Magier und ich bemerkten an diesem Morgen aber noch weitere Veränderungen, die uns in der Nacht zuvor nicht aufgefallen waren. Helion bekam es zuerst zu spüren. Er und die anderen wollten etwas Feuer machen, um eine Kleinigkeit zu kochen und da passierte es. Helion entzündete das Feuer mit seinen Gedanken, ganz durch Zufall, weil er und die anderen sich so furchtbar darüber ärgerten, dass sie es mit den Feuersteinen nicht anbekamen. Schließlich kam er damit zu mir und meinte, dass ich das als Priesterin auch können müsste. Ich überlegte mir einen Zauber und auf Anhieb fiel mir nur der Spruch „Licht“ ein. Ich schaute ein Schwert an das im Boden steckte und begann, den Zauber zu murmeln, so wie ich es auch immer beim Liverollenspiel getan hatte. Es klappte tatsächlich, das Schwert begann in einem sanften Licht zu leuchten. Wir konnten also wirklich zaubern. Helios ging sofort los um sein Zauberbuch auswendig zu lernen. Wenn wir schon hier festsaßen, dann wollte er zumindest nützlich sein. Ich für meinen Teil zog mich in mein Zelt zurück und fing an zu beten. Das hatte ich auch schon früher getan und es überraschte mich doch ein wenig, Veränderungen an mir zu spüren. Als Priester-Kriegerin stand es mir zu eine mächtige Waffe der Dunklen Königin zu tragen. Zumindest war das die Vorgeschichte. Verborgen in fünf Spangen wurde sie am Körper getragen und konnte zu einer mächtigen Rüstung und Waffe werden, wann immer es der Trägerin danach war. Ich konzentrierte mich auf meine Spangen mit den Steinen in den fünf Farben. Und wirklich sie reagierten, die Rüstung verteilte sich über meinen Körper, genau so wie wir uns das immer ausgedacht hatten. Die Schuppen und Platten wucherten über meinen Arm. Erst sah alles sehr lebendig aus und dann erstarrte es zu einer festen Rüstung. Mir blieb die Spuke weg und meine Augen waren sehr groß. Schnell ließ ich wieder alles verschwinden und rief nach Despina. Ich musste ihr das unbedingt zeigen.
„Was gibt es denn?“, fragte sie nur neugierig. Ich stand jetzt draußen im Lager, ließ meinen Umhang fallen und befahl der Rüstung zu wachsen. Sie verbreitete sich überall auf meinem Körper. Dornen wuchsen meinen Kopf entlang und als sie erstarrten, sah es beinahe aus, als trüge ich einen Flügelhelm. An meinen Händen machten sich Handschuhe breit, die das Aussehen von Klauen hatten. Und auch der Rest von mir war mit Schuppen und Platten übersäht. Ich sah zum Fürchten aus. Doch zu meinem großen Erstaunen, war die Rüstung nicht schwer, ich spürte sie eigentlich überhaupt nicht.
Helios und die anderen sahen sich dieses Spektakel an und mit einem Mal kamen uns ganz böse Vorahnungen. Wenn alles was wir uns ausgedacht hatten auf einmal wahr würde, dann gab es da noch sehr viel mehr zu entdecken. Das ganze Lager tauschte nur überraschte und teilweise auch ein wenig ängstliche Blicke aus. „Lasst uns sehen, was noch alles wahr geworden ist“, sagte ich nur.
Den ganzen Tag kamen wir nun nicht mehr zur Ruhe. Jede Minuten brachen neue erfreuliche wie auch entsetzliche Entdeckungen zu Tage. Unsere Vorgeschichte fing an uns einzuholen. Zehn der Krieger waren laut unserer erdachten Geschichte, die Überlebenden einer Elitegruppe von Kriegern, genannt auch „Schattenmacht“. Und zu ihrem großen Entsetzen stimmte das. Sie konnten ohne Schwierigkeiten ihre Schattengestalt annehmen. Es sah erschreckend aus, wenn ihre Körper plötzlich nur noch aus schwarzen Flammen zu bestehen schienen und nur die Augen giftig gelb leuchteten. Entsetzt fragten wir uns, was wir uns da nur ausgedacht hatten. Es war doch alles nur ein Spiel gewesen und wir wollten doch lediglich besonders phantasievoll sein. Vorsichtig testeten die anderen, ob auch eine weitere Fertigkeit der Schattengestalt zutraf. Mit einem Schwert versuchten sie erst ganz zaghaft einen der Schattenkrieger zu treffen. Das Schwert schnitt nur durch den Krieger hindurch ohne den geringsten Schaden anzurichten. Wir alle mussten erst mal tief Luft holen. Die anderen Krieger, waren zwar nur normale Soldaten, aber das war ihnen nur ganz recht. Despina war eine Elitekämpferin, wie viele Frauen eben. Ich sah die Drow, die da vor mir standen nur an. „Wir sollten sehen, ob wir nicht nur zaubern können, ich schlage daher vor ihr kämpft gegeneinander, dann werden wir sehen wie viel noch zur Wirklichkeit geworden ist.“ Und so teilten sie sich auf und begannen zu kämpfen, anfangs nur zögerlich, sehr zögerlich. Alle waren unsicher und ihre Schwerter lagen nur locker in ihren Händen. Sie hatten Angst, das war nur zu offensichtlich. Angst vor dem was passieren könnte, aber wohl auch Angst vor dem was zu Tage kommen könnte. Nach anfänglichem Geplänkel fassten dann einige Mut und die ersten härten Schläge wurden ausgetauscht. Erst als Yavar anfing einen Kriegsgesang anzustimmen wurden sie wild. Die Schwerter prallten aufeinander und Funken sprühten. Ich erbleichte so langsam, ebenso wie alle anderen die nicht kämpften. Sie konnten kämpfen, besser als alles was wir je gesehen hatten. Es war beängstigend, was dieser Zauber mit uns angestellt hatte und ich begann mich zu fragen, ob das bei den anderen, die hier gestrandet waren wohl ähnlich war.
Am Nachmittag beendeten wir unser Training. Einer der Krieger, die Elfara mitgenommen hatte, kam ins Lager zurück und brachte Neuigkeiten. Die Gespräche würden noch etwas länger dauern. Man können sich einfach nicht auf einen Punkt einigen, denn einige waren der festen Ansicht, dass sie nicht wieder zurück wollten und anderen beharrten auf dem Standpunkt, dass sie wieder in unsere Welt zurück finden müssten. Er berichtete uns auch, dass Elfara wissen wollte, wie es denn mit uns sei. Eine Weile saßen wir nur im Kreis zusammen und schwiegen. Das war eine schwierige Frage. Schließlich stand Alystin auf, „Ich werde bleiben, ganz egal was da kommen mag, ich werde bleiben!“ Ich sah sie an, dann blickte ich zu Despina. Ihre Augen waren unsicher. Schließlich traf ich ebenfalls meine Entscheidung, „Ich bleibe auch!“ und stand auf. Despinas Stimme war auf einmal laut und entschlossen, „Ich gehe auch nicht mehr zurück!“ So traf jeder die Entscheidung, die er für das Beste hielt. Wir blieben und zwar alle, keiner machte einen Rückzieher und jeder stand zu seiner Entscheidung. Wie oft hatten wir auf einem Liverollenspiel des Abends mit anderen zusammen ums Lagerfeuer gesessen und uns genau diese Situation ausgemalt. Wie oft hatten wir gesagt, dass das doch alles ganz toll wäre in einer anderen Welt zu sein. Jetzt hatten wir die Chance herauszufinden, ob wir bereit für diese Erfahrung waren. In den Gesichtern der anderen konnte ich mit einem Mal eine gewisse Erleichterung sehen. Ich schickte den Boten zurück zu Elfara und hoffte, dass er mit unserer Entscheidung einverstanden sein würde.
Ein wenig Euphorie machte sich jetzt in unserem Lager breit. Eine Entscheidung war gefallen und wir würden mit den Konsequenzen leben müssen. Alle begannen sich jetzt auf das zu konzentrieren, was vor ihnen lag. Unsere Krieger kamen auf die glorreiche Idee jagen zu gehen um die knappen Vorräte zu schonen. Fünf zogen los, bewaffnet mit Pfeil und Bogen. Als die Sonne untergegangen war, schürten wir ein kleines Lagerfeuer und stellten Wachen auf. Yavar, unser Barde, fing dann an einige seiner Lieder zum Besten zu geben. Und eigentlich genossen wir den Abend.
Andernorts .......
Eine Gruppe Drow, kam aus einer Höhle weiter oben am Berg geschlichen. Neugierig und ehrfürchtig betrachteten sie zum ersten Mal in ihrem Leben die Oberfläche. Viele empfanden Hass, Abscheu und ein gewisses Maß an Furcht, nur einer war dabei, den es förmlich nach draußen zog, sein Namen war Drizzt Do’Urden.
Die Gruppe begann den Abstieg, sie sollten heute Nacht auf Jagd nach Oberflächenelfen gehen. Sie schlichen durch den Wald. Angespannt und bereit bei jedem kleinsten Geräusch loszuschlagen. Jedes Tier, das sich durchs Unterholz bewegte erregte ihre Aufmerksamkeit und wurde wachsam beäugt. Schon aus großer Entfernung konnten sie Gesang zu hören. Mit einem bösartigen Grinsen auf ihren Gesichtern bewegten sie sich darauf zu.
Unsere Wachen bemerkten sie rechtzeitig und warnten das Lager. Der Gesang musste sie angelockt haben. War klar, denn Yavar sang nicht gerade auf dunkelelfisch, sondern englische und anderssprachige Lieder. Ich beschloss einfach so zu tun, als hätten wir sie nicht bemerkt, aber alle sollten ihre Waffen griffbereit halten. Insgeheim hegte ich die Hoffnung, dass die fremden und auch, sagen wir mal echten Drow, uns einfach in Ruhe lassen würden, wenn sie sehen würden, dass es hier keine Elfen gäbe. Ich wollte keinen Zwischenfall, denn um ehrlich zu sein, hatte ich Angst vor einem echten Kampf und doch war der Nervenkitzel da. Es war eine interessante Mischung aus Angst und Aufregung, die das Blut aufputschte. Wir wussten, dass sie da waren und unser Lager beobachteten und dabei wahrscheinlich sehr verwirrt waren.
„Was ... Drow sagst du .... aber.... aber was machen die hier?“, fragte Kelnozz verwirrt. Sie konnten unser Lager sehen und sie konnte auch gut erkennen, dass wir unwesentlich mehr waren als sie.
„Sie haben einen Magier und wohl auch eine Priesterin“ meinte Berg’inyon, „wir sollten sehr vorsichtig sein!“
„Vielleicht sollten wir uns mit ihnen verbünden. Sie könnten uns sicher bei der Jagd nach den Elfen helfen.“, schlug Kelnozz vor. Die anderen sahen ihn böse an und er hielt seinen Mund.
„Nein wir verschwinden und suchen die Elfen auf eigene Faust. Wir sollten uns von den Fremden .....“, leider kam Dinin nicht mehr dazu seinen Satz zu beenden, denn da kamen auch schon unsere fünf erfolgreichen Jäger ins Lager zurück und liefen unvorbereitet in die andere Gruppe hinein.
Im ersten Moment blickten sich alle nur erschrocken an, dann wurden auch schon die Waffen gezückt und nach dem Rest des Lagers gebrüllt.
Die Aussichtslosigkeit der Situation erkennend, signalisierte Dinin seinen Leuten die Waffen stecken zu lassen und es ausnahmsweise mal mit Diplomatie zu versuchen.
Die Fremden ließen sich in unser Lager führen. Viele Hände lagen nun auf den Schwertern, bereit gezogen und benutzt zu werden, falls es nötig werden sollte. Selbstbewusst trat ihr Anführer vor und meinte mich mit seinem arroganten Auftreten beeindrucken zu können. Allerdings fühlte ich mich im Moment hinter meinem dunklen Umhang und unter der Kapuze sicher.
„Wer seid Ihr und warum schleicht Ihr um mein Lager herum?“, fragte ich ihn nur.
„Wir sind nicht Eure Feinde, verehrte Lady. Wir sind lediglich auf der Jagd nach Elfen und nur durch Zufall auf Euer Lager gestoßen.“, sagte der Drow nur zu mir.
„In diesem Wald sind keine Elfen, die ihr jagen solltet. Im Moment ist hier nichts so wie es sein sollte. Ich gebe Euch daher den guten Rat so schnell es geht wieder zu verschwinden, bevor ihr in Dinge hineingezogen werdet, die ihr nicht versteht und die Euch nur Ärger bringen.“, knurrte ich nur in der Hoffnung, dass ihm das reichen würde um zu verschwinden.
„Ich danke Euch für Euren Rat Herrin, aber ich denke nicht, dass Ihr das zu entscheiden habt!“, sprach er nur arrogant.
„Und ich denke nicht, dass Ihr schon so alt seit, dass Ihr es Euch erlauben könnt so frech zu sein“, sagte ich nur sarkastisch.
Meine Leute konnten nicht anders als kichern und auch seine eigenen sahen nicht so aus als würden sie ihn verteidigen wollen. Er wusste, dass er nun ins Fettnäpfchen getreten war und zum Gespött geworden war. Die Spannung stand in der Luft, denn er wusste nun nicht was er tun sollte, obwohl er eigentlich nur eine Wahl hatte, doch einer seiner Leute rettet ihm wieder den Hals.
„Dann sagt uns doch, was vor sich geht und warum wir nicht jagen können, Herrin. Wir können schließlich nicht ohne Erklärung zu unserer Priesterin zurückkehren.“, fragte Berg’inyon nur. Jetzt war ich diejenige, die in der Klemme saß, denn die Wahrheit konnte ich ihnen schließlich nicht sagen.
Ich beschloss es mir erst mal am Feuer bequem zu machen und zog dann die Kapuze ab, dass man mein Gesicht sehen konnte. Sie sahen mich einen Moment überrascht an und ich fragte mich, wie ich wohl aussah für eine Drow. Ich konnte ihre Reaktion nicht einordnen. War ich hübsch oder hässlich?? Schließlich ließen sie sich jedoch auf der anderen Seite des Feuers nieder und warteten auf meine Erklärung.
„Wir wurden in einen Kampf verwickelt, bei dem ein Zauber, sagen wir mal ganz grundsätzlich schief gelaufen ist. Daher sind wir jetzt hier. Aber wir sind nicht die Einzigen. Es ist für uns enorm wichtig herauszufinden, was die anderen Gruppen wissen und unter ihnen sind auch Elfen. Daher können wir leider nicht zulassen, dass ihr sie tötet, nicht bevor wir wissen, was sie eventuell mit dem Zwischenfall zu tun haben. Vielleicht kennen sie ja einen Zauber, der das Ganze ungeschehen macht oder uns nach Hause bringen kann.“, erklärte ich ihnen die Wahrheit von einem gewissen Standpunkt aus.
„Ihr wollte Euch mit Elfen verbünden?“, fragte mich Dinin ungläubig.
„Das hab ich nicht gesagt, ich sagte wir wollen erfahren was sie wissen. Verbünden habe ich niemals gesagt.“, Ermahnte ich ihn nur.
Während des ganzen Gesprächs betrachtete einer der Drow aufmerksam meinen Unterarm. Erst hatte Drizzt gedacht, dass er sich geirrt hätte, doch als er ihren Arm genauer betrachtete, da merkte er, dass seine Augen ihn nicht getäuscht hatten. Sie hatte eine magische Tätowierung. Er war zuerst verwundert darüber, dass er sie sehen konnte, doch plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er hatte die Selbe und dann erinnerte er sich wieder, was seine Schwester ihm einmal darüber gesagt hatte, jedes Kind des Hauses hatte so etwas kurz nach der Geburt bekommen, um Entführungen durch andere Häuser vorzubeugen. Nur die adligen Mitglieder eines Hauses waren in der Lage die Tätowierungen ihrer Verwandten zu sehen. Etwas erschrocken sah er auf und versuchte in ihrem Gesicht eine Ähnlichkeit mit seiner Mutter zu finden. Doch er war sich nicht sicher, also nahm er sich zusammen und fragte vorsichtig:,
„Verzeiht meine ungebührliche Frage Herrin, aber was ist das für eine Tätowierung an Eurem Unterarm?“.
Das ich eine Tätowierung hatte wusste ich nicht, ich hatte nicht weiter darauf geachtet, was sich alles verändert hatte, die Ereignisse um uns herum waren schon viel zu viel, da hatte ich für solche Details keine Zeit.
„Keine Ahnung“, antwortete ich und log gleich mal weiter, „ich hab sie schon seit ich denken kann und ich hab keine Ahnung was sie bedeutet. Wisst Ihr es?“
Vorsichtig kam er zu mir herüber. Die anderen beobachteten ihn mit größter Aufmerksamkeit. Er zog meinen Umhang ganz bei Seite und betrachtete die Tätowierung ganz genau. Er atmete nur zischend ein ...
„Dinin .... das ist unser Hauszeichen.... schau“
Dinin trat herüber und schaute. „Wer seid ihr?“, fragte er nur zornig.
Nachdem er wieder Platz genommen hatte, sah ich ihn nur an und meinte, „Ich bezweifle das Euch das etwas angeht, aber dennoch, mein Name ist Nerdanel. Wer ich wirklich bin, weiß ich nicht. Ich bin ein Findelkind und wurde von diesem Clan aufgezogen und ausgebildet. Jetzt erklärt mir, was dieses Zeichen bedeutet!“
Mit einem tiefen Luftholen sprach Dinin dann, „Ihr seit ein Mitglied unseres Hauses, wenn man diesem Zeichen glauben schenken kann. Eine Tochter der Oberin oder einer hohen Priesterin. Diese Tätowierung wird bei Kindern gemacht um sie im Notfall wiederzufinden. Das Ihr sie habt, kann nur bedeuten, dass ihr als Kind entführt worden seid.“
Ich zog einfach nur verwundert eine Augenbraue hoch. Das passte mir gerade so gar nicht. Von jetzt an würden die Dinge sehr viel komplizierter werden, hatte ich den Verdacht.
„Mag sein das dies Euer Zeichen ist, aber ich bin kein Teil Eurer Familie. Verlasst jetzt das Lager. Geht und kehrt nicht mehr in dieses Tal zurück. Ich rate Euch keine Elfen zu jagen, denn sonst werdet ihr uns zum Feind haben!“, befahl ich ihnen so selbstbewusst es mir möglich war.
„Begleitet uns Herrin, kehrt zurück zu Eurer Familie. Ich bitte Euch inständig!“, flehte Dinin. Ich konnte mir schon denken warum. Wenn schon kein Elfenblut an den Klingen, dann wenigstens eine verschollene Tochter.
„Nein! Und jetzt geht!“, sagte ich nur streng um sie endlich loszuwerden.
Dinin wollte noch etwas sagen, aber Berg’inyon legt ihm die Hand auf die Schulter und sie verschwanden in der Dunkelheit. Ich war unglaublich erleichtert, als sie endlich fort waren. Ich ließ die Wachen sofort neue Posten beziehen. Die anderen sahen mich fragen an.
„By the Name of Hell! What had I should tell them?“
Die anderen verstanden warum ich in Englisch mit ihnen sprach, so konnte uns wenigstens keiner belauschen. Helios legte mir nur die Hand auf die Schulter. „Oww pretty One, it´s not a problem. Don´t be anry with us. The situation is comlicated. We will find a way so or so, you will see. Don´t be sad you are strength enough. Elfara will be back soon and then we will go.“
„Thanks Helios, you are my hope today.“
Dinin und seine Leute lagen unbemerkt von unseren Wachen immer noch auf der Lauer und versuchten uns zu belauschen.
„Ich hab kein Wort verstanden“, maulte Berg’inyon nur, „Wir sollten gehen und Elfen erschlagen, darum sind wir hier.“
Dinin sah ihn nur tadelnd an, „Und riskieren, dass diese Gruppe Drow uns durch den ganzen Wald jagt? Wir kehren zurück und gehen woanders noch einmal an die Oberfläche zurück um zu jagen. Ich halte das für klüger.“
Die anderen stimmten ihm nur mit einem Nicken zu. Plötzlich wurden sie von unserem lauten Gesang erschreckt. Wir hatten begonnen eins unserer Kampfeslieder zu singen. Eben eins von jenen Liedern, die man nächtelang auf jedem Liverollenspiel zu hören bekam.
„Verdammt was machen die da! Sie werden den halben Wald anlocken. Wie kann man nur so laut sein!“, fluchte Dinin. Die anderen beobachteten uns mit großen Augen, so was hatten sie wohl vorher noch nie erlebt, dass eine Gruppe Drow sich so der Musik hingab und „Kriegsgesänge“ grölte und vor allem das eine Priesterin da auch noch mitmachte anstatt die Meute zum Schweigen zu bringen. Fasziniert und neugierig auf das was noch geschehen könnte, beobachteten sie uns weiter.
Drizzt richtete seine Augen auch auf das Lager. Seine Augen blieben an einer Kriegerin hängen, die in der Nähe der Priesterin saß. Sie hatte kurzes Haar, etwas das ungewöhnlich für eine Frau war. Es reichte nur bis zum Kinn und sie hielt es mit einem Haarreif zurück. Sie trug keine Rüstung, lediglich ein kurzes ärmelloses Oberteil und einen kurzen geschlitzten Lederrock. Er fand sie hübsch, besonders wenn sie lächelte, denn dann leuchteten ihre Augen mit einem ungebändigten Feuer auf.
Sein Blick wanderte weiter über die Soldaten. Sie waren alle sehr aufgewühlt, das konnte man erkennen. Etwas musste sie wohl doch sehr mitgenommen haben. Er hörte gern ihrem Gesang zu und fragte sich, warum man ihnen so etwas auf der Akademie nie beigebracht hatte. Und kaum war die erste Strophe in dieser fremden Sprache verklungen, da begannen sich alle ein wenig zu entspannen. Wie seltsam, dachte er nur.
Ich wollte meinen Frust und meinen Stress loswerden. Alles war so anstrengend und verwirrend, daher fingen wir an alle möglichen Lieder zu singen, um uns auf andere Gedanken zu bringen. Allerdings hatte ich immer ein Ohr darauf, dass wir nicht zu laut wurden und dadurch komische Leute anlockten. Schließlich fing Melfara auch noch an seine überaus tiefe Stimme zum Besten zu geben. Während ich mit ihm den Refrain sang. Unsere Jäger versuchten sich derweil im Zerlegen eines Rehs. Es klappte auch ganz gut, nur das Feuer war zu klein, also musste das Tier in Stückchen auf den Grill.
Währenddessen wurden unsere Beobachtet sehr unruhig im Gebüsch.
„Sie haben einen Dämon, kein Drow kann so tief sprechen geschweige denn singen. Ich wette er ist nicht das, was er vorgibt zu sein.“, vermutete Berg’inyon.
„Glaub ich nicht, er ist sicher einfach nur kein ganzer Drow oder der Magier hat sich einen Spaß mit ihm erlaubt. Aber die Priesterin ist seltsam, sie benimmt sich völlig anders als alles was ich bisher von Frauen gewöhnt bin.“, sagte Dinin nur leise. „Das alles wird sicher die Oberin interessieren, vor allem unser Hauszeichen an ihrem Arm. Ich glaube diese Frau hab ich nicht zum letzten Mal gesehen.“ Bei diesen Worten leckte sich Dinin leicht über die Lippen.
Drizzt musterte seinen Bruder misstrauisch von der Seite und fragte sich was er wohl damit gemeint hatte. Die Priesterin würde sie sicher nicht ins Unterreich begleiten, das hatte sie ja nur allzu deutlich verlauten lassen. Insgeheim hoffte er, dass Dinin nicht irgendwelche finsteren Pläne ausheckte.
Jetzt da das Essen briet wurde es im Lager so richtig munter. Der Barde spielte lauter und die Stimmung wurde etwas ausgelassener. Ich rief ihm zu er solle lieber etwas spielen, bei dem man sich auch bewegen könnte. Yavar lächelte nur verschmitzt und fing an „Walpurgisnacht“ zu spielen. Ich erhob mich, ließ den Umhang fallen und fing an ums Feuer und die anderen herumzutanzen. Despina ließ sich nicht lange bitten und schloss sich meinem Tanz an, ebenso wie Alystin. Im wilden Reigen wirbelten wir ums Feuer. Einigen hielt es dann auch nicht mehr auf ihren Plätzen und sie beteiligten sich daran, einfach nur um auszuspannen. Das hatten wir alle bitter nötig.
Den Beobachtern im Gebüsch blieb die Luft weg. Sie sahen drei Drow-Frauen, die ziemlich spärlich bekleidet im wilden Reigen mit ihren Kriegern ums Feuer tanzten. Solch ein ausgelassenes und fröhliches Treiben war Ihnen noch nie untergekommen. Sie kannten Frauen nur als strenge herrische Geschöpfe, die keinen Gedanken an ihre Männer verschwendeten und sich nur sehr selten mit ihnen auf solch frivole Art und Weise abgaben.
Drizzt Augen hingen an der Kriegerin und er musste mehrmals tief Luft holen, um sein schnell schlagendes Herz zu beruhigen. Er merkte wie ihm ziemlich schnell warm wurde und anscheinend nicht nur ihm.
„Mir wird heiß!“, murmelte Kelnozz nur.
„Verflucht, reißt euch zusammen!“, herrschte Dinin sie an, da er bemerkt hatte, dass einige von seinen Leuten am liebsten aufgesprungen wären und mitgemacht hätten.
„Wir sollten jetzt gehen, ihre Wachen werden uns sicher bald wieder gefunden haben und ich bezweifle, dass diese seltsame Priesterin, dann immer noch so gutmütig ist und uns gehen lässt.“, schlug Berg’inyon nur vor.
Schweren Herzens wandten sich die Krieger ab und schlichen von diesem Lager weg um in der Nacht zu verschwinden.
Sie hatten nichts Eiligeres zu tun, als zu ihrer Priesterin zu laufen und ihr davon zu berichten. Diese hörte sich die wirre Geschichte ihrer Soldaten an. Insgeheim fragte sie sich, ob sie vielleicht irgendwelche seltsame Pflanzen probiert hatten, doch als sie die Gedanken ihrer Untergebenen las, wusste sie, dass jedes Wort der Wahrheit entsprach. Sie erzählten ihr die ganze Geschichte und schließlich.....
„Herrin, sie trägt unser Hauszeichen. Ich bitte Euch inständig, gestattet, dass wir sie holen und mit uns nehmen“, bettelte Dinin sie auf Knien an.
Zuerst war die Priesterin abgeneigt. Zu groß waren das Risiko und auch die sich daraus ergebende Belastung für ihre Reise. Doch andererseits konnte ihr Haus eine Allianz mit dem Haus Do’Urden gut gebrauchen. Sie überlegte eine Weile und schließlich traf sie eine Entscheidung.
„Also gut, hol sie, aber nur wenn das Risiko vertretbar ist und du dir sicher sein kannst, keinen deiner Männer zu verlieren. Beeilt euch, die Sonne bleibt nicht ewig weg!“
Und so schlichen die Drow los um sich etwas verloren Geglaubtes zurückzuholen.
Kapitel 1
Das Drachenfest
Es begann alles ganz einfach, völlig harmlos, nichts weiter als ein Spiel......
Wir waren eine Gruppe von Liverollenspielern, die sich Clan von Numenor nannten. Wir spielten leidenschaftlich gerne Drow-Elfen und unsere Vorgeschichte war eigentlich ganz simpel. Wir waren der letzte überlebende Clan aus einer Stadt, die von den vorherrschenden Priesterinnen der Göttin Lloth zum Tode verurteilt worden war, da unsere Stadt einen anderen Glauben hatte als der Rest des Unterreichs. Unsere Stadt Ascaron war gefallen und wir die einzigen Überlebenden. Jetzt waren wir auf der Suche nach einer neuen Heimat. So hatten wir uns das ausgedacht. Lord Elfara, war sozusagen unser Waffenmeister, wobei wir ihn lieber Krieger-Lord nannten. Helion unser Clanmagier und ich, Nerdanel, Priester-Kriegerin der dunklen Königin. Wir drei waren die Anführer des Clans. Natürlich gab es da noch mehr Leute, Yavar, unser hochgeschätzter Barde und Despina, meine beste Freundin und inoffizielle Leibwächterin, Kilyan mein Mann und einziger arkaner Bogenschütze der Truppe. Und wie sollte es auch anders sein, noch 19 weitere Krieger, oh und da hab ich ja noch einen vergessen, den wichtigsten Mann der Truppe, Veldrin unseren Koch, ohne den wir wohl längst alle verhungert wären.
Es war Sommer und unsere ganze Truppe hatte sich Urlaub genommen, um am größten Liverollenspiel in Europa teilzunehmen, dem Drachenfest. Dieses Jahr sollten fast 2.800 Spieler dort sein. Es waren also perfekte Aussichten für jede Menge Spaß.
Wir fuhren mit mehreren Autos und brauchten sogar einen Anhänger für unsere ganze Ausrüstung, Kochgeschirr, Waffen, Vorräte und was man eben sonst noch alles für ein modernes Abenteuer braucht, um es zu transportieren. Die Fahrt war ziemlich lang und es war heiß draußen, jeder der eine Klimaanlage im Auto hatte, begann sich im Stillen bei dem zu bedanken, der dieses wundervolle Ding erfunden hatte. Die Fahrt war sehr lustig, es wurde geschäkert und gewitzelt, gesungen und gelacht. Wir hatten jede Menge Spaß und sogar das wir zwei Stunden im Stau standen, konnte uns nicht die Laune verderben.
Als wir endlich ankamen war es bereits Mittag und wir mussten noch einchecken und unser Lager aufbauen. Wir waren dem Lager des roten Drachen zugeteilt und somit hatten wir den Abschaum der Gesellschaft um uns herum. Orks, verkommene Menschen, eben alles was eine dunkle Gesinnung mit sich bringt, tja und wir als eine Gruppe Drow mitten drin. Wir schlugen unser Lager etwas weiter in der Mitte eines Wäldchen auf, da wir immerhin Drow waren und den Schatten dem grellen Sonnenlicht nun mal vorzogen. Schließlich war das Lager errichtet, die Zelte getarnt und alle modernen (aber notwendigen) Gerätschaften, sorgfältig verstaut und versteckt. Jetzt konnte der wirklich spaßige Teil beginnen. Wir konnten uns endlich verkleiden. Immer zwei von uns saßen zusammen und begannen sich gegenseitig die Gesichter, Arme und sonstigen sichtbaren Körperteile mit schwarzer Schminke zu bedecken. Dann kamen noch die schönen schwarzen Ohren dran und schließlich die Haare. Die Männer hatten es da einfach, weißes Faschingsspray her und fertig. Wir Frauen hatten es da schon schwerer. Wir mussten unsere schönen langen Haare hochstecken und uns dann abmühen die weißen Perücken festzustecken. Despina und ich waren nur noch am fluchen, aber es machte dennoch Spaß. Helios war wie immer der Erste der fertig war. Als Magier muss man sich eben nicht besonders anstrengen, Robe anziehen, zu recht rücken und fertig. Elfara brauchte da wie immer etwas länger in seiner wundervollen Schwertmeisterrüstung mit ihren schwarzen Ätzungen, aber wenn er sie erst mal anhatte, dann sah es einfach nur noch imposant aus. Ich hingegen hatte es da auch nicht sehr schwer. Meine hautenge Lederrüstung drunter und dann nur noch einen zerfetzen Umhang drüber und fertig war der Nazgul, zumindest sagten das immer die anderen, denn wenn ich die Kapuze überzog, dann sah es wirklich fast so aus.
Jetzt waren wir alle fertig. Eine furchterregende Gruppe Drow. Das Drachenfest konnte beginnen.
Die Spielleitung berief dann alle Spieler zu den Anführern des jeweiligen Lagers, um mit ihnen die Taktiken für den kommenden Tag bzw. die kommende Nacht zu besprechen. Wir Drow sollten in der Nacht einen Zauberer begleiten, der auf die anderen Lager einen Fluch sprechen wollte. Wie nicht anders zu erwarten, waren die anderen Lager nicht gerade begeistert von dieser Idee.
Also packten wir mitten in der Nacht unsere Waffen und gingen mit diesem Magier zum Monolithen-Kreis. Was wir und auch die Spielleitung nicht wussten, der Zauberer hatte einen Spruch ausgesucht, der größer Konsequenzen haben würde, als wir alle je geahnt hätten.
Am Monolithen-Kreis angekommen fing er dann auch gleich mit seiner „Beschwörung“ an. Während wir anderen uns gegen die anrennenden Spieler verteidigen mussten.
Plötzlich kam heftiger Wind auf, die Angreifer wurden fast umgeweht und wir gleich mit ihnen. Die Monolithen begannen zu glühen, da hätten wir es wissen müssen, doch wir dachten damals, dass das nur ein weiterer Spezialeffekt wäre. Dann plötzlich wurde alles von einem grellen Blitz erleuchtet. Für einen Moment konnte keiner mehr etwas sehen. Wir hörten einige der anderen Spieler aufschreien und plötzlich raste eine Lichtwelle auf uns zu. Sie erfasste uns und ich hatte das Gefühl fortgeschwemmt zu werden. Ich spürte auf einmal einen rasenden Schmerz in meinen Gliedern, meine Lungen brannten und ich bekam keine Luft mehr. Es war alles so hell und ich musste die Augen schließen. An mehr konnte ich mich nicht mehr erinnern.
Wir erwachten auf einer Lichtung, am Ufer eines kleinen Sees. Völlig benommen lag ich da. Ich hörte die Stimmen der anderen, jemand stöhnte auf und ein anderer beklagte sich über Kopfschmerzen. Irgendwann spürte ich eine Hand, die an meiner Schulter rüttelte.
Mühsam versuchte ich mich aufzurichten. Es war schwer, mein Körper wollte meinem Willen einfach nicht recht gehorchen. Als ich endlich sitzen konnte ohne das mir übel wurde sah ich mich um, doch von den Monolithen war weit und breit nichts zu sehen, ebenso wenig vom Magier, geschweige denn einen unserer „Angreifer“, nur unsere Gruppe lag hier da herum. Ich schaute mich um und entdeckte Despina nur ein paar Meter weiter, neben ihr lag der Kleidung nach zu urteilen mein Mann. Vorsichtig kroch ich zu den beiden hinüber, um nach ihnen zu sehen.
Lord Elvara war der Erste, der sich aufraffen konnte.
„Los, hoch mit euch. Lasst uns sehen wo wir hier eigentlich sind. Einer von euch klettert jetzt auf einen Baum und schaut sich mal um.“, befahl er nur.
Wir anderen waren noch viel zu verwirrt um zu widersprechen. Andererseits warum hätten wir das tun sollen, er war immerhin unser Anführer.
Halbarat, einer unserer Krieger, kletterte nach oben. „Ich sehe nur Wald ... da hinten sind einige kleinere Berge. Ich hab keine Ahnung wo wir sind, aber es ist definitiv nicht mehr der Zeltplatz.“ Dann rutschte er eilig wieder vom Baum hinunter. Unsicher sahen wir einander an. Plötzlich fielen uns die Veränderungen auf.
Wir waren kleiner, sogar ein ganzes Stück und unsere Ohren länger. Die Haare wirkten nicht mehr so künstlich und die Schminke war irgendwie dunkler als sonst. Über diese Tatsachen verwundert fingen wir an uns herum zu zupfen. Zu unserem großen Entsetzen gingen weder das Make-Up, Ohren, noch die Perücken ab. Einige zogen schnell ihre Hemden aus und stellten entsetzt fest, dass ihre Haut auch an den Stellen pechschwarz war, an denen sie sich überhaupt nicht geschminkt hatten. Auch unsere Schwerter waren echt, mehr als nur echt, sie waren spitz und scharf. Es waren tödliche Waffen. Einige mussten bei diesem Anblick schlucken. Plötzlich hallte der gellende Schrei einer Frau durchs Lager. Ich sah zu Despina, doch die starrte nur meinen Mann an. Mir viel auf, dass er auf einmal gar nicht mehr so arg männlich aussah. Er hatte ebenfalls sein Hemd ausgezogen und zu seinem großen Entsetzen festgestellt, dass er einen Busen hatte. In voller Panik griff er sich zwischen die Beine, nur um festzustellen, dass da ebenfalls was fehlte. Despina und ich rannte zu ihm und hielten ihn fest. „Ich ... ich bin eine Frau ...“, stotterte er nur die ganze Zeit. Erst nach zehn Minuten konnten wir ihn beruhigen. Alles schien sehr viel ernster zu sein, als wir uns das hatten träumen lassen.
Es fing an in unseren Köpfen zu denken. Wir waren hier definitiv nicht zu Hause und wir waren definitiv keine Menschen mehr. Auf die Tatsache hin mussten sich die meisten erst mal setzen. Es herrschte betroffenes Schweigen. Wir standen alle mehr oder weniger unter Schock.
Melfara meinte dann, „Das kann unmöglich sein. Wir haben bestimmt einen Drogentraum oder so was“.
„Klar...“, meinte Halbarat, „... darum haben wir auch alle die gleichen Wahnvorstellungen! Du spinnst doch Alter!“
„Seit ruhig ... Alle!“, wütete Elvara dann nur. „Lasst uns mal überlegen .... Dieser „Magier“ hat einen Spruch aufgesagt und was ist dann passiert?“
Wir saßen erst mal ein Weilchen zusammen und rekonstruierten die Geschichte, doch obwohl wir schließlich und endlich einigermaßen wussten was passiert war, konnten wir es dennoch nicht begreifen. Es war viel zu irreal und unglaubwürdig, einfach zu fantastisch, um für uns begreifbar zu sein.
„Wir sollten uns umsehen ... vielleicht hat es ja andere auch erwischt. Wäre zwar bedauerlich, aber wenigsten wären wir dann nicht die Einzigen. Außerdem sollten wir nach unserem Lager suchen, es kann nur von Vorteil für uns sein, wenn wir zumindest ein wenig Ausrüstung haben. Allerdings sollten wir vorsichtig sein, denn wenn wir Drow sind, wer weiß was dann noch so alles in diesem Wald rumspringt.“, schlug Elvara dann schließlich vor.
Wir anderen konnten ihm nur zustimmen.
Einige zogen los um andere zu suchen, die einen ebenso verwirrten Eindruck wie wir machten. Und ein paar begannen damit, nach unserem Lager zu suchen.
Der Wald war völlig fremdartig. Es waren zwar die gleichen Bäume wie wir sie kannten, doch alles wirkte irgendwie verwildert. Es war nicht so ein gepflegter und kultivierter Wald wie bei uns zu Hause. Nein, dieser Wald war wild und unberührt. Abgestorbene Bäume lagen herum, Büsche und Sträucher wucherten überall und es herrschte ein dichtes Unterholz. Das war ziemlich ungewohnt für uns und wir waren sehr wachsam. Außerdem bemerkten wir recht schnell, dass unsere Sinne mehr als nur empfindlich waren. Wenn ein Eichhörnchen über die Rinde eines Baumes kletterte, dann hörte sich das entsetzlich laut in unseren Ohren an. Selbst die harmlosesten Dinge erschreckten uns auf einmal furchtbar.
Nach einer geschlagenen Stunde kamen die Ersten von ihrer Suche wieder. Sie hatten unser Lager gefunden, zumindest schien es unser Lager zu sein. Sie hatten sich umgesehen und festgestellt, dass einige Dinge fehlten. Sie führten den Rest der Gruppe hin und wir durchsuchten erst mal alle unsere Sachen. Die Erkenntnis war ernüchternd, sämtliche moderne Gerätschaften, wie Feuerzeug, Handys und Kameras fehlten. „Sogar die Kondome sind weg“, fluchte einer der Krieger, woraufhin wir zum ersten mal wieder ein wenig lachen konnten.
Elvara ließ uns dann die Vorräte zählen und einteilen und wir anderen machten uns gleich daran unsere Zelte lieber noch etwas besser zu tarnen. Ich musste sagen, er machte einen professionellen Eindruck als Anführer, auch wenn ich mir gut vorstellen konnte, dass er hinter seiner Maske genau so unsicher war wie wir anderen auch. Er versuchte eben sein Bestes zu geben und wir anderen waren ihm im Stillen doch sehr dankbar dafür, dass er sich der Aufgabe stellen wollte ein Anführer zu sein.
Nach einer Weile kamen die Späher zurück und sagten, dass sie andere Gruppen im Wald gefunden hätten und dass man ihnen dort die gleiche Geschichte erzählt hatte. Wir waren also nicht allein und die Tatsache beruhigte uns doch sehr. Im Moment war es noch Nacht, aber am nächsten Morgen wollten sie sich dann alle auf der kleinen Lichtung, nicht weit von unserem Lager, treffen um zu beraten was man nun tun könnte, zumindest die Anführer wollten sich dort treffen. Elvara hielt es für das Beste wenn wir alle jetzt wenigstens versuchen würden zu schlafen, denn niemand wisse was auf uns warte und daher sollten wir ausgeruht sein. Wachen wurden aufgestellt und wir versuchten tatsächlich zu schlafen. Allerdings war das so gut wie unmöglich, bei jedem Geräusch waren alle sofort hellwach und mehr als einer sprang mit gezogenem Schwert aus dem Zelt. Es war alles in allem eine sehr unruhige Nacht.
Ich lag noch lange Zeit mit meinem Mann und Despina wach im Zelt. Wir unterhielten uns. Anfangs war Kilyan, mein Mann, geschockt über diesen Zustand, doch mittlerweile so sagte er, fände er es gar nicht mehr so übel. Despina lächelte ihn an, „Hey, du brauchst jetzt aber einen neuen Namen, das weißt du schon .... wie wäre es mit Alystin?“. Ich nickte nur zustimmend und er ... Verzeihung SIE schaute nur zu mir und dann zu Despina. „Na gut, dann ab sofort eben Alystin. Oh man, an die hohe Stimme muss ich mich erst noch gewöhnen.“ Wir lachten noch ein wenig, doch dann versuchten auch wir zu schlafen.
Der Morgen war sehr ernüchternd. Wir waren alle müde, und die ganze Nacht zu schreckhaft um zu schlafen. Die Späher gingen sich noch ein wenig umsehen und Elvara zog los, um sich mit den anderen zu treffen. Zwei Krieger nahm er mit. „Nerdanel du hütest mir das Lager!“, sagte er nur zu mir. Ich wurde bleich unter meiner Kapuze nickte aber nur. Wer konnte seinem Anführer schon etwas abschlagen. Der Magier und ich bemerkten an diesem Morgen aber noch weitere Veränderungen, die uns in der Nacht zuvor nicht aufgefallen waren. Helion bekam es zuerst zu spüren. Er und die anderen wollten etwas Feuer machen, um eine Kleinigkeit zu kochen und da passierte es. Helion entzündete das Feuer mit seinen Gedanken, ganz durch Zufall, weil er und die anderen sich so furchtbar darüber ärgerten, dass sie es mit den Feuersteinen nicht anbekamen. Schließlich kam er damit zu mir und meinte, dass ich das als Priesterin auch können müsste. Ich überlegte mir einen Zauber und auf Anhieb fiel mir nur der Spruch „Licht“ ein. Ich schaute ein Schwert an das im Boden steckte und begann, den Zauber zu murmeln, so wie ich es auch immer beim Liverollenspiel getan hatte. Es klappte tatsächlich, das Schwert begann in einem sanften Licht zu leuchten. Wir konnten also wirklich zaubern. Helios ging sofort los um sein Zauberbuch auswendig zu lernen. Wenn wir schon hier festsaßen, dann wollte er zumindest nützlich sein. Ich für meinen Teil zog mich in mein Zelt zurück und fing an zu beten. Das hatte ich auch schon früher getan und es überraschte mich doch ein wenig, Veränderungen an mir zu spüren. Als Priester-Kriegerin stand es mir zu eine mächtige Waffe der Dunklen Königin zu tragen. Zumindest war das die Vorgeschichte. Verborgen in fünf Spangen wurde sie am Körper getragen und konnte zu einer mächtigen Rüstung und Waffe werden, wann immer es der Trägerin danach war. Ich konzentrierte mich auf meine Spangen mit den Steinen in den fünf Farben. Und wirklich sie reagierten, die Rüstung verteilte sich über meinen Körper, genau so wie wir uns das immer ausgedacht hatten. Die Schuppen und Platten wucherten über meinen Arm. Erst sah alles sehr lebendig aus und dann erstarrte es zu einer festen Rüstung. Mir blieb die Spuke weg und meine Augen waren sehr groß. Schnell ließ ich wieder alles verschwinden und rief nach Despina. Ich musste ihr das unbedingt zeigen.
„Was gibt es denn?“, fragte sie nur neugierig. Ich stand jetzt draußen im Lager, ließ meinen Umhang fallen und befahl der Rüstung zu wachsen. Sie verbreitete sich überall auf meinem Körper. Dornen wuchsen meinen Kopf entlang und als sie erstarrten, sah es beinahe aus, als trüge ich einen Flügelhelm. An meinen Händen machten sich Handschuhe breit, die das Aussehen von Klauen hatten. Und auch der Rest von mir war mit Schuppen und Platten übersäht. Ich sah zum Fürchten aus. Doch zu meinem großen Erstaunen, war die Rüstung nicht schwer, ich spürte sie eigentlich überhaupt nicht.
Helios und die anderen sahen sich dieses Spektakel an und mit einem Mal kamen uns ganz böse Vorahnungen. Wenn alles was wir uns ausgedacht hatten auf einmal wahr würde, dann gab es da noch sehr viel mehr zu entdecken. Das ganze Lager tauschte nur überraschte und teilweise auch ein wenig ängstliche Blicke aus. „Lasst uns sehen, was noch alles wahr geworden ist“, sagte ich nur.
Den ganzen Tag kamen wir nun nicht mehr zur Ruhe. Jede Minuten brachen neue erfreuliche wie auch entsetzliche Entdeckungen zu Tage. Unsere Vorgeschichte fing an uns einzuholen. Zehn der Krieger waren laut unserer erdachten Geschichte, die Überlebenden einer Elitegruppe von Kriegern, genannt auch „Schattenmacht“. Und zu ihrem großen Entsetzen stimmte das. Sie konnten ohne Schwierigkeiten ihre Schattengestalt annehmen. Es sah erschreckend aus, wenn ihre Körper plötzlich nur noch aus schwarzen Flammen zu bestehen schienen und nur die Augen giftig gelb leuchteten. Entsetzt fragten wir uns, was wir uns da nur ausgedacht hatten. Es war doch alles nur ein Spiel gewesen und wir wollten doch lediglich besonders phantasievoll sein. Vorsichtig testeten die anderen, ob auch eine weitere Fertigkeit der Schattengestalt zutraf. Mit einem Schwert versuchten sie erst ganz zaghaft einen der Schattenkrieger zu treffen. Das Schwert schnitt nur durch den Krieger hindurch ohne den geringsten Schaden anzurichten. Wir alle mussten erst mal tief Luft holen. Die anderen Krieger, waren zwar nur normale Soldaten, aber das war ihnen nur ganz recht. Despina war eine Elitekämpferin, wie viele Frauen eben. Ich sah die Drow, die da vor mir standen nur an. „Wir sollten sehen, ob wir nicht nur zaubern können, ich schlage daher vor ihr kämpft gegeneinander, dann werden wir sehen wie viel noch zur Wirklichkeit geworden ist.“ Und so teilten sie sich auf und begannen zu kämpfen, anfangs nur zögerlich, sehr zögerlich. Alle waren unsicher und ihre Schwerter lagen nur locker in ihren Händen. Sie hatten Angst, das war nur zu offensichtlich. Angst vor dem was passieren könnte, aber wohl auch Angst vor dem was zu Tage kommen könnte. Nach anfänglichem Geplänkel fassten dann einige Mut und die ersten härten Schläge wurden ausgetauscht. Erst als Yavar anfing einen Kriegsgesang anzustimmen wurden sie wild. Die Schwerter prallten aufeinander und Funken sprühten. Ich erbleichte so langsam, ebenso wie alle anderen die nicht kämpften. Sie konnten kämpfen, besser als alles was wir je gesehen hatten. Es war beängstigend, was dieser Zauber mit uns angestellt hatte und ich begann mich zu fragen, ob das bei den anderen, die hier gestrandet waren wohl ähnlich war.
Am Nachmittag beendeten wir unser Training. Einer der Krieger, die Elfara mitgenommen hatte, kam ins Lager zurück und brachte Neuigkeiten. Die Gespräche würden noch etwas länger dauern. Man können sich einfach nicht auf einen Punkt einigen, denn einige waren der festen Ansicht, dass sie nicht wieder zurück wollten und anderen beharrten auf dem Standpunkt, dass sie wieder in unsere Welt zurück finden müssten. Er berichtete uns auch, dass Elfara wissen wollte, wie es denn mit uns sei. Eine Weile saßen wir nur im Kreis zusammen und schwiegen. Das war eine schwierige Frage. Schließlich stand Alystin auf, „Ich werde bleiben, ganz egal was da kommen mag, ich werde bleiben!“ Ich sah sie an, dann blickte ich zu Despina. Ihre Augen waren unsicher. Schließlich traf ich ebenfalls meine Entscheidung, „Ich bleibe auch!“ und stand auf. Despinas Stimme war auf einmal laut und entschlossen, „Ich gehe auch nicht mehr zurück!“ So traf jeder die Entscheidung, die er für das Beste hielt. Wir blieben und zwar alle, keiner machte einen Rückzieher und jeder stand zu seiner Entscheidung. Wie oft hatten wir auf einem Liverollenspiel des Abends mit anderen zusammen ums Lagerfeuer gesessen und uns genau diese Situation ausgemalt. Wie oft hatten wir gesagt, dass das doch alles ganz toll wäre in einer anderen Welt zu sein. Jetzt hatten wir die Chance herauszufinden, ob wir bereit für diese Erfahrung waren. In den Gesichtern der anderen konnte ich mit einem Mal eine gewisse Erleichterung sehen. Ich schickte den Boten zurück zu Elfara und hoffte, dass er mit unserer Entscheidung einverstanden sein würde.
Ein wenig Euphorie machte sich jetzt in unserem Lager breit. Eine Entscheidung war gefallen und wir würden mit den Konsequenzen leben müssen. Alle begannen sich jetzt auf das zu konzentrieren, was vor ihnen lag. Unsere Krieger kamen auf die glorreiche Idee jagen zu gehen um die knappen Vorräte zu schonen. Fünf zogen los, bewaffnet mit Pfeil und Bogen. Als die Sonne untergegangen war, schürten wir ein kleines Lagerfeuer und stellten Wachen auf. Yavar, unser Barde, fing dann an einige seiner Lieder zum Besten zu geben. Und eigentlich genossen wir den Abend.
Andernorts .......
Eine Gruppe Drow, kam aus einer Höhle weiter oben am Berg geschlichen. Neugierig und ehrfürchtig betrachteten sie zum ersten Mal in ihrem Leben die Oberfläche. Viele empfanden Hass, Abscheu und ein gewisses Maß an Furcht, nur einer war dabei, den es förmlich nach draußen zog, sein Namen war Drizzt Do’Urden.
Die Gruppe begann den Abstieg, sie sollten heute Nacht auf Jagd nach Oberflächenelfen gehen. Sie schlichen durch den Wald. Angespannt und bereit bei jedem kleinsten Geräusch loszuschlagen. Jedes Tier, das sich durchs Unterholz bewegte erregte ihre Aufmerksamkeit und wurde wachsam beäugt. Schon aus großer Entfernung konnten sie Gesang zu hören. Mit einem bösartigen Grinsen auf ihren Gesichtern bewegten sie sich darauf zu.
Unsere Wachen bemerkten sie rechtzeitig und warnten das Lager. Der Gesang musste sie angelockt haben. War klar, denn Yavar sang nicht gerade auf dunkelelfisch, sondern englische und anderssprachige Lieder. Ich beschloss einfach so zu tun, als hätten wir sie nicht bemerkt, aber alle sollten ihre Waffen griffbereit halten. Insgeheim hegte ich die Hoffnung, dass die fremden und auch, sagen wir mal echten Drow, uns einfach in Ruhe lassen würden, wenn sie sehen würden, dass es hier keine Elfen gäbe. Ich wollte keinen Zwischenfall, denn um ehrlich zu sein, hatte ich Angst vor einem echten Kampf und doch war der Nervenkitzel da. Es war eine interessante Mischung aus Angst und Aufregung, die das Blut aufputschte. Wir wussten, dass sie da waren und unser Lager beobachteten und dabei wahrscheinlich sehr verwirrt waren.
„Was ... Drow sagst du .... aber.... aber was machen die hier?“, fragte Kelnozz verwirrt. Sie konnten unser Lager sehen und sie konnte auch gut erkennen, dass wir unwesentlich mehr waren als sie.
„Sie haben einen Magier und wohl auch eine Priesterin“ meinte Berg’inyon, „wir sollten sehr vorsichtig sein!“
„Vielleicht sollten wir uns mit ihnen verbünden. Sie könnten uns sicher bei der Jagd nach den Elfen helfen.“, schlug Kelnozz vor. Die anderen sahen ihn böse an und er hielt seinen Mund.
„Nein wir verschwinden und suchen die Elfen auf eigene Faust. Wir sollten uns von den Fremden .....“, leider kam Dinin nicht mehr dazu seinen Satz zu beenden, denn da kamen auch schon unsere fünf erfolgreichen Jäger ins Lager zurück und liefen unvorbereitet in die andere Gruppe hinein.
Im ersten Moment blickten sich alle nur erschrocken an, dann wurden auch schon die Waffen gezückt und nach dem Rest des Lagers gebrüllt.
Die Aussichtslosigkeit der Situation erkennend, signalisierte Dinin seinen Leuten die Waffen stecken zu lassen und es ausnahmsweise mal mit Diplomatie zu versuchen.
Die Fremden ließen sich in unser Lager führen. Viele Hände lagen nun auf den Schwertern, bereit gezogen und benutzt zu werden, falls es nötig werden sollte. Selbstbewusst trat ihr Anführer vor und meinte mich mit seinem arroganten Auftreten beeindrucken zu können. Allerdings fühlte ich mich im Moment hinter meinem dunklen Umhang und unter der Kapuze sicher.
„Wer seid Ihr und warum schleicht Ihr um mein Lager herum?“, fragte ich ihn nur.
„Wir sind nicht Eure Feinde, verehrte Lady. Wir sind lediglich auf der Jagd nach Elfen und nur durch Zufall auf Euer Lager gestoßen.“, sagte der Drow nur zu mir.
„In diesem Wald sind keine Elfen, die ihr jagen solltet. Im Moment ist hier nichts so wie es sein sollte. Ich gebe Euch daher den guten Rat so schnell es geht wieder zu verschwinden, bevor ihr in Dinge hineingezogen werdet, die ihr nicht versteht und die Euch nur Ärger bringen.“, knurrte ich nur in der Hoffnung, dass ihm das reichen würde um zu verschwinden.
„Ich danke Euch für Euren Rat Herrin, aber ich denke nicht, dass Ihr das zu entscheiden habt!“, sprach er nur arrogant.
„Und ich denke nicht, dass Ihr schon so alt seit, dass Ihr es Euch erlauben könnt so frech zu sein“, sagte ich nur sarkastisch.
Meine Leute konnten nicht anders als kichern und auch seine eigenen sahen nicht so aus als würden sie ihn verteidigen wollen. Er wusste, dass er nun ins Fettnäpfchen getreten war und zum Gespött geworden war. Die Spannung stand in der Luft, denn er wusste nun nicht was er tun sollte, obwohl er eigentlich nur eine Wahl hatte, doch einer seiner Leute rettet ihm wieder den Hals.
„Dann sagt uns doch, was vor sich geht und warum wir nicht jagen können, Herrin. Wir können schließlich nicht ohne Erklärung zu unserer Priesterin zurückkehren.“, fragte Berg’inyon nur. Jetzt war ich diejenige, die in der Klemme saß, denn die Wahrheit konnte ich ihnen schließlich nicht sagen.
Ich beschloss es mir erst mal am Feuer bequem zu machen und zog dann die Kapuze ab, dass man mein Gesicht sehen konnte. Sie sahen mich einen Moment überrascht an und ich fragte mich, wie ich wohl aussah für eine Drow. Ich konnte ihre Reaktion nicht einordnen. War ich hübsch oder hässlich?? Schließlich ließen sie sich jedoch auf der anderen Seite des Feuers nieder und warteten auf meine Erklärung.
„Wir wurden in einen Kampf verwickelt, bei dem ein Zauber, sagen wir mal ganz grundsätzlich schief gelaufen ist. Daher sind wir jetzt hier. Aber wir sind nicht die Einzigen. Es ist für uns enorm wichtig herauszufinden, was die anderen Gruppen wissen und unter ihnen sind auch Elfen. Daher können wir leider nicht zulassen, dass ihr sie tötet, nicht bevor wir wissen, was sie eventuell mit dem Zwischenfall zu tun haben. Vielleicht kennen sie ja einen Zauber, der das Ganze ungeschehen macht oder uns nach Hause bringen kann.“, erklärte ich ihnen die Wahrheit von einem gewissen Standpunkt aus.
„Ihr wollte Euch mit Elfen verbünden?“, fragte mich Dinin ungläubig.
„Das hab ich nicht gesagt, ich sagte wir wollen erfahren was sie wissen. Verbünden habe ich niemals gesagt.“, Ermahnte ich ihn nur.
Während des ganzen Gesprächs betrachtete einer der Drow aufmerksam meinen Unterarm. Erst hatte Drizzt gedacht, dass er sich geirrt hätte, doch als er ihren Arm genauer betrachtete, da merkte er, dass seine Augen ihn nicht getäuscht hatten. Sie hatte eine magische Tätowierung. Er war zuerst verwundert darüber, dass er sie sehen konnte, doch plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er hatte die Selbe und dann erinnerte er sich wieder, was seine Schwester ihm einmal darüber gesagt hatte, jedes Kind des Hauses hatte so etwas kurz nach der Geburt bekommen, um Entführungen durch andere Häuser vorzubeugen. Nur die adligen Mitglieder eines Hauses waren in der Lage die Tätowierungen ihrer Verwandten zu sehen. Etwas erschrocken sah er auf und versuchte in ihrem Gesicht eine Ähnlichkeit mit seiner Mutter zu finden. Doch er war sich nicht sicher, also nahm er sich zusammen und fragte vorsichtig:,
„Verzeiht meine ungebührliche Frage Herrin, aber was ist das für eine Tätowierung an Eurem Unterarm?“.
Das ich eine Tätowierung hatte wusste ich nicht, ich hatte nicht weiter darauf geachtet, was sich alles verändert hatte, die Ereignisse um uns herum waren schon viel zu viel, da hatte ich für solche Details keine Zeit.
„Keine Ahnung“, antwortete ich und log gleich mal weiter, „ich hab sie schon seit ich denken kann und ich hab keine Ahnung was sie bedeutet. Wisst Ihr es?“
Vorsichtig kam er zu mir herüber. Die anderen beobachteten ihn mit größter Aufmerksamkeit. Er zog meinen Umhang ganz bei Seite und betrachtete die Tätowierung ganz genau. Er atmete nur zischend ein ...
„Dinin .... das ist unser Hauszeichen.... schau“
Dinin trat herüber und schaute. „Wer seid ihr?“, fragte er nur zornig.
Nachdem er wieder Platz genommen hatte, sah ich ihn nur an und meinte, „Ich bezweifle das Euch das etwas angeht, aber dennoch, mein Name ist Nerdanel. Wer ich wirklich bin, weiß ich nicht. Ich bin ein Findelkind und wurde von diesem Clan aufgezogen und ausgebildet. Jetzt erklärt mir, was dieses Zeichen bedeutet!“
Mit einem tiefen Luftholen sprach Dinin dann, „Ihr seit ein Mitglied unseres Hauses, wenn man diesem Zeichen glauben schenken kann. Eine Tochter der Oberin oder einer hohen Priesterin. Diese Tätowierung wird bei Kindern gemacht um sie im Notfall wiederzufinden. Das Ihr sie habt, kann nur bedeuten, dass ihr als Kind entführt worden seid.“
Ich zog einfach nur verwundert eine Augenbraue hoch. Das passte mir gerade so gar nicht. Von jetzt an würden die Dinge sehr viel komplizierter werden, hatte ich den Verdacht.
„Mag sein das dies Euer Zeichen ist, aber ich bin kein Teil Eurer Familie. Verlasst jetzt das Lager. Geht und kehrt nicht mehr in dieses Tal zurück. Ich rate Euch keine Elfen zu jagen, denn sonst werdet ihr uns zum Feind haben!“, befahl ich ihnen so selbstbewusst es mir möglich war.
„Begleitet uns Herrin, kehrt zurück zu Eurer Familie. Ich bitte Euch inständig!“, flehte Dinin. Ich konnte mir schon denken warum. Wenn schon kein Elfenblut an den Klingen, dann wenigstens eine verschollene Tochter.
„Nein! Und jetzt geht!“, sagte ich nur streng um sie endlich loszuwerden.
Dinin wollte noch etwas sagen, aber Berg’inyon legt ihm die Hand auf die Schulter und sie verschwanden in der Dunkelheit. Ich war unglaublich erleichtert, als sie endlich fort waren. Ich ließ die Wachen sofort neue Posten beziehen. Die anderen sahen mich fragen an.
„By the Name of Hell! What had I should tell them?“
Die anderen verstanden warum ich in Englisch mit ihnen sprach, so konnte uns wenigstens keiner belauschen. Helios legte mir nur die Hand auf die Schulter. „Oww pretty One, it´s not a problem. Don´t be anry with us. The situation is comlicated. We will find a way so or so, you will see. Don´t be sad you are strength enough. Elfara will be back soon and then we will go.“
„Thanks Helios, you are my hope today.“
Dinin und seine Leute lagen unbemerkt von unseren Wachen immer noch auf der Lauer und versuchten uns zu belauschen.
„Ich hab kein Wort verstanden“, maulte Berg’inyon nur, „Wir sollten gehen und Elfen erschlagen, darum sind wir hier.“
Dinin sah ihn nur tadelnd an, „Und riskieren, dass diese Gruppe Drow uns durch den ganzen Wald jagt? Wir kehren zurück und gehen woanders noch einmal an die Oberfläche zurück um zu jagen. Ich halte das für klüger.“
Die anderen stimmten ihm nur mit einem Nicken zu. Plötzlich wurden sie von unserem lauten Gesang erschreckt. Wir hatten begonnen eins unserer Kampfeslieder zu singen. Eben eins von jenen Liedern, die man nächtelang auf jedem Liverollenspiel zu hören bekam.
„Verdammt was machen die da! Sie werden den halben Wald anlocken. Wie kann man nur so laut sein!“, fluchte Dinin. Die anderen beobachteten uns mit großen Augen, so was hatten sie wohl vorher noch nie erlebt, dass eine Gruppe Drow sich so der Musik hingab und „Kriegsgesänge“ grölte und vor allem das eine Priesterin da auch noch mitmachte anstatt die Meute zum Schweigen zu bringen. Fasziniert und neugierig auf das was noch geschehen könnte, beobachteten sie uns weiter.
Drizzt richtete seine Augen auch auf das Lager. Seine Augen blieben an einer Kriegerin hängen, die in der Nähe der Priesterin saß. Sie hatte kurzes Haar, etwas das ungewöhnlich für eine Frau war. Es reichte nur bis zum Kinn und sie hielt es mit einem Haarreif zurück. Sie trug keine Rüstung, lediglich ein kurzes ärmelloses Oberteil und einen kurzen geschlitzten Lederrock. Er fand sie hübsch, besonders wenn sie lächelte, denn dann leuchteten ihre Augen mit einem ungebändigten Feuer auf.
Sein Blick wanderte weiter über die Soldaten. Sie waren alle sehr aufgewühlt, das konnte man erkennen. Etwas musste sie wohl doch sehr mitgenommen haben. Er hörte gern ihrem Gesang zu und fragte sich, warum man ihnen so etwas auf der Akademie nie beigebracht hatte. Und kaum war die erste Strophe in dieser fremden Sprache verklungen, da begannen sich alle ein wenig zu entspannen. Wie seltsam, dachte er nur.
Ich wollte meinen Frust und meinen Stress loswerden. Alles war so anstrengend und verwirrend, daher fingen wir an alle möglichen Lieder zu singen, um uns auf andere Gedanken zu bringen. Allerdings hatte ich immer ein Ohr darauf, dass wir nicht zu laut wurden und dadurch komische Leute anlockten. Schließlich fing Melfara auch noch an seine überaus tiefe Stimme zum Besten zu geben. Während ich mit ihm den Refrain sang. Unsere Jäger versuchten sich derweil im Zerlegen eines Rehs. Es klappte auch ganz gut, nur das Feuer war zu klein, also musste das Tier in Stückchen auf den Grill.
Währenddessen wurden unsere Beobachtet sehr unruhig im Gebüsch.
„Sie haben einen Dämon, kein Drow kann so tief sprechen geschweige denn singen. Ich wette er ist nicht das, was er vorgibt zu sein.“, vermutete Berg’inyon.
„Glaub ich nicht, er ist sicher einfach nur kein ganzer Drow oder der Magier hat sich einen Spaß mit ihm erlaubt. Aber die Priesterin ist seltsam, sie benimmt sich völlig anders als alles was ich bisher von Frauen gewöhnt bin.“, sagte Dinin nur leise. „Das alles wird sicher die Oberin interessieren, vor allem unser Hauszeichen an ihrem Arm. Ich glaube diese Frau hab ich nicht zum letzten Mal gesehen.“ Bei diesen Worten leckte sich Dinin leicht über die Lippen.
Drizzt musterte seinen Bruder misstrauisch von der Seite und fragte sich was er wohl damit gemeint hatte. Die Priesterin würde sie sicher nicht ins Unterreich begleiten, das hatte sie ja nur allzu deutlich verlauten lassen. Insgeheim hoffte er, dass Dinin nicht irgendwelche finsteren Pläne ausheckte.
Jetzt da das Essen briet wurde es im Lager so richtig munter. Der Barde spielte lauter und die Stimmung wurde etwas ausgelassener. Ich rief ihm zu er solle lieber etwas spielen, bei dem man sich auch bewegen könnte. Yavar lächelte nur verschmitzt und fing an „Walpurgisnacht“ zu spielen. Ich erhob mich, ließ den Umhang fallen und fing an ums Feuer und die anderen herumzutanzen. Despina ließ sich nicht lange bitten und schloss sich meinem Tanz an, ebenso wie Alystin. Im wilden Reigen wirbelten wir ums Feuer. Einigen hielt es dann auch nicht mehr auf ihren Plätzen und sie beteiligten sich daran, einfach nur um auszuspannen. Das hatten wir alle bitter nötig.
Den Beobachtern im Gebüsch blieb die Luft weg. Sie sahen drei Drow-Frauen, die ziemlich spärlich bekleidet im wilden Reigen mit ihren Kriegern ums Feuer tanzten. Solch ein ausgelassenes und fröhliches Treiben war Ihnen noch nie untergekommen. Sie kannten Frauen nur als strenge herrische Geschöpfe, die keinen Gedanken an ihre Männer verschwendeten und sich nur sehr selten mit ihnen auf solch frivole Art und Weise abgaben.
Drizzt Augen hingen an der Kriegerin und er musste mehrmals tief Luft holen, um sein schnell schlagendes Herz zu beruhigen. Er merkte wie ihm ziemlich schnell warm wurde und anscheinend nicht nur ihm.
„Mir wird heiß!“, murmelte Kelnozz nur.
„Verflucht, reißt euch zusammen!“, herrschte Dinin sie an, da er bemerkt hatte, dass einige von seinen Leuten am liebsten aufgesprungen wären und mitgemacht hätten.
„Wir sollten jetzt gehen, ihre Wachen werden uns sicher bald wieder gefunden haben und ich bezweifle, dass diese seltsame Priesterin, dann immer noch so gutmütig ist und uns gehen lässt.“, schlug Berg’inyon nur vor.
Schweren Herzens wandten sich die Krieger ab und schlichen von diesem Lager weg um in der Nacht zu verschwinden.
Sie hatten nichts Eiligeres zu tun, als zu ihrer Priesterin zu laufen und ihr davon zu berichten. Diese hörte sich die wirre Geschichte ihrer Soldaten an. Insgeheim fragte sie sich, ob sie vielleicht irgendwelche seltsame Pflanzen probiert hatten, doch als sie die Gedanken ihrer Untergebenen las, wusste sie, dass jedes Wort der Wahrheit entsprach. Sie erzählten ihr die ganze Geschichte und schließlich.....
„Herrin, sie trägt unser Hauszeichen. Ich bitte Euch inständig, gestattet, dass wir sie holen und mit uns nehmen“, bettelte Dinin sie auf Knien an.
Zuerst war die Priesterin abgeneigt. Zu groß waren das Risiko und auch die sich daraus ergebende Belastung für ihre Reise. Doch andererseits konnte ihr Haus eine Allianz mit dem Haus Do’Urden gut gebrauchen. Sie überlegte eine Weile und schließlich traf sie eine Entscheidung.
„Also gut, hol sie, aber nur wenn das Risiko vertretbar ist und du dir sicher sein kannst, keinen deiner Männer zu verlieren. Beeilt euch, die Sonne bleibt nicht ewig weg!“
Und so schlichen die Drow los um sich etwas verloren Geglaubtes zurückzuholen.