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Aftershow-Partys sind was Feines

By: NaomiNaejire
folder German › Originals
Rating: Adult ++
Chapters: 1
Views: 1,097
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Disclaimer: This is a work of fiction. Any resemblance of characters to actual persons, living or dead, is purely coincidental. The Author holds exclusive rights to this work. Unauthorized duplication is prohibited.

Aftershow-Partys sind was Feines

Autor: Lykos
Fanfictiongenre: Tokio Hotel
Titel: Aftershow-Partys sind was Feines
E-Mail: AngelNaomi@web.de
Warnings: Slash, (TW)INCEST!, Tom x Bill, silly, sap
Disclaimer: Ich möchte mit dieser Fanfiktion weder dem Ruf von Tokio Hotel, insbesondere Tom und Bill Kaulitz, schaden noch mir anmaßen zu behaupten, die Jungs seien homosexuell oder würden den eigenen Bruder begehren.
Tokio Hotel haben mit mir rein gar nichts zu tun, weder kennen sie mich noch ich sie, daher distanziere ich mich von jeglichen Eventualitäten.
Ich verdiene hiermit kein Geld und möchte klarstellen, dass es 1. lediglich eine Fiktion meines kreativen Gehirns ist, was ich hier im Folgenden beschreibe und 2. will ich weder Homosexualität noch Inzest verherrlichen.
So, das wäre geklärt. Widmen möchte ich diese One-Shot meiner Seelenverwandten Freundin Lacusa. Sie hat identische Ansichten wie ich, was Tom und Bill betrifft. Keine von uns beiden kann es leiden, wenn Tom zum sensiblen Uke gestempelt wird. *g*
Sie hat sich eine Szene gewünscht, in der Tom eifersüchtig wird. Tja, was passiert wohl, wenn jemand ‚seinen’ Bill offensichtlich angräbt?
Also, Lacusa, das hier ist nur für dich, Süße. Ich hoffe, die FF ist nach deinem Geschmack. ;D
Diese One-Shot ist im Übrigen – wie könnte es auch anders sein – aus Toms Sicht geschrieben.
Jetzt ist übrigens auch der richtige Zeitpunkt, um auf die ‚Tom-wird-penetriert-Geschädigen’-Selbsthilfegruppe hinzuweisen, die Lacusa ins Leben gerufen hat und die ich voll und ganz unterstütze. Seid auch ihr, liebe Twincester, geschädigt durch eine grausame Geschichte, in der in einem Lemon Tom derjenige war, der penetriert wurde? Dann tretet uns bei. Steht für Toms Männlichkeit ein. Wir helfen euch aus der Geschädigtheit heraus. Schreibt Lacusa oder mich an. xD
Morddrohungen, Kritik, Anregungen und hoffentlich auch Lob gehen bitte an o.g. E-Mail-Adresse oder per Kommentar an mich.
Wer mehr Fanfiktionen von mir lesen will, schaut doch einfach mal bei meiner Homepage rein: http://www.noxveritatis.2kx.de

* * * * *

Aftershow-Partys sind was Feines.
Es bieten sich die vielfältigsten Sorten der Entspannung und der Vergnügungen an.
Sei es nun in Form von einem breiten Spektrum an Alkoholangeboten, sei es in Form von toller Musik, zu der man lässig tanzen kann oder aber sei es in Form von all den eroberungsbedürftigen zarten Wesen, die nur darauf warten, dass man sie angräbt und den Macho raushängen lässt, um sie danach erfolgreich abzuschleppen.
Erstere zwei Faktoren werden natürlich zu Beginn des abendlichen Spektakels nach einem erfolgreichen Konzert konsumiert und praktiziert.
Um die Stimmung anzuheizen. Um lockerer zu werden. Und um den Stress abzubauen.
Nachdem all dies von Erfolg gekrönt wurde, schreitet man wohlwollend und mit viel weniger Hemmungen zum nächsten Gang über – dem Machogehabe.
Peinlichst ist man darauf bedacht, die eigene Potenzialität möglichst offen zur Schau zu stellen.
Das beginnt mit dem lässigen breitbeinigen Gang, den man draufhat, auch wenn man nur ein neues Bier holt.
Je breiter die Beine beim Gehen, desto größer die Genitalien – so möchte man es den zerbrechlichen weiblichen Geschöpfen vermitteln.
Ein ungeschriebenes Gesetz ist zudem, dass man das Revier mit den engen Freunden teilt. Und logischerweise, deren Objekte der Gier nicht anzugraben.
Zumeist ist es ohnehin so, dass es genug holde Damen gibt, die den eigenen Geschmack treffen.
Man wird, je später der Abend, immer lockerer und ist teilweise so mutig im Angraben wie man sich in nüchternem Zustand niemals trauen würde.
Was würde man(n) denn ohne sein Bierchen machen, das einem so den Ausklang des Tages versüßen kann?
Genüsslich streiche ich auch heute über den schlanken Hals meiner besten Freundin – der Flasche.
Meine Hemmschwelle ist momentan schon recht niedrig.
Im vollen Raum ist stickige Luft und es gibt wenige Flecken, wo keine Leute zu finden sind.
Wo man hinsieht, wird gebaggert, geflirtet, getrunken und geschäkert. Rauchschwaden vernebeln bereits teilweise die Sicht etwas.
Ich schiele auf meine Armbanduhr. 23:42 Uhr. Dass ich um diese Zeit noch keine vollbusige Schönheit abgeschleift habe, grenzt schon fast an ein Wunder.
Und irgendwie nervt es mich. Nicht umsonst habe ich bis dato die Titel ‚Obermacho’ und ‚Checker’ bekommen.
Aber was muss man sich momentan eingestehen? Dass man eben heute Abend nicht unbedingt so in Fahrt ist wie es eigentlich wünschenswert wäre.
Zeit, das Ruder herumzureißen und den Tiger in mir zu erwecken.
Gierig gehen meine Augen auf die Pirsch. Hier und da stehen einige kurvige Bräute, die noch nicht von Gustav oder Georg ins Fadenkreuz genommen worden sind und sind in Frauengespräche verwickelt.
Nicht übel. Für den Anfang zumindest. Aber noch nicht das, was ich eigentlich suche. Blondinen sind derzeit out in meiner Favoritenliste.
Mein Blick gleitet weiter und tastet die anwesenden Partygäste, Groupies vorwiegend, ab.
Bis er an zwei Personen hängenbleibt, die eigentlich so gar nicht infrage kämen.
Zumindest eine davon nicht, wie man sich jetzt plötzlich eingestehen muss, wo man den kleinen Bruder tief – TIEF(!) – verwickelt in ein Gespräch mit David Jost verwickelt sieht.
Bill lacht herzhaft und seine Grübchen zieren das zarte Gesicht. Die Augen schimmern im warmen Licht der Bar, an der sie beide sitzen.
Er scheint das Gespräch sehr amüsant zu finden. Und noch mehr: er scheint von unserer bandeigenen Klette angetan zu sein, wie man entsetzt feststellen muss.
Also das, das...
Was rege ich mich eigentlich auf? Sollen sie doch reden. Geht mich nichts an.
Ich lasse die Augen weiterziehen. Eine Person, zwei, drei, dann zurück.
Ich bleibe wieder an Bill und David hängen.
Was unterhalten die sich eigentlich seit neuestem dermaßen intensiv? Dafür gibt es meinessehrachtens keinen Grund.
Und wenn doch, dann hat David gefälligst mit der gesamten Band zu reden.
Na gut, wenn es dabei bleibt, dann darf er mit meinem göttlichen Bruder noch ein bisschen reden. Aber nicht für lange.
Ich zwinge meinen Blick weiterzuziehen, zu suchen nach einer jungen Dame, die es wert ist, die Nacht mit mir zu verbringen.
Man wird sogar fündig. Ein Groupie. Schwarze lange Haare. Wie Bill. Dunkel geschminkt. Wie Bill.
Sie redet mit ihrer Freundin. Beim Lachen zeichnen sich Grübchen ab. Wie bei Bill.
Verdammt, was soll das eigentlich?
Ist mein Gehirn wirklich nur noch auf meinen Bruder zu sprechen? Hat es sich gegen mich verschworen?
Ich rolle die Augen und gebe ein nicht überhörbares Schnauben von mir.
Und wieder ist meine Aufmerksamkeit David und meinem Zwilling gewidmet.
Sie sind immer noch vertieft in ein offensichtlich interessantes und amüsantes Thema.
Herrgott, wann zieht Herr Ich-bin-euer-ewiger-Schatten endlich ab?
Warum lässt sich mein Bruder eigentlich von dem einwickeln? Was hält ihn in dieser Konversation fest?
David lacht laut auf. Sein Gesicht verzieht sich dabei widernatürlich und abartig in Falten. Seine Hand rutscht dabei wie von selbst – und ich bin davon überzeugt, dass dieser Kerl es mit Absicht macht! – in die Richtung von meinem kleinen Bruder.
Sein ganzer Körper *an sich* ist Bill zugewandt.
Ich schnaube ein weiteres Mal. Bisher war man eigentlich immer recht neutral David Jost gegenüber eingestellt, der ein notwendiges Übel für uns ist. Doch im Moment wird die Neutralität von einer gefährlichen Feindseligkeit verdrängt.
Und es fällt mir wie Schuppen von den Augen.
Ich bin eifersüchtig. Ich bin eifersüchtig auf David Jost, der mir noch nie etwas Böses wollte und eigentlich nur mit Bill redet. Ein einfaches Gespräch.
Die ganze Sache ist dermaßen normal, dass ich mir völlig bescheuert vorkomme, hier insgeheim den Groll vor mir herzuschieben. Scheiß’ Alkohol. Hätte ich bloß nicht so viel gesoffen.
Aber ich kann’s nicht aufhalten. Die Eifersucht lässt sich nicht verdrängen.
Ich sitze da und kann nicht anders als meinen neuen Konkurrenten alias David Jost mit bösen Blicken zu durchbohren. Unnötig zu erwähnen, dass dieser Verräter in Gedanken bereits tausend Tode gestorben ist.
Wie kann er es wagen, sich meinem Bruder auf diese Weise anzunähern? Wie kann sich dieser Typ auch noch in meiner, Tom Kaulitz’ Gegenwart anmaßen, meinen Bruder vollzutexten?
Da wären zwei Faktoren, klinkt sich mein Verstand ein. Erstens: Bill ist Single. Und zweitens: David ist dir keine Rechenschaft schuldig über das, was er tut.
Okay, zugegebenermaßen kann ich wegen ersterem Faktor nichts machen. Das ist ein Fakt.
Aber beim zweiten. Dieser Verräter hat gefälligst mich, den großen Bruder, der die Verantwortung über Bill trägt, um Erlaubnis zu fragen.
Hat er aber nicht. Ein Grund mehr, wütend auf ihn zu sein.
Gott, was habe ich heute nur für Gedankengänge? Ist das alles der Alkohol?
Sei’s drum. Ich bin geladen. Der Typ geht mir auf den Senkel. Und zwar mächtig.
Besagter Kerl nähert sich aufgrund der Lautstärke im Raum verdächtig dem zierlichen Gesicht meines Bruders an, um ihm daraufhin etwas ins Ohr zu raunen. Mit einem in meinen Augen widerlichen Grinsen in der Fratze.
Mein Groll wird stärker und rüttelt an meinem Stolz.
Was erlaubt sich dieser Narr eigentlich? Bill ist MEIN Bruder und gehört MIR! Niemand darf ihm so nahe sein. Niemand außer mir.
Ich nehme einen großen Schluck aus meiner Freundin, der Bierflasche, stelle sie auf den Tisch vor mir und verdrehe meinen Hals so unmenschlich, dass es knackt.
Noch einmal die Schultern gekreist und schon fühlt man sich wie der Oberchecker im Raum.
Breitbeinig erhebe ich mich aus meinem Stuhl und schreite genüsslich langsam in die Richtung, in der mein hilfloser Bruder von meinem Konkurrenten hingehalten wird.
Der wird ihn nicht kriegen. Niemand kriegt meinen Bruder. Niemand.
David alias der Störenfried erdreistet sich, die Hand auf Bills Oberarm zu legen und ihn kurz zu tätscheln.
Ist der Kerl lebensmüde? Hat der allen Ernstes vor, sich mit mir anzulegen?
Ich verdrehe im Gehen meinen Hals abermals bis die Wirbel knacken.
So etwas macht dieser Spast nicht ungestraft. Niemand legt sich ungeschoren mit einem Tom Kaulitz, dem Alphatier dieser Party, an.
Noch einen Meter trennt mich von meinem ärgerlichen Konkurrenten.
Sie sehen zu mir auf. Ich sehe verächtlich in sein Gesicht.
„Was habt ihr denn so wichtiges zu bereden?“ Die Provokanz sprüht ihre Funken aus jedem einzelnen verfluchten Wort meiner Frage.
Der Typ hat doch tatsächlich auch noch die Nerven, mich anzugrinsen.
„Ach, nichts geschäftliches, sonst hätte ich euch hinzugeholt.“
Das sehe ich, du Wurm.
„Hast du nichts zu tun? Keine Arbeit?“
Die Amüsiertheit aus seiner Miene entschwindet langsam. Anscheinend hat er endlich gepeilt, dass ich ihm momentan nicht wohlgesonnen bin.
„Nein. Außerdem amüsiere ich mich hier ganz gut mit deinem Bruder.“
Das sehe ich, Schleimgesicht. Und jetzt verpiss’ dich, bevor ich dich ungespitzt in den Boden ramme.
„Aha. Na, dann wird es dich ja sicher nicht stören, wenn ich dich jetzt wegschicke und das Gespräch mit Bill alleine fortsetze?“
Das Wort ‚alleine’ wird natürlich mehr betont als der Rest, der möglichst gereizt über die Lippen sprudelt.
Die Mimik meines Gegenübers verliert nun jegliche Freundlichkeit und wird kalt wie eine Maske.
„Sag’ mal, was bist du eigentlich so komisch? Bist du betrunken?“
Falsche Antwort, du Hackfresse.
Meine Augenbrauen ziehen sich bedrohlich nach unten, das Kribbeln in meiner Faust nimmt verdächtig verlockend zu. Wenn der Kerl so weitermacht, dann setzt’s was. Der kriegt die Tracht Prügel seines Lebens.
„Nein, bin ich nicht. Und jetzt verpiss’ dich aus unserer Aura.“
Der Mund meines Rivalen steht nun offen in völliger Entsetztheit. Die Augen sind übernatürlich geweitet und starren mich ungläubig an.
Damit haste nicht gerechnet, was? Tja, Tom Kaulitz spielt in einer höheren Liga als du, Mister Möchtegern-Macho.
„Tom, bitte sei friedlich“, wirft die beschwichtigende Stimme meines – MEINES! – Bruders ein und stößt natürlich beiderseits auf totale Ignoranz.
„Schon gut.“ Beschwichtigend heben sich ein Paar Hände in Kopfhöhe meines derzeitigen Erzfeindes. „Wir sprechen uns alle morgen. Wenn dein großer Held seinen Rausch ausgeschlafen hat. Nacht.“
Damit trollt er sich. Meine Miene wird siegesgleich. Und meine Arme stemmen sich überheblich in die schmalen Hüften.
Bevor man sich aber noch weiterer triumphierender Momente widmen kann, wird man unsanft von der entsetzten Stimme des Bruders in die Realität zurückgeholt.
„Sag’ mal, spinnst du? Was sollte dieses Gehabe?“
Und schon ist all der Siegeswahn wie weggeblasen und man wird gewahr, wie blöd man sich eigentlich eben aufgeführt hat.
„Der hat genervt.“
„Genervt?“ Bill hebt eine seiner schön geschwungenen Augenbrauen ungläubig in die Höhe. „Du hast doch gar nicht mit ihm geredet.“
„Aber ich hab’ es gesehen. Und er hat mich gevervt.“
Die Mundwinkel meines Bruders beginnen verräterisch zu zucken. Dass er mir momentan am liebsten sämtliche Schimpfworte an den Kopf knallen würde ist nicht zu übersehen.
Aber er reißt sich zusammen. Etwas zumindest.
„Du musst deine Gefrustetheit, keine Tussi abbekommen zu haben, nicht an anderen abbauen, ist das klar?“
Ein wütender Blick aus rauchig geschminkten Augen folgt auf dem Absatz. Dann fährt das göttlichste aller göttlichen Wesen hoch und verlässt den Raum.
Zurück lässt er seinen großen Bruder, der sich vorkommt wie ein völliger Vollidiot.
Okay, ich habe etwas übertrieben. David hat bestimmt nichts Übles beabsichtigt. Er wollte sicher nur ein unbefangenes Gespräch mit Bill führen.
Mein Stolz und Ehrgeiz lassen keine weiteren Einsichten zu. Er war Bill nahe. Definitiv. Und das darf er nicht.
Bill gehört zu mir. Er ist ein Teil von mir. Ich bin derjenige, der an seiner Seite ist. Ich bin... ja, was bin ich denn eigentlich?
Es ist viel zu spät am Abend, um mich mit diesen seit einiger, seit viel zu langer Zeit schon gehegten Gefühlen zu befassen, die unwillkommen in meinem Kopf und Herz herumschwirren und sich abseits jeglicher Legalität befinden.
Es geht nicht, es darf nicht sein. Basta.
Es gilt, mich bei meinem kleinen Bruder zu entschuldigen für die Nummer von eben.
Also stiehlt man sich so unbemerkt wie möglich aus dem Raum hinaus und betritt die große Terrasse vor dem kleinen Vorgarten.
Da steht er auch schon, gegen einen Holzpfosten der Überdachung gelehnt, und starrt ins Leere hinaus.
Ich räuspere mich kurz und er dreht den Kopf in meine Richtung. Dann sieht er auch schon wieder nach vorne.
Unsicher nähere ich mich ihm und atme tief durch. Neben ihm bleibe ich dann schließlich stehen und starre ebenfalls auf die spärlich beleuchtete Straße hinaus.
„Ich wollt’ mich für das eben entschuldigen. Hab’ echt überreagiert.“
Ein kurzes Seufzen folgt antwortend. „Ja, das hast du definitiv.“
„Tut mir auch ehrlich leid, Billy.“
Ich sehe ihn versöhnlich von der Seite an und suche den Blickkontakt.
Er schenkt ihn mir gütigerweise. Und weil er mir sowieso nie lange böse sein kann. „Schon gut. Vergessen wir das.“
„Mhm.“
Ein langer Moment des friedvollen Schweigens folgt.
Wir lauschen den Autogeräuschen aus der Ferne, der Musik und den Stimmen aus dem Haus und dem Wind, der durch die Blätter der Bäume zieht und dann zärtlich unsere Wangen streift.
Für einen Moment ist alles vergessen. Das Konzert heute Abend, die Fans, die Party, die hinter uns im Gebäude noch in vollem Gange ist.
Bill ist es, der die Stille schließlich unterbricht.
„Aber eines würde mich doch noch interessieren.“
Ich hebe interessiert den Kopf. „Was?“
Die Augen meines Zwillings funkeln mich verräterisch an. Ahnt er etwas, wovon ich nichts weiß?
Als dann auch noch seine dünne Hand nervös durch die langen, kaum auftoupierten Haare fährt, weiß ich, dass ihm sein Anliegen keinesfalls leichtfällt.
„Warum?“
Seine gehauchte Frage schwebt nach einer Antwort suchend zwischen uns umher.
Ich starre ihn mit weit geöffneten Augen an. Warum? Wieso fragst du mich? Willst du mich quälen?
„Warum, Tom?“
Bills Lider fallen auf Halbmast. Die Lippen beben verdächtig und glänzen gefährlich im Nachtlicht des Mondes.
Ich starre ihn immer noch an. Gebannt von seiner Frage, gefesselt von seinem Anblick.
Dann reiße ich mich los und wende die Augen gen Boden.
Ich kann dir die Antwort nicht sagen, Kleiner. Es ist mir untersagt. Mach’ es uns doch nicht noch schwerer als es ohnehin schon ist.
Als Konstellation in Form von Geschwistern. Zwillingen.
Ich fürchte mich, eine Antwort zu geben. Weil ich damit alles kaputtmachen würde.
Du spürst es doch auch.
Du spürst das Knistern zwischen uns, wo keines sein dürfte.
Du siehst die Blicke, die nicht ausgetauscht werden dürften.
Du fühlst die Berührungen, die sich nicht so schön anfühlen dürften.
Du spürst das Herzrasen, obwohl es normal schlagen sollte.
Du spürst das alles. Genau wie ich.
Warum diese ausgesprochene Frage?
Ich hebe den Kopf und sehe meinem Zwilling wieder ins Gesicht.
Tränen verlassen seine Augen langsam, bahnen sich einen langsamen Weg über die zarten Wangen und nehmen die dunkle Schminke mit auf die Reise in die Tiefe.
Seine Lippen beben heftiger und sind einen Spalt geöffnet. Er will etwas sagen, doch er ist unfähiig dazu. Weil ihm die Hände gebunden sind. Genau wie mir.
Mein Blick wird traurig und driftet langsam ab in Verzweiflung. Wie lange müssen wir uns noch quälen, um den Anforderungen der Menschen gerecht zu werden?
Ein leises Schluchzen entflieht den feuchten Lippen meines Bruders. Ein stiller Vorwurf an die Welt. Eine stille Klage.
Ich lege meine Hand an seine nasse Wange und streichle die glitzernden Tränen weg.
„Es tut mir leid“, kommt es leise über meine Lippen als ich erkenne, dass er mich durchschaut hat, „es tut mir leid, Bill.“.
„Sag’ bitte nicht, dass es dir leid tut.“
Bills Schluchzen wird etwas lauter und er legt seine kalte Hand auf meine.
Seine glänzenden braunen Augen ruhen unruhig auf mir und tragen mir wortlos all seine Verzweiflung vor, die er empfindet, und zwar noch um so vieles mehr als ich.
Und seine stille Bitte, ihn endlich zu küssen. Wenigstens einmal. Ein einziges Mal.
Ich nehme mich seiner wortlos geflehten Bitte an.
Ein letzter Blick wird aus identischen Augen ausgetauscht, bevor wir die Grenze des Normalen überschreiten und unsere Lippen sich im Moment der Zerbrechlichkeit und der unauslöschbaren Sehnsucht finden.
Es ist als würde ein Feuer von unseren Lippen ausgehen, das seine Flammen bis in die kleinsten Zellen schlägt und eine Hitze entfacht, die uns an den Rand der Zeit trägt, um uns dort langsam zu verbrennen.
Bills Hände schlingen sich verzweifelt um meinen Hinterkopf, während meine seinen zitternden Rücken und die Seiten streicheln.
Es ist als hätten wir uns ein Leben lang nach diesem Kuss gesehnt, ohne es bewusst zu ahnen.
Es ist als hätten wir unser Leben nur gelebt für diesen einen Moment, der abseits jeder Handlung ist, die zwischen uns Geschwistern passieren dürfte.
Es ist als hätten wir unsere Gefühle ein Leben lang füreinander aufgespart, um sie in diesem Moment und keine Sekunde früher ohne jeden rettenden Halt preiszugeben.
Unsere Lippen kosten die Vertrautheit des Bruders, die Weichheit seiner Lippen und die wohlige Wärme auf der Haut mit einer zärtlichen Vorsicht, die die Zerbrechlichkeit dieses Momentes untermalt.
Wir versinken in einem Moor der Leidenschaft, die wir nie gekannt haben und nun fühlen als gäbe es niemals ein zweites Mal, während unsere rastlosen Hände auf eine unersättliche Wanderschaft am Körper des Zwillingsbruders gehen, ohne Ziel, ohne Option, um ihn auf eine Art und Weise kennenzulernen, die wir uns bisher schuldbewusst untersagt haben.
Es ist eine Ewigkeit, nach der wir uns voneinander lösen und uns keuchend in die Augen starren, in denen wir das Feuer der grenzenlosen Zuneigung erkennen, das in uns brennt. Nur für den Bruder. Unauslöschbar für alle Zeit. Eingebrannt in unsere sehnsüchtigen Herzen.
„Ich liebe dich, Bill“, sprudelt meine Antwort über die sündigen, verräterischen Lippen, die ich mir geschworen habe niemals auszusprechen.
Er sieht mich immer noch an. Das Feuer in den Augen wird von aufsteigenden Tränen gefangen.
Er weiß zu gut um unsere Lage.
Seine Hand vergräbt sich in meinen Dreads.
Dann beginnen die Tränen erneut zu fallen. „Ich dich auch.“
Die Hand gleitet meinen Hals hinab.
Ich lächle ihn traurig an. „Ich möchte um uns kämpfen.“
Er nickt langsam, andächtig.
„Ich will es auch.“
Ein wortloses Versprechen. Eine Ewigkeit, verpackt in einen Moment.
„Bist du bereit, dafür alles auf dich zu nehmen?“
„Ja“, haucht er in einer Ehrlichkeit, die mir einen Schauer über den Rücken hinab treibt.
Ich lächle noch einmal leicht. Die Traurigkeit verschwindet.
Es ist an der Zeit, das Leben nicht mehr zu heucheln. Es ist an der Zeit, so zu leben wie es für uns bestimmt ist. Auch wenn als Gegner die Welt uns gegenübersteht. Und das bis an unser Ende.
Wir sind bereit. Bereit, allem entgegenzutreten, was da kommen mag.
Unsere Liebe wird uns die Kraft geben, die wir brauchen. Wenn nicht, würden wir ohnehin an diesem Leben zerbrechen. Unweigerlich. Es gibt nur diese zwei Optionen. Dafür sind wir geboren worden. Das erkenne ich jetzt umso mehr als ich es geahnt habe.
Mein Lächeln findet seine Antwort auf Bills Lippen.
„Das hier ist so verrückt, Tommi.“
Ich nehme seine Hand.
Ja, das ist es. So verrückt wie etwas nur verrückt sein kann auf dieser Welt, auf der wir beide eigentlich keinen Platz haben mit unseren sündigen Gefühlen.
Ich verlasse die Terrasse und gleichermaßen diese Party zusammen mit meinem Bruder und wir finden uns auf dem spärlich beleuchteten Gehweg wieder. Die Finger verflechten sich fest ineinander und besiegeln unser Vorhaben.
Aftershow-Partys sind was Feines, wirklich.

* * * * * Ende * * * * *