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Unter der Piratenflagge

By: Silverdragons
folder German › Celebrity
Rating: Adult ++
Chapters: 1
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Disclaimer: This is a work of fiction. I do not know the celebrity I am writing about. I do not make any money from the writing of this story.

Unter der Piratenflagge

Wir, die 2 Silverdragons, wollten eigentlich nur ein wenig Spaß und Zeitvertreib in einem Rollenspiel - und das hier ist daraus geworden ;o) Viel Spass!

*

UNTER DER PIRATENFLAGGE

Teil I
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*

Pairing: Orland Bloom / Colin Farrell (alphabetisch gelistet *g*)
Rating: NC-17
Warnung: AU
Zusammenfassung: Orlando ist ein legendärer Piratencapitän, genannt 'der schwarze Engel' und trifft in einer Spelunke auf Colin, der in seiner Crew anheuern will.

*

Der Sturm umtoste die Insel nun schon seit Tagen, blies Gischt und Sprühregen über die scharfen Klippen und ließ die Laterne vor der Taverne wild im Wind schaukeln. Einen leisen Fluch vor sich hinmurmelnd, stemmte Colin sich gegen den Wind, der an seinen Haaren und seiner Kleidung riss, während der feuchtwarme Regen der Inseln ihn bis auf die Haut durchnässte. Ein Wetter bei dem man keinen Hund vor die Tür jagte. Selbst die Bettler hatten sich in den Gassen unter Planen und Strohdächern verkrochen. Die einzigen die man noch herumstreunen sah, waren die Schiffsbesatzungen, die nun bei Anbruch der Nacht in die Tavernen strömten, um sich die Kälte mit Rum und einem hübschen Mädchen zu vertreiben. Auch er selbst war mit einem der Schiffe gekommen, heute morgen. Eigentlich hatten sie eine der anderen Insel anlaufen wollen, einen Handelsstützpunkt weiter im Westen. Doch Unwetter hatten ihre Reise schon die ganze Zeit über verzögert, sie hatten Umwege nehmen müssen und der Proviant war knapp geworden. Auch hier würden sie nur kurz ihre Vorräte auffüllen und spätestens in zwei Tagen weitersegeln. Das war zumindest die ‚offizielle’ Story.

Colin zog den schwarzen tropfnassen Ledermantel enger um sich und schob die Muskete fester in den Gurt, der sich um seine Hüfte wand. Der kurze Säbel war nicht so leicht zu verbergen, aber das wollte er auch gar nicht. In solchen Gegenden war es gefährlich für leichte Beute gehalten zu werden. Die Holzplanken knarrten unter seinen Stiefeln, als er die Tür zur Taverne aufstieß, wo ihm sogleich Lärm und verschiedenste Gerüche angenehmer und unangenehmer Art entgegenschlugen. Colin wischte die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht und sah sich nach einem freien Platz um, wobei er versuchte die neugierigen Blicke, die ihn als Neuankömmling sofort unweigerlich trafen, zu ignorieren und mit kühler Miene abzutun.

*

Der Mann, der das große Segelschiff befehligte, das in der Dunkelheit und rauer See in den Hafen einlief, stand reglos an der Reling und trotzte Kälte und Regen. Das dicke Cape hielt den Grossteil der Nässe ab und bot genügend Schutz für seine teuren Kleider. Die Männer manövrierten das Schiff sicher an seinen Platz und vertauten die dicken Seile. Hier und da wurden Befehlen gegen den peitschenden Wind gerufen und in Minuten waren die Segel von den hohen Masten eingezogen.

Am Kai schenkte man dem Dreimaster wenig Aufmerksamkeit und dem Mann an der Reling, der den Hut tief ins Gesicht gezogen hatte, war das nur recht so. Aufmerksamkeit war eine wundervolle Sache – zur richtigen Zeit. Und jetzt, mit einem Schiff bis zur Decke gefüllt mit Edelsteinen und Gold, war Aufmerksamkeit das Letzte, was er wollte. Er stellte eine kleine Mannschaft zur Bewachung ab und verließ kurz darauf mit dem Rest der Mannschaft das Schiff.

Er ließ die Männer vorausgehen und folgte ihnen - ganz in schwarz gekleidet – wie ein Schatten den Häusern entlang, bis sie die Taverne, die sie immer aufsuchten, wenn sie hier waren, erreicht hatten. Rashid, der dunkle Riese, den er auf einem seiner Beutezüge aufgelesen hatte, stürmte als erster in die Taverne hinein.

Die Türe flog schwungvoll auf und die Männer nahmen das Lokal ‚in Besitz’ – laut, krakeelen und rücksichtslos. Ein wüster Haufen, man konnte es kaum anders nennen. Orlando folgte mit einem Schritt Abstand und ohne Lärm. Für einen kurzen Augenblick blieb in der offenen Türe stehen und sah sich seine Männer an, vor denen so mancher Gast hastig zurückwich. Ein kleines Lächeln stahl sich auf sein, unter der Krempe des Hutes verborgenes Gesicht. Ja, ein wüster Haufen – und er war mehr als zufrieden mit jedem einzelnen. Er schloss die Türe betont langsam und leise hinter sich, eher er sich nach einem Platz umsah. Orlando hielt sich Abseits des Lärmes, den seine Männer veranstalteten. Aber dennoch schien für den Bruchteil einer Sekunde, die Zeit stillzustehen, als einige Männer (und Frauen) auf ihn aufmerksam wurde. Es wurde eigentümlich still in der Taverne und vom Alkohol blutunterlaufene Augenpaare richteten sich auf ihn.

Orlando wusste, dass er beobachtet wurde. Es war so oft so und in diesem Moment genoss er es. Mit einer fast eleganten Bewegung nahm er den Hut ab und schüttelte ein paar Regentropfen aus seinem lockigen Haar. Das Cape warf er unbeachtet über einen Tisch, ehe er sich setzte.

*

Er hatte sich gerade am Tresen ein Ale holen wollen, nachdem ein Blick rundum ihm klar gemacht hatte, das alle der Mädchen bereits zu ‚beschäftigt’ waren, um an den Tischen zu bedienen. Von den Tischen wiederum waren die meisten schon belegt, manche sogar buchstäblich. In einem Eck sabberte und gurgelte ein fetter Matrose in einer Lache aus verschüttetem Rum und Erbrochenem und Colin wandte sich angewidert ab. Ohne zu murren schüttete er dem Wirt die gewünschte Menge an Münzen auf den Tresen, um für das Ale zu bezahlen und sah sich nach einem geeigneten Sitzplatz um. Den Geldbeutel verstaute er wieder sicher an seiner Hüfte.

Genau in dem Moment als er sich jedoch umdrehte, flog hinter ihm die Tür auf und automatisch zuckte seine Hand zu dem blitzenden Säbel an seiner Seite. Der Regen trieb eine lärmende stinkende Meute herein, die garantiert zu keinem Handelsschiff gehörten. Piraten. Die Insel war berüchtigt für dieses Ungeziefer. Schon allein deshalb hielten sich die meisten Handelsschiffe nach Möglichkeit von hier fern und steuerten die Insel nur im Notfall an.

Die Meute verteilte sich an die umliegende Tische, schubste die von ihren Plätzen, die nicht freiwillig weichen wollten und war anscheinend allgemein darauf aus, Unruhe zu stiften. Der Wirt beeilte sich die Männer zu beruhigen, indem er seine Dirnen mit vollen Krügen an ihre Tische schickte. Colins Blick blieb jedoch an jemand anderem hängen. Dem, der als letzter die Taverne betreten hatte und den auch alle anderen noch immer atemlos anstarrten. Teils mit Bewunderung, der überwiegende Teil jedoch mit Furcht. Interessant, was der Wind da hereingeweht hatte. Mehr als er zu hoffen gewagt hatte...

Colins Gesicht blieb vollkommen unbewegt, aber er konnte den Blick auch nicht abwenden. Die Erscheinung da in der Tür war zweifellos beeindruckend. Colin musste nicht auf das unterdrückte Getuschel hören, um zu erraten wer der Mann war, der ihm auf ein paar Fuß Entfernung praktisch gegenüberstand. Orlando. Der „schwarze Engel“. So nannten ihn die Leute. Colin gestattete sich ein leichtes Lächeln. Das Volk war immer so erfinderisch, wenn es um hochtrabende romantische Namen für mörderische Piraten ging. Aber nun da er den Mann vor sich sah, dem er galt, musste er zugeben, das der Name äußerst treffend war.

Der Pirat mochte kaum älter sein als er selbst, war vielleicht sogar jünger, strahlte aber eine solche Selbstsicherheit und Gelassenheit aus, dass er älter wirkte. Er war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, was seine schlanke hochgewachsene Gestalt noch betonte und das Gesicht unter dem Hut geradezu erstrahlen ließ. Für einen Mann war er tatsächlich unglaublich.. schön. Reglos blieb Colin stehen, wartete wie alle anderen in der Taverne darauf, was jetzt als nächstes geschah.

*

Orlando nahm in aller Seelenruhe Platz und beachtete die Leute scheinbar nicht weiter. Erfahrungsgemäß dauerte es ein paar Minuten, bis alles wieder seinen gewohnten Gang ging und er hatte gelernt in dieser Zeit nichts zu tun. Er atmete und wartete, aber ansonsten tat er gar nichts, denn er hatte einmal Lehrgeld dafür bezahlt, als er Männer ignoriert hatte, die ihm aber ihre volle Aufmerksamkeit geschenkt hatten. Orlando vermied es, Fehler zweimal zu machen.

Er saß scheinbar teilnahmslos und gelangweilt an seinem Tisch, die noch behandschuhten Hände vor sich gefaltet und den Blick auf die schäbige Tischplatte gesenkt. Leichtsinnige Leute mochten durchaus glauben, dass er nicht wahrnahm, was um ihn herum geschah. In Wahrheit aber behielt er seine Umgebung genau im Blick – soweit als möglich – und so beobachtete er auch einen anderen Mann aus den Augenwinkeln, der sich nicht rührte, sondern ihn nur anstarrte. Als sich das Gemurmel beruhigt hatte, griff Orlando nach einem Lederbeutel, der mit Gold gefüllt war und schwer an seinem Gürtel hing. Er löste ihn und stellte ihn nicht prahlerisch, aber in einer deutlichen Geste vor sich auf den Tisch. Er konnte förmlich spüren, wie die Augen des Wirtes einen gierigen Ausdruck annahmen.

„Bier für alle, Wirt.“

Einfache Männer machte man sich mit Bier zu Freunden. Und Freunde konnte man nicht genug haben auf der Welt. Als die ersten Humpen serviert wurden, hob Orlando schließlich seinen Blick und sah den Fremden Mann unverwandt an.

Ein spöttisches Lächeln umspielte seine Lippen, als er freundlich und fast ein wenig zu leise sagte: „Du starrst mich an.“

*

Es war offensichtlich das der Mann es gewohnt war, von allen angestarrt zu werden, sobald er einen Raum betrat. Und er genoss es, auch wenn er tat, als bemerkte er die Blicke gar nicht. Aber wenn Piraten eine Schwäche hatten, dann war es ihre Eitelkeit. Sie alle liebten es, wenn ihr Name in Schreckensgeschichten auftauchte und ihre Untaten wie Heldengeschichten besungen wurden.

Der Pirat trug zu der allgemeinen Ehrfurcht noch bei, indem er großzügige eine Runde Ale für alle spendierte, was den allgemeinen Aufruf schlagartig in zustimmenden Jubel umschlagen ließ. In dem Colin die leise gemurmelten Worte beinahe nicht gehört hätte, die der Pirat an ihn richtete, als er ihn unvermittelt ansah.

Erneut verzog Colin die Lippen zu einem leichten Lächeln und ging zu dem Tisch hinüber, an dem der Pirat Platz genommen hatte. Sogleich bemerkte er wie sich etliche wachsame Augenpaare in seinen Rücken bohrten. Besonders der hünenhafte Schwarze schien seinen Captain kaum aus den Augen zu lassen. Nun, wenn man bedachte, das auf den hübschen Engel ein beachtliches Kopfgeld ausgesetzt war, war es auch ein kluger Schachzug sich mit loyalen Leuten zu umgeben.
Dennoch ließ Colin sich davon nicht einschüchtern. Dieses Zusammentreffen war eine Gelegenheit, die er sich bestimmt nicht entgehen lassen würde.

„Es kommt ja auch nicht alle Tage vor, das man auf eine lebende Legende trifft,“ antwortete er dem Piratencaptain mit einem frechen Grinsen und ließ sich auf den leeren Platz ihm gegenüber gleiten, ohne eine Einladung abzuwarten.

*

Orlando bemerkte, dass Rashid fast schon auf dem Sprung war, als sich der Fremde einfach zu ihm an den Tisch setzte – und er wusste auch weshalb. Doch während sich der treue Rashid sorgte, spielte Orlando nur zu gerne mit dem Feuer hin und wieder. Das Leben konnte so langweilig sein, wenn man sämtlichen Menschen an Verstand und Ideen überlegen war.

Normalerweise duldete Orlando nicht, dass sich jemand unaufgefordert zu ihm setzte, nicht einmal dann, wenn er denjenigen angesprochen hatte. Aber dieser Kerl, der ihn erst angestarrt und ihn jetzt auch ein wenig frech angegrinst hatte, hatte bereits sein Interesse geweckt und so gab der Pirat seinem Beschützer mit einem kurzen Blick zu verstehen, dass das schon in Ordnung war so. Widerwillig setzte sich Rashid zu den anderen.

Eines der jungen, kaum bekleideten Mädchen kam mit zwei Krügen starkem Bier zu ihnen an den Tisch und sah Orlando mit einem unverhohlen neugierigen, aber auch ängstlichen Blick an. Der Pirat hörte das Kompliment des Fremden und nahm es kommentarlos zur Kenntnis. Als hätte er das Mädchen eben erst bemerkt, warf er ihr einen freundlichen Blick zu und schob eine blanke Goldmünze über den Tisch zu ihr hin.

„Ich danke dir, hübsches Kind.“

Seine Hand berührte leicht die ihre und das Mädchen kicherte beeindruckt und verlegen, mit hochroten Wangen kehrte sie zu den anderen Mädchen zurück und zeigte stolz ihre Goldmünze. Freunde... Orlando sah ihr kühl kalkulierend nach, ehe er sich wieder dem Fremden zuwandte.

„Geschickt gesagt, Fremder.“ Er bezog sich auf das Kompliment, wohl wissend, dass es zu nett gewählt gewesen war um echt zu sein. Trotzdem liebte er solche Aussagen egal von wem sie kamen, denn sie schmeichelten seiner natürlichen Arroganz. Obwohl er das Kompliment mochte, wollte er den anderen doch wissen lassen, dass er ihn durchschaut hatte. „Hat der freundliche Fremde auch einen Namen?“

Langsam begann Orlando damit, sich einen ledernen Handschuh schon den Fingern zu schälen.

*

Colin ließ seinen Blick über das Mädchen gleiten, das jedoch momentan nur Augen für den Piraten hatte. Ein wenig kratzte ihn das in seiner Eitelkeit. Normalerweise hatte er kein Problem damit das weibliche Geschlecht für sich zu begeistern. Und nicht nur das... Aber in diesem Fall konnte er darüber hinwegsehen. Er rechnete eigentlich damit, das der Pirat die Gesellschaft des Mädchens der seinen vorzog, aber zu seiner Überraschung ließ er das Schankmädchen gehen.

Colin schaute den sich entfernenden schwingenden Hüften nach, bevor sein Blick sich unbewusst auf den prall gefüllten Geldbeutel richtete, der, wie er nun wusste, mit Goldmünzen gefüllt war, und dann zu dem berühmten Piraten zurückkehrte. „Mein Name ist Colin.“ In seinem sonnengebrannten Gesicht mit den dunklen Bartstoppeln blitzten erstaunlich weiße Zähne auf, als er lachend hinzufügte: „Leider keine Legende. Noch nicht. Aber genau das würde ich gerne ändern.“

Seine Hände legte sich um den Bierkrug, aber noch trank er nicht. „Ihr sucht nicht zufällig noch Verstärkung für Eure Besatzung?“ fragte er wie beiläufig, aber natürlich war klar, worauf er hinaus wollte.

*

Orlandos Blick folgte dem von Colin und als der den Bruchteil einer Sekunde zu lange auf seinen Geldbeutel schielte, winkte der Pirat ab, als sich ihre Blicke wieder trafen. „Denk nicht einmal daran. Du wärst tot, bevor du die Türe erreicht hättest.“ Orlandos Stimme war noch immer freundlich leise und ein Lächeln begleitete seine Worte, aber er meinte ganz genau, was er sagte.

Schließlich nahm er einen kleinen Schluck von seinem Bier und stellte den Krug wieder beiseite. Er liebte Orgien und Exzesse bis zum Umfallen, aber nicht in der Öffentlichkeit – er hatte einen Ruf zu verlieren und ein Leben, das er behalten wollte.

Abermals erstaunte ihn die einigermaßen freche Antwort des Fremden. Und sie machte ihn noch ein wenig interessanter. Orlando lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust ohne den zweiten Handschuh auszuziehen.

„Nun, Colin, du willst eine Legende werden... auf meinem Schiff? Unter meinem Kommando?“ Zum ersten Mal wandelte sich das freundliche Lächeln in ein amüsiertes, melodiöses Lachen. „Das klingt als würde ich eines Tages dann mit einem Messer an der Kehle aufwachen weil jemand in meine Fußstapfen treten möchte. Nenn mir einen Grund wieso ich dieses Risiko eingehen sollte.“ Ja, in der Tat, das war amüsant. Aber der Kerl schien Grips zu haben. Orlando mochte das und es fehlte ihm oft genug an Leuten, die ihm ebenbürtig waren – ein Umstand, der sein Leben zuweilen langweilig machte. Mit dem Zeigefinger strich er sich über den kleinen Bart und wartete gespannt auf die Antwort.

*

Das war gefährlich nahe an der Wahrheit, also behielt Colin einfach sein Grinsen bei und stimmte in das amüsierte Lachen ein. „Keine Sorge, mir reicht der Ruhm als ‚zweitbester’ Mann. Denn das bedeutet weniger Kopfgeldjäger auf den Fersen.“ Er zwinkerte dem Piraten zu und hob seinen Krug nun ebenfalls, um einen ordentlichen Schluck zu nehmen und gleichzeitig Zeit zu schinden. Er wusste, er musste sich etwas einfallen lassen, um den anderen zu überzeugen, zu beeindrucken.

Colin fuhr sich mit den Fingern durch die von Regen und Wind zerzausten Haare und warf einen prüfenden Blick umher, besah sich den Haufen Piraten, der in der Taverne lärmte. In seinem Kopf begann sich eine Idee zu formen, die jedoch nicht ganz ohne Risiko war. Aber wie hieß es so schön? Ohne Risiko, kein Gewinn. Wollte er mal hoffen, dass es sich am Ende auszahlen und er nicht als Leiche im Meer enden würde.

Er kannte seine Fähigkeiten und schätzte seine Optionen schnell und realistisch ab.

„Ihr habt gute Leute,“ sagte er in anerkennendem Tonfall und nickte in Richtung der Meute. „Aber von dem schwarzen Dämon da hinten mal abgesehen, wette ich mit Euch, das ich es mit zwei bis drei von ihnen gleichzeitig aufnehmen kann.“ Ein kalkulierendes, selbstüberzeugtes Lächeln war auf seinem Gesicht, aber ansonsten wirkte er völlig ernst, während seine dunklen Augen fest in die des Piraten blickten.

*

Zurückhalten, wie es in der Öffentlichkeit seine Art war, wartete Orlando geduldig und ließ Colin seine Gedanken in Worte verpacken ohne ihn zu unterbrechen. In der tat legte Orlando des öfteren die Manieren eines Edelmannes an den Tag als die eines räudigen Piraten.

„Interessant,“ stimmte er Colin schließlich zu ohne auch nur den kleinen Finger zu bewegen. Sein Blick ließ den von seinem Gegenüber keinen Sekunde aus den Augen und es beeindruckte ihn sogar ein wenig, dass Colin dem Blick standhielt – das schafften selbst einige Männer in seiner Crew nicht, die schon jahrelang mit ihm segelten. Dieser Kerl hier, der so sehr von sich überzeugt war, wirkte ruhig und völlig sicher. Orlando kniff kurz seine Augen ein wenig zusammen, fast zu wenig um es zu bemerken. Selbstüberschätzung hatten schon so manchen Mann das Leben gekostet – aber der hier mochte sogar Recht haben mit seiner Behauptung.

„In der Tat, interessant.“ Dann herrschte für eine ganze Weile Stille. Orlando machte keine Anstalten etwas zu sagen oder zu tun. Er saß nur da und musterte seine Männer, die im Begriff waren, sich zu betrinken und herumzuhuren. Etwas in seiner Haltung zeigte Colin deutlich, dass er ihn jetzt nicht stören sollte. Plötzlich wandte er sich wieder dem anderen Mann an seinem Tisch zu.

„Du hast mich nicht überzeugt.“ Damit stand Orlando von seinem Platz auf und ließ den Beutel mit Gold für den Wirt liegen. Er schenkte Colin ein freundliches, mitfühlendes Lächeln. „Tut mir leid.“ Damit griff er nach Hut und Cape, um zu gehen.

*

Wie jetzt? War das etwa alles? Interessant – und nichts weiter? Verblüfft blieb Colin für einen Moment sitzen, nach dem kurzen ‚Starr-duell’ hatte er schon geglaubt, gewonnen zu haben. Doch der Piratencaptain servierte ihn mit einem beinahe mitleidigen Lächeln ab.

Also schön. Colin verstand. Mit einem grimmigen Lächeln erhob er sich, zog einen der kleinen Dolche aus dem schmalen Ledergurt in seinem Rücken und schleuderte ihn mit einem gezielten Wurf an den Tisch gegenüber, wo er in einem Bierkrug stecken blieb und ihn spaltete. Für einen Moment herrschte Totenstille in der Taverne, dann brach die Hölle los. Der Pirat, dem der Bierkrug gehörte, sprang auf, um sich auf ihn zu stürzen, während andere ihre Säbel und Musketen zogen und wieder andere grölend anfingen, ihren Kameraden anzufeuern.

Colin wich dem bulligen, bereits halbbesoffenen Piraten geschickt aus, versetzte ihm einen Tritt der ihn durch die halbe Taverne schickte und in eine Ecke krachen ließ, während Colin schon den eigenen Tisch mitsamt dem Goldbeutel umwarf, der daraufhin aufsprang und die Münzen über dem Boden verteilte. Während die Dirnen und viele vom übrigen Tavernenpack dem davon kullernden Gold nachsetzten, suchte Colin hinter dem Tisch Schutz, der im Nu mit Dolchen gespickt war, der von verschiedenen Seiten heranflogen. Keuchend, wuchtete Colin das derart zerlegte Stück Holz zur Seite und sprang auf, konnte einem Musketenschuss gerade so entkommen und landete im Würgegriff eines dicken Matrosen mit einem langen hässlichen Messer in der anderen Hand.

„Jetzt schlitz ich dir den Wanst auf,“ zischte der stinkende Kerl und eine Wolke fauligen Atems schlug Colin entgegen. Das lief ja nicht so gut.

Er zappelte und rang nach Atem, suchte mit den Augen nach Orlando, in der Hoffnung, der Piratencaptain war bereits beeindruckt genug von der kleinen Darbietung an ‚Tollkühnheit’. Aber ihm ging zu schnell die Luft aus, als dass er sich erlauben konnte abzuwarten, was der Captain tun würde. Colin zwang sich eine Hand von dem mastartigen Arm des Matrosen zu nehmen und tastete nach einem weiteren Dolch, den er dem Piraten in den Oberschenkel jagte. Der Mann heulte auf wie ein angestochenes Schwein und ließ ihn los, woraufhin Colin ihm noch in den fetten tätowierten Arm biss.

Colin wurde davon geschleudert und landete zwischen umgefallenen Stühlen und Rumfässern. Ganz plötzlich hatte der Sturm anscheinend einen Weg in die Taverne gefunden, denn alles begann sich um ihn zu drehen, als er schwankend versuchte auf die Beine zu kommen. Er fluchte leise vor sich hin, und versuchte die zwei riesigen Schwarzen klarer zu sehen, die sich ihm jetzt drohend näherten. Oder waren es drei? Er kniff die Augen zusammen und griff in seinen Rücken, um nach seiner Muskete zu tasten.

*

Orlando hörte das surrende Geräusch eines Dolches und wandte sich blitzschnell um, aber als die Waffe bereits in einem Bierkrug stecken sah, war er sich sicher, dass selbst seine schnelle Reaktion ihn nicht gerettet hätte, hätte der Angriff ihm gegolten. Er zog eine Augenbraue nach oben – nicht schlecht, gar nicht schlecht. Der Kerl hatte nicht nur eine große Klappe, sondern konnte offensichtlich mit Wurfwaffen umgehen.

Im nächsten Moment brach die Hölle los in der Taverne. Orlando trat noch einen Schritt zurück und lehnte sich gegen die morsche Holztüre, durch die der Wind unangenehm pfiff. Er wirkte gelangweilt während er sein Cape über den linken Unterarm warf, aber in Wahrheit verfolgte er jede Bewegung seiner Männer mit größter Wachsamkeit. Das war nicht die Aufmerksamkeit, die er genoss und anstrebte. Zu schnell konnte es in solchen Rangeleien Tote geben – nicht gut, gar nicht gut. Und im Moment sah es so aus, als würde der Mann mit der schier unerschütterlichen Selbstsicherheit die nächsten 2 Minuten nicht überleben.

Doch Orlando machte keine Anstalten einzugreifen. Noch nicht. Erst als ihm einer seiner Männer offen mit dem Tod drohte, spannte sich der Körper des Piraten kaum merklich an, bereit seine Männer zum Einhalt zu rufen. Und doch, er zögerte. Etwas in ihm, sagte ihm, dass Colin sich selbst helfen konnte. Etwas in ihm hoffte, dass dem so war. Genug Verlierer hatten sich schon seine Gunst und den Schutz seines großen Namens erschleichen wollen.

Und in der nächsten Sekunde geschah, was sich Orlando erhofft, fast erwartet, hatte. Ein feines Lächeln umspielte seinen Mund, als das laute Aufjaulen seines Matrosen zu hören war als sich Colin befreite. Sofort waren zwei weitere Kameraden zur Stelle, um einzuspringen. Wurde einer der ihren verwundet, kannten sie keinen Spaß und das hier hätte leicht eskalieren können. Rashid hatte sich zum Schutz neben Orlando aufgebaut.

Ein leiser, aber durchdringender Pfiff durch gespitzte Lippen war genug an Befehl für die Männer, um praktisch in der Bewegung zu erstarren. Es hatte Jahre gedauert, bis sie verstanden hatten, was er von ihnen verlangte und bis er diese wortlosen Befehle hatte einsetzen können ohne ein totales Chaos zu riskieren, weil sie alles durcheinander brachten. Aber es hatte sich gelohnt. Orlando drückte Rashid Cape und Hut in die Hand und löste sich von seinem Platz an der Türe. Er ging ein paar Schritte in den Raum hinein und zog seinen schmalen Degen mit einem leicht kratzenden Geräusch aus der Scheide. Er lächelte Colin aufmunternd und auffordernd an.

„Du bist gut.“ Er tat noch zwei Schritte auf ihn zu und hob langsam den Degen an. „Schnell.“ Noch einen Schritt und die Waffe berührte den anderen beinahe. „Aber bist du schnell genug für eine Waffe wie diese?“ Damit stieß er Colin leicht mit der Spitze an und in seinen Augen flackerte ein kurzes Feuer unter der vorherrschenden Kühle auf – und schon griff er ihn direkt an.

*

Colins Blick hing wie hypnotisiert an der Degenspitze. Seine Finger umschlossen bereits die Muskete in seinem Rücken. Ein Schuss, aber der würde genügen. Ein Schuss, und einer der legendärsten Piraten wäre tot. Allerdings er gleich mit, denn dann gäbe es für die Crew kein Halten mehr und er konnte nicht gegen alle kämpfen. Schon gar nicht in seinem jetzigen Zustand. Er hatte erreicht, was er wollte. Die Aufmerksamkeit des ‚Schwarzen Engels’. Jetzt musste er ihn nur noch davon überzeugen, dass er ihm trauen konnte.

Wieder umspielte ein leichtes Lächeln seine Lippen und er zog die Hand unter dem Mantel hervor, rollte sich rasch zur Seite , als der Pirat ihn angriff und robbte hastig zwischen zwei Tischen durch. Noch ein wenig schwankend, kam er wieder auf die Beine und zog seinen Degen, sprang auf einen Tisch und von diesem zu einem anderen, um wieder näher an den Captain heranzukommen. Mit einem Grinsen landete Colin vor Orlando, und grüßte ihn spöttisch, indem er den Degen zu einem kleinen Salute hob.

*

Orlando sah Colin gelassen nach, als der sich von ihm wegrollte und wieder auf die Beine kam, seine Waffe zog und über die Tische sprang. Als er vor ihm landete, nickte Orlando anerkennend, aber sein Tonfall verriet, dass ihn das nicht beeindruckte. Er konnte sehr wohl zwischen Können und Show unterscheiden. „Nette Einlage“, meinte er, begleitet von einem Kopfnicken als Antwort auf Colins Gruß.

Schon folgte der nächste, diesmal ernst gemeinte Angriff, und Orlando, der im Gegensatz zu Colin keine Prügelei hinter sich hatte, konnte sofort einen Treffer landen – am Arm wurde die Kleidung durchschnitten, allerdings konnte es kaum mehr als ein Kratzer sein. Sofort setzte der Pirat noch einen ausfallenden Angriff nach. Er war es gewöhnt, dass jeder Angriff auch ein (im Ernstfall tödlicher) Treffer war. Ein etwas tieferer Treffer sorgte für einen vermutlich schmerzhaften Schmiss am Oberschenkel. Orlando hatte seine Entscheidung längst gefällt, aber es war gut, von vornherein klar zu machen, wer hier der das Sagen hatte. Er konnte die Blicke der Anwesenden um sich herum spüren, wie ihre Augen auf ihnen ruhten und es schmeichelte ihm. Keiner der Zuseher wagte es, Hilfe zu holen oder gar nach Wachmännern zu verlangen. Einige von ihnen hielten noch immer die Goldmünzen in der Hand, die sie im Tumult aufgesammelt hatten. Freunde zur richtigen Zeit gewinnen...

Allerdings spürte Orlando auch den besorgten Blick von Rashid, der jederzeit bereit war ihm zu Hilfe zu eilen, hätte er auch nur ein kleines Anzeichen von Schwäche gezeigt oder wäre ihm Colin gewachsen gewesen. Gelangweilt machte er einen Schritt zurück und wirbelte den Degen einmal herum. War das alles?

*

Zuerst der Schnitt am Arm, dann am Oberschenkel. Colin ärgerte sich, daß der Captain ihn anscheinend so leicht tranchierte wie ein Brathähnchen. Allerdings war der andere auch nicht verletzt und noch bei vollen Kräften, also war das kein wirkliches Kunststück. Außerdem war es sowieso besser, wenn er dem Captain schmeichelte. Dass er was konnte, hatte er seiner Meinung nach ausreichend bewiesen.

Colin ignorierte die Provokation des schwarzgewandeten diesmal und lachte auf dessen spöttische Geste hin nur, wie über einen Scherz, den Degen allerdings vorsichtshalber immer noch abwartend erhoben. „Ich sagte doch – ich bin es zufrieden der Zweitbeste zu sein. ‚Sire.’“ Oh ja, seine gewitzte Zunge war gut darin jemandem Honig ums Maul schmieren und das nicht zu knapp.

*

Sire... Orlando zog anerkennend eine Augenbraue nach oben. Der Kerl wusste, was sich gehörte offensichtlich. Mit einem freundlichen, aber distanzierten Lächeln nickte Orlando ihm wie zum Dank zu und steckte den Degen weg. Ohne Colin aus den Augen zu lassen, wandte er sich an seinen riesenhaften Beschützer.

„Rashid, sorge dafür, dass der Wirt sein Geld bekommt – ich habe kein Interesse daran, Huren und Bettler zu bezahlen. Und kümmere dich um das hier“, damit zeigte er mit einer ausholenden Geste auf das Schlachtfeld, das einst eine Taverne gewesen war. Orlando ließ sich das Cape reichen und warf es schwungvoll über, um sich darin einzuwickeln – draußen auf der Straße verschmolz er so praktisch mit den Schatten der Nacht. Er nahm den Hut entgegen und ging zur Türe, ehe er sich über die Schulter an Colin wandte: „Du. Komm schon. Oder worauf wartest du noch?“

Ohne zu sehen, ob er ihm folgen würde, machte sich Orlando auf den Weg zurück zum Schiff. Er wählte seinen Weg sorgfältig – vermied zu volle Straßen, in denen man ihm ungesehen und leicht ein Messer zwischen die Rippen jagen konnte, war aber weit davon entfernt, sich zu verstecken oder zurück zum Hafen zu schleichen wie ein gemeiner Dieb. Er ging hocherhobenen Hauptes, blieb aber im Großen und Ganzen unauffällig und niemand, der ihn nicht wirklich gut kannte, würde sich in ein paar Stunden an den edel gekleideten, gutaussehenden jungen Mann erinnern.

Ohne Probleme gelangten sie zurück zum Schiff und selbst die Patroullien, die am Hafen die beladenen Frachtschiffe und die Passagierschiffe bewachten, grüßten ihn freundlich, als Orlando ihnen zunickte. Er pfiff den Männern an Bord ein kurzes Signal zu und ging über den schmalen Holzsteg zielstrebig an Bord. Die ganze Zeit war er sich sicher, dass Colin ihm folgen würde, also drehte er sich auch jetzt nicht um – schon gar nicht, um den Männern irgendeine Erklärung zu geben.

Die zwei Wachen wechselten einen kurzen Blick – vermutlich hätten sie eher erwartet, dass Orlando eine üppige Hure mit an Bord bringen würde, als einen zerrissenen Kerl. „Aber das wäre ja ganz was Neues gewesen“, murmelte der eine, als beide Männer an ihm vorbei waren.

Der Pirat ging unter Deck in seine großzügige Kabine, die edel eingerichtet war. Allesamt Beutestücke von Edelleuten aus diversen Überfällen. Mit einer Handbewegung lud er Colin ein, sein Reich zu betreten.

*

Colin hatte sich nicht zweimal bitten lassen, hatte einen triumphierenden Blick auf die immer noch aufgebrachte Piratencrew geworfen, die ihm wohl am liebsten den Hals umgedreht hätte und war dem Captain flink gefolgt, wie ein anhänglicher Hund, der die Aussicht auf einen Knochen witterte.

Er bemerkte die Blicke der Schiffswachen und zwinkerte ihnen frech zu, sie förmlich dazu herausfordernd ihn aufhalten zu wollen oder etwas zu sagen, was sie natürlich klugerweise nicht taten. Mit einem zufriedenen Grinsen auf dem Gesicht beeilte er sich dem Captain zu folgen. Der ihn direkt zu seiner Kabine führte. Colin hob überrascht eine Augenbraue, trat aber ohne zu zögern ein. Er glaubte kaum das der ‚Schwarze Engel’ sich die Mühe machen würde, ihn extra zu seinem Schiff zu bringen, um ihn dann dort einfach umzulegen. Das hätte er in der Taverne leichter haben können und sich dabei nicht mal selber die Hände schmutzig machen müssen.

Die Kabine war so fein eingerichtet wie das Zimmer eines Edelmannes. Colin bemühte sich um eine unbeeindruckte Miene, so als wäre das alles nichts besonders, aber ein paar der Beutestücke warf er dennoch verstohlen einen zweiten Blick zu. Wenn man sie zu Geld machte, würde man eine sehr lange Zeit sehr gut davon leben können...

Rasch besann er sich wieder auf Orlando und schenkte dem Piratencaptain ein breites gewinnendes Lächeln. „Also – bin ich in Eurer Crew?“

*

Orlando entging der Blick auf die Edelsten seiner Stücke nicht und er nahm es halb belustigt und halb beeindruckt zur Kenntnis. Schweigend, aber mit einem feinen Lächeln auf den Lippen, setzte er sich in den dick gepolsterten Stuhl hinter einem schweren Tisch aus Ebenholz und legte die Beine darauf, die in glänzenden schwarzen Stiefeln steckten. Er überkreuzte die Beine und musterte Colin einen Moment lang.

Von draußen war das Plätschern des Regens zu hören, der gegen die Sprossenfenster des Schiffes prasselte und die Wellen, die gegen den Schiffsrumpf klatschten. Orlando löste den Ledergurt, der seinen Degen hielt und legte ihn vor sich auf den Tisch. Es folgten zwei Dolche aus den Stiefelschäften und eine kleine Schusswaffe, die er gut verborgen hielt für den Notfall. Zu guter letzt griff er nach einer Pistole, die mit schwerem Gold beschlagen war und hielt mitten in der Bewegung inne. Anstatt sie ebenfalls vor sich auf den Tisch zu legen, behielt er sie in der Hand und spielte damit herum.

„Setz dich“, kam der kurze Befehl. Ja, er hatte Colin bereits aufgenommen und behandelte ihn auch schon so – befehlen anstatt bitten oder anbieten. Sein Blick ging zurück zu den Beutestücken und ruhte dann wieder auf Colin. „Denk nicht einmal daran, etwas davon an dich nehmen zu wollen.“ Sein Tonfall verriet deutlich, dass er Colin das nicht zutraute.

Orlando verlagerte sein Gewicht und rutschte in dem Stuhl ein wenig nach unten, um den Kopf in den Nacken legen zu können. „Ja – du bist in der Crew. Vorübergehend. Wir werden sehen, wie du dich machst. Bring mir etwas zu trinken.“ In einer Ecke standen unzählige Flaschen, leicht zu entdecken für jeden. Orlando massierte sich die Schläfe – der Tag war lang gewesen und er liebte diese Stunden, die er nahezu alleine auf seinem Schiff verbringen konnte, in seinem Reichtum, in aller Ruhe. „Und Colin“, seine Stimme klang als würde er über etwas Belangloses sprechen. „Wenn du auch nur einziges Mal Mist baust, dann mache ich aus dir Fischfutter. Haben wir uns verstanden?“ Jetzt wehte ein ganz deutlich anderer Wind. Beinahe eisig.

*

Pff, wenn der Pirat so überheblich war zu denken, das Colin ihn nicht beklauen könnte, wenn wollte, dann machte er aber einen gewaltigen Fehler. Er könnte, wenn er wirklich ‚wollte’. Aber momentan hatte er ja was er wollte, also warum was riskieren? Außerdem gab es eine Sache in diesem Raum die viel, viel wertvoller war, als diese Schätze...

Colin setzte sich wie befohlen und schaute Orlando erwartungsvoll an. Kaum saß er, schickte ihn der Captain auch schon wieder hoch und verlangte etwas zu trinken. Hö... Crewmitglied gut und schön, aber als einfachen Kabinenboy sah er sich nun nicht gerade. Colin verzog fast ein wenig schmollend den Mund, stemmte sich aber hoch und stiefelte zu den herumstehenden Flaschen hinüber. Er hob eine hoch, entkorkte sie und schnupperte daran. Wein. Schwerer Wein, der gut roch. Er schielte zum Captain hinüber und sah, dass dieser die Augen geschlossen hatte und sich scheinbar müde und abwesend über die Schläfe rieb. Das für ihn charakteristische freche Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Vielleicht sollte er vorher mal testen, ob der Wein auch gut war?

Er setzte die Flasche gerade zu einem kräftigen Schluck an, als die beiläufige Drohung des Captains zu ihm hinüberdrang und setzte die Flasche rasch wieder ab. „Verstanden, Captain.“

Colin griff einen edel verzierten schweren Weinpokal von einer Kommode und füllte ihn zur Hälfte mit Wein, um ihn mit einer bewusst galanten Bewegung an Orlando zu übergeben.

*

Orlando beobachtete Colin aus dem Augenwinkel und machte keinen Hehl daraus, dass er jede seiner Bewegungen genauestens verfolgte. Mit Genugtuung nahm er zur Kenntnis wie Colin folgte, als er ihn ermahnte. Er fixierte den anderen mit seinem Blick, als der ihm den Wein reichte. Orlando nahm den Pokal entgegen und nickte spöttisch, obwohl er anerkennen musste, dass die Bewegung vollendet elegant war.

Genüsslich und bewusst langsam trank Orlando einen Schluck, um sich dann einen Tropfen Wein mit dem Zeigefinger von den Lippen zu streichen. Sorgfältig stellte er den kostbaren Kelch vor sich auf den Tisch ohne die Beine herunter zu nehmen. Die ganze Zeit über ließ er Colin keine Sekunde aus den Augen.

„Wo hast du das gelernt?“ Mit einer vagen Geste amte er Colins Bewegung von eben nach und zog fragend eine Augenbraue nach oben. Allerdings wirkte er dabei eindeutig als würde er Colin auslachen. „Mit Verlaub, du siehst nicht aus, als würdest du regelmäßig unter Edelleuten verkehren.“

Abermals nahm sich Orlando den Pokal und nippte an dem tiefroten Getränk, zaghaft beinahe, ehe er nach kurzem Zögern einen herzhaften Schluck nahm. Als er ihn absetzte, ließ er die Hand mit dem Pokal träge nach unten sinken und über die Stuhllehne hinausbaumeln. Der Weinkelch wippte nur von Daumen und Zeigefinger gehalten, sachte im Takt des schwankenden Schiffes.

„Warst du schon einmal auf einem Schiff?“ Orlando dachte nicht im Traum daran, Colin etwas anzubieten.

*

Colin störte die Überheblichkeit des Captains nicht. Seiner Meinung nach, war das eine Schwachstelle des Piraten, die sich irgendwann zu seinem Vorteil erweisen würde. Er lachte und zuckte die Schultern, als der Captain ihn auf seine Manieren ansprach. „Hab mir eine Weile mein Geld als Diener eines Edelmannes verdient.“ Er grinste breit. „Ein alter, ewig geiler Bock.. Als klar war, das wir unterschiedliche Vorstellungen über die Art meiner Dienste hatten, hab ich mir den Lohn genommen, den er mit schuldete und bin gegangen.“

Natürlich war das nur sehr vage die Geschichte, wie sie sich eigentlich abgespielt hatte. In Wirklichkeit hatte ihn jemand dafür bezahlt den alten Marquis umzubringen, und wie sich gezeigt hatte, war der Weg durch das Bett des Alten am einfachsten gewesen. Wobei Colin ihn natürlich schon umgelegt hatte, bevor dieser auch nur in die Nähe seines Hintern kam. Er war schließlich keiner von ‚diesen’ Jungs. Er tat einfach nur das was nötig war, um seinen Job gut zu machen. So wie jetzt.

Colin hatte bewusst beiläufig das Thema Sex angeschnitten, um die Dinge in die richtigen Wege zu leiten. Es gab gewisse Gerüchte über den „Schwarzen Engel“, und wenn sie wahr waren, würde ihm das bei seinem Plan helfen...

„Manchmal hab ich als Schiffsjunge oder Matrose angeheuert, um mir eine Überfahrt zu verdienen,“ antwortete er auf die Frage des Captains. „Bin also nicht ganz unerfahren, Sir.“ Mit einem erneuten Grinsen kratzte er sich im Nacken. „Und kämpfen kann ich wie der Teufel,“ prahlte er stolz. „Das habt Ihr ja gesehen..“ Zufrieden ließ er sich wieder auf dem Stuhl nieder und streckte locker die Beine von sich.

*

Orlando musste selbst ein wenig grinsen als Colin die Dienste bei dem Edelmann erwähnte. Als der diesen jedoch als ‚ewig geilen Bock’ bezeichnete, ruckte sein Kopf nach oben und er musterte Colin unergründlich, aber erstaunlich scharf mit leicht zusammengekniffenen Augen – nach dem Bruchteil einer Sekunde hatte allerdings das distanziertere Lächeln wieder die Oberhand gewonnen.

Ohne das Thema weiter aufzugreifen, nickte Orlando. „Schiffsjunge – dann weißt du ja wo sich die Kombüse eines Schiffes befindet. Los, raus mit dir. Ich habe Hunger.“ Dem Piraten war nicht entgangen, dass sein neuestes Crewmitglied bereits begann, sich sehr wohl in seiner Kabine zu fühlen. Zeit, dem Jungen zu zeigen, was er auf diesem Schiff wirklich wert war.

*

Verblüfft starrte Colin den Captain an und blieb auch vorerst mal sitzen, anstatt dem Befehl eilig nachzukommen. Hatte er nicht gerade gesagt, das er ein verdammt guter Kämpfer war? Schiffsjunge... das war so ziemlich der niedrigste Rang, den man auf einem Schiff innehaben konnte und brachte für gewöhnlich einige Unannehmlichkeiten mit sich, auf die Colin nicht besonders scharf war. „Äh, ich dachte eigentlich, ich hätte mich als gut genug erwiesen, etwas ‚höher’ einzusteigen... Captain,“ formulierte er vorsichtig, aber dennoch recht überzeugt davon, das die Sache verhandelbar war.

*

Orlando, der es nicht gewohnt war, dass man ihm widersprach, sah Colin noch einen Moment lang an. Bedächtig stellte er den Weinpokal zurück auf den Tisch und nach im gleichen Moment die Beine herunter. Die wohlüberlegten Bewegungen wirkten beinahe bedrohlich. Nur selten wagten es die Männer ihm dieser Tage offen zu widersprechen und wenn sie es taten, dann bereuten sie es meist sehr schnell.

Er stützte die Ellbogen auf dem Tisch vor sich ab und lächelte Colin freundlich an. „Du kennst mich nicht, Colin und du bist neu auf dem Schiff – ich frage mich, ob ich dir das vielleicht zugute halten sollte. Ich ziehe es ernsthaft in Erwägung. Also sollte ich?“ Wie beiläufig ließ Orlando den blick durch das Zimmer schweifen, eher er die Nase leist kraus zog und sich die Frage mit einem Kopfschütteln selbst beantwortete.

Mit einer schnellen Bewegung stand er auf und griff über den Tisch hinweg. Er griff das erste, das er zu fassen bekam – Colins Umhang – und zog mit einem Ruck daran. Er zweifelte keine Sekunde daran, dass der andere ihm an Kraft vermutlich überlegen war, aber darauf kam es nicht immer an. In diesem Moment zählten Überraschungsmoment und Technik. Er hielt Colin am Kragen gepackt und schnürte ihm durch eine Drehung des Handgelenks praktisch die Luft ab. Und da war es wieder, das kühle Lächeln, das die meisten Leute als charmant und edel ansahen.

„Ob du gut genug bist – das bestimmt hier nur einer. Und diese eine Person wäre dir vielleicht gütlicher gesinnt, wenn sie nicht hungrig wäre. Also... du weißt, wo du die Küche findest? Dann geh. Sofort!“ Orlandos Stimme hatte einen scharfen Ton angenommen und er ließ Colin unerwartet los. Der Pirat zog sein Hemd zurecht und setzte sich wieder.

„Beeil dich – ich hasse kaltes Essen.“ Damit war für ihn das Thema erledigt.

*

Colin bemerkte seinen Fehler fast sofort, als der Captain den Weinpokal abstellte. Die schnelle Bewegung, mit welcher der andere ihn beim Kragen packte, kam dennoch recht überraschend. Der Pirat schnürte ihm höchst effektiv die Luft ab und Colin würgte ein wenig, war aber clever genug, still zu halten, während Orlando weitersprach. Dummheiten konnte er sich nicht erlauben. Seiner Meinung nach, konnte er es zwar rein Kräfte mäßig mit dem Captain aufnehmen, aber der wäre wohl sicherlich kein so berühmter und gefürchteter Pirat, wenn er nicht den einen oder anderen Trumpf im Ärmel hatte. Das musste er erst herausfinden. Und solange sie beide von der Crew umgeben waren, wäre es schlichter Selbstmord, den Captain anzugreifen. Also nickte er gehorsam und wartete, das der andere ihn losließ.

Eingeschüchtert war er nicht von dem kurzen Zwischenfall. Nur vorsichtiger geworden. Er stand auf und brachte ebenfalls betont seinen Mantel in Ordnung. Sein Stolz war ein wenig gekränkt. Aber die Rache dafür würde umso süßer sein. Er warf dem Captain noch einen kurzen Blick zu und verließ dann die Kabine um zur Kombüse zu gehen. ‚Schiffsjunge, na wunderbar...’

*

Orlandos Blick war unverwandt zur Tür gerichtet, auch als diese sich schon lange hinter Colin geschlossen hatte. Er kurzes Lachen erfüllte den Raum, begleitet von einem Kopfschütteln. Der Kerl war frech, er wusste wovon er sprach, er war überzeugt von sich selbst wie nur wenige Leute, die Orlando bisher getroffen hatte. Und er war gefährlich oder er konnte es zumindest werden. Ein feines Lächeln huschte über die Züge des Piraten, denn genau das reizte ihn, Colin in der Tat auf dem Schiff zu behalten. Er wollte sehen, wozu der Mann wirklich fähig war.

Orlando schlenderte hinüber, wo die Flaschen standen und schenkte sich nochmals großzügig Wein nach, ehe er zu seinem Platz an dem schweren Tisch zurückkehrte und sich in dem Sessel niederließ. Er zog eine goldene Taschenuhr, die auf dem Tisch lag, zu sich heran und verfolgte den Sekundenzeiger.

Er hörte auf dem Deck das unverkennbare Poltern von schweren Schuhen, als zwei der Männer das Schiff verließen, um sich draußen am Bootssteg umzusehen und zu postieren. Orlando gab in jedem Hafen diesen Befehl. Er war nicht so naiv wie andere Piraten zu glauben, dass ein bewachtes Schiff ein sicheres Schiff war. Oft war es wichtiger die Umgebung zu bewachen.

Einige blieben an Bord, von denen ein paar unter Deck gingen. Orlando kniff die Augen zusammen, um besser hören zu können. Vermutlich gingen sie in Richtung Lagerraum, um sich wenigstens eine Flasche Rum zu gönnen, während alle anderen an Land ihrem Vergnügen nachgingen. Warum auch nicht? Seine Männer konnten einiges vertragen. Als wollte er ihnen durch die geschlossene Türe hindurch zuprosten, hob er sein Glas und trank einen Schluck.

Immerhin hatte er Colin und dessen ‚Aufnahmeprüfung’ in die Crew zu verdanken, dass er einmal mehr lästigen Fragen und noch lästigeren Ausreden hatte entkommen können. Immer wieder wollten übereifrige Männer aus der Crew ihm einen Gefallen tun, immer wieder wollten Leute mit Besitz sich auf ganz besondere Weise vor Überfällen schützen, immer wieder warfen sich Frauen ihm an den Hals. Frauen. FRAUEN, die er nicht haben wollte.

*

Den Koch war zunächst misstrauisch gewesen, das ‚einer wie er’ der neue Schiffsjunge war, aber ein paar seiner üblichen selbstsicheren Sprüche hatte den in der Tat schmuddeligen ‚Smutje’ letztendlich überzeugt. Wenn auch nicht weniger misstrauisch gemacht. „Lass ja deine Finger von dem Essen, das ist nur für den Captain bestimmt, klar? Sonst zieh ich dir das Fell über die Ohren!“ Colin grinste den Koch nur frech an und sah zu, das er die schmalen Holzstiegen der Kombüse wieder hochkam, das abgedeckte Tablett in beiden Händen balancierend. Wieder vor der Kabine des Captains angekommen, klopfte er und wartete, das Orlando ihn herein rief.

Der Captain trank immer noch seinen Wein und Colin stellte das Tablett wortlos vor ihm ab und hob den Deckel. Dann wartete er einfach mal ab und hoffte darauf, dass der Captain ihn noch nicht wegschicken würde. Um an ihn ranzukommen, musste er ihm schließlich ‚nah’ bleiben, oder nicht?

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Orlando reif ohne zu zögern ‚Herein’ als es klopfte. Er war sich sicher, dass es Colin war. Und in der Tat wurde ein Tablett vor ihm abgestellt. Er angenehmer Duft von angebratenem Fisch breitete sich aus, als Colin den Deckel anhob. Wohlwollend nahm Orlando zur Kenntnis, dass das Essen noch dampfte. Ohne sich um Colin zu kümmern, begann er zu essen – fein säuberlich mit Besteck.

Erst nach einer Weile hob er den Blick und meinte: „Was ist? Du starrst mich schon wieder an. Geh und hol dir einen Becher Wein und setz dich.“

Normalerweise aß Orlando alleine hier und er hatte nicht die geringste Lust Colin wegzuschicken. Er hatte eine loyale Crew und erhätte keinen seiner Männer eintauschen wollen, aber so etwas wie ein zivilisiertes Gespräch führen konnte er mit ihnen nicht. Er war sich auch nicht sicher, ob er das mit Colin konnte, aber immerhin hatte der genug Grips, um ihm zu folgen.

„Einalter, ewig geiler Bock also...“, Orlando hatte diesen Teil des vorherigen Gesprächs keineswegs vergessen.

*

Colin schaute Orlando beim Essen zu und bemerkte wie extrem ‚manierlich’ der Pirat aß. Wie ein Nobelmann. Der Schwarze Engel wusste anscheinend wirklich, wie man die guten Dinge des Lebens genoss. Das Angebot sich selbst Wein zu nehmen, nahm er gerne an. Zufrieden nahm er einen der hübschen bauchigen Kelche – bewusst einen der wertvolleren- und füllte ihn ordentlich. Das der Captain ihm erlaubte zu bleiben, registrierte er mit einiger Genugtuung. Anscheinend war es ihm wirklich gelungen, den Mann zu beeindrucken. Wenn er es nun noch schaffte sein Vertrauen zu gewinnen..

Mit einem zufriedenen Lächeln ließ er sich wieder in den Stuhl gegenüber des Captains gleiten und nahm genüsslich einen Schluck von dem schweren Wein. Von dem *ausgezeichneten* Wein.
Bei den nächsten Worten des Captains stutzte er allerdings und schaute den Piraten überrascht an. Was kam jetzt wohl? Langsam verzogen sich seine Mundwinkel wieder zu dem üblichen Grinsen, aber jetzt eine Spur wachsamer. Kalkulierender. Er streckte sich lässig auf seinem Stuhl aus, schwenkte den Weinkelch in einer Hand, so das die rote Flüssigkeit darin gefährlich nach oben schwappte. „Ja.. wie die meisten adligen Bastarde,“ erwiderte er und zwinkerte dem Captain zu, als teile er ihm etwas mit, das allgemein bekannt war.

Colin kaute ein wenig auf der Unterlippe herum und schien zu überlegen. Doch statt etwas zu sagen, nahm er erneut einen großen Schluck Wein.

*

Orlando konzentrierte sich scheinbar unaufhörlich auf sein Essen. Nur hin und wieder legte er das Besteck beiseite, um einen Schluck vom Wein zu nehmen. Ob Colin Hunger hatte, kam ihm gar nicht in den Sinn zu fragen. Doch immer wieder warf er dem anderen einen musternden Blick zu.

Für eine Weile verfolgte Orlando die kreisenden Bewegungen von Colins Hand. Ein schöne Hand, wie er zugeben musste. Eine Hand, die kraftvoller wirkte als seine eigene, etwas grober, aber trotzdem... Orlando zwang sich, den Blick loszureißen und schnitt ein weiteres kleines Stück vom Fisch. Er kaute anständig und schluckte, ohne dabei zu sprechen. Er hasste es, wenn Menschen das taten.

Als Colin von adligen Bastarden sprach, traf ihn ein hab amüsierter, halb tadelnder Blick aus braunen Augen, die ihn funkelnd musterten. „Wie gut, dass ich kein Adliger bin.“ Es folgte eine kurze Pause, bevor Orlando, als würde er nach englischer Manier vom Wetter sprechen, hinzufügte: „Und wie gut hast du mit ihm zusammengearbeitet? Von Dienern wird eine gewisse Untertänigkeit erwartet...“

Gefährliches Terrain, denn immerhin hatte er einen Ruf zu verlieren. Die Männer auf See mieden Frauen an Board eines Schiffes wie die Pest – das war Orlandos Glück. Aber ein Mann, der sich seinesgleichen ins Bett holte, das war ihnen völlig fremd und was ihren schlichten Gemütern unbekannt war, das fürchteten sie. Kaum hätten sie einen solchen Captain akzeptiert. Vermutungen waren eine Sachen, Wissen eine ganz andere. Aber sollte er nicht wenigstens wissen, wen er sich da wirklich an Bord geholt hatte? Der Zweck heiligte die Mittel. In jeder Hinsicht.

Orlando aß niemals viel und so legte er auch jetzt, nach kurzer Zeit, das Besteck beiseite und konzentrierte sich wieder auf den Wein.

*

Die Frage schwebte im Raum, gefährlich und gleichzeitig wie eine süße Verlockung. Colin leckte sich unbewusst die Lippen, die sich trotz des Weines plötzlich trocken anfühlten. Er sagte einen langen Moment gar nichts, sondern schaute den Captain einfach nur an, während er sich seine Antwort überlegte. Wenn der Pirat auf das anspielte, worauf er hoffte, hatte er wirklich verdammtes Glück und war vermutlich schneller am Ziel seiner Wünsche, als er zu hoffen gewagt hatte. Falls nicht –und er das hier missverstand- konnte es gut passieren, das er bald den Fischen Gesellschaft leistete.

„Untertänigkeit?..“ wiederholte er langsam und vorsichtig, „Naja... ich hab kein Problem damit Befehlen zu folgen, Sire, wenn Ihr das meint.“ Er hielt kurz inne, suchte nach Worten. Verdammt, das war der schwere Part. Er versuchte ein erneutes Grinsen. „Ich gebe zu, ich bin nicht jemand der sich leicht.. beugt.“ Colin schaute in seinen fast leeren Becher, als könnte er darin die Antwort finden und lachte leise.

„Ich schätze, es kommt ganz darauf an, ob ich die Person meiner ‚Untertänigkeit’ für Wert erachte. Der fette alte Lord, war es jedenfalls nicht.“ Er hob den Blick und schaute den Captain mit einem beinahe triumphierenden Gesichtsausdruck an, doch seine dunklen Augen hatten plötzlich einen tiefen satten Schimmer. So als teilten sie beide ein unausgesprochenes Geheimnis. Aber das machte wahrscheinlich der Wein.

*

Nicht für Wert erachtet? Das wurde ja immer besser. Orlando hörte sich die Antwort schweigend und sehr genau an. Er war gut darin zwischen den Zeilen zu lesen, aber jetzt konnte er Colin für einen Moment lang nur erstaunt anstarren. Noch einen Moment und die ungläubige Spannung löste sich langsam von Orlando als er lachen musste.

„Entweder bist du gerissener als es auf den ersten Blick den Anschein hat“, Orlando hatte Colin von Anfang an als gerissen angesehen, aber das brauchte er ihm ja nicht zu sagen. „Oder der fette alte Lord war dümmer als es gut für ihn war.“ Mit einem leichten Kopfschütteln leerte Orlando seinen Becher Wein und bedeutete mit einer vagen Geste, dass Colin ihm noch nachschenken sollte.

Dass sich Colin nicht leicht beugte – im wahrsten Sinn des Wortes - , erstaunte ihn keineswegs. Und er war sich sicher, die Worte richtig gedeutet zu haben. Nur selten passierten ihm Fehler bei der Einschätzung von Menschen. Er nahm den wieder gefüllten Becher von Colin entgegen. Mit einer geschmeidigen Bewegung, die einer Raubkatze ähnelte, stand Orlando auf und ging um den Tisch herum. Als er neben Colin zum Stehen kam, stütze er sich mit einer Hand auf dem Tisch ab und mit der anderen die noch immer den Kelch hielt, auf der Rückenlehne des Stuhls. Er beugte sich ein wenig nach unten, um dem anderen näher zu sein, als er freundlich und leise, aber bestimmt und keine Widerrede duldend sagte: „Du wirst dich beugen, Junge. Du wirst dich beugen, wenn ich es will.“

Orlando verwendete dabei absichtlich den Titel „Junge“ für den Mann, der sich als guter Kämpfer entpuppt hatte und vermutlich sogar ein wenig älter war als er selbst. Er liebte das, denn es vermittelte den Anschein von Überlegenheit.

*

Colins braune Augen waren fest auf den Captain gerichtet, als dieser um den Tisch herumging. Unter ein paar Haarsträhnen, die ihm in die Augen hingen, schaute er langsam von der auf dem Tisch aufgestützten Hand nach oben zu dem Gesicht des Captains, das seinem nun sehr viel näher war.

Das Orlando ihn ‚Junge’ nannte, amüsierte ihn. Ebenso das dominante Machtgehabe des Captains. Er verstand sehr wohl, was der Pirat ihm damit sagen wollte. Und er glaubte ihm kein Wort. Seiner Meinung nach verstand der schlanke, hochgewachsene Mann es zwar anscheinend eine der räuberischsten und wildesten Piratencrews im Zaum zu halten, die derzeit für Angst und Schrecken auf den Meeren sorgten, aber Colin war überzeugt davon, das der Captain im Bett recht bereitwillig die Waffen strecken würde. Er kannte sich doch aus mit so hübschen jungen Männern. Schon allein diese wohlgeformten und sauberen Hände..

Colins Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und er hob sein Kinn ein wenig höher, brachte ihre Gesichter noch näher zueinander. Seine Stimme war ebenso leise wie die des Captains, aber weitaus rauer und lasziver. “Und..,“ fragte er, „wollt Ihr denn?“

*

In dem Moment, in dem Colin sein Kinn höher hob um ihn anzusehen und sie sich so nahe wie nie zuvor waren, wusste er es. In diesem Augenblick wusste Orlando, dass er richtig zwischen den gesagten Worten gelesen hatte und die Frage bestätigte ihn nur. Trotzdem war er noch auf der Hut. Allerdings lehnte sich Orlando automatisch nach vorne, nur ein wenig und kaum zu bemerken. Sie waren sich jetzt so nahe, dass sich ihre Lippen beinahe berührten und er konnte Colins Atem auf seiner Haut spüren.

Orlandos Blick blieb noch einen Moment länger an Colins Lippen hängen, einen Tick ZU lange, bevor er ihm fest in die Augen sah. Die Augenbrauen leicht zusammengezogen, war seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, aber noch immer den Augenblick dominierend, als er antwortete: „Das wirst du sehen, wenn es soweit ist.“

Und mit diesen Worten stieß sich Orlando von der Tischplatte ab und brachte so auf der Stelle wieder kühle Distanz zwischen sie.

*

Genau in dem Moment, als Colin dachte, das sie sich küssen würden, stieß sich der Captain wieder von ihm weg. Colin blinzelte nur, reagierte aber sonst in keinster Weise, so als wäre nichts ungewöhnliches vorgefallen. Jetzt war er sich sicher, das er mit seiner Vermutung Recht hatte. Der Captain war zwar gut mit Worten und wollte sichergehen, das Colin ihm nicht auf der Nase herumtanzte, aber insgeheim wartete er nur darauf, das Colin ihn über diesen Tisch warf und ordentlich durchfickte.

Colin leckte sich leicht über die Lippen bei diesem Gedanken. Es hatte schon schlimmere Aufträge gegeben. Er ließ sich bequemer in den Stuhl sacken, den Kopf zurückgelehnt, die Beine leicht gespreizt und von sich gestreckt, und sah Orlando ungeniert mit einem selbstüberzeugten Grinsen an. In seiner Fantasie sah er den jungen Captain bereits nackt vor sich knien und um seinen Schwanz betteln.

*

Auf halbem Weg um den Tisch herum, blieb Orlando einem plötzlichen Impuls folgend stehen und warf einen Blick über die Schulter zurück – nur um Colins musternden Blick und sein überzeugtes Grinsen zu sehen. Irgendwie gefiel Orlando diese Körpersprache nicht. Er drehte sich wieder von dem anderen Mann weg und warf einen Blick in den Weinkelch, als würden dort sämtliche Antworten stehen.

Seine Schultern strafften sich und er stellte den Becher mit etwas zu viel Nachdruck auf dem Tisch ab, als er sich bereits herumdrehte und die kurze Distanz zu Colin schnell überbrückte. Er hatte das Gefühl, dass er seinen Punkt noch nicht ganz klar gemacht hatte. Ohne Vorwarnung griff er mit beiden Händen in das dichte, dunkle Haar in Colins Nacken und attackierte ihn mit einem Kuss. Keine Sekunde gab er die Dominanz des Kusses ab.

Orlando hatte Colins Kopf weit nach hinten in den Nacken gezogen und als er den unerwarteten Kuss löste, umspielte ein überlegenes Lächeln seine Lippen. „Ich will es.“ Was auch immer Orlando wollte oder nicht wollte, nach diesem Blick, den er in Colins Augen gesehen hatte, wollte er ihn aus Prinzip gebeugt und untertänig sehen.

*

Für Überraschungen war der Captain gut, das musste man ihm lassen. Und das sollte man wohl auch besser niemals vergessen, wenn man überleben wollte, dachte Colin bei sich, während er versuchte Kontrolle über die fremde Zunge zu erlangen, die sich in seinen Mund zwängte, während er gleichzeitig nach Luft schnappte. Vielleicht hatte er sich doch in dem Piraten getäuscht. Aber das hieß nicht, dass er die Situation einfach so hinnahm und nachgab. Im Gegenteil. So oder so hatte er bereits, was er wollte. Er war der Gewinner, egal wer hier wen fickte.

Colin atmete schwer, als Orlando den Kuss genauso abrupt beendete, wie er begonnen hatte und seine dunklen Augen schauten den Captain unter schweren Lidern heraus an. „Ich will es auch,“ brachte er mit heiserer Stimme hervor und schluckte schwer, die Kehle noch immer durchgebogen, sodass der Adamsapfel schwerfällig hoch und runter hüpfte. Was genau das war, was sie beide wollten, würden sie mit Sicherheit sehr bald herausfinden.

*

Als hätte er eben alle Schätze dieser Welt bekommen, lächelte Orlando Colin an und drückte durch ein leichtes Nicken seine Zustimmung aus, doch in seinen Augen lag ein Schimmer der Berechnung und Überlegenheit, die er dem anderen durchaus zeigen wollte. Colins Reaktion auf die plötzliche Kussattacke nach zu urteilen, war ihm das nicht unbedingt unangenehm gewesen.

Wäre Colins Reaktion gegenteilig gewesen, hätte Orlando sich dazu genötigt gefühlt, ihn mit einem sauberen Degenstoß zu töten – kurz und ohne Umschweife, denn das hätte schwerwiegende Folgen haben können. Der Pirat war ein nicht gerade kleines Risiko mit dem Kuss eingegangen. Und Meuterei war das Letzte, was er gebrauchen konnte auf See.

„Gut“, kam die Antwort nach einer kleinen Pause, unbeschwert und leicht als hätten sie eben über das Wetter gesprochen. Und damit ließ er Colin abrupt los, um zu seinem Platz zurückzukehren. Im Vorbeigehen nahm er den Weinkelch mit. Im Gegensatz zu Colin setzte er sich anständig in den Stuhl und schlug die Beine übereinander. Er musterte den anderen über den Rand des Bechers hinweg, als er einen Schluck trank und schließlich den Kelch beiseite stellte.

„Wenn du das auch willst....“, abermals verstummte die samtweiche, melodiöse Stimme für einen Moment. „Was sitzt du dann noch hier herum? Ein Deck soll geschrubbt werden, ich bin mit dem Essen fertig und du kannst abservieren. Und wenn du schon stehst“, demonstrativ legte Orlando ein Bein auf den Tisch. „Meine Stiefel müssen geputzt werden.“

Um den Mund des Piraten spiegelte sich ein spöttisches Lächeln wieder, denn er war ziemlich sicher, dass das nicht war, was Colin gerade im Kopf gehabt hatte. Aber ‚sich beugen’ war wohl eine Frage der Interpretation...

*

Colins Stirn runzelte sich verwirrt. Er wollte WAS? Na, das bestimmt nicht! Verdutzt blieb er erst einmal im Sessel sitzen und starrte den Captain an. „Ich hab gedacht..“ fing er an, klappte den Mund dann aber schnell wieder zu, als er den scharfen Blick des Piraten sah, der ihn auf diese Bemerkung hin augenblicklich traf.

Seine Augen blieben an dem Stiefel hängen, der ihm demonstrativ entgegengeschoben worden war und er verzog den Mund und grinste Orlando schief an. Ein Plan begann sich in seinem Kopf zu formen, der eine weitaus angenehmere Beschäftigung versprach, als Decks zu schrubben und Tische abzuräumen. Nicht, das er den Captain nicht ernst nahm, er wusste sehr wohl, das er ihn nicht verärgern sollte – aber das hieß auch nicht, das er einfach so springen würde. Jetzt, da er wusste, das Orlando tatsächlich ein spezielles Interesse an ihm hatte, würde es doch sicher nicht schwer sein, sich eine etwas bessere Position zu ‚erarbeiten’. Und das sicher nicht mit Stiefel putzen...

Colin stemmte sich aus dem Stuhl nach oben – ein wenig schwerfälliger jetzt nachdem er dem Wein doch etwas mehr zugesprochen hatte- und ging um den Tisch herum, lehnte sich neben dem noch ausgestreckten Bein des Captains gegen die Tischkante und ließ sehr langsam und vorsichtig eine Hand über das schwarze glatte Leder am Oberschenkel gleiten. Seine Augen fixierten dabei die des Piraten, einerseits, um Intimität zu vermitteln, vor allem aber um sofort zu erkennen, ob er zu weit gegangen war.

*

Orlando folgte Colin mit dem Blick. Er ließ ihn zwar nicht aus den Augen, zweifelte aber auch nicht daran, dass er genau das tun würde, was er ihm aufgetragen hatte. Entspannt saß er da und warf einen kurzen Blick in den Becher, der fast wieder leer war. Der Pirat spürte den Alkohol noch nicht – er war es gewohnt viel davon zu trinken. Wenn nicht an Land, dann aber doch auf dem Schiff. Die Nächte, in denen sich die Crew an Land amüsierte, konnten ja so lange und so einsam sein.

Auch als Colin sich gegen den Tisch lehnte und eine Hand auf seinen Stiefelschaft legte, reagierte Orlando noch nicht. Sollte er ruhig denken, dass er mit ihm spielen konnte. Die Mundwinkel des Piraten zuckten in einem kurzen Lächeln, das man durchaus als Zustimmung deuten konnte. Und die Wahrheit war, dass er die Berührung mehr als genoss.

Die Hand wanderte nach oben und es war als würde jetzt Colin seinen Blick festhalten, nicht mehr umgekehrt. Das angedeutete Lächeln verschwand. In ihm kämpften zwei Stimmen gegeneinander und er wusste wohl, welcher er gerne folgen wollte, aber er wusste auch, dass die andere sehr viel lauter war.

Trotzdem ließ er Colin gewähren. Seine Augen hatten sich verdunkelt und sein Blick schien hinter einem dünnen Schleier zu liegen. Der Pirat atmete tief ein. Doch als die Hand gefährlich weit oben auf seinem Oberschenkel zu liegen kam, siegte die laute Stimme in ihm, die ihn warnte jemanden der Crew so viel Macht über ihn haben zu lassen. Die Männer, die er sich bisher ins Bett geholt hatte, waren alle dafür bezahlt und dann zum Teufel gejagt worden. Keinen von ihnen hatte er je wieder gesehen. Mit Colin wäre das anders... aber genau das machte den Reiz aus und ließ den anderen noch ein paar Sekunden länger nach seinem Willen handeln.

Doch schließlich war es genug. Mit einem Schlag war das, was er an Nähe ertragen konnte, ohne um das zu betteln, was er gerne haben wollte, erreicht. Orlando zog in einer plötzlichen Bewegung das Bein zurück und sprang auf. Der Weinkelch fiel mit einem dumpfen Klirren zu Boden und der Wein hinterließ einen dunkelroten Fleck auf den Holzdielen. Der Captain umfasste Colins Handgelenk mit festem Griff und drängte ihn mit seinem eigenen Körper zurück gegen die Tischplatte. Er funkelte ihn an. Ihre Körper berührten sich und mit jeder Bewegung rieben sie gegeneinander.

Es kostete Orlando einiges an Willenskraft nicht einen Schritt zurückzutreten, als er sich dessen bewusst wurde. Sein Verlangen völlig zurückdrängend fuhr er Colin an: „Was denkst du dir? Hm? Wenn ich dir einen Befehl gebe, dann führ ihn gefälligst auch aus!“ Er hätte sich nur ein wenig nach vorne lehnen müssen, um Colins Lippen zu berühren. Sein Griff um dessen Handgelenk verfestige sich und er wusste, dass er dem anderen so das Blut absperrte. Sein eigener Körper und der Tisch verhinderten jedoch jede Flucht.

*

Es ging alles ein wenig schnell, um anders als überrascht zu reagieren, aber Colin fing sich recht schnell wieder. Er befand sich in einer gefährliche Situation, zugegeben, aber kein Risiko kein Spaß. Und kein Gewinn.

Colin hatte genug von dem Ganzen. Für ihn gab es keinen Zweifel mehr daran, dass der Captain das wollte, was er anzubieten hatte, und sich nur –aus welchen Gründen auch immer- noch etwas zierte. Vielleicht um die Stimmung anzuheizen. Vielleicht war er auch einfach nur verwirrt oder sauer, weil er es nicht gewohnt war, das sich ihm jemand so forsch näherte. Das der Pirat noch jungfräulich und unbedarft war, was diese spezielle Art des Mann-gegen-Mann Kampfes anging, bezweifelte er doch stark.

Orlando schien nicht vorzuhaben, den Griff um sein Handgelenk zu lockern und anstatt ihn von sich wegzuschieben, drängte sich der Captain nur noch stärker gegen ihn, aufgebracht, mit funkelnden Augen. Was er sagte, hörte Colin kaum. Er war sich sicher, das es nichts wirklich Wichtiges war. Nur etwas, um die aggressiven Gesten zu untermauern.

Oh ja, der Captain war erregt – und das spürbar. Colin hielt dem Blick des Piraten stand und versuchte nicht mal, sich aus dessen Griff zu winden. Ganz im Gegenteil. Den Tisch unnachgiebig, aber somit auch als festen Halt hinter sich, ließ er die Füße weiter auseinander rutschen und spreizte so die Beine, das der Captain noch enger gegen ihn glitt.

Gleichzeitig stieß er sein Becken in einer lüsternen Geste auffordernd nach vorn, so dass der andere deutlich zu spüren bekam, was genau sich Colin ‚dachte’.

Schließlich kam ihm der Gedanke, dass es wahrscheinlich sowieso das Beste war, wenn er dem Captain nicht groß Gelegenheit gab, die Sache zu überdenken und legte den Arm, der nicht von Orlando gefangengesetzt wurde, blitzschnell um die Hüfte des Piraten und hielt ihn an Ort und Stelle, während er seinen Kopf die wenigen Millimeter nach vorne lehnte, die es brauchte, um seine Lippen hart auf die des anderen zu pressen.

*

Noch während Orlando auf eine Antwort, eine Entschuldigung, ein erschrockenes Stammeln wartete, spreizte Colin ein wenig seine Beine und zog ihn fast gleichzeitig an sich heran. Der Pirat explodierte beinahe im wahrsten Sinn des Wortes – zum einen aus Wut darüber, was sich Colin da erlaubte. Wer war er denn schon? Und zum anderen, weil ihn die Erregung zu übermannen drohte und er fast augenblicklich gekommen wäre. Zu gut war diese eindeutige, deutliche Berührung ihrer Körper.

Trotzdem ließ Orlando zu, dass die Wut siegte und er hob seine freie Hand in der Absicht Colin zu schlagen. Er wusste wohl, sollte der andere den Mumm haben zurückzuschlagen, hätte er den kürzeren gezogen, aber er wollte seine höhere Position noch einmal klar machen.

Bevor er jedoch den Schlag mit der flachen Hand ausführen konnte, pressten sich Lippen auf die Seinen und hielten ihn in einem Kuss gefangen, der Orlando den Atem raubte. Da war nichts Weiches, nichts Weibliches, nichts Zärtliches – oh wie er das liebte und sich danach sehnte. Die Härte und Entschlossenheit, die in dem Kuss lag, schien das Eis zu brechen und dem Vulkan darunter eine Möglichkeit zum Ausbruch zu geben.

Für den Bruchteil einer Sekunde schien er regelrecht zu erstarren, doch dann explodierte sein Herzschlag. Orlando ließ Colins Handgelenk los und fasste mit beiden Händen nach dessen Gesicht. Er drängte den anderen weiter zurück bis Colin auf dem mit barocken Schnitzereien reich verzierten Tisch auf dem Rücken zu liegen kam. Die Lage war unbequem für ihn, aber das kümmerte den Captain kein bisschen. Er war sofort über Colin und das erste leise, vom Kuss gedämpfte Stöhnen war zu hören, das kaum gegen den heulenden Wind ankam, der durch die Ritzen des Schiffes pfiff.

Den Kampf um Dominanz nicht aufgebend, suchte eine Hand Orlandos nach einer Möglichkeit zwischen die Falten von nassem Leder und Stoff zu gelangen. Während die Männer ihre Erfüllung an Land in Alkohol, Tabak, Rauschmitteln und Huren fanden, wollte er ebenfalls nicht mehr länger warten und sich mit Enthaltsamkeit quälen müssen.

*

Eine Welle des Triumphs durchflutete ihn, als Orlando den Kuss erwiderte und zwar so heftig, dass Colin nicht mal den Atem hatte überrascht aufzukeuchen, als der Captain ihn rückwärts drängte und mehr oder weniger auf den Tisch warf. Die schlanken, feingliedrigen Hände fuhren über sein Gesicht, über kratzige Bartstoppeln und in seine Haare, um ihn festzuhalten, während der Pirat seinen Mund ausgiebig erforschte und in Besitz nahm.

Etwas piekte schmerzhaft in seinen Rücken und Colin quetschte eine Hand unter sich, um die Gabel hervorzuholen, deren Zacken ihn malträtierten und er schleuderte sie achtlos zur Seite weg, so dass sie mit einem Klirren zu Boden fiel. Der Weinkelch war ebenfalls umgekippt, fiel aber glücklicherweise nicht herunter, sondern kullerte gegen einen Teller und blieb dort liegen.

Während Colin derart beschäftigt war, nutzte der Captain seine kurzfristige Abgelenktheit zum Vorteil und machte sich ungeduldig an seinen Kleidern zu schaffen. Der Mantel war schnell beiseite geschoben und das Hemd bot den energischen Händen auch nicht viel Widerstand. Colin stöhnte leise auf, als die kühlen Finger über nackte Haut fuhren. Einen Moment lang genoss er die leidenschaftlichen Berührungen einfach, träge, wie ein satter, zufriedener Kater und überließ dem Captain die Führung, dann hatte er jedoch genug von der unterwürfigen Position und legte seine Hände forsch auf den Hintern des Piraten, knetete und rieb die festen Kuppeln, während seine Zunge sich stärker gegen die des Captains drängte.

Schließlich hielt er es nicht mehr aus und griff mit einer Hand in das halblange, lockige Haar des Piraten, zwang dessen Kopf ein wenig von sich weg, um mit leidenschaftlichen Küssen und Bissen Orlandos Hals bearbeiten zu können, während er seine Hüften noch immer rhythmisch nach oben drängte und fast schon durch die Reibung und bloße Geilheit allein kam.

*

Für einen Moment schien es, als würde Orlando alles zugleich fühlen und wahrnehmen: die kraftvollen Hände waren überall. Auf seinem Hintern, in seinen Haaren. Als er die kraftvollen Zähne an seinem Hals spürte, stöhnte er auf. Lauter diesmal als zuvor, da kein Kuss ihn mehr dämpfte. Als hätte ihn der Klang seiner eigenen Stimme gewarnt nicht alles um sich herum ganz zu vergessen, drehte der Pirat den Kopf leicht, um die Türe im Auge behalten zu können – als hätte das die an Bord verbliebenen Männer daran gehindert, sie zu hören.

Unablässig drängten und rieben Colins Hüften an seinem Becken. Er wollte, er musste endlich... jetzt... fühlen, gefühlt werden, erobern, in Besitz nehmen, dominieren. Sex war wie eine Schlacht auf hoher See. Noch während Colin ihn so küsste und seinen Hals bearbeitete, schob Orlando dessen Ledermantel und Hemd über den Brustkorb ganz beiseite. Kaum war das geschafft, fanden seine Hände, was sie suchten: den Verschluss der Hose. Die Lederschnur war mehrmals gerissen und wieder zusammengeknotet worden.

Orlandos Geduld war am Ende und sein verlangen, das er solange hatte unterdrücken müssen, regierte seine Taten. Ohne zu zögern, griff er nach einem Dolch, der auf dem Tisch lag und schnitt die Verschnürung auseinander. Was störten hier ein paar Knoten mehr noch? Augenblicklich ließ er das Messer fallen, das wippend im Holz der Tischplatte stecken blieb und seine Finger zitterten vor Erregung als er Colins Hose weit genug nach unten zerrte, um den harten Schwanz herauszuholen.

Die Tatsache, dass er selbst noch vollständig bekleidet war, störte Orlando kein bisschen. Im Gegenteil: er fühlte sich überlegen und sicher auf diese Art und er hatte nicht vor, sich mehr als notwendig zu entblößen, um seinem Körper Erlösung zu verschaffen in dieser Nacht – wie in all den anderen Nächten in der Vergangenheit auch.

Als er merkte, dass Colin nicht gewillt war, den Kampf um die Vorherrschaft aufzugeben, legten sich seine Finger eng um dessen harten Schaft. Mit ein paar fordernden Bewegungen begann Orlando ihn zu massieren, nur um schlagartig inne zu halten und zu warten. Er sah mit fast schwarzen, funkelnden Augen auf Colin hinunter und eine unausgesprochene Herausforderung hing zwischen ihnen: wenn du mehr willst, beuge dich – das war ganz klar Orlandos Nachricht.

*

Colins Atem stockte, als Orlando sich mit dem scharfen, blitzenden Messer der Verschnürung annahm, nur um dann in einen noch hektischeren Rhythmus zu verfallen. Oh Gott, wie ihn das antörnte... die Gefahr, die wilde Ungeduld des Captains und die eleganten Finger, die sich dennoch entschlossen und unnachgiebig um seinen Schwanz legten...

Den Mund halbgeöffnet und die Augenlider schwer von Lust sah er zu dem Captain auf und hatte prinzipiell überhaupt nichts dagegen, jetzt hart und gründlich durchgevögelt zu werden. Aber der Gedanke einen der berühmtesten Piratenkapitäne der Karibik zu ficken, war noch viel reizvoller. Das würde dem Ganzen noch die Krone aufsetzen..

Zumindest wollte er es dem Captain nicht zu leicht machen. Er war schließlich keine der billigen Schlampen, die man mal eben in einer Taverne auflas. Auch wenn es vielleicht so aussah. Also begegnete er dem Blick aus dunklen Augen und grinste herausfordernd, während er eine Hand über die des Piraten legte, um ihn zur Bewegung zu zwingen und mit der anderen Hand beinahe brutal erneut in dessen Haar griff, um ihn wieder zu sich heranzuziehen.

*

Als sich ihre Blicke trafen, war deutlich zu erkennen, dass von ‚beugen’ hier nicht die Rede sein konnte. Orlando hatte genug Zeit für den Bruchteil einer Sekunde zu überlegen, was das Grinsen genau zu bedeuten hatte und kniff misstrauisch die Augen zusammen, als er auch schon eine stärkere Hand auf der Seinen fühlte und in Bewegungen getrieben wurde, die so wunderbar waren, die er aber nicht gewillt war zu geben, solange nicht fest stand, dass er in jeder Hinsicht bekam, was er wollte.

Gerade als er sich gegen die Bewegung stemmte und seine Hand ruhig verharrte, wurde er unerwartet hart von Colin wieder an sich gezogen. Die Bewegung hatte etwas Stures und Unnachgiebiges an sich, das Orlando nicht gefiel. Für einen Moment kam Orlando auf Colin zu liegen und sie sahen sich nur an, doch als dem Piraten klar wurde, dass Colin nicht gewillt war, sich zu beugen, fackelte er nicht lange, sondern schloss seine Finger fest genug um dessen Schwanz, um zwar keine Schäden anzurichten, aber hoffentlich genug, damit der andere ihn sofort loslassen würde.

*

Was Colin auch sofort mit einem kleinen unterdrückten Aufstöhnen tat, der kurze Moment des Triumphes schnell vorbei, als die Lust sich strafend in Schmerz verwandelte. Der Captain verstand es seine Position klarzumachen. Das der Schwarze Engel sein Kommando mit ‚harter Hand’ führte, glaubte er jetzt sofort.

Rasch nahm er seine Hände komplett vom Körper des anderen und hob sie in einer abwehrenden Geste, die Aufgabe signalisierte. „Schon gut,“ lachte er heiser und mit noch etwas gepresster Stimme. „Ich strecke die Waffen, Captain...“ – ‚Vorerst,’ fügte er jedoch in Gedanken hinzu.


Aber ganz so unterwürfig, wie es schien, war Colin natürlich noch lange nicht und so hob er vorwitzig den Kopf, um seine Lippen erneut auf die des Captains zu pressen, nachdem dieser wieder so wunderbar in Reichweite war.

*

Zufrieden mit dem Ergebnis seiner kleinen Aktion, nickte Orlando dem Mann unter sich mit einem überlegenen, kühlen Lächeln zu. „Gut so“, bestätigte er das Eingestehen der Niederlage mit einem knappen Kommentar. Doch während sein Lächeln kühl blieb, schienen seine dunklen Augen glühende Funken zu sprühen. Jetzt, da die Positionen klar bezogen waren, wollte er endlich in Besitz nehmen, was er erobert hatte.

Der erneute Versuch ihn zu küssen, hatte nichts Dominantes oder Erzwungenes an sich und so ließ Orlando Colin gewähren und erwiderte den Kuss von sich aus auch. Seine Zunge fuhr über Colins Lippen und drängte sich sofort in dessen Mund. Sie fuhr an Colins Zunge entlang und umkreiste sie, ehe er sich völlig zurückzog und ihm nicht gerade sanft in die Unterlippe biss, sich dort festsaugte und das Ganze in einen neuen Kuss übergehen ließ. Orlando war niemand, der eine Position, die er erst einmal bezogen hatte, so leicht wieder abgab. Die Leute mussten immer daran erinnert werden, wer das Sagen hatte. Hätte er sich das nicht schon als junger Bursche zueigen gemacht, wäre er jetzt nicht da wo er war: ein Pirat mit einem Ruf, der ihm weit voraus eilte. Der einzige Pirat mit einem solchen Ruf, der seinen Kopf noch auf seinem Hals sitzen hatte.

Während Orlando Colin küsste, ließ er dessen Schwanz los, um sich selbst von seiner Lederhose zu befreien. Die Erregung, die seinen Körper gefangen hielt, schmerzte beinahe und Orlando fühlte sich, als hätte er seit Jahren niemanden mehr gevögelt. Er wagte kaum, sich selbst anzufassen, aus Angst gleich zu explodieren. Oh nein, er wollte diesen Moment auskosten, so lange wie möglich. Wer konnte schon sagen, wann er wieder die Gelegenheit hierzu haben würde, wenn sie in der Dämmerung des nächsten Tages auslaufen würden?

Kaum hatte er sein Glied von der lästigen Hose, die er nur über die Hüften nach unten geschoben hatte, befreit, fasste er Colins Beine an den Knien und richtete sich ganz auf. Das nichts als Arroganz wiederspiegelnde Lächeln lag noch immer auf seinen Lippen, während er Colin von oben herab betrachtete – wie passend und richtig das doch war.

Er drückte Colins Beine auseinander und betrachtete dessen Hintern und Rosette für einen quälend langen Augenblick. So, als würde er noch abwägen, ob das, was er sah gut genug für ihn sei würde. Schließlich ließ Orlando ein Bein los und strich mit einer Hand prüfend über Colins Öffnung.

„Syphilis? Läuse? Wer hat dich gefickt in der letzten Zeit?“ Die Frage kam unerwartet und fast schon schmerzhaft deutlich in ihrer Härte. Die meisten seiner Männer wusste nicht einmal was das Wort sauber bedeutete, aber Orlando hasste Krankheiten und Ähnliches wie die Pest. Als könnte er die Antwort darauf erfühlen, presste er einen Finger gegen Colins Eingang.

*

Als Orlando ihn in die Lippe biss, blitzten seine Augen wütend auf, wurden aber gleich darauf nur noch dunkler vor Leidenschaft. Stöhnend, ließ er sich das Blut von der Lippe saugen, erwiderte den Kuss dann hungrig.
Auch das der Captain offensichtlich nicht nachzugeben gedachte, war ihm mittlerweile egal. Die Nacht war ja noch lang. Wenn der Pirat von der ersten Runde erschöpft war, konnte noch viel passieren..

Mit fiebrig glänzenden Augen schaute er zu, wie Orlando rasch die Verschnürung seiner Hose löste und seinen wunderschön geformten Schwanz befreite. Automatisch leckte er sich begierig die Lippen, sein Mund trocken vor Erregung. Seine Lippe blutete noch immer leicht und pochte mit süßem Schmerz, wann immer seine Zunge darüber fuhr.

Als der Pirat jedoch anfing ihn zu begutachten, wie ein abgehangenes Stück Fleisch und ihn dann noch nach Krankheiten fragte, als ob er tatsächlich eine billige Hure war, pulsierte der Ärger in ihm hoch. Colin bleckte die Zähne und knurrte angriffslustig, während er sich aus dem Griff des anderen wand. „Niemand in den letzten 6 Monaten. Ich sagte doch – ich bücke mich nicht für jedermann.“

Er stemmte sich auf die Ellenbogen hoch und funkelte den anderen an. Es stand ihm ins Gesicht geschrieben, dass er offensichtlich überlegte, ob er wirklich Lust hatte, jetzt für den Captain die Beine breit zu machen.

*

Orlando lächelte flüchtig, als er Colins Ausdruck in dessen Augen sah. Er verstand den Ärger sehr gut, aber es interessierte ihn nicht, ob er dem anderen zu nahe getreten war oder nicht. Er war derjenige, der mit einem schmerzhaft entzündeten Schwanz oder kleinen Tieren leben musste dann. Allerdings, nachprüfen konnte er die Aussage ohnehin nicht.

„Gnade dir Gott, wenn du mich angelogen hast,“ fügte er immer noch lächelnd, aber als eindeutige Drohung hinzu und mit diesen Worte drang er mit einem Finger in Colin ein. Langsam, aber nicht zaghaft. Beinahe hingebungsvoll betrachtete er seinen Finger, der in Colin hineinglitt und er hätte auf der Stelle kommen können, wenn er daran dachte, dass er gleich sein Glied in ihn versenken würde. Schon drängte er einen zweiten Finger gegen die enge Öffnung, drang ein und begann damit, Colin zu dehnen. Er konnte es kaum noch erwarten.

*

Augenblicklich ließ Colin den Kopf mit einem langgezogenen Stöhnen in den Nacken fallen und sich wieder nach hinten auf den Tisch sacken. Oh wow.. das fühlte sich so verdammt gut an. Es war tatsächlich schon einige Zeit her, seit er sich das letzte Mal hatte vögeln lassen und generell bevorzugte er es auch eher andersrum, aber dennoch hatte er keine Schwierigkeiten damit, auch hierbei auf seine Kosten zu kommen. Er konnte sich zwar den fordernden Fingern nicht so schnell anpassen, wie es der Captain wahrscheinlich gerne hätte, aber das schien sich weder auf das Tempo des Piraten auszuwirken, noch störte es ihn selbst wirklich. Der Schmerz intensivierte die Erfahrung auf höchst geile Weise.

Als die Finger des Captains einen Rhythmus fanden, entspannte er sich schlagartig und drängte sich dem anderen lüstern entgegen. Die Hände hatte er mittlerweile über den Kopf gehoben und hielt sich mit den Fingern an der Tischkante fest, um mehr Halt zu haben, während er sich Orlando begierig entgegenstemmte. „Mach schon,“ keuchte er und bleckte die Zähne, „ schieb ihn rein..“

*

Mit Genugtuung nahm Orlando zur Kenntnis, dass Colins aufmüpfiger Widerstand sofort brach, als er seine Finger zu spüren bekam. Gerade als Orlando soweit war, um ihn einzudringen, ging Colin wieder dazu über, ihn zu befehlen – in einer Art und Weise, die dem Piraten sehr missfiel. Er stockte und erstarrte mitten in der Bewegung, und zog eine Augenbraue nach oben, als er kühl und ungläubig auf den anderen hinuntersah.

Noch während er mit einer Hand nach dem Dolch griff, der noch immer in der Tischplatte steckte, zerrte er Colin am Kragen vom Tisch, was ihn einiges an Kraftaufwand kostete. Schwer atmend schaffte er es jedoch schließlich und kaum kam der andere vor Orlando zum stehen, presste er die scharfe Klinge gegen den entblößten Hals vor sich.

Seine Kraft reichte gerade aus, um Colin herumzudrehen und ihn wieder gegen den Tisch zu drücken, so dass er, mit den Oberkörpern über den Tisch gebeugt, auf ihm zu liegen kam. Orlandos Atem war heiß n Colins Ohr und seine Stimme ein aufgebrachtes Flüstern:

„Du hast keine Ahnung, was ich dir alles hineinschieben kann da.“

In so mancher Nacht auf See hatte Orlando dieses und jenes ausprobiert, um seinem Verlangen ein Ende zu bereiten, aber nichts war so gut wie ein lebender Körper. Er wusste, wovon er sprach. Orlando holte aus und rammte den Dolch dicht neben Colins Gesicht erneut in die Holzplatte, wo er wippend stecken lieb. Sofort griff die freie Hand in Colins Haare und zog dessen Kopf ein wenig zurück, um ihn an seinem Platz zu halten, jedoch nicht hart genug, um wirklich Schmerzen zuzufügen. Das konnte sich aber schnell ändern, sollte es nötig sein.

Orlando waren Folter und menschliche Qualen zuwider, aber er zögerte auch nicht, beides einzusetzen, wenn es nötig war. Allerdings wollte er jetzt nur endlich jemanden vögeln – viel zu lange war es her – und niemanden misshandeln. Ohne zu zögern drang er in dieser für ihn viel besseren Position in Colin ein.

*

Seinen Augen wurden groß und rund, als all die herrlichen Empfindungen auf einmal wie weggeblasen waren und er stattdessen kalten, blanken Stahl an seiner Kehle liegen hatte.
Total verdattert ließ er sich herumhieven, ohne auch nur Anstalten zu machen, sich zur Wehr zu setzen.
Die äußerst beunruhigende Drohung des Captains noch in den Ohren, zuckte er erschrocken zusammen, als die Klinge knapp neben seinem Gesicht erneut in das Holz des Tisches fuhr.

Der feingliedrige, noble Piratencaptain legte anscheinend weniger Raffinesse an den Tag, wenn es ans Ficken ging. Colins Blick heftete sich auf das wippende Stück Stahl neben ihm und als er die Hand des anderen grob in seinem Haar fühlte, war er froh, dass die Klinge in so greifbarer Nähe war. Wenn irgendetwas furchtbar schief laufen sollte, würde er keine Sekunde zögern, sie zu benutzen. Auch wenn er Orlando vorher lieber auf eine andere und angenehmere Art aufzuspießen gedachte.

Doch zunächst nahm sich der Pirat, worauf er als Captain wohl ein Anrecht hatte. Zwischen zusammengepressten Zähnen sog Colin Luft ein, als er der andere in ihn rammte. Irgendetwas zu sagen, wagte er nicht mehr. Sein Stolz arg angegriffen, hielt er still, aber es dauerte nicht lange, bis die erneut anwachsende Lust seinen Trotz zum schmelzen brachte und er mit offenem Mund und wohlig keuchend, die kräftigen Stöße genoss. Dennoch gab er seine Vorsicht diesmal nicht ganz auf und ließ den Dolch nie ganz aus den Augen.

*

Als Orlando spürte, dass der Widerstand des Mannes unter sich offensichtlich nachgelassen hatte, vergaß er Dolch und Sorgen, und konzentrierte sich vollkommen auf das Gefühl, das seinen Körper durchflutete und mit jedem Stoß noch gesteigert wurde.

Ein genießerisches Lächeln zeichnete sich kaum sichtbar auf seinen feinen Gesichtszügen ab. Das Wort ‚Liebe’ war ihm fremd, denn so weit hatte er sich noch nie geöffnet und er hatte es auch nicht vor. Er hatte Männer – gute Männer – wegen Liebe zu Idioten werden und sterben sehen. Das würde ihm niemals passieren. Aber das Gefühl kam dieser Empfindung sehr nahe – da war nichts als pulsierende Hitze in ihm.

Ihm war kalt. Er wollte mehr von dieser Hitze fühlen und mit diesem Wunsch fasste er Colin an den Hüften, um ihn so still wie möglich zu halten und sich zu nehmen, was er wollte. Orlandos Stöße wurden härter und schneller, während er sich nicht im geringsten darum kümmerte, wie es Colin dabei ging. Es war ihm schlicht egal. Er war hier der, der ganz oben stand und somit hatte es ihn nicht zu kümmern, was mit den anderen war. Dass Sex ein Geben und Nehmen sein konnte, wusste er nicht.

Orlando zwang Colins Beine mit bestimmtem, unnachgiebigem Druck seiner Knie noch weiter auseinander. Fast zur gleichen Zeit löste er eine Hand von den Hüften und drückte zwischen den Schulterblättern fest auf den Tisch hinunter. So konnte er ungehindert noch tiefer in ihn eindringen. Sein lauter werdendes Stöhnen begleitete jeden harten Stoß. Und sein subtiles Lächeln wurde deutlicher, je näher er dem Höhepunkt kam. Ein ehrliches, ungestörtes Lächeln, das er ungestört lächeln konnte. Nicht einmal der Mann, den er eben fickte, konnte ihn ansehen und etwas erkennen, das er nicht erkennen durfte. Im Grunde war de Abstand zwischen den beiden Männern jetzt größer als jemals zuvor.

*

Colin runzelte die Stirn und schob sich ungehalten und fordernd gegen Orlando zurück, als dieser ihn gegen die Tischplatte presste. Der Lustgewinn auf seiner Seite war gerade stark am abnehmen. Nicht das er wirklich erwartete, dass sich der Captain wirklich darum kümmerte, ob er hier ebenfalls auf seine Kosten kam, aber ihm auch noch die Möglichkeit zu nehmen, selbst Hand an sich zu legen, war schlichtweg gemein.

Seine Schwanz schrammte auf höchst unangenehme Weise über die raue Tischoberfläche und Colin biss die Zähne zusammen und versuchte noch eine Zeitlang weiter, den Captain etwas zurückzudrängen und eine Hand unter sich und an seinen harten Schaft zu kriegen. Doch als die Stöße immer heftiger wurden und der Pirat sich offensichtlich seinem Höhepunkt näherte, während bei Colin alles am abflauen war, platzte ihm schlichtweg der Kragen.

„Ah, verdammt, fuck, komm schon... Gib mir wenigstens `ne Hand.“ quengelte er und stemmte beide Hände fest auf dem Tisch auf, um sich davon wegzudrängen, was ihn förmlich auf dem Schwanz des anderen aufspießte.

*

Orlando hätte über den Tonfall und den Wunsch gelacht, hätte ihn nicht in diesem Moment beinahe seine Lust überwältigt. Er biss sich auf die Unterlippe, um sich auf den leichten Schmerz zu konzentrieren und den Höhepunkt noch hinauszuzögern. Als sich Colin jedoch mit einigem Kraftaufwand vom Tisch wegstemmte, ihm entgegen, zögerte der Pirat nicht lange. Seine Hand zuckte von den Schulterblättern blitzschnell nach oben und griff in einer eisenharten Umklammerung in Colins Nacken. Die schlanken Finger gruben sich überraschen fest in die empfindsame Haut am Hals des anderen. Colins Kopf wurde hart genug nach unten gedrückt, um erneut schmerzhaft auf dem Holztisch zu landen.

Die Botschaft war deutlich: du hast genau dort zu bleiben.

Das halb erstickte Aufkeuchen von Colin reichte aus, um Orlando zum Höhepunkt kommen zu lassen. Mit einem letzten harten Stoß ergoss er sich in den anderen. Das Stöhnen war verstummt und das fast keuchende Geräusch des Atems wurde leiser – regelmäßiger. Der Griff in Colins Nacken lockerte sich für den Bruchteil einer Sekunde, nur um sich sofort wieder zu schließen. Sofort zog sich Orlando aus Colin zurück. Er hasste es, wenn sich das wundervoll heiße Gefühl in nichts als klebriges Empfinden verwandelte, wenn alles vorüber war. Es war ekelhaft.

Noch während er sich zurückzog, zog er Colin mit sich, einwenig vom Tisch fort. Der Platz reichte gerade aus, um eine Hand zwischen Tisch und Körper zu schieben, und die Finger um den prallen Schaft zu legen. Die Erregung musste fast schon schmerzen.

„Ist es das, was du willst? Hm?“ Ein paar schnelle, fordernde Bewegungen seiner Hand begleiteten Orlandos Worte. Kurz bevor er Colin jedoch zum Höhepunkt gebracht hatte, hörte Orlando auf. Er hielt ganz still, ohne Colin jedoch loszulassen, ihn immer im Bewusstsein lassend, dass er so nahe war und ihm nicht gab, wonach er verlangte. Orlando genoss diese Macht. Er wollte Colin betteln hören – und er war sich sicher, dass der andere das inzwischen wusste.

*

Das war einfach nur demütigend. Colin hielt still –als ob er bei dem unnachgiebigen Griff im Nacken auch eine andere Wahl gehabt hätte- und biss die Zähne zusammen, zitternd vor lauter Empörung und Frustration, während der Captain sich stöhnend in ihn ergoss.

Als er vom Tisch hochgezogen wurde und sich die schlanken Finger um ihn schlossen, hätte er vor Erleichterung fast gewimmert, konnte sich aber gerade noch so beherrschen. Endlich. Endlich... Doch dann hörten die wohltuenden Bewegungen auf und er gab ein enttäuschtes, langgezogenes Stöhnen von sich, das in hektisches Atmen überging. Trotzig schüttelte er den Kopf, nicht gewillt dem Piraten so leicht nachzugeben. Leicht? Ach verdammt, zur Hölle damit.. „Fuck, komm schon,“ presste er keuchend hervor und versuchte in Orlandos Hand zu stoßen. „Bitte..“

Die Augen geschlossen und die Wangen rot von Lust und unterdrückter Wut gab er nun doch nach und drängte sich gegen den Piraten, die Hände leicht in die Oberschenkel des anderen gekrallt, damit er nicht in Versuchung geriet, dem Captain zu zeigen, wie er es haben wollte. Irgendwas sagte ihm, dass das der Pirat das gar nicht gut aufgenommen hätte.

*

Als das erstemal ein ‚Bitte’ über Colins Lippen kam, wanderte eine Augenbraue von Orlando amüsiert nach oben und er kostete den Moment vollends aus. Für einen quälend langen Moment machte er rein gar nichts, sondern verharrte nur ruhig, die Lippen zu einem spöttischen Lächeln verzogen. Sein Blick wanderte nur kurz nach unten, wo Colins Finger sich in seine Oberschenkel bohrten.

Und endlich lehnte er sich ein wenig nach vorne. Seine Stimme war nur ein leises, aber klares Flüstern an Colins Ohr: „Ist das alles? Ist das wirklich alles?“ Unter Betteln verstand Orlando etwas anderes.

*

Okay, das wars. Das war einfach zuviel. Colin hatte noch nie zu den Geduldigsten gehört und das jetzt war einfach der Gipfel dessen, was er vertrug. Allerdings war er mittlerweile so geil, dass er kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte. Er wollte –musste- jetzt kommen, ansonsten wurde er noch verrückt. Und mit seinem Schwanz in der Hand des anderen, blieb ihm fast nichts anderes übrig, als zu tun, was Orlando wollte. Fast...

„Nein, das ist noch lange nicht alles...“, grunzte er wütend und ehe er sich versah, hatte er auch schon den Kopf zurückgeworfen und dem anderen einen kräftigen Headbutt versetzt, der den Captain überrascht einen Schritt zurücktaumeln ließ und dessen Finger dazu brachte, ihren Griff zu lockern. Colin nutzte den Moment, um herumzuschwingen und dem anderen einen Faustschlag quer übers Gesicht zu verpassen, mit dem es den Piraten vollends zurückwarf.

Mit einer raschen Bewegung und zufriedenem Grinsen im Gesicht, zog Colin den Dolch aus dem Holztisch. Mit nacktem Arsch und nach Erlösung bettelndem harten Schwanz sah er zwar sicherlich nicht so furchterregend aus, wie er das gerne gehabt hätte, als er sich mit dem Dolch in der Hand vor dem anderen aufbaute, aber das war Colin im Moment ziemlich egal. Er hatte einem gewissen Engel die Flügel zu stutzen..

*

Bevor Orlando mit mehr als einer hochgezogenen Augenbraue auf die Worte und den schlagartig veränderten Ton seiner Stimme reagieren konnte, traf ihn etwas mit voller Wucht seitlich an der Stirn. Mit einem Keuchen, das Überraschung und Schmerz wiederspiegelte, taumelte Orlando zurück und ließ Colin automatisch dabei los. Kaum war ihm klargeworden, dass es Colins Kopf gewesen war, der ihn derart hart getroffen hatte, folgte noch ein Schlag mit einer Faust, die hart wie Stahl zu sein schien.

Orlando hatte das Gefühl, dass sein Wangenknochen nachgab, als die Faust ihn traf. Die Wucht des Schlages warf seinen Kopf nach rechts. Der Pirat war in seinem noch benebelten Zustand unfähig, das Gleichgewicht schnell genug wiederzufinden und auf den Angriff zu reagieren. Stattdessen versagten ihm seine Beine für den Bruchteil einer Sekunde den Dienst und er stürzte rücklings zu Boden. Dass ein halb erstickter Aufschrei den Schlag quittiert hatte, war Orlando selbst nicht einmal aufgefallen.

Mühsam rappelte Orlando sich wieder halbwegs hoch, um sich auf einem Ellbogen abstützen zu können, während er sich mit der anderen Hand übers Gesicht rieb. Er war gewöhnt zu kämpfen, aber nicht so. Niemals Mann gegen Mann mit den Fäusten – seine Stärke waren der Degen und die Schnelligkeit, nicht die Fäuste und die pure Kraft. Das erledigten stets seine Männer für ihn, die ihn abschirmten.

„DAS verstehe ich NICHT unter ‚sich beugen’.“ Deutliche Verärgerung war in Orlandos Stimme zu hören, als er die Hand von seinem Gesicht nahm, um die Hand prüfend auf Blutspuren zu untersuchen. Nichts. Immerhin. Er sah auf – und direkt auf Colin, der mit seinem Dolch in der Hand vor ihm stand.

Zweifel durchzuckte Orlando, aber er fing sich schnell wieder und ein kaltes Lächeln traf Colin. „Was soll das werden?“ Im Grunde konnte er sich gut vorstellen, was das werden sollte, trotzdem half der selbstsichere Klang seiner eigenen Stimme ihm, die Situation weiter zu kontrollieren. Orlando rappelte sich ein wenig schwerfälliger als sonst hoch, um aufzustehen.

Verdammt, der Schlag war wirklich härter gewesen, als er im ersten Moment gedacht hatte.

*

Colin musste lachen. Der Captain besaß einen guten Sinn für Humor. Galgenhumor. Das gefiel ihm. Er grinste schief und gestikulierte mit der Spitze des Dolches leicht zum Tisch hinüber. „Ihr wisst genau, was das wird, Captain. Betteln passt einfach nicht zu mir. Ich nehme mir viel lieber, was ich brauche. Wie ein Pirat. – Also, rüber zum Tisch, na los.“

Colin trat auf Orlando zu, um ihn vorne am Hemd zu packen, während er die Dolchspitze gegen den Hals des anderen drückte, damit dieser keine Dummheiten machte. Dann bugsierte er den Captain zurück zum Tisch, um ihn nun seinerseits so dagegen zu drängen, das der Pirat darauf zu liegen kam, so wie er vorhin, ihm den hübschen kleinen Hintern einladend präsentierend.

„Wenn Ihr nun so freundlich wärt, die Hosen für mich runterzulassen..“, spöttelte er und ließ die Dolchspitze im Nacken des anderen ruhen, nur minimalen Druck ausübend.

*

Orlando wurde am Hemd nach oben gezogen und spürte schon die scharfe Dolchklinge mit gefährlichem Druck an seinem Hals. Er hielt augenblicklich die Luft an, ohne sich jedoch zu rühren. Manche Männer sahen mit Stolz auf die Kämpfe zurück, in denen sie Narben davongetragen hatten und präsentierte diese bei jeder Gelegenheit – Orlando war anders. Er wollte Narben, egal wo und egal wie groß um jeden Preis vermeiden. Also verhielt er sich vollkommen ruhig, selbst als Colin ihn zum Tisch hinüber beförderte.

„Ein Pirat willst du sein... unfähig, sich anders als mit Waffen durchzusetzen.“ Orlando spielte damit auf den Dolch an, der sich unsanft gegen seine Kehle presste. Und schon landete er selbst auf dem Tisch. Offenbar musste er sich eine andere Taktik einfallen lassen, aber so schnell gab der schwarze Engel nicht auf. Er gab niemals auf.

Orlando dachte nicht im Traum daran, Colins Aufforderung nachzukommen. Er ließ sich nicht ficken, seit Jahren nicht mehr und er hatte nicht vor, das noch einmal zu ändern. Stattdessen lachte er, gedämpft durch seine Körperhaltung, als er versuchte Colin in die Augen zu sehen, als er über seine Schulter sah:

„Wir sind nicht allein an Board. Ein Pfiff und dein Leben ist keinen Pfifferling mehr wert. Ich habe einen wirklich guten Tag – also lass mich los und wir vergessen das ganze.“

Die Worte klangen leicht dahingesagt, aber Orlando meinte sie todernst.

*

Und wieder lachte Colin, ebenfalls so leicht dahin wie der Captain, als teilten sie einen amüsanten Scherz. „Das zu sagen, war sehr, sehr dumm. Zum einen, wenn es tatsächlich so wäre, hättet Ihr es schon längst getan. Aber ich denke, das letzte was Ihr wollt, ist, das Eure Männer sehen, wie ich ihren Captain durchvögele. Und zum anderen zwingt Ihr mich so dazu, Euch nun dennoch sicherheitshalber den Mund zu stopfen.“ Colin schmunzelte und langte in seine Manteltasche, um ein schmuddeliges schwarzes Tuch hervorzuholen, das er manchmal um den Hals trug, um sich vor dem peitschenden kalten Regen zu schützen.

Nicht brutal, aber dennoch ohne sonderliche Rücksichtnahme, zwang er das Stück Stoff in den Mund des Piraten und knebelte ihn so auf äußerst effektive Weise. Es auszuspucken, würde für den anderen schwierig werden.

„Ich schätze, was das sich beugen angeht, bin ich wirklich eine Enttäuschung. Das hat mich schon den letzten Job gekostet und ich fürchte aus unserer Vereinbarung wird jetzt wohl auch nichts mehr..“ Er seufzte theatralisch und griff um den Piraten herum, um die Verschnürung an dessen Hose aufzureißen. „Für die Dienste des heutigen Abends seit Ihr mir jedoch noch Lohn schuldig, Captain. Aber ich denke, wir werden uns schon einig.“

Colin versetzte dem nun nackten Hintern einen spielerischen Klaps und knetete dann liebevoll eine Pobacke. „Syphilis? Läuse? Wer hat Euch gefickt in der letzten Zeit?“ fragte er beinahe fröhlich, während er zwei Finger langsam in den anderen hineinschob. Vorsichtig und testend. Natürlich wollte er dem Piraten die Demütigung zurückzahlen, aber Colin war kein gemeiner Vergewaltiger.

*

Bevor Orlando wusste, wie ihm geschah, stopfte ihm Colin ein Tuch in den Mund, dessen Geruch ihm beinahe übel werden ließ. Er verzog das Gesicht und versuchte so gut wie möglich flach durch die Nase zu atmen. Es war ekelhaft und der Stoff saugte alle Feuchtigkeit sofort auf und ließ seinen Mund trocken und gefühllos erscheinen.

Ein erstaunlich tiefes Knurren kam gedämpft durch den Knebel aus Orlandos Kehle, als Colin ihm einen Klaps versetzte. Doch das Knurren wandelte sich fast augenblicklich in ein Schnauben, als er den Druck zweier Finger spürte, die sich in ihn hineinschoben. Er versuchte sich dem Griff zu entwinden und sich zu befreien, aber vergebens, denn Colin und der Tisch nahmen ihm jeglichen Platz dafür, sich frei zu bewegen. Innerlich entglitt dem Piraten ein Fluch.

Es war lange her, seit es jemand gewagt hatte, ihn so anzufassen und so über ihn zu verfügen. Aber Orlando erinnerte sich nur zu gut, dass es unheimlich schmerzen würde, wenn er sich mehr als notwendig dagegen wehren würde. Dennoch war er nicht gewillt, sich wie eine willige Hure darzubieten. Jeder einzelne Muskel seines Körpers spannte sich an, als sein Körper sich irgendwie versuchte, gegen das Eindringen der Finger (und wer wusste, was noch) zu wehren.

*

„Na na na, Ihr seid doch nicht etwa noch Jungfrau, Captain?“ fragte Colin fast etwas besorgt. Der Pirat war aber auch verdammt eng, und das er sich so extrem sträubte und herumzappelte, verbesserte diesen Zustand nicht gerade. Einerseits gab es natürlich nichts besseres, wie einen engen Arsch, aber auf diese Weise würde er dem anderen nur Schmerzen zufügen.

„Hm,“ Colin ließ seinen Blick herum wandern und ein triumphierendes Grinsen erschien auf seinem Gesicht, als er auf die kleine ölglänzende Makrele fiel, die Orlando nicht gegessen hatte. Aber zuerst... Vorsichtig löste er den dünnen, weichen Schal, den der Captain um den Hals trug, und der sicher einiges gekostet hatte. Mit einer ähnlich ausdrucksvollen Geste, wie der Pirat vorhin, rammte er dann den Dolch neben Orlando in den Tisch und griff rasch nach dessen Händen, um sie auf den Rücken des Piraten zu fesseln. Als der Captain versuchte, sich nach oben zu stemmen, drückte er ihn relativ grob mit einer Hand wieder nach unten.

„Nicht so ungeduldig, Captain... Wir haben ja noch gar nicht richtig angefangen.“

Als er Orlando zu seiner Zufriedenheit verschnürt hatte, presste er eine Hand zwischen dessen Schulterblätter, um ihn unten zu halten, während er mit der anderen nach der Makrele angelte. Er lachte leise, als er sie ein paar Mal zwischen seinen Fingern entlang gleiten ließ, bis sie vom Öl troffen. „Mein Kompliment an den Koch,“ bemerkte er und beugte sich über Orlandos Rücken, um ihm die Makrele vor der Nase baumeln zu lassen. „Am Öl sollte man ja bekanntlich nicht sparen..“

Und damit ließ er den kleinen Fisch auf den Tisch platschen und brachte seine jetzt sehr geschmeidigen Finger erneut an den Eingang des Captains, um ihn erneut zu bearbeiten. Colin konnte nicht umhin selber wohlig aufzustöhnen, als er bemerkte, um wie viel leichter das jetzt ging und wie herrlich es sich anfühlte. Die Vorstellung schon bald seinen Schwanz in diese glitschige, warme Enge zu rammen, war überwältigend.

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Orlando registrierte und merkte sich jedes einzelne Wort, das Colin sagte und bei Gott, schwor er sich, der Kerl würde dafür bezahlen! Als der Dolch neben ihm in den Tisch gerammt wurde, blieb der Captain ruhig. Er war nicht sehr schreckhaft und hatte sich in jahrelanger harter Arbeit angewöhnt, niemals eine Schwäche durch zu rasche Reaktionen zu verraten. Das funktionierte in den MEISTEN Fällen recht gut. Allerdings war er lange genug abgelenkt von dem wippenden Griff neben ihm, dass er zu spät bemerkte, wie Colin ihn zu dem Knebel auch noch fesselte. Zu spät für eine erfolgreiche Gegenwehr.

Als eine Makrele vor seinen Augen sachte hin- und herwiegte, zog Orlando die Augenbrauen zusammen. War der Kerl übergeschnappt? Jetzt redete der vom Essen?! Doch fast im gleichen Augenblick wurde seine stumme Frage auch schon beantwortet, als sich schlüpfrige Finger erneut gegen seine Öffnung pressten, um zu wiederholen und zu vertiefen, was sie zuvor so effektiv begonnen hatten.

Ein trotz des Knebels erstaunlich lautes Stöhnen erklang, das eine Mischung aus Rebellion und aufkeimender Erregung war. Orlando wollte nicht erregt sein und wenn, dann war es das letzte, was er Colin zeigen wollte, aber seine sonst so gute Beherrschung schien ihm ihren Dienst zu verweigern. Er schloss für einen Moment die Augen und zwang sich zu ruhigeren Atemzügen. Er hatte das Gefühl unter dem abscheulichen Tuch ersticken zu müssen. Immer wieder zog und zerrte er an den Fesseln um seine Handgelenke, bald vorsichtig, bald ruckartig, um den Knoten zu lösen oder den Stoff zu dehnen. Ernsthafter, ehrlich wütender Unmut machte sich in ihm breit und der Pirat schaffte es mit enormer Anstrengung nach Colin zu treten.

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Dem Tritt fehlte die nötige Kraft, um wirklich etwas ausrichten zu können, aber Colin brummte dennoch anerkennend. Der Captain war gelenkig und gab nicht so schnell auf, das gefiel ihm. Was ihm aber noch mehr gefiel, war das Stöhnen, in dem unverkennbar auch Lust mitschwang.

Colin grinste und presste sich automatisch gegen den nackten blanken Hintern, spreizte die Pobacken etwas, um seinen Schwanz die Spalte entlang zu reiben und brachte die Spitze an den nun gutgeölten Eingang. Er stöhnte laut und voller Genugtuung,. Mittlerweile hatte er das Gefühl jeden Moment platzen zu müssen, wenn er nicht bald kam.

Er griff nach vorne und befreite den Captain von dem Knebel. Schließlich wollte er nicht, dass der Pirat erstickte, während er es ihm besorgte. Das würde dann wie ein Unfall aussehen, und ihm nicht den Ruhm bringen, auf den er eigentlich erhoffte.
„Ich hoffe, Ihr seit klug genug, um zu wissen, was passiert, wenn Ihr zu laut werdet, oder um Hilfe schreit.“ Damit der andere nicht noch einmal nach ihm treten konnte, hielt er ihn diesmal mit einer Hand fest im Nacken nach unten gedrückt, wie einen jungen Welpen, dem man Manieren beibrachte. Dann schaltete sich jegliches Denken einfach aus, als Colin in die unglaubliche heiße Enge hineinstieß und anfing den Schwarzen Engel mit Hingabe zu ficken.

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„Du kleiner Scheißkerl“, fuhr Orlando den anderen an, sobald der ekelhafte Knebel aus seinem Mund verschwunden war. Allerdings war seine Stimme leise, ohne etwas vom drohenden Ton zu verlieren – zum Teil wegen der offenen Drohung, aber zum Teil auch weil ihn der harte Griff in seinem Nacken nicht nur daran hinderte sich zu bewegen, sondern ihn hart genug auf den Tisch drückte, um ihm beinahe jede Möglichkeit zum Atmen nahm. Aber es war immer noch besser als dieses stinkende Stück Stoff in seinem Mund.

Weiter kam Orlando nicht, denn in diesem Moment presste sich Colins Schwanz erneut alarmierend fest gegen seinen Hintern. „Wage es, und du bist tot.“ Er meinte das sehr ernst, was er da sagte. „Hast du verst....?“ Die Worte gingen in ein neues Aufstöhnen über, als Colin in ihn eindrang. Mit jedem Stoß wurde Orlando gegen den Tisch gedrängt und sein Gesicht scheuerte unangenehm über die Tischplatte. Er musste den Kopf anheben so gut es ging, aber schon bald verkrampften sich dadurch seine Nackenmuskeln, denn noch immer wurde er unnachgiebig von Colin nach unten gedrückt. Er konnte den anderen Mann fühlen, riechen und hören, so nah war er ihm. Und alles in Orlando sträubte sich gegen die Nähe. Er fand es abscheulich und ekelhaft wenn man ihm so nahe kam. Es war schmutzig. Er, der schwarze Engel wurde nicht auf diese Weise benutzt. Er war es, der bestimmte, wann er was geben wollte und sich was als Gegenleistung dafür nahm.

Noch immer kämpfte er gegen die Erregung an, die immer weiter in ihm zu steigen schien. Aber mehr und mehr musste er einsehen, dass es vergebens war und ihn sein Körper in dieser unsäglichen Nacht betrog. Der harte Schwanz in ihm fühlte sich viel zu groß an. Viel zu groß, aber auf eine erschreckend angenehme Art. Noch immer versuchte er sich zu wehren, irgendwie, aber ihm fehlte die notwendige Körperkraft und seine Muskeln wurden müde.

Er musste sich eine bittere Niederlage eingestehen. Und im Moment des Begreifens, drang Colin erneut tief in ihn ein und Orlandos Lippen öffneten sich zu einem ersten seufzenden Stöhnen, das nichts anderes mehr wiederspiegelte als pure Lust.

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Die Drohungen nahm er gar nicht mehr richtig wahr, das Stöhnen jedoch umso mehr, das sich erregend mit seinem mischte. Colin ließ eine Hand zu Orlandos Hüfte gleiten, um ihn fast gänzlich bewegungslos zu machen, so dass er jedem Stoß gnadenlos ausgeliefert war und drang noch tiefer in den anderen ein.

Lange konnte er seinen Höhepunkt nicht mehr hinauszögern und sah auch keinen Grund darin. Schließlich hatten sie zuvor genug Geplänkel gehabt. Mit einem enthusiastischen ‚Fuck’ stieß er noch ein, zweimal hart in den anderen hinein, als es ihm auch schon kam. Erschöpft und zitternd sackte er über dem anderen zusammen, blieb für einen Moment so, bevor er sich sogar ausgesprochen vorsichtig aus dem anderen zurückzog.

So einen guten Fick hatte er schon lange nicht mehr gehabt und ein befriedigtes, seliges Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.

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Orlando schloss irgendwann die Augen. Das hier war abartig erregend und er versuchte die Augen vor der Wahrheit zu verschließen. Und als es vorbei war wurde ihm fast übel als Colin auf ihm liegen blieb. Nicht, weil er gegen seinen Willen genommen worden war, sondern diese Nähe machte ihn krank. Als sich der andere aus ihm zurückzog, atmete Orlando fast erleichtert auf. Abstand. Allerdings blieb er auf dem Tisch liegen, sein Schwanz war noch immer hart und presste sich pulsierend gegen seinen Körper. Orlando überlegte aber bereits wie er Colin dafür bestrafen würde. Das stellte niemand mit ihm an und kam ungeschoren davon. Niemand! Er musterte ihn mit einem kalten, abschätzenden Blick.

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Colin hatte sich neben Orlando an den Tisch gelehnt und schnürte sich notdürftig die Hose wieder zusammen. Was wegen der gerissenen Schnüre etwas schwierig war, aber solange es halbwegs hielt, war ihm das herzlich egal. Als der Captain sich bewegte und ihn der kalte Blick aus dunklen Augen traf, verschwand das zufriedene, fast fröhliche Gefühl in ihm sehr rasch und er wurde auf einmal sehr ernst.

Was jetzt kam, würde nicht nett werden. Natürlich hatte er von Anfang an gewusst, dass es so enden würde, so enden *musste*, denn das war schließlich der Grund warum er überhaupt alles auf eine Karte gesetzt hatte, um an den Piraten heranzukommen. Einen der berühmtesten und meist gesuchtesten Köpfe der Karibik. Und Colin hatte auch gewusst, dass Versagen seinen eigenen Tod bedeutet hätte.
Aber das machte es irgendwie nicht leichter.

Den fetten Adeligen in Port Royale zu töten, hatte ihm nichts ausgemacht, ganz im Gegenteil. Es war ein Vergnügen gewesen, ihn um Gnade winseln zu hören. Colin war Kopfgeldjäger aus Leidenschaft. Er wollte es ganz nach oben schaffen. Irgendwann würde das Preisgeld hoch genug sein, um sich zur Ruhe zu setzen und der zweifelhafte Ruhm würde ihn zur Legende werden lassen. All das wovon kleine Jungen eben träumten, wenn sie in schmutzigen Gassen heranwuchsen und sich als Taschendiebe durchschlugen, bis sie sich eines Tages den ersten Degen leisten konnten. Den Schwarzen Engel zu töten, würde ihm diesen Ruhm bringen. Es beeindruckte Colin noch immer, dass ein so junger Mann bereits so bekannt und gefürchtet war.

Colin zog den gepolsterten Stuhl des Piraten wieder an den Tisch heran, zog Orlando vom Tisch hoch und drückte ihn dann auf den Stuhl hinunter, sich nicht die Mühe machend, dessen Kleider zu richten und auch dessen deutliche Erregung ignorierend. Langsam, mit einer sorgfältigen Bewegung löste Colin den Dolch aus dem Tisch und blickte nachdenklich auf den immer noch gefesselten Piraten herab. Das Töten war meist nie das Problem. Das Herankommen an die Zielperson, vorbei an all den Wachen und Vertrauten, das war die wirkliche Herausforderung. Colin meisterte sie immer. Er hatte schon früh herausgefunden, dass der leichteste Weg über das Bett seiner Opfer führte. Trunken vor Lust wurde jeder Mann unvorsichtig und verletzlich.

„Ich habe gelogen,“ sagte er ernst und ohne den anderen aus den Augen zu lassen. „Ich würde mich nie mit dem zweiten Platz zufrieden geben.“ Er verzog die Mundwinkel zu einem leichten Lächeln, dass aber dennoch nicht wirklich amüsiert wirkte. „Denn bei dem was ich tue, gibt es leider keine zweiten Plätze. Nur Sieger und Verlierer.“

Colin seufzte leise und hob den Dolch, um mit der Spitze vorsichtig die Wange des anderen entlang zu fahren. Es war seltsam, wie sehr ihn die Schönheit des Piraten berührte. Das, und dessen Widerspenstigkeit und das rebellische Verhalten, in welchem sie sich sehr ähnlich waren. Er runzelte die Stirn ein wenig, als ihm klar wurde, dass er den Captain nicht töten wollte.

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Ein wenig verwirrt ließ sich Orlando auf den Stuhl niederdrücken. Viel konnte er ohnehin nicht dagegen tun, gefesselt wie er immer noch war. Er hörte Colin zu und verfluchte sich innerlich selbst für seine Dummheit. Alleine für seine Leichtsinnigkeit geschah ihm durchaus recht, wenn der Kopfgeldjäger ihn nun töten würde. Ausgerechnet er, der schwarze Engel, der duzende Schiffe der königlichen Marine und reich beladene Handelsschiffe geentert hatte, ging so jemandem auf den Leim.

Als der kühle Stahl der Klinge seine weiche Haut an der Wange berührte, hob Orlando unweigerlich das Kinn ein wenig an, als ob er der drohenden Waffe somit hätte entgehen können. Seine dunklen Augen ruhten noch immer auf Colin. Doch als der Mann zögerte, zuckte ein kaum merkliches Lächeln über Orlandos Gesichtszüge und seine Augen funkelten ein wenig.

Die Tatsache, dass er hier gefesselt und nackt saß, und dem Tod ins Auge sehen musste, war abstoßend, erniedrigend und ekelerregend, aber darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Sein Blick wurde eindeutig fester. „Du willst mich doch gar nicht töten. Nicht wahr? Worum geht’s dir? Das Geld? Den Ruhm? Das Gefühl, das dich überkommt, wenn du jemanden durchbohrst?“

*

Ein Schmunzeln huschte über Colins Gesicht, das aber den seltsamen, beinahe bedauernden Ausdruck in seinen Augen nicht wegwischte. „Um genau all das. Das Geld ist nötig, wenn man ein feines Leben führen will. Und jeder Mann strebt nach Ruhm.“ Wieder ließ Colin die Spitze des Dolches wandern, diesmal weiter den Hals hinab, bis sie in der kleinen Kuhle zwischen dem Schlüsselbein ruhte und dann weiter hinab bis zum Herzen.

„Was das Gefühl der Überlegenheit angeht.. des Sieges.. Da solltest du doch am besten wissen, wie unvergleichlich dieses Gefühl ist. Dieser wilde Triumph, der mit nichts zu vergleichen ist...“

Colin seufzte und drehte die Dolchspitze leicht, ritzte dabei ein wenig die Haut des Captains. Ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt, war nicht zu sehen, sein Gesicht ließ dabei keine Regung erkennen. Plötzlich packte er mit der anderen Hand Orlandos Kinn und zwang seinen Kopf etwas nach hinten, damit er ihm fest in die Augen sehen konnte. Einen Moment lang sagte er nichts, schien nur in den dunklen Tiefen nach etwas zu suchen.

„Wenn ich haben will, wovon ich mein Leben lang geträumt habe, muss ich dich töten“ , sagte er dann und seine Lippen verzogen sich zu einem schiefen, wissenden Grinsen. „Außerdem, wenn ich es nicht tue, wirst du mich jagen, bis du mich getötet hast. Ist es nicht so?“

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Orlando wollte bereits souverän lächelnd ein mehr als akzeptables Angebot machen, das Colin kaum hätte abschlagen können, als die Dolchspitze etwas tiefer rutschte und sich auf seinem Herzen festsetzte. Er sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein und hielt den Atem an, als die scharfe Klinge seine Haut verletzte und ein paar Tropfen Blut ansammelten. Ungläubig sah Orlando nach unten. Es war keine große Wunde, aber groß genug, um eine feine Narbe zu hinterlassen, wenn er Pech hatte. Eine Narbe auf seiner sonst so makellosen Haut! Ein verächtliches Schnauben folgte, als sein Kopf durch einen unnachgiebigen Griff mit einem Ruck nach oben und hinten gedrückt wurde.

Für einen langen Moment sagte Orlando gar nichts, sondern sah Colin nur an. Er hätte es abstreiten können, betteln, ihm ungemeine Reichtümer anbieten... jeder Mensch war käuflich. Aber der schwarze Engel bettelte nicht und erkaufte sich sein Leben nicht. Außerdem gefiel einem Teil von ihm, wie sehr Colin zu wissen schien, was er tun würde und was nicht. Trotz der ausweglosen Situation, in der er sich befand, kam das Lächeln zurück.

„Ja, so ist es.. das würde ich tun“, erwiderte er langsam. Wozu lügen? Er war sich sicher, dass Colin die Antwort ohnehin kannte. Allerdings war er jemand, der seinem Gegner durchaus Respekt zollen konnte, wenn der es verdient hatte. Kein hinterrückes ermorden, keine gemeinen Finten, sondern eine ehrliche Jagd bis er hatte, was er haben wollte und musste.

Und dann setzte er noch hinzu: „Und du erklär mir: was ist das für ein Triumph, was für ein Siegesgefühl, bewaffnet einen gefesselten Mann in seiner Gewalt zu halten und ihn zu töten? Hm? Sehr beeindruckend, wirklich. Das bringt dir sicher viel Ruhm ein.“

Orlandos Stimme war eindeutig spöttisch jetzt und er zielte auf den Stolz des anderen. Trotzdem, Orlando hatte in diesem Augenblick Angst um sein Leben, aber das würde er Colin nicht auf die Nase binden. Wenn, dann würde er mit Würde sterben... sofern das nackt und gefesselt überhaupt möglich war.

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Unbewegt hielt Colin den Blick des anderen noch einen Moment länger, dann lachte er laut. Ehrlich amüsiert und beeindruckt von der Furchtlosigkeit des anderen. Er ließ den Captain los und gestand sich seine Niederlage ein.
Er würde den anderen nicht töten. ‚Nicht jetzt’, dachte er bei sich. Der Pirat hatte recht. Wo war darin der Sport? Ein legendärer Sieg musste in einem Duell errungen werden.

Immer noch schmunzelnd, nickte er langsam. „Sehr clever, Captain. Ich muss zugeben, Ihr habt Recht,“ fiel er in den scherzhaften formellen Tonfall zurück und betrachtete das hübsche Gesicht des anderen. Plötzlich stieß er sich mit einem Ruck vom Tisch ab und trat hinter den Piraten. Er ging ein paar Schritte in den Raum hinein, ohne das der andere sah, was er tat, um gleich darauf wieder dicht hinter ihm zu sein. Colin beugte sich nach vorne um in Orlandos Ohr zu flüstern. „Wir sehen uns wieder, Captain.“ Seine Zunge leckte leicht über das Ohrläppchen des anderen. „Und bis dahin – träumt süß von mir.“ Sein leises Lachen war das letzte was der Captain hörte, bevor ein dumpfer Schlag auf den Hinterkopf ihn erst mal ausknockte.

Sorgsam löste Colin die Fesseln und legte den Schwarzen Engel in sein Bett. Dann richtete er in aller Ruhe seine Kleider, schnallte sich seinen Degen um und steckte noch ein paar hübsche Dinge des Piraten ein, die ihm gefielen. Unter anderem einen breiten Goldring mit grünem Stein, den er sich als Belohnung für seinen „Sieg“ auf den kleinen Finger steckte.

An Deck waren die polternden Schritte betrunkener Piraten zu hören, die nach und nach wieder an Board eintrafen und ihn davon überzeugten, dass es nun allerhöchste Zeit war zu gehen. Noch ein letztes Mal schaute er auf den schlummernden Captain hinab, der am Morgen sicherlich mit heftigen Kopfschmerzen erwachen würde und beugte sich hinunter, um mit einem leichten Grinsen einen Kuss auf die fein geschwungenen Lippen zu drücken.

Dann stahl er sich zur Tür hinaus und verschmolz mit der Nacht, ein geübter Jäger mit einem etwas gefährlichen Hang zur Romantik...

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- Ende Teil I -

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